[24/7] Zwischen den Zeilen von halfJack ================================================================================ Kapitel 24: Der kleine Tod -------------------------- Der kleine Tod   Es konnte keinen Gott geben, keinen Teufel, keinen Demiurg oder ein ähnliches allmächtiges Wesen, das die Fäden im Hintergrund in der Hand hielt. Wäre es so gewesen, hätte sich die Sonderkommission damit abfinden müssen, einen Kampf gegen Windmühlen zu führen. Der Krieg zwischen Kira und L würde niemals enden. Oder L würde irgendwann zwangsläufig verlieren. Doch die beiden Hauptermittler waren sich einig, dass Kira menschlich sein musste. Er durfte einfach nichts anderes sein als ein Mensch. Um ebenjenen menschlichen Serienkiller mit göttlicher Kraft aufzuhalten, mussten sie zuerst Higuchi festnehmen. Zumindest L sah den momentanen Stand der Ermittlungen auf diese Weise. Higuchi Kyosuke, dieser Ersatzmörder, das Surrogat des echten Kiras, musste endlich aus dem Weg geräumt werden. Nervös saß Light am Schreibtisch in ihren Privaträumen und schrieb an dem Drehbuch für die Sondersendung, die sie auf Sakura TV ausstrahlen wollten. Darin würde der vermeintlich verstorbene Matsuda die Identität von Kira enthüllen und Higuchi damit in die Enge treiben. Innerhalb kürzester Zeit waren sie der Lösung des Falles so nahe gekommen. Trotzdem empfand Light eine unangenehme Ruhelosigkeit. Er fragte sich, ob es daran lag, dass Misa erst ihren eigensinnigen Kopf hatte durchsetzen müssen, bevor die Stagnation beendet werden konnte. Mit seiner moralischen Einstellung kam es Light manchmal so vor, als würde er seinen Partner unnötig behindern. Doch daran lag es nicht, dass er sich jetzt so ruhelos fühlte. Immerhin hatte Light bewiesen, dass er auch allein Erfolg haben konnte, wenn L durch unerklärliche Tatenlosigkeit gelähmt war. Zwar war der Sohn des ehemaligen Polizeichefs noch jung und nur ein Student, doch konnte er durchaus nützlich sein und bei den Ermittlungen helfen. Andererseits war er der Hauptverdächtige. L hielt ihn ohnehin für Kira. Wahrscheinlich war Light in erster Linie deshalb im Team und nicht wegen seines detektivischen Gespürs oder weil L ihn vielleicht gern an seiner Seite wissen wollte oder sogar in irgendeiner Weise seine Nähe schätzte. Eigentlich war Light das bewusst. Der Meisterdetektiv hatte ihn mehrmals als Freund bezeichnet, ihn aber genauso oft darauf hingewiesen, wie wenig man auf seine Worte vertrauen konnte, wie viel er lediglich aus Kalkül sagte. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Light merkte genau, dass es keinen Sinn hatte, ständig darüber nachzugrübeln. Dennoch konnte er seine Überlegungen nicht einfach abstellen. Es wäre leichter gewesen, wenn L ihm überhaupt nichts bedeutet hätte. „Bist du schon wieder beleidigt, weil ich von dir verlangt habe, dich in Kira hineinzuversetzen, Light-kun?“ „Ich bin nicht beleidigt“, wischte Light die Bemerkung genervt beiseite. Er drehte sich nicht zu L herum, der ihm vermutlich schon seit einiger Zeit über die Schulter geschaut und bemerkt hatte, dass Light gar nichts aufschrieb, weil er mit seinen Gedanken ganz woanders war. Das weiße Blatt vor ihm auf dem Tisch blieb leer. „Inspektor Yagami hat allzu oft deutlich gemacht, dass es ihm missfällt, wenn sein Sohn sich in Kira hineinversetzt.“ Light spürte, wie sich L mit dem Rücken gegen seine Lehne stützte. Wahrscheinlich vergrub er dabei die Hände in den Hosentaschen und starrte gelangweilt an die Zimmerdecke. So, wie er es immer tat. „Doch Light-kun rechtfertigte sich damals, er würde wohl kaum erzählen, wie er als Kira handeln würde, wenn er wirklich Kira wäre, nicht wahr?“ Der Jüngere brauchte einen Moment, um zu verstehen, was L meinte und auf welche Situation er ansprach. „Light-kun scheint seine Meinung geändert zu haben. Hat es ihm früher weniger ausgemacht als jetzt?“ Unruhig ließ Light den Stift zwischen seinen Fingern wirbeln. „Yagami-san mag das Rollenspiel mit Kira womöglich deshalb nicht“, fuhr L fort, „weil ihm bewusst zu sein scheint, wozu sein eigener Sohn fähig ist. Er sagt, er würde nicht zweifeln, weil er weiß, dass Yagami Light nicht Kira ist. Doch das ist kein Wissen oder Gewissheit, sondern nur Vertrauen. Wenn Yagami-san es wirklich wüsste, wenn er nicht zweifeln würde, dann würde er Light-kun...“ „Hör auf damit.“ Den Stift kurzerhand beiseite legend verschränkte Light die Hände ineinander und lehnte sich zurück. L rührte sich keinen Millimeter. Stumm wartete er ab. „Ich bin kein Diktiergerät, Ryuzaki. Du redest doch gerade mit mir, oder nicht? Dann verhalte dich auch so. Sprich mich direkt an und lass diese Umschreibungen, als wäre ich nur eben zufällig im selben Raum.“ „Bist du wütend?“ „Nein“, antwortete Light sofort. Dann korrigierte er sich. „Doch... ich weiß nicht. Normalerweise stört es mich nicht, aber im Moment stoße ich mich an deinen Formulierungen. Wenn du andere Menschen anredest, all diese Floskeln, das ist keine Höflichkeit, weißt du? Nein, du distanzierst dich damit. Du distanzierst dich, indem du Namen verwendest, anstatt mich oder dich direkt anzusprechen. Ich fange schon selbst an, von mir in der dritten Person zu reden.“ „Light-kun...“ „Nenn mich nicht so!“, unterbrach Light den Anderen unwirsch. Er machte eine abrupte Bewegung mit der Hand, blieb allerdings sitzen. „Das ist doch alles nur Mittel zum Zweck, um den Schein einer Freundschaft zu wahren. Kira ist der Name für dein Ideal von einem Feind. Yagami Light ist der Name für deinen Hauptverdächtigen. Und Light-kun ist...“ Jählings riss sein wütendes Aufbegehren ab. Light konnte nicht weitersprechen. Er versuchte den unangenehmen Knoten in seinem Hals herunterzuschlucken, doch es gelang ihm nicht. „Light-kun ist...“, begann L vorsichtig, „mein Freund?“ „Nein, er versucht nur ständig es zu sein.“ Light schaute zur Seite und antwortete sehr leise, damit seine Stimme nicht brach. Eine Distanz aufzubauen war tatsächlich einfacher. Es war einfacher, von sich selbst so zu sprechen, als spräche man von einem Anderen. Darum fuhr Light in der dritten Person fort. „Light-kun versucht etwas zu sein, das nie irgendjemand sein kann. Etwas, das auch niemand für ihn sein kann.“ „Außer L“, warf der Meisterdetektiv ein. Die Worte klangen ungewohnt für ihn. Unsicher und zurückhaltend. Wie kalt erstarrte Hoffnung. „Er kann das doch, nicht wahr? L kann der eine Freund sein.“ „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, entgegnete Light bitter. „Ich kenne L nicht.“ Der Detektiv seufzte und stieß sich von der Stuhllehne ab, sodass die Metallkette leise klirrte. „Du verhältst dich wie ein Kind“, meinte er geduldig. „Ich verstehe nicht, was du eigentlich von mir willst. Du weißt es wahrscheinlich selbst nicht. Soll ich nun dein Freund sein oder nicht?“ „Versuch es nicht auf der Schiene!“, entgegnete Light harsch und drehte sich im Aufstehen herum. Dass L ihn ein Kind genannt hatte, machte ihn nur noch wütender. „Du siehst mich in Wirklichkeit gar nicht als deinen Freund. Kannst du so etwas wie Freundschaft überhaupt empfinden?“ Er griff L am Kragen und schüttelte ihn heftig, als könnte er damit seiner Wut Einhalt gebieten. „Was soll dieser ständige Wechsel zwischen Freund und Feind? Wenn du der Überzeugung bist, dass ich Kira bin, dann ergibt es doch keinen Sinn, auf unsere Freundschaft zu bestehen und sogar Misa mit ins Boot zu holen. Zwei Freunde meinst du nun angeblich zu haben, deine einzigen Freunde, obwohl wir beide deine Hauptverdächtigen sind. Suchst du dir denn wirklich deine Freunde aus deinen Feinden aus? Wir bedrohen quasi dein Leben! Also warum tust du das? Ich habe das Gefühl, du würdest jeden um dich herum verarschen, um deine Ziele zu verwirklichen. Du lässt niemanden an dich heran, stößt andere vor den Kopf und...“ Light ließ den anderen Mann los und holte Luft. „Am Ende ist dir doch alles völlig egal. Du lügst und schreckst auch nicht davor zurück, Menschen zu opfern und Verbrechen zu begehen, um deine eigene Gerechtigkeit zu vertreten. Eigentlich bist du auch nicht anders als Kira!“ Mit einer ruckartigen Bewegung wandte Light den Kopf zur Seite. Sein braunes Haar verdeckte zum Teil seine Augen, doch konnte L deutlich sehen, wie sein Partner die Zähne aufeinanderbiss und seine Wut niederzukämpfen versuchte. „Das mag sein“, sagte L scheinbar ungerührt. Er war fasziniert von der Emotionalität des Anderen und spürte in sich das Verlangen, ihn noch weiter zu provozieren. „Aber nur wer am Ende gewinnt, Light-kun, bestimmt darüber, was wirklich gerecht ist. Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben. Wer verliert, der war schon von Anfang an im Unrecht.“ „Verdammt, Ryuzaki! Meinst du das ernst?“ Wieder langte Light nach ihm, sodass L ein paar Schritte zurückwich und gegen den Rand des Bettes stolperte. „Oder ist dein kühles Auftreten nur gespielt?“ Light hielt ihn fest und sprach eindringlich weiter. „Manchmal wünschte ich, du würdest dich mehr wie ein Mensch verhalten, nicht wie eine leblose Puppe.“ „Dito“, sagte L nur und dehnte das Wort in die Länge, als wollte er sich zusätzlich über Lights Aussagen lustig machen. Dessen Blick verdüsterte sich. Er griff nach Ls Schultern und stieß ihn rücklings auf das Bett. Der Detektiv gab einen überraschten Laut von sich. Einen Wimpernschlag später zerrte Light ihn mit der linken Hand am Kragen zu sich herauf. Dabei hob er mit der anderen Hand die Kette über Ls Kopf, um sie hinter dessen Körper fallen zu lassen. Dann verlagerte Light sein gesamtes Gewicht nach vorn, sodass er seinen Partner an den Schultern zurück auf das Bett drücken konnte. „Was zum Teufel...?“, setzte L soeben an. „Da fragst du den Falschen“, entgegnete Light und hielt die Metallkette fest, die straff unter dessen Rücken verlief und ihm somit den rechten Arm nahezu bewegungsunfähig an die Seite presste. Während Light seine Knie auf Ls Beinen positionierte, wehrte er die Angriffe ab, die dieser mit dem noch freien Arm gegen ihn ausführte. Ls Faust traf ihn hart im Gesicht. Endlich schaffte Light es, nach dem linken Handgelenk des Anderen zu greifen. Für L standen die Emotionen, die nun durch seinen Körper wüteten, im heftigen Streit miteinander. Sein Verstand wollte die Situation verstehen und ausnutzen. Sein Trotz wollte sich nicht unterwerfen lassen. Doch da war noch ein letztes kleines Gefühl, das ihm einflüsterte, er sollte seine Gegenwehr besser aufgeben und sich fallen lassen. Während L hin- und hergerissen war zwischen der Frage, wie ernst oder halbherzig er sich zur Wehr setzen sollte, hatte Light bereits den Rest der Kette um dessen Handgelenk gelegt und es mit einem unnachgiebigen Griff umschlossen, um dem unter ihm liegenden Mann auch die letzte Möglichkeit zur Bewegung zu rauben. „Was soll das werden?“, fragte L unheilvoll. „Nonverbale Kommunikation“, antwortete Light, „wenn ich dich schon nicht mit meiner Eloquenz überzeugen kann...“ „Humor ist ein seltenes Phänomen bei dir, Yagami-kun“, meinte L und bemühte sich um Distanziertheit, während er Lights Finger zu ignorieren versuchte, die unter sein weißes Oberteil glitten, „das zeugt von Unsicherheit. Also kann ich davon ausgehen, dass du selbst nicht weißt, was du tust.“ „Wer ist hier unsicher?“ Light strich mit seiner Hand über die nackte Haut seines Freundes, zeichnete die feinen Muskeln und Rippen nach, berührte beinahe unbeabsichtigt dessen Brustwarzen, erkundete mit seinen Fingern jeden Zentimeter, den er erreichen konnte. Und dabei spürte er deutlich Ls rasenden Herzschlag, der Lights eigenen beschleunigten Puls widerzuspiegeln schien. Light beugte sich hinab und berührte mit bebenden Lippen den blassen Hals des Detektivs, wobei er seine Hand tiefer wandern ließ und rasch die Knöpfe von Ls Jeanshose öffnete, die diesem eigentlich zu groß war. Trotz unkontrollierter Atmung kämpfte L darum, seine Stimme im nächsten Satz ruhig klingen zu lassen. „Ich würde es begrüßen, wenn du jetzt bitte aufhören und deine Aufmerksamkeit von meiner taktilen Wahrnehmung auf wichtigere Dinge richten könntest.“ „Wichtigere Dinge?“, flüsterte Light unschuldig in sein Ohr und schob dabei die rechte Hand in dessen Boxershorts. „Nicht das...!“, keuchte L überrascht. „Das meinte ich nicht.“ Jetzt, da sein eines Handgelenk nicht mehr von Light festgehalten wurde, konnte er zumindest seinen linken Arm benutzen, um den Jüngeren von sich zu drücken. Seine rechte Hand verkrampfte, das Metall der Fessel schnitt schmerzhaft in seine Haut, nicht aus Widerstand gegen seinen Partner, sondern gegen die Unkontrollierbarkeit seiner eigenen Schwäche. L versuchte, seine Beine unter dem Gewicht des Anderen zu bewegen. Das gelang jedoch nur bedingt. Der Abstand zwischen ihnen blieb gering. „Ich würde sagen, jeder setzt seine Prioritäten anders“, meinte Light selbstbewusst und versuchte damit, seine Zweifel zu überspielen, die Unsicherheit, die er tatsächlich empfand. Zwar hatte er keinerlei Erfahrungen mit Männern, doch konnte man kaum über einen anderen Körper besser Bescheid wissen als über den des gleichen Geschlechts. Am Ende funktionierte jeder Mensch auf ähnliche Weise. Auch L. Was hatte Light außerdem zu verlieren? Der Detektiv würde die Handschellen nicht aus persönlichen Gründen lösen, weil Rationalität und die Lösung des Falles für ihn an oberster Stelle standen. Nur Unehrlichkeit konnte die Bindung zwischen den beiden Männern zerstören. Doch ihn erreichen, die Distanz überwinden, das schien nur Kira zu schaffen. Um an L heranzukommen, musste Light vielleicht noch ein bisschen mehr wie Kira sein. Darum ließ er sich von seinen Emotionen leiten. Er schob Ls Jeanshose und die Boxershorts ein weiteres Stück nach unten und riskierte es, seine Bewegungen zielgerichtet zu intensivieren. „Ich meine es ernst“, stieß L zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor, „hör auf damit.“ „Kalt lässt dich das aber auch nicht, oder?“ Light spürte unter seinen Fingern, wie der andere Körper auf ihn reagierte, hörte Ls stockendes Atmen, das dieser zu unterdrücken versuchte, nahm dessen Nähe intensiver wahr als je zuvor. Doch dem Meisterdetektiv wurde es nun zu viel. In seinen schwarzen Augen lagen Wut und Verwirrung, während er sich ernsthaft zur Wehr zu setzen begann. Mit aller Kraft versuchte er sich aufzurichten und schaffte es, trotz der Metallkette genügend Spielraum zu erlangen, damit er seine Hände gegen Lights Brustkorb drücken konnte. Dieser sah sich gezwungen, L an den Handgelenken festzuhalten und sein gesamtes Gewicht dafür einzusetzen, dessen Widerstand zu unterbinden. So blieb jedoch keinem von beiden die Möglichkeit, weiter zu agieren. Light ignorierte die auf ihn gerichteten, stechend schwarzen Augen. Langsam und nachdenklich ließ er den Blick Ls Körper hinabwandern. „Wag es nicht...“, klang plötzlich dessen tiefe Stimme rau und bedrohlich an sein Ohr. Doch lag noch eine andere Emotion in diesen Worten. Eine Emotion, die Light sanft lächeln ließ. Aus diesem Grund beugte er sich hinab. „Wir dürfen ni...“, protestierte L, konnte dabei aber kaum ein Keuchen unterdrücken, als er Lights Lippen und dessen Zunge spürte, genau dort, wo er normalerweise keine Berührungen duldete. Warum? Was passierte hier? Was versprach sich Light davon? Würde Kira das tun? Ein Chaos an Gedanken brach in Ls Kopf los, keinen konnte er wirklich greifen, keinen ordentlich durchdenken und analysieren, keinen einzigen konnte er beantworten. Seine Hände verkrampften sich. Wo er Light zu erreichen vermochte, bohrte L seine Fingernägel in dessen Arm und kratzte über dessen Haut. Doch Lights Griff blieb unerbittlich. Ein Stöhnen entfloh Ls Kehle. Er schluckte hart und öffnete unwillkürlich die Lippen, um besser Luft zu bekommen, während sich sein Brustkorb bei jedem Atemzug schmerzhaft hob und senkte. Normalerweise hätte er die Kontrolle nicht verloren. Er durfte nicht daran denken, wem die Hände gehörten, die ihn festhielten, wessen Lippen und Zunge er spürte. Sacht streifte braunes Haar seine Haut. L konnte einfach nicht vergessen, dass es Light war, der ihm diese Nähe aufzwang. Die Gegenwehr des Detektivs ließ nach. Er krallte sich im Stoff der Bettdecke fest, sodass Light seinen Griff um dessen linkes Handgelenk lockerte. L nutzte die Gelegenheit und vergrub seine Finger in dem braunen Haarschopf, versuchte diesen jedoch nur halbherzig von sich zu schieben. Nichtsdestotrotz ließ Light rechtzeitig von seinem Partner ab, bevor jener Rückhalt und Selbstbeherrschung verlor. Erleichtert atmete L auf, doch das Herz hämmerte noch immer gegen seine Brust. Als er merkte, dass sich Light über ihn beugte, drehte er sofort den Kopf zur Seite. Er wollte ihm nicht in die Augen schauen müssen und starrte deshalb stur aus dem Fenster. Light wunderte sich über dieses untypische Verhalten, da der Detektiv bisher noch keinem Blick ausgewichen war. Doch in Anbetracht der Situation geschah soeben einiges, was für beide Männer ungewöhnlich war. Während Light die Stirn auf Ls Schlüsselbein sinken ließ, das unter dem hochgeschobenen Shirt hervortrat, glitt seine Hand wieder dessen Körper hinab. „Light-kun, du weißt nicht, was du tust“, raunte L mit annähernd vorwurfsvoller Stimme. „Spielt das denn eine Rolle?“, flüsterte dieser verärgert. „Außerdem weißt du es doch selbst nicht.“ Ls Atmung ging nur noch stoßweise, als er wieder den festen Griff spürte, diesmal weniger sanft, sondern eindeutig in voller Konsequenz. Er versuchte nicht mehr ernsthaft, den Anderen an seinem Tun zu hindern. Dafür war es längst zu spät. Light hob den Kopf und sah zum ersten Mal die geschlossenen Augen des Meisterdetektivs. Die dunklen, von Schlafmangel umschatteten Lider zuckten, während Ls Keuchen ungehemmt über seine leicht geöffneten, blassen Lippen drang. Nichts Lebloses lag mehr in diesem Gesicht. War das jene Emotionalität und Menschlichkeit, die Light schon so oft in seinem Freund gesucht hatte? Mit den Hitzewellen, die sein eigenes Inneres durchfluteten, verflüchtigten sich diese Überlegungen allerdings rasch. Die leise Stimme der Vernunft schrie ungehört in Lights Kopf und versuchte ihn darauf aufmerksam zu machen, dass es falsch war, was er tat. Dass er sein Handeln bald bereuen würde. Obwohl die Nähe und Wärme des Anderen ihm fast den Verstand raubten, versuchte Light die Distanz zwischen ihnen auf ein Minimum zu reduzieren und berührte den Körper des fremden Mannes, als wäre es sein eigener. Er konnte nur noch daran denken, dass es L war, den er unter seine Gewalt zwang. Den Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet, jeden Ton erstickend setzte die Atmung des Detektivs für eine Sekunde aus. L warf den Kopf in den Nacken, während sich sein Körper anspannte. Ohne Rücksicht klammerte er sich an den Armen seines Partners fest. Light betrachtete jede Regung in dem sonst so gleichgültigen Gesicht und sah darin seinen eigenen Widerstreit aus Gegenwehr und Verlangen. Unbewusst schob L sein mittlerweile vom Gewicht befreites Knie ein wenig hinauf zwischen Lights Beine, welcher daraufhin leise überrascht keuchte. Light merkte, wie auch sein eigener Körper auf die Situation reagierte. Doch was sollte er jetzt tun? Die Erkenntnis ließ ihn abrupt zurückweichen. Zugleich spürte er einen Fuß gegen seine Brust stoßen. Der Tritt warf ihn rückwärts vom Bett, sodass er über seine eigenen Beine stolperte und beinahe gefallen wäre. Als er sich noch rechtzeitig gefangen hatte, begegnete er Ls Blick. Und zum ersten Mal glaubte Light vollständig zu verstehen, was sich in diesen schwarzen Augen widerspiegelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)