Ehre und Stärke : Amors Pfeile von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kapitel VI „Nein, ich will es gar nicht hören.“ Merenptah seufzte schwer als er den Sklaven erblickte, der Treize zum Frühstück hätte holen sollen. „Verzeiht, Herr.“ Der Mann verbeugte sich und eilte wieder davon. „Ist er wieder bei der Garnison?“ Isisnofret, deren Bauch schon beachtliche Ausmaße angenommen hatte, blickte ihn amüsiert an. Merenptah hatte vor einem Jahr geheiratet und würde bald Vater werden. Zärtlich streichelte er ihre Hand während er nur nickte. Neue Soldaten waren in Memphis stationiert worden und natürlich hatte sich Treize das Vergnügen nicht nehmen lassen sie auf seine Weise zu begrüßen. Treize Khushrenada lebte mittlerweile fast drei Jahre in seinem ägyptischen Exil und wenn er nicht gerade seine Kopfbedeckung abnahm oder ihm jemand in die Augen blickte, ging er glatt als ein Ägypter durch. Dies nutzte der Römer wenn er auf die neuen Soldaten in den Tavernen traf, mal provozierte er sie, mal beleidigte er sie, mal betrog er beim Würfelspiel. Doch letzten Endes lief alles auf einen Kampf außerhalb der Stadt heraus. Treize legte es gerade zu darauf an sein Leben bei einem solchen sinnlosen Gefecht auf Spiel zu setzen. Merenptah sprach jedes Mal ein Dankgebet, wenn Treize wieder wohlbehalten zurückkehrte. Doch ein Gutes hatte dieser merkwürdige Zeitvertreib. Treize war zu einem sehr guten Schwertkämpfer geworden. Mühelos beherrschte er das römische Kurzschwert, aber auch das ägyptische Sichelschwert, das Kopesh. Auch hatte er hinterhältige Tricks und Kniffe kennengelernt, die man wohl nur erwarb, wenn man sich regelmäßig mit römischen Legionären herumtrieb. Die neu nach Memphis angereisten Soldaten wussten nicht, mit wem sie sich da bekriegten. Wüssten sie es, sie hätte jede Beleidigung hingenommen und es nicht gewagt mit dem Sohn der Khushrenadas ihre Klingen zu kreuzen. Dem Kommandant der Garnison war Treize natürlich ein Dorn im Auge, aber auch er verkniff sich jegliche Äußerung und ließ dem adligen Exilanden seinen Willen. Merenptah und Isisnofret setzten also ihr frühes Mahl in trauter Zweisamkeit fort. Isisnofret selbst war Treizes Charme schon bald verfallen als sie in Merenptahs Haushalt gekommen war. Wäre sich Merenptah nicht über Treizes Tugend völlig im Klaren, er würde fast vermuten, dass das Kind, welches seine Frau unter ihrem Herzen trug, von Treize stammte. Doch Treize hatte Isisnofret nie angerührt und zog in der letzten Zeit viel eher die jungen Tempelknaben im Westbezirk der Stadt vor. Aber natürlich teilten auch Merenptah und Treize noch regelmäßig das Lager. Isisnofret schien es fast sogar gutzuheißen. Auch wenn sie dies nicht offen zugab, doch es war ihr wohl lieber, dass ihr Mann sich mit Treize vergnügte, statt sich eine zweite Frau zu nehmen, die ihr eine Konkurrentin werden konnte. Die Tür zu ihrem gemütlichen Speisesaal schwang auf, ein schmutziges römisches Schwert wurde dem Sklaven übergeben und ein ebenso nicht minder schmutziges Kopftuch. Treize fuhr sich mit der linken Hand durch die kurzen Haare und untersuchte dabei einen Kratzer auf seinem rechten Handrücken. Er kam wohl zu dem Schluss, dass es nichts Ernstes war und streifte sich die Sandalen ab, bevor er sich auf die nächstbeste Liege warf. Er hatte sichtlich gute Laune und griff schon nach den Datteln bevor Merenptah oder Isisnofret ihn begrüßen konnten. Treize war gerade neunzehn geworden und hatte rein Äußerlich nichts mehr mit dem verstörten Jungen gemein, der damals am Kai am Hafen von Memphis gestanden hatte. Seine Schultern waren breiter geworden, seine Statur insgesamt eindrucksvoller. Das häufige Kämpfen mit Schwert, Pfeil und Bogen, die Ringkämpfe zwischen ihm und Merenptah hatten dazu geführt, dass er den Körper eines Soldaten besaß auch wenn ihm noch die zahlreichen Narben fehlten. Seine Haut war gebräunt wie die eines Bauers. Oft hielt sich Treize im Freien auf und verschmähte die Sonnenschirme, die die Adligen sonst nutzten damit sie sich ihren hellen Teint erhielten. Selten ließ er es noch zu, dass ihn Merenptah beim Liebesspiel dominierte, was früher eine Selbstverständlichkeit gewesen war. Gerade beim letzten Mal hatte ihn Treize ziemlich grob behandelt und einmal mehr gezeigt, dass er nun der kräftigere der beiden Männer war. „Geht es dir gut Isis?“ Treize bedachte Isisnofret mit einem freundlichen Blick, der so gar nicht zu seinem rüpelhaften Auftreten passte, das sämtliche Manieren vermissen ließ. „Heute keine Übelkeit?“ „Nein, es ist besser geworden, danke der Nachfrage. Es ist doch immer ein Trost, dass wenigstens ein männliches Wesen an die Belange einer Schwangeren denkt.“ Es war ein deutlicher Seitenhieb auf Merenptah und der verzog das Gesicht zu einer säuerlichen Mine. Treize grinste nur in seinen Becher hinein und warf Merenptah einen amüsierten Blick zu. Auch wenn er sich davor scheute Treizes gute Laune zu dämpfen, Merenptah reichte ihm ein Bündel Papyrus auf dem ein rotes Siegel prangte. „Ein Brief aus Rom.“ Fast schlagartig wurde Treize bleich und mit stellte mit zitternden Fingern den Pokal auf dem Tisch ab. Das vergnügte Grinsen war vollständig aus seinem Gesicht verschwunden. Vorsichtig als ob es sich um eine Giftnatter handeln würde, nahm er das Papyrus entgegen. „Das kaiserliche Siegel“, murmelte er und zog die Augenbrauen zusammen. „Treize? Ist alles in Ordnung?“ Isisnofret richtete sich besorgt auf und wahrlich, Treize bot einen bemitleidenswerten Anblick. „Ja, ich bin nur überrascht.“ Er rang sich ein Lächeln ab und entschuldigte sich, um den Brief zu lesen. Treize deponierte den Brief auf dem Schreibtisch in seinem Zimmer und musterte ihn sorgenvoll. Die letzte Nachricht, die er aus Rom erhalten hatte, war die Botschaft von dem Tod seiner lieben, kleinen Schwester gewesen. Kein Wunder also, dass er diesem Dokument vor ihm ein gewisses Misstrauen entgegenbrachte. Er setzte sich an den Tisch und zerbrach das Siegel. Ihm war sofort aufgefallen, dass das kleine Päckchen aus Papyrus ungewöhnlich schwer war und nun sah er auch den Grund dafür. In einen Bogen aus Papyrus war ein Holzrahmen mit Wachstäfelchen eingeschlagen. Dies war zunächst nichts Ungewöhnliches. Botschaften von minderem Interesse, Einkaufslisten und Besoldungstabellen, kurzum: Alles Mögliche wurde auf solchen Wachstäfelchen verzeichnet. Treize erkannte sofort die Handschrift des Kaisers und las interessiert die Nachricht. Nur um sich danach mit einem Stirnrunzeln zurückzulehnen. Es war belangloses Geplänkel. Der Kaiser wünschte ihm alles erdenklich Gute, hoffte, dass er den Aufenthalt nutzte um Studien zu betreiben und übermittelte auch Grüße seiner Eltern. Warum sollte ihm der Kaiser so eine nichtssagende Nachricht zukommen lassen. Das war in der Zeit seines Exils – ja, Treize bezeichnete seinen Aufenthalt in Ägypten durchaus als Exil – noch nie vorgekommen. Vielleicht war es ein erstes Zeichen, dass ihm zeigen sollte, er wäre in der römischen Gesellschaft wieder willkommen. Wahrscheinlich waren im Lauf der drei Jahre genügend Gras über diese Affäre um Treize und Lucius gewachsen. Nicht, dass je jemand die wahren Hintergründe erfahren hätte. Noch einmal las Treize die Nachricht, fast so als ob er erwartete, der Wortlaut hätte sich mittlerweile geändert. Doch nein... Aber irgendein Gefühl sagte ihm, dass dies nicht nur eine freundliche Notiz aus Rom war. Seine Finger strichen gedankenverloren über den Holzrahmen. Einer spontanen Eingebung folgend und den Frust über diese nichtsnutzige Nachricht verdauend, hieb er mit der Kante des Holzrahmens auf den Schreibtisch. Der Rahmen zerbrach zwar nicht, aber der Spalt zwischen den zwei aneinandergeleimten Holzplatten weitete sich und Treize erkannte, dass dort in dem Zwischenraum ein weiteres Stück Papyrus verborgen war. Eine geheime Botschaft! Vorsichtig zog Treize den Fetzen Papyrus hervor und stand gleich dem nächsten Rätsel gegenüber. Es war nur ein dünner, aber dafür sehr langer Streifen Papyrus auf dem zwar Buchstaben angebracht waren, die jedoch überhaupt keinen Sinn ergaben. In diesem Moment betrat Merenptah sein Gemach und stellte sich hinter Treize, der noch immer den mysteriösen Papyrusstreifen in der Hand hielt. „Isisnofret machte sich Sorgen um dich. Sie hat mich geschickt, nach dir zu sehen.“ „Wirklich?“, machte Treize gedankenverloren. Vielleicht irgendeine Art von Code? Er hatte erst kürzlich ein Werk dazu gelesen und begann damit die einzelnen Buchstaben auf einen sauberen Bogen Papyrus zu übertragen. Doch bevor er weiter fortfahren konnte, hatte ihn Merenptah schon geküsst. Sie hatten seit gut einer Woche nicht mehr das Lager geteilt und ganz eindeutig war dies dem Ägypter eine viel zu lange Zeitspanne. Nun, vielleicht konnte etwas Ablenkung ihm wirklich gut tun und er lehnte sich an den Körper hinter ihm zurück. Doch diese mysteriöse Nachricht hatte ihn ganz gefangen genommen und er war nicht ganz bei der Sache, was natürlich Merenptah nicht verborgen blieb. Der Ägypter gab sich alle Mühe Treizes Aufmerksamkeit wieder auf die Geschehnisse im Bett zu lenken. Gerade schickte er sich an Treizes Erektion mit der Zunge zu verwöhnen. Treize griff mit der Hand in Merenptahs Haarschopf und schob ihn näher an sich heran, beobachtete wie sich diese freche Zunge über seine Haut schob... „Aber natürlich!“, entfuhr es ihm und er richtete sich schlagartig auf. Dieses höchst erotische Bild von Merenptahs Zunge, die sich um ihn schlängelte, war im Grund die Lösung für sein Problem. „Nichts da!“ Merenptah setzte sich kurzentschlossen auf ihn. „Jetzt bin ich dran.“ Treize hatte schließlich nachgegeben und erst als Merenptah zufrieden neben ihm auf dem Bett lag und schnarchte, hatte er wieder nach dem Papyrusstreifen gegriffen. Die Nachricht war in der Tat verschlüsselt und nun ahnte er auch, wie er sie zu entschlüsseln hatte. Zuerst wickelte er den Streifen um seinen Mittelfinger und erkannte bald, dass er einen dickeren Stab benötigte, damit die Buchstaben in der richtigen Reihenfolge dargestellt wurden. Hatte man einmal das Prinzip verstanden, war die Ver- und Entschlüsselung einfach: Man nahm einen Stab bestimmter Dicke und umwickelte ihn mit einem schmalen Streifen Papyrus, welchen man ganz gewöhnlich von links nach rechts beschriftete. Abschließend wickelte man den Streifen wieder ab und erhielt einen hübschen Wirrwarr von Buchstaben, die keinen Sinn mehr ergaben. Sein Vater hatte ihm vor Jahren dieses Verfahren erklärt und mit einem gewissen Triumphgefühl las er endlich die Nachricht. Auch sie stammte vom Kaiser persönlich und ihr Inhalt war äußert brisant. Er ließ sich langsam auf den Stuhl vor den Schreibtisch sinken. Nicht nur, dass der Inhalt des Schreibens höchster Geheimhaltung unterlag. Es war auch ein Befehl daran gebunden, ein Befehl, der einzig und allein ihm galt. Dem Kaiser lagen Berichte vor, dass einige Befehlshaber der römischen Garnisonen in Ägypten revoltieren wollten. Sie hatten wohl auch schon Kontakte zu einigen Wüstenvölkern hergestellt, die sie hierbei unterstützen sollten. Selbst wenn ein paar Garnisonen abtrünnig werden würden, so gab es auch noch genügend kaisertreue Offiziere in Ägypten, die den Aufstand im Keim hätten ersticken können. Doch wusste der Kaiser nicht mehr, wem er trauen konnte und wem nicht. Hier kam Treize ins Spiel. Anscheinend war er der Einzige, dem der Kaiser in dieser Situation noch vertraute und er sollte die Aufständigen in ihre Schranken weißen. Wie er dies tun sollte, darüber schwieg sich die Nachricht aus. Treize hätte dieses Schreiben gerne als schlechten Scherz abgetan, wenn da nicht diese letzte Zeile gewesen wäre. „Dein Vater hält nichts von dieser Idee, aber ich weiß, du wirst deine Pflicht als Offizier tun.“ Ja, sein Vater würde so etwas nicht gutheißen, da war sich Treize sicher. So manch anderer Adlige würde sich selbst dafür verstümmeln, oder den Großteil seines Vermögens als Almosen geben, sofern der eigene Sohn so vom Kaiser favorisiert werden würde. Der Kaiser sah ihn wohl als Offizier an, das hieße dann auch, dass ihm vergeben war und wenn er nach Rom zurückkehren würde ein hoher Rang in der Armee in Aussicht gestellt war. Sofern er zurückkehrte. Treize gefiel es in Ägypten, er war versucht zu sagen, dass es seine Heimat war. Was sollte ihn noch an Rom reizen. Seine Familie. Die hatte er seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Er drehte sich um und blickte auf Merenptah, dessen Körper sich unter den dünnen Bettlaken aus feinstem Leinen abzeichnete. Was hielt ihn hier in Ägypten?, fragte er sich. Merenptah war ein guter Freund, ein äußert angenehmer Bettgenosse, aber sonst... War er bereit sein Leben für den Kaiser aufs Spiel zu setzen? Zwei Monate später... „Du bist verrückt!“, bescheinigte ihm Merenptah zum wiederholten Male und musterte ihn skeptisch, half ihm aber nichtsdestotrotz mit der Rüstung. Sie hatten keinerlei Leibdiener oder Sklaven bei sich. Treize trug bereits sein Untergewand und den Panzer aus Leder, ebenso die Beinschienen und den Lederschutz an den Unterarmen. Lediglich für den Panzer aus Bronze benötigte er Hilfe beim Anlegen. Es war kein römisches Modell, sondern orientierte sich an den Vorlagen der uralten Pharaonen. In die Bronze waren die Umrisse der beschützenden Flügel von Isis eingearbeitet worden, die sich gleichsam um seine Brust schlangen. Er hatte es extra bei einem Schmied in Auftrag gegeben und die Rüstung hatte ihre Wirkung bei den Männern, die ihm nun unterstanden, nicht verfehlt. Aber das hatte er einkalkuliert. Es gab einige ägyptische Adlige, die sich nur zu gerne von der römischen Herrschaft befreien wollten. Treize hatte sich hilfesuchend an sie gewandt, sie nach Männern und Waffen gefragt und sie waren bereit gewesen ihm zu folgen nachdem sie bemerkt hatten, wie nah er dem Land am Nil stand. Aber natürlich war Treize auch nicht so naiv zu glauben, sie folgten ihm nur, weil sie seinem Charme erlegen waren. Er hatte ihnen Privilegien versprochen, einen Teil der Steuereinnahmen, Vergrößerung ihres Grundbesitzes, solche Dinge. Ein geringer Preis für den Kaiser, falls Treize und seine kleine Privatarmee Erfolg haben würden und die abtrünnigen römischen Offiziere besiegten. Fast eine gesamte Legion hatten die Verräter in Amarna versammelt, bereit sich gegen Rom und den Kaiser zu stellen. Eine gute Wahl sich ausgerechnet diese Geisterstadt als Treffpunkt zu wählen. Die Ägypter, abergläubisch wie sie nun einmal waren, mieden diese Stätte. Auch Merenptah hatte sich wenig begeistert gezeigt, dass Treize und seine Männer ihr Lager in einer nahe gelegenen Schlucht aufgestellt hatten. Treize schlang sich den Bogen über eine Schulter und prüfte noch einmal den Sitz seiner Stiefel. Er war bereit. Sein Körper geschützt und ebenso war sein Geist bereit. Zum ersten Mal würde er ein Kommando übernehmen, würde Männer in den Tod schicken. Er hatte als leichtsinniger Junge brennend auf diesen Tag gewartet, jetzt sah Treize es nüchterner und doch verspürte er auch ein nicht unbeträchtliches Gefühl von Stolz in sich. „Warte hier auf uns.“, wies er Merenptah an und ging nicht auf die vorherigen Worte ein. „Schick die Boten los, sobald wir angegriffen haben und...“ „Treize“, bat der Ägypter leise. „Bitte sieh mich an.“ Sanft umfassten kalte, klamme Hände sein Gesicht. Merenptah war ganz eindeutig kein Kämpfer, kein Soldat. Seine Hände zitterten und in seinen Augen konnte Treize deutlich die Angst erkennen. Treize umarmte ihn. „Ich werde zurückkommen. Heute Abend werden die toten Körper dieser Verräter im Wüstensand vor sich hinrotten.“ „Treize!“ Für einen Ägypter waren solche Worte reiner Frevel. Wenn der Körper eines Toten beschädigt oder die ordnungsgemäße Balsamierung verwehrt wurde, dann konnte er kein erfülltes Leben mehr im Jenseits führen. Dann schlug er die Zeltplane zur Seite und trat in die kalte Nachtluft. Sie befanden sich in der dunkelsten Stunde der Nacht, vor den ersten Zeichen der Dämmerung. Überall in ihrem Lager bereiteten sich die Männer vor. Die meisten von ihnen waren junge Adlige, so alt wie Treize oder Merenptah, die mit großen Enthusiasmus Treizes Bitte gefolgt waren. Aber auch zahlreiche Söldner, die sie angeworben hatten und einfache Arbeiter und Bauern, denen man eine Waffe in die Hand gedrückt hatte. Die Söldner und Adligen konnten kämpfen, die Bauern würden den Klingen der römischen Kurzschwerter kaum etwas entgegensetzen können. Laut Plan sollten sie schon längst ihren Platz über dem römischen Lager eingenommen haben, auf einer Position, die so wenig Feindberührung wie nur möglich versprach. Die Römer hatten die Dummheit begangen sich auf dem freien Feld zwischen den Ruinen der Stadt und der Felsenwand niederzulassen. Auf dem Kamm dieser Felsenwand machten sich nun die Bauern und Bogenschützen bereit. Selbst ein einfacher Bauer sollte wahllos einen Pfeil in diese große Ansammlung von Zelten abfeuern können. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sie dabei einen Verräter treffen würden. Doch Treize hoffte, dass es dazu gar nicht kommen würde. Zahlenmäßig waren sie den Römern gnadenlos unterlegen, auch wenn das Überraschungsmoment auf ihrer Seite war. Nein, Treize hatte einen ganz anderen Plan. Vor allem mussten sie leise sein. In der Wüste wurden selbst die leisesten Geräusche weit getragen und keinesfalls durften sie die Römer wecken, die mit Sicherheit auch Wachen aufgestellt hatten. Richtig, die besagten Wachen dösten auf ihren Posten, schnell und lautlos wurden sie getötet. Treize verschwendete keinen Gedanken daran, dass er gerade seinen zweiten Menschen getötet hatte als er die Leiche unter eine Zeltplane zog und lautlos wie ein Schatten weiterhuschte. Nur eine dunkle Spur auf dem Wüstenboden zeugte von seinem Weg durch die Zelte. Diese einfachen Legionäre waren im Grund unschuldig. Ihre Offiziere waren es, die sich mit verräterischen Gedanken trugen und gegen den Kaiser und seine Herrschaft intrigierten. Doch Treize durfte sich keine Gnade erlauben. Er befand sich nun in der Mitte der kleinen Zeltstadt, hier waren die Unterkünfte größer und mehr Wachen unterwegs. Doch auch sie waren unachtsam und rechneten mit keiner Gefahr. Als nächstes die Offiziere. Durch Späher und Informanten hatte Treize in den letzten Wochen die Namen der Rädelsführer in Erfahrung gebracht. Wenn möglich wollte er sie lebend gefangen nehmen und dann nach Rom schicken. Doch es würde zu viel Aufmerksamkeit erregen, die Männer aus dem Lager zu schaffen. So beließen die Männer des ägyptischenen Spähtrupps es dabei, die Wappen von den Standarten zu reißen und als Beweisstücke in ihre Taschen gleiten zu lassen. Dann zeigten sich am Horizont die ersten Vorboten Ras, es dämmerte und es dies war das Zeichen für die Bogenschützen. Treize befand sich noch inmitten des römischen Lagers als die ersten Pfeile niedergingen. Er begann zu rennen als ihm der Geruch von Pech in die Nase stieg, hier würde gleich ein wahres Inferno ausbrechen. Die Pfeile der Schützen waren mit Lappen umwickelt, die mit Pech getränkt und angezündet worden waren. Treize und seine Vorhut hatten zusätzlich noch dieses schwärzliche Pulver im Lager verteilt, das sich schon bei der leisesten Berührung mit Glut entzündete und das Feuer weitertrug. Die trockenen Stoffbahnen der Zelte würde schnell in Flammen stehen. Wasserquellen gab es hier keine, so dass die Soldaten gezwungen waren zum Fluss zu gehen um sich zu retten. Vor ihm traf einer der Pfeile ein Zelt und schon breitete sich ein schwarzer, schwelender Fleck auf dem Stoff aus. Ein Legionär trat verdutzt nach draußen und stieß direkt mit Treize zusammen. Doch bevor er zu einem überraschten Schrei ansetzen konnte, hatte ihm Treize schon das Heft eines Messers in die Kehle getrieben. Achtlos ließ er den Körper zu Boden fallen, zog das Messer aus der Wunde und rannte weiter. Seine Lungen brannten als er endlich das freie Feld erreichte. Dort wartete ein Streitwagen auf ihn. „Ich sagte, ihr sollt euch weiter hinten bereit halten“, zischte er dem Fahrer zu. Es war Merenptahs Pferdeknecht, der hier die Zügel hielt und nun das Gefährt wendete und Treize zu einer höhergelegenen Stelle brachte, von wo aus er das Lager überblicken konnte. Mit einer Hand hielt er sich am Korb des Streitwagens fest. Die Bogenschützen feuerten noch immer ihre gefährlichen Pfeile, die die Luft über dem Zeltlager gespenstisch erhellten. Die ersten Römer rannten kopflos zwischen den brennenden Zelten umher, schlugen mit ihren Kleidern auf die Flammen ein doch nur selten gelang es ihnen sie zu ersticken. Schon bald lag eine dichte Rauchwolke über dem Tal und die Löschversuche wurden eingestellt. Nun suchten die meisten ihr Heil in der Flucht und rannten in Richtung Fluss. Nur wartete dort bereits der Rest von Treizes Armee. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)