Ehre und Stärke III : Maats Flügel von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 39: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Einige fragen sich, was Marcus wohl noch vorhat... Nun, ich kann so viel verraten, dass er mit für den Cliffhanger am Ende von ‚Ehre und Stärke, Teil III‘ verantwortlich ist. *g* Das letzte Kapitel gibt es auch bald. Kapitel XXXIX „Armes Ding!“, mitfühlend kraulte Trowa der Schimmelstute die Mähne. Es war das Pferd des neuernannten Tribuns, Marcus. Eigentlich war es nicht Trowas Aufgabe sich um die Pferde der Tribune zu kümmern, bei Heeros Prachtexemplar, das der Soldat damals in Germanien gekauft hatte, machte Trowa da schon einmal eine Ausnahme, doch sonst galt seine Sorge nur Treizes Pferden. Marcus‘ Stute war bis zur Erschöpfung getrieben worden, Trowa hätte es ja noch verstanden, hätten sie sich in einer Schlacht befunden. Aber es war einzig eine üble Laune des kaiserlichen Sprösslings gewesen unter der das unschuldige Tier nun zu leiden hatte. Noch dazu lahmte die Stute seit diesem nutzlosen Gewaltritt wie Trowa gerade im Vorübergehen bemerkt hatte und der Pferdeknecht, der sich eigentlich um das Tier kümmerte, hatte von Marcus bereits eine üble Drohung erhalten, dass er persönlich dafür gerade stehen müsste. Nein, es machte ihm diesen Marcus nicht gerade sympathischer. Der Kopf der Stute stieß ihn herausfordernd in die Seite. Natürlich hatte sie schon längst die Äpfel gerochen, die er eigentlich Treizes Pferden hatte bringen wollen. Aber wie konnte er diesem armen Geschöpf nicht jenen kleinen Gefallen tun. Während er einen Apfel zerteilte, betrachtete er das Pferd. Sie zitterte noch immer am ganzen Körper und die Gegenwart der anderen Pferde auf der kleinen Koppel, die sie hier in der Mitte des Heerlagers errichtet hatten, war ihr ganz und gar unangenehm. Da knallte eine Peitsche und die Stute, schreckhaft wie sie in ihrem Zustand war, wieherte und stieg. Trowa konnte gerade noch zwei Schritte zurückspringen, bevor sie ihn mit einem ihrer Hufe an der Stirn getroffen hätte – ein Unfall, der manchen Männern schon das Leben gekostet hatte. „Wer...“, erbost wirbelte Trowa herum und stockte. Es war Marcus selbst gewesen und dieser kam nun direkt auf ihn zu, die Peitsche noch in der Hand. „Sklave!“, zischte er und stieß den Griff der Peitsche in Trowas Bauch. „Leg nicht noch einmal deine dreckige Hand an mein Pferd!“ „Tribun! Ihr könnt eure Pferde schlagen wie es euch beliebt, aber haltet euch bei meinen Sklaven zurück. Das Privileg gebührt allein mir.“ Es war wohl Trowas Glück, dass Treize gerade in diesem Augenblick am Pferdestall vorbeigekommen war. „Verzeiht Herr“, raunte er Treize zu als dieser direkt neben ihm zu stehen kam, Trowa kniete noch immer auf dem Boden und hielt sich den Bauch. Der Schlag war doch recht unerwartet gewesen. „Dann bestraft euren Sklaven dafür, dass er seine Hände an fremdes Eigentum gelegt hat.“ „Ich bin sicher Trowa wollte nur das Beste für diese Schönheit hier.“ Mit geübtem Griff band Treize die Stute an den nächstbesten Pfahl fest und beruhigte sie wieder, dann beugte er sich herab und ließ eine Hand das linke Vorderbein herabwandern. „Das arme Geschöpf lahmt, eine Schande.“ Marcus murrte etwas, das entfernt an eine Zustimmung erinnerte. Selbst jetzt in der Sicherheit des römischen Lagers, in dessen Mitte sie sich befanden, trug der kaiserliche Spross seine Bronzerüstung. Er wollte damit Eindruck schinden und bemerkte dabei nicht, dass die gewöhnlichen Legionäre ihn dafür nur hinter vorgehaltener Hand verspotteten. Treize selbst trug heute nur eine graue, schmucklose Tunica und darunter eine grobe Hose. Trotz Sommermonate wehte hier am Fuße des Gebirges am Rande der Provinz ein frischer, kühler Wind. Die Legion hatte zunächst in Salona gelagert, der Hauptstadt der Provinz Dalmatia. Danach waren sie jedoch ins Hinterland gezogen, die Truppen des neu berufenen Statthalters im Schlepptau. Der neue Mann an der Spitze der Provinz sollte sich und seine Loyalität gegenüber Rom gleich beweisen. Hier im Gebirge gab es noch etliche Stammesoberhäupter, die Rom nicht die Treue geschworen hatten und sogar so weit gingen, dass sie römische Siedlungen niedergebrannt hatten mit Unterstützung des flüchtigen alten Statthalters, der wohl geglaubt hatte sich eine Privatarmee aus abtrünnigen Römern und Barbaren aufbauen zu können. Die Verantwortlichen, allen voran der fahnenflüchtige Römer, waren mittlerweile gefangen worden und heute Nachmittag sollten sie öffentlich auf einem Platz außerhalb des Lagers exekutiert werden. Eine unangenehme Pflicht für Treize und seine Offiziere, doch nichtsdestotrotz eine notwendige. Niemand sollte ungestraft an unschuldigen Zivilisten solche Grausamkeiten verüben können, wie sie unlängst Zeuge geworden waren. Doch war es oft Barmherzigkeit gegenüber den Besiegten, die einem langfristig die Loyalität sicherte und so verzichtete Treize darauf ein Exempel an den Stammesführern der Barbaren zu statuieren. Stattdessen verpflichteten sie sich mit den römischen Siedlern friedlich zusammenzuleben. So lange die Römer ihrerseits die Territorien der Stämme achten würden. „Da ist der Übeltäter“, Treize war mittlerweile an den Hinterläufen der Stute angelangt und das Pferd hätte beinahe ausgeschlagen als er ihren Fesseln zu nahe gekommen war. „Trowa!“ Trowa verstand natürlich sofort und rappelte sich auf, er griff nach dem einen Vorderbein der Stute und hielt es in die Höhe. So würde sie nicht mehr ausschlagen können, während Treize sich um das Hinterbein kümmerte. Marcus stand sprachlos daneben, er konnte ja auch schlecht seinem Vorgesetzten widersprechen und wenn dieser nun seinen Dolch zückte und einen kleinen Schnitt an der Fessel des Pferdes setzte, konnte er da auch nichts dagegen tun. „Ganz ruhig, meine Kleine“, flüsterte Trowa in das Ohr des Pferdes und beobachtete wie Treize den fast fingerlangen Splitter aus dem Bein des Tieres zog. Der Konsul zeigte ihn Marcus wortlos und steckte dann seinen Dolch wieder ein. „Ein paar Umschläge sollten die Heilung beschleunigen. Mein Pferdeknecht wird sich darum kümmern, wenn es euch Recht ist. Seht es als Wiedergutmachung für die unpassende Freiheit, die er sich genommen hat.“ Auch diesem großzügigem Angebot konnte Marcus nicht widersprechen. „Danke Konsul... wieder einmal habt Ihr für Gerechtigkeit gesorgt.“ Marcus spielte auf die Verschonung der Barbaren an, natürlich hatte er aufs Heftigste gegen diese Praxis protestiert. „Gerechtigkeit...“, meinte Treize versonnen und klopfte der Stute noch einmal auf den Hals. „Ja, wie so oft im Leben ist es leichter darüber zu reden als sie tatsächlich auszuführen.“ „Was wollt Ihr damit sagen?“, ereiferte sich Marcus sofort. „Nur, dass es kein leichtes Amt ist.“ Natürlich ließ sich Treize nicht so leicht provozieren. Aber mittlerweile hatte sich eine ansehnliche Menge von Soldaten um die Koppel herum versammelt. Niemandem war diese kleine Episode entgangen. Die Männer verehrten Treize in dem gleichen Maße wie sie Marcus verabscheuten. „Und ich bin wohl nicht fähig für dieses Amt!“ Marcus hätte gut daran getan seine Stimme zu dämpfen, so aber war sie für jeden hörbar. Treize blieb stehen und wandte scharf den Kopf, durch die Männer am Rande der Koppel ging ein Raunen. Diese Worte kamen einer Herausforderung gleich und dies unter römischen Offizieren! „Das habt nun Ihr gesagt, Tribun“, entgegnete Treize mit kühler Stimme. Marcus erkannte, dass er sich mit seinen impulsiven Worten selbst in Verlegenheit gebracht hatte. „Ich werde die Exekution durchführen, vielleicht kann ich Euch so beweisen, dass ich fähig für das Amt bin!“ Ein jeder der hier versammelten Männer wusste genau, welches ‚Amt‘ hier eigentlich zur Debatte stand: Nichts anderes als der Kaiserthron. Treize zog nur eine Augenbraue hoch und nickte unmerklich. „Bitte.“ Trowa hatte nicht vorgehabt der Exekution beizuwohnen, er war nicht einer dieser Menschen, die sich an solchen Schauspielen ergötzen konnten, egal ob es nun die gerechtfertigte Strafe war oder nicht. In all den Schlachten und Feldzügen hatte er schon genug Blut und die Pein anderer Männer gesehen. Jedoch interessierte es ihn und Duo ungemein, ob Marcus in der Tat den Statthalter würde eigenhändig töten können. Er traute es dem Römer nämlich gar nicht zu. So weit er wusste hatte Marcus noch nie einen Menschen getötet. Würde der Bengel, so nannten die Männer den Tribun hinter vorgehaltener Hand, dazu in der Lage sein? Wahrscheinlich hatte Marcus schon einmal ein Tier auf der Jagd getötet, aber dies war eine ganz andere Sache. So standen die beiden Sklaven auf dem hölzernen Podest auf dem Treizes Stuhl stand. Hinter und über dem Sitzplatz waren breite, rote Stoffbahnen aufgespannt worden. Zum Schutz des Konsuls vor der Sonne, aber auch um seine Stellung zu verdeutlichen. Treize war noch immer Befehlshaber dieser Legion, wie viele meinte der besten im ganzen Reich, aber er war auch Konsul, ein Amt, das direkt hinter dem Kaiser einzuordnen war. Mit einem Dolch hatte Duo eine der Nähte etwas aufgeschnitten und so spähten sie nun auf den Richtplatz hinaus, der sich langsam aber stetig füllte. Mit Sicherheit hatten viele anderen Legionäre auch nur den Platz aufgesucht, um zu sehen wie sich Marcus schlug. Die Verurteilten waren bereits ins Zentrum des Platzes geführt worden. Sie waren höchstwahrscheinlich betäubt, so ruhig und teilnahmslos wie sie dastanden. Außerdem wusste Trowa, dass Treize den ägyptischen Arzt, der Sally auf diesem Feldzug vertrat, um eben genau einen solchen Betäubungstrunk gebeten hatte. Anscheinend fühlte sich Treize gegenüber den anderen römischen Adligen noch zu einem Mindestmaß an Milde verpflichtet. Marcus und die übrigen Tribune, darunter auch Heero, der so stoisch wie immer dreinblickte, standen rechts von Trowa und Duo. Heero hätte die Todgeweihten ohne mit der Wimper zu zucken ins Totenreich befördert. Vielleicht hatte Treize auch ursprünglich geplant gehabt, dass Heero diese Aufgabe übernahm. Ein Raunen ging durch die versammelten Soldaten am Ende des Platzes und die Legionäre traten einen Schritt zurück. Angemessenen Schrittes, sofern es für so einen Anlass überhaupt einen ‚angemessenen Schritt‘ gab, überquerte Treize den Platz. Er nickte den einfachen Soldaten ebenso respektvoll zu wie den adligen Offizieren. Schließlich hielt er vor den Verurteilten an. Man verstand nicht was er noch zu ihnen sagte, doch es war nichtsdestotrotz eine große Geste. Als letztes blieb er vor Marcus stehen, der Bengel wurde so langsam aber sicher grün im Gesicht. Duo wandte sich zu Trowa um. „Ich wette um eine Woche Stalldienst, dass er direkt vor die Füße der Verurteilten reihert.“ Trowa konnte nur mit Mühe seinen Lachanfall niederkämpfen. „Die Wette gilt.“ „Wie hast du eigentlich die Flecken aus dem Umhang rausbekommen?“, flüsterte Trowa als sie Treize dabei beobachteten wie dieser sich auf den Stuhl setzte und die Falten des besagten Umhangs über seiner Schulter ordnete. Selbstredend trug Treize die beste Repräsentationsrüstung, die er mit sich führte, jene mit dem dunkel gefärbten Metall auf dem die drei goldenen Löwenköpfe so deutlich sichtbar waren. „Frag nicht; es war eine Heidenarbeit! Ich will gar nicht erst wissen, was da alles auf dem Umhang gelandet ist. Als ob er sich im Dreck gewälzt hätte oder sein Pferd direkt darüber gelaufen ist. Muss ja ein tolles Gelage gewesen sein.“ Man hörte Treize verlegen husten, anscheinend waren Duos Worte weithin zu vernehmen gewesen. Duo hatte aber auch ein Talent ernsthafte, erhabene Momente zu entweihen, wenn Trowa da nur an den Triumphzug nach der Rückkehr aus Germanien dachte. Satt dass Duo die goldene Krone über Treizes Haupt gehalten und die überlieferten Worte ‚Gedenke, dass auch du nur ein Mensch bist‘ gesprochen hatte, hatte sich der Sklave einen Spaß daraus gemacht Treize allen möglichen Unfug ins Ohr zu flüstern. Einer der Tribune verlas erneut die Verbrechen der drei Männer. Die Soldaten begannen ungeduldig mit den Füßen zu schaffen und Marcus konnte schon nicht mehr stillstehen. Fast hatte Trowa Mitleid mit dem Mann. Doch Marcus war ja selbst Schuld, er hatte sich ja diese Last selbst auferlegt. Doch wahrscheinlich würde der Sohn des Kaisers nachher im Falle seines Versagens einmal mehr Treize die Schuld in die Schuhe schieben. Als Marcus nach der Verlesung sein Kurzschwert aus der Scheide zog, hallte das Geräusch unnatürlich laut über den Richtplatz. Trowa konnte sehen, wie sich Treize gespannt nach vorn lehnte. Marcus schritt auf die Verurteilten zu, die mittlerweile von den anwesenden Sklaven dazu gezwungen wurden sich niederzuknien. Was nun folgen sollte, war das Erbärmlichste und Beschämenste was Trowa je in der Armee mitangesehen hatte. Denn Marcus machte so ziemlich alles falsch, was es nur falsch zu machen gab. Anscheinend hatte sich der junge Römer auch keinerlei Ratschläge bei den erfahrenen, alten Hasen geholt. Zunächst stellte er sich hinter den ersten Mann, ging dann aber einen Schritt zur Seite. An dieser Stelle drehte sich Heeros Kopf schon alarmiert zu Treize um, wie Trowa aus seinem Augenwinkel heraus feststellte. Marcus hob sein Schwert hoch über den Kopf, um es im nächsten Moment wie ein Beil auf den Nacken des Mannes vor ihm niedersausen zu lassen. Da hatte sich Treize bereits schon halb aus seinem Stuhl erhoben. Ein römisches Kurzschwert war keineswegs dafür gedacht wie ein Metzgerbeil benutzt zu werden um Gliedmaßen damit abzuhacken. Es war eher wie ein Dolch zu gebrauchen, eine Stichwaffe eben. Deshalb trieb man das Schwert auch von hinten in den Nacken der Todgeweihten, um mit der Spitze das Herz zu treffen, oder wenigstens eines der großen Blutgefäße. Und so kam es wie es kommen musste: Das Schwert blieb zur Hälfte im Hals des Mannes stecken, es hatte die Luftröhre angeschnitten und Blut ergoss sich auf dem Boden. Doch der Mann lebte noch und das erbärmliche Röcheln tönte unerträglich laut über den Platz. Marcus indes zerrte wie wild an seinem Schwert, um es aus dem Körper zu befreien. Er ging sogar so weit seinen Fuß auf dem Körper des leidenden Mann abzustützen. Es war entwürdigend. Selbst die erfahrenen Offiziere standen wie angewurzelt da und wussten sich nicht zu helfen. Die anderen beiden Verurteilten kämpfen nun wild gegen ihre Fessel, dieses makabere Schauspiel durchdrang sogar ihr vernebeltes Bewusstsein. Einzig Treize war aufgesprungen und hatte noch im Laufen seinen Dolch gezogen. Er stieß Marcus zur Seite und kniete neben dem noch immer röchelnden Mann. In einer schnellen Bewegung schnitt er ihm die Kehle durch und ließ den Leichnam auf den Boden gleiten. Zwei ebenso zügige Stiche in die Nackenmuskeln der beiden übrigen Männer und auch diese Körper sackten vornüber. Es war eine beängstigend effiziente Vorstellung gewesen. Wortlos zog Treize das Schwert aus dem Körper des ersten Mannes und reichte es Marcus, der immerhin noch den Anstand hatte den Blick abzuwenden. Wenigstens reiherte er den Toten nicht vor die Füße, doch die Wette zwischen Trowa und Duo war ohnehin längst vergessen. Treize erwähnte die ‚Vorfall‘ auf dem Richtplatz am Abend nicht einmal, auch wenn er danach nach einem Bad verlangt hatte, was im Allgemeinen ein sicheres Zeichen dafür war, dass sich der Konsul alles anderen als wohl in seiner Haut fühlte. Duo hatte sich ein Herz gefasst und gegenüber ihrem Konsul etwas von ‚es war eure Pflicht, Ihr habt richtig gehandelt‘ erwähnt. Doch Treize hatte lediglich nachsichtig gelächelt und Duo zum Küchenzelt geschickt um das Essen zu holen. Nach dem vorzüglichen Mahl, in einer Honigkruste gebratenes Zicklein, hatte Treize die neuesten Depeschen und Briefe durchgesehen. Einen Brief hatte er dabei gleich an Trowa weitergereicht. Es war ein Schreiben von Quatre an seinen Geliebten gewesen. Natürlich konnte Quatre seine Briefe nicht direkt an Trowa adressieren. Es war schon ungewöhnlich genug, dass er als einfacher Stallknecht lesen und schreiben konnte. Trowa war damit mit Sicherheit der einzige Pferdeknecht, der diese Fähigkeiten aufwies. Normalerweise gab ihm Treize nach dem Essen noch Unterricht, doch heute mit Sicherheit nicht. Weder Duo noch Trowa wollten Treize danach fragen, auch wenn es eine Ablenkung gewesen wäre. Sowohl für sie als auch für Treize. Nachdem im Zelt des Konsuls wieder alles aufgeräumt worden war, griff Trowa zu einer Kopie der Ilias, diese berühmte griechische Heldensage, die auch Treize und Zechs gerne lasen. Treize nippte an seinem verdünnten Wein, er trank zum Essen während eines Feldzugzuges nur zu besonderen Anlässen den teuren, guten Wein, und bat Trowa darum doch laut vorzulesen. Trowa begann zunächst stockend. Es war eine Sache für sich selbst zu lesen, doch laut vorzulesen... Doch schon bald wurden seine Sätze flüssiger und er begann sich für die Aufgabe zu erwärmen. Versuchte die Helden mit unterschiedlichen Stimmen zu sprechen, wie er es im Theater gesehen hatte. Auch Duo gesellte sich zu ihnen. „Ich bin sicher, du kannst zu Heero gehen“, unterbrach Trowa seinen Vortrag als er zum wiederholten Male beobachtet hatte wie sich Duo zum Zelteingang umdrehte. So als ob er die Ankunft seines Geliebten herbeisehnte. „Nicht wahr, Herr?“ „Bitte?“ Treizes Blick hatte zwar auf der Karte geruht, die an der gegenüberliegenden Zeltwand angebracht war, doch in Gedanken war er wohl ganz so anders gewesen. „Ihr wart nicht bei uns, Herr“, stellte Duo überflüssigerweise fest und schenkte Treize vom Wasser nach. „Ja.“ Treize lächelte in seinen Pokal hinein. „Quatre pflegte mitunter ebenso verträumt zu lächeln, wenn er an Trowa denkt, der aber nicht bei ihm sein kann“, bemerkte Duo weiter. „Duo Maxwell! Andere Herren hätte dir schon längst die Zunge herausschneiden lassen.“ Trowa lachte als Treize seinen Sklaven am langen Zopf zog. Duo wusste ziemlich genau wie weit er gehen durfte und gerade heute, an diesem bedrückenden Abend war es gut, wenn jemand Treize von den Geschehnissen des Nachmittags ablenkte. „Denkt ihr an den Mann, der euren Abschied versüßt hat?“ „Hätte ich mir auch denken können, dass du gespitzt hast.“ „Es war noch nie jemand über Nacht in euren Schlafgemächern in der Villa“, kam Trowa seinem Freund zur Hilfe. Jeder von ihnen war neugierig gewesen. „Das ist wahr“, Treize trank noch einen Schluck. „Ja, ich vermisste ihn und ja ich bin ihm hoffnungslos verfallen.“ Das waren einmal ungewohnt offene Worte von Treize. „Wer ist es?“, platzte es aus Duo heraus. Hier jedoch bissen sie beide auf Granit und Treize schweig beharrlich, er grinste nur geheimnisvoll. Als ob er sich geradezu köstlich daran amüsierte, dass die beiden Diener nicht darauf kamen, wer ihm im Bett Gesellschaft geleistet hatte. Trowa hatte das unbestimmte Gefühl, dass er den Geliebten des Konsuls wohl kannte. Doch ihm wollte nicht einfallen, wer aus Treizes doch recht großen Bekanntenkreis diese Gunst zufallen würde. „Du kannst ruhig zu Heero gehen“, kam Treize dann auf das ursprüngliche Thema zurück als Duo einmal mehr zum Eingang starrte. „Ach nein.“ Das waren ja ganz neue Töne, normalerweise würde Duo keine Gelegenheit verstreichen lassen, um bei seinem geliebten Tribun zu sein. „Gibt es Schwierigkeiten?“ Normalerweise vermieden es Trowa und Duo in Treizes Gegenwart über ihr Liebesleben zu sprechen, doch auch Treize schien interessiert zu sein. „Heero ist...“, druckste Duo herum, spielte mit dem Saum seiner Tunica. „Er trifft sich in letzter Zeit öfters mit Marcus. Und das kann nicht nur dienstlich sein. Ich habe es ihm bereits gesagt, was ich davon halte und dass er es unterlassen soll. Es ist nicht in Ordnung.“ Duo war so geistesgegenwärtig dieses Bekenntnis so leise wie möglich vorzutragen. Selbst in einem römischen Heerlager war man nicht vor Spionen gefeit und dies waren in der Tat brisante Neuigkeiten. Trowa hatte dies nicht gewusst, Treize etwa? Dem Konsul entging ja sonst nichts, was in seinem engeren Umfeld geschah. „Heero ist ein römischer Offizier. Er kann sich so oft mit Marcus treffen wie er es für notwendig erachtet“, kommentierte Treize das Betragen seines tüchtigsten Tribuns. Aber Heero und Marcus teilten mit Sicherheit nicht das Lager miteinander, überlegte Trowa weiter, auch wenn Duo das vielleicht annahm. Aber was war dann der Grund für diese Treffen? Heero musste doch irgendeine Absicht haben. Doch als er Duos unglückliche Mine sah, ging er zu dem jungen Sklaven hinüber und zog ihn in eine innige Umarmung. Bemerkte Heero nicht wie sehr er Duo dadurch verletzte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)