Ehre und Stärke III : Maats Flügel von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 36: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Ich muss sagen, das macht zur Zeit richtig Spaß! :) Kapitel XXXVI Gleich am Tag seiner ‚offiziellen‘ Rückkehr nach Rom bat Treize beim Kaiser um eine Audienz. Zum einen sollte es den konservativen Adligen zeigen, dass er durch und durch kaisertreu war. Zum anderen musste er gegenüber dem väterlichen Freund über seinen Auftrag in der ägyptischen Provinz berichten. Treize war sich sicher, der Kaiser hätte ihn damals vor allen diesen Jahren nicht ins Exil geschickt. Es war der Wille und Wunsch von Treizes Vater gewesen, um so Treize am besten vor den Nachfolgen seines Verrats zu beschützen. Das wusste Treize heute, damals hatte er das natürlich nicht so gesehen. Selbstverständlich, er war auch noch ein Kind gewesen. Als er das letzte Mal durch diese Gänge im Palast geschritten war und mit dem Kaiser geredet hatte, hatte er voll Verbitterung gestanden, dass diese letzte Nacht in Rom, die für ihn so schrecklich gewesen war, ihn letztlich zu dem Menschen gemacht hatte, der er heute war. Jetzt jedoch musste er zugeben, dass er all diese bitteren Erfahrungen nicht missen mochte. Ja, das klang merkwürdig. Doch genau diese Erfahrungen machten ihn aus, ihn Treize Khushrenada, Konsul des Römischen Reiches und dabei zählte er noch nicht einmal dreißig Sommer, er war Bevorzugter des Kaisers, sollte den Thron erben, er konnte sich der Loyalität seiner Vertrauten sicher sein: Quatre und Heero, Une selbstverständlich und Sally, natürlich auch die Sklaven und sogar Zechs. Außerdem war er der Vater einer wunderhübschen Tochter. Wer konnte dies noch von sich behaupten? Die Götter hatten ihm so manche Prüfungen auferlegt, aber sie hatten ihn auch gesegnet. In Ägypten auf Lucius zu treffen war beinahe mehr gewesen als Treize hatte ertragen können. Hatte es ihm doch noch einmal diese Nacht und den Verrat des Geliebten vor Augen geführt. Doch als er Lucius in ihrem Kampf auf Leben und Tod dann getötet und den Leichnam in der ausgehobenen Grube gesehen hatte, erst da hatte er sich von dieser Nacht und von der Vergangenheit lösen können. - Vielleicht hatte auch Zechs‘ Zauber etwas damit zu tun. Doch diese Option blendete er ganz schnell wieder aus. Natürlich hatte er es sich nie eingestanden, doch der Verrat von Lucius hatte Treize noch Jahre später verfolgt. Deshalb war er nie fähig gewesen erneut einem anderen Menschen so bedingungslos und blind zu vertrauen. Deshalb hatte er nie ernsthafte Absichten unternommen eine feste Beziehung aufzubauen. Er hatte es ja nicht einmal ertragen können mit einem anderen Menschen im gleichen Bett zu schlafen und immer trug er ein Messer bei sich. Alles nur aus dieser damaligen Enttäuschung heraus, weil Lucius ihn so schamlos für seine finsteren Pläne missbraucht hatte. Endlich war er im Innersten des Palastes angekommen und die Sklaven beeilten sich ihm die Türe zu den Gemächern des Kaisers zu öffnen. Natürlich war Treize durch die vielen Gerüchte und die Berichte seiner Spione gewarnt gewesen und doch kostete es ihn seine gesamte Selbstbeherrschung die er aufbieten konnte, um dem Kaiser nicht zu zeigen, wie erschrocken über den Anblick des Mannes war, der hier auf einem Diwan lag, der in der Mitte des Raumes aufgestellt war. Der Kaiser war nur noch ein Schatten seiner selbst. Kein Wunder, dass er nicht mehr in der Öffentlichkeit auftrat. Es wäre für die Feinde des Throns noch leichter das Volk aufzuwiegeln, wüssten die einfachen Menschen wie ernst es um ihren Herrscher stand. Treize sank schnell auf ein Knie hinab und legte die geballte Faust auf seine Brust. „Ich grüße euch.“ „Ah Treize. Lass dich ansehen, mein Junge.“ So jung war Treize nun auch nicht mehr als dass diese Anrede gerechtfertigt wäre, doch er gehorchte der Bitte nichtsdestotrotz. „Ägypten hat dir gutgetan. Ich hörte bereits von deiner dortigen ‚Überzeugungsarbeit‘. Die Priesterschaft des Amuns steht nun – gezwungenermaßen – hinter dir und die ägyptischen Adligen sowieso. Ich wusste, dass du den Aufenthalt im Süden auch für deine Zwecke nutzen wirst. Sehr gut, Treize, wirklich sehr gut.“ Der Kaiser strahlte jene merkwürdige Ruhe und Zufriedenheit aus wie es nur alte Menschen zu tun vermochten, die wussten, dass ihr Vermächtnis gesichert war. Dieser alte durchtriebene Fuchs hatte ja schließlich auch seinen Willen bekommen. Doch Treize musst auch daran denken, wie schwer es wohl für den Vater war. Einsehen zu müssen dass sein Sohn Marcus für das Amt nicht geeignet war. Hatte sich der Kaiser Vorwürfe gemacht, wie hatte er diese Enttäuschung verkraftet, die sein Sohn für ihn war. Zu sehen, dass das eigene Fleisch und Blut sich so zum Negativen entwickelte, trotz aller Bemühungen. Treize bezweifelte, dass Eltern so etwas überhaupt je verkraften konnten. „Du hast deine Entscheidung überdacht, was den Thron anbelangt?“ Der Kaiser wollte wohl ganz sicher gehen. Treize nahm auf dem Stuhl neben dem Diwan des Kaisers Platz, dann nickte er. „Das hatte ich gehofft, darum habe ich die Götter angefleht und ich glaube es war dein verstorbener Vater selbst, der mir den Weg gewiesen hat.“ Da lächelte Treize nachsichtig. Sein Vater und der Kaiser hatten eine Liebesbeziehung gehabt, natürlich hatte niemand von der engen Beziehung der beiden gewusst. Allenfalls hatte man Mutmaßungen darüber angestellt wie eng die Bande zwischen dem Kaiserhaus und den Khushrenadas gewesen waren. Als Treize es erfahren hatte, nun, zu dieser Zeit hatten ihn andere Dinge beschäftigt. Und heute... Es würde ihn interessieren, was sein Vater über Zechs, den Germanen, dachte. Würde er Treizes Interesse an dem Mann gutheißen? „Denn es gibt viel zu tun für dich.“ Nun, daran bestand keinen Zweifel und Treize rutschte auf seinem Stuhl nach vorne, richtete sich auf. „Ich höre.“ „In Dalamtia bahn sich ein Aufstand an, ich fürchte du musst an einem der Statthalter ein Exempel statuieren und in der Provinz wieder für Recht und Ordnung sorgen.“ Treize glaubte sich verhört zu haben. Es gab genug treue Offiziere die so eine Aufgabe übernehmen konnten. Außerdem wollte er Rom nicht schon wieder verlassen. „Meine Entscheidung missfällt dir wohl.“ Treize hatte sich nicht im Geringsten Mühe gegeben seine Bedenken gegenüber diesem Befehl zu verbergen. „Verzeiht, aber ich soll euer Erbe sein, in Rom kann ich euch sicherlich besser dienen und ihr schickt mich nach Dalamtia?“ „Du meinst, es kommt zum Bürgerkrieg, wenn ich sterbe und du noch in Dalmatia weilst?“ „Das habt Ihr gesagt, mein Kaiser.“ „Mhm, ich werde schon nicht in den nächsten Wochen sterben. So alt bin ich noch lange nicht... Aber es ist wahr, dass es dich erneut in eine heikle Lage bringt, wenn du Rom verlässt. Deshalb wirst du Marcus mit dir nehmen, er soll dir als Tribun dienen. Das wird den Jungen auch etwas Respekt lehren und ich bin sicher, du wirst dieses Arrangement zu deinem Nutzen gestalten.“ Treizes Gesicht zeigte keinerlei Regung bei diesen Worten. Der Kaiser wusste auch so, dass ihm dieser Befehl ebenso missfiel wie die Aussicht auf einen neuen Feldzug „Wie Ihr wünscht.“ Er verneigte sich und ging. Marcus mitnehmen; noch vor einem Jahr hätte der junge Adlige alles dafür gegeben nur in der Nähe von Treize zu sein. Aber damals war Marcus noch nicht den Einflüsterungen von Dermail und seinen Schergen erlegen. Treize konnte auch nicht sagen, was genau es war, was den Sohn des Kaisers so gegen ihn aufgebracht hatte. Das Fass zum Überlaufen hatte mit Sicherheit der Nachmittag gebracht als Marcus bei ihm gewesen war und Treize ihn ‚hart rangenommen‘ hatte. Er hatte Marcus deutlich gemacht, wer der Stärkere und Mächtigere von ihnen Beiden war. Er hatte den anderen richtig vorgeführt. Danach war ihm klar gewesen, dass Marcus sein Feind war. Oh, der bevorstehende Feldzug würde sicherlich reizend werden. Sein Weg zurück führte ihn durch die kaiserlichen Gärten und genau dort traf er auf niemand anderen als seinen neuen Tribun. Ob Marcus wohl schon von seinem Glück wusste? Doch auch heute war Marcus nicht alleine, Mariemaia war bei ihm. Treize hatte ja schon kaum an sich halten können als er seine Tochter zusammen mit Marcus auf dem Festakt zur Enthüllung von Howards neuestem Werk gesehen hatte. Wäre Zechs nicht an seiner Seite gewesen, hätte er alle Vorsicht und Tarnung über den Haufen geworfen und sich zu erkennen gegeben. Mariemaia war zu keiner Zeit in einer bedrohlichen Lage gewesen, das musste Treize zugeben. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Marcus schien ehrlich darum bemüht gewesen zu sein dem Mädchen den Abend so kurzweilig wie nur möglich zu gestalten. So auch jetzt, er zeigte ihr gerade ein Beet voller Rosen. Treize vermutete schon längst unlautere Absichten hinter dem Gebaren des kaiserlichen Sprösslings. Vielleicht hatte Marcus schon gegenüber Mariemaia offenbart, wer denn in Wirklichkeit ihr Vater war. Denn Marcus wusste es und damit hielt er einen gefährlichen Trumpf in seiner Hand. Oder rechnete sich Marcus etwa Chancen auf eine Verlobung aus? Dieser beunruhigenden Option musste sich Treize wohl oder übel so langsam stellen. Mariemaia war schon fast elf Jahre alt. Es war durchaus denkbar ein Mädchen aus adligem Hause jetzt bereits zu verloben. Und sie wurde mehr und mehr zur Frau, sie hatte sich körperlich sehr verändert während der Monate von Treizes Abwesenheit in Ägypten. Sie war schon immer ein recht großes Kind gewesen doch jetzt erkannte man es noch deutlicher. Das hatte sie wohl von den Khushrenadas geerbt, die langen Beine. Die arme Kleine würde ein paar Jahre fürchterlich schlaksig wirken bis sich ihr Körper vollständig entwickelt hatte. Sie hatten diesen so charakteristischen Zug um den Mund, der Treize jeden Tag aus dem polierten Kupferspiegel entgegenblickte. Bei der schönen Venus! Man durfte sie beide wirklich nicht zusammen sehen! Sonst würden die Parallelen sofort ins Auge stechen. Zechs hatte es schließlich gleich beim ersten Mal gesehen. „Konsul!“ Sie hatte ihn entdeckt und rannte auf ihn zu. Es war ein Trost, dieses kindische Verhalten zu sehen, das war ihm vertraut. Wenn auch ihr Körper sich so weit verändert hatte, sie war noch immer ein Kind. Er musterte sie von oben bis unten. „Ihr seid gewachsen.“ Wie immer benutzte er die höfliche Form und sie kicherte darüber. Marcus hatte sie inzwischen eingeholt und grüßte Treize mit einem knappen Kopfnicken. Doch auch er blickte ein paar Mal schnell zwischen Vater und Tochter hin und her. Treize ignorierte den Mann und bot der Kleinen an sich die Kätzchen anzusehen, die er aus Ägypten mitgebracht hatte. Treize hatte ihr schließlich schon einmal eine seiner edlen Katzen geschenkt. Bereitwillig schloss sie sich ihm an und verabschiedete sich von Marcus, der dies zuerst nicht hinnehmen wollte. Doch sie wies ihn brüsk und mit einer Sturheit ab, die man einem jungen Mädchen so nicht zugetraut hätte. „Ist heute kein Kindermädchen bei euch?“ Sie schritten zwischen einer Reihe Hecken hindurch. „Nicht, wenn ich mit Marcus spazieren gehe.“ Es war als ob sich eine dunkle Regenwolke vor die Sonne schob. So plötzlich verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck, doch dann verwandelte es sich in einen Ausdruck unverhohlenen Ekel. Als ob sie gerade in einen Haufen Exkremente getreten wäre. „Es ist unklug so offen Abscheu gegenüber einem Mann wie Marcus zu zeigen“, tadelte Treize sanft. Doch eher weil er Angst um sie hatte als dass er ihr lehren wollte ihre Gefühle hinter einer ausdruckslosen Maske zu verbergen. „Doch Ihr mögt ihn ebenfalls nicht. Man sagt sogar, Ihr wäret Feinde.“ Sie runzelte die Stirn und blickte ihn dabei fragend an. „So, sagt man das?“ Treize antwortete leichthin doch war diese Information äußerst interessant. Wenn sogar ein Mädchen wie Mariemaia davon wusste, dann war sich praktisch jeder in Rom darüber im Klaren, dass er und Marcus eine persönliche Fehde ausfochten. Mittlerweile hatten sie die Grenze zu Treizes Anwesen erreicht und betraten seinen persönlichen Garten durch eine Pforte, die von einem Prätorianer bewacht wurde. Der Mann nickte Treize zu und sein Blick streifte kurz über Mariemaia. Bildete es Treize sich ein, oder kniff der Mann argwöhnisch die Augen zusammen als er noch einmal Treize musterte? Treize nahm sich vor in Erfahrung zu bringen, wie genau dieser Soldat hieß, der hier Dienst hatte. Vielleicht musste er ihn bestechen – zur Sicherheit. „Ich höre sehr viel im Haus meines Großvaters, gerade jetzt.“ Sie biss sich tapfer auf die Lippen, wollte Stärke zeigen und konnte es doch nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen kullerten. Der Gesundheitszustand des alten Barton, also Mariemaias Großvaters, war noch ernster als der des Kaisers. Barton war eines Tages auf dem Forum zusammengebrochen. Aus heiterem Himmel! Er war für einige Zeit bewusstlos gewesen, so hatte man es Treize erzählt. Dann war er wieder erwacht, aber hatte sich von diesem Zwischenfall nicht mehr erholt. Der einst so stolze und mächtige Barton lag nur noch in seinem abgedunkelten Schlafgemach. Er vermochte seine rechte Körperhälfte nicht mehr zu kontrollieren, war gelähmt und fast blind. Was für eine schwere Zeit musste dies für das Mädchen sein. Barton war alles an Familie, was dieses kleine Mädchen noch hatte. Kein Wunder, dass Senator Barton in diesem angeschlagenen Zustand den Intrigen von Marcus erlag. Denn sollte der Senator sterben und Mariemaia unverheiratet sein, würde das gesamte Vermögen der Familie an den kaiserlichen Thron fallen. Barton würde dies nicht wollten. Mit Sicherheit gab es einige Adelsfamilien, die dem alten Barton zur Zeit ihre Aufwartung machten und auf eine baldige Verlobung seiner Tochter pochten. Das arme Mädchen war zu einem begehrten Handelsobjekt geworden und sie war klug, trotz ihrer jungen Jahre. Sie schien genau zu verstehen, was um sie herum geschah. Treize wusste es aus eigener Erfahrung, wie schnell die Welt ein Kind von einem Augenblick zum nächsten verändern konnte. Wie gerne hätte Treize gesehen, dass Mariemaia sorglos aufwuchs, zusammen mit ihren Freundinnen spielen konnte. Eine Mutter und einen Vater hätte, die sich liebevoll um sie kümmerten. Wäre er damals nicht so feige gewesen und hätte Leia verlassen, dann hätte es genau so sein können. Doch stattdessen... Treize glaubte kaum, dass ihm die Götter je diese Verfehlung vergeben würden. Mariemaia indes versuchte ihre Tränen mit den Zipfeln ihres Gewandes abzuwischen. Sie sah so unglücklich und verloren aus! Treize warf alle Vorsicht und Tarnung über Bord und schloss sie in seine Arme, drückte sie an sich und strich ihr über das wellige, rote Haar – Leias Haar. Sie schluchzte jämmerlich und krallte ihre Hände in Treizes Toga. Das arme Ding. Treize stand so kurz davon ihr alles zu sagen: „Ich bin den Vater, Marie. Du brauchst niemanden heiraten.“ Es wäre so leicht und ihr wäre damit sofort geholfen. Sämtliche gierigen Aasgeier vertrieben. Aber dann wäre auch sie ein Ziel von Treizes Feinden und schon einmal hatte er erleben müssen, dass sie vergiftet worden war – an seiner statt. Nein, es war nicht vernünftig es gegenüber ihr zu offenbaren. Es würde Mariemaia in große Gefahr bringen, gerade wenn er wieder auf einem Feldzug war und er sie alleine in Rom zurücklassen müsste. Dennoch flüsterte eine leise Stimme in seinem Inneren, dass er wieder feige handelte, indem er die Wahrheit verschwieg. „Konsul?“ Sie sah zu ihm auf. Fiel es ihr nicht selbst auf? Diese Augen, sie hatte seine Augen! Jupiter, steh mir bei! „Wollt Ihr mich nicht heiraten?“ Auf diese Frage war er nun überhaupt vorbereitet gewesen. „Wie kommt ihr auf diesen Gedanken? Und überhaupt so etwas fragt man einen Mann nicht!“ Wenigstens konnte er sich nun sicher sein, dass Mariemaia in der Tat nicht wusste, dass sie hier ihrem Vater gegenüberstand. Sonst hätte sie ihm nicht so eine absurde Frage gestellt. Sie schniefte noch einmal. „Nun, ihr seid mächtig und immer freundlich zu mir gewesen. Ihr nehmt mich ernst und das Vermögen meiner Familie wäre bei Euch in guten Händen. Außerdem seid Ihr klug und gebildet. Und die Sklavinnen meines Großvaters sagen, dass Ihr recht gut ausseht und in so etwas kennen sie sich aus.“ Fast musste er beginnen zu lachen, ein geradezu hysterischer Lachanfall wollte sich in seinem Innersten festsetzen. Logisch und rational überlegt, kühl kombiniert. Er war für Mariemaia einfach die beste Partie. Wenn sie nicht seine Tochter wäre, dann müsste er sie jetzt adoptieren. Keine Frage, sie war eine waschechte Khushrenada. Aber stattdessen schüttelte er den Kopf. „Nein, ich glaube, ich bin zu alt für euch. Aber ich bin sehr geschmeichelt.“ Sie kicherte wieder, doch wurde auch schnell wieder ernst. „Großvater wird bald sterben.“ Es war keine Frage, mehr eine grausige Feststellung und er konnte und wollte es nicht bestreiten. „Was soll ich dann tun?“ Dann würde Treize die Vaterschaft offiziell verlautbaren und durch den Kaiser anerkennen lassen. Aber das konnte er ihr nicht sagen. Jetzt noch nicht. „Vertrau mir, ich werde mich um dich kümmern, falls dein Großvater stirbt und wenn ich nicht da sein sollte. Dann wendest du dich an Une. Kennst du sie?“ Mariemaia nickte. „Die reiche Witwe des Gladius Josephus?“ „Eben jene. Ich vertraue ihr und das kannst du auch.“ Er würde mit Une über Mariemaia reden. Mit Sicherheit wusste sie bereits, dass sie seine Tochter war. Sally hatte es ihr bestimmt mitgeteilt. Doch musste er nun auch Vorsorge für seine Tochter treffen. Mariemaia wollte gerade noch etwas sagen als plötzlich lautes Hämmern die sonst so idyllische Ruhe im Garten unterbrach. Treize wandte sich um und blickte auf zu dem oberen Stockwerk seiner Villa. „Ich lasse einige Räume umgestalten.“ Vor allem jene Zimmer, die seinen Eltern und seiner Schwester gehört hatten. Zu lange hatte er sich mit der Last dieser Vergangenheit belastet, es war richtig und notwendig, dass er auch diese Bürde abstreifte. Als er wieder zu Mariemaia sah, zog er überrascht die Augenbrauen nach oben, denn sie stand plötzlich mit einem Dolch in der Hand vor ihm. Anscheinend hatte sie ihm im Ärmel getragen und musste sich gerade so erschrocken haben, dass sie instinktiv nach der Waffe gegriffen hatte. Anscheinend war sie doch nicht so wehrlos wie Treize geglaubt hatte. „Könnt Ihr auch damit umgehen?“ Treize ergriff sanft, aber mit Nachdruck, ihr Handgelenk und löste die Waffe aus ihren verkrampften Fingern. Mariemaia schüttelte den Kopf. „Mein Kindermädchen gab ihn mir, aber ich weiß nicht so recht, was ich denn damit tun sollte.“ „Ich bin versucht zu sagen, dass dies den Dolch für Euch noch gefährlicher macht als für einen potentiellen Angreifer. Wenn Ihr eine Waffe trägst, dann müsst Ihr auch damit umgehen können. Möchtet ihr es erlernen?“ „Konsul, Ihr rügt mich nicht, weil ich als Frau eine Waffe trage? Mein Großvater... Er hat versucht mir eine Ohrfeige zu geben, als er es herausgefunden hat. Es ziemt sich nicht für eine Frau, so meinte er.“ Treize erschien es dringend notwendig, dass Mariemaia in der Tat in Unes Einflussbereich geriet. Une war genau die perfekte Wahl um dem Mädchen etwas mehr Selbstvertrauen gegenüber Männern zu vermitteln. Davon würde Mariemaia nur profitieren können, gerade wenn sie sich gegenüber aufdringlichen Verehren zur Wehr setzen wollte. Außerdem sollte sie wirklich wissen wie sie sich zu verteidigen hatte und sie war in der Tat erstaunt über sein Angebot. Natürlich, einer wohlerzogenen römischen Edelfrau würde es nicht im Traum einfallen sich selbst mit einem Dolch zu verteidigen. Eine billige Hafenhure wusste sich da besser zu wehren. „Ihr solltet euch zu wehren wissen, nicht nur mit dem Dolch“, begann Treize und gab ihr die Waffe wieder zurück. Er überlegte. Quatre könnte ihr mit Sicherheit so manches beibringen. Er war ein guter Lehrer, sehr geduldig. Doch würde es nur unnötiges Gerede und Aufmerksamkeit erregen, wenn irgendjemand davon erführe. Aber nicht, wenn es ins Unes Villa geschehen würde. Außerdem war Une selbst eine Frau, die sich zu wehren wusste und dies nicht nur mit Gift. Treize hatte Une zwar noch nie mit einem Dolch oder Schwert kämpfen gesehen, doch würde er eine Handvoll Sesterzen verwetten, dass sie es konnte. „Quatre, mein Tribun, könnte Euch in Unes Villa Unterricht erteilen, sofern Ihr das wollt.“ Mariemaia dachte über die Worte nach. „Zumindest ist es besser als in Marcus‘ Gesellschaft zu verweilen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)