Ehre und Stärke III : Maats Flügel von Tatheya (oder: Gundam Wing goes Ancient Rome) ================================================================================ Kapitel 35: ------------ Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte. Kommentar: Dieses Kapitel war eigentlich gar nicht geplant. :) Und Kapitel 36 ist auch schon fast fertig! Kapitel XXXV Quatre hatte mit wehmütigen Blick seine Freunde verfolgt, die sich in den zunehmenden Verkehr auf der Straße nach Rom einreihten. Bald schon wurde es für ihn immer schwieriger sie in diesem Gewühl von Karren und Pferden, Bauern und Händlern mit ihren Waren auszumachen. Noch könnte er sich ihnen anschließen, vor allem könnte er so bei Trowa bleiben. Treize hätte vermutlich nicht einmal etwas dagegen einzuwenden gehabt, wenn Quatre vorübergehend bei ihm in der Stadtvilla untergekommen war. Doch es wäre feige und auch wenn Treize nichts sagen würde, in den Augen des Konsuls wäre Quatre dann nicht mehr würdig gewesen einer seiner Offiziere zu sein. Nicht, dass Quatre das ohnehin noch lange sein wollte. Sein Entschluss stand fest der Armee den Rücken zu kehren. Er wendete sein Pferd und verließ die Straße, ritt auf ausgetretenen Pfaden um die vielen baufälligen Häuser und Hütten, die Roms Stadtrand bildeten. Er blieb weit genug von diesen Behausungen weg, so dass er keinerlei Überfalle befürchten musste. Zwar ritt er nur eines der Pferde, die sie bei einem Händler in Ostia gemietet hatten, doch alleine die Tatsache, dass er überhaupt ein gesundes, nicht lahmendes Pferd ritt, noch dazu in einigermaßen feiner Kleidung wäre auffällig gewesen. Noch weiter draußen stieß er auf die ersten Villen und wohlhabenden Gutshöfe. Doch es sollte Abend werden bis er den Landsitz seiner eigenen Familie erreicht hatte. Wahrlich Zeit genug, um die verschiedensten Szenarien in seinem Kopf durchzuspielen. Wie würde sein Vater reagieren, wenn er Quatre sah? Niemand in Rom hatte von ihrer Rückkehr gewusst. Selbstverständlich hatte Treize Quatres Vater mitgeteilt, dass sein Sohn am Leben war, doch mehr dann auch nicht. Quatre musste schon selbst mit seinem Vater reden und zu bereden gab es so einiges. Sally und Treize hatten ihm erzählt, dass sein Vater sich in Ostia von ihm verabschiedet hätte, bevor man Quatre auf das Schiff getragen hatte, das sie alle nach Ägypten gebracht hatte. Natürlich konnte sich Quatre nicht daran erinnern, er war zu dieser Zeit nicht mehr bei Bewusstsein gewesen. Doch sowohl die Ärztin als auch Treize hatten ihm unabhängig voneinander beschrieben wie schmerzhaft dieser Abschied für Senator Winner gewesen war. Quatre schämte sich dafür, dass er seinem Vater und seinen Schwestern solche Sorgen bereitet hatte. Er war verblendet gewesen und nicht bereit der Realität ins Auge zu sehen. Natürlich musste er heiraten, sonst würde das gesamte Vermögen seiner Familie an den Kaiser fallen. Es war eben seine Pflicht. Er musste eine Frau nehmen und den äußeren Schein aufrechterhalten. Allerdings tat er sich damit schwerer als beispielsweise Treize, sollte der Konsul je in die gleiche Lage geraten. Treize hatte Quatre zu verstehen gegeben, dass es durchaus geduldet wurde, wenn das Familienoberhaupt sich außerhalb des Ehebettes vergnügte, sogar wenn es sich um einen männlichen Liebhaber handelte. Für Quatre wäre es dennoch Betrug. Immerhin würde er damit auch seine Ehefrau verletzen. Er hoffte inständig, dass ihm die Götter noch einige Jahre bescherten, in denen er unbeschwert mit Trowa zusammenleben konnte. Er war doch noch so jung, sicherlich musste er nicht in den nächsten fünf Jahren heiraten. Vielleicht konnte er sich mit seinem Vater auf seinen Kompromiss einigen? Die Sonne ging fast schon unter als Quatre die Villa erreichte. Gerade schlossen einige der Sklaven die Fenster und entzündeten in den Räumen die Öllampen. Das Abendessen war schon gereicht worden und wahrscheinlich würde sich sein Vater im Arbeitszimmer befinden, die Bücher der Verwalter überprüfen oder seine nächste Rede im Senat vorbereiten. Wenn Trowa doch hier an seiner Seite wäre. Aber dies war reines Wunschdenken. Quatre wollte seinen Vater nicht damit brüskieren, dass er mit dem Pferdeknecht auf dem Anwesen auftauchte. Nicht dass er sich für Trowa schämte oder für das was sie Beide verband, doch war er auch seinem Vater etwas schuldig. Der Sklave, der ihm entgegenging als Quatre vom Pferd stieg, erkannte ihn zunächst nicht. Erst als er die Fackel, die er bei sich trug, näher an Quatres Gesicht hob, verneigte er sich hastig und stotterte eine Begrüßung. Quatre lächelte nur und erkundigte sich nach dem Wohlergehen seiner Familie. Alle hatten den Winter gut überstanden und eine seiner Schwestern war Mutter geworden. Dies zauberte er noch breiteres Lächeln auf Quatres Gesicht. Wie schön! Claudia hatte sich immer ein Kind gewünscht und nach zwei Fehlgeburten schon die Hoffnung aufgegeben gehabt, je ihrem Mann ein Kind schenken zu können. Sein Vater befand sich in der Tat im Arbeitszimmer und nachdem sich Quatre den Straßenstaub von dem Gesicht und den Füßen gewaschen hatte, ging er langsam durch das Atrium. Er hatte den Sklaven verboten seine Ankunft anzukündigen. Kurz blieb er unter dem offenen Dach der Halle stehen und legte den Kopf in den Nacken. Es war eine klare Nacht, die Sterne standen in ihrer vollen Pracht am Firmament. Wie oft hatte er während seiner Zeit in der Gladiatorenschule gen Himmel gestarrt. Oh, er war so geblendet gewesen. Quatre straffte die Schultern und klopfte an der Tür hinter der er seinen Vater vermutete. Alle seine Überlegungen hatten Quatre aber nicht darauf vorbereitet was dann im Zimmer seines Vaters tatsächlich geschehen sollte. Der Senator sah nicht einmal von der Schriftrolle auf, die er gerade eingehend studierte. Sicherlich hielt er den Störenfried für einen der Sklaven, der neues Öl für die Lampen nachfüllen wollte oder ihm noch etwas Wein brachte. So hatte Quatre die Gelegenheit seinen Vater zu mustern; es schnürte ihm die Kehle zu. Selbst wenn er es gewollt hätte, über seine Lippen kam nicht ein einziger Laut. Die ersten grauen Strähnen durchzogen das Haar seines Vaters und auch in den Mundwinkeln hatten sich sorgenvolle Falten eingegraben. War er der Urheber dieser Sorgen, dieser Falten? Dann endlich, nach diesem endlosen Moment, sah der Mann hinter dem Schreibtisch stirnrunzelnd auf und seine Mine erstarrte, auch er war sprachlos. Vater und Sohn betrachteten sich schweigend, doch als sich der Senator von seinem Platz erhob und Quatre sich noch einen Schritt auf den Tisch zubewegt hatte, war es als ob alle Dämme brechen würden. Im nächsten Augenblick lagen sich beide Männer in den Armen. Und diese Umarmung fühlte sich noch genau so an wie früher, befand Quatre. Früher als kleiner Junge, wenn er bei seinem Vater Trost gesucht hatte, was selten vorgekommen war. Hauptsächlich war Quatre von seiner ältesten Schwester erzogen worden, war doch seine Mutter bei der Geburt ihres Sohnes gestorben. „Quatre“, hatte sein Vater tatsächlich Tränen in den Augen? Quatre selbst musste die Tränen wegblinzeln. „Vater.“ Er lächelte und wusste zunächst nicht, was er weiter sagen sollte. „Ich bin so froh wieder hier zu sein“, bekannte er inbrünstig. „Ich hoffe, du vergibst deinem Sohn.“ Er blickte beschämt zu Boden. Was hatte er für eine Schande über die Familie gebracht. Ja, er war wirklich reumütig und würde jede Strafe akzeptieren... Jede, nein, was log er sich vor. Eine Strafe würde er nicht akzeptieren: Trowa aufzugeben. ‚Oh ihr Götter, gebt mir Kraft‘, betete Quatre stumm. „Die Vergangenheit ist nicht mehr von Belang. Die Götter haben mir eine zweite Chance geschenkt. Quatre, ich dachte, ihr hätte dich verloren. Damals in Ostia, wir alle dachten, du würdest sterben!“ Jenes letztes Wort vermochte Winner kaum auszusprechen. Er schluckte, fasste sich wieder und hielt seinen Sohn eine Armeslänge von sich entfernt, um ihn besser mustern zu können. „Aber du bist gesund, du kannst auch laufen. Der Konsul schrieb uns...“ „Ja, ich kann es selbst nicht erklären... Es hat wohl einige Zeit gebraucht bis die Verletzungen geheilt sind.“ Er konnte und durfte seinem Vater nichts von Zechs‘ Kräften und der Heilung erzählen. „Dann war es der Wille der Götter.“ Die Erklärung war so gut wie jede andere und Quatre nickte. Dann wurden sämtliche Sklaven herbeigerufen und diejenigen, die sich schon zu Bett begeben hatten, wurden geweckt. Ein Festmahl sollte vorbereitet werden, auch Quatres Schwestern, zumindest jene, die gerade auf dem Anwesen weilten, wurden geholt und der verlorene Sohn wieder im Kreis seiner Familie begrüßt. So war es eine Stunde vor Sonnenaufgang als sich Vater und Sohn abermals alleine gegenüber saßen. Quatre pickte noch die letzten Oliven aus einer Schale und kaute sie genüsslich. Verhalten gähnt er, wie lange war jetzt schon auf den Beinen? Doch es war ein sehr angenehmen Gefühl zu wissen, dass ein gemütliches Bett auf ihn wartete. Ein wohliges Gefühl von Heimat und Geborgenheit machte sich in seiner Brust breit. Er war sich gar nicht bewusst gewesen, dass er dies vermisst hatte. Allerdings schien sein Vater die Gunst der Stunde nutzen zu wollen, jetzt wo sie ungestört und - vor allem – auch nicht belauscht werden konnten. „Du willst den Dienst in der Armee wirklich beenden?“ „Ja“, verwirrt sah Quatre auf. Er hörte die Skepsis in der Frage seines Vaters und dabei war dieser doch von Anfang an gegen Quatres Dienst gewesen. „Ich frage mich, ob es der richtige Zeitpunkt ist.“ Quatres Augenbrauen schossen in die Höhe. Was sollte das denn bedeuten? Er verstand nicht so recht und fragte sich, ob er nicht einfach zu müde war. Ob ihm seine Ohren hier einen Streich spielten. „Ich, wir, unsere ganze Familie ist Konsul Treize so manches schuldig.“ Dies war unbestreitbar. Immerhin hatte Quatres Vater Treize aufs Übelste beleidigt und ihm Dinge unterstellt, die jeglicher Grundlage entbehrten. Treize hatte dem Senator verziehen, doch Treize war kein Mann, der solche Dinge leichtfertig vergaß. „Treize wird in den nächsten Monaten jeden Verbündeten benötigen, den er hat. Du solltest in seiner Nähe bleiben und ihm helfen. Wo könntest du dies besser als sein Tribun. Es wäre auf diese Weise auch viel unauffälliger, wenn du in seiner Nähe wärest.“ Sofern dies Quatres Strafe sein sollte, dann war er gerne bereit sie abzuleisten. Auf diese Weise war es auch nur natürlich, dass er in Trowas Nähe war. Doch er zweifelte daran, dass sein Vater diesen Aspekt mitbedacht hatte. Nein, wohl eher nicht. „Deine Heirat wird warten müssen.“ Winner beobachtete Quatre sehr genau bei diesem Worten und Quatre nickte nur langsam. Sein Gesicht verriet keinerlei Regung, auch wenn sein Herz jubilierte. „Du wirst diesen Sklaven nicht aufgeben?“ Winner biss sich beinahe die Zunge ab bei diesen Worten. Quatre schüttelte langsam den Kopf und stellte seinen Weinkelch zur Seite. „Ich werde heiraten, wenn ihr es für richtig erachtet und ich werde heiraten, wen ihr mir aussucht“, unterbreitete er seinem Vater in aller Förmlichkeit. „Aber ich werde Trowa nie aufgeben.“ Sie sahen sich in die Augen und es war Quatres Vater der zuerst den Blick abwandte. „Jetzt da Treize wieder hier ist, wird ein Kampf um die Nachfolge des Thrones entbranden“, orakelte der Senator mit düsterer Stimme und ließ das vorherige Thema fallen. Auch er leerte seinen Weinkelch, „Natürlich nicht öffentlich, vor allem nicht so lange der Kaiser noch lebt. Aber niemand weiß wie lange dies noch dauern wird und niemand weiß wie Treize reagieren wird. Sei wachsam.“ Damit erhob er sich und ging zu Quatres Platz hinüber. Er lächelte auf seinen Sohn hinab und zerzauste ihm die Haare, wie früher als Quatre noch ein kleiner Junge gewesen war. „Willkommen zurück.“ Wenig später lag auch Quatre in seinem alten Zimmer. Bald würde die Sonne aufgehen und er wollte so schnell es ging nach Rom zurückreiten. Oder vielleicht doch besser zuerst zu Treizes Villa, die ganz in der Nähe lag. Womöglich würde sich Trowa dort aufhalten. Die Versuchung war groß sich jetzt gleich davonzustehlen und sich davon zu überzeugen, ob Trowa hier oder in der Stadt weilte. Doch stattdessen drehte er sich nur auf die andere Seite und schloss mit einem befreienden Seufzer die Augen. Er war so glücklich wie lange nicht mehr, schade, dass er diesen Moment nicht mit Trowa teilen konnte. Aber er würde es so bald als möglich nachholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)