霜の花 von Tei (Comme un cristal de glace) ================================================================================ Tag 3 – Sonntag: Goldener Käfig ------------------------------- @ Terra-gamy: Irgendwie schon, oder? Einerseits wunderschön und gleichzeitig so zerbrechlich und andererseits dieses Unnahbare… @Toshi-Hamlet_Hayashi: Ah~ Yoshikis Plüschtiger^^; ursprünglich war das ja ein Plüschteddy gewesen, aber nachdem ich dann angefangen hatte, seine Biographie zu lesen und darin nicht nur die Rede von dem Plüschtiger ist, sondern es auch noch ein supersüßes Bild zu gibt, wurde der Bär eben kurzerhand zum Tiger! @ nawa: Vielen lieben Dank! Ehrlich gesagt, ist Ran für mich die größte Herausforderung bei der FF, weil ich es eigentlich nicht so mit Kindern hab – umso mehr freut es mich natürlich, dass sie so gut ankommt. *lach* Wenn dir doch mal was auffallen sollte, dann gib mir einfach Bescheid, okay?!^^ @ __GAKUTO: Ich bin froh, dass meine Beschreibung von Ran so gut ankommt, da ich mit Kindern nicht wirklich was am Hut hab und entsprechend war die Kleine eine Herausforderung^^; Ah~ ich bin beim Schreiben von Yoshiki und Ran auch nicht mehr aus dem Schmunzeln herausgekommen – manchmal besteht regelrechte Kariesgefahr weil’s so zuckersüß ist ^.~ @ Kaoru: Wer das größere Klatschweib ist? Ist zwar nur ein geringer Vorsprung, aber ich stimme für Yoshiki^^ Was seine Frauengeschichten anbelangt… keinen Plan *lach* er kann sich ja kaum mit ner Frau an seiner Seite in der Öffentlichkeit zeigen, ohne, dass die Medien am nächsten Tag voll von „Geliebte“- und „Verlobte“-Gerüchte sind. Vielen Dank an alle Leser und Kommischreiber und ich hoffe, dass auch dieses Kapitel seinen Anklang findet! ~*~*~*~*~* Ich weiß nicht, was ich ohne Musik täte. Ich frage mich, ob ich ohne Musik überhaupt in der Lage wäre weiterzuleben. YOSHIKI – NEWS Zero, 19. März 2009 Am nächsten Vormittag kämpfte Yoshiki erst einmal mit dem Kindersitz, den ihm Kouki in die Garage gestellt hatte. Aus unerfindlichen Gründen wollte er einfach nicht in seinem geliebten schwarzen Ferrari halten, weshalb er leise auf Japanisch, Englisch und Französisch vor sich hinfluchte. Nach einer viertel Stunde gab er genervt auf und versuchte sein Glück bei seinem weißen Audi quattro, wo es diesmal auch klappte – wahrscheinlich auch deswegen, weil ihm auf der Seite des Sitzes eine bebilderte Kurzanleitung zur Installation eben jenes aufgefallen war. „Wahrscheinlich ist der Audi eh besser … ist nicht ganz so auffällig …“ Nachdem alles zu seiner Zufriedenheit war, ging er zurück in die Villa, wo bereits Ran auf ihn wartete und sich die Zeit mit Violet vertrieben hatte. „Können wir sie mitnehmen?“ „Ich glaube, es ist besser, wenn wir sie hier lassen“, entgegnete er lächelnd und verschwand in die Küche, um in eine Umhängetasche etwas zu trinken und zu essen einzupacken. In ein Restaurant zu gehen würde nur bedeuten, die Gefahr erkannt zu werden, zu vergrößern und das wollte er unter allen Umständen verhindern – also musste er Selbstversorger spielen. Wann er das das letzte Mal getan hatte, konnte er nicht genau sagen, da er sonst immer in irgendein Lokal ging oder sein Staff sich um solche Belange kümmerte. Aber der wusste schließlich auch nichts von seinen Plänen, da er ansonsten gleich seinen Bodyguards und seinem Management eine Email schicken und sie darüber informieren könnte, was er vorhatte. Zudem konnte er sich gut ausmalen, was wäre, wenn sie Bescheid wüssten: Der komplette Zoo würde abgesperrt werden, sodass Ran und er, mit einer Horde von Securities, und vermutlich dem Zoodirektor und allen, die sich irgendwie für wichtig hielten, im Schlepptau, von Gehege zu Gehege stapften. Kurzum: Es wäre das totale Gegenteil von einem normalen Zoobesuch eines Onkels mit seiner Nichte. „Yoshiki?“ „Hm?“ Er hatte gar nicht gemerkt, dass ihm seine Nichte gefolgt war und ihn nun argwöhnisch dabei beobachtete, wie er eine große Flasche Wasser und mehrere Schokoriegel in die Tasche packte. „Mama würde mich nie aus dem Haus lassen, wenn ich solche Sachen anhätte!“ Ran spielte dabei definitiv auf sein Toshicosplay an, dass seiner Meinung nach mehr als geglückt war. Würden ihn seine Stylisten so sehen, sie würden wahrscheinlich den Schock ihres Lebens bekommen und ihn garantiert nie wieder sich alleine anziehen lassen. „Dann bin ich beruhigt!“ „Warum?“ „Weil sich die Gefahr, erkannt zu werden, dann deutlich verringert hat!“ „Warum? Fällst du so nicht mehr auf?“ „Schon, aber wer würde schon denken, dass Superstar YOSHIKI in so einer Aufmachung vor die Tür geht?“ Breit grinsend wandte er sich ihr zu und bedeutete ihr, ihre Schuhe anzuziehen, da er fertig war und sie endlich los konnten. Ihn selbst juckte es so in den Fingern, wie er es normalerweise nur von vor einem Konzert kannte. Der Reiz des Verbotenen – wie lange war es her, dass er dieses Gefühl ausgekostet hatte? Zu lange! Er hatte gedacht, er wäre aus diesem Alter raus, aber anscheinend bereitete es ihm noch genauso viel Freude wie vor 20 Jahren. Fünf Minuten später war die Tasche im Kofferraum und Ran auf ihrem Kindersitz angeschnallt, sodass die Fahrt zum Ueno Zoo beginnen konnte. Zügig verließ Yoshiki sein Grundstück und ordnete sich in den fließenden Verkehr ein, der ihn in den tokyoter Stadtteil brachte. Doch je näher sie der Innenstadt kamen, desto zähfließender wurde er. „525 PS und ich krieche mit 50 dahin… ich muss wirklich eines meiner Autos mit nach Deutschland nehmen. Die haben wenigstens keine Geschwindigkeitsbegrenzungen! Irgendwo im Container wird schon noch Platz sein …“ Aus Gewohnheit schaltete er das Radio ein, als aus den Boxen jedoch der Refrain von Pink Spider dröhnte, wechselte er direkt zum CD-Spieler. Genauso wie er es vermied sich alte Aufnahmen von X unnötig anzusehen, so machte er einen Bogen um sämtliche Sachen, die mit dem pinhaarigen Gitarristen zu tun hatten – vor allem im Moment. Er war froh, dass er die letzte Nacht überhaupt ein paar Stunden Schlaf abbekommen hatte und glücklicherweise nicht auch noch von Alpträumen geplagt worden war. Ran hatte von seiner aufgewühlten Gefühlswelt offenbar nichts mitbekommen und einmal mehr war er froh, dass ihn das Showbusiness vor allem eines gelehrt hatte: schauspielern! Er war definitiv kein Oscarkandidat, aber für seine Zwecke reichte es aus: die Leute im Glauben zu lassen, dass alles in Ordnung war, um einerseits selbst seine Ruhe zu haben und um ihnen andererseits nicht unnötig Sorgen zu bereiten. Das markante Intro von KISS’ I’ve been made for loving you drang durch den weißen Audi, als er mehrere LKWs überholte und sie sich langsam aber stetig ihrem Ziel näherten. „Macht es dir etwas aus, wenn ich ein wenig aufdrehe?“, fragte er Ran und blickte kurz zu ihr auf den Beifahrersitz, um zu sehen, wie sie verneinend den Kopf schüttelte. Augenblicklich regelte er an einem kleinen Schalter am Lenkrad die Musik nach oben und trommelte mit seinen Fingern auf dem hellbraunen Ledersteuer den Rhythmus, während er leise mitsang. „Wer ist das?“, fragte Ran mitten in den Refrain hinein, was Yoshiki allerdings nicht mitbekam. „I was made for lovin' you baby. You were made for lovin' me.” Erst ein lautstarkes, nach Aufmerksamkeit forderndes ‚Yoyo’, wobei die letzte Silbe deutlich in die Länge gezogen war, ließ ihn reagieren und die Musik etwas herunterregeln. „Was ist?“ „Wer ist das?“ „Meinst du die Band? Das ist KISS.“ „Sind die neu?“ Lachend schüttelte er den Kopf und verneinte: „Nein, die sind schon länger aktiv.“ „So wie du?“ „Länger!“ „Noch länger als du?!“ Bei seiner Nichte klang es irgendwie so, als hätte er die gesamte Branche selbst erfunden – gut, bei Visual Kei konnte man noch darüber reden, aber die gesamte Musikszene? Hielt sie ihn für so alt? Vermutlich ja, wenn man ihre fünf Jahre mit seinen 43 verglich. „Ja, noch länger als ich. Durch meine Eltern, also deine Großeltern, war ich, was Musik anbelangte sehr klassisch geprägt. Erst durch KISS bin ich überhaupt auf die ganze Rockmusik gekommen … Ich weiß noch, als ich zehn oder elf war, nicht lange nach Vaters Tod, ging meine Mutter mit mir auf ein KISS-Konzert … mein allererstes überhaupt …“ Ein nostalgisches Lächeln lag auf seinen fein geschnittenen Zügen, als er daran zurückdachte. „Oma war mit dir auf einem Rockkonzert?! Das kann ich mir nicht vorstellen …“ „Wenn ich jetzt so zurückdenke … ich mir auch nicht – vor allem wehte damals noch ein anderer Wind … ich schätze, sie wollte mich ein wenig von meinem Verlust ablenken und hat es deshalb getan …“ „Vermisst du Opa? Ich würde Papa, glaub’ ich, schrecklich vermissen, wenn er plötzlich sterben würde. Ich vermisse ihn so schon immer, wenn er ständig arbeiten muss.“ „Woran ich ja nicht ganz unschuldig bin …!“ „Jede Sekunde meines Lebens“, antwortete der Pianist leise und starrte mehr als konzentriert auf seinen Vordermann, der einmal wieder stark abbremste, mehrere Meter rollte und er ihm in Schrittgeschwindigkeit folgen musste, nur um dann ganz zu stehen. „Wie war Opa? Papa redet nie über ihn, er sagt, er kann sich nicht erinnern … und Oma schweigt einfach nur …“ Bevor er es überhaupt wagte, zu einer Antwort anzusetzen, atmete er mehrmals tief durch und versuchte seine Gefühle halbwegs unter Kontrolle zu haben. Dadurch, dass er aufgrund seiner Stiftung, von der Presse des Öfteren auf den Selbstmord seines Vaters angesprochen wurde, hatte er gelernt bis zu einem gewissen Grad, auf solche Fragen zu antworten, ohne gleich wieder vom Schmerz und von der Trauer überwältigt zu werden. Jene Frage traf den Pianisten jedoch bei weitem nicht so unvorbereitet, wie so manches Mal die Erkundigungen der Presse. Ran war in einem Alter, in dem sie alles hinterfragte, doch ihr Großvater war ein Thema, um das alle in der Familie einen Bogen machten. Kouki meinte zu ihm einmal, dass er mit ihr nicht über ihren Vater sprechen würde, da er sich nicht an ihn erinnern konnte und nur das wusste, was er erzählt bekommen hatte. Da durch häufiges Wiedererzählen oft Sachen verändert oder auch vergessen wurden, zog er es vor, zu schweigen und das Reden denen zu überlassen, die sich erinnern konnten. Yoshiki selbst sprach ab und an mit seiner Mutter über seinen Vater, aber auch nur selten, weil er ihr keine Sorgen bereiten wollten. Er vermutete, dass ihr eigenes Schweigen ihre Art war, mit dem Tod umzugehen und sie ihn gleichzeitig davor bewahren wollte, alte Narben von neuem aufzureißen. Alles in allem war es eine sehr vertrackte Situation, die ihn auch lange hatte zögern lassen, ehe er seiner verbleibenden Familie von der sich damals noch in Planung befindlichen Stiftung ‚YOSHIKI Kikin‘ (1) erzählt und sie gefragt hatte, ob es in Ordnung wäre, eventuell auch einmal ein Kamerateam mit auf den Friedhof zu nehmen. Yoshiki hatte keine Ahnung, in wie weit Ran seine Auftritte in der Öffentlichkeit bewusst mitbekam, aber er vermutete, dass sie nicht ganz im Dunkeln darüber war und wusste, dass er vor Kameras über seinen verstorbenen Vater gesprochen hatte. Insofern überraschte es ihn nicht, dass sie nun ausgerechnet ihn fragte. „Dein Großvater … dein Vater hat sein Lächeln … einerseits war er streng … aber er hat seine Familie geliebt und alles für sie getan… … Wir waren oft am Strand und haben gefischt, sind geschwommen oder haben Fußball gespielt … in den Ferien sind wir oft bis nach Sonnenuntergang geblieben, haben dann ein Lagerfeuer gemacht und er hat Geschichten erzählt … jedesmal, wenn ich wegen dem Asthma ins Krankenhaus musste, hat er mich besucht, mir neue Bücher, Kuscheltiere und Spielsachen mitgebracht und alles getan, um mich wieder auf andere Gedanken zu bringen …“ „Konnte er auch Klavier spielen? So wie Oma und du?“ Der Verkehr wurde wieder flüssiger und Yoshiki war froh, als er endlich wieder das Gaspedal weiter durchdrücken konnte. „Ja … und Schlagzeug … aber das habe ich erst später herausgefunden … er wollte Drummer werden, doch sein eigener Vater hatte es verboten … Musik sei eine brotlose Kunst … das hat er mir später auch oft genug vorgeworfen … also gab er es auf und stieg ins Familiengeschäft ein …“ „Also lebst du seinen Traum“, schlussfolgerte Ran und drehte sich in ihrem Kindersitz, soweit es ging, zu ihm, um ihm ins Gesicht zu sehen, was aber nicht wirklich möglich war, da Yoshiki konzentriert auf die Straße blickte und sie so nur sein Profil sah. „Wahrscheinlich … zum Teil … aber hauptsächlich spiele ich nur deswegen, weil ich mit mir im Reinen bin, wenn ich spiele … egal ob jetzt Schlagzeug oder Klavier …“ „Versteh ich nicht …“ Diese Aussage wunderte ihn nicht wirklich, da er es selbst schließlich kaum begriff – es war einfach etwas, dass er mit der Zeit erkannt hatte. Er wurde schier verrückt, wenn er länger nicht an eines seiner geliebten Instrumente konnte. Sämtliche Emotionen und Gefühle schienen ihn zu überwältigen und Überhand zu nehmen, sodass er oftmals glaubte, sie würden sein Denken und Handeln blockieren. Doch sobald er spielen konnte, war es, als würde sich ein Vorhang in seinem Geiste heben, der es ihm ermöglichte, mit diesen Empfindungen klar zu kommen und sie zu verarbeiten. Wurde er von Traurigkeit und Melancholie übermannt, so setzte er sich an seinen Flügel. Spürte er, wie sich Wut und Aggressivität in ihm aufstauten, so ließ er diese an seinem Schlagzeug aus und schlug bis zur Besinnungslosigkeit darauf ein. Er konnte nicht garantieren, dass er ohne die Musik die Kraft hätte, nach allem, was passiert war, überhaupt noch weiterzuleben. Vielleicht hätte er sich schon längst einen Strick, beziehungsweise ein Handtuch gesucht und es einfach hide gleich getan… oder er hätte sich mit der Waffe, die sich in seinem Haus in Los Angeles befand, einfach die Kugel gegeben… oder vielleicht hätte er sich schlicht und ergreifend die Pulsadern aufgeschnitten oder eine Überdosis an Schlaftabletten genommen… dann wäre er wie sein Vater und hide einfach in einen endlosen, niemals enden wollenden Schlaf verfallen und wäre wie sie, ohne ‚auf Wiedersehen‘ zu sagen, eingeschlafen und nie wieder aufgewacht. Aber solange er seine Musik hatte, solange konnte er leben. „Ehrlich gesagt, ich auch nicht, Ran …“ „Und warum ist Opa tot?“ „Weil er sich das Leben genommen hat …“ „Warum?“ „Die Frage stell ich mir seit 33 Jahren, Ran …“ Dies war eine Tatsache, die ihn immer wieder aufs Neue wütend machte. Sein ganzes Leben lang würde er dieser Antwort hinterherjagen und sie doch nie kriegen. Sowohl sein Vater, wie auch hide hatten sie mit ins Grab genommen. Warum? Was hatte seinen Vater dazu getrieben? Was hatte sich hide dabei gedacht? War es nur ein Unfall gewesen oder doch Suizid, wie es die Medien damals sofort gemeldet hatten, was er sich aber bis heute weigerte zu glauben? „Yoshiki? … Warum nehmen sich Menschen das Leben?“ Anscheinend wurde er nun mit allen Fragen gelöchert, die seine Mutter und Rans Eltern ihr nicht beantwortet hatten, beziehungsweise, die sie bei ihnen nie gestellt hatte, weil sie gespürt hatte, dass sie keine Antwort erhalten würde. „Manche sehen es als Relikt unserer Geschichte an … große Firmenchefs haben sich umgebracht, wenn sie eine Firma ruiniert haben. Anstatt mit der Schande zu leben, begehen sie lieber, wie früher die Samurai, Seppuku - rituellen Selbstmord … andere tun es, weil sie den Druck nicht mehr aushalten und keinen anderen Ausweg sehen … andere wollen einfach nicht mehr leben … aber egal, wie man es auch nimmt, in den meisten Fällen, ist es, meiner Meinung nach, einfach nur ein schlichtes Davonlaufen vor dem eigenen Leben … es ist egoistisch und selbstsüchtig! Man selbst erlöst sich vielleicht von seinen Qualen, erlegt aber den Menschen, die einen lieben, neue auf …“ „Ich könnte so etwas nie!“ Ein Lächeln schlich sich auf Yoshikis Gesicht, als er Rans entschlossenes Gesicht und ihre vor der Brust verschränkten Arme sah, als er kurz zu ihr blickte. Erleichterung breitete sich auch in ihm aus, als der Verkehr wieder deutlich flüssiger wurde und er endlich auf den Shinobazu-dori abbiegen konnte. Hinweisschilder wiesen bereits den Zoo sowie die Parkplätze aus. Obwohl sie früh dran waren, erwies es sich als gar nicht so einfach, eine passende Lücke zu finden, aber schließlich hatte er einen Parkplatz gefunden, der über Mittag sogar im Schatten sein würde. Mehr Glück konnte man doch nicht haben, nachdem der Wetterbericht im Frühstücksfernsehen einen sonnigen, warmen Tag in Tokyo versprochen hatte. Das Erste, was der Drummer tat, nachdem er ausgestiegen war, war sich zu strecken und seine Hände und Unterarme zu dehnen. Aufgrund der fehlenden Schienen hatte er das Fahren stark in den Gelenken gespürt. Diese abgeknickte Haltung war einfach nichts, wenn man von einer Tendovaginitis gequält wurde. „Alles okay?“, fragte Ran sofort und sah ihn besorgt an. „Alles in Butter!“ Wenn Yoshiki nicht aufpasste, dann würde sie bald noch seinem Bruder Konkurrenz machen. Lächelnd wuschelte er ihr durch die Haare, holte die Umhängetasche aus dem Kofferraum, sperrte per Knopfdruck den Wagen zu und überprüfte im Seitenspiegel noch einmal kurz, ob seine Verkleidung passte. Zufrieden mit ihr ging er mit Ran zum Haupteingang, wo er zwei Eintrittskarten kaufte und von der Verkäuferin etwas seltsam angesehen wurde. Er befürchtete schon fast, erkannt worden zu sein, aber wenn sie tatsächlich wusste, wen sie vor sich hatte, so ging sie nicht weiter darauf ein, sondern gab ihm nur sein Wechselgeld, die Tickets, einen Plan vom Gelände und wünschte ihnen beiden einen angenehmen Aufenthalt. Kaum im Zoo angekommen, rannte Ran auch schon vor, während er zunächst einmal den Faltplan aufklappte und diesen kurz studierte. Er machte eine mentale Notiz, dass sie definitiv zu den Pandabären gehen würden, die sich auch gleich in der Nähe des Eingangs befanden. Genauer gesagt waren sie eigentlich fast gegenüber dem Gehege, an dem Ran stand: den japanischen Kranichen. "Die sind ja viel größer als die, die wir immer in der Origamiklasse machen!" Ein Schmunzeln schlich sich auf Yoshikis Gesichtszüge, als er die großen, majestätischen Vögel musterte: lange dürre Beine, einen weiß gefiederten Körper, schwarze Schwanzfedern und einen Kopf in derselben Farbe, der von einer roten Haube gekrönt wurde. Irgendwie erinnerten sie ihn unfreiwillig an Heath - dieser hatte schließlich auch solche Zahnstocherbeine und ständig irgendwelche bunten Federn in seinen schwarzen Haaren! "Kennst du Sadako Sasaki (2)?" Ein Kopfschütteln und die Frage, wer sie denn sei, waren ihre Antwort. Kurz erzählte Yoshiki Ran ihre Geschichte und dass sie es war, die den Papierkranich in ein Symbol des Friedens für alle Kinder auf der Welt verwandelt hatte. "Meine Lehrerin hat auch gesagt, dass man einen Wunsch frei hat, wenn man 1000 Kraniche gefaltet hat … stimmt es wirklich, Yoyo?" "Ich weiß nicht, die alte Legende besagt es zumindest …" "Können wir es ausprobieren?" "Wenn du mir zeigst, wie man einen Kranich faltet - ich habe seit der Grundschule, glaube ich, kein Origami mehr gemacht." "Okay!" Mit der Antwort zufrieden löste sich Ran von den großen, gefiederten Vögeln und steuerte zum nächsten Gehege - den Pandas. Recht nahe bei den Besuchern saß einer eben jener Bären, die Yoshiki schon in seiner Kindheit fasziniert hatten. Gelassen saß der Große Panda da, knabberte an etwas Bambus und schien die Menschenmengen vor sich gar nicht zu bemerken. Mit seiner Nichte an der Hand hatte sich der Schlagzeuger durch mehrere Familien, Pärchen und Grüppchen hindurchgedrängt, damit sie - und er - das Tier gut sehen konnten. Auch wenn dessen Anblick Yoshiki fesselte und er sich gedanklich daran erinnerte, definitiv noch einmal nach China zurückzukehren, nur um das Pandakrankenhaus zu besuchen, so schweifte sein Blick, verdeckt von der großen Sonnenbrille, die er das letzte Mal vor etwa 15 Jahren getragen hatte, doch immer wieder zu den Menschen um ihn herum. Würde ihn jetzt jemand erkennen, dann säßen er und Ran in der Falle und er würde nur darauf hoffen können, dass die Leute nicht völlig ausflippen würden. Doch bis jetzt schien es noch niemandem aufgefallen zu sein, dass zwischen ihnen eine Ikone der japanischen Musikwelt stand. Nach über einer viertel Stunde, in der seine Nichte mehrmals den Wunsch geäußert hatte, den Panda am liebsten mitnehmen zu wollen - etwas, das er völlig verstand - gingen sie weiter zu den nächsten Tieren. Die nächsten zwei Stunden schlenderten beide gemütlich durch die ausgedehnte Anlage, ehe sie zu einem weiteren Highlight kamen: den Tigern. Sie waren neben den Großen Pandas, die Tiere, die Yoshiki am meisten faszinierten und wieder einmal war er seinen zahlreichen Kontakten in Hollywood dankbar, durch die er die Möglichkeit gehabt hatte, die deutschen Magier Siegfried und Roy kennen zu lernen. Womit er beim besten Willen nicht gerechnet hatte, war, von den beiden nach Hause eingeladen zu werden, wo sie mit ihren weißen Tigern und Löwen eine riesige Villa und ein schier endloses Grundstück teilten. Nie würde er vergessen, wie sie ihm erlaubt hatten, ein Tigerjunges im Arm zu halten und ihm gezeigt hatten, wie er es mit der Flasche füttern konnte. „Yoshiki, wo ist denn das Tigerbaby, von dem du mir erzählt hast?“, fragte Ran etwas enttäuscht, als sie in dem Gehege nur zwei erwachsene Tiere erkennen konnte. „Wir mussten dem Muttertier das Jungtier wegnehmen, weil sie nicht genügend Milch produziert“, antwortete stattdessen ein junger Mann, der in der Nähe der beiden gestanden und die Frage gehört hatte. Kritisch musterte Yoshiki ihn kurz und anhand der Uniform, die er trug, vermutete er, dass er einer der Tierpfleger war. „Und wo ist es jetzt?“ „Bei uns Pflegern – wir ziehen das Junge mit der Flasche groß“, antwortete der Wärter und warf seinerseits auch einen kurzen Blick auf Yoshiki, der sich etwas abwandte und an seinen Haaren spielen wollte, um seine Nervosität unter Kontrolle zu halten, was aber natürlich nicht ging, da sie unter der Mütze versteckt waren. So ließ er es bleiben und zerquetsche ein paar Finger der linken Hand mit denen der Rechten. Es machte ihn so schon immer unruhig, wenn alle Augen auf ihn gerichtete waren und unter den gegebenen Umständen machte ihn der musternde Blick erst recht nervös. „Kann ich es sehen?!“ „Ran!“ Der Schlagzeuger konnte die Frage zwar nachvollziehen, aber es war trotzdem nicht angebracht, so vorlaut zu sein. „Ich fürchte leider nicht“, antwortete der Pfleger und ließ sich noch etwas länger von der Fünfjährigen löchern, ehe er sich verabschiedete, um seinen Pflichten wieder nachzukommen. „Manno! Ich hätte das Baby so gerne gesehen“, maulte Ran hinterher etwas herum und zog eine Schnute. „Ein andermal, Ran-tan“, vertröstete Yoshiki sie und wuschelte ihr durch die Haare, „lass uns weitergehen, okay?!“ „Hmh… trägst du mich?“ Große, braune Augen sahen ihn bettelnd an, während sie die Arme nach ihm ausstreckte. „Dich tragen? Bist du dafür nicht ein wenig zu alt?“ Schmunzelnd sah er sie an, hatte im Augenwinkel aber stets die Leute, die an ihnen vorbeigingen. „Bitte!!!!“ Lächelnd schüttelte er den Kopf und ging dann seufzend in die Hocke, sodass sie auf seinen Rücken klettern konnte, der das gestrige Pferdspielen immer noch nicht ganz verziehen hatte, dank der Schmerztabletten aber gut zu ertragen war. „Aber nicht allzu lange – du wirst nämlich auch immer schwerer!“, warnte Yoshiki sie vor, als er sich mit ihr wieder erhob. Er hielt sie an den Beinen fest, während ihre Hände an seinen durchtrainierten Schultern Halt suchten und sich in Toshis Pullover verkrallten. Normalerweise hätte sie die Arme um seinen Hals geschlungen, aber sie wusste, dass er unter dem schwarzen Schal versteckt die Halskrause trug, was für sie schlichtweg bedeutete, dass das ‚Sperrgebiet‘ war. So ging es weiter durch Tokyos ältesten Zoo, wobei der Drummer Ran nach einer halben Stunde wieder absetzte. Als es bereits nach ein Uhr war, suchten sie sich eine Bank im Schatten, die etwas abseits von den ganzen Menschenmassen, die zwischen den Gehegen hindurchströmten oder es sich in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants gemütlich gemacht hatten, gelegen war und vernichteten die Schokoriegel, die der Pianist eingepackt hatte und wegen des warmen Wetters schon recht weich waren. Sicherlich nicht gerade das gesündeste Mittagessen, aber es erfüllte seinen Zweck. Zwischen einem Bounty und einem Mars entledigte er sich des schwarzen Cappys, mit dem er sein Gesicht zusätzlich verdeckte, und der schwarzen Wollmütze, die seine gebleichten Haare versteckte. Es war zwar etwas gewagt, aber da sie im Schatten und nicht direkt unter Menschen waren, ging er das Risiko ein, da er immer mehr das Gefühl hatte, dass sein Gehirn gedünstet wurde und sich wie die Schokolade verflüssigte. Sein Toshicosplay war wohl eher für kalte Winter-, als für warme Frühjahrstage geeignet. Yoshiki hatte gerade die beiden Mützen in die Umhängetasche gepackt, als Ran aufsprang, ein paar Schritte wegrannte und sich dann umdrehte, um ihn zu fragen, ob sie weitergehen würden. "In ein paar Minuten, okay", antwortete er, da er sich gerne noch ein paar Minuten Pause gönnen wollte. Seine Nacken- und Lendenwirbel hatten sich wieder überdeutlich Gehör verschafft, nachdem er seine Nichte getragen hatte und er war froh, dass er ein wenig sitzen konnte, wodurch seine Wirbelsäule anders belastet wurde und die Schmerzen wieder erträglicher waren. "Kann ich dann alleine da vor?", fragte Ran und deutete auf ein Gehege in der Nähe, bei dem zahlreiche Menschen standen, sodass Yoshiki nicht sehen konnte, was sich darin befand. "Okay, bleib aber so, dass ich dich im Auge behalten kann!" "Mach ich!" Damit war sie auch schon losgerannt und der Pianist schloss für einen Moment die Augen, ehe er sie wieder öffnete und aus der Tasche einige Schmerztabletten suchte und diese mit einem Schluck Wasser hinunterspülte. Kaum hatte er die Flasche wieder zugeschraubt, klingelte sein Handy. Er machte sich nicht die Mühe, auf das Display zu schauen, sondern ging einfach ran und wurde so von seiner Schwägerin überrascht, die sich erkundigen wollte, wie es mit Ran lief. "Alles in Butter! Du musst dir absolut keine Sorgen machen!" Er würde einen Teufel tun und zugeben, dass er ein paarmal mit seinem Latein schon am Ende gewesen war. "… Wir sind im Ueno Zoo … Ran schaut sich gerade irgendwelche Tiere an … ja, ihr geht es gut! Ich sag ihr, dass ihr angerufen habt, sobald sie wieder da ist, und ruf euch dann zurück, einverstanden? ... Mhm, okay … was? Kouki auch noch? ... Wenn es sein muss …“ „Hey Kleiner, wie läuft‘s?“ „Gut, deine Sorgen waren völlig unbegründet!“ „Und wie geht es dir?“ „Kann mich nicht beklagen …“ „Und die Wahrheit?“ „Mir geht es gut, Kouki.“ „Ist Dan mit euch im Zoo?“ „Dan … eh … ja, aber nur er. Ich wollte nicht mit einem ganzen Hofstaat antanzen“, log Yoshiki. „Gab es irgendwelche Zwischenfälle?“ „Kouki, du hast Urlaub, also frag nicht so einen Scheiß!“ „Ich frag auch eher wegen Ran – gibst du mir mal bitte noch kurz Dan?“ „Warum das denn?“, fragte der Drummer und versuchte seinen Schock zu verbergen. „Gib ihn mir einfach …“ „Er … schaut sich aber gerade den Himmel an, da will er sicherlich nicht gestört werden!“ „Meine Notlügen waren auch schon einmal besser …“ „Yoshiki… bist du ohne Security unterwegs?“ Kouki klang definitiv skeptisch. „Nein, natürlich nicht! … Dan … checkt nur, ob am Himmer nicht irgendwelche Helis mit Paparrazis sind“, versicherte Yoshiki schnell, ehe er das Handy vom Ohr nahm, das Mikrofon mit der Hand zuhielt und zur Luft meinte: „Dan, Kouki wants to speak to you!“ Gleich darauf hielt er das Mobiltelefon wieder an sein Ohr und begrüßte seinen Bruder mit verstellter Stimme auf Japanisch. „Dan? Sind sie in Ordnung? Ihre Stimme klingt irgendwie seltsam …! „Ich bin erkältet“, hustete Yoshiki ins Telefon und hoffte inständig, dass Kouki es ihm abkaufte. „Wir haben 20 Grad und mehr in Tokyo?!“ „Klimaanlagen …“ Erneutes Husten. „Ja, die Dinger können wirklich übel sein … hören sie, Dan …“ Weiter kam Yoshikis kleiner Bruder nicht, da der Ältere in das Mikro pustete und so eine Störung simulierte. „Kouki?“ Pusten. „… kann sie kaum …“ Pusten. „… Empfang …“ Pusten. „… Verbindung …“ Noch einmal Pusten und dann drückte er den kleinen roten Knopf, um das Gespräch zu beenden. „Gerade noch einmal so mit dem Kopf aus der Schlinge gekommen! Kouki würde mich durchs Handy hindurch killen, wenn er wüsste, dass ich mit Ran und ohne Bodyguards im Zoo bin… dabei läuft alles perfekt! Ran-tan hat ihren Spaß, ich sammel weiter Pluspunkte, mir fällt zu Hause nicht die Decke auf den Kopf und erkannt wurde ich bisher auch nicht. Alles in Butter würde ich sagen – völlig unnötig, dass sich deswegen irgendjemand aufregt!“ Zufrieden schob Yoshiki das kleine Klappgerät zurück in die Hosentasche und suchte seine Nichte unter den Menschen, die er auch relativ schnell fand – der pinke Rock, den sie trug, war auch kaum zu übersehen. Bisher war definitiv alles nach Plan gelaufen und weder seine Verletzungen hatten ihn großartig behindert, noch hatte er eine dunkle Gewitterwolke über seinem Kopf schweben. Ja, man konnte wirklich sagen, es war ein gelungener Tag! Da Ran noch immer am selben Gehege und scheinbar alles in Ordnung war, begann er ein wenig die Leute zu beobachten und zu studieren. Etwas, das er sonst in Japan kaum tun konnte, da normalerweise immer er derjenige war, der wie ein Zootier angestarrt wurde. Es amüsierte ihn ein wenig, diverse Pärchen zu sehen, die, wenn es hoch kam, gerade einmal Händchen hielten. Wäre er in Amerika, würden sich ein paar von denen sicherlich die Zungen in den Hals stecken und eine halbe Mandel-OP durchführen. Immer wieder überraschte es ihn aufs Neue, wie unterschiedlich die beiden Länder, in denen er lebte, doch eigentlich waren. Seufzend wanderte sein Blick von den anderen Besuchern zurück zu Ran, doch die war nicht mehr da, wo er sie das letzte Mal gesehen hatte. Er entdeckte sie, wie sie zu einem anderen Gehege ging, beziehungsweise hüpfte, und dabei an einem unscheinbaren Gebäude, im Schatten von mehreren alten Bäumen, zu dem Besucher keinen Zutritt hatten, vorbeikam. Lächelnd schüttelte er über ihre übersprudelnde Energie den Kopf und hoffte, dass sie sich bis zum Abend soweit ausgepowert hatte, dass es diesmal keine Einschlafprobleme geben würde. Es reichte schließlich schon, wenn er diese hatte! Als Ran aus dem Schatten der Bäume sprang, blendete sie die grelle Mittagssonne, sodass sie einen größeren Stein am Boden nicht sah, stolperte und stürzte. Sie fing sich zwar mit Händen und Knien ab, schürfte sie sich dabei aber auf. Ihr erster Reflex, als der Schmerz sie durchzuckte und die Tränen in ihre Augen trieb, war nach Yoshiki zu schreien, obwohl sie ihm in der Früh eigentlich versprochen hatte, seinen Namen nicht allzu laut zu sagen, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sie beide zu ziehen. „Yoshiki!!!“ Besagter war schon, mit der Tasche in der Hand, aufgesprungen gewesen, als er sie hatte stürzen sehen. Er sprintete zu ihr und ging neben ihr in die Hocke, um sie zu beruhigen, da sie weinte, und sich die Wunden anzusehen. Dabei hatte er die Sonnenbrille auf seinen Kopf geschoben, um die Verletzungen besser begutachten zu können. Dass die Menschen um ihn herum ihn dadurch erst recht erkannten, hatte er noch gar nicht realisiert, denn natürlich hatten sich die umstehenden Leute neugierig umgesehen, als sie den Schrei gehört hatten. Schneller, als Yoshiki es wirklich mitbekam, hatte sich eine kleine Traube um ihn gebildet - Mobiltelefone wurden gezückt, Fotos wurden geschossen, entzückte Rufe waren zu hören. Sein erster Instinkt war Flucht, doch das war einfacher gesagt als getan. Er hatte Ran hochgehoben und stand mit ihr auf, wobei er ihren Kopf gegen seine Brust drückte und schützend noch einen Arm darüber legte. Wenn er fotografiert wurde, dann konnte er nichts daran ändern, aber er wollte definitiv nicht seine Nichte auf zahllosen Schnappschüssen haben! Leicht panisch blickte er sich, auf der Suche nach einem Ausweg, um. Solche Situationen empfand er schon mit Bodyguards als unangenehm und jetzt, so völlig ungeschirmt, hatte er Mühe die Ruhe zu bewahren und dabei musste er auch noch eine Fünfjährige beschützen, der zum einen der Tumult Angst machte und die zum anderen vor Schmerzen wimmerte. Er ging ein paar Schritte rückwärts und die Menschenmenge, die immer größer wurde, folgte ihm. Am Rande bekam er mit, wie ihm diverse Sachen zum Unterschreiben hingehalten wurden. Unter anderen Umständen, die vor allem kontrollierter waren, da sein Sicherheitspersonal dabei war, hätte er sich die Zeit für eine kurze Autogrammstunde genommen, aber mit einer schluchzend und zitternden Ran auf dem Arm würde er das definitiv nicht tun. Mit dem Rücken stand er fast zu dem Häuschen, während sich eine Horde von Leuten um ihn scharte – anscheinend hatte es sehr schnell die Runde gemacht, dass YOSHIKI im Tierpark war. Als er eine Hand an seinem Oberarm spürte, die ihn wegziehen wollte, spannte er sich an und wollte sie schon wegschlagen – soviel also zur japanischen Zurückhaltung – als er aus dem Augenwinkel heraus den Tierpfleger erkannte, den Ran vorhin gelöchert hatte. Da er keinen anderen Ausweg sah, vertrauter er diesem und ließ sich mitziehen. Durch die Tür, neben der er mehr oder weniger gestanden hatte, gelangte er in das kühle und hell erleuchtete Innere des bungalowartigen kleinen Hauses. „Alles okay?“, fragte der junge Mann, nachdem er die Tür geschlossen und zugesperrt hatte. Nichtsdestotrotz drangen von draußen die Rufe nach Yoshiki durch und er war sich ziemlich sicher, dass es ein Ding des Unmöglichen sein würde, den Tiergarten auf normalem Wege wieder zu verlassen. Allmählich entspannte er sich ein wenig und merkte erst jetzt, dass nicht nur Ran aufgrund der vielen Menschen vor Angst bebte - er selbst tat es auch und er spürte regelrecht, wie das Adrenalin durch seinen Körper strömte. „Hmh“, antwortete er leise und setzte sich auf einen der Klappstühle, die um einen Plastiktisch standen. Er bedankte sich und senkte leicht den Kopf, um eine Verbeugung anzudeuten, während er beruhigend über Rans Rücken strich, die zu weinen aufgehört hatte, nur noch leicht zitterte und sich an ihn drückte. "Keine Ursache. Wo ist Ihre Security?" "Ich habe keine dabei …", antwortete Yoshiki abwesend, während er die Kinderhände von seinen Schultern löste und sich die Abschürfungen ansah. Sowohl an den Händen und Knien waren es nur leichte, die geringfügig bluteten, was ihn schon einmal etwas beruhigte. Ein plötzliches Knacken, das ein wenig nach einem Walkie-Talkie klang, ließ ihn zusammenzucken und keine Sekunde später ertönte auch schon eine tiefe Stimme aus der Jackentasche des Pflegers. "Katsuya, was ist bei Ihnen los? Es heißt, dass YOSHIKI von X JAPAN mit einem Kind – angeblich seiner Tochter - hier gesichtet worden sei!" Als genannter Pianist sah, dass der andere schon darauf antworten wollte, schüttelte er nur den Kopf. Es reichte schon, wenn draußen Unmengen an Menschen nach ihm schrien - da brauchte er nicht auch noch irgendwelche leitenden Angestellten, die sich auf seine Kosten rühmen wollten. Alles was ihn im Moment interessierte, war, Ran in Sicherheit zu wissen. „Soviel also zu meinem schönen Plan!“ Der Tierpfleger registrierte zwar die Geste, drückte aber trotz allem den Sprechknopf: "Alles im Griff, Chef. Es war nur ein Cosplayer – ich habe ihn zur Seite genommen und gebeten sich umzuziehen, um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen. Es wäre aber trotzdem gut, wenn die Sicherheit die Menschenmenge auflösen könnte." Erleichterung breitete sich in dem Schlagzeuger aus, als ihm klar wurde, dass ihn sein Retter nicht ‚ausliefern‘ würde. Der Mann auf der anderen Seite des Walkie-Talkies versprach sich darum zu kümmern und verabschiedete sich dann. "Sie haben etwas gut bei mir", äußerte Yoshiki und sichtliche Dankbarkeit breitete sich auf seinen Gesichtszügen aus. "Keine Ursache. Was haben Sie jetzt vor?" "Meine Security anrufen, damit sie mich abholt …" Ihm war jetzt schon klar, dass Dan alles andere als begeistert sein würde. "Lassen Sie mich mit ihr sprechen - ich kann sie zum Personaleingang lotsen. Dort sind keine Besucher und Sie kommen über abgeschirmte Schleichwege von hier genau dorthin." "Vielen Dank!" Er angelte das Handy erneut aus der Tasche, suchte im Telefonbuch rasch nach dem gewünschten Eintrag und drückte dann die Verbindungstaste. „Dan? You’ve got to help me“, fing der Drummer dann auch sofort zu reden an, kaum dass das Freizeichen aufgehört hatte. Natürlich hätte er mit seinem Bodyguard auch auf Japanisch sprechen können, da Dan während seiner Zeit bei der Army in Japan stationiert gewesen war und die Sprache somit gut beherrschte, aber er bevorzugte generell Englisch, um es einerseits selbst zu üben und andererseits konnte er sich sicher sein, dass kaum einer ihn verstand, da seine Landsleute für ihr Englisch schließlich berühmt berüchtigt waren. Engrisch verstanden und sprachen sie hervorragend – etwas, dass man von Englisch nicht unbedingt behaupten konnte. „Yoshiki?“ Irgendetwas an der Art, wie er seinen Namen aussprach, war seltsam. „I’ve got a problem…” “Yeah, you definitely have – I got a call from your brother. He was quite surprised that I had such a good connection whereas you had absolutely none.” “Fuck!” Er hatte nicht daran gedacht, dass Kouki Dan anrufen würde … „You call a spade a spade.“ “I’m dead… he’s gonna kill me…” “Not straight away, I covered up for you.” “Sure… You did… what?!” “No need to ruin his and his wife’s vacation!” “I love you, Dan!” Vielleicht kam er doch noch glimpflich aus der Sache … als sich sein Gesprächspartner jedoch wieder zu Wort meldete, schrumpfte diese Hoffnung und zerplatzte letztendlich wie eine Seifenblase. „So, you calling me now means either you came to your senses or you’re in the shit…” “I guess some people somehow recognized me and now I’m stuck here with Ran and above all she’s hurt. Could you somehow get us out of the zoo?” “What the…” Es folgte eine ganze Schimpftirade, nach der man hinterher erahnen konnte, wo Yoshiki es gelernt hatte, so gut auf Englisch zu fluchen. „Can you bail us out?“ Eigentlich konnte er sich die Frage schenken, schließlich war es das, wofür er Dan bezahlte, aber zu fragen schadete schließlich nie und vielleicht konnte er ihn so auch ein wenig besänftigen. „Just stay the fuck where you are until I come and get’cha!“ “I didn’t intend to go shopping while waiting for ya, y’know?!” Wahrscheinlich war es nicht das klügste, in Anbetracht der Situation, seinem Bodyguard mit blöden Antworten zu kommen, schließlich war es nur nachvollziehbar, dass dieser aufgebracht war, aber der Schlagzeuger mochte es trotz allem nicht, wenn er bevormundet und ihm Befehle erteilt wurde. So verfiel er wie Dan in umgangssprachliches Amerikanisch, wobei seine Sprechgeschwindigkeit bei weitem nicht mit der des Muttersprachlers mithalten konnte. „Don’t even think about acting like a damn spoiled brat, Yoshiki! For God’s sake, stay where you are and if it’s somehow possible don’t attract any more attention as you already have! I’ll be there in about twenty minutes.” “That’s fast…!” “I set off right after Kouki’s call.” “Oh… the zoo keeper wants to talk to you – he knows another entrance than the public once…” Yoshiki gab sein Handy weiter und teilte dem Zoowärter noch mit, dass er durchaus auf Japanisch mit Dan sprechen konnte. Ihm war schließlich nicht entgangen, dass sein Gegenüber ziemlich nervös drein geblickt hatte, als er sich auf Englisch unterhalten hatte. "Alles okay?", wandte er seine Aufmerksamkeit schließlich wieder Ran zu, die sich beruhigt und sich an ihn gekuschelt hatte. Sie nickte gegen seine Brust und richtete sich dann etwas auf, um ihn anzusehen. "Tut mir leid." "Schon okay", tat er es lächelnd ab und umarmte sie. Letztendlich traf sie schließlich keine Schuld. Vielleicht wären sie unerkannt aus der Sache heraus gekommen, wenn er seine Haare versteckt und die Sonnenbrille aufgelassen hätte. "Und nun?" "Einer meiner Bodyguards wird uns abholen und dann geht es zurück in den goldenen Käfig …" So sehr er sein Leben und seinen Ruhm auch genoss, es gab Momente, da verteufelte er die Schattenseiten und er überlegte sich, was für ein Leben er wohl führen würde, wenn er eine Musikhochschule besucht hätte und Klavierlehrer oder irgendein Pianist in irgendeinem Orchester geworden wäre. Seufzend ließ sich das kleine Mädchen wieder gegen seinen Oberkörper sinken und begann langsam zu verstehen, dass Yoshiki ihr zwar Sachen erlaubte, die ihr ihre Eltern vielleicht nicht durchgehen lassen würden, sie dafür aber auf schier alltägliche Dinge, wie zum Beispiel einfach irgendwohin zu gehen, verzichten musste. Die Wartezeit, bis Dan kam, verging relativ schnell, unter anderem auch deswegen, weil sich der Tierpfleger Katsuya daran erinnert hatte, dass Ran unbedingt das Tigerjunge hatte sehen wollen und sich der Aufzuchtsraum, wie es der Zufall wollte, im hinteren Teil des Gebäudes befand, sodass der junge Mann eine Ausnahme machte und das kleine Fellknäuel kurz holte, damit sie es aus nächster Nähe sehen konnte und sogar einmal kurz streicheln durfte. Danach brachte Katsuya die kleine Raubkatze wieder zurück und ging zum Personaleingang, um Dan in Empfang zu nehmen, der bereits dort war. Ohne große Worte holte er die zu schützenden Personen ab und führte sie zu seinem eigenen Auto. Dort verabschiedeten sich Yoshiki und Ran von ihrem Retter, der ihnen wirklich in letzter Sekunde aus der Patsche geholfen hatte. "Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann …", fing der Schlagzeuger an, dem nicht wohl dabei war, bei jemandem so tief in der Schuld zu stehen. "Vielleicht ein Autogramm?", entgegnete der Tierpfleger schelmisch grinsend und hielt Yoshiki einen Zettel und einen Stift hin, die dieser auch sofort nahm und das Blatt Papier nur zu gerne signierte. "Sie haben mich schon bei den Tigern erkannt, richtig?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, die er äußerte, als er das Autogramm zurückgab. "Ihre Gestik hat sie verraten", antwortete er, verbeugte und verabschiedete sich, um erneut seinen Pflichten bei den Tieren nachzukommen. Yoshiki blickte ihm noch kurz nach, setzte sich dann wortlos neben Dan auf den Beifahrersitz und nahm Ran auf den Schoß, da es keinen Kindersitz im Fahrzeug gab. „Can you drive to the parking lot and let me off there? I must get my car”, fragte er den Amerikaner, als dieser losfuhr. “The staff’s picking it up”, war die kurzangebundene Antwort. “… Are you mad?” “Of course not.” Augenblicklich entspannte sich Yoshiki, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass es noch weiter gehen würde. „You just got yourself into trouble, why should I be mad? Hell, yes, I am mad at you! How am I supposed to do my job if you don’t let yourself be protected?! But okay, if you think you can handle a mob of hysteric fans on your own, fine, do it! However… goddamn Yoshiki! Are you fucking crazy?! With a kid?! A fucking kid?! Your goddamn own niece! I thought you were wiser than that. She wouldn’t have had a single chance against a fucking crazy mob!” “Everything was ok… until then…”, verteidigte sich der Pianist. „That was pure luck!“ „ And it's not like anything happened!” “She's hurt!” “Because she fell. For God’s sake, Dan, do you know how often I kissed the earth when I was a kid?!” “Nevertheless it was irresponsible! What would you have done if that zoo keeper hadn't helped you? What the fuck would you have done then?!” Ja, was hätte er dann getan? Yoshiki wusste es nicht, weshalb er kurz schwieg und dann lieber das Thema wechselte. „Will you tell the management?” “I have to.” “It's better if you keep quiet - in the end nothing happened, so there’s no need to alarm anyone!” “God knows how many people were there and I bet almost all of them had a cell phone or a camera with them. If only a few of them are cunning enough you and your niece are on all covers of every fucking single gossip mag by tomorrow! The sooner the management knows about this whole shit, the sooner can they buy up the photos in order to protect your but above all Ran’s privacy!” Dan warf einen kurzen Seitenblick auf Yoshiki, der einen leicht geknickten Eindruck machte, während seine Nichte eher verwirrt drein blickte, da sie kein Wort, aber sehr wohl ihren Tonfall verstand. „I’m sorry, Yoshiki, but it’s better that way.” Sein Arbeitgeber und Freund nickte nur leicht und für die nächsten Minuten herrschte Schweigen im Auto. Lediglich die Fahrgeräusche des Hondas und die Atemgeräusche der Insassen waren zu hören. „I didn’t intend to cause any trouble, Dan. I never wanted to endanger Ran’s safety! All I ever wanted was to spend a normal day with her at the zoo. Just the two of us… not YOSHIKI from X JAPAN and YOSHIKI’s niece…” “Ich weiß”, wechselte Dan ins Japanische, da ihm Rans mehr als irritierter Gesichtsausdruck aufgefallen war, „aber es war trotzdem verantwortungslos und du kannst froh sein, Yoshiki, dass außer ein paar aufgeschürften Händen und Knien nichts passiert ist. Vielleicht wäre wirklich alles glimpflich ausgegangen, aber vielleicht wäre auch das totale Chaos ausgebrochen.“ „Onkel Yoshiki hat nichts getan! Es war meine Schuld, dass er erkannt wurde“, meldete sich Ran kleinlaut zu Wort, brachte mit ihrer Aussage den Amerikaner aber nur zum Schmunzeln. „Es ist lieb von dir, dass du die Schuld auf dich nehmen willst, aber hier geht es letztendlich um den Kopf deines Onkels, weil er sich der Risiken durchaus bewusst war, aber sie lieber ignoriert hat.“ „Du willst ihn köpfen?!“ Die Fünfjährige klang sichtlich entsetzt und umklammerte automatisch Yoshikis Hände, die sie festhielten. „Bildlich, nicht wörtlich – und dann auch nicht ich, sondern das Management. Die werden garantiert Freudensprünge machen.“ Dans letzter Kommentar war hauptsächlich an seinen erwachsenen Beifahrer gerichtet, der erstaunlich schweigsam war. Er hatte mehr damit gerechnet, dass sie sich erst einmal eine Stunde lang anschreien würden, ehe es möglich wäre, vernünftig zu reden. „Du glaubst wirklich, dass jemand die Bilder verkaufen würde?“ „Manchmal bist du wirklich naiv! Wäre ich der Chef von irgendeinem Klatschmagazin, würde ich eine Menge Kies für solche Photos hinblättern, weitaus günstiger wäre es natürlich, die Bilder aus dem Internet zu holen.“ Yoshikis Unterkiefer verschob sich gegen den Oberkiefer, während seine Lippen von links nach rechts zuckten – er überlegte, auch wenn es eigentlich nichts mehr zu überlegen gab. Die einzige Möglichkeit, vor allem Ran zu schützen, war, wenn sein Management alle möglichen auftauchenden Bilder aufkaufen würde, ehe sie in die Hände irgendeiner Zeitschrift gerieten. „Okay … sag Yagehara, dass ich Scheiße gebaut habe … ich hab‘ zwar keine Lust auf seine Standpauke …“ „Ich hätte das auch ohne deine Zustimmung getan, Yoshiki. Mein Job ist es, dich zu beschützen – egal wie und egal was du davon hältst. Letztendlich geht es nur um deine Sicherheit.“ Die restliche Rückfahrt, die sich, aufgrund des mörderischen Verkehrs, deutlich in die Länge zog verlief relativ schweigsam, da besagter Pianist und Schlagzeuger seinen Gedanken nachhing. Kurzfristig wurde das Schweigen gebrochen, als er Dan auf Rans morgigen Arzttermin hinwies. Nach einigem Hin und Her entschieden sie, dass es besser war, den Termin abzusagen, da ein Wartezimmer voller wartender Mütter sich auch als ein Wartezimmer voller Fans herausstellen konnte. Zudem würde er nach den heutigen Ereignissen sowieso Security mitnehmen müssen und mit mindestens zwei bis vier Bodyguards in einer Arztpraxis aufzutauchen war leider alles andere als unauffällig. Yoshikis Nichte schien nicht sonderlich unglücklich über diese Planänderung zu sein, da sie Impfen sowieso nicht mochte. Leider hatte ihr Onkel den Einfall, dass sein eigener Arzt, zu dem er am Dienstag ja sowieso musste, dass übernehmen konnte. Zuhause angekommen klärte er das gleich als Erstes ab, verabschiedete sich dann von Dan, der dem Management von seiner glorreichen Tagesleistung berichten würde, und wählte dann die Handynummer von seinem Bruder, damit Ran mit ihren Eltern telefonieren konnte. Zuvor hatte er sie noch gebeten, nichts von ihrem Alleingang zu erzählen, und er musste sagen, für eine Fünfjährige hatte sie wirklich eine blühende Fantasie, mit der sie ihn zumindest momentan schützte. Wenn Kouki wieder zurück war, würde er es sowieso erfahren, aber was er im Moment nicht wusste, machte ihn auch nicht heiß. "Ran hat definitiv etwas gut bei mir!" Als sie dann später im Bett lag und friedlich schlief, setzte sich Yoshiki auf die Klavierbank. Er war selbst ganz überrascht, dass sie so ohne Probleme schlafen gegangen war, aber andererseits vermutete er, dass der Schreck vom Nachmittag doch stärker an ihr gezehrt hatte, als sie selbst hatte zugeben wollen. Ihm selbst rann ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er daran dachte, was alles hätte passieren können. Leicht schüttelte er den Kopf, um die Gedanken zu verbannen und sortierte stattdessen seine Finger auf der strahlend weißen und schwarzen Klaviatur des Kawai Shigeru EX Konzertflügels. Alles in ihm drängte danach, mit sanftem Druck die Tasten anzuschlagen und den Raum mit dem sanften Klang des Flügels zu füllen. Seine Sehnen schmerzten, die übermäßige Bewegungsfreiheit, die seine Hände heute gehabt hatten, da er keine Schienen getragen hatte, war ihnen nicht sonderlich gut bekommen. Es wäre ganz einfach … nur ein minimaler Kraftaufwand würde genügen und seine Finger würden die Melodie eines Songs formen, die sie bereits auswendig kannten, während das Chaos in seinem Kopf sich auflösen würde. Einfach spielen, den Schmerz ausblenden und eins mit der Musik werden - es wäre so einfach … Wehmütig starrte er auf die Tasten und zog dann seine Hände zurück. Seufzend stand er auf, senkte die Abdeckung auf die Klaviatur und strich zärtlich über das schwarzlackierte Holz, das auf Hochglanz poliert war. Sein Abbild spiegelte sich darin und seine Finger hinterließen matte Abdrücke auf der Oberfläche. Für heute würde das majestätische Instrument schweigen, genauso wie Yoshiki um Rans Willen das Management agieren lassen würde, während er in seinem goldenen Käfig saß, den er sich selbst erbaut hatte. ~*~*~*~*~* Zum Schluss noch ein paar Anmerkungen und ansonsten würde ich mich natürlich über Kommentare und Kritik (sofern sinnvoll angebracht) jederzeit freuen! (1) YOSHIKI 基金 (2) Sadako Sasaki: http://de.wikipedia.org/wiki/Sadako_Sasaki Allgemeine Anmerkung: Es dürfte sicherlich nicht unbemerkt geblieben sein, dass Teile des Kapitels in englischer Sprache verfasst waren. Ich hoffe, dass auch diese Stellen verständlich waren. Warum der plötzliche Wechsel ins Englische? Weil alle deutschen Dialoge sozusagen Japanisch sind und bei einer Gesamtlänge von 104 Seiten zwei oder drei Seiten (auf die ganze FF gesehen) Englisch, meiner Meinung nach, nicht wirklich ins Gewicht fallen. Sollte jemand extreme Probleme damit gehabt haben, sodass das Verständnis der Storyline nicht gewährleistet ist, kann er/sie gerne auf mich zukommen, dann übersetze ich ihm/ihr die Yoshiki/Dan Dialoge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)