What would you do von Dahlie (...if my heart was torn in two.) ================================================================================ Kapitel 8: P a r t E i g h t ---------------------------- Hallo! Und hier ist auch schon das nächste Kapitel und wieder sind Wochen vergangen, zumindest in der FF ;] Freut mich, dass ihr immer noch Interesse habt! Und um eine oft gestellte Frage zu beantworten: Nein, Astoria wird sich selbst nicht untreu, tief in ihrem Inneren ist sie immer noch sie selbst :D Und nun wünsche ich euch viel, viel Spaß. ~ Liebe Grüße Dahlie Part Eight „Ah, Mister Malfoy!“ Erfreut schritt Ethan Worth auf ihn zu. Der alte Mann mit dem Vollbart und goldenen Augen begegnete Draco immer wieder bei ansässigen Veranstaltungen. Die großen Konferenzräume, die für diesen Abend gemietet worden waren, waren gut gefüllt. Mehrere Häppchen wurden herumgereicht und gut gefüllte Gläser. Seit einer Stunde wartete Draco darauf, dass die angesetzte Präsentation für die kommende Quiddtich-Europameisterschaft losging. Er hatte noch nie an solch einem großen Projekt mitgewirkt, dennoch konnte er es als Fan kaum erwarten Hand anzulegen. „Schön Sie wieder zu sehen.“ Der rüstige Mann schüttelte die Hand des Jüngeren und Draco zwang sich zu einem Lächeln. „Sie ebenfalls, Mister Worth.“ „Ich habe gerade ihren Freund Zabini getroffen, er meinte, Sie hätten vor, dieses Wochenende der Einladung meiner Frau nach Barcelona zu folgen. Ich würde mich freuen, wenn sie mir ihre Verlobte persönlich vorstellen könnten, schließlich möchte ich als einer der ersten von mir behaupten können, die schöne Frau mit Vornamen anreden zu dürfen.“ Er lachte übertrieben laut und sein Puls beschleunigte sich. „Ich werde es sie wissen lassen, sobald es ihr besser geht.“ „Diesen Anschein hatte es am Dienstag durchaus. Mein Sohn konnte sich gar nicht von ihrem hübschen Gesicht losreißen.“ Verwirrt runzelte Draco die Stirn. „Sie haben sie getroffen?“ „Ja, sie war eine von Pollys Gästen, Sie wissen schon Polly Cobain. Ihre Tee-Partys sind denkbar langweilig, weshalb ihre Verlobte der ganzen Sache deutlich Schwung gegeben hat.“ Dracos Mundwinkel zuckten bedächtig und er versuchte sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. „Nun denn, da wird sie mir etwas verschwiegen haben.“ „Wie dem auch sei, ich würde mich freuen, Sie am Wochenende begrüßen zu dürfen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Mister Worth und Draco spürte, wie Blaise ihm von hinten auf die Schulter schlug. „Hört sich ganz so an, als ob Astoria sich besser fühlt.“ Er grinste breit. „Nach Worths Sohn soll sie ein heißes Geschoss sein.“ „Blaise…“ „Hey, ich habe ihn nur zitiert.“ Als Draco schwieg, riss der andere das Gespräch an sich. „Wenn sie erfährt, dass du die Europameisterschaft mit organisierst, wird sie austicken und jeden deiner Schritte überwachen.“ Unweigerlich musste der Blonde grinsen. „Und sie wird mich erpressen, dass ich das Finale in England stattfinden lassen soll, obwohl ich keinerlei Einfluss darauf habe.“ „Und sie wird dich anbetteln, dass du ihr Dummy Dickson vorstellst.“ „Verblüffend, warum ausgerechnet der die Frauen anzieht.“ „Wegen seiner Glatze, seines schlechten Englischs und seines bellenden Lachens?“, überlegte Blaise gespielt angestrengt und sein Freund stieg überraschender Weise sofort mit ein. „Quatsch, wegen seines Charmes, jeder Frau an den Hintern zu grabschen und jeden verdammten Quaffel zu fangen, bevor der ins Tor segelt.“ Blaise genoss es sichtlich, ein paar Stunden lang in den Genuss seines alten Freundes zu kommen. Seit jener Nacht vor vier Wochen, in der er Audrey gebeten hatte, ein Auge auf seinen Kumpel zu haben, hatten sich Dracos nächtlichen Streifzüge sich deutlich reduziert. Zur sichtlichen Erleichterung von Markus und Theodor. „Wann hast du vor Astoria zu besuchen?“, ließ sich Blaise zu der Frage herab und Draco strich sich durch das Haar. „Keine Ahnung, aber wie es aussieht, werde ich sie darum bitten müssen, mich zu dieser komischen Veranstaltung von Worths Frau zu begleiten.“ Blaise schob neidisch die Lippe vor. „Barbecues, die Mrs. Worth organisiert, sind laut Markus einfach nur lecker und lohnenswert. Schätz dich glücklich.“ „Vielleicht. Vorher muss ich das Weibsstück dazu bringen mitzukommen, oder aber ich muss die Lüge á la Kopfschmerzen erzählen.“ „Mister Malfoy?“ Ein Botenjunge im roten Anzug kam auf ihn zu und die beiden Männer blickten den Jungen verwirrt an. „Soeben ist eine Eule von ihrer Verlobten eingetroffen.“ Er reichte Draco einen Brief und verbeugte sich leicht, bevor er den Konferenzraum verließ. Verwirrt sah Blaise ihn an und er zuckte mit den Schultern. Als er den Brief auseinander faltete und die kleine Schrift erkannte, spannte sich sein ganzer Körper an. Hektisch huschten die grauen Augen über die schwarzen Buchstaben und als er am Ende angelangte, erstarrte sein Gesicht. „Ich muss los.“ „Geht klar- Moment, du musst was?“ „Ich muss sofort nach Derbyshire. Sag den anderen, dass ein familiärer Zwischenfall es mir unmöglich machte, noch länger zu bleiben.“ Und schon eilte Draco zwischen den anderen Männern hindurch. Gehetzt verließ er den Raum und verlangte barsch am Empfang nach seinem Mantel. Als er apparierte und Sekunden später die weiche Wiese unter seinen Füßen spürte, bemerkte er, dass seine Hand zitterte. Milder Wind kam auf und strich ihm über das Gesicht. In schnellen Schritten ließ er die Wiese hinter sich, durchquerte den Park und stieß die Tür seines Anwesens auf, welches noch in Bearbeitung gewesen war. Einst sollte sich Astoria darum kümmern, doch da sie bereits nach kurzer Zeit, ohne irgendetwas bewirkt zu haben, wieder gegangen war, hatte das Anwesen leer gestanden. Mit Kraft stieß Draco die Tür zum Eingang auf und ließ mit einer knappen Handbewegung zu, dass sich magisch sämtliche Räume erhellten. Sein kompletter Körper erstarrte, als er erkannte, dass der Eingang pompös, geschmackvoll und äußerst einladend eingerichtet worden war. Der Marmor unter seinen Füßen spiegelte seine Gestalt und mit schweren Schritten betrat er das vordere Tee-Zimmer. Lange mächtige Fenster erstreckten sich, geschmückt von dicken langen Vorhängen in dunkelgrün. Sein Blick glitt von den altmodischen, aber durchaus hübschen Sesseln zum angrenzenden Raum, der direkt ins Wohnzimmer führte. Der gigantische Kamin brachte Licht in den eigentlich dunklen Raum. Ein heller Teppich brachte Harmonie zu den dunklen Möbeln und als er an die Wand sah, vorbei an dem hohen Bücherregal, entdeckte er Familienbilder und wie einem Schlag in die Magengrube wurde ihm bewusst, welche Glanzleistung Astoria vollbracht hatte. In Trance lief er durch das Anwesen und mit jedem neuen Raum, den er sich ansah, wurde deutlicher, wie sehr sie sich nach ihm gerichtet hatte. Doch auch ihre Spuren waren deutlich zu sehen. Die Blumen, die in all ihrer Schönheit blühten, die ganzen Kleinigkeiten, die einem Raum zu seinem ganz eigenen Charme verhalfen und besonders die Trostlosigkeit, die ihm einst zu Hause erdrückt hatte, vertrieb. Immer wieder fuhr seine Hand hilflos durch sein blondes Haar und sein Herz schnürte sich zu. Als letztes öffnete er die Tür zu einem der Zimmer im zweiten Stock am Ende des Ganges. Seine Hände waren schweißnass und sein weißes Hemd klebte unter seinem Jackett an seinem Körper. Als die dunkle Eichentür aufglitt und Draco sein eigenes Schlafzimmer betrat, jagte eine Gänsehaut über seinen Körper. Die Fenster standen offen, um die warme Luft hineinzulassen, die weißen Gardinen gingen auf das Spiel des Windes ein und seine Schritte wurden von dem dicken Teppich verschluckt. Er sah auf einem großen hübschen Schminktisch, entdeckte den offenen Schrank, wo bereits seine Kleidung zu finden war und strich mit den Fingern über die kunstvolle Kommode. Draco schluckte und spürte, dass sich der Kloß in seinem Hals vergrößerte. Haltlos ließ er sich auf dem Bett mit den weißen Laken nieder und versuchte sein heftig schlagendes Herz unter Kontrolle zu bringen. Was geschah hier? Wann hatte Astoria all die Räume eingerichtet? Er war erst vor einer Woche hier gewesen und hatte mit einem Architekten die ersten Maßnahmen selbst getroffen. Wie zum Teufel hatte sie es geschafft, so schnell und so perfekt jeden Raum zu dekorieren, jedes Möbelstück, welches seinen Vorstellungen entsprach, liefern zu lassen. Dann die gestrichenen Räume… wann waren Maler hier gewesen? Er hätte es doch merken müssen. „Ich habe sie unterschätzt“, murmelte er leise und lehnte sich zurück, dann schloss er die Augen. Ohne sein Wissen hatte sie den ersten Schritt in die Gesellschaft gewagt und wieder hatte sie es ohne sein Beisein geschafft, ein ganzes Anwesen zu beziehen. „Unfassbar.“ Draco drehte seinen Kopf und sah auf die offenen beiden großen Fenster, dann streckte er seine Hand aus und berührte ihre Bettseite und zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, fiel ihm auf, dass die Bettdecke zerknittert war. Seine Handfläche berührte die Stelle und sein Gesicht verzog sich. Die Stelle war noch warm. Sie war noch vor kurzem hier gewesen und er hatte sie um Minuten verpasst. - - - Zufrieden sah eine hübsche Blondine über ihre Speisekarte hinweg und musterte ihr Gegenüber. Sie mochte seine ausgeprägten Gesichtszüge, seine saubere Haut, die grünbraunen Augen, welche von dichten Wimpern umrahmt waren und das glatte dunkelbraune Haar. Seine Kleidung war schlicht und einfach und doch diesem Restaurant angemessen. Es hatte sie überrascht, als er von sich aus gewollt hatte, dass sie ausgerechnet hier dinierten. „Was gibt es zu bemängeln?“, sprach er ohne aufzusehen, weshalb Audrey lächelte. „Nichts, Nott. Mir gefällt eben, was ich sehe.“ „Unverblümt wie immer“, stellte Theodor fest und legte die Karte zur Seite. Der Student bemerkte durchaus, dass viele Augenpaare sie beobachteten, doch er ignorierte es. Schließlich war er es dank seiner Freunde gewohnt, wenn ihm Aufmerksamkeit zugeteilt wurde. „Gefällt es dir nicht, mit mir hier zu sitzen, oder liegt es an meiner Anwesenheit?“ „Nicht doch“, sprach Theodor betont höflich und nachdem sie bestellt hatten, ließ er den Blick durch das edle Restaurant gleiten. „Du bist beleidigt, weil ich Blaise erpresst habe“, sprach Audrey seufzend und nippte an ihrem Wein. „Wie kommst du drauf?“ Sie lächelte zaghaft. „Blaise hat mir verraten, dass du gewöhnlich äußerst gesprächig bist, aber heute hast du noch nicht mehr als drei Sätze freiwillig gesagt, was darauf schließt, dass du mich nicht besonders leiden kannst.“ Theodor beugte sich leicht vor und sprach: „Und, kannst du dir vielleicht denken warum?“ Sie beugte sich ebenfalls vor und spielte mit eine ihre gelockten Haarsträhnen. „Natürlich. Es ist allgemein bekannt, dass Blaise, Markus und du etwas gegen Dracos Affären habt und da ich eine war, schließt mich dies mit ein. Allerdings finde ich diese Ansicht ein wenig sehr oberflächlich.“ „Oberflächlich?“ „Ja.“ Ihre Augen glitten über die weiße Tischdecke. „Denn ich kann schließlich nichts dafür, dass ihr euch seit der Schulzeit hinter Draco versteckt und man euch deshalb erst später in Augenschein nehmen kann, wenn es bereits zu spät ist.“ Irritiert zogen sich Theodors Augenbrauen zusammen. „Ich verstehe nicht ganz.“ „So?“, sie lehnte sich wieder zurück. „Dann will ich klarer formulieren. Du scheinst nicht zu verstehen, warum ich Blaise erpresst habe… um es einfach zu machen, ich wollte lediglich einmal mit dir Essen gehen, mich nett unterhalten und mich amüsieren, sprich: ein Gespräch auf einem höheren Niveau führen. Doch da ich wusste, dass du unter anderen Umständen niemals eingewilligt hättest, habe ich Blaise benutzen müssen.“ Ihre dunklen blauen Augen sahen ihn ernst an und ließen keinerlei Zweifel aufkommen. „Eine Frau hat in eurer kleinen Kumpelgruppe überhaupt keine Chance auf einen zweiten Anfang, weshalb man euch mit Tricks ködern muss.“ Theodor war überrascht, wenn nicht sogar verblüfft. „Ködern?“ „Ja, übers Ohr hauen, wenn du es so nennen willst.“ Er lachte, hell und laut, weshalb sich viele andere Gäste nach ihm umdrehten. Er hob sein Glas und prostete ihr zu. „Erzähl mir mehr über solche Tricks“, verlangte er und sie lächelte süffisant. „Damit du sie kennst und nicht mehr drauf rein fällst?“ „Nein, damit ich sie mir zu eigen machen kann.“ „Slytherin!“, klagte sie an. „Ravenclaw“, nickte er zurück und eine spürbare Last fiel von der Unterhaltung. Sie wurde entspannter, lockerer und heiterer. Und mit einem Mal begriff Theodor, weshalb sich Draco bei Audrey immer fallen lassen konnte. Sie wirkte unbezwungen, anspruchslos und fragte selten nach dem „warum“ in Dingen, die jemanden nahe gingen. Vielleicht weil sie ahnte, dass man von selbst den Anfang machte, wenn man drüber reden wollte, oder weil sie das Gefühl gedrängt zu werden nur zu gut kannte. Theodor wusste es nicht, doch wie sie würde er auch nicht fragen, sondern den Abend genießen. - - - Unsicher betrat Astoria Greengrass die Eingangshalle der Familie Worth. Ihr Herz schlug bis zum Hals und ein letztes Mal betrachtete sie sich im lebensgroßen Spiegel, welcher sich rechts von ihr befand. Das weiße schulterfreie Kleid, welches ihr im glockenförmigen Rock um die Beine fiel, sich aber eng um ihre Brust schnürte, brachte ihre gewonnene Bräune gut zu Geltung. Nie würde sie den Nachmittag vergessen, an dem Justine ihr erklärt hatte, dass sie etwas gegen ihre ungesunde Engländerblässe tun musste, um im Sommer nicht für krank gehalten zu werden. Die ebenfalls weißen Sandalen hatte Pansy nach langen Suchen in einer Boutique erstanden und mittlerweile war Astoria froh, dass sie sich die Schuhe hatte aufschwatzen lassen, da sie in ihnen zumindest laufen konnte. „Miss Greengrass…“, erschien quiekend ein Elf. „Die Herrschaften erwarten Sie im Garten am Pool.“ Sie nickte knapp und folgte dem kleinen Wesen. Dabei glitt ihr Blick über die Einrichtung und sie stellte fest, dass die Gattin des Gastgebers ebenfalls Geschmack bewies. Als sie hinaus in die warme Sonne trat und die Pavillons entdeckte, erkannte sie bereits von weitem die hellen blonden Haare ihres Gatten. Angeregt unterhielt er sich am rund gedeckten Tisch mit anderen Männern, während die wenigen anwesenden Frauen sich entweder an den Pool zurückgezogen hatten, wo sie die Beine ins kühle Wasser gleiten ließen, oder gespielt interessiert den Männern lauschten. Sie reckte das Kinn, streckte den Rücken durch und schritt in jener Haltung auf die Gäste zu, wie Justine es ihr eingeschärft hatte. Sie hatte keinen Grund sich zu verstecken, schließlich kannte die Gesellschaft nicht die Wahrheit über den Auslöser ihrer Verlobung. Und um Dracos Skandale bräuchte sie sich keinen Kopf zu machen. Die Möglichkeit, sie würde ihren Verlobten nicht mehr gefallen, würde sie im Keim ersticken, schließlich war sie ansehnlich und gebildet. Mit dem ein oder anderen Hinweisen, den Justine ihr bezüglich einiger Personen gegeben hatte, würde sie jegliches Fettnäpfchen vermeiden. „Ah, da sind Sie ja, Miss Greengrass“, begrüßte der Herr des Hauses sie zeitgleich, als sie zärtlich eine Hand auf die Schulter ihres Verlobten legte. Möglichst gelassen sah Draco zu ihr auf, doch sie konnte an seinen Augen die deutliche Verblüffung erkennen, ebenso Überraschung und Ungläubigkeit. Sie lächelte freundlich. „Entschuldigen Sie, Mr. Worth, aber ich wurde aufgehalten.“ „So setzten Sie sich doch.“ Sofort rückte man den Stuhl neben ihren Verlobten und sie ließ sich galant darauf nieder. Gekonnt schlug sie die Beine übereinander und beugte sich zu Draco, um ihm einen hauchfeinen Kuss der Begrüßung auf die Wange zu drücken. Sie spürte, dass er sich unter dieser Berührung verkrampfte und hoffte, dass Justines Plan mit all seiner Macht aufging. „Mrs. Worth, ich danke Ihnen für die freundliche Einladung.“ Die Frau an der Seite des Gastgebers lächelte und Astoria wurde unweigerlich bewusst, dass sie es mit dem mütterlichen Typ zu tun hatte. Freundlich, aber nicht zu unterschätzen. „Ach wissen Sie, mein Sohn schwärmte in den höchsten Tönen von Ihnen und mein Mann schien wild darauf zu sein, Sie kennen zu lernen, da die Neugier groß war.“ Scheinbar mühelos fügte sich Astoria in die Gespräche mit ein und hielt sich dabei genau an Justines Anweisungen. Die Diskussionen vermied sie und hielt sich im Hintergrund. Scheinbar zufrieden nippte sie an ihrem Wasser und strich zu gegebener Zeit ihre dichten Locken nach hinten. Sie spürte, dass Draco es bewusst vermied sie anzusehen. Sie jedoch ließ es sich nicht nehmen, ihm im passenden Moment zu mustern. Er schien nach Blaise' Beschreibungen wieder besser zu schlafen und sie hoffte, dass er bereits in Derbyshire eingezogen war, nachdem sie ihm die Nachricht hatte zukommen lassen. Das weiße Polohemd stand ihm gut und passte zu der hellen Jeans, dann sah sie auf die silberne Uhr um sein Handgelenk, welche er gewiss zur Volljährigkeit bekommen hatte und stellte fest, dass die drei vorhandenen Zeiger auf ´Arbeit Ruf´, `Not zu Hause` und `Wecker` zu stellen waren. Dinge die ihr vorher nie aufgefallen waren. Konzentriert lauschte er den Ausführungen der Männer und sie wünschte sich unweigerlich, dass die strenge Falte auf seiner Stirn sich glätten würde. „Was halten Sie davon, dass die Europameisterschaft von ihrem Gatten mit organisiert wird?“ Astoria lächelte, als sie die herablassenden Blicke der anderen Männer bei der Frage bemerkte. „Nicht viel“, sprach sie. „Nur, dass ich hoffe, dass Draco sich nicht wieder Monate lang die Nächte um die Ohren schlägt, um die Arbeit fauler Menschen zu machen.“ Zu ihrer Überraschung lachte Draco neben ihr und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Ich glaube, so lange ich dir am Ende Dummy Dickson vorstelle, wird es mir verziehen sein.“ „Dummy Dickson?“, informierte sich der Mann schräg gegenüber und sie sprach: „Nicht als Person, Sie missverstehen, eher als Torhüter. Natürlich hätte ich auch nichts gegen Camille Rossini, aber wie bereits bekannt sein dürfte, sind die Italiener keine Freunde von ihren Fans.“ „Sie sind für eine Frau gut informiert“, merkte der Mann links von ihr und wieder lächelte sie. „Ich tausche mich diesbezüglich gerne mit Draco aus.“ Sie sah ihn an und erkannte ein zufriedenes Grinsen auf seinen Lippen, kurz erwiderte sie es, dann hielt sie sich erneut aus der Diskussion raus, wobei sie eigentlich zu gerne ihre Meinung zum besten gegeben hätte. Der Tag schlich vorbei, es wurden Snacks serviert und die Themen drifteten ab, als die warme Sonne den Himmel in ein warmes Rot färbte. Ein wenig ermüdet war Astoria um den großen Pool herum gegangen und hatte den Gartenaufbau gemustert. Ihr waren die Worte Justines wieder hochgekommen und sie hatte das System der höheren Gesellschaft an diesem Tag verstanden. Jeder lauerte auf einen Fehler des anderen, um diesen dann bloßzustellen, jedoch versteckten sich alle hinter einer Maske der Höflichkeit. Astoria blieb stehen, um das Spiel der Sonne mit den Wolken zu betrachten. „Wir sollten hier abhauen.“ Sie zuckte kaum merklich zusammen, als die Stimme ihres Verlobten neben ihr ertönte. Sein Blick folgte ihrem und Astoria lächelte unsicher. „Gefällt es dir hier nicht?“ „Noch eine Minute länger und Wilson Worth fragt dich tatsächlich, ob er dich beim Vornamen nennen darf.“ „Ach deshalb hat er mir so vertraulich das du angeboten.“ Dracos Haltung spannte sich an. „Lass uns gehen.“ „Meinst du nicht, dass es unhöflich erscheint?“ Er wandte sich zum Gehen und als er über seine Schulter sah und ein Lächeln seine Lippen zierte, wurde Astoria klar, dass für einen Malfoy andere Gesetzte herrschten. „Ich werde sagen, dass wir noch woanders geladen sind.“ Dann fuhren seine Augen musternd über ihren Körper und er sprach: „Übrigens, hübsches Kleid. Pansy hat mal wieder einen guten Geschmack bewiesen.“ Astoria lächelte freundlich zurück und schritt stolz an ihm vorbei. „Danke, wobei ich mir das Kleid selbst gegönnt habe.“ Es klang kühl und ließ ihn wissen, dass sie nichts von seiner Anspielung hielt. Jedoch fügte sie sich seinen Worten und verließ mit ihm zusammen wenige Minuten später die Teegesellschaft, um Derbyshire aufzusuchen. Die Fenster waren weit geöffnet, als sie die Räume betrat, die ihr neues Zuhause bilden sollten. Bereits in der Eingangshalle schlüpfte Astoria aus ihren Sandalen und genoss es, barfuss durch die Räume zu gehen. „Und, wo sind wir heute noch geladen?“ Draco ließ sich erschöpft in einen Sessel fallen und legte die Füße hoch. „Nirgends… nur Samstag, ich hoffe, du hast eine passende Garderobe für einen Ball bei Paris Anglais.“ „Diese zwielichtige Modezarin?“ „Such dir was Geschmackvolles raus, ja, Astoria?“ Die Brünette zwang sich ruhig zu bleiben und durchschaute die Provokation. Sie schritt zu ihm und strich ihm durch das blonde Haar. „Irgendeinen Wunsch?“ „Nichts zu kurzes“, erklärte er gelangweilt. „Es wirkt billig, wenn dir jeder unter den Rock glotzen kann.“ „Wo doch nur du in den Genuss kommen willst“, sprach sie mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme. Als sie an ihm vorbei gehen wollte, umfasste seine Hand ihre Hüfte und hielt sie zurück. Überraschend zärtlich strich er an ihrer Seite entlang und Astorias Herz schlug augenblicklich schneller. Nach alldem, was er ihr angetan hatte, schaffte er es immer noch, einen Sturm in ihr zu entfachen. „Mag sein“, sprach er so neutral und emotionslos, dass sie glaubte, er würde es auch so meinen, doch mittlerweile kannte sie ihn besser. „Doch trotzdem solltest du es nicht herausfordern.“ „Was?“ Sie tat ahnungslos. Doch er ließ sich auf dieses Spiel nicht ein. „Sex würde unsere Beziehung im Moment nur unnötig kompliziert machen, Astoria.“ „Sehe ich genauso“, stimmte sie ihm ernst zu. „Aber da ich dich sowieso nicht reize, wird dies sicherlich das geringste Problem sein.“ Draco legte den Kopf schief und musterte sie ernst. „Wer hat gesagt, dass du mich nicht reizt.“ „Du selbst, bevor ich die Kur aufgesucht habe.“ Er verzog das Gesicht und Astoria zwang sich zum lächeln. „Nicht wörtlich, aber du hast mich immer wieder spüren lassen, was für ein Stück Dreck ich in deinen Augen bin. Weshalb sich die Antwort wie von selbst ergab.“ Sie löste seine Hand von ihrer Hüfte und machte sich los. „Deshalb finde ich nicht, dass ich mich wie eine Klosterschülerin anziehen sollte, wenn wir bei einer Dame geladen sind, die selbst zu einer der größten Modeikonen Englands gehört.“ Sie verließ das Wohnzimmer und spürte, wie die Anspannung von ihr wich, als sie seine Nähe nicht mehr ertragen musste. - - - „Ihr glaubt doch wohl selbst nicht, dass Draco das ganze nicht durchschaut!“, donnerte Blaise Zabini an einem Samstagabend durch das große Wohnzimmer seiner Familie. „Doch, mein Junge, dieses Mal hege ich große Hoffung, dass Dracos Hirn dies ausblendet“, konterte Justine. „Dein ach so toller Freund ist auch nur ein Mann und eine Frau, die ihm gefällt, wird etwas bei ihm auslösen.“ „Außerdem steht es Astoria wirklich ausgezeichnet, dass sie in bisschen mehr Selbstbewusstsein entwickelt hat.“ „Ach ja? Und wenn der Schuss nach hinten losgeht?“ „Inwiefern?“, wollte Pansy wissen und zündete sich genüsslich eine Zigarette an. „Dass sie Dray zeigt, was er an ihr hat? Merlin, Blaise, hör auf, hier so ein Drama zu veranstalten und lass es bleiben, dich in Probleme anderer einzumischen.“ „Das musst du gerade sagen!“, donnerte der junge Mann erneut und seine Mutter verdrehte die Augen. Elegant wie immer erhob sich Justine und strich sich eine goldene Haarlocke hinter das Ohr. „Also Kinder, ich werde meinen alten Hintern jetzt in einen angesagten Club bewegen und ein bisschen das Tanzbein schwingen, ihr könnt ja hier im Wohnzimmer übereinander herfallen.“ Empört sah Blaise sie an und erneut rollte sie mit den Augen. „Jetzt tu nicht so, als hättest du noch nie Sex gehabt!“, belächelte sie ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Dann tänzelte sie von dannen und Blaise raufte sich die Haare. „Meine Mom und du, ihr seid zusammen so gefährlich, dass man euch nach Askaban schicken sollte!“ „Du hättest Schauspieler werden sollen, nicht Playboy“, konterte Pansy gähnend und betrachtete ihre Fingernägel. „Allerdings wären dir die Komödien misslungen.“ Sie schien das Ganze tatsächlich lustig zu finden. „Komm schon, Blaise, mach dich ein bisschen locker und versuch dich wieder auf dich selbst zu konzentrieren. Ich meine, was habe ich da erst von Markus hören müssen, du warst seit Wochen nicht mehr auf der Piste?“ „Mir ist die Lust vergangen“, murrte er, als er sich in einen Ohrensessel fallen ließ und zu einer Zigarre griff. „Das ständige auf und ab bezüglich Drays hat mir sämtliche gute Laune entzogen.“ Die junge Parkinson-Erbin schlug die Beine übereinander und sah ihn belustigt an. „Also würdest du auch das Angebot ausschlagen, mit mir einen Cocktail trinken zu gehen.“ „Das habe ich nicht gesagt.“ „Und weshalb sitzen wir dann noch hier?“ „Pansy…“ Blaise klang müde und das einstige Feuer des Playboys schien ausgepustet. „Lassen wir das lieber, du weißt, wo es hinführt.“ „Ich verspreche dir, ich werde dir keine kalte Dusche mit-!“ „Darum geht es nicht.“ Blaise wehrte ab und strich sich über die Stirn. „Pans, du und ich, das funktioniert nicht, weder auf friedlicher Ebene, noch auf freundschaftlicher Ebene. Ich meine… ich habe es versucht, aber du wolltest ja nicht.“ Langsam fügten sich die Puzzleteile und Pansy begann zu verstehen, was er ihr sagen wollte. Ihre dunklen Augen sahen in seine und etwas in ihr gefror zu Eis. „Dir geht es um sehr viel mehr, nicht war?“, sprach sie trocken und Blaise blickte ins Feuer. „Mir ging es immer um mehr. Nicht um Freundschaft, sondern um Liebe.“ „Warum hast du nie etwas gesagt?“ „Du hast es nie ernst genommen. Außerdem… du warst zu beschäftigt mit anderen Dingen.“ Ein bitteres Lächeln lag auf seinen Lippen und Pansy erhob sich. „Ich habe dir zu wehgetan?“ „Nein, du hast mich lediglich verspottet.“ Die junge Frau hatte den Worten ihres einstigen Schulkameraden selten Bedeutung beigemessen, erst jetzt begriff sie, dass die Gefühle, die Blaise für sie gehabt hatte, echt gewesen waren. Und sie hatte ihn behandelt wie einen schlechten Casanova. Gut, sein schlechter Ruf und seine Frauengeschichten hatten nie zu seiner Glaubwürdigkeit beigetragen, aber sie hätte zumindest Theodors und Dracos Versuche, ihr die Sache begreiflich zu machen, bemerken müssen. Doch das hatte sie nicht. Obwohl innerlich alles durcheinander fegte, zwang sich Pansy ruhig und gelassen zu bleiben. „Das tut mir leid.“ Ihre Stimme klang gefasst und sie vermied es ihn direkt anzusehen. „Ich werde natürlich die Konsequenzen tragen…“ Sie wollte etwas hinzusetzten, doch sie hielt sich zurück und verließ das Wohnzimmer. Blaise schloss die Augen und lauschte ihren Schritten, bis sie schließlich verstummten. Er hatte sie geliebt, daran gab es nichts zu rütteln, doch ihr Stolz hatte sie so blind gemacht, dass sie ihm mit ihrer Verhaltensweise ein Messer in die Brust gerammt hatte. Blind griff Blaise nach seinem Glas Brandy und spürte Sekunden später, wie der Alkohol seine Kehle runterbrannte. Dann erhob er sich, griff nach der ganzen Flasche und stieß die großen Fenster des Raumes auf. Kalte Nachtluft umhüllte ihn und Blaise sah auf die Flasche in seiner Hand. Es war mal wieder Zeit für einen Alleingang. - - - Die sanfte Musik im Raum sollte für Wohlbefinden sorgen, doch nach Stunden des Zuhörens reizte sie Draco mehr, als dass er sie als angenehm empfand. Das Klaviergeklimper zerrte an seinen Nerven, das Gequietsche der Geigen trug deutlich zu seiner schlechten Laune bei. Das moderne Hotel, in dem die Veranstaltung stattfand, hatte ihn zu Beginn zum Staunen gebracht, da er eigentlich mit etwas künstlerischem gerechnet hatte, stattdessen erwartete ihn eine Hölle aus Marmor und Gold. Etwas, was ihm in den Augen wehtat. „Du scheinst herrlich schlechte Laune zu haben“, bemerkte eine dunkle Stimme an und Draco sah nach rechts. Es kam äußerst selten vor, dass er Markus in einem Smoking ausmachen konnte und dementsprechend überrascht war er, als er seinen ehemaligen Kapitän erblickte. Schwach grinste er. „Bei dieser Sippe ja auch kein Wunder.“ „Hast du dich auch über das Eisenwalzwerk unterhalten müssen?“ Der Ekel war aus Markus' Stimme geradewegs zu hören. „Nein, mich hat man gefragt, ob ich so ein Werk `Planet von zwei Haaren verfolgt` gesehen hätte. Keine Ahnung, was das sein soll.“ Markus lachte trocken und nahm einen Schluck von seinem Sekt. „Ab wann darf man laut Etikette abhauen?“ „Halb elf“, erwiderte Draco wie auswendig gelernt und ließ seinen Blick durch den Saal gleiten. Er war schummrig und wirkte so seltsam verboten auf ihn, dass er es kaum erwarten konnte, abzuhauen. „Ganz ehrlich, ich habe ja schon viele Anlässe dieser Art hinter mich gebracht, aber das ist mit Abstand der schlimmste. Schon alleine diese Katzenmusik und dann noch dieses leicht fummelfreie Licht…“, Markus schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich werde zu alt dafür, um bei solchen Veranstaltungen irgendwo ein blutjunges Mädel aufzureißen.“ „Würde ich auch so sehen“, stimmte Draco zu und ließ seine grauen Augen über die Menge gleiten, schließlich fand er, was er suchte. Die langen welligen Haare seiner Verlobten waren kunstvoll hochgesteckt und ließen einen herrlich aufreizenden Blick auf ihren schlanken Hals und Rücken zu. Draco mochte das rote Kleid nicht, welches sie trug, die Gastgeberin dafür umso mehr. Der obere Teil war wie ein Korsett geschnürt und er fragte sich, ob die Bänder vor ihrer Brust die Spannung bis zum Ende des Abends aushielten. Denn er konnte förmlich die gaffenden Blicke der anderen Männer sehen, die seiner Verlobten nur so auf das verführerische Dekolleté glotzen. Seine Haltung spannte sich unweigerlich an und er war auf irgendeine Weise froh, dass der Rock nicht eng anliegend, sondern weit und aufgebauscht war. So wurden zumindest ihre Beine gänzlich verdeckt. „Hast du Astoria eigentlich das Kleid gekauft?“, wagte es Markus zu fragen und deutete auf die Gruppe von Frauen, die sich angeregt mit ihr unterhielten. „Nein, ganz sicher nicht. Sie sieht schrecklich aus.“ Sein Freund lachte. „Ich dachte da eher an `zum Ausziehen gut`, denn es betont nur die Schokoladenseiten deiner Bald-Gattin.“ Draco warf ihm einen ungehaltenen Blick zu und sorgte so dafür, dass Markus belustigt abzog. Natürlich hatte er gemerkt, welche Wirkung das Kleid hatte und er war bei Merlin auch nicht immun dagegen, dennoch blieb die unbestrittene Tatsache, dass sie diese Verwandlung gewiss Pansy zu verdanken hatte. Noch wusste er nicht, was er davon halten sollte, da er mit einer schweigsamen und ruhigen Astoria gerechnet hatte. Jetzt wirkte sie selbstsicher, arrogant und erschreckend kalt. So wie es sich für eine Malfoy gehörte. Doch es war nicht das, was er wollte. Er wollte die Fröhlichkeit spüren, die sie früher an den Tag gelegt hatte, ihre Unbeschwertheit sehen, ihr Lachen hören und die Leichtigkeit in ihren Augen erkennen. Draco wusste, dass er viel verlangte und dass er ein großer Teil der Schuld, dass all diese Eigenschaften verschwunden waren, seine war, trotzdem vermisste er jene Astoria, die er kennen gelernt hatte, schmerzlicher, als er es sich je eingestanden hatte. Seit sie wieder bei ihm war und ihre Anwesenheit das Anwesen auf Derbyshire erträglicher machte, schlief er besser denn je. Er wusste nicht, was sie mit ihm machte, außer dass sie ihm das Gefühl von Sicherheit gab und ihm einen Teil der Einsamkeit nahm. Wenn er die Frau wieder haben wollte, in die er sich verliebt hatte, dann würde er kämpfen müssen, bloß wusste er noch nicht wie. Doch er würde sie sich wieder holen, denn er wusste, tief in ihrem Inneren versteckte sich noch immer das unbeschwerte und fröhliche Mädchen, welches ihm einst in dieser Kneipe begegnet war und mit ihm eine Diskussion über die höhere Gesellschaft geführt hatte. Gespielt gelangweilt schritt er auf die Damenrunde zu und lächelte charmant. „Ich unterbreche nur ungern, aber ich möchte meine Verlobte ganz gerne einmal entführen.“ Die Frauen lachten hell und er bemerkte, dass Astoria sich zu einem schmalen Lächeln hinabließ. Sie legte ihre Handschuhgeschützte Hand auf seinem angebotenen Arm und ließ sich wegführen. Gekonnt schlug sie den Fächer auf und ließ sich auf den Balkon führen, dankbar atmete sie tief die frische Luft ein. Draco legte leicht die Hand auf ihren Rücken und spürte, wie sie sich kaum merklich versteifte. Etwas stimmte nicht. „Es wundert mich, dass du in diesem Kleid noch Luft bekommst“, sprach er und sie lächelte arrogant. „Ein wenig Übung hat eben nicht geschadet.“ „Oder ein Tänzchen weniger.“ Astoria lachte und zum ersten Mal seit Tagen klang es ehrlich. „Bei der Schauermusik kommt überhaupt kein Tanzvergnügen auf.“ Seine Gesichtszüge entspannten sich und er war versucht das Lächeln zu erwidern. „Lass uns gehen.“ „Es ist noch keine halb elf“, wies sie pikiert drauf hin und er zuckte mit den Schultern. „Egal. Es wird nicht auffallen, wenn wir fehlen.“ „Nicht? Ich habe Mrs. Firth versprochen mit ihr-!“ „Lad sie zum Tee und damit ist die Sache gegessen.“ Er bemerkte, dass ihr seine Wortwahl missfiel, doch es war ihm egal. Galant half er ihr in den Mantel und konnte sehen, dass sie ungewohnt heftig den Rücken durchstreckte. Wieder ließ er wie beiläufig seine Hand über ihren Rücken streichen und er bemerkte erneut die Versteifung ihrer Körperhaltung und dann wurde ihm bewusst, welchem Geheimnis er auf die Spur gekommen war. Innerhalb von Sekunden flohen sie direkt nach Derbyshire und als sie vor ihm aus dem Kamin schritt, beschloss er, sie auflaufen zu lassen. Nachdem er den Reisemantel abgelegt hatte und im Schlafzimmer aus seinen Schuhen schlüpfte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Astoria zuerst ihr Haar löste und die Nadeln vom Kopf zog. Doch er hatte Zeit. Langsam und gespielt müde löste er seine Krawatte und entledigte sich des weißen Hemdes, dann ließ er sich gähnend auf das Bett fallen und musterte sie. „Würde es dir etwas ausmachen, woanders hinzusehen?“, merkte sie spitz an, als sie vor dem Schrank stand und bemerkte, dass er darauf wartete, dass sie sich ihres Kleides entledigte. Draco gähnte erneut. „Falls du es vergessen hast, ich habe dich bereits einmal nackt gesehen, ein zweites Mal wird mich sicherlich nicht umbringen.“ Sie erwiderte nichts und als sie ihm den Rücken zuwandte, richtete er sich auf. Jedoch schien sie nach Kleidung zu suchen und als ihm bewusst wurde, wie sie sich aus der Affäre ziehen wollte, nämlich indem sie unschuldig das Bad aufsuchte. Doch auf dieses Spiel ließ er sich nicht ein und erhob sich. Noch bevor Astoria etwas merken konnte, griffen zwei Hände um sie und rissen das Korsett vorne in zwei. „Was tust du-!“ Völlig überrumpelt wollte Astoria herumfahren und ihn anfauchen, als sie spürte, wie raue Fingerkuppen über ihren Rücken strichen und ein brennender Schmerz entstand. Fahrig hielt sie das Kleid hoch. „Dachte ich es mir doch. Eins dieser alten Korsetts“, murmelte Draco und sah auf die kleinen Metallstangen, die dafür gesorgt hatten, dass die Tallie seiner Verlobten noch schlanker wirkte und dem Kleid eine elegante Ausstrahlung gegeben hatten. Sehr zum Nachtteil ihrer Haut, da sich die kleinen Stangen in ihren Rücken gegraben hatten, wenn sie sich setzte oder ihre gerade Haltung vernachlässigte. „Zieh das Ding aus, wir müssten noch Salbe irgendwo haben“, sprach er abwesend und schritt mit zügigen Schritten ins Bad. Als er wenig später zurückkam, stieg sie gerade aus dem Monster von Kleid und legte ihr Haar nach vorne. „Leg dich aufs Bett, ich creme dich ein.“ Überraschenderweise tat sie, was er verlangte und Draco wartete, bis sie sich auf den Bauch gelegt hatte. Dann setzte er sich auf die Bettkante und begutachtete die offenen Stellen. Es sah übel aus und gewiss würde sie noch einige blaue Flecken davontragen. Möglichst vorsichtig strichen seine Finger die Salbe auf die verletzte Haut und der jungen Frau unter ihm entwich ein Stöhnen. „Hast du noch weitere Mörderkleider?“ „Drei oder vier, aber sie sind alle wahnsinnig hübsch.“ „Mir egal, ob sie hübsch sind, sie kommen weg.“ „Ach, und in was soll ich die nächsten Veranstaltungen besuchen? In Müllsäcken?“ „Nein, wir gehen neue kaufen.“ Wieder stöhnte Astoria, allerdings dieses Mal nicht vor Schmerzen. Er lächelte, ihre Abneigung gegen Einkäufe hatte sie nicht verloren. Draco ließ den Blick von ihrem entblößten Rücken tiefer gleiten, seine Hände folgte seinen Augen, dann sah er zu ihren Füßen. „Okay, wer auch immer mit dir Shoppen war, er wird es nie wieder machen.“ Draco setzte sich ans Ende des Bettes und besah sich die wunden Füße. Sie lachte und drehte sich leicht, als er seine Hände in Creme tauchte und sich um die anderen Wunden kümmerte. „Weil du dich zur Verfügung stellst?“ „Richtig.“ „Draco, lass es lieber, es wird die Hölle werden.“ Er sah auf und schluckte hart. Das dunkle Haar fiel ihr über die Schulter und verdeckte ihre nackten Brüste, doch es war nicht die Tatsache, dass sie viel nackte Haut zeigte, die ihn schlucken ließ, sondern die Art und Weise, wie sie sich bewegte. Kurz wandte er den Blick ab und sah wieder auf ihre Füße. „Nein, ich finde es ist längst überflüssig, dass wir uns um deine Garderobe kümmern. Im Übrigen, diese Bräune, ist sie echt, oder magisch?“ „Echt“, erklärte Astoria ehrlich. „Und wie sieht es mit deiner Freundlichkeit aus?“ Sie hatte durchaus bemerkt, dass er an Kälte verloren hatte, doch noch traute sie dem Frieden nicht. „Sie ist immer echt, Astoria“, wies er ruhig daraufhin und schloss die Salbe. Sie schwang die Füße aus dem Bett und schritt erneut zum Schrank um nach ihrem Nachthemd zu greifen. Draco sah ihr nach, wohl wissend, dass sie es bemerkte. „Was ist?“, wollte sie wissen und er grinste. „Soll das eine Verführung werden?“ „Wie kommst du darauf?“ Er zuckte mit den Achseln. „Denk mal scharf nach.“ Astoria sah ihn belustigt an und als sie an ihm vorbei ging, strich sie neckisch durch sein Haar. „Unsinn, ich brauche dich nicht mehr verführen, schließlich sind wir bereits verlobt.“ Sie schloss die Fenster. „Und außerdem, du holst dir deinen Spaß sowieso woanders.“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht und Draco wurde bewusst, dass sie dabei war, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Sie lächelte lieblich und schritt ins Bad, um sich zu waschen. Draco fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schlug die Augen nieder, als er hörte, wie sich die Tür zum Bad schloss. „Die Frau macht mich fertig“, murmelte er und erhob sich ebenfalls. Als er das rote Kleid aufhob, um es im Schrank zu verstauen, fiel ihm die Marke ins Gesicht und er runzelte die Stirn. Neeson & Rickman Er kannte nur eine Person, die dort ihre Kleider kaufte und der würde er morgen in aller Frühe einen Besuch abstatten. Justine Zabini hatte aus seiner Verlobten ein kaltes, gesellschaftsfähiges Biest gemacht. Ein Biest, was ihm das Leben zur Hölle machen würde, aber er konnte den Spieß auch wieder umdrehen. Doch dieses Mal mit anderen Regeln. Astoria wollte ein Katze und Maus – Spiel? Das würde er ihr mit Freunden bieten. Er hörte das Wasser rauschen und entledigte sich seiner Kleidung, dann schlüpfte er in seine Schlafhose und warf sich auf das Bett. Müde und erschöpft schloss er die Augen und lauschte auf die ihn umgebenden Geräusche. Als er die leisen Schritte seiner Verlobten hörte, spürte er Sekunden später, wie sie die Decke über seinen Körper zog und das Licht löschte. Geschützt von der Dunkelheit öffnete er wieder die Augen und musterte den schmalen Schatten neben sich. Die Art und Weise, wie sie miteinander umgingen, war verheerend. Entweder sie schlichen umeinander herum, oder aber sie gingen sich aus dem Weg. Wenn es hart auf hart kam, dann schlugen sie mit Worten um sich. Etwas, was er unbedingt ändern musste, nur hatte er noch keine Ahnung wie. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)