What would you do von Dahlie (...if my heart was torn in two.) ================================================================================ Kapitel 5: P a r t F i v e -------------------------- Es tut mir sehr leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe ewig bei der 2000 - Wörtergrenze gehangen ;_; Leider wird es hier auch Schlag auf Schlag gehen und es tut mir leid, wenn das zu schnell für einige ist, aber ich möchte nicht unnötig etwas in die Länge ziehen, was nicht in die Länge zu ziehen ist. Wichtig ist außerdem noch, dass fast nach jedem Richtungswechsel, also Personenwechsel Zeit vergangen ist. Manchmal nur ein paar Stunden, oder aber auch Tage und Wochen. Lasst euch aber nicht verwirren, ich habe immer irgendwo einen Satz reingequetscht, woraus man die Zeit schließen kann :) Viel Spaß nun! Liebe Grüße Dahlie P a r t F i v e Unruhig tippte Draco Malfoy mit dem Finger auf seine Schreibtischplatte. Ein Berg von Arbeit lag vor ihm, doch irgendwie kam er am heutigen Tag schlecht voran. Ständig schweiften seine Gedanken ab und seine Augen schienen die Buchstaben, die sich zu ganzen Berichten zusammenformten, nicht einmal wahrzunehmen. Immer wieder ertappte sich Draco dabei, dass er an dunkle weiche Locken und klare helle blaue Augen dachte. Ein schwaches Lächeln zierte seine Lippen. Ihm wurde mehr und mehr bewusst, in welch verzwickte Situation er verstrickt war. Er war verlobt und würde dies in wenigen Tagen bekannt geben müssen. Früher war es ihm egal gewesen, wann der Tag kommen würde, doch jetzt wünschte Draco sich zum ersten Mal mehr Zeit. Etwas in ihm zögerte. Denn er spürte, dass, wenn die Verlobung erst einmal bekannt gemacht worden war, sie nicht mehr so leicht zu lösen war. Zum ersten Mal in seinem Leben spielte Draco Malfoy mit dem Gedanken, sein Wort zu brechen und das zu tun, wonach sein Herz verlangte. In jeder Minute seines Lebens dachte er daran, wie es sein könnte, jeden Morgen neben Astoria aufzuwachen, ihr Lachen zu hören, wenn er nach Hause kam und jeden Abend neben ihr einzuschlafen, immer mit der Gewissheit, dass er sie am nächsten Morgen in seinen Armen halten würde. Es war zum Verrücktwerden! Ein Malfoy dachte nicht derart romantisch, sondern eher praktisch auf seinen Vorteil bedacht. Astoria würde als Ehefrau einige Defizite mit sich bringen, etwas, worauf seine Familie sehr achtete, doch es war Draco überraschenderweise egal. Die kleinen Fehler konnte sie mit ihrer offenen Art, ihrer Freundlichkeit und ihrer Liebenswürdigkeit weg machen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er daran dachte, wie sie seinen Vater mit ihrem Spielwissen Schachmatt setzen würde. Und seine Mutter würde angesichts ihrer Liebe zu Quiddtich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Jedoch würde es Draco nichts ausmachen, denn er hätte die Gewissheit, dass sie sich nicht ändern und weiterhin mit ihm über Taktiken, Spielzüge und Ergebnisse diskutieren würde. Alles in einem versprach Astoria ihm eine Zukunft, in der er sich zum ersten Mal vorstellen konnte, glücklich zu sein. Doch bevor er sich dieser neuen Zukunft stellen konnte, musste er zuerst einige Dinge erledigen. Er erhob sich, schlug die Akte zu und griff zu seinem Zauberstab. Nach einem kurzen Schwenker landete sein schwarzer Mantel in seinem Arm und Draco warf sich diesen über. An erster Stelle musste er die Affäre zu Audrey beenden, danach musste er zu Mallorie, wobei ihm sein Gefühl sagte, dass er bis zur Feier von Madame Guerlaine warten musste, schließlich war Mallorie viel unterwegs und er wusste nie genau, wie lange sie an einem Ort blieb. Etwas, was Draco schon verflucht hatte, als er sie kennen gelernt hatte. Je nachdem, immer wenn er einen starken Drang verspürt hatte, sie zu sehen, so hatte er seine Bedürfnisse immer wieder unterdrücken müssen, da sie unauffindbar war. Doch damit war jetzt Schluss. Frohen Mutes griff Draco zum Flohpulver und war zuversichtlich, dass er schon sehr bald seine freien Stunden mit Astoria genießen konnte. Wenige Sekunden später betrat er ein modernes Apartment. Es war noch recht früh, weshalb er mit Sicherheit sagen konnte, dass Audrey noch nicht auf der Arbeit war. Aus ihrer Küche kam Musik, sie hatte das Radio laut aufgedreht. Sichtlich genervt ließ Draco es mit einem simplen Zauber verstummen. Sofort steckte die blonde junge Frau den Kopf aus dem Bad und ein wissendes Lächeln zierte ihre roten Lippen. „Draco, so früh am Morgen schon wieder Hunger? War Mallorie nicht gut genug zu dir?“ Bekleidet mit einem Handtuch und mit nassen langen Haaren schritt sie ins Wohnzimmer. Doch als sie seine ernste Miene sah, begriff sie, dass er wegen etwas anderem bei ihr war, als sich sein Vergnügen zu holen. „Guten Morgen“, grüßte er knapp und Audrey ließ sich möglichst gelassen auf ihrer blutroten Couch nieder. Gekonnt steckte sie sich eine Zigarette an und sah zu ihm hoch. „Warum so ernst?“ „Es gibt etwas, das ich mit dir besprechen möchte.“ Draco blieb demonstrativ am Kamin stehen und öffnete seinen Mantel. „Du willst das mit uns beenden“, sprach Audrey tonlos und sah ihn herablassend an. „Ich dachte, Mallorie würde deine Affären tolerieren?“ „Es geht hier nicht um Mallorie.“ Stumm sahen sie einander an und erst als Draco den Blick abwandte und auf die Bilder an den Wänden sah, verstand die Blondine. Ein listiges Lächeln huschte über ihre roten Lippen. „Sieh an. Sieh an. Es gibt doch tatsächlich jemanden, der gegen Miss Delone gewonnen hat, ohne sich in den Schlamm zu schmeißen?“ „Darum geht es nicht. Das zwischen uns, es soll diskret ablaufen. Ich hoffe, du verstehst.“ „Natürlich.“ Audrey erhob sich und drückte die Zigarette aus. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz zu wissen, dass es jemanden gab, der geschafft hatte, was ihr verwehrt geblieben war. „Doch bevor du gehst und wir geschiedene Leute sind, möchte ich, dass du mir zumindest sagst, welche der Damen das Unmögliche geschafft hat, dass du bereit bist, alles für sie aufzugeben, einen Schaden im Ruf riskierst und es in kauf nimmst, dass bald sämtliche Klatschblätter dein Gesicht drucken. Lange kannst du sie noch nicht kennen, denn dann hätte ich von Markus sicherlich irgendetwas gehört.“ Draco verfluchte seinen Freund. Endlich kannte er die Wurzel des Übels, dem er es zu verdanken hatte, dass er ständig dem Tagespropheten die Hütten einrennen durfte. „Kenne ich sie?“ „Ich schätze schon.“ Audrey lachte leise. „Eine Slytherin… Pansy Parkinson? Nein, du sagtest einmal, sie wäre ein weiblicher Kumpel für dich. Daphne Greengrass?“ „Astoria Greengrass“, ließ Draco monoton die Bombe platzen und sah ihr dabei fest in die Augen. Vollkommen verblüfft öffnete Audrey den Mund. „Die tollpatische kleine graue Maus? Draco, ich bitte dich! Sie würde niemals den Anforderungen einer Mrs. Malfoy gerecht werden!“ „Aber du, ja?“ Er klang zynisch und grinste herablassend. Sie schüttelte immer noch seltsam heiter den Kopf. „Vergiss es, alleine um mich gegen die Ansprüchen deiner Eltern behaupten zu können, müsste ich mich regelrecht verbiegen. Etwas, was mir nicht gut tun würde.“ Sie schritt in die Küche und wünschte der kleinen grauen Maus viel Glück. Ab da wusste Draco, dass er das erste Hindernis hinter sich gelassen hatte. Naiv war er appariert, ohne das Wissen, dass Audrey sich auf ihre Herdplatte setzte und den Kopf in den Nacken legte. „So, so, die kleine Greengrass also. Ich bin sicher, Mallorie wird begeistert davon sein, von solch einem Küken ausgestochen worden zu sein.“ Sie würde ihren verletzten Stolz mit der jungen Französin lindern. Und ihr schwebte bereits eine genaue Vorstellung vor. - - - „Ich kriege die Krise!“ Unruhig schritt Astoria in ihrer kleinen Dachwohnung auf und ab. Nervös zog sie die Lockenwickler aus ihren Haaren und seufzte tief. Seit knapp einer Woche hatte sie versucht, Draco persönlich zu erreichen. Doch bis gestern hatte sie es nur geschafft, ihm beim Lunch zu stören. Beinahe hätte sie ihm einen Fluch auf dem Hals gehetzt, nur damit er nicht wieder die Flucht ergriff. Ihr Gespräch war kurz und knapp gewesen, er hatte sie mit nichtigen Aussagen hingehalten und ihr versprochen, dass er heute Abend noch bei ihr vorbeikommen würde. Im Moment würde er Wichtiges zu klären haben. „Verdammt, Daphne, mich frisst mein schlechtes Gewissen auf!“ Hilflos drehte sich Astoria um und sah, dass ihre Schwester die Zeitung Verwandlung heute, beiseite legte und schlug im Sessel die Beine übereinander. Die Ältere verdrehte die Augen und wagte es nicht sich zu erheben, aus Angst, dass ihr Sitzplatz seine letzte Stunde erlebte. „Ich habe dir schon tausend Mal gesagt, dass-!“ „Ich die Finger von Malfoy lassen soll, ja, ja!“ Sie wedelte ungeduldig mit der Hand und schritt vor ihrer Schwester im Morgenmantel auf und ab. Plötzlich blieb sie stehen und sah mit besorgter Miene auf ihren seelischen Unterstützer. „Und was, wenn es ihm jetzt unangenehm ist und er-!“ „Jetzt hör aber auf!“ Daphne warf die Zeitschrift in ihre Richtung und sah sie mahnend an. „Bevor du den schwarzen Peter an die Wand malst, warte doch erst einmal bis heute Abend. Bis dahin begnügst du dich auf der Party von Madame Guerlaine. Ich habe gehört, sie soll die Schicksals Schwestern eingeladen haben.“ „Ist da etwa einer eifersüchtig?“, Astoria zwang sich zu einem Lächeln. Ihre Schwester vergötterte die Band seit der zweiten Klasse und hatte es bisher bereits auf drei Konzerte geschafft. „Wir können ja tauschen.“ Vorsichtig, möglichst in Zeitlupe erhob sich Daphne aus dem braunen Sessel. Erleichtert, dass der Vierbeiner noch stand, seufzte sie und zeigte auf das Kleid, welches über einer Stuhllehne hing. „Vergiss es. Andrew hat den Fummel in Größe 38 angefertigt, ich brauche 36, damit es mir nicht bis zu den Knien rutscht.“, sie klang stolz und Astoria kam nicht darum herum, die Augen zu verdrehen. Im Gegensatz zu ihrer Schwester achtete sie nicht punktgenau auf ihre Linie, weshalb sie bei ihrem Schwager nie von der Stange kaufen konnte. Ungeniert tauschte sie das Kleid gegen ihren Bademantel ein und ließ sich von Daphne helfen, es am Rücken zu schließen. „Übrigens, Andrew hat sich darüber beschwert, dass du es unbedingt in Lila haben wolltest. Er meinte, es sei die Farbe der gefrusteten Frauen. Rot würde dir besser stehen.“ „Dann sag deinem Gatten von Möchtegernemodezar, dass ich mich in rot fühle wie ein Sack Blut!“ Astoria versuchte ihre neue Lieblingsfarbe zu verteidigen und sah an sich herunter. Mit dünnen Trägen ausgestattet, eng anliegend an der Brust und schließlich bis zu den Knien reichend, gefiel ihr die Schlichtheit. Ihr Haar ließ sie, wie so oft, offen und legte sich die weiße Perlenkette ihrer Mutter um. „Also, ich bleibe auf keinem Fall länger als bis zehn.“ Astoria drehte sich um. „Und für den Fall, dass Draco eher hier auftaucht, wirst du ihn mir mit allen Mitteln festnageln und wenn du einen Unverzeihlichen anwenden musst!“ Ernst sah sie die Ältere an und diese lachte. „Von mir aus. Hier, dein Mantel und vergiss nicht, die Augen nach den Schicksals Schwestern aufzuhalten.“ Mit einem Lächeln auf dem Gesicht verschwand Astoria durch den Kamin und Daphne bückte sich nach einer neuen Zeitschrift. Dabei fiel ihr Blick auf den wackligen Sessel. Diskret wandte sie sich ab und ließ sich auf der langen schwarzen Couch nieder. Von modernen Möbeln hielt ihre Schwester anscheinend genauso viel wie von einer Diät, um ihrem Gatten die Überstunden zu ersparen. Gerade als sie sich den neusten Tipps Punkto modischer Schuhe von Padma Patil widmen wollte, hörte sie, wie jemand durch den Kamin in die Dachwohnung rauschte. „Guten Abend Pansy“, begrüßte Daphne ihre ehemalige beste Freundin und sah, dass diese fahrig versuchte, ihr kurzes Haar zu ordnen. „Wo ist Tori?“ Ihre Stimme war leicht hysterisch. „Wo wohl, auf dieser Party. Sie kommt kurz vor zehn zurück, da Mr. Malfoy ihr einen Besuch abstatten will und-!“ „Oh bei Merlins Unterhose, sie ist schon weg? Verdammt!“ Pansy wollte gerade wieder kehrt machen, als Daphne sie misstrauisch aufhielt. „Weshalb die Hektik?“ „Etwas ist drauf und dran schief zu gehen.“ Einen Augenblick lang sahen sich die zwei Frauen regungslos an, dann begriff Daphne mit nur einem einzigen Atemzug. „Mallorie Delone!“, flüsterten beide gleichzeitig. - - - Nachdem Astoria die Gastgeberin begrüßt hatte, war sie eine Zeit lang ziellos durch die großen, festlichen Räume gewandert. Madame Guerlaine hatte sehr viel Geschmack bei der Auswahl ihrer Umgebung. Normalerweise hielt sich ein jeder Reinblüter an die Barockzeit, besonders was die Architektur betraf. Doch Madame Guerlaine liebte anscheinend die moderne Kunst der Neuzeit. Zwischen unförmigen Skulpturen und Plastiken fühlte sie sich merkwürdig, auch mit den Klecksen, die in Form von Bildern an den Wänden hingen, konnte sie nichts anfangen. Ein wenig gelangweilt nahm sie sich ein Glas Sekt zur Hand und versuchte bekannte Gesichter auszumachen. Sie hatte auf Theodor gehofft, doch Madame Guerlaine hatte ihr bereits bei ihrer Ankunft die Hoffnung genommen, indem sie eine Bemerkung darüber fallen ließ, dass ihr Neffe so schrecklich viel für eine bevorstehende Prüfung lernen musste. Sie seufzte und nippte an ihrem Sekt. Dann wollte sie sich der seltsamen Kunst im Raum widmen, der von allen Gästen so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Sie ließ ihren Blick nach einem halbwegs interessanten Bild durch den Raum schweifen, als sich ein Lächeln über ihre Lippen legte. In schnellen Schritten durchquerte sie das Zimmer und strahlte als sie nur noch knapp einen halben Meter von dem jungen Mann trennte. „Draco.“ Überrascht, ihn hier anzutreffen, sah sie, wie er sich ebenso verblüfft umdrehte. Jedoch wirkte seine Miene nicht halb so glücklich sie zu sehen, wie ihre. Verunsichert legte sich das Lächeln auf ihren Lippen und sie sah kurz auf das Glas in ihren Händen. „Schön dich zu sehen, ich dachte, du müsstest noch etwas Wichtiges erledigen?“ „Ähm… ja, eigentlich hatte ich das gleich auch noch vor.“ Auf Astoria wirkte er nervös und sie fragte sich augenblicklich, ob sie etwas falsch gemacht hatte. „Astoria, können wir später bei dir reden, im Moment hast du mich in einem recht schlechten Zeitpunkt-!“ „Draco!“ Eine helle erfreute Frauenstimme ertönte und bevor die Brünette sie zuordnen konnte, schlang eine ihr unbekannte Frau ihre Arme um Draco und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich dachte, du würdest mich direkt am Eingang erwarten, wo wir uns doch so lange nicht gesehen haben.“ Im ersten Moment verstand Astoria nicht, doch als sie sah, wie die schwarzhaarige hübsche Frau ihre Hand mit der Dracos verschloss, wurde ihr bewusst, auf was sie sich eingelassen hatte. Starr sah sie auf die Frau vor sich, auf ihre Schönheit, Eleganz und ihren Perfektionismus. Ihr Haar war kunstvoll hochgesteckt, ihre karamellfarbigen Augen strahlten und das dunkle Kleid gab den Blick auf eine schlanke Figur frei. Nun richtete die Frau ihre Aufmerksamkeit auf sie. „Miss Greengrass?“ Ihre Stimme war samtig, doch sie verriet auch eine Spur Autorität. Freundlich reichte die Unbekannte ihr die Hand, welche Astoria verwirrt annahm. „Mallorie Delone, ich bin Dracos Verlobte.“ Der Boden unter ihren Füßen riss in zwei. Er war verlobt… Hatte sie nur benutzt… Fassungslos sah sie in sein regungsloses Gesicht, blickte in die grauen Augen, die sie ohne jegliche Gefühlsregung ansahen und spürte eine eisige Kälte an ihrem Körper heraufkriechen. Sie versuchte sich zusammenzureißen und lächelte schwach. „E-Entschuldigen Sie mich bitte… Miss D-Delone…“ Innerlich zerrüttet wandte sie sich von den beiden ab und während sie den ersten Schritt von ihnen fort ging, hörte sie die schöne Frau sagen: „Wieso verkuppelst du sie nicht mit Blaise, Draco? Die finanziellen Mittel des Greengrass-Hauses sind im Moment äußerst schlecht gesegnet und jemand seriöses wie Miss Greengrass würde Blaise bestimmt gut tun und der Haushalskasse ihrer Familie ebenfalls.“ Astoria schluckte tief und zwang sich, den Kopf oben zu lassen und nicht auf den Boden zu sehen. Sie wollte sich nicht umdrehen, nicht wissen, wie Draco sie ansah oder welches Mittel zum Zweck sie war. Im Moment war es ihr sogar egal, was er von ihr dachte. Wahrscheinlich würde er sowieso glauben, dass sie sich nur wegen des Geldes willen an ihn rangemacht hatte. Das Einzige, was sie spürte, war das Loch, das von Sekunde zu Sekunde größer in ihrer Brust wurde. Sie musste hier weg, weit, weit weg von ihm. Wie konnte sie so naiv sein, um zu glauben, dass der Casanova schlechthin ein ähnliches Gefühl für sie verspürte wie sie für ihn? Wie schrecklich erbärmlich sie doch war. Ohne auf ihre Umgebung zu achten, verschwand sie durch den Kamin und stolperte Sekunden später in ihre Dachwohnung. Ihr Herz raste, ihre Gedanken waren wirr und durcheinander. Erst als sie sich haltlos auf ihre Knie sinken ließ und den weichen Teppich berührte, wagte Astoria es, Schwäche zu zeigen. Ihr Körper fühlte sich merkwürdig taub an. Noch immer hatte sie das Bild von Mallorie Delone vor Augen, wie sie Dracos Hand nahm, ihn ansah und voller Stolz als ihren Verlobten vorstellte. Gegen eine Frau wie Mallorie würde sie nicht ankommen. Schön, wahrscheinlich noch sehr intelligent und vom hohen Blute. Wie hatte sie so dumm sein können und sich in einen Malfoy verlieben können? Einen Mann, so stolz, so unberechenbar und kalt, dass jeder gewusst hatte, dass er ihr früher oder später das Herz brechen würde. Astoria spürte, das etwas Salziges ihre Wange herunterlief, doch sie war unfähig sich zu regen. Sie spürte, dass sich jemand leise neben ihr niederließ, ihr über den Kopf strich und sie schließlich in den Arm nahm. Kurz schloss die Brünette die Augen und atmete den Duft ein. „Du brauchst mich nicht zu trösten Daphne“, brachte sie mit merkwürdig fester Stimme hervor. „Ich war so dumm… so schrecklich dumm.“ Wie in Trance starrte sie auf einen unbestimmten Punkt. Dann sah sie den Schatten und sah auf. Sie blickte in das kummervolle Gesicht ihrer Freundin. Vorsichtig nahm Pansy Astorias Gesicht in beide Hände. „Mallorie. Was hat sie getan?“ „Nichts“, flüsterte die Jüngere und lächelte traurig. Dann entwich ihr eine weitere Träne. „Sie hat mir lediglich die Wahrheit gesagt… Vermittlerin gespielt.“ Pansy verstand. Sie hatte immer geahnt, dass Audrey und Mallorie in Kontakt standen, nun hatte sich ihre Vermutung bestätigt. Hilflos musste sie mit ansehen, wie ihre Freundin litt. Es war wirklicher Herzschmerz und nichts konnte sie in diesem Moment besänftigen. Unaufhaltsam lief eine Träne nach der nächsten über ihre Wange. Beschämt schlug sie die Hände vor ihr Gesicht, doch keine der beiden anderen Frauen verurteilte sie für ihre Gefühle. Sie brachten einzig und alleine Verständnis auf. - - - In schnellen Schritten durchquerte ein junger Mann, gekleidet in einem dunklen Anzug, den Flur und trat ins schwach beleuchtete Wohnzimmer. Wie vorausgesehen traf er dort seine Freunde gut gelaunt am Pokertisch an. Gleichgültig warf Draco seinen Mantel über einen Sessel, zog die Handschuhe aus und trat zu ihnen. Seine Miene war ausdruckslos und kalt. Fast lautlos gesellte er sich zu ihnen und bemerkte, dass sie aufsahen. Ein knapper Blick sagte ihm, dass Theodor bereits wieder dabei war, Markus und Blaise auszunehmen. „Hey, ich dachte du hast andere Pläne?“ Sein bester Freund zog genüsslich an seiner Zigarre und Draco nahm sie ihm gleichgültig aus der Hand. „Ich habe es mir anders überlegt.“ Stumm sahen die drei anderen Männer ihn an. Schließlich räusperte sich Theodor und legte seine Karten beiseite. „Okay, was ist los. Normalerweise überlegst du es dir nie anders.“ Möglichst gleichgültig schenkte sich der Blonde Eiswhisky ein. „Ich habe lediglich ein paar Entscheidungen getroffen.“ „Dürfen wir erfahren, wie die aussehen?“ Blaise konnte seine Verblüffung nicht verbergen und erkannte ein schmales Lächeln auf den Lippen seines besten Freundes. „Ich bin wieder überzeugter Junggeselle.“ „Wir sind Mallorie los?“ Markus strahlte über beide Ohren. „Ein hoch auf dich, Dray!“ Er hob sein Bierkrug und nahm einen kräftigen Schluck. „Die beste Entscheidung, die du seit langem getroffen hast!“ Auch Blaise und Theodor hatten ihre Miene nicht unter Kontrolle und grinsten breit. „Nun denn…“ Theodor holte tief Luft und lehnte sich zurück. „Willkommen zurück, Draco. Darf man auch den Grund für deine plötzliche Einsicht erfahren? Ich meine, wir, deine ungebildeten Saufkumpanen predigen ja nicht erst seit gestern, dass diese Frau nicht gut genug für dich ist.“ Regungslos sah Draco auf den Pokertisch. „Sage wir es so, ich dachte, Astoria wäre ein wenig mehr wert als Mallorie.“ „Dann ein hoch auf das kleine Greengrass-Mäuschen!“ Wieder hob Markus den Bierkrug und trank, weshalb Theodor ihn missbilligend ansah und seine Aufmerksamkeit auf Draco lenkte. „Angesichts dieses Fortschritts wirkst du leider nicht sehr glücklich.“ Um den Faden wieder aufzunehmen hakte Blaise nach: „Du meintest, Astoria wäre ein wenig mehr wert, ist sie immun gegen den Malfoy-Charme, oder weshalb dein verkniffenes Gesicht?“ Der Malfoy-Erbe sah an seinen Freunden vorbei aus dem großen bodenlangen Fenster in die Dunkelheit. „Astoria schenkte ihre Aufmerksamkeit nicht mir, sondern dem Geld, das ich einmal erben werde.“ Vollkommen verblüfft starrten die drei Männer ihn an und er fuhr fort: „Das Unternehmen ihrer Familie steht kurz vor dem Aus und als Tochter lag es nun an ihr, den Stand ihrer Eltern zu halten.“ Blaise brauchte einen Moment, um diese Neuigkeit zu verdauen, dann schüttelte er den Kopf. „Jetzt ohne Scheiß?“ Draco schwieg. „Das ist kein Scherz?“ Er lachte hilflos. „Bei Merlins Unterhose, wie haben uns mit einer geldgierigen, hinterhältigen Hexe eingelassen und sie wochenlang mit geschleppt?“ „Ich kann nicht glauben, dass sie geldgierig ist“, warf Theodor sofort ein, seine Miene war ernst, doch als Draco ihn ansah, begriff er, dass er sich irren musste. „Nicht? Nun, ich habe heute genug Informationen bekommen, die besagen, dass sie zurecht in Slytherin gelandet ist. Ich gehe sogar so weit, dass sie bereit gewesen wäre, sich einem von euch an den Hals zu schmeißen, wenn es bei mir nicht funktioniert hätte.“ Blaise hob eine Augenbraue, er war unfähig zu glauben, was man ihm erzählte. Er hatte Astoria als eine fröhliche, freundliche und liebenswerte Hexe kennen gelernt. Natürlich verstand er, dass Draco über so etwas niemals scherzen würde. Vor allem da Blaise seit geraumer Zeit gehofft hatte, dass er in Astoria vielleicht eine ebenbürtige Partnerin für die Zukunft gefunden hatte. Wie sehr er sich doch getäuscht haben musste. „Setzt dich“, sprach der Südländer. Er spürte die Blicke der anderen beiden auf sich und ohne dass sie sich austauschen mussten, wusste ein jeder, was der jeweilige andere dachte. Markus glaubte Draco sofort, während Theodor offen seine Skepsis bekundet hatte. Blaise selbst wusste noch nicht so recht, wie er die Informationen einordnen sollte, während für seinen besten Freund alles geklärt zu sein schien. Stumm betrachtete Blaise seine Freunde und sah einen nach dem anderen an. Draco hatte einen Sessel an sich herangezogen und sich niedergelassen, frustriert warf er wie so oft sein Geld zum Fenster heraus. Einst hatte Blaise sich für seinen besten Kumpel immer eine sexy Hexe mit gutem Vorbau gewünscht, mittlerweile dachte er eher an eine Hexe, die Kumpel, Ehefrau und Mutter zugleich sein konnte. Für ihn war Astoria die perfekte Kandidatin gewesen. Scheinbar brachte sie einen entschiedenen Defizit mit sich, statt auf seinen Kumpel, war sie auf sein Geld aus. Etwas, was Theodor nie passieren würde. Von materiellen Dingen besaß er zu wenig, als dass es Frauen anziehen würde. Der Student hatte nur an einem reichlich und zwar an seinem unbegrenzten Wissen. Eine dumme Frau würde an seiner Seite nicht bestehen, doch Blaise hatte sich öfters bei dem Gedanken ertappt, dass Mallorie Delone durchaus zu ihm gepasst hätte. Sie hätte eine gewaltige Portion Schwung in sein Leben gebracht, etwas was Theodor gut gebrauchen konnte, in seinem sonst so durchgeplanten Alltag. Anders dagegen Markus, er brauchte eine organisierte weibliche Hand. Eine, die sich um seine Finanzen kümmerte, um seine Gesundheit und um sein leicht aus den Fugen geratenes Leben. Mittlerweile verdächtigte Blaise ihn sogar hin und wieder zu nicht ganz so legalen Mitteln zu greifen. Eine Frau, die ihm zeigte, dass das Leben auch so genug Adrenalinschübe bereithielt, konnte seinen Freund vielleicht vor weiteren Abstürzen bewahren. Er griff zu seinem Glas Eiswhisky und sah zu Theodor, auch dieser schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein als beim Pokern. Kurz sahen sie einander an und Blaise war sich sicher, dass Theodor drauf und dran war, aufzustehen und die Differenzen zwischen Astoria und Draco zu klären. Es war kein Geheimnis, dass der Student die junge Hexe mochte und gerne hätte Blaise von sich behauptet, dass er denselben Mut aufbringen konnte, um zu sagen, was er dachte, doch er schwieg. Irgendwann würde er sein Schweigen brechen, nur schien der Augenblick noch in weiter Ferne zu liegen. - - - „…grass…“ „…Miss…“ „Miss Greengass!“ Erschrocken sah Astoria von ihrem Schreibtisch auf, verwirrt umklammerte sie ihre Feder fester und sah in das sorgevolle Gesicht ihres Chefs. Sie hatte ganz vergessen, dass sie sich auf ihrer Arbeit befand. Ihre Gedanken hatten sich einfach auf eine nicht steuerbare Reise begeben, während der Bericht ihres letzten Auftrags vor ihr lag. „Es freut mich zu sehen, dass Sie sich mit Elan in die Arbeit stürzen, aber so langsam glaube ich, dass Sie weit mehr als eine Beförderung im Sinn haben.“ Harry Potter lächelte und unweigerlich hoben sich auch ihre Mundwinkel. Sie wusste, dass er versuchte zu scherzen, worauf sie einging. „Ach wissen Sie, ich dachte, vielleicht könnte ich es bis zu Mr. Kingsleys Sekretärin schaffen, um nicht mehr hinter Trollen, kriminellen Elfen und Spinnern, sowie Schwert schwingenden Möchtegern-dunklen-Lords hinterher zu jagen.“ „Ah ja, ich glaube, ich kann Ihre Handlungen sogar verstehen.“ Mr. Potter setzte sich auf ihre Schreibtischkante und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, stattdessen machte sich Kummer breit. „Miss Greengrass, Ihnen ist bewusst, dass Sie seit über drei Wochen ohne Pause Überstunden machen?“ Astorias Magen zog sich zusammen und wieder lächelte sie. „Natürlich. Ist das irgendein Problem?“ „Nein“, erwiderte Harry und schien sich ertappt zu fühlen. „Es ist sehr vorbildlich von ihnen, doch gleichzeitig wirken Sie sehr gestresst und na ja… nicht gerade glücklich.“ Sie sah kurz auf den Bericht vor sich und schwieg dazu. Ihr Chef sah sie weiterhin kummervoll an, schließlich legte er einen weiteren Bericht auf ihren Schreibtisch und sprach: „Ich möchte Sie zum Essen einladen und dabei einige Fakten besprechen, bezüglich ihrer Überstunden. Sagen wir in einer halben Stunde in der Winkelgasse beim Zum verflixten Merlin?“ Sie nickte knapp und ihr Chef rutschte von ihrem Schreibtisch. Astoria seufzte laut und versuchte sich wieder auf ihren Bericht zu konzentrieren. Ob sich zu viele Fehler in ihre Arbeit geschlichen hatten? Mr. Potter nahm einem kleine Ungenauigkeiten nicht krumm, doch wenn man unzuverlässig wurde, reagierte er ungehalten. Sie dachte nach. An Zuverlässigkeit mangelte es ihr nicht. Vielleicht sollte sie aufhören, sich so einen Kopf zu machen und stattdessen einfach das kostenfreie Essen in einer halben Stunde genießen. Sie sah von ihrem Bericht auf und bemerkte, dass einige ihrer Kollegen sich zu ihr umdrehten. Astoria runzelte die Stirn und schüttelte kaum merklich den Kopf. Seit sie in dieser Abteilung arbeitete und sich mit mehr als 15 Leuten das große Büro teilte, war es schon mehrmals vorgekommen, dass ihr Chef den einen oder anderen zum Essen eingeladen hatte. Wieso also jetzt die plötzliche Gafferei. Erst als Astoria zur Tür sah und ihre Kollegin Lavender Brown ausmachte, die sich mit jemandem unterhielt. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie das Gesicht erkannte. Am liebsten hätte sie sich unsichtbar gemacht, doch es war bereits zu spät. Theodor hatte sie bereits entdeckt und schritt auf sie zu. Sie sah, dass er direkt von der Universität kam. Unter seinen Arm klemmten mehrere Bücher und eine schwere Tasche zerrte an seiner Schulter. Sein Gesicht wirkte leicht verkniffen und als er vor ihr stand, sah sie, dass auch er sie sorgevoll ansah. „Theodor. Was gibt es?“ Wieder lächelte sie, obwohl sie überhaupt keinen Grund dazu hatte. Innerlich fragte sich Astoria, ob sie es aus reiner Hilflosigkeit tat. „Ich wollte mit dir über Draco reden“, sprach der ehemalige Slytherin gerade heraus und ihr Herz krampfte sich zusammen. „Nett von dir, aber ich glaube, da gibt es nichts mehr zu bereden.“ Unsicher erhob sich Astoria und nahm ihren Mantel vom Stuhl. Sie musste von Theodor weg, zu sehr brachte er sie durcheinander. In Eile knöpfte sie den Mantel zu und sah sich nach ihrer Tasche um. Jedoch ahnte er bereits, wonach sie suchte und nahm sie zur Hand. „Ich bin anderer Meinung.“ Diskret beugte er sich zu ihr runter und versperrte ihr jeglichen Fluchtweg. „Die Nummer mit dem Geld ist Fake gewesen, richtig?“ Er sah ihr fest in die Augen. „Astoria, bei allem Respekt, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du dich nur wegen der Galleonen an Draco rangemacht.“ Wieder lachte sie und verfluchte sich dafür. „Natürlich nicht“, antwortete sie knapp und nahm ihre Tasche an seiner Hand. „Aber das ändert auch nichts mehr, oder?“ Er hielt sie am Arm fest. „Erzähl mir, was wirklich passiert ist, bitte.“ „Nein… tut mir leid Theodor, das kann ich nicht.“ Zu tief saß der Schmerz, den Draco ihr zugefügt hatte. Er hatte mir ihr geschlafen, obwohl er gewusst hatte, dass seine Zukunft einer anderen Frau gehörte. Wahrscheinlich auch sein Herz. Mittlerweile zweifelte sie sogar daran, ob er überhaupt so etwas wie ein Herz besaß. „Ich bin verabredet.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn stehen und verließ beinahe fluchtartig das Büro. Sie bemerkte den Blick nicht, den Theodor ihr zuwarf. Enttäuscht, aber auch ein wenig überrascht von ihrer Reaktion sah er auf ihren Schreibtisch und griff zu ihrer Feder. Kurz und knapp ließ er eine Nachricht für sie da. Für den Fall, dass sie irgendwann doch einmal über das Vorgefallene reden wollte. Dann verließ er das Büro und erntete neugierige Blicke. Astoria eilte die große Treppe hinunter und versuchte tief durchzuatmen. Sie wollte sich keine Schwäche anmerken lassen. Zu lange hatte sie gelitten. Über zwei Tage hatte sie sich nach jenem Abend zu Hause eingeschlossen und nichts anderes tun können, als die Decke über den Kopf zu ziehen. Immer wieder waren Tränen über ihre Wangen gelaufen. Eine Gefühlsregung, für die sie sich gehasst hatte. Das einzige, was sie schließlich dazu gebracht hatte, wieder einen Fuß vor die Tür zu setzten, war ihre Arbeit gewesen. Pansys Drohungen und täglichen Besuche hatten sie eher genervt, genauso wie die Fresspakete ihre Eltern. Sie hatte sie unberührt gelassen. Auch Daphnes ständigen Tröstungen und das Gelaber über andere Männer, die ihr gut tun würden, hatten sie nicht gerade milder gestimmt. Stattdessen war eine große Wut und Trauer über das Erlebte in ihr aufgestiegen. Beinahe wäre sie die Treppe runtergestolpert, jedoch hielt sie sich rechtzeitig am Geländer fest und strich sich das lange Haar hinter die Ohren. In Eile verließ sie das Ministerium und gelangte wenig später in die Winkelgasse. Kurz sah sie in den grauen Himmel und strich sich über die Stirn. Das Wetter passte perfekt zu ihrer momentanen Stimmung. Sie betrat ihre Lieblingsbar, grüßte Duke und sah, dass ihr Chef bereits im hintersten Winkel der Bar saß und die Speisekarte studierte. „Sie sind überpünktlich“, merkte sie an und Harry lächelte, als er den Kopf hob. „Ich hatte Hunger. Eine Panta Cola und Sie?“ „Ein Kürbisshake“, sprach Astoria, als sie sich niederließ und innerhalb von Sekunden erschienen die Getränke. „Was das Essen angeht, so finde ich, sollten wir erst zum Wesentlichen kommen.“ Mr. Potter sah sie kurz über den Rand seiner Brille an und sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Ihren Mantel hatte sie über den Nachbarstuhl gelegt und ihr Herz schlug ungewohnt schnell. „Sind Sie unzufrieden mit mir?“ Verblüfft lachte er. „Unzufrieden? Unsinn! Wir sprachen doch von Beförderung und bevor sich der Minister eine Mitarbeiterin wie Sie unter den Nagel reißt, wollte ich Sie fragen, ob Sie nicht vielleicht Lust verspüren, einen ruhigen und angenehmen Job als meine Sekretärin anzunehmen?“ Vollkommen überrascht starrte Astoria ihn an. „Ich verstehe natürlich, dass Sie die harte Ausbildung zum Auror nicht gemacht haben, um hinterher am Schreibtisch festgenagelt zu werden, doch eins kann ich ihnen versichern. Das Gehalt wird um einiges höher ausfallen. Außerdem wären Überstunden unnötig. Sie hätten jeden Tag fünf Stunden zu arbeiten, vielleicht auch sechs und dabei beschränken Sie sich auf Berichte und spielen hin und wieder die Begleitung zu Konferenzen.“ Er legte den Kopf schief. „Nur manchmal könnte es vorkommen, dass Sie spät abends noch hier sind, weil Kingsley nicht eher eine Konferenz ansetzten konnte.“ „Was ist mit dem Schreibkram, der oft bei meinen Kollegen liegen bleibt? Kann ich mich nicht auch darum kümmern, ich habe ja dann noch Zeit.“ Harry strahlte, als er begriff, dass es sich um eine Zusage handelte. „Ich finde, dass hört sich ganz danach an, als hätten wir nun eine Kleinigkeit zu feiern.“ „Ganz besonders James Sirius oder?“, witzelte Astoria und ihr Chef nickte strahlend. Es war kein Geheimnis, dass seine Gattin ihm jede Woche neue Drohungen ins Büro schickte, dies sollte nun unter ihrer Führung ein Ende haben. Während ihr Chef knapp eine Stunde später wieder zur Arbeit zurückkehrte, blieb Astoria, wo sie war. Glücklich über die Beförderung trank sie den Rest ihres Shakes und sah durch die Bar. Ihr Leben war schrecklich chaotisch und ungeordnet geworden. Während es dem Betrieb ihrer Eltern immer schlechte ging. Sie musste etwas unternehmen, nur wusste sie noch nicht, in welche Richtung es gehen sollte. Einen Mann würde sie nicht mehr mit reinziehen. Es hatte mehr Schaden mit sich gebracht als Freude. Unweigerlich seufzte Astoria tief und dachte an die Folgen, die das Verhältnis mit Draco ergeben hatten. Sie war schwanger. Etwas, was sie im Moment überhaupt nicht gebrauchen konnte. Dennoch haderte sie mit sich selbst, ob sie das Kind behalten würde oder nicht. Ihr Verstand sagte ihr, dass es vielleicht besser wäre, wenn sie ihr eigenes Leben in den Griff bekam, doch ihr Herz flüsterte ihr zu, welche Liebe ein solch kleines Wesen mit sich bringen mochte. Sie dachte an Draco und erneut stiegen Tränen in ihr auf. Es war auch sein Kind, aber alles in ihr lehnte es ab, ihm etwas davon zu sagen. Schließlich waren Mallorie Delone und er verlobt und sie wollte sich auf keinen Fall zwischen diese Beziehung drängen. Ihr Ruf würde genug beschäftigt sein, wenn die Gesellschaft erfahren würde, dass ihr Kind unehelich zu Welt kommen würde. „Tori, mein Mädchen, du siehst ja nicht besonders glücklich aus.“ Sie sah auf und erkannte Blaise. Augenblicklich rieb sie sich über das Gesicht, als sich der Slytherin an ihrem Tisch niederließ. „Heute ist echt nicht mein Tag! Wartet Markus noch irgendwo dort draußen?“ Sie war genervt, doch Blaise ließ sich nichts anmerken und bestellte sich einen Kaffee. „Nein und das Theo-Boy mir mal wieder zuvorgekommen ist, wundert mich nicht.“ Er steckte sich eine Zigarette an und Astoria suchte ihre Sachen zusammen. „Ich hoffe, du entschuldigst, dass ich keine Zeit für einen Plausch habe?“ „Nein, ich erwarte, dass du mir zehn Minuten deiner Zeit schenkst“, sprach er unberührt. „Ich wollte da nämlich etwas mit dir besprechen.“ Provokant verschränkte sie die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. „Falls du mir Vorwürfe machen willst, die kannst du dir sparen.“ „Nein.“ Ohne auf ihren scharfen Ton zu achten, nahm Blaise seinen Kaffee entgegen. „Ich möchte viel eher wissen, was zwischen Draco und dir wirklich vorgefallen ist. Oberflächlich gesehen, kenne ich die Fakten. Aber ich möchte deine Version kennen lernen.“ Astoria sah ihn ernst an. Ihre Wangen wurden rot. Würde sie Blaise die Wahrheit erzählen, dann durfte sie nichts auslassen. Etwas, was sie nicht konnte. Sie holte tief Luft und lächelte. „Weißt du, Blaise, vielleicht ist es besser, wenn du nicht alles weißt.“ „Weil sich meine Meinung über dich ändern könnte?“, höhnte er, doch sie erhob sich bereits und legte das passende Geld auf den Tisch. „Ja“, erwiderte sie knapp, es tat ihr weh so unfreundlich zu sein, doch vielleicht war es wirklich besser, dass er nicht alles wusste. Sie hatte genug Stress am Hals. Die ersehnte Beförderung war gekommen, sie hatte den Mann, den sie liebte belogen und er wollte nichts mehr von ihr wissen, sprich er liebte eine andere. Und zu allem Überfluss war sie auch noch schwanger von ihm. Etwas, womit sie erst einmal selbst klarkommen musste. „Nimm es mir bitte nicht übel, Blaise, aber vielleicht ist es besser, wenn wir in nächster Zeit einfach aneinander vorbei laufen.“ Mit diesen Worten warf sie sich ihren Mantel über und verließ die Bar. Hinaus in die Kälte. ~ Müde und erschöpft stolperte Pansy Parkinson aus dem Kamin ihrer besten Freundin. Sie besaß neben Daphne und dem Greengrass-Ehepaar als einzige das Passwort und konnte jedes Mal nur schmunzeln, wenn sie es aufsagte. Asinus, das lateinische Wort für Esel, es klang nach einem Wortwitz, oder auch einfach nach Astoria. Überrascht ihre Freundin noch nicht angetroffen zu haben, blickte sich die Schwarzhaarige im Wohnzimmer um. Seit einigen Wochen versuchte Pansy sie nun schon abzulenken. Zwei Mal waren sie im Deltana, einem orientalischen Club, gewesen, dutzende Male hatte Pansy sie zum Shoppen überreden können und manchmal hatte sie Astoria sogar bis in die Cocktailbar American geschleppt, wo heiße Kellner nur bekleidet in einer Pans die Drinks servierten. Jedoch am meisten trafen sie sich bei einem von ihnen zu Hause und der Gastgeber war dann zuständig für Essen und Getränke. Pansy seufzte und pellte sich aus ihrem dicken Mantel, dann riskierte sie einen Blick in die Küche und konnte ein Schnauben nicht unterdrücken. „Das ist doch mal wieder typisch!“ Chaos so weit sie blicken konnte. Ihre Freundin war noch nie eine talentierte Köchin gewesen, doch sie schien in Experimentierlaune, weshalb die Küche mal wieder einem Schlachtfeld glich. Angewidert rümpfte Pansy die Nase und begab sich ins Bad, um noch einmal ihre Haare zu ordnen. Gewohnt schlüpfte sie in den kleinen Raum hinein und warf einen Blick in den Spiegel. Sie sah mal wieder aus, wie der Wolf nach dem Schuss und sah sich suchend nach der Haarbürste ihrer Freundin um, als ihr Blick an etwas hängen blieb. Verwirrt und erschrocken zugleich nahm sie die kleine Badkommode näher in Augenschein. Die zweite Schublade stand offen und normalerweise war Pansy auch keine Sorte Hexe, die in anderer Leuten Sachen schnüffelte, doch jetzt konnte sie nicht mehr an sich halten. Sie musterte die kleine Figur, die einem Engel glich. Nur zu gut kannte sie diese Figuren, schließlich hatte sie genug Freundinnen, die schon auf diese Art Sicherheit zurückgriffen. Vorsichtig nahm Pansy den kleinen Amor, der etwa so groß wie ein Salzstreuer war, in die Hand und sah, dass der Bogen zwar vorhanden war, aber der Pfeil fehlte. Ihr Herz setzte einen Moment lang aus und dann zogen die Bilder wie ein schneller Film an ihr vorbei. Astoria war schwanger. Pansy musste schlucken und gleichzeitig lachen, als sie auf den kleinen Engel in ihrer Hand sah. Als sie hörte, dass jemand durch den Kamin rauschte, konnte sie nicht mehr an sich halten und trat aus dem Bad. Sie sah ihre Freundin, die gehetzt das Essen vom Chinesen abstellte und strahlte, als sie sie erblickte. „Pansy, du bist ein bisschen zu früh und-!“ Augenblicklich verstummte Astoria, als sie sah, was ihre Freundin in der Hand hielt. Ihr Gesicht verzog sich und Pansy hob eine Augenbraue. „Der ist ni-!“ „Lüg nicht!“, zischte die Ältere scharf. „Der ist nie und nimmer von Daphne!“ Wütend zog Astoria sich ihren Mantel aus und spürte eine unbekannte Hitze in sich aufsteigen. „Du weißt schon, dass man nicht in anderer Leute Sachen schnüffelt?“ „Ich habe nicht geschnüffelt!“, rechtfertigte sich Pansy empört. „Und außerdem – Verdammt Astoria, weißt du, was das heißt?“ Sie war zu keinem zusammenhängenden Satz mehr fähig, zu tief saß der Schock. „Du bist schwanger von Draco und-!“ „Halt dich daraus, ja!“ Sie sah sie mit funkelnden Augen an. „Ich will das alleine regeln!“ „Indem du es ihm niemals sagst!“ Pansy knallte den Engel auf den Couchtisch. „Ich kenne dich! Du würdest dir lieber selbst einen Unverzeihlichen aufhalsen als Draco zu sagen, dass euer Techtelmechtel ein Nachspiel hat.“ „Vielleicht gibt es kein Nachspiel“, sprach Astoria ruhig und Pansy riss die Augen auf. Dieses Mal blieben ihr die Worte buchstäblich im Hals stecken. Die Jüngere griff zu ihrem Zauberstab und ließ die Getränke erscheinen. Pansy warf sich auf die Couch, während Astoria einen Sessel zu sich zog. „Hör mal, Pansy, Draco hat mir zu verstehen gegeben, was er von mir hält. Er denkt ich bin ein geldgieriges Miststück.“ „Und er ist ein verfluchter Fremdgänger!“, warf sie ein und Astoria konnte ein bitteres Lächeln nicht unterdrücken. „Ja. Und das Schlimme ist, in beidem steckt ein Stückchen Wahrheit. Es ist also okay, wenn wir so auseinander gehen.“ Die Wut und Trauer über ihn hatte sie verdrängt. Wochen hatte es sie gekostet, nicht mehr mit Schmerz an ihn zu denken, doch Astoria hatte eingesehen, dass das Leben weiter ging. „Und was, wenn sich jemand einmischt?“ Astoria lachte leise. „Wer sollte das schon tun?“ Sie packte die Tüte aus und reichte Pansy ihre gebratenen Nudeln mit Ente. Diese zuckte mit den Schultern und sprach spitz: „Keine Ahnung, aber vielleicht das Schicksal?“ Nun hob Astoria eine Augenbraue und schüttelte den Kopf. „An so einen Unsinn glaube ich nicht.“ „Vielleicht solltest du vielleicht doch besser damit anfangen“, murmelte die Ältere, als sie zu ihrer Gabel griff. Wortlos sahen die beiden Freundinnen sich an, schließlich sprach Astoria: „So lange du die Klappe hältst, wird Draco nie, wirklich niemals etwas erfahren!“ Sie drohte Pansy und diese war sich der Bedeutung im Klaren, dennoch war sie noch immer anderer Meinung als ihre Freundin. Denn… sag niemals nie… Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)