Zero Percent, maybe less von abgemeldet (That's enough, I guess) ================================================================================ Kapitel 5: The Striptease - oder - Das Entkleidungstheater ---------------------------------------------------------- Und da stand er nun. Halbnackt. Direkt vor mir. Sein Hemd lag achtlos auf dem Boden zu seinen Füßen. ~Dieser perfekte Oberkörper... Womit habe ich das verdient?~ Also, ich meinte nicht, warum man mir einen so gacktlichen - äh, göttlichen - Anblick schenkte, sondern warum man mir das antat, mich in so peinliche Situationen zu bringen. Ich versuchte, nicht daran zu denken, was genau es war, das Gackt mir zeigen wollte, doch ich erwartete, dass seine Hände jeden Moment zu seinem Hosenknopf wandern würden. Ich ertappte mich dabei, wie ich ebendorthin starrte und praktisch darauf wartete, dass sie es taten. Und sie taten es. „Willst du, dass ich das auch noch ausziehe?“, fragte er mich dann mit einem so dämonischen Grinsen, wie ich es noch nicht gesehen hatte. Auf keinem Gesicht. Und erst recht nicht auf einem so perfekten. „Nein!“, platzte es ungehalten aus mir heraus. „Na gut. Ich wollte dir auch eigentlich nur das hier zeigen.“ Er drehte mir seinen Rücken zu und ich dachte, er würde aus dem Raum gehen, doch dann sah ich es: ein Tattoo. Ich korrigiere: MEIN Tattoo. Nun befürchtete ich wirklich, dass meine Augen aus ihren Höhlen fielen. „Aber-“ Ich keuchte. „Aber das-“ Ich schüttelte ungläubig den Kopf. „Warum um Gottes Willen hast du dir dasselbe Tattoo machen lassen?!“ „Als Liebesbeweis natürlich.“ Vieles, was er sagte, klang so selbstverständlich, als fragte er sich, weshalb ich dazu etwas fragen musste. „Hat dir diese Flausen auch Tetsu in den Kopf gesetzt?!?“ „Nein, da bin ich ganz alleine drauf gekommen.“ Ich rollte mit den Augen. „Gefällt es dir denn nicht? Es wird sich eh sehr schnell wegwaschen... Leider...“ „Es- Es ist gar nicht echt?!“ Hoffnung durchströmte mich. „Nein, ich bitte dich. Es ist eins deiner Tour Goods, erinnerst du dich? Ich habe es mir auf einem der Vamps-Konzerte geholt. Ich kann doch meinen perfekten Körper nicht absichtlich so beflecken! Also, nicht, dass es bei dir nicht umwerfend aussehen würde, aber ich habe einen gewissen Ruf zu wahren. Und dazu brauche ich perfekte, makellose, einheitlich blasse Haut. Du verstehst schon.“ Ich war unglaublich erleichtert. Wenn dieses Tattoo wirklich echt gewesen wäre, dann hätte ich Gackt auf der Stelle seine Haut abziehen und verbrennen müssen, um alle Beweismittel zu vernichten. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was es für einen Tumult auslösen würde, wenn die Presse von so einer Aktion Wind bekommen würde. Eigentlich war es schon riskant genug, wenn es nur ein Fake war; Gerüchte konnten sich trotzdem rasend schnell verbreiten und ich würde im Boden versinken, wenn man mich in einem Interview oder gar in einer Live-Sendung darauf ansprechen würde. Ich würde alles leugnen. Egal, was sie zu mir sagen würden, ich würde nur meinen Kopf schütteln und alles abstreiten. Wahrscheinlich würde ich sogar behaupten, Gackt überhaupt nicht zu kennen. Ich bemerkte, dass Gackt mich beobachtete; und das Einzige, das ich tat, war, gedankenverloren seinen mit MEINEM Tattoo verzierten Rücken anzustarren. Eilig sagte ich etwas, um von dieser Tatsache abzulenken: „Wann warst du eigentlich auf einem Vamps-Konzert? Davon wusste ich gar nichts...“, wunderte ich mich. „Hai-chan... Natürlich weißt du das! Ich habe Schlagzeug gespielt.“ „Ach so, ja klar, Halloween...“ Bilder fluteten mein geistiges Auge. „An diesem Abend hatte ich echt Schwierigkeiten, meine Hände von dir zu lassen.“, begann Gackt träumerisch. „In diesem Hochzeitskleid sahst du einfach atemberaubend aus - besser als jede Frau!“ „Äh, danke.“ Ich wusste nicht, ob ich mich in dieser Situation über Komplimente von Gackt freuen sollte. Vor allem, wenn sie mein Aussehen und meine Weiblichkeit betrafen. Nichtsdestotrotz färbte sich mein Gesicht leicht rötlich bei dem Gedanken an das Konzert... „Aber ich war auch auf anderen Vamps-Konzerten als nur auf dem Halloween Live.“, begann Gackt plötzlich wieder. „Sie waren atemberaubend! Nur eins hat mir ganz und gar nicht gefallen: wie du mit Kaz umgehst...“ Meine Augenbrauen hoben sich fragend. „Was meinst du?“ „Na, dass du ihm auf der Bühne so nahe kommst, einen Arm um ihn legst - wenn du beide Hände frei hättest, würdest du bestimmt auch BEIDE Arme um ihn legen - und dass du ihn sogar KÜSST!“ Er schien empört. „Ich will mir gar nicht ausmalen, was ihr dann erst HINTER der Bühne oder gar PRIVAT miteinander treibt.“ Eine Augenbraue senkte sich wieder. „SAG ES MIR!“ „Kaz und ich? Nichts natürlich. Also nicht viel...“ Gackts Gesicht wirkte mit einem Mal entsetzt. „Was heißt ‚nicht viel’?“, fragte er schockiert, scheinbar das - für ihn - Schlimmste befürchtend. „Warum willst du das überhaupt wissen? Ich darf tun und lassen, was ich will.“ „Oh, nein, Haido-chan... Nicht, nachdem ein Sexgott ein Auge auf dich geworfen hat!“ Jetzt waren wieder beide Augenbrauen oben und überschauten die Lage, sofern ihnen das in dieser verhältnismäßig tiefen Höhe möglich war. „Ga-chan...“, begann ich in beruhigendem Ton. „Ein ‚Sexgott’ kann vielleicht... eine Sache ziemlich gut, aber zu einer Beziehung gehört nun mal n-“ „Reicht das nicht? Ist das nicht das Wichtigste in einer Beziehung???“ „Äh, nein.“, antwortete ich hastig. Eigentlich hatte er so verdammt recht. Natürlich war - für jeden Mann zumindest - Sex das Allerwichtigste überhaupt. Und als ich so recht darüber nachdachte, fiel mir auf, dass mit Megumi im Bett nicht sonderlich viel passierte. Sie wollte keine neuen... Sachen ausprobieren, tat nichts, was sie nicht auch bei unserem ersten Mal schon getan hätte und sonderlich viel Zeit hatte sie auch nicht dafür übrig. „Bist du da sicher?“, fragte Gackts Stimme plötzlich ganz nahe an meinem Ohr. Ich wich zurück, eine Gänsehaut am ganzen Körper. „Ziemlich. Doch, ziemlich sicher.“, antwortete ich unbestimmt. Meine Beine bewegten sich unbewusst weiter. „So sicher siehst du aber gar nicht aus...“ Meine Fersen stießen gegen eine Wand. Gackt stand direkt vor mir. Seine Hände kamen auf mich zu. Ich hielt den Atem an. „Sei doch mal ein bisschen ehrlicher zu dir selbst, Hai-chan...“ Seine linke Hand hatte zu meinem Hals gefunden. Gackt musste meinen schnellen Puls dort einfach spüren. „Ich belüge mich selbst nie.“, ließ er mich wissen. „Ich gebe jetzt zum Beispiel offen und ehrlich zu, dass ich dich - wenn es sein muss, mit Gewalt - am liebsten hier und jetzt nehmen würde.“ Ich war erstarrt. „Ja, ich will dich - wegen mir gleich hier an diese Wand - nageln, wie ein schönes Bild, das ich nie wieder in meiner Wohnung missen will.“ Wie konnte man nur eine so harmlose Metapher für etwas Sowas-von-nicht-Jugendfreiem finden?!? Mein Blick war, ebenso starr wie mein ganzer Körper, auf sein Gesicht gerichtet, doch ich sah sein funkelndes Lächeln kaum. Zu viele Bilder überströmten mich. Bilder, die mich und ihn nackt zeigten. Bilder, die mich und ihn verschwitzt zeigten. Bilder, die ich schon einmal irgendwo gesehen hatte. Bilder aus der Sauna waren es jedenfalls nicht. ~Oh, mein Gott!~ Anmerkung: Dies war keine Anrede für die Person, die gerade vor mir stand. Auch nicht in Gedanken. Dort höchstens „Sexgott“, aber niemals „Gott“. ~Sind das Bilder aus meiner Vorstellung oder habe ich das alles einmal geträumt?~ Und bedeutete das nicht, dass sie in jedem Fall meiner Fantasie entsprungen waren?!?! „Aber...“, fuhr Gackt mit dieser verdammt tiefen Stimme fort. Am liebsten hätte ich ihn die Luft aus einem Heliumballon einatmen lassen. „Ich will mein neues Spielzeug ja nicht gleich mit dem ersten Spiel kaputt machen... Ich will doch viel länger meinen Spaß damit haben... So lange es eben geht...“ Er seufzte. „Leider leben Haustiere gewöhnlich nicht besonders lange...“ Ich hatte es geschafft, die Bilder zu verdrängen und ihn wieder anzusehen. Es war ein Fehler. Seine blauen Augen durchbohrten mich. Ich fühlte mich bereits davon an die Wand genagelt. „Gerade Seepferdchen sind äußerst empfindliche Tiere.“ Seine Hand hatte begonnen, mir sanft durchs Haar zu fahren. „Aber ich werde gut für dich sorgen und dir alles besorgen, was du willst. So oft du willst...“ Seine rechte Hand legte sich auf meine Schulter, strich meinen Arm entlang, meine Hüfte hinab und noch ein Stück tiefer und wieder hinauf, um mein Shirt dabei mit nach oben zu schieben. Seine linke Hand an meinem Hals hatte schon eine deutliche Reaktion meines Pulses gezeigt, doch seine rechte an meiner nackten Hüfte verdoppelte die Geschwindigkeit meines Herzschlages mit Leichtigkeit. Abgesehen davon, dass ich durch meine Ganzkörperstarre ohnehin bewegungsunfähig war, wurde ich mir plötzlich dessen bewusst, dass mich meine Hände vor denen Gackts gar nicht schützten, sondern sie sich nur tatenlos an der Wand hinter mir abstützten, was wahrscheinlich der einzige Grund war, weshalb ich überhaupt noch stand. Langsam kam Gackts grinsendes Gesicht näher. Sein Atem traf auf meinen, unsere Augen hielten den Blickkontakt - von meiner Seite eher ungewollt. Plötzlich griff einer seiner Arme um mich und presste mich an seinen Körper. Ich war in dieser Position nun regelrecht gezwungen, zu ihm aufzusehen, wenn ich nicht gerade seine nackte Brust anstarren wollte, und er hörte nicht auf, lächelnd auf mich herabzusehen. Ich spürte seinen Atem immer deutlicher und ebenso die Wärme, die von seinem freien Oberkörper ausging. Mit einem Mal fühlte ich mich eigenartig. ~Das ist alles nur ein Traum, das ist alles nur ein Traum...~ Ich schlug die Augen auf. „Nicht einschlafen, mein kleiner Seedrache...“, hauchte diese tiefe Stimme direkt in mein Gesicht. „Dafür ist es noch ungefähr acht Stunden zu früh...“ Was sollte ich nur tun? Die Tür war verriegelt, jede Hoffnung auf ein vernünftiges Gespräch mit meinem Gefängniswärter vergeblich, jegliche Hilfe unwahrscheinlich, jeder Blick ein Fehler, der letzte Rest an klarem Verstand durch die übermäßige Berührung ausgemerzt, jeder Gedanke an Flucht längst ausgelöscht. Ich war ihm hilflos ausgeliefert. Gackt schloss seine Augen und seine Lippen kamen auf meine zu. Ich wusste nicht, ob aus Furcht oder aus welchem Grund, doch auch ich schloss meine Augen und wartete auf den Aufprall seiner Lippen. Und er kam. Unglaublich sanft, einer Feder gleich, berührten seine Lippen meine Haut. Genauer gesagt, meine Stirn. Ich fragte mich, ob das seine Absicht oder ob es nur ein Fehler seinerseits gewesen war, die Augen so früh geschlossen zu haben, ohne vorher richtig unseren Größenunterschied eingeschätzt zu haben. Ehrlich gesagt war ich mir da nicht ganz sicher. Wenn es jedoch ein Versehen war, dann überspielte er es ziemlich gut. Gackt lächelte mich an, als hätte er gerade das Schönste erlebt, dass er sich vorstellen konnte. ~Meine Stirn zu küssen?!~ Die Hand, die nicht damit beschäftigt war, meinen Körper kontinuierlich an seinen zu pressen, was mir übrigens langsam aber sicher unangenehm wurde, vor allem weil sie sich unter meiner Kleidung befand, strich lasziv meine Taille entlang, dann meinen Rücken hinauf und wieder hinunter, bis sie einen scheinbar schönen Platz auf einem kleinen Polster genau unterhalb meines Rückens gefunden hatte. Er drückte dieses Polster leicht. Das war der Moment, in dem sich ernstlich etwas in meiner Hose zu regen begann. Es schien geradezu zu vibrieren vor Anspannung. „Hai-chan?“ Ich verfluchte ihn dafür, mich in dieser Situation zum Sprechen zu zwingen. Ich suchte verzweifelt nach meiner Stimme und versuchte, diese Heiserkeit daraus zu verbannen. „Ja?“, brachte ich mühsam hervor. „Dein Handy klingelt.“, ließ er mich wissen und löste langsam seinen Klammergriff. „Was?!“, meinte ich entsetzt und hörte es plötzlich auch, dabei hätte ich es wohl am ehesten spüren sollen, wie es in meiner Hosentasche vibrierte. Ich war unendlich dankbar. Erstens dafür, dass ich wieder Hoffnung gewonnen hatte, da mich dieser Anrufer vielleicht aus meiner prekären Lage retten konnte und zweitens, dass die Vibration allem Anschein nach - Gott sei Dank - nur vom Handy stammte. Hastig fummelte ich das bebende Gerät aus meiner Hose und nahm ab. Zu spät. Es hatte gerade zu klingeln aufgehört. Ich fühlte mich wieder vollkommen allein. „Auch gut.“, meinte Gackt zufrieden, als er verstand, dass der Anrufer schon aufgegeben hatte. „Ich- Ich werde wohl besser zurückrufen. Vielleicht war es wichtig.“, versuchte ich ihm plausibel zu machen und entfernte mich bereits ein Stück in Richtung Badezimmer. Oder mit anderen Worten: in Richtung eines Raumes, den man abschließen konnte. „Wenn es wirklich wichtig ist, dann ruft er wieder an.“, sagte Gackt und machte damit und mit einem Griff nach meinem Handgelenk meinen neuen Fluchtversuch nichtig. Es wollte gerade wieder Panik in mir aufsteigen, da klingelte mein Handy tatsächlich erneut und ich zögerte keine Millisekunde, das Gespräch anzunehmen. Ich würde jetzt selbst mit einem Hund telefonieren, oder sogar mit einer wütenden Megumi. Hauptsache, ich hatte etwas Zeit, um mich wieder zu sammeln, bevor ich erneut Gackt gegenübertreten musste. Doch es war weder ein Hund noch Megumi, es war schlimmer: Tetsu. „Hallo, Doiha! Na? Bist du noch bei Gackt?“ Ihm hätte ich ohne Probleme an die Gurgel springen können, wenn er vor mir gestanden hätte. So groß war er nicht. „Ja, das bin ich.“, sagte ich gedehnt. Mein Geduldsfaden stand kurz vor dem Reißen. „Wirklich?“, fragte er überrascht. „Wow. Das war eigentlich nur ein Scherz. Ich habe mich zwar mit Gackt unterhalten, wegen dir, aber ich dachte nicht, dass er das, was ich ihm gesagt habe, als ernsthaften Ratschlag ansehen würde. Das war nur ein Scherz, wirklich.“ „Ach, wirklich?“, sagte ich in nahezu freundlichem Tonfall. „Was genau hast du ihm denn geraten?“ Tetsu schwieg einen Moment am anderen Ende der Leitung. „Was genau... hat er denn... gemacht?“, fragte er dann vorsichtig, als fürchtete er, auch Dinge, die noch nicht eingetroffen waren, preiszugeben, was ihn einen oder zwei Köpfe mehr kosten würde. Ich schaute vom Boden, auf den ich während des Telefonats gestarrt hatte, auf und erblickte Gackt, geduldig wartend, als hätte er alle Zeit der Welt und als würde es ihm eigentlich schon genügen, mich vor sich stehen zu haben. Mich von seinen Augen losreißend, ging ich schnellen Schrittes ins Badezimmer und verriegelte die Tür hinter mir. Ich atmete erleichtert aus. „Tet-chan.“, nahm ich das Gespräch wieder auf, meine Stimme wieder normal, bis auf den leicht panischen Unterton. „Du musst mir helfen, okay? Hol mich hier raus. Weißt du, wo Gackt wohnt?“ „Äh...“, war nicht das, was ich gerade von Tetsu hören wollte. „Eigentlich nicht, nein. Ich war noch nie bei ihm. Was soll ich da?“ „Du setzt dich jetzt sofort in dein Auto und fährst hierher!“, befahl ich ihm. „Du bist schuld, dass ich in diesem Schlamassel stecke und deshalb holst du mich auch wieder hier raus! Und zwar sofort! Ich drehe langsam durch!“ „Ganz ruhig, Doiha...“, versuchte Tetsu auf mich einzureden, doch es half alles nichts. „Ich bin hier eingeschlossen, verdammt!“, schrie ich in den Hörer. „In zweifacher Hinsicht!“ Meine Beherrschung hatte sich verabschiedet. „Er lässt mich nicht mehr gehen und be-“ Beherrschung hin oder her, manche Wörter kamen einem niemals leicht über die Lippen. „Und er...“ „Hat er dich auf die Stirn geküsst?“, fragte Tetsu auf einmal. „Ja, woher wei-? - Du hast ihm gesagt, dass er das tun soll?!“ Tetsu zögerte wieder etwas. „Also, ich... Ich habe nur am Rande bemerkt, dass du das sehr gern hättest...“, versuchte er sich aus der Schlinge zu ziehen. „Oh, nein! Komm mir nicht so! Was hast du ihm noch alles in den Kopf getrichtert?“ „Also...“ Tetsu schien in einem schweren Zwiespalt zu stecken. „Hat er... dich zum Essen eingeladen?“, fragte er behutsam. „Ja...“, antwortete ich mit knirschenden Zähnen. „Dich... mit Wein abgefüllt?“ „Ja...“ „Dich... mit nach Hause genommen?“ „Ja...“ „Dich... nackt in sein Bett... gelegt?“ Ich atmete tief ein und aus, immer geräuschvoller, doch es half in keinster Weise, mich auch nur einen Tick zu beruhigen. „Nein! Aber warum hast du ihm so einen Scheiß überhaupt erzählt?!“ „Sorry, Doiha. Ich habe mir einfach nur einen Spaß daraus gemacht, weißt du? Gackt kam einfach so auf mich zu und hat mich ganz direkt gefragt, ob ich ihm ein paar Tipps geben würde, wie er dich angeln kann. Und ich fand die ganze Situation einfach zu komisch, und weil er aber ernsthaft etwas von mir hören wollte, habe ich mir eben... ein bisschen was ausgedacht.“ „Ein bisschen was ausgedacht??? Ich glaube, du solltest mal zum Psychiater gehen! Das, was du dir da ausgedacht hast, ist krank! Einfach nur krank! Und in Verbindung mit Gackt lebensgefährlich!“ „Es tut mir wirklich leid, Doiha... Das wollte ich nicht, aber... Was hat er denn noch getan, was dich so aus der Fassung gebracht hat? So schlimm war das mit dem Essen, dem Wein und dem Ausziehen doch gar nicht, oder?“ Eine kurze - von meiner Seite empörte, von seiner Seite erkenntnisreiche - Stille. „Oder hat er dich etwa auch noch...?“ „Was? Sag! Sag, was du ihm noch geraten hast!“ „...fotografiert?“, endete er entsetzt und ich begriff zuerst nicht. „Also, ich meine, als du nackt in seinem Bett lagst?“ Meine Wut stieg ins Unermessliche. Nicht einmal meine Erleichterung darüber, dass Gackt das scheinbar nicht getan hatte, änderte etwas daran. „Du wirst deinen nächsten Geburtstag nicht mehr erleben, Tet-chan!“ „Also, ich muss dann jetzt mal Schluss machen, Doiha.“, meinte Tetsu nervös. „Ich muss noch dringend was erledigen.“ „Ja, verdammt! Du holst mich jetzt hier raus! DAS wirst du erledigen! Und zwar sofort!“ „Also dann, tschüß!“, verabschiedete er sich hastig und legte auf. Ich konnte es nicht fassen. Mein bester Freund ließ mich im Stich. Und das, obwohl er an allem schuld war! Wenn ich also nicht einmal auf ihn zählen konnte, wer könnte mir dann helfen? Ich ging die Kontakte im Telefonbuch meines Handys durch, auf der Suche nach meinem Retter, da kam plötzlich die Warnung, dass der Akku nur noch Sekunden davon entfernt war, mein Handy auszuschalten. ~Nein! Ich muss mich beeilen!~ Hastig suchte ich Kens Nummer und wählte sie an. Es klingelte und klingelte und mein Handy piepte und piepte, und Ken nahm ab. Ich war überglücklich, seine Stimme zu hören wie sie „Moshi moshi“ sagte. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ein normaler Mensch. Er würde mich retten können. „Ken-chan, du musst ganz schnell zu Gackts Wohnung kommen und mich hier rausholen! Er wohnt i-“ Ich hatte so schnell gesprochen, wie ich es in meinem Leben noch nie getan hatte und doch hatte ich schon nach wenigen Worten das endgültige Piepen gehört, das mir sagte, dass die Verbindung bereits weg und mein Handy ausgeschalten war. Ich ließ niedergeschlagen meinen Kopf hängen. Jetzt konnte mir nur noch ein Wunder helfen. „Hai-chan...“, drang eine lockende Stimme durch die Badezimmertür. „Willst du etwas Süßes? Ich habe extra für dich Schokolade gekauft.“ Auch das war Tetsus Werk, da war ich mir jetzt sicher. „Willst du jetzt doch ein Bad nehmen oder was machst du da drin?“ „Ja.“, antwortete ich kurzerhand und stellte das Wasser an. „Ich gehe baden.“ Noch hatte ich mich nicht dazu entschlossen, das wirklich zu tun, doch als die Badewanne erst einmal voll gelaufen war und ich immer noch auf dem Fliesboden saß, ohne eine Spur einer Ahnung, was ich jetzt tun sollte, da dachte ich mir: ~Was solls.~ Und fing an mich auszuziehen. Irgendwie musste ich meine Zeit in Gefangenschaft ja verbringen und so aufgewühlt wie ich war, konnte ich wahrscheinlich nichts dringender gebrauchen als ein entspannendes Bad. Ich frage mich, ob ich tatsächlich auch nur einen Moment geglaubt hatte, dass ich das auch bekommen würde. Die Badewanne - alias der Luxus-Whirlpool - war ein Traum. Es gab unendlich viele Einstellungen und in einem Schrank hatte ich einige verschiedene Schaumdüfte gefunden. Ich wählte den meiner Meinung nach beruhigendsten Duft aus und kippte davon ordentlich in mein Badewasser. Innerhalb kürzester Zeit war eine dicke Schaumschicht entstanden und im ganzen Raum duftete es herrlich. Ich hatte mich gerade entspannt im Wasser zurückgelehnt, da klopfte es an die Tür. „Hai-chan? Brauchst du irgendetwas? Willst du etwas trinken?“ „Nein, nein, nein, danke. Alles in bester Ordnung.“, gab ich unhöflich zurück. „Außerdem würdest du ja sowieso nicht reinkommen, um es mir zu bringen.“ Ich lächelte bei diesem Gedanken. „Und ich werde bestimmt nicht freiwillig wieder rauskommen.“, fügte ich noch fröhlich hinzu. Plötzlich hörte ich ein Klirren. Ich sah mich um, fand den Grund dafür allerdings nicht. Dann hörte ich ein Klicken. Ich sah mich nochmals um und fand den Grund mit einem einzigen Blick zur offenen Tür: Gackt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)