Fiore Rosso von AraniShadon (Sequel to Calore [Miyavi/Karyu] [MC] [Singlework]) ================================================================================ Kapitel 1: Cielo Viola ---------------------- Author: Arani Shadon Title: Fiore Rosso (Rote Blüte) – Sequel to Calore Chapter: Band: Miyavi, D'espairesRay, Dir en grey, Kamijo, Mucc Pairing: Miyavi/Karyu, Kyo/Shinya, Hizumi/Tatsuro, Kamijo/Karyu (onesided), Miyavi/Karyu/Kyo/Shinya (sexually), Karyu/Hizumi (sexually) Genre: au, supernatural, ooc, dark, blood, lemon, bdsm, domination, submission, rimming, bad language and dirty talk Time-Set – six months after the ending of Calore „normal talk“ »mental talk« //falshback or dream// ~use of magic words~ ~~~~~ stands for a shifing timeline ~~~~~~ First – Cielo Viola (Violetter Himmel) Karyus warmes Lachen hallte durch Miyavis Geist, derweil der Vampir verspielt knurrte und suchte das Kissen zu bekommen, welches sein Geliebter augenblicklich als Waffe gegen ihn benutzte, doch er hatte keine Chance, der Jüngere war immer einen Hauch schneller – wusste der Teufel, wie Karyu das anstellte. Schützenhilfe bekam er letztlich von Kyo, der Blonde, welcher ohne Scham nackt in sein Schlafzimmer spaziert war und nun hinter Karyu auf das Bett gekrabbelt kam, den Blonden gnadenlos ab kitzelte. Dieser wand sich unter den Fingern, das Kissen dabei gegen sich gepresst. »Hör auf! Kyo! Das ist unfair!« Der Blonde grinste nur breit, nicht im Geringsten daran denkend, aufzuhören. „Deswegen macht es ja so einen Spaß.“ Miyavi welcher nun seine Chance sah, fing den nur mit einer Retro gekleideten Menschen um die Hüfte, zog ihn eng gegen seinen Körper, sodass dieser überhaupt keine Chance mehr hatte, sich zu bewegen oder gar zu wehren. „Und dabei dachte ich, dass ihr als alte, erwachsene Männer mehr Verstand aufbringen könnte, als zu zweit über einen armen Unterlegenen herzufallen.“ Shinyas amüsierte Stimme driftete durch den Raum zu ihnen und sofort streckte Karyu hilfesuchend die Arme nach dem Jüngsten der Vampire aus, wimmerte stumm um Hilfe, man sah es nur zu deutlich auf den schönen Zügen, Miyavi hingegen blitze hinter einer der Schultern hervor. „Daran erinnere ich dich das nächste Mal.“, Er fing die Arme des Jüngeren wieder ein, fesselte ihn eng mit Armen und Beinen an sich. „Gibst du auf?“ Wieder ein Wimmern, dann nickte Karyu, sah bettelnd über seine Schulter hinweg, weswegen Miyavi den Größeren frei ließ, was dieser gleich zu nutzen wusste, wieder zu kappeln anfing und sich dann vom Bett zu Shinya flüchtete. Diesem schlang er die Arme um den zierlichen Leib, suchte sich hinter diesem zu verstecken, was eigentlich ziemlich lächerlich aussah, denn Karyu überragte den Anderen um mehr als einen Kopf. »Wenn du mich vor ihnen beschützt, dann werde ich ihn dir lutschen.« Nun schnaubte Shinya wieder, ebenso amüsiert. „Dafür muss ich dich nicht beschützen, dass machst du auch so... aber es wäre reizvoll ihnen eine Show zu bieten, nicht?“ Der Jüngere funkelte herausfordernd zu den anderen Beiden hinüber, die den Blick erwiderten, Kyo klar lüstern. Der kleine Mann war ab und an einfach unersättlich, vor allem seit er mit Shinya zusammen war – und nein, er war kein braver, kleiner Junge, war es noch nie, aber das was in dem älteren Vampir schlummerte hatte er nicht bewirkt, dass waren die Jahrhunderte vor ihm, die der Blonde nahezu in Abstinenz gelebt hatte. Miyavi sah sie ebenfalls an, erregt und darin sah der Zierlichere seine Zustimmung, als er erneut lächelte, leicht Karyus Arm tätschelte. „Geh auf die Knie.“ Der Blonde kam seinen Worten nach, sah dann zu ihm hoch, ein aufgeregtes Funkeln in den Augen, weswegen er einen Moment zärtlich durch die Strähnen strich, diese aus der Stirn nahm. „Wie kann man nur so gierig sein?“ »Sag nicht, es würde dir nicht gefallen.« Karyus Hände wanderten an seinen Beinen hinauf, strichen über den Stoff seiner locker sitzenden Haushosen, blitze dabei zu ihm hinauf und Shinya seufzte genüsslich, natürlich würde er nicht widersprechen, stattdessen schob er die Finger in Karyus Nacken. „Mach es mir.“ Der Mensch kam einem solchen Befehl nur zu gerne entgegen, die Bewegungen seiner Hände änderten sich, wurden mit einem Mal viel anzüglicher, als er die Beine wieder hinab strich, dabei die Finger weit von einander abgespreizt. Er beugte sich hinab, küsste die nackten Füße des Kleineren, dann strich er mit der Wange die gesamte Länge wieder hinauf, leckte verspielt über den Schritt, bevor er die Daumen in den Bund der Hosen einhakte, diese samt der darunter sitzenden Retro nach unten zog. Shinya war noch nicht vollständig hart, aber das würde er schon ändern, Karyus tanzte mit den Fingerspitzen über das Fleisch, lächelte dann verlockend über seine Schulter hinweg zu den Anderen, ließ sich dabei auf seine Unterschenkel sinken, welche er breit spreizte, sodass sein Hintern auf den Boden sank, äußert verführerisch wackelte, wie er wusste. Mit der einen Hand hielt er die Wurzel des Gliedes seines Freundes fest, leckte an der Spitze, über ihm fauchte Shinya leise, festigte seine Hand. Er folgte den stummen Befehl, der in dieser Bewegung lag, saugte an der Spitze, nahm dann mehr von ihr auf, bewegte seine Zunge über die Unterseite des Fleisches, saugte härter, dann wieder neckte er nur, solange bis der Vampir hart wurde, den Kopf in den Nacken gelegt stöhnte. Karyu fühlte die Blicke auf sich, heiß und lüstern, sie trieben ihn an und entfachten das Feuer in ihm – Sex unter ihnen war etwas so Besonders, Einzigartiges und er war Miyavi tief dankbar, denn ohne dessen Zustimmung wäre dies niemals zwischen ihnen zu Stande gekommen. „Ich will, dass du alles schluckst wenn er kommt.“ Miyavis Stimme und er stöhnte um das Glied herum, schabte mit den Zähnen darüber, als er zu nicken suchte, der Kleinere stöhnte wieder, zwang ihn still zu halten, als er sein Becken bewegte. „Und dann will ich, dass du dich vor das Bett kniest und die Arme auf den Rücken machst. So viel Übermut wie deiner verdient eine Strafe.“ Er bebte in Aufregung, bemühte sich nun noch härter um Shinya – Strafe, dass war in seinen Ohren Musik, denn Miyavi schien ein niemals endendes Repetiere zu besitzen, die Möglichkeiten seines Geliebten unvorstellbar weit gefächert und vielschichtig. Der Blonde hatte seine Grenzen gut gekannt und sie dem Vampir auch mitgeteilt und dieser hatte es sich zur Aufgabe gemacht sie strecken, zu brechen, ohne dass er dabei ernsthaft zu Schaden kam, was das Ganze so erotisch machte, denn niemanden vertraute Karyu mehr als Miyavi. Für diesen würde er blind in jede Gefahr laufen, er liebte dem Vampir mit einer Wucht, die ihn in den ersten Wochen ihrer Beziehung schier überwältigt und nicht wenig geängstigt hatte. Der Letzte, für den er so empfunden hatte, hatte nicht gezögert seine Kehle durch zu schneiden. Shinya stöhnte wieder, dunkler und mit einem Fauchen unterlegt, es war ein Zeichen dafür, dass der Jüngere nahe war, er hatte gelernt sie zu unterscheiden, oft genug hatten sich ihm schon die Sicht genommen, sein Gehör war ohnehin extrem gut ausgebildet und nun konnte er sie mittlerweile auch an den bloßen Berührungen auseinander halten. Ein wenig noch und dann brach der Orgasmus des Kleineren hervor, er strömte heiß in seinen Mund und wie es seine Aufgabe war, schluckte er alles herunter, säuberte den Vampir dann, bevor er ihn endgültig frei ließ, sich wie eine große Katze gegen ihn lehnte und hoch sah. Shinyas Züge waren zufrieden, entspannt, die Wangen noch immer leicht gerötet, als er auf ihn herab lächelte, seine Wange tätschelte, dann seine Hosen hochzog und zu Miyavi nickte. „Geh zu ihm, er erwartet dich.“ Karyu nickte, erhob sich dann und ging zum Bett, kniete sich so vor dieses, wie Miyavi es von ihm verlangt hatte, wieder spreizte er seine Beine, bot sich so an. Der Langhaarige, welcher seine Hosen wieder och gezogen hatte, schritt lautlos auf den Blonden zu, wurde von diesem empfangen und leidenschaftlich geküsstt, derweil ihr Freund sich dem Menschen zuwand, eine Hand auf dessen Rücken legte, in der anderen hielt er Manschetten, die er nun zwischen die Schulterblätter des Größten legte, diesen fühlen ließ. „Ich werde dich Fesseln, dir dir Sicht und das Gehör nehmen. Nicht einmal etwas sagen wirst zu können, weil du deinen Mund für andere Dinge benutzen wirst. Hast du das verstanden?“ Er nickte, atmete allein ob er Worte schneller, war aufgeregt. Ein Fuß stellte sich auf seinen Rücken, drückte ihn weiter nach unten. „Sag es.“ „Mein Herr. Bestraft mich für meinen Übermut. Zeigt mir, wie ich Euch zufrieden stellen kann.“ ~~~~~~ Im Endeffekt waren sie in die Nacht zu Hause geblieben und hatten sich wieder und wieder geliebt. Miyavi lächelte sehr zufrieden, strich sich mit beiden Händen durch das Haar, es war früher Abend und Karyu schlief ruhig neben ihm, vollkommen entblößt, die Decke hatte er wieder mal nach unten befördert, als er sich in seinem Schlaf bewegt hatte. Eine Hand legte er auf den schlanken Rücken, strich seicht über diesen, genau dort entlang, wo gestern noch blutige Striemen gewesen waren, sein Geliebter seufzte stumm, drückte sich wohl unbewusst den Fingern entgegen, weswegen er ein wenig weiter lächelte, einen Kuss auf das Schulterblatt legte und dann aufstand. Er streifte nur einen schwarzen Morgenmantel über, verließ den Raum, während er ihn locker fest machte, er wollte mit Kyo sprechen. Diesen fand er in seinem Sportzimmer, der Blonde beherrschte mehrere Kampfsportarten und trainierte diese so es ging täglich ein paar Stunden. Als der langhaarige Vampir den Raum betrat schien dieser bereits am Ende seiner Übungen angekommen zu sein, er befand sich außerhalb der Kampfmatte, wischte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab, warf dieses dann achtlos über eines der Sportgeräte., lächelte ihn dann an und stalke aif ihn zu, um ihn zu küssen. „Ausgeschlafen?“ Miyavi summte leise, ließ sich breitbeinig auf der Bank hinter ihm nieder, lehnte sich auf dieser zurück. „Ich wollte mit dir reden, bevor Karyu aufwacht und es mitbekommt – was hast du über das Feuer bei ihm herausbekommen? Du sagtest, dass du auch einen Namen hast.“ Kyo summte, tippte sich dann nachdenklich gegen die Lippen, es war schwer gewesen überhaupt zu recherchieren, was damals bei Karyu passiert war, ständig war er von der hiesigen Polizei behindert worden, die ihre Nasen natürlich auch in diese Angelegenheit gesteckt hatten. Sie hatten auch Karyu sehen wollen, ihn über Stunden im Revier festgehalten und verdächtigt, bis ihnen irgendwann klar geworden war, dass der Dunkelblonde das Opfer und nicht der Täter gewesen war – es war unmöglich, den Brandherd so zu setzen und sich dann selbst einzuschließen und den Tod zu riskieren, zumal Karyu ein Alibi hatte, dass nicht sicherer hätte sein können. Zur Zeit, in welcher das vorbereitet und gezündet wurde, hatte er einen Kunden gehabt und eben dieser Mann war auch Kyos erster Anhaltspunkt gewesen, denn dieser hatte die Flammen mit Sicherheit bemerkt, als er gegangen war und dennoch ignoriert. „Der Mann, der in dieser Nacht bei Karyu war heißt Harry Banett. Er ist ein kleiner Gauner, der unten in Shibuya mit Rauschmittel und Sklaven dealt. Offenbar hat ein gewisser Fukiyoka Samesai ihn zur Seite genommen und eine ordentliche Stange Geld vor die Nase gesetzt, wenn er dafür zu Karyu gehen und diesen vöglen würde. Für Harry war das schnelles, gutes Geld, also ist er sofort darauf angesprungen und zugesichert, dass er ihn schon ordentlich durchnehmen würde. Und als Fukiyoka dann auch noch sagte, dass ein Extra heraus springen würde, wenn er es schaffte, den Komplex in Brand zu stecken warHarry natürlich im Himmel. Er hat zwei Handlanger besorgt, Junkies, die das Geld und die Drogen dringend brauchten und Karyu dafür auch direkt umgebracht hätten, wenn Harry das vin ihnen verlangt hätte. Sie haben also Benzin besorgt, das Gerümpel im Hausflur vor Karyus Tür geräumt, es angezündet und gerade so viel frei gelassen, dass Harry noch raus kommen konnte. Dann haben sie einen Balken davor gelegt.“ Miyavi nickte, den Kiefer fest zusammengepresst, Kyos Untersuchungen erklärten den Brand, aber nicht, dass Karyu in der Dusche das Bewusstsein verloren hatte, oder aber die Blumen, von denen sein Geliebter gesprochen hatte. Hatte dieser Harry Ahnung davon gehabt, welche Erinnerungen es in dem Heiler auslösen würde. „Harry wusste nichts von den Blumen.“ Miyavi runzelte die Stirn, manchmal war es direkt unheimlich, wie Kyo das immer wieder machte, er fühlte ihn nicht einmal mehr in seinen Geist dringen, schien ein offenes Buch für den blonden Vampir. „Er hat sie unten bei Karyu vor der Tür gefunden und einfach mitgenommen, wahrscheinlich um Eindruck zu schinden. Hingelegt wurden sie von jemand anderen.“ „Und wem?“ „Weiß niemand, es gab keine Zeugen, aber die alte Giftschlange der gegenüberliegenden Straßenseite hat ausgesagt, dass ihr öfter ein eleganter, schwarzer Wagen aufgefallen wäre.“ Nun rollte Miyavi mit den Augen. „Und was soll uns das helfen? Jeder gut betuchte Ganove fährt in Karyus Gegend irgendeinen schwarzen Schlitten. Sollen wir ihnen allen die Kehle rausreißen, oder was?“ Sein Gegenüber schnalzte mit der Zunge. „Wäre sehr verlockend, aber nein. Der schwarze Wagen von dem die Alte sprach hat Weisswandreifen und ein ausländisches Nummernschild. Das grenzt unsere Suche erheblich ein. Außerdem war ich in Karyus Wohnung und habe dort herausgefunden, warum und wie er umgefallen ist. Ich konnte es nur erst jetzt machen, weil die Ermittlungen der Menschen so lange gebraucht haben. Stümper.“ Kyo schnaubte leise und ließ sich dann vor Miyavi in die Hocke sinken, sah zu diesem hoch. „Sie haben Betäubungsgas in das Badezimmer geleitet. Sie haben es direkt an der Dusche installiert, ein kleines, fieses aber ausgeklügeltes System. Durch die Poren des Duschkopfes wurde beim Einschaltend des Wassers auch das Gas frei, dass sie an den Wasserleitungen entlang durch einen Schlauch haben fließen lassen. Im Keller habe ich Überreste eines automatischen Abgabebehälters gefunden. Oben ging Karyu duschen und das hat die Entleerung ausgelöst. Er hatte keine Chance.“ Miyavis Stirn runzelte sich. „Die Blumen und das Gas, der dunkle Wagen. Das scheint alles zusammen zugehören. Jemand will Karyu zurück haben. Fukiyoka hingegen wollte ihn töten, warum?“ „Weil er ihn harsch zurückgewiesen hat. Fukiyoka betreibt mehrere Edelbordele, wollte Karyu als Hure gewinnen und dann, nachdem er ihn ein oder zwei Mal bei sich im Bett hatte für wesentlich mehr, Er wollte Karyu in seinem privaten Harem einsperren, hat ihm alles Mögliche versprochen, aber er hat alles abgelehnt und sich gewehrt, als Fukiyoka es erzwingen wollte. Das hat seine Wut geschürrt und er hat den Entschluss gefasst, dass wenn er ihn nicht haben kann, niemand Karyu bekommen sollte.“ Der Blonde strich sich durch das Haare, kämmte den feuchten Pony aus der Stirn zurück. „Unser Fremder allerdings... der will Karyu lebend haben. Ich bin mir sicher, wenn du nicht gekommen wärst und Karyu da raus geholt hättest, dann würde er nun unerreichbar für dich sein, irgendwo eingesperrt und außer Landes geschafft.“ „Denkst du, dass es Kamijo ist?“ Sie hatten über den ehemaligen Liebhaber des Menschen gesprochen und vor allem auch über diesen recherchiert, viel hatten sie nicht finden können, der andere Vampir war ein Meister der Tarnung und Wandlung, nicht mal ein aktuelles Bild hatten sie, von seinem Alter hatten sie ein paar wage Zahlen, doch auch deren waren sie sich nicht sicher, Kyo nickte ernst. „Und ich denke, dass er es wieder versuchen wird.“ ~~~~~~ Karyu war allein unterwegs. Manches Mal brauchte er das einfach, dann streifte er ohne ein Ziel durch die Straßen, genoss es einfach die Menschen und Wesen um ihn herum zu beobachten – er war glücklich gerade, sehr sogar und schwer zufrieden, weswegen seine Gedanken ohnehin die meiste Zeit um Miyavi kreisten. Sein Geliebter gab ihm was er brauchte, nicht nur im körperlichen Sinn, sondern vor allem im seelischen, denn er hielt ihn wenn es notwendig war, kämpfte kit ihm, rang seinen Stolz nieder, brach ihn ohne ihm dabei wirklich weh zu tun. Karyu fühlte sich unter der Obhut des Vampires geborgen, beschützt. Er liebte ihn. Wieder lächelte er seicht, er hatte es Miyavi bisher nie gesagt, aber er war sich sicher, dass der andere es wusste, er drückte es immer wieder aus, kleine Küsse auf seine Schläfe, Streicheln, wenn er schlief oder Umarmungen, bei dem man ihm dann immer erklärte, man habe sich eben so gefühlt. Der Heiler blühte unter der Beziehung auf, hatte seinen Job aufgegeben, aber nicht etwa, weil ihm der Sex mit Fremden keinen Spaß mehr machte, sondern weil sein Vampir bestimmt hatte, dass er nur noch in dessen Bett die Beine zu spreizen hatte. Am Anfang war er unsicher gewesen, ob ihm das reichte denn Karyu liebte es begehrt zu werden, nicht nur von seinem Geliebten, sondern von allem die ihn sahen, er stellte sich gern zur Schau. Deswegen hatten sie begonnen miteinander zu spielen, erst harmlose Fesselspielchen, harter Sex, doch mit der Zeit wurde es mehr und mehr, Karyu genoss dies ungemein. Und nun, wo er auch Kyo und Shinya haben konnte... es war sehr aufregend und sinnlich, erfüllte ihn von Grund auf. Seine Schritte verlangsamten sich, er war an einem Buchladen angekommen, dessen Fenster auffällig mit kleinen Glassteinen ausgeschmückt waren, Grüne und Violette reihten sich neben Blauem und Schwarzen, es sah interessant aus, weswegen er das winzige Geschäft betrat. Eine leise Glocke erklang, als er die Tür öffnete, aber niemand kam sofort auf ihn zu gestürmt, er war allein, konnte sich in Ruhe umblicken, Eine junge Frau lächelte ihn an und er erwiederte es, dann drehte er sich einmal langsam um die eigene Achse. Die Bücher reihten sich bis unter die Decke, sie standen in alten Holzregalen, eng aneinander gestellt, so dass einen die schiere Fülle den Atem nah,. Jede Ritze, jede Spalte und jeder Tisch den Karyu sehen konnte war mit literarischen Werken bedeckt, einige von ihnen alt, andere neu. Er fand jeden Stil, jedes Thema und jedes Genre, seine Finger strichen seicht über die alten Exemplare zu seiner rechten, er schloss die Augen, genoss einfach das Gefühl hier drinnen zu stehen – es war überwältigend. Weiter hinten führte eine kleine, hölzerne Wendeltreppe nach oben und er ging diese hinauf, im oberen Stockwerk sah es genauso aus, es war wirklich kaum zu begreifen, so viele Bücher an einem einzigen Ort... für ihn war es fast wie ein Wunder. Er sah sich um, blätterte in einigen Werken, verschiedene Sprachen schlugen ihm entgegen, einige erkannte er, andere waren ihm vollkommen fremd. Eine kleine Leseecke war hier oben und er setzte sich, den Kopf in den Nacken gelegt, lächelte er. Shinya würde sich hier sicher sehr wohl fühlen, wenn er diesen Laden nicht sogar schon kannte, er würde den Zierlicheren beim nächsten Mal einfach mit hier her nehmen. Schräg über ihm ragte ein schmales Band aus dem Gewirr der Seiten und Wörter und er griff behutsam danach, zog es zu sich herunter und strich über den Einband. Er war in einem dunklen Violett, dazwischen kleine silberne Sprenkel, wie Tropfen einer Kerze, die man versehentlich darüber umgekippt hatte, es fühlte sich auch fast so an, als er mit den Finger seicht darüber strich. Der Titel war für ihn nicht lesbar, darunter jedoch stand er in englisch und er strengte sich an, es zu lesen, formte jede Silbe der fremden Sprache langsam mit den Lippen nach. »Violett heaven.« Es erinnerte ihn an etwas, aber momentan konnte er es nicht greifen, weswegen er es erst einmal davon gleiten ließ, stattdessen das Buch öffnete. In ihm lagen – als Lesezeichen – zwei Bänder aus Seide, ein Violettes, ein Grünes, über diese strich er auch, dann blätterte er die Seiten durch. Es war ein Gedichtsband, alle Verse schienen in dieser seltsamen Sprache, standen darunter aber wieder als Übersetzung in Englisch. Eines von ihnen reizte ihn erneut, er verstand das es um Farben ging, aber die Worte, welche dafür genutzt wurden, gefielen ihm, auch wenn er sie nur schwer verstand. Clouds flowing over a hill. Sky on a sunny day. Tangerines that are bitter. Lucky four-leaf-clover. Violets in the garden. Dandelions along a path. Unavoidable sleeping time. Liquid flowing from a slashed wrist. [1] Der letzte Satz ließ das Gefühl zurückkommen, dass er eine Verbindung zu diesem Werk hatte, doch er konnte es nach wie vor nicht greifen, selbst wenn es so nahe schien. Das Buch schloss er sanft, drückte es dann gegen seine Brust, als er wieder nach unten ging – nun wo er es gefunden hatte, widerstrebte es ihm, es hier zu lassen. Er wusste nicht warum, aber er konnte es einfach nicht über sich bringen, es nicht zu kaufen. Und er drückte es den gesamten Weg zurück zu Miyavi eng gegen sich. End First - Cielo Viola [1] Silent Hill (Game Part I) Kapitel 2: Polvere Bianca ------------------------- Second - Polvere Bianca (Weißer Staub) „normal talk“ »mental talk« //falshback or dream// ~use of magic words~ ~~~~~ stands for a shifing timeline Das kleine Buch lag auf seinem Nachttisch. Karyu war verwirrt, warum er es nicht einfach in ein Regal stellen konnte, er musste es ständig in die Hand nehmen, wieder und wieder hindurch zu blättern. Er hatte es Miyavi gezeigt, ihm erzählt welch seltsame Gefühle er hatte, dass es wie ein Zwang war und er es nicht verstehen konnte. Sein Geliebter hatte es ihm aus den Händen genommen und dann diesen Platz gegeben, ihn geküsst und gesagt, dass es von allein kommen würde, er solle es nicht erzwingen. Und nun saß er wieder hier, starrte auf das dunkle Einband, dann seufzte er frustriert, strich sich durch das Haar, bevor er sich erhob, sich selbst an herrschte, den Raum wieder zu verlassen. Er schlich durch das große Haus, Kyo und Shinya waren fort, sie wollten ihre Bindung feiern und würden mit Sicherheit erst in der nächsten Nacht zurück sein, Miyavi arbeitete und er wollte ihn eigentlich nicht stören, immerhin lebte auch er von dem Geld, dass sein Geliebter mit seinen verschiedenen Unternehmen machte, doch gerade hielt er es einfach nicht aus allein zu sein. Leise öffnete er die Tür zum Arbeitszimmer, schob sich in den Raum, Miyavi saß hinter dem massiven Schreibtisch, telefonierte, dabei stieß er die Luft aus seinen Lungen, den Kopf in den Nacken gelegt. „Ich verstehe, Herr Matsumoto. Natürlich werden wir die Galerie zum vereinbarten Zeitpunkt mieten können. Machen Sie sich keine Gedanken, alles wird zu Ihrer Zufriedenheit vorbereitet sein.“ Eine kurze Pause, in welcher sein Vampir wohl der Stimme auf der anderen Seite zuhörte, dabei amüsiert lächelte. „Dessen bin ich mir absolut sicher. Einen schönen Abend, Ihnen, erholen Sie sich gut von Ihrer langen Reise hier her zurück. Auf Wiedersehen.... Ja, ich werde es ausrichten. Noch einmal, einen schönen Abend.“ Er legte auf, wobei er leicht den Kopf schüttelte und Karyu sah das als ein Zeichen an, trat näher und hinter den Schreibtisch, ließ sich dann auf dem Schoss des Vampirs nieder. »Gibt es Probleme?« Miyavis Finger schlichen unter seinen Pullover und er seufzte genüsslich, als sie über seinen Rücken streichelten. „Nichts, dass sich nicht klären ließe. Er macht sich nur Gedanken darum ob der Transport der Gemälde auch ordentlich durchgeführt wird und ob die Lichtverhältnisse in der Galerie stimmen werden.“ »Er will sie eben exzellent darstellen.« „Er will sie vor allem zu hordenden Preisen profilieren, aber das geht mich dann nicht mehr an. Man erwartet mich bei dem Empfang, begleitest du mich dorthin?“ Karyus Herz machte einen freudigen Satz, Miyavi hatte ihn bisher nie auf offizille Termine mitgenommen und er lächelte, nickte. »Es würde mich freuen.« Er fing er die Lippen des Langhaarige in einem tiefen Kuss, hörte diesen leise Schnurren, die Hand auf seinem Rückn strich höher, ruhte zwischen seinen Schulterblättern und als sie sich lösten, streifte Miyavi seine Wange. „Dann gehen wir nun für dich einkaufen.“ Miyavi saß auf einem schwarzen Ledersessel vor der Umkleide in welcher sich Karyu gerade befand, einige ausgewählte Oberteile lagen bereits neben ihm und nun wartete er auf das letzte Outfit, welches er für seinen Menschen gewählt hatte. Sie befanden sich in einem noblen Gothic – Store, Miyavi sah von der normlem Kleidung in einem Anzug ab, er wollte auffallen und ein Stück weit karyu sogar zur Schau stellen, allen, die um ihn herum waren, ohne Worte bedeuten: Seht her! Dieser Mann gehört nur mir allein. Ihr werdet diesen Körper nicht bekommen, ihr werdet sein Herz nicht bekommen. Leise schnurrte er, als er an die Blicke dachte, die ihm schon oft zugeworfen wurden, wenn er mit Karyu aus gewesen war – das Begehren, der Neid. Sie wollten nicht nur Karyu, sondern auch ihn, vielleicht sogar gleichzeitig und es erregte ihn, diese Aufmerksamkeit zu haben, zu wissen, dass man jeden haben konnte, alle würden sie ihm verfallen, Frauen, Männer... egal ob verheiratet oder nicht, egal welcher Glauben und welche Nation. Niemand widerstand ihm und das genoss er, auch wenn er sie nicht haben wollte. De Vorhang öffnete sich und Karyu trat aus der Umkleide, bewegte sich elegant auf ihn zu und stützte sich dann vor ihm ab, sah ihn herausfordernd an. »Wie sehe ich aus?« Miyavi ließ sich mit einer Antwort Zeit, betrachtete den Größeren erst einmal ausgiebig, strich dann mit einer Hand das Bein entlang. „Sehr gut.“ Der Dunkelblonde lächelte sehr zufrieden, richtete sich dann auf, um sich selbst im Spiegel anzusehen. Miyavi hatte einen Wickelrock für Herrn im klassischen Stil ausgewählt, überwelchen er nur einen einfach Nietengürtel trug, was das Ganze sehr schlicht, weich und weit fallend machte, so dass das Augenmerk auf sein Oberteil gerichtet wurde. Dieses war enganliegend, langärmelig und nahezu überall geschnürrt – an der Außenseite der Arme verlief eine feine Schnürung in violett, unter den Armen an den Seiten seines Körpers war diese schwarz, weiter geöffnet, sodass man seine helle Haut sehen konnte, vorn und hinten war sie wieder violett, darunter lagen breite Streifen halb durchsichtigen Netzes, die Stücke Stoff zwischen den einzelnen Schnürungen waren aus Satin.Die Nieten selbst waren fein, silbern und an den Armeln hatte er breite Manschetten, welche ebenfalls Violett waren, darüber lag feine Spitzem, in welche silberne Fäden eingewebt wurden. Zu dem Rundausschnitt trug er ein breiteres Lederband, welches ebenfalls Violett und dann mit Spitze überzogen worden war, an der rechten Hand trug er den Ring, welcher ihm von Miyavi geschenkt worden war und der allen Außenstehenden sagte, dass er unter dem Schutz des Vampirs stand. Vorne in der Mitte des Halsbandes war ein zierlicher, silberner Ring und über diesen strich Miyavi nun, als er sich von hinten gegen ihn drückte. „Ein Detail fehlt noch.“ Ein zierlicher Karabiner aus Platin wurde in den Ring gehängt, derweil Miyavi seinen Hals küsste, ihn aber dabei über den Spiegel hinweg ansah. [1] „Nun kann jeder sehen, dass du nur mein bist.“ Karyu lächelte liebevoll, strich über den Karabiner und Miyavis Finger, dann drehte er den Kopf erbat sich einen Kuss, den Miyavi nur zu gerne gab sich Zeit ließ um mit den warmen Lippen zu spielen und erst als sich Karyu reichlich plötzlich löste, brach sich die Berührung. „Karyu?“ Der Vampir runzelte die Stirn, sein Geliebter starrte in den Spiegel, drehte sich dann herum, um über seine Schulter hinweg zu blicken, die dunklen Augen gehetzt, als hätte den Jüngeren etwas in Sekunden in eine totale Panik versetzt. „Love?“ Eine Hand legte er gegen die Wange des Dunkelblonden, welcher sich in die Berührung schmiegte. »Bitte, können wir nach Hause fahren?« Er nickte, auch wenn er den Grund nicht verstand, nahm er den Anderen bei der Hand, führte ihn zur Kasse, sie zahlten das, was Karyu trug und auch die anderen Oberteile, dann verließen die das Geschäft, Karyu aber schien auf der Straße nur noch nervöser zu werden, drückte sich gegen ihn und sorgte ihn damit – es war untypisch für den Heiler, Furcht so offen zu zeigen. Die letzten Male hatte ihm der Jüngere eher beweisen, dass er seinen Ängsten radikal entgegen wirkte, wie als wenn er den gefallen Bär unbedingt noch einmal anstupsen musste, um sich zu beweisen, das er auch wirklich tot war. Nun aber war er in sich gekehrt, bebte sogar, auch wenn er es zu unterdrücken suchte. Miyavi setzte seinen Gefährten in den Wagen, schnallte ihn an und stieg dann selbst ein, zündete den Motor, fuhr an, während er den Gurt über sich zog. Er reihte sich in den Verkehr der nächtlichen Straßen ein, fuhr eine Weile schweigend, nur die Musik des Radios erfüllte den Lancia, erst an der nächsten roten Ampel, griff er nach einer von Karyus Händen – sie war kalt, feucht, bebte leicht. „Love? Willst du mir nicht sagen, was passiert ist? Was hat dich dermaßen in Panik versetzt?“ Einen Moment lang kam nichts, keine Reaktion und schon gar keine Antwort, dann aber schlossen sich die schlanken Finger um die seinen, selbst wenn Karyu noch immer geradeaus starrte. »Ich hatte das Gefühl, dass man uns ansieht, beobachtet und als ich die Augen geöffnet habe, war da ein Mann, ich habe ihn im Spiegelbild gesehen.« Wieder eine Pause und er sah, dass sein Geliebter einen bebenden Atemzug tat. »Ich kenne ihn. Er ist der Leibwächter von Kamijo.« Miyavi zog scharf die Luft ein, das war nicht gut, sie waren nicht genug vorbereitet, selbst wenn sie es nun schon Tage geahnt hatten. „Konntest du noch jemanden außer ihm sehen?“ Sein Geliebter schüttelte den Kopf. »Nein. Aber sein Blick... sie werden dir sicher etwas antun, Miyavi. Und vielleicht auch Kyo und Shinya. Wir müssen sie warnen. Lass uns zu ihnen fahren, Bitte?« Miyavi schüttelte leicht den Kopf. „Ich will dich nach Hause bringen, Shinya und Kyo sind in einem SM-Club, dorthin zu gehen, ist zu gefährlich für dich. Ich werde das allein machen. Kannst du Hizumi anrufen? Ich will das er kommt und auf dich aufpasst.“ Karyu nickte ergeben, suchte im Handschuhfach nach dem Handy, sah auf das kleine Display... bestimmt würde er seinen Freund aufwecken. Dennoch wählte er die Nummer nahm ab, zwei, drei Mal, dann hörte er Hizumis müde Stimme über den Lautsprecher. „Karyu? Ist etwas geschehen?“ Er biss sich auf die Lippen, begann mit den schmalen Stift Worte einzutippen, sie wurden elektronisch gewandelt, sodass eine Computerstimme mit seinem Freund redete, es war eine Neuerung die erst im letzten Jahr auf den Markt gekommen war und Stummen wie ihm die Kommunikation erleichterten sollten... natürlich brauchten auch die Angerufenen so ein Telefon, aber Miyavi hatte sofort dafür gesorgt, dass sie alle eines hatten. „Gib mir eine Stunde, dann werde ich da sein.“ Er hörte das Rascheln von Bettzeug und wieder biss er sich auf die Lippe, tippte dann aber doch einen Dank ein, sah zu Miyavi, der ihn sanft anlächelte. „Ich werde auf dich aufpassen.“ Er nickte leicht, drückte die Hand, die seine Finger wieder gegriffen hatte, dann sah er erneut aus dem Fenster, bis sie vor dem Haus den Vampirs ankamen. Miyavi ging um den Wagen herum, öffnete ihm dann die Tür und er nahm die ihm entgegen gestreckte Hand an, lehnte sich gegen seinen Geliebten, die Augen geschlossen. Er hätte von vornherein wissen müssen, das die Illusion seines momentanen Lebens brechen würde. ~~~~~ Hizumi und Karyu saßen vor dem Kamin, oder besser, der Kurzhaarige saß und der Dunkelblonde lag neben ihm zusammengerollt, den Kopf auf seinem Schoss, die Arme um die Mitte des Kleineren geschlungen, als dieser sanft über seinen Nacken strich. „Und du willst immer noch nicht mit mir über das reden, was passiert ist, warum ich hier kommen sollte?“ Er fühlte, wie Karyu den Kopf schüttelte, seufzte deswegen leise, streckte sich dann aber, um nach dem Weinglas zu greifen, welches neben ihm auf dem Couchtisch stand. Irgendwo frustrierte es ihn, dass er nun seit gut drei Stunden hier saß und nichts erfuhr, denn Miyavi war quasi zur Tür hinaus marschiert, als er dieselbe hinein gekommen war, Karyu hatte sich nur an ihn geklammert und nicht reagiert, egal wie oft er es probiert hatte. Trotzdem war seine Sorge weit größer, Karyu bebte hin und wieder, schien einen Schock verarbeiten zu müssen und so saß er hier, starrte ins Feuer oder sah sich in dem beeindruckenden Wohnzimmer um, suchte nach einen Thema, dass er anschneiden konnte und war reichlich überrascht, dass sich der Dunkelblonde mit einmal Mal aufsetzte, die Hände bewegte. „Du fragst mich, was aus meinem Telefonflirt geworden ist?“ Einen Moment lang starrte Hizumi den Anderen nur an, nicht so recht wissend, ob er das jetzt komisch oder lächerlich finden sollte... das saß Karyu nun da, schien offenbar ein heftiges Problem zu haben und fragte ihn – Hizumi – wie es mit seinen liebestollen Hormonhaushalt aussah. Karyu sah ihn noch einen Moment an, las wohl aus dem Ausdruck des Unverständnis, der mit Sicherheit auf seinen Zügen lag, dann schnaufte er beleidigt, wand dem Schwarzhaarigen den Rücken zu. Er entzog sich auch, als Hizumi die Hand auf seine Schulter legte, rückte von diesem ab und erst als der Kleinere beharrlich folgte, die Arme um seine Mitte schob, gab er nach, ließ sich zurück sinken. Dieser lehnte den Kopf gegen den seinen. „Es tut mir leid, okay?“ Ein bisschen drehte er sein Haupt, legte einen Kuss auf das Ohr des Dunkelblonden, weil er wusste, dass Karyu solch Ausdruck der Zuneigung sehr mochte. „Ich war nur überrascht, du scheinst Sorgen zu haben und da sind meine Belange wohl fehl am Platze, oder?“ Eine kleine Pause, dann begannen sich Karyus Hände zu bewegen. „Ich will über meine Sorgen nicht reden, Hi. Je weniger du darüber weißt, desto besser ist es für dich. Eigentlich bringe ich dich schon allein damit in Gefahr, dass ich mit dir befreundet bin... aber ich will darüber nicht mehr nachdenken, also erzähl mir was los ist, in deinem Liebesnest.“ Aus Gewohnheit sprach Hizumi die Worte, welche der stumme Mann zeichnete, mit, damit er wusste, ob er sie alle richtig verstand, denn wenn nicht, dann unterbrach ihn der Dunkelblonde, begann von vorne. Dieses Mal aber hatte er alles ordentlich mitbekommen und nun wiegte er sein Haupt, suchte nach einem Punkt an dem anfangen konnte. Sein Telefonflirt, wie Karyu es nannte, war eigentlich nur aus dem Umstand einer falsch gewählten Nummer heraus entstanden, er hatte einen Schüler anrufen wollen, um sich nach dessen Verletzung zu erkundigen und hatte dabei die letzten zwei Ziffern vertauscht, war bei einem ihm völlig fremdem Mann gelandet. Dieser hatte ihn dann irgendwie in ein Gespräch verwickelt und ehe er es sich versah, hatte er zugestimmt, dass ihn der Andere am Abend wieder anrufen durfte. Aus diesen einen Anruf waren seit den letzten drei Wochen dutzende von Telefonaten geworden, sie verstanden sich immer besser und hatten miteinander zu flirten begonnen, vor zwei Tagen hatten sie sich dann zum ersten Mal für das kommende Wochenende verabredet. „Wir werden uns am Sonntag im Dust treffen.“ Er konnte die Aufregung in seiner Stimme kaum verbergen, schon den ganzen Tag waren seine Gedanken immer wieder zu seinen Flirt gelitten, er war nervös wie lange nicht mehr. Karyu lächelte ihn an, bewegte wieder die Hände. „Ob mein Flirt einen Namen hat?“ Nun lachte er, strich sich durch das Haar, stimmt, er hatte den Dunkelblonden nicht einmal das gesagt. „Tatsuro. Sein Name ist Tatsuro.“ Der Dunkelblonde lächelte etwas weiter und machte dann eine Geste, die soviel bedeutete, wie das der Name schön sei, dann strich er ihm über die Lippen, zwinkerte ihn an und Hizumi wurde hochrot. „Karyu!“ Sein Freund lachte lautlos, aber es war herzlich, dass sah er an den Augen und er schnaufte beleidigt, verschränkte dann die Arme vor der Brust. Nun war es der Größere, der zu ihm kam und ihn umarmte, einen schnellen, entschuldigenden Kuss auf seine Lippen hauchte, dann wieder neue Zeichen bildete. „Hast du etwas zum Anziehen?“ Hizumi legte den Kopf fragend schief, deutete dann an sich herunter, er trug eine schwarze Jeans, ein enges Shirt und darüber eine sportliche, dünne Jacke mit Reißverschluss und Kapuze. „Ich werde so was wie das hier anziehen.“ Karyu rollte mit den Augen, erhob sich dann und drängte ihn, ebenfalls hoch zukommen, griff ungeduldig nach seinen Handgelenken, zog ihn nach oben. „Du wirst mich nicht einkleiden, Karyu. Immer, wenn du das machst, habe ich das Gefühl, ich würde jedem meinen nackten Hintern präsentieren.“ Der Dunkelblonde drehte sich nur wieder zu ihm herum, lachte, dann zog er ihn die Wendeltreppe mit hinauf und Hizumi stöhnte in gespielten Horror. Nun würde das wieder losgehen. ~~~~~ Kyo saß auf dem Bett, rauchte eine seiner schlanken JPS, es war mindestens die siebzehnte, seit Miyavi zu ihnen in den Club gekommen war und ihnen erzählt hatte, was geschehen war. Zu diesem Zeitpunkt hatte er Shinya bereits vollständig gefesselt und isoliert, es hatte eine Weile gebraucht, den jüngeren Vampir daraus zu befreien und wieder soweit zu erden, dass dieser begriff, was eigentlich um sie herum vorging, dann war der Jüngere duschen gegangen und tat dies noch immer. „Karyu ist sich sicher, mit dem, was er gesehen hat?“ Miyavi, welcher auf den Boden saß, legte den Kopf nach hinten auf die Matratze, nickte. „Sehr sicher sogar. Du hättest ihn sehen sollen, Kyo. Er ist nahezu in einen Schock gefallen. Ich habe ihn bisher niemals so erlebt, es hat mich geängstigt.“ Der Blonde summte, drückte dann die Zigarette in dem bereits übervollen Aschenbecher aus. „Wir sollten ihn zu Hause einsperren. So können wir ihn am besten schützen.“ Die Worte standen einige Sekunden lang schwer im Raum, doch dann schüttelte der Langhaarige den Kopf, warf die leere Zigarettenschachtel auf den Boden. „Dann wird er durchdrehen, er braucht die Freiheit, er muss tanzen und feiern gehen können, sich austoben. Auf diese Art zerstören wir ihn nur, er würde das niemals zulassen. Du hast ihn wütend erlebt und auch verletzt, dir ist klar, dass er uns nie verzeihen würde. Das will ich nicht, ich werde ihn nicht wie einen Hund weg sperren.“ Sein Freund knurrte leise, stellte den gläsernen Behälter auf den Tisch, griff stattdessen nach der Bierflasche, trank den letzten Schluck in ihr, rollte sie dann zwischen den Händen. „Wenn du ihn ständig überall hin begleitest wird er sich genauso fühlen, dann kannst du ihn gleich einsperren, da haben wir zumindest ein paar Risiken gleich mal ausgeklammert.“ Miyavi schloss frustriert die Augen, schüttelte aber wieder den Kopf. „Es muss einen anderen Weg geben. Wir werden ihm folgen, überall in der Nähe sein, damit wir eingreifen können, falls er in Schwierigkeiten gerät. „Und was, wenn sich dein Lover dazu entscheidet einen Spaziergang bei Sonnenschein zu machen?“ „Kamijo kann ihm am Tage nicht erreichen.“ Es war stur und bockig gesprochen, Kyo ignorierte das, schnaubte nur verächtlich. „Und dessen bist du dir so sicher? Du hast keine verdammte Ahnung davon, wie weit Kamijos Macht reicht! Vielleicht sind ihm Menschen untergeben! Sie werden dir deinen Karyu unter den Fingern wegnehmen!“ Miyavi fauchte, sprang dann auf die Füße. „Was würdest du machen, wenn es um Shinya gehen würde? Würdest du ihn auch von der Umwelt isolieren? Ihn von allem fern halten, dass er genießt, dass ihn erfüllt? Würdest du das dem Mann antun, den du liebst?!“ Kyo schnarrte ungehalten, warf die Flasche gegen die Wand, wo sie unter der Wucht der Krafteinwirkung zersplitterte. „Shinya ist ein Vampir! Karyu ein Mensch! Shinya würde sich zur Wehr setzen können, er ist besser und schneller und gefährlicher als Karyu!“ Miyavis Fäuste ballten sich, er war so wütend, Kyos Worte bespuckten seinen Geliebten regelrecht, missachteten, was dieser war und er wollte sich dafür rächen, wollte seinen Freund schlagen, seinem Frust, seiner Angst und dem Zorn Luft machen, aber eine ruhige Stimme stoppte ihn, obwohl er Kyo bereits am Kragen in die Höhe gewuchtet hatte, ihm seinen Fang zeigte, dabei fauchte. „Miyavi. Lass Kyo wieder los. So hilft keiner von euch, eine Lösung zu finden.“ Shinya schritt ruhig auf sie beide zu, legte seine schlanken, kühlen Finger auf den Arm des Langhaarigen und zwang diesen den Kleineren wieder auf dem Boden abzustellen. Beide Kontrahenten schnaubten, entfernten sich voneinander, um sich zu beruhigen, derweil Shinya seinen Bademantel fallen ließ, damit begann Kleidung überzustreifen. „Wenn ihr mich fragt, dann ist unser Problem nicht, Karyu ausreichend zu schützen, denn wir werden ohnehin ständig in seiner Nähe sein, außerdem denke ich, dass er selbst nirgendwo allein hingehen wird, dazu war seine Reaktion einfach zu heftig. Unser Problem ist, „Shinya pausierte, da er durch den engen Rollkragen schlüpfen musste, „ das wir zu wenig über Kamijo und seine Männer wissen. Jeder in Karyus Nähe könnte zu ihnen gehören.“ Die dunklen Augen legten sich auf Miyavi. „Selbst Hizumi.“ Es brauchte einen Moment, dann fluchte Miyavi, stürmte zur Tür hinaus, sich selbst verachtend, dass er diesen Gedanken nicht schon vorher gehabt hatte. Hizumi war Karyus Freund, aber man konnte – durfte – ihm nicht vertrauen. „Miya! Warte!“ Kyos donnernde Schritte holten zu ihm auf und der Kleinere berührte ihn am Arm, sah ihn an, der Streit vergessen. „Gib Shinya die Schlüssel zum Lancia, wir nehmen die Honda, so sind wir schneller.“ Der Vampir nickte, reagierte sofort und Kyo zog ihn zu einem kurzen, harten Kuss an die Lippen, dann sank er schon in den Bock der dunklen Maschine, Miyavi folgte ihm, hielt sich fest, als der Kleinere startete und in die Nacht hinaus jagte. End Second - Polvere Bianca Kapitel 3: Stella Blu --------------------- „normal talk“ »mental talk« //falshback or dream// ~use of magic words~ ~~~~~ stands for a shifing timeline Third – Stella Blu (Blauer Stern) Wenn Kyo ihn nicht festgehalten hätte, dann wäre er im vollen Lauf seines Rennens durch die Eingangstüren seines Hauses gedonnert, doch der Lärm hätte Hizumi und Karyu zu sehr aufgeschreckt und wenn der Freund seines Geliebten auf der falschen Seite stand würde dies vielleicht das Todesurteil für den Dunkelblonden bedeuten. Deswegen stand er fauchend und ungeduldig hinter dem Kleineren, der dir Türen aufschoss, sie lautlos aufdrückte. Sie traten still in das Innere, in der unteren Etage war es dunkel und vollkommen still, weswegen Miyavis Panik eskalierte, seine Sorge ließ ihn irrational werden, Kyo fühlte dies. berührte ihn deshalb sanft am Arm. „Lass uns erst hier unten nachsehen, dann werden wir hoch gehen.“ Der ältere Vampir sprach leise, für einen normalen Menschen kaum zu hören, doch der Langhaarige nickte nur, sie trennten sich, er würde im Esszimmer, der Küche und dem Fitnessraum nachsehen, Kyo hingegen übernahm das Wohnzimmer, die kleine Bibliothek und sein Arbeitszimmer. Sie trafen sich ein paar Minuten später wieder in der Eingangshalle und auf seinen Blick hin, schüttelte der Blonde den Kopf. „Im Wohnzimmer stehen zwei Gläser Wein und das Feuer dort glimmt noch.“ „Gehen wir hoch.“ Sie hörten Hizumi reden, als sie den oberen, ebenfalls dunklen Flur betraten – die Stimme war sanft, warm, doch das hatte nichts zu sagen. W ieder blieben sie stehen und wieder knurrte Miyavi, schob Kyo nun einfach beiseite, er konnte sich nicht kontrollieren, Karyu hielt ihn am Leben, er konnte ihn nicht verlieren. Die Tür öffnete er mit einem Ruck, so dass sie gegen die Wand krachte, die beiden Menschen im Inneren zuckten heftig zusammen und automatisch schob sich Hizumi vor Karyu, drückte diesen hinter sich gegen das Kopfende des Bettes, etwas das Miyavis Instinkte nur noch weiter aufhetzte. „Geh weg von ihm!“ »Miya!« Kyo herrschte ihn in Gedanken an, legte wieder die Hand auf seinen Arm, unten hörte er einen Wagen – Shinya war ebenfalls hier. In Karyus Gesicht stand pure Verwirrung geschrieben, dessen schlanke Hände legten sich auf Hizumis Schultern, als er sich an diesem vorbei schob, die beiden angespannten Vampire verständnislos ansah. »Miyavi? Was soll das? Warum gehst du ihn so an?« »Ich will das du von ihm weggehst, er soll dich nicht anfassen!« „Karyu? Was hat er auf einmal?“ Hizumi drehte den Kopf zu ihm, sah ihn mindestens ebenso verloren an, wie er selbst sich fühlte und er konnte nur den Kopf schütteln, ein paar schnelle Zeichen machen. „Warte hier.“ Dann krabbelte er vom Bett herunter und trat zu dem Langhaarigen, der ihn sofort in die Arme zog, besitzergreifend funkelte, weswegen Karyu eine Hand unter das Kinn legte, den Kopf seines Geliebten zu sich drehte. »Gehen wir nach nebenan.« Miyavi warf Kyo einen Blick zu. „Bleib bei ihm.“ Karyu löste sich, sobald sie den angrenzenden Raum erreicht hatten, die Brauen zusammengezogen, eine Hand erhoben, um den erregten Vampir auf Abstand zu halten. »Erkläre mir bitte, was geschehen ist und weswegen du dich so aufführst.« Seine mentale Stimme war ruhig, er war einfach nur verloren und besorgt, Miyavi schien vollkommen aus der Balance, er kannte seinen Geliebten so nicht, der bisher zwar durchaus temperamentvoll aber niemals kopflos gehandelt hatte. “Hizumi könnte zu Kamijos Männern gehören.“ Einige Sekunden starrte er den Langhaarigen nur an, dann schlugen seine Emotionen um – nicht in Amüsement, sondern in Zorn. »Bitte?! Hizumi ist mein Freund! Ich kenne ihn seit Jahren!« Miyavi fauchte leise, kam auf Karyu zu, einen Finger erhoben, der Blick finster. „Zwei eineinhalb gottverdammte Jahre! Was glaubst du über ihn zu wissen? Was, wenn er dich belügt, wenn er dir das nur alles vorspielt? Was, wenn er dich nur in Sicherheit wiegen will?“ »Das würde er nicht machen!« „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ Miyavi hatte seinen Geliebten gegen die Wand gedrängt, hielt dessen Arme und er konnte das Schnarren auf den feinen Zügen sehen, dann stieß der Dunkelblonde ihn fort. »Ich weiß es einfach.« Miyavi schnaubte, er war in seiner Rage aufgelöst, gab dem Teil in ihm, der ihn auf eben diesen Fakt hinwies einen harten Tritt, er wollte das jetzt nicht hören und er blendete auch alle Konsequenzen aus, die es haben würde, wenn er sich nun mit seinem Geliebten stritt, anstatt ihn zu schützen... aber er konnte nicht anders, sein Verlangen ihn am Leben zu halten übermannte ihn, forderte alles, nur die Wut blieb und sie nährte sich an seinen Ängsten. „Und woran machst du das fest? An deinen blinden Vertrauen zu ihm? Gerade du solltest es besser wissen!“ Karyu wurde ganz still, funkelte ihn nur an und dann – plötzlich – befreite er sich, holte aus und erwischte Miyavi rückhändig quer über das Gesicht. »Ich vertraue auch dir! Aber das scheint nichts wert zu sein.« Dann schritt er an dem Vampir vorbei, welcher durch die Wucht zu Boden gegangen war, sich wieder auf die Füße kämpfte. „Wo willst du hin?“ »Weg. Ich bleibe vorerst bei Hizumi, du kannst dich melden, wenn du dich dazu entscheiden hast, wieder deinen Verstand einzuschalten.« „Nein! Du wirst hier bleiben!“ Miyavi folgte dem Dunkelblonden, wollte ihn halten, doch Karyu riss sich wieder los, funkelte ihn verletzt und zornig an. »Du hast kein, absolut kein Recht mir irgendetwas zu befehlen! « Die Stimme war noch immer aufgebracht, doch Miyavi hörte die unterdrückten Tränen in ihr und es war, als hätte man einen Eimer kalten Wasser über ihn ausgekippt, doch als er in der Lage war, zu reagieren, war Karyu schon zur Tür hinaus verschwunden. Er stürzte hinter her, fluchte dabei auf sich selbst, dass hatte er wieder einmal sehr gut hin bekommen, Karyu würde nun auf nichts mehr hören, dass er zu ihm sagen würde und wenn es eine Bitte um Verzeihen war, aber er durfte nicht zulassen, dass der Jüngere nun ging. Draußen auf den Flur fand er Kyo, der ihn ruhig ansah, Karyu hing zusammengesunken über seiner Schulter, war ganz offenbar bewusstlos. „Ein bisschen mehr Taktgefühl das nächste Mal.“ Miyavi schnaubte, ging auf seinen Freund zu und schloss seinen Geliebten in die Arme, hob ihn dann hoch. „Du hast ihn geschlagen?“ „Er wird es überleben.“ Kyo bewegte seine Finger, strich sich dann durch das Haar, fixierte ihn dann wieder mit dunklen Augen. „Bring ihn in euer Schlafzimmer, bleib da mit ihm und rede mit ihm, wenn er aufwacht. Und wehe, er rennt wieder weg, dann werde ich nicht nur ihm eine verpassen. Ich kümmere mich mit Shinya um Hizumi und kläre ihn darüber auf, warum er plötzlich zu deinem Staatsfeind Nummer Eins geworden ist.“ Der Blonde ließ dem Langhaarigen keine Zeit, eine Antwort zu formulieren, sondern drehte sich einfach auf dem Absatz herum und verschwand im Dunkel des Flures, während Miyavi mit Karyu dastand und erst nach einigen Momenten tief seufzte, seinen Halt festigte. „Bitte verzeih.“ Er murmelte es dem Ohnmächtigen zu, ohne eine Antwort zu erhalten, dann kam er dem Wort seines Freundes nach, ging in ihr Schlafzimmer. Dort legte er den Größeren sanft ab, schob den Pullover hoch, um zu sehen, wie viel Schaden der Vampir angerichtet hatte, auf dem Solarplexus [0} konnte er einen faustgroßen Bluterguss sehen, doch die harschen Farben wurden an den Rändern bereits schwächer, dennoch würde Karyu es noch immer fühlen können, wenn er wieder aufwachte. Wieder seufzte er, strich dann dem Dunkelblonden seicht über das Gesicht, die Lippen, zu denen er sich lehnte, sie küsste, dann erhob er sich, entzündete ein paar Kerzen, schloss die Vorhänge vollständig und wanderte dann in das Badezimmer um aus diesem ein Glas Wasser zu holen. Als nächstes beschäftigte er sich damit, die Laken um Karyu herum auszurichten, diesen sanft ein weiteres Kopfkissen unter das Haupt zu schieben und dann... dann gab es nichts mehr, dass er noch tun konnte, also setzte er sich still zu dem Jüngeren, griff nach dessen Hand, hielt sie fest. Karyus Lippen öffneten sich wie in einem Seufzen, es war das erste Anzeichen, dass ihm signalisierte, dass sein Geliebter wach werden würde, dann festigten sich die Finger um die seinen, während der Dunkelblonde die andere Hand hob sich Lautlos stöhnend durch das Haar strich, dann blinzelte. Es dauerte, bis sich der Blick fokussierte und ganz sanft legte Miyavi die Fingerspitzen gegen das Kinn, drehte den Kopf zu sich herum, sodass Karyu ihn ansah. „Hey.“ Wieder ein langsames Blinzeln, noch schien sein Geliebter nicht wirklich da zu sein und schließlich ein: »Ihr habt mich geschlagen?« „Kyo hielt es wohl für das Beste, er hat es getan, ich habe nichts damit zu tun.“ Karyus Stirn runzelte sich, glücklich war er sicherlich nicht, aber zumindest blieb er im Augenblick liegen und entzog ihm auch nicht die Finger, weswegen Miyavi die Gelegenheit beim Schopf ergriff und zärtlich über die Wange strich. „Ich muss dich um Verzeihung bitten, ich habe einfach die Kontrolle verloren. Ich hätte erst nachdenken müssen und dann reden. Und ich hätte dir das Vertrauen entgegen bringen müssen, zu wissen, wem du zugetan bist und wem nicht. Anstatt dich gleich von Hizumi zu trennen, hätte ich meine Bedenken ruhig äußern müssen, aber das habe ich nicht und deswegen entschuldige ich mich bei dir.“ Karyus dunkle Augen lagen einige Momente auf ihm, dann schlossen sich die Lider. »Weit mehr als diese Aktion verletzt hat mich, dass du mir vorgeworfen hast, dass ich es besser wissen müsste. Miyavi, du hast ja keine Ahnung, wie lange es gebraucht hat, bis ich mich überhaupt jemanden genähert habe. Und nun kommt du und beschuldigst mich, ich würde blind in mein Verderben rennen, ohne dafür schlüssige Beweise zu haben. Hizumi hat mir kein Messer an die Kehle gehalten... du hast mich ja nicht einmal erklären lassen, woher ich mein Vertrauen zu ihm nehme. Außerdem...« Er sah das Karyu tiefer Luft holte, wahrscheinlich um ruhig zu bleiben. »... muss ich Vertrauen können. Andernfalls könnte ich dich nicht lieben. Es hat verdammt weh getan, du hättest mich auch gleich treten können.« Miyavi schloss seinerseits die Augen, dann lehnte er sich zu Karyu hinab, presste seine Stirn gegen die des Jüngeren. „Ich weiß... ich habe nur solche Angst um dich.“ »Dann kläre es ruhig mit mir. Lass mich am Tisch der Erwachsenen essen und versuche nicht ständig, mich wie ein kleines Kind zu behandeln, nur weil es gefährlich werden könnte. Ich lebe seit Jahren mit der Gefahr und sie war zum Teil schon so dicht, dass ich ihren eisigen Atem direkt in meinen Nacken fühlen konnte.« Der Vampir nickte leicht, streichelte dabei sanft über die Wangen seines Gefährten. „Das weiß ich doch... aber ich habe dich noch nie so gesehen. Als wir im Laden waren und du mir sagtest, wer uns beobachtet hat... Karyu, du sahst aus, als würdest du vor meinen Augen einfach zusammen brechen. Dich so zu sehen hat mich Angst gemacht und dann habe ich mich mit Kyo gestritten und alles hat sich miteinander gemischt und dann...“ Er wurde in seinem Worten unterbrochen, als sich ein Finger gegen seine Lippen legte, sanft über diese strich. »Sagen wir einfach, dass wir beide es hätten besser machen müssen?« Miyavi blinzelte leicht, nickte dann aber, mehr als glücklich, dass Karyu es an dieser Stelle abbrach, es für geklärt hielt und sein Geliebter lächelte weich, entzog dann den Finger. »Und nun küss mich, denn im Grunde willst du genau das tun, seit ich meine Augen aufgemacht habe.« Der Vampir folgte auch diesen Worten, nahm die Lippen seines Geliebten verlangend ein, spielte ausgiebig mit ihnen, sodass Karyu sich stöhnend löste ihn mit verschleierten Blick ansah. »Kümmern sie sich um Hizumi?« Miyavi nickte und eine Hand schob sich in seinen Nacken, strich dort mit den Nägeln über die Haut. »Sehr gut, denn ich will, dass du mich jetzt nimmst – alles andere kann warten, bis du mit mir fertig bist.« Die Worte waren leise, lüstern und der Langhaarige stöhnte ob ihrer, eroberte die Lippen erneut, brach sich einen Weg in das Reich. „Ganz wie du willst.“ Er schob seine Hand unter das Oberteil, während er mit dem Mund Karyus spielte, immer wieder an der Zunge saugte und der Dunkelblonde hob sich ihm so verlangend entgegen, schien schon jetzt in Flammen zu stehen und er nutze dies nackte Verlangen gnadenlos aus, löste sich, um auf Karyu hinab zu blicken. „Zieh dich aus und dann knie dich auf das Bett, die Hände am Kopfgitter.“ Der Jüngere nickte, schälte sich aus der Decke, die Miyavi weiter fort schob, sodass sie ihnen nicht im Wege sein würde, dann lehnte er sich zurück und beobachtete seinen Geliebten, dieser entledigte sich gerade seiner Hosen, tat dieses unglaublich sinnlich, ganz klar, um ihm zu gefallen. Die Retro folgte als nächstes, Socken hatte der Mensch nicht getragen, dann räkelte sich Karyu einen Augenblick, bevor er sich herum drehte, sich hin kniete, den Oberkörper nach vorne streckte und Halt am Gitter suchte, dabei über seine Schulter zu ihm sah, stumm bettelte. Miyavi schnurrte leise, lächelte sinnlich dabei, dann rollte er sich vom Bett herunter, holte die Manschetten aus ihrem Spielschrank, legte sie dem Menschen an, wobei er über den Nacken leckte. „Du bist berauschend so.“ Die Fesseln waren breiter fast wie eine Stulpe gearbeitet und boten kaum Spielraum die Hände zu bewegen, am Gelenk war ein Ring, durch den er nun Lederriemen zog, damit war Karyu so eng gegen das Gitter gebunden, stark in der Bewegung eingeschränkt, doch es reichte ihm nicht. Miyavi legte auch um die Fußgelenke Manschetten, dann zog er Ketten hervor, die unter dem Bett verankert waren, diese hakte er in die Ringe, zog sie dann fest, sodass Karyu sich nicht mehr bewegen, geschweige denn wehren konnte. „So schön.“ Genießend strich er über den Hintern und dann den Rücken, folgte der Spur mit der Zunge bis zur Wirbelsäule hinauf, fühlte wie Karyu bebte, dann löste er sich noch einmal, holte ein Handtuch und Gleitcreme, dazu ein paar Klemmen und einen schlanken Dolch, ob er alles benutzen würde, wusste er jetzt noch nicht. Karyu versuchte ihm mit seinem Blick überall hin zu folgen, weswegen er in letzter Sekunde noch eine Maske mit sich nahm, wieder kniete er sich hinter seinen Geliebten, beugte sich über dessen Rücken. „Du sollst dich nur auf das konzentrieren können, was ich mit dir tue.“ Karyu stöhnte in seinem Geist, nickte, senkte den Oberkörper ergeben nieder und der Vampir lächelte sinnlich, legte dann die Maske an, sie verdeckte die Augen und nahm gleichzeitig das Gehör, wurde mit schlanken Lederriemen festgeschnallt. Karyu spannte sich unter ihm an und er streichelte den schlanken Körper, bis er fühlte, dass sich die Atmung des Menschen ebnete, dieser ganz ruhig wurde, darauf wartete, was er nun mit ihm tun würde. Sanfte Küsse platzierte er auf dem Nacken, leckte dann wieder über ihn, in einer stummen Antwort zitterte der Dunkelblonde, bewegte die Finger um das Gitter, viel mehr konnte er nicht tun. Miyavi ließ seine Lippen den Rücken hinab wandernd, dabei ließ er sich Zeit, kostete jedes Stück der weichen, warmen Haut aus, an den sich abzeichnenden Wirbeln saugte und knabberte er, immer wieder seufzte Karyu in seinen Gedanken, oder stöhnte leise, wenn er eine besonders empfindsame Stelle traf, mit welcher er sich dann ausgiebiger beschäftigte. Die eine Hand ließ er auf den Bauch wandern, kratze dort über die Haut, dann glitt er über die Rippen hinauf zur Brust, Karyu bewegte seinen Rumpf unruhig, aber er ließ sich Zeit, erkundete die Erhebungen, umspielte sie so lange, bis sie hart und erregt wurden, dann griff er mit der freien Hand nach einer der Klemmen, setzte sie direkt auf das erhärtete Stück Fleisch. In seinem Kopf zischte Karyu lustvoll, zuckte dabei, weswegen er sich gegen seinen verdeckten Schritt drückte – was für eine Einladung! Dennoch blieb er konzentriert, setzte zwei weitere Klemmen ober- und unterhalb der Brustwarze, dann kümmerte er sich um ihren Zwilling, ließ diesem die gleiche Behandlung zukommen. Unter ihm begann Karyu heftiger zu beben und als er die Hand in dessen Schritt gleiten ließ fand er dessen Glied vollständig erhärtet, die Spitze nass, er konnte fühlen, dass sich Tropfen lösten, weswegen er seinen Fang über den Nacken gleiten ließ, leicht zu biss. „Du darfst nicht kommen, verstanden?“ Karyu stöhnte wimmernd, nickte aber. „Willst du einen Cockring oder kannst du dich kontrollieren?“ Dieses Mal ein Kopfschütteln, aber er wartete auf ein Wort, welches erst kam, nachdem er seine Hand hart auf den Oberschenkel prallen ließ, Karyu zusammen fuhr. »Verzeiht, Herr. Nein, ich brauche keinen Ring, Herr. Ich werde mich konzentrieren und nicht kommen, bis Ihr es erlaubt.« Nun gurrte er zufrieden, knabberte sanft am oberen Ende des Ohres. „Brav, Papilio.“ [1] Der Jüngere senke den Kopf nieder, unterwarf sich ihm ganz und er zog an den Klemmen, lauschte auf das schmerzerfüllte Keuchen, Karyu drückte sich ihm wieder entgegen. Eine schmale Kette befestigte er zwischen alle den Klemmen, sie reichte weit genug, dass er aus seiner Postion heraus einfach nur ziehen musste, wann es ihm passte, doch für den Moment ließ er sie erst einmal nur hängen, widmete sich wieder dem Rücken, leckte über den Steiß und dann den Hintern hinab. Karyu wurde ganz still unter ihm und Miyavi lächelte zufrieden, oh ja, er wusste wie sehr es seinen Geliebten anmachte mit der Zunge am Muskeln berührt zu werden und nichts anderes hatte er nun vor. Mit den Händen teilte er die Halbkugeln, der Muskel zuckte, als er seinen Atem darüber streifen ließ und wieder hörte er in seinen Gedanken ein Wimmern, lächelte. Mit der Zunge glitt er über den Eingang, kostete ihn ausgiebig, genoss die Reaktion des Jüngeren, dann brach er sich den Weg, sank ins Innere, erkundete dort alles. Der Dunkelblonde stöhnte und wimmerte lauter, begann zu flehen, erst nur einzelne Wörter, am Ende ohne Zusammenhang und ohne Unterlass, bettelte darum, das Miyavi ihn hart nahm, ihn so lange fickte, bis er nicht mehr gerade laufen konnte. Es machte Miyavi an, dass zu hören und nach einigen Momenten gab er nach, zog sich zurück, um seine Hosen auf zumachen, seine Erregung aus ihr zu befreien. Sie pochte bereits schmerzhaft, der Kopf dunkel und so nass, dennoch rieb er noch ein paar Mal über sie, reizte sich selbst, dann erst benetzte er sie mit der Creme, hielt sie, als er sie gegen den Muskel legte und mit dem Kopf darüber rieb. „Sag mir noch einmal was du willst.“ »Fickt mich, Herr. Hart und schnell, rammt Euren Schwanz in mich, bis ich an nichts anders mehr denke, als an Euch und wie ich Euch Vergnügen und Lust bescheren kann. Bitte, tut es jetzt gleich Herr. Ich kann nicht mehr warten, ich will Euch in mich fühlen, bitte füllt mich aus,« Die Worte waren atemlos und so dunkel gesprochen, sie jagten sofort in seine Hitze, die zuckte und er stöhnte heiser, lüstern, dann schnellten seine Hüften nach vorn. Karyu wurde nach vorn geworfen, als er diesen zu nehmen begann, ohne Rücksicht wieder und wieder in dessen Körper stieß, dabei die Kette griff, an ihr zog, sodass der Dunkelblonde schmerzerfüllt wimmerte, sich ihm aber doch entgegen drückte. »So gut, Herr. So gut und so heiß. Bitte, bitte gebt mir noch mehr, Herr. Nehmt mich härter, zeigt keine Gnade.« Miyavi knurrte lüstern, Karyus bettelnde Worte waren so erotisch und erregend und er kam ihnen nach, nahm den schlanken Leib noch härter, immer wieder entzog er sich ganz, um dann wieder einzudringen, besonders tief zu gelangen und ständig veränderte er den Winkel, unter ihm stöhnte der Mensch, gierte nach mehr, egal wie oft er ihn nahm. Sie trieben sich die Spirale hinauf und kurz bevor sie sie erreichten stoppte Miyavi alle Bewegungen, packte auch die Hüfte seines Geliebten, damit dieser nicht auf dumme Gedanken kam, dieser wimmerte zwar laut, hielt aber dennoch still, derweil er sich zur Seite lehnte und den Dolch aufnahm. Die Klinge legte er auf den Rücken, ließ sie Karyu fühlen. „Weißt du, was das ist?“ Er sah den tiefen, bebenden Atemzug den der Dunkelblonde tat, dann nickte dieser. »Eine Waffe, Herr. Ein schlankes Wurfmesser vielleicht?« Er tätschelte zufrieden das Schulterblatt, also hatte Karyu vorhin nicht gesehen, wie er es genommen hatte und dennoch erkannte er es so vortrefflich. Er lehnte sich über den Gefesselten, das Messer zwischen ihren beiden heißen Körpern gefangen. „Und was willst du, dass ich damit tue?“ Ein dunkles, langgezogenes Stöhnen und nun hob sich Karyu ihm entgegen. »Quält mich.« Miyavis Lider schlossen sich flatternd und er fühlte seine Härte im Inneren des Jüngeren pulsieren, er war in dem Rausch der Macht gefangen, die Karyu ihm gab, wenn er sich auf diese Art und Weise unterwarf. Den ersten der Schnitte setzte er quer über das Schulterblatt, Karyu wand sich unter ihm, wimmerte wieder, der Muskel zog sich hart um ihn zusammen, krampfte immer wieder und dennoch nur eine kurze Pause, dann bettelte der Mensch nach mehr und Miyavi gab es ihm. Er schnitt die bleiche Haut, zeichnete sie wieder und wieder, dann leckte er das Blut auf, bewegte sich dabei langsam, aber hart und fordernd, unter ihm keuchte und weinte Karyu, die Finger waren weiß, so sehr spannte Karyu sie an und dann nachdem Miyavi sich zum dritten Mal in dem schlanken Leib verströmt hatte, zeigte er Gnade, ließ zu dass auch sein Geliebter Erfüllung hatte. Dieser danke es ihm mit schluchzendem Stöhnen und einen so heftigen Orgasmus, dass sich der gesamte Leib in Ekstase schüttelte. Karyu wäre wohl augenblicklich zusammengebrochen, wären die Fesseln und Miyavis haltender Arm nicht gewesen und derweil er sich keuchend erholte, wieder zu sich zu finden suchte, knabberte der Vampir an dem Schulterblatt entlang, zum Nacken und dann dem Hals, ließ den Fang besitzergreifend darüber wandern, knurrte. Kamijo würde Karyu niemals wieder bekommen. End Third – Stella Blu [0] anatomisch – Solarplexus ist ein autonomes Geflecht sympathischer und parasympathischer Nervenfasern, er liegt zwischen dem zwölften Brust- und dem ersten Lendenwirbel an der Aorta, um den Abgang des Truncus coeliacus. (In der Mitte des Brustbeines) Ein Schlag auf den Solarplexus kann zu Schwindel oder Bewusstlosigkeit führen. Auf Grund der heftigen Stimulation des Nervus vagus kommt es zu erweiterten Gefäßen im Bauchraum, der Blutdruck und venöse Rückstrom zum Herz fällt ab, deshalb steht nicht mehr genug Blut zur Versorgung des Gehirns zur Verfügung, was den Schwindel oder die Bewusstlosigkeit auslöst. [1] Italienisch - Schmetterling Kapitel 4: Fiocco D'argento --------------------------- „normal talk“ »mental talk« //falshback or dream// ~use of magic words~ ~~~~~ stands for a shifing timeline Forth - Fiocco D'argento (Silberne Flocke) Drei Tage später Es war wieder ruhiger geworden zwischen ihnen, entspannter. Miyavi war zwar nicht mehr in der Nacht bei Hizumi gewesen, dennoch hatte er sich bei dem Schwarzhaarigen entschuldigt und dieser hatte – durch Kyo und Shinya in Kenntnis gesetzt, was eigentlich geschehen war - sein Wort angenommen und am Ende sogar schon wieder darüber scherzen können, wie gruselig der Langhaarige doch war, wenn er außer sich vor Zorn tobte. Nun lag er zusammen mit Karyu in einem Bett, weswegen der Vampir leise seufzte, ohnehin hatte er den Dunkelblonden in den letzten Nächten nie für sich gehabt, ständig hatten sie Gäste in ihrem Schlafzimmer und auch wenn Miyavi sonst offen und umgänglich in dieser Thematik war... langsam begann es ihn zu nerven. Ein Seufzen entfloh ihm, irgendwo war ihm danach einfach aufzustehen und zu gehen, doch so richtig konnte er sich nicht lösen, blieb zusammengerollt neben Karyu liegen, strich diesen immer wieder über die Stirn. „Du bist schon eine Marke.“ Es war ein leises Wispern, aber zärtlich und wie als hätte der Mensch ihn tatsächlich gehört, drehte er sich ihm zu, seufzte seinen Namen dabei und der Vampir lächelte weiter, küsste die Stirn. Eine Weile noch blieb er so liegen, dann klopfte es leise und er sah hoch, Kyo schob sich lautlos in den Raum, bedeutete ihm, dass er reden wollte – allein. Miyavi nickte, zum Zeichen, dass er verstanden hatte, strich noch einmal über das weiche Haar, dann stieg er aus dem Bett und verließ leise den Raum. Der Blonde erwartete ihm im Flur, nickte dann, damit er ihm folgte, sie zogen sich in sein Arbeitszimmer zurück, wo er sich gegen den Schreibtisch lehnte, derweil Kyo sich auf die kleine Couch warf, die hier stand. „Ich habe den Wagen gefunden.“ Der Langhaarige schob eine Braue in die Höhe, wartete stumm darauf, dass der Ältere weiter sprechen würde. „Er steht gar nicht weit von hier, verlassen in einem Straßengraben. Ich habe ihn mir noch nicht näher angesehen, ich dachte, dass du vielleicht mitkommen willst. Shinya passt auf die beidem Kleinen auf.“ Er nickte, runzelte aber gleichzeitig die Stirn. „Warum sollten sie ihren Wagen so offensichtlich in unserer Nähe abstellen? Das macht doch keinen Sinn.“ Kyo lächelte gefährlich. „Eben das beabsichtige ich heraus zu finden.“ Der Wagen wies keine offensichtlichen Schäden auf, auch wenn er schräg im Graben stand... jemand hatte ihn genau an diese Position geschoben, mit kalten Motor, denn diesen hätten sie ohne Zweifel gehört. Kyo näherte sich dem Fahrzeug vorsichtig und witternd – wirklich, manches Mal war der Ältere eher einem Shifter, als einem Vampir zuzuordnen. »Ich kann nichts riechen, dass auf Sprengstoff oder dergleichen hinweist. Lass uns dennoch vorsichtig sein.« Miyavi nickte, beobachtete wie Kyo einen Stein aufhob und ihn gezielt gegen die Scheibe der Fahrertür warf, er prallte von dieser ab, ohne einen ersichtlichen Schaden zu hinterlassen, demnach war sie gepanzert. Den nächsten Stein, welchen der Blonde warf, schlug härter gegen das Glas, brachte es zum Splittern, doch außer dem Brechen des Glases kein weiteres Geräusch, die Alarmalge war deaktiviert. Sie gingen vorsichtig näher, hielten sich von etwaigen Öffnungen aber fern, wer wusste schon, ob nicht doch etwas installiert worden war, dass sie nicht wahrnehmen konnten. Kyo berührte die Klinke nur mit einem Tuch, machte erst alle Türen auf und ließ die Luft des Innenraums entweichen, dann erst lehnte er sich in das verlassene Fahrzeug. „Miyavi. Sieh dir das an.“ Der Langhaarige – welcher auf Geheiß des Blonden widerwillig zurückgeblieben war - trat näher, lehnte sich ebenfalls hinab, um in die schwarze Limosine zu blicken. Auf der Rückbank lag ein Strauß weiße Cala, dazwischen vereinzelte Orchideen, sie waren dunkler und rochen nach Blut, einen Finger streckte er aus, um den feinen Rand zu berühren und seine Vermutung zu bestätigen, es war sogar noch feucht, ließ sich ohne Probleme zwischen Daumen und Zeigefinder zerreiben. Kyo fand eine Karte, die an dem Strauß befestigt waren, an ihr hing eine zierliche Kette mit einem Amethysten, diese begutachtete der Blonde genau, derweil Miyavi die Karte ansah. Vorne war das Motiv des Sacré-Cœur [1], hinten stand ein mit Schreibmaschine verfasster Satz. 'Richte ihm meine Grüße aus.' Miyavi fauchte, warf die Karte zurück ins Innere – Zorn tobte durch ihn, dieser Kamijo wagte es tatsächlich! Wagte es, ihm so offensichtlich zu zeigen, dass er nicht den geringsten Zweifel hatte, Karyu zurück zu bekommen, so als wäre er nur eine Mücke, die man mürrisch beiseite wischte und ihr weiter keinerlei Beachtung schenkte. Mit einem Schnarren drehte er sich herum, trat gegen den Pfeiler in ihrer Nähe, starrte dann nur geradeaus, bis Kyo wieder bei ihm stand, in den Fingern noch immer die Kette. „Auf dem Stein ist eine Gravur, aber ich kann sie nicht lesen.“ Er knurrte. „Sie interessiert mich nicht, wirf sie weg.“ Kyo sah ihn an, die Stirn gerunzelt, tat dann aber was der Langhaarige wollte, holte aus und warf die Kette in die angrenzenden Wiesen, finden würde man sie dort nur schwer. Sie erkundeten auch den Rest des Innenraums, ohne noch etwas zu finden, der Wagen war unbrauchbar, die Spur herauszufinden, wem dieser gehörte versiegt, denn zwar waren noch immer die auffälligen, weißen Reifen vorhanden, aber die Nummernschilder fehlten und das Innere der Limosine war so sauber und abgeleckt, dass sie wahrscheinlich nicht mal ein Staubkorn zwischen den Sitzen entdecken würden. Erst als sie sich sicher waren, alles überprüft zu haben gab auch Kyo dem Drang nach, seine Wut zu entladen, er trat gegen die vordere der Lampen, die unter der Wucht nicht nur barst, sondern so weit nach innen gedrückt wurde, dass sich auch das umliegenden Metall stark verformte. „Nutzloses Stück Dreck.“ Dann atmete er wieder tief ein und sah zu Miyavi. „Lass uns zurück gehen, ich kümmere mich später darum, dass es ganz wegkommt, sonst kommt noch jemand auf dumme Ideen.“ Miyavi nickte, starrte aber wieder geradeaus, durchforstete die Dunkelheit, er fühlte sich beobachtet, auch wenn er nichts spüren konnte, seine Instinkte waren ganz ruhig – trotzdem, da war etwas. Er war sich sicher. Dennoch kehrten sie wenig später zum Anwesen zurück, mehr als überrascht und aufgewühlt Karyu auf den Treppen sitzend vorzufinden. Sie überwanden die letzten Meter zügig und Miyavi schloss den Dunkelblonden sofort in die Arme, rieb dessen entblößte Glieder, Karyus Haut war eiskalt. „Love, was tust du denn hier draußen?“ „Er wollte allein sein.“ Shinya, der sich aus den Schatten nicht weit von ihnen schälte und dann langsam auf sie zu kam. »Zumindest so weit das geht... mit euch ist man niemals wirklich allein, gerade.« Es war nicht böse gesprochen, nur ein wenig resigniert, dennoch verstehend, dass es die momentanen Umstände einfach so verlangten „Und weswegen wolltest du allein sein?“ Miyavi führte den Jüngeren wieder ins Haus, Kyo und Shinya zogen sich zurück, als sich die schweren Türen geschlossen hatten, ließen ihnen den Raum und Karyu nutzte es, drehte sich, um sich in den Armen des Langhaarigen zu verbergen. »Shinya hat mir erzählt wo ihr hingegangen seit.« Miyavi nickte sanft, brachte Karyu sich auf die Bank zu setzen, die in seiner Empfangshalle stand, der Dunkelblonde sah nicht so gut aus. »Er wird mich nicht in Ruhe lassen, oder? Er hat euch den Wagen so hingestellt, damit ihr wisst, dass es hoffnungslos ist ihn verfolgen zu wollen. Er wollte euch seine Überlegenheit demonstrieren.« Miyavi seufzte lautlos, dann hob er Karyus Kopf an, berührte dessen Lippen in seinem weichen Kuss. „Es ist mir völlig gleich, was er demonstrieren will, egal, in welche Richtung er uns zu drängen versucht. Ich werde nicht zulassen, dass er dich zurück bekommt.“ »Du kannst doch gar nicht wissen, ob die das gelingt.« Miyavi schüttelte den Kopf, strich dann über die Lippen, zeichnete sie nach. „Es gibt für mich nichts wichtigeres als dich, also sag mir nicht, dass ich es nicht wissen kann, denn ich werde alles dafür geben, alles. Ohne Limit. Kamijo wird dich nicht zurückbekommen.“ Karyu schlang dem Älteren die Arme um den Hals, bebte dann seicht, von Emotionen übermannt, die er nur langsam wieder unter Kontrolle bekam, dann löste er sich, suchte nach den Lippen des Langhaarigen, küsste ihn tief, verlangend und mit allem, dass in ihm war. »Ich liebe dich, gottverdammter Idiot.« Dabei drückte er Miyavi auf den Rücken, sodass sie auf der Bank lagen, während er das Reich erkundete und Miyavi die Hände auf seinen Hintern schob, dann die Berührung brach ihn einen Moment ernst ansah. „Das tue ich auch. Und genau deswegen, wird er dich nie wieder zurück bekommen, du bist mein. Alles von dir.“ Er schob die Hand unter den Stoff, bewegte sich harsch gegen den Menschen, welcher heiser stöhnte, sehnsüchtig auf ihn herab starrte. »Beweis es mir.« ~~~~~ Hizumi seufzte nervös und starrte nun bestimmt schon zum achten Mal in den Spiegel und suchte zu entscheiden, ob er wirklich gut aussah. Es war Freitag Abend... um genau zu sein, war es der Freitag Abend... er hatte nun noch genau zweieinhalb Stunden, dann musste er gestylt und gut aussehend im Dust stehen, doch im Moment, kam er nicht einmal mit den simplen Vorbereitungen zu seinem Bad voran. Fahrig strich er sich durch die Strähnen, schreckte dann mindestens einen halben Meter in die Höhe, als es klingelte und er brauchte um zu begreifen, das es seine Tür war. Mit einem Handtuch um die Hüften schlich er durch den Wohnraum öffnete dann die Tür, reichlich überrascht als ihm Karyu um den Hals fiel, so eng umarmte, dass es ihm den Atem nahm. „Karyu? Was machst du hier?“ „Ich habe Miya überredet her kommen zu dürfen.“ Wieder sprach Hizumi mit, der Größere wirkte so aufgeregt, als er die Zeichen in die Luft setzte, vollkommen außer Atem, umarmte ihn wieder und ließ ihn nicht mal los, damit er die Tür ordentlich schließen konnte, am Ende gab Hizumi ihr ganz einfach einen Tritt. „Ich dachte, er wollte nicht, dass du weggehst, zumindest nicht ohne ihn.“ Der Jüngere schüttelte den Kopf und dann neue Zeichen. „Uhuh, er wollte nicht, dass ich allein weggehe und du bist ja bei mir.“ Hizumi schob eine Braue in die Höhe. „Weiß er, dass ich eine Verabredung habe?“ Nun rollte Karyu mit den Augen, löste sich endlich von ihm. „Alle Details muss er nun ja nicht wissen, oder?“ „Du bist echt unmöglich.“, der Schwarzhaarige schüttelte seicht den Kopf, lächelte dann aber., „Trotzdem bin ich froh, dass du hier bei mir bist.“ Karyu lächelte zärtlich, strich dann durch Hizumis kurzes Haar, sah ihn dann an und zeichnete wieder in die Luft, nun schon etwas ruhiger. „Wie weit bist du?“ Hizumi seufzte, nachdem er die Worte vor sich hin gemurmelt hatte. „Nicht mal geduscht.“ Und wieder rollte der Dunkelblonde mit den Augen, scheuchte ihn dann ins Badezimmer, raubte ihm dort das Handtuch, stellte dann das Wasser in der Badewanne an, überprüfte sie, bevor er verschiedene Zusätze hinzu gab und Hizumi zog eine Braue in die Höhe. „Willst du mich persönlich waschen?“ „Aber sicher, ich muss doch dafür sorgen, dass du umwerfend aussiehst und so gut riechst, dass er dich gegen die nächste Wand nageln will.“ Der Schwarzhaarige schüttelte nur den Kopf, ließ sich aber willig von Karyu näher ziehen. „Manches Mal denkst du wirklich nur an Sex.“ Der Dunkelblonde funkelte ihn darauf hin nur an und verwies auf die Wanne, in welche er endlich klettern sollte. Eine halbe Stunde später war er zu der Zufriedenheit von Karyu gereinigt und wieder so nervös, dass sich ihm der Magen knotete. „Wie viel Zeit haben wir noch?“ Hizumi wurde von einem ihm Zeichen schreibenden Karyu geführt, warf dabei einen Blick auf die Uhr, als sie sein Schlafzimmer erreichten. „Zwei Stunden.“ Sein Freund nickte, gab ihm dann einen Schubs, sodass er mit dem Rücken auf dem Bett landete, der Kleinere keuchte leicht, stützte sich dann mit den Ellenbogen auf. „Was hast du vor?“ Karyu lächelte verführerisch, zog Hizumi an den Hüften soweit nach vorn, dann dessen Beine über das Bett ragten, diese spreizte er, ließ sich zwischen sie sinken, sah dann zu ihm auf und begann wieder zu zeichnen, die Hände zu bewegen.. „Du bist so nervös, dass du ihm auf die Hose kotzen wirst, wenn ihr euch seht. Ich werde ihn dir lutschen, dann geht das alles sehr viel entspannter... und so weißt du auch gleich, was ihm gefallen wird, kleiner Anfänger.“ Hizumi keuchte, als sich Karyus Lippen auf seinen Innenschenkel legten, dort an der empfindlichen Haut saugten. „Du kannst doch nicht einfach so drauf los legen... Miyavi... und ich...“ Wieder sah Karyu auf, sprach stumm mit ihm. „Er wird nichts dagegen haben und dein Schwanz ist mit Sicherheit nicht der erste, denn ich lutsche. Bleib einfach locker und lass mich nur machen, du wirst dich gut dabei fühlen.“ Er ließ nicht zu, das Hizumi noch mal widersprechen konnte, sondern nahm die halb steife Härte seines Freundes zwischen die Lippen, begann sie hingebungsvoll zu verwöhnen. Der Ältere stöhnte über ihm, krallte sich mit den Fingern im blutroten Laken fest, während er sich an dessen Schenkeln stützte, hin und wieder über sie kratze. Er brauchte nicht lange, um heraus zu finden, wo es dem Schwarzhaarigen ganz besonders gefiel, sein Hoden war extrem empfindlich und er streichelte die weiche Haut, leckte dann über die, während er mit den Fingern über die Spitzte massierte, sie war ganz nass und das sicher nicht nur von seiner Spucke. Karyu lächelte sehr zufrieden, sank noch tiefer, hin zum Eingang, leckte auch über diesen – Hizumi stöhnte ungehalten, drückte das Becken ungehemmt nach unten, es gefiel ihm und Karyu lächelte wieder wissend, machte es noch einige Male. Er löste sich unter dem Wimmern des Kurzhaarigen, kümmerte sich wieder um das harte Fleisch, saugte hart an diesem, während er mit einem Finger über den feuchten Eingang strich, diesen dann in den Körper senkte, nach der Prostata suchte. Wenig später fand er sie, wieder stöhnte Hizumi heiser, schob die Hand dann harsch in seine Strähnen. „Gott, Karyu!“ Der Dunkelblonde lachte lautlos, er konnte fühlen, wie die Schultern bebten und dann war Hizumi in seinem Rausch verloren, kam hart direkt in Karyus Mund, konnte es weder aufhalten, noch sich zurückziehen, weswegen er sich sofort aufsetzte, als er dazu in der Lage war, die Wange seines Freundes streichelte. „Bitte verzeih, ich konnte dich nicht einmal mehr warnen.“ Der Knieende schüttelte nur den Kopf, lächelte dann sehr zufrieden und leckte sich über die Lippen, bevor er neue Zeichen malte. „Du hast es gebraucht. Und nun, hoch mit dir und anziehen. Tatsuro erwartet dich.“ ~~~~~ Das Dust war ein edler Club, nicht ganz so düster, wie die Örtlichkeiten die er bevorzugt aufsuchte, aber es passte zu Hizumi und dessen Outfit – Karyu hatte auch darauf geachtet, dass der Hintern des Schwarzhaarigen halbwegs bedeckt blieb. Stattdessen hatte er ihn mit einer sehr tief sitzenden Hüfthose ausgestattet, Karyu fand sie sehr sexy, aber sein Freund musste sich ständig daran erinnern, sich nicht hin zu knien oder zu tief herunter zu beugen. Dazu hatte er ihm ein halb durchsichtiges, enges Shirt gegeben, beide Kleidungsstücke waren weiß, mit silbernen Glanz, was den Schwarzhaarigen blass aber unglaublich attraktiv machte. Die Augen hatte der Dunkelblonde ein wenig betont, die Haare hinten wild in die Höhe gestylt und nun küsste er ihn noch einmal kurz, scheuchte ihn dann zur Bar, während er selbst sich einen gemütlichen Platz in einer der Ecken suchte, von dort Hizumi beobachtete. Dieser atmete tief durch, fühlte sich schon fast verraten, dass Karyu ihn aufgerechnet jetzt allein ließ, aber eigentlich dürfte der Jüngere gar nicht hier sein, also sollte er wohl froh darüber sein und wenn sich heraus stellte das Tatsuro ein riesiger Reinfall war, dann hatte er seinen Freund, um ganz spontan mit ihm zu flirten. Hizumi setzte sich an die Bar und versuchte dabei natürlich möglichst cool auszusehen, auch wenn er den Hocker nicht richtig erwischte und fast wieder herunter fiel – das war ja ein toller Start. Um seine Ehre wenigstens ein wenig zu retten, lehnte er sich geschmeidig nach vorne und bestellte sich einen Gin Tonic, den er langsam trank, dabei sah er sich um, suchte seine Verabredung zu finden... verdammt, jeder hier sah so aus, als ob er es sein könnte. Die Minuten verstrichen und er wurde immer nervöser, spielte mit seiner Zigarettenschachtel, aber zündete sich keine an, weil er nicht wusste, ob Tatsuro vielleicht Nichtraucher war. Arme schoben sich unter den seinen hindurch, legten sich sanft und weich auf seinen Bauch und bevor Hizumi sich anfangen konnte zu wehren, wurde ein kleiner Kuss auf die Spitze seines Ohres gelegt. „Hallo Hizumi.“ Er erkannte die Stimme und entspannte sich wieder, lächelte sogar, obwohl er gar nicht wusste warum... er war glücklich, plötzlich und sehr sehr ruhig. „Hi, Tatsuro.“ Die Hände lösten sich und er konnte sich zu dem anderen Mann herum drehen, ihn von oben bis unten begutachten... und mei, dass tat er lange und ausschweifend. Sein Gegenüber war groß, wesentlich größer als er selbst, die schulterlangen Haare fielen glatt und weich um ein faszinierend markantes Gesicht herum, dunkle Augen blicken ihn ruhig an, während er den Langhaarigen ausgiebig studierte. „Gefällt dir was du siehst?“ Die Stimme war dunkel, hielt den Akzent den er auch schon am Telefon vermutete hatte, aber Tatsuro sah sehr japanisch aus, er hatte keine Ahnung, woher der Größere wohl stammen könnte, dass er einen solchen Akzent hatte, aber irgendwo war es auch gar nicht wichtig, als er nickte. „Sehr.“ Und wieder überraschte sich Hizumi selbst, seine Stimme war mehr ein dunkles Schnurren und er glaubte sein Kopf würde gleich platzen, so rot wurde er, verdammt, konnte er sich denn nicht einmal zusammenreißen? Tatsuro lachte samten, legte einen Finger unter sein Kinn, um es wieder anzuheben. „Versteck dich nicht. Wenn du so aggressiv flirten willst, werde ich dich sicher nicht daran hindern. Ich finde es sogar ziemlich erregend, wenn mein Gegenüber weiß, was er will.“ „Und was, wenn ich es noch nicht weiß?“ „Dann werden wir es gemeinsam heraus finden.“ Tatsuro schenkte ihm ein sehr sinnliches Lächeln und Hizumi fühlte sich, als müsse er sich seinen Drink auf dem Kopf ausschütteln, um wieder etwas kühler zu werden – es war unfassbar wie ihn der Langhaarige gefangen nahm und das nur mit ein paar Worten, einem Blick. „Möchtest du etwas trinken? Oder lieber tanzen?“ „Tanzen.“ Es kam wie aus der Pistole geschossen, überschnell und wieder verfluchte sich Hizumi, aber Tatsuro nickte nur, schob dann einen Arm um seine Hüfte, wie als wolle er jedem um sich herum signalisieren, dass er derjenige war, welcher heute Nacht an der Seite des Schwarzhaarigen verweilen würde. Ein leichtes Kribbeln zog seinen gesamten Rücken hinunter, Hizumi fühlte sich unter dieser besitzergreifenden Geste merkwürdig wohl und als sie zur Tanzfläche gingen, ließ er zu, dass sein Blick Karyus streifte. Dieser schenkte ihm ein extra verführerisches Grinsen, dann hob er den Daumen, machte ein paar schnelle Zeichen. 'Exzellente Wahl.' End Forth - Fiocco D'argento [1] Die Basilique du Sacré-Cœur (Herz-Jesu-Basilika) ist eine römisch-katholische Wallfahrtskirche auf dem Hügel von Montmartre in Paris. Kapitel 5: Ala Scura -------------------- Fith – Ala Scura (Dunkle Schwinge) »mentale Sprache« Karyu genoss es wirklich hier zu sein, selbst wenn er eigentlich nur dasaß und ein paar Drinks bestellte – allein die Atmosphäre und endlich wieder in einen Club zu sein, war es ihm wert. Er konnte die Menschen und Wesen um sich herum beobachten, wie sich sich begegneten, vielleicht schon verliebt, vielleicht nur aneinander interessiert oder ganz klar offen und lüstern nur auf das Eine hinaus. Am Tisch neben dem seinen vergnügte sich ein stämmiger Kerl mit drei hübschen, sehr leicht bekleideten Damen und Karyu war sich ziemlich sicher, dass sie es hier in aller Öffentlichkeit miteinander taten, anstößig fand er das nicht, wenn sie den Kick brauchten, sollten sie doch, so lange er aus dem Spiel gelassen wurde. Der Beat des aktuellen Songs war schnell, sexy und er genoss ihn wie alles andere, es war nicht die Art von Musik die er hörte, eigentlich, aber ab und an ein Ausflug in eine gänzlich andere Richtung war erfrischend und man konnte sich gut dazu bewegen, wenn man das wollte – er beließ es dabei mit dem Körper hin und her zu wiegen, wenn er jetzt zu tanzen beginnen würde, hätte er Aufmerksamkeit, die er momentan nicht ausreizen sollte. Miyavi würde ihn sonst sicher erwürgen. Es hatte einen großen Teil seiner Reize und sehr guten Sex gebraucht, seinen Geliebten soweit zu bringen, er hielt sich an die Regeln, die dieser für ihn aufgestellt hatte, daran erinnerte ihn der Karabiner, der an einen schlichten, schwarzen Lederband um seinen Hals hing. Seine Finger strichen hin und wieder unbewusst darüber, er war vor Stolz halb geplatzt, als Miyavi ihm erst das Halsband umgelegt und dann den Karabiner daran fest gemacht hatte – es gab ihm das sichere Gefühl in festen Händen zu sein und das schlichte Schmuckstück schützte ihn, des es machte allen potenziellen Verehrern klar, dass er vergeben war und das sein Herr niemanden an seiner Seite wünschte. Jeder der dieses Zeichen ignorierte, war entweder so unwissend, dass Karyu locker verbal mit ihm fertig wurde oder aber so gefährlich, dass ihm nur die Flucht blieb. Zwar hatte er auch eine Waffe, ein schlankes Stilett, dass in seinem hohen Stiefel steckte, unsichtbar vor aller Augen, aber in einem Kampf um Überlegenheit würde es ihm ebenso wenig helfen wie sein Kampfsport. Männer, die darauf aus waren, dass zu nehmen, was sie wollten und dabei nicht fragten, agierten mit einer Gewalt, die jeden Versuch der Gegenwehr unterband und wenn man es doch versuchte, passierte einen mehr, als das man sich hinterher vergewaltigt und geprügelt auf der Straße wieder fand. Karyu wusste, wovon er sprach. Er hatte es erlebt, am eigenen Leib, aber er hatte auch dabei zusehen müssen, wenn Kamijo in der Stimmung gewesen war, einen seiner vielen Sklaven zu quälen. Seicht schüttelte er den Kopf, er wollte nicht an den Vampir denken, suchte mit Macht nach etwas anderem, aber das Ziehen zwischen seinen Schulterblättern blieb bestehen. Es war ein unangenehmes Gefühl, eines das er schon eine lange Zeit nicht mehr gefühlt hatte, er spürte die Blicke auf sich ruhen, kalt, kalkulierend. Es machte ihm Angst. Sich selbst schaltend, dass er sich hier gerade unnötig nervös machte, erhob sich der Blonde, er wollte etwas Neues zu trinken, mehr Alkohol, es würde besser in der Kehle brennen und ihn von innen heraus wärmen. Doch das Gefühl wurde an der Bar sogar noch schlimmer, zwar hatte er gelernt, es sich nicht anmerken zu lassen, aber seine Fingerspitzen bebten in Unruhe, als er das Glas über die glatt polierte Fläche schob, dem Barkeeper zunickte. Dieser lehnte sich zu ihm, um ihn zu verstehen und das war ihm schon zu nahe, aber er blieb ruhig, machte Gesten mit der Hand, zeigte, dass er nicht sprechen konnte, tippte dann auf eine der Flaschen, was ihm mit einem Nicken quittiert wurde. Er sah dem mächtigen Mann zu, als er ihm eingegossen und überlegte ernsthaft, einfach zu gehen – sein Blick schweifte zu Tür, er studierte die Personen um diese, sah sich den Club mit einem Mal aus einem anderen Auge an. Vorhin war er hier her gekommen und hatte einfach nur die Atmosphäre genossen, nun suchte er nach einer Möglichkeit der unauffälligen Flucht. Karyu fluchte leise, er hatte so sehr mit Hizumi gescherzt, hatte sich mit den Monaten so verdammt sicher gefühlt, dass er vergessen hatte wie es gewesen war damals, er hatte vergessen die Umgebung zu beachten, in welcher der Club stand, so wusste er nicht wohin. Wenn er nun tatsächlich floh, draußen konnte er unter Umständen in einer größeren Falle sein, als hier drinnen. Weit hinten im Club waren die Toiletten, er konnte sich dort verstecken, aber da saß er wirklich fest, es gab noch einen Rang hier, doch ob man von da aus nach draußen oder auf das Dach kam war fraglich, Notausgänge gab es ebenso, doch sie waren alle zu offensichtlich. Seine Finger strich immer wieder seicht am Glas entlang, verwischten die Tropfen an Kondenswasser, das Ziehen wurde unerträglich – er wollte wirklich das Miyavi kam und ihn hier fort holte. Karyu schob seine Hand in die Hosentasche, suchte nach seinem Handy... es war nicht da, die Realisation dieser Tatsache ein Schock, er fühlte, dass sein Herz den gesamten Weg bin hinunter in seine Füße krachte. Nicht einmal mental rufen konnte er nach seinem Geliebten, ihre Fähigkeiten waren ausgeprägt, aber sie funktionierten nicht auf derartige Distanzen – wäre einer seiner Vampire in der näherem Umgebung dann hätte er es gewagt, aber so war es schlicht nutzlos. Arme schoben sich um seine Mitte, zogen ihn besitzergreifend an eine Brust zurück, während sich seine Augen mit einem lautlosen Wimmern schlossen. „Wir haben uns lange nicht gesehen, Petal .“ ~~~~~ Hizumi bemerkte, dass etwas nicht stimmte, weil Tatsuros Blick von seinem Gesicht weg und hin zum Tresen glitt und noch während der Schwarzhaarige mit seinen eigenen Augen folgte, hörte er die dunkle Stimme nahe seines Ohres. „Dein Freund scheint in nicht willkommener Gesellschaft.“ Er war sich nicht sicher, was ihn mehr überraschte – das Tatsuro ganz offenbar wusste, dass er nicht allein hier her gekommen war, oder das er erkannte, wer sein Freund war und vor allem, dass dieser den Mann an seiner Seite abzustoßen suchte, den man sah es nicht, Karyu agierte nicht mit offener Aggressivität, Hizumi wusste es, weil er seinen Freund kannte. Seine Lippen öffneten sich, um den Größeren eben die Fragen zu stellen, die ihm durch den Kopf schossen, da sprach der andere Mann wieder, der Ton unmerklich dunkler, mit etwas behaftet, dass Hizumi nicht identifizieren konnte. „Wir sollten ihm helfen.“ Hizumi nickte, sein Mund klappte auf und zu, er war absolut verloren hier – etwas geschah, er konnte es fühlen, sogar greifen, aber er wusste nicht was und es machte ihn so schrecklich unsicher, so unruhig, dass er es am Ende war, der sich vor Tatsuro schob, suchte durch die Menge zu kommen, immer wieder gegen die Tanzenden rempelte, weil er seinen Blick auf Karyu und den Fremden gerichtet hielt. Auf dem Gesicht des Dunkelblonden stand pures Entsetzen geschrieben, gemischt mit Angst, Schock, Rage, die Hände des stummen Mannes lagen zu Fäusten geballt auf den Schultern des Langhaarigen, der ihn ganz offenbar keine Möglichkeit gab, weiter zurück zu weichen und mehr Abstand zwischen sie zu bringen. Karyu war niemand, den man so einfach ängstigen konnte und in Hizumi eskalierte die Sorge zu Panik, als er sah wie sich der Blonde mit den Lippen dem Hals näherte, die Haut oberhalb des Halsbandes ableckte. Er sah wie sich die Lippen bewegten, aber er konnte die Worte nicht ausmachen und er kam nicht schnell genug vorwärts, der Weg schien immer länger zu werden, Karyu sich immer weiter zu entfernen. Hizumi versuchte vorwärts zu kommen, war hektisch und fahrig, bis sich der Weg vor ihm endlich öffnete – die Menschen wichen, warum war ihm in diesem Moment egal, er sah wie Karyus Halsband fiel, die Haut darunter bloß gelegt wurde... er sah wie sich der Langhaarige abermals hinab lehnte... er sah den Fang! des Fremden, sah wie dieser Karyu biss. Die Finger des Dunkelblonden waren in das Oberteil verkrampft, er suchte sich zu wehren, dieses Mal mit dem ganzen Körper, die Lippen waren in einem Stöhnen geöffnet und Hizumi rannte, krachte mit der Hüfte gegen die Bar, weil er zu viel Schwung hatte, aber er ignorierte das heftige Pochen in seiner Seite, stürzte nur nach vorn, entriss Karyu mit der Wucht seines gesamten Adrenalins, dass durch seine Venen pochte. Sein Freund sackte in sich zusammen und Hizumi hatte keine Chance ihn zu halten, musste mit ihm auf den Boden sinken, um das Schlimmste zu verhindern, die Hand auf die Wunde am Hals gepresst... bei den Göttern, er konnte das Pochen des Pulses gegen seine Fingerspitzen fühlen und wie er immer mehr Blut aus dem Körper drückte. Der Fremde fauchte – laut, drohend, unmenschlich und als Hizumi in dessen Gesicht blickte, sah er das Glühen in den Augen, den Hass... die Gier. Eine Hand schloss sich mit stählerner Stärke um seinen Hals, zehrte ihn von Karyu weg in nach oben, er schnappte verzweifelt nach Luft, kratzte an dem Arm der ihn hielt, konnte sich aber nicht befreien. Sein Blick schwamm vor seinen Augen, fieberhaft suchte er nach Tatsuro – er hatte in seiner Panik seine Hand losgelassen, ihn verloren. Als er ihn fand, wurde auch der Dunkelhaarige von ein paar Männern angegriffen, begleitet von diesen harschen Knurren, das Hizumis schwindendes Bewusstsein mit Wölfen, die jagten, assoziierte, doch im Gegensatz zu ihm selbst, packte Tatsuro die Hände die ihn greifen wollten schlicht, schleuderte seine Kontrahenten quer durch den Club. Hizumi hörte die Panik unter den Gästen, das Schreien und Weinen, doch er konnte sich auf nichts anderes als Tatsuro konzentrieren... dieser stand unbewegt da, den Blick in ihre Richtung... aber die Augen... sie hatten sich verändert, sie schimmerten in einem eisblau, so intensiv, dass es ihn überwältigte, er weinte, als warmer Wind aufkam, ihn umschmeichelte. Die Sicht des Schwarzhaarigen ging in Grau über, sein Herzschlag hallte langsam und dumpf in seinen Ohren wieder – er würde hier sterben. Seine Lider fielen zu, als seine Hände kraftlos an seine Seiten glitten, der Wind wurde mächtiger und dann gab es eine Reihe von Explosionen, nah, fern, Hizumi wusste es nicht, aber er wurde losgelassen. Was von seinen Instinkten noch übrig war regte sich träge, suchte ihn in seinem Fall zu schützen, aber es war sinnlos er krachte mit Wucht auf was auch immer unter ihm war, er schrie, an unzähligen Stellen bohrte sich etwas scharfes durch seine Kleidung und in seine Haut. Er blinzelte stöhnend, schob seine Finger über die glatte Oberfläche unter seiner Wange, alles wabberte und wankte entsetzlich, aber Karyu lag unbewegt, nicht weit von ihm... blass... so schrecklich bleich. Auf den Ellenbogen zog sich der Schwarzhaarige voran, schluchzte dabei, er musste an die Seite seines Freundes, er musste diesen schützen... Um sie herum war es so entsetzlich Laut, er sah den Blonden bei Tatsuro, dieser lächelte so kalt, so berechnend, während der Dunkelhaarige nur ruhig aus diesen wundervollen Augen zurück blickte, die Hände so erhoben, als würde er etwas zwischen ihnen halten. Seine Finger berührten Karyus leblosen Körper, er zog sich so, dass er in das Gesicht blicken konnte, die Augen waren geschlossen, die Haut aschfahl, von einem Film an Schweiß bedeckt, der unter seiner Berührung eiskalt war. Hizumi wusste nicht, ob die Wunde noch immer blutete, aber er schob seine Hand darüber, drückte sie fest gegen die Haut. Um sie herum schien alles zu leuchten, es war wie Nebel, der sich überall niederlegte, oder Schnee, den die Funken schienen auch ihn selbst zu berühren, fühlen konnte er nichts. Er musste das Bewusstsein verloren haben, wie lange, wusste er nicht, aber er lag auf der Seite, als er zu sich kam, es war stockfinster, irgendwo knisterte Elektrik, die offen da lag. Warme Finger streichelten über seine Wange und Hizumi stöhnte leise, suchte klarer zu sehen, es wollte nicht funktionieren aber er erkannte Tatsuro – die Augen waren braun, ganz normal und doch so anders... sie blickten besorgt auf ihn herab. „Hizumi?“ Er stöhnte nur als Antwort. „Kannst du dich bewegen? Wir müssen fort hier.“ Dieses Mal schüttelte er den Kopf, sein Körper verweigerte ihm jeglichen Dienst, allein die Lider gehoben zu halten war ein schier nicht zu vollbringender Kraftakt. Tatsuro beugte sich tiefer, streifte seine Lippen und er hing in dem Kuss wie ein Ertrinkender, wimmerte leise. „Ich bringe euch beide fort hier, ruhig.“ Hizumi vertraute den Worten bedingungslos, sein Verstand hatte sich ausgeklinkt, er bebte immer wieder seicht, war nicht im Geringsten verwundert darüber, dass sich mit einem Mal eine gigantische Klaue um seine Mitte schloss, er behutsam vom Boden hoch gehoben wurde. Immer wieder blinzelte er seicht, sein Kopf kippte nur Seite, er sah das Karyu ebenfalls von einer Klaue umschlungen war, sie beiden wurden gehoben, weg vom Boden und dann höher, das Dach des Clubs war zerstört, er sah die Stahlträger und den Schutt... wie nach einem Erdbeben. Auf der Straße vor dem Club herrschte ein totales Chaos, Glassplitter der Neonreklamen lagen überall, die Stromkabel baumelten so in der Luft, blitzen hin und wieder, Flammen schlugen hier und da höher, fraßen sich durch die Inneneinrichtung des ehemaligen 'Dust'. Sirenen heulten in der Ferne, überall standen die, die dem Club entkommen waren, aber auch die Schaulustigen, aber keiner von ihnen beachtete sie oder den riesigen, schwarzen Adler der sie hielt – der laut eines klaren Verstandes nicht einmal existieren dürfte, aber der Schwarzhaarige empfand es in seinem Schock sogar als ziemlich selbstverständlich. Merkwürdigerweise spürte Hizumi gar kein Wind, keine Kälte und das obwohl sie so hoch oben in der Luft waren... müsste ihn das nicht eigentlich sorgen? Theoretisch schon, aber irgendwie war es egal, er fühlte sich sicher, warum auch immer und er ließ sich davon treiben, sackte zurück in die Dunkelheit, in welcher er noch eine Weile den Flügelschlag des mächtigen Tieres hören konnte, dann ebbte auch dies ab, verlor sich. ~~~~~~ Miyavi schreckte nach oben, weil Kyo auf einmal senkrecht in die Höhe fuhr – sie beide hatten zusammen mit Shinya auf der großen Couch gelegen und vor sich hin gedöst, es war nahe des Morgen, weswegen sie alle ein wenig träger waren als in der Nacht selbst, vor allem Shinya war noch stark an den Rhythmus der Sonne angepasst, murrte nun leise, während Miyavi die Stirn runzelte. „Kyo?“ „Es kommt jemand hier her. Könnt ihr es nicht auch fühlen?“ Der jüngere Vampir wollte erst den Kopf schütteln, dann aber verharrte er, nun wo seine Sinne wacher und alarmiert waren spürte auch er es, wie ein Gefühl von Wärme, dass sich mit hoher Geschwindigkeit ihrem Anwesen näherte. Er rollte sich von der Couch herunter, Kyo folgte ihm, küsste Shinya aber zuvor, sagte dem Jüngsten, dass er hier bleiben sollte. Gemeinsam erreichten sie den Eingang, nickten sich vor diesem zu, Kyo öffnete die Tür und er schoss mit einem Fauchen durch diese, bereit alles anzugreifen, was dort war und hinterher die Fragen zu stellen, doch das Knurren in seiner Kehle wandelte sich in ein entsetztes Keuchen, als er Karyu auf dem Boden liegen sah, vollkommen regungslos. Mit plötzlich rasendem Puls stürzte er an die Seite seines Geliebten, ließ sich vor diesem einfach in die Knie fallen, seine Hände hingen über den schlanken Leib, er suchte offensichtliche Wunden zu erkennen, aber fand keine, weswegen er den Dunkelblonden in die Arme zog, ihn dabei auf den Rücken drehte. Karyus Gesicht war schneeweiß, die Atmung nahezu nonexistent, der Herzschlag unter seinen Fingern so entsetzlich langsam... bei den Göttern was war nur geschehen? Er hörte Kyo dunkel fauchen, sein Kopf ruckte nach oben und er zog seinen Geliebten mit einem beschützenden Knurren näher, als er den Mann sah, der ihnen gegenüber stand und in dessen Armen ein ebenso bewusstloser Hizumi lag. „Wer, zum Teufel, bist du?“ Die Stimme des Älteren war nasal, er hörte Metall – Kyo hatte seine Waffen offenbart, doch der Fremde ihnen gegenüber schüttelte nur seicht den Kopf. „Ich bin nicht hier, um Ärger zu machen und ich bin auch nicht für ihren Zustand verantwortlich.“ „Und wer bist du dann? Jemand der gerade zufällig vorbei gekommen ist, oder was?“ Abermals ein seichtes Kopfschütteln. „Mein Name ist Tatsuro. Ich war heute Nacht mit Hizumi verabredet. Bitte. Können wir das nicht drinnen klären? Karyu braucht die Wärme und auch Hizumi muss versorgt werden.“ Kyo schwieg, knurrte nur leise und andauernd – wie ein frei gelassener Pitbull der sein Heim verteidigte, er würde Miyavis Wort abwarten, welcher die Augen zusammen gezogen seicht nickte. „In Ordnung. Folge mir.“ Sein Gegenüber nickte dankbar und er folgte mit Karyu auf seinem Armen, fing den Blick des Blonden. »Sollte er etwas versuchen – töte ihn.« Miyavi führte Tatsuro nach oben, in eines ihrer Gästezimmer, dort legte er Karyu auf das Bett, zog ihm die Schuhe aus, deckte ihn zu, während der Fremde Hizumi sanft auf dem zweiten Bett ablegte. „Sag mir, was geschehen ist, wer du bist und woher du dieses Haus kennst.“ Der Dunkelhaarige sah kurz zu ihm, begann dann aber damit Hizumi sanft aus der weißen, blutbefleckten Kleidung zu schälen, strich mit den Händen dabei die helle Haut entlang, suchte nach Verletzungen. „Ich bin ein Lichtmagier. Ich kenne dieses Haus, weil Hizumi an es gedacht hat, kurz bevor er das Bewusstsein verloren hat. Und zu deiner ersten Frage, wir – oder vielmehr Karyu wurde angegriffen.“ Miyavis Stirn legte sich in tiefe Falten, seine Stimme als er den Liegenden über eine blasse Wange strich, so kalt, so regungslos. „Und wie?“ „Wir waren in einem Club.“, der Kopf des Vampirs ruckte auf die Worte scharf nach oben. , „Karyu bekam Gesellschaft von jemanden der nicht nur ihm selbst unerwünscht sein dürfte.“ „Hör auf in solchen Metaphern zu faseln und spuck endlich aus, was wirklich passiert ist.“ Kyo kam in den Raum, die Stirn zusammen gezogen, während Tatsuro eine Braue in die Höhe schob, dabei die Glassplitter aus dem Rücken und den Beinen des Schwarzhaarigen zog, sie auf den beistehenden Nachttisch fallen ließ. „Seht euch Karyu an. Er wurde gebissen.“ Miyavi fauchte furios, riss dann die Kleider vom Leib des schlanken Mannes, suchte nach der Bissstelle, fand sie am Hals, der vollkommen bloß war – das Halsband fehlte. „Von wem? Wer hat ihn gebissen?“ Seine dunklen Augen richteten sich auf den Magier und dieser blickte ruhig zurück, Hass in den Tiefen, aber nicht gegen sie gerichtet. „Kamijo.“ End Fith– Ala Scura englisch, Blütenblatt, Blüte – Kosename von Kamijo an Karyu Kapitel 6: Notte Dorata ----------------------- Sixth - Notte Dorata „Lasst mich allein mit ihm.“ Miyavis Stimme war leise und sie hielt keinen Raum für Argumentation, weswegen sich Kyo und Tatsuro beugten, mit dem verwundeten Hizumi gingen, leise die Tür hinter sich schlossen und der Vampir wartete, bis alle Schritte vollkommen verklungen waren, dann kletterte er auf das Bett. Er kniete sich über Karyu, seine Stirn gegen die des Bewusstlosen, die Hände an dessen Gesicht holte er immer wieder keuchend Luft – er brauchte es nicht, aber sein Körper reagierte von allein, suchte die Situation irgendwie zu verarbeiten und versagte kläglich. Tränen lösten sich, liefen rot und bitter über seine Wangen, die Nase, tropften von dort auf Karyu hinab, besudelten seinen Geliebten als er heiser fluchte, klagte und weinte – er durfte ihn nicht verlieren. Nicht so! Bebend küsste er die kalten Lippen, es war kaum noch Leben in seinem wunderbaren Menschen, seiner Seele, seinem Licht. Nur noch ein paar Stunden, dann würde Karyu ihm entrissen werden und es gab nichts, dass er dagegen tun konnte. Er schluchzte gegen den süßen Mund, sein ganzer Leib schüttelte sich unter Schmerzen, es war, als würde eine Hand in ihn fahren, seine Gedärme packen und heraus reißen. Nie, nie in seinem gesamten langen Leben hatte er sich so schrecklich und hilflos gefühlt, wie in diesen Sekunden, in welcher jeder von Karyus schwachen Atemzügen der letzte sein konnte. Zärtlich streichelte er durch das weiche Haar, kämmte es zurück, als er sich ein wenig löste, in das schöne Gesicht blickte, immer wieder die Lippen öffnete, um etwas zu sagen, doch nichts, nur Wimmern brach sich, halb erstickte Flüche, als die eben versiegt geglaubten Tränen wieder kamen. Wie lange er so saß, er wusste es nicht und es war auch gleich – irgendwann hatte er sich neben Karyu zusammen gerollt, eine Hand gegen dessen kühle Wange gelegt, so dass er ihn ansehen konnte. Gott, wie er wünschte, dass der Andere noch einmal zu Bewusstsein kam... er wollte diese Augen noch einmal sehen. Miyavi wollte sich verabschieden, er wollte, dass Karyu es verstand. Er wollte... Abermals Tränen und er ließ sie einfach laufen, er hatte ohnehin weder Kraft noch Willen sie aufzuhalten. Sonnenlicht berührte die Fensterscheibe mit behutsamen Fingern, stahl sich dann in den Raum, kletterte vorwitzig über die dunklen Möbelstücke, zupfte an den Ecken der auf den Boden hängenden Bettdecken. Miyavi war es egal. Er fühlte die Göttin und er wusste, dass er aufstehen musste, um die Vorhänge zu schließen, doch er regte sich nicht, blieb still an der Seite des Menschen. „Karyu...“ Es war leise, unglaublich verloren und wenn sie in irgendeinem sehr billigen Film gewesen wären, dass hätte sein Geliebter nun die Augen aufgeschlagen und ihn angelächelt, aber sie waren in keinen Film und nichts geschah auf seinen Ruf. Sein Licht blieb genauso still wie die letzten Stunden auch. Dunkelheit erfüllte den Raum, scheuchte das Licht hinaus, welches schon beinahe die Füße des Vampirs erreicht hätte und dieser hob den Blick, als sich Kyo auf die andere Seite des Bettes setzte, so dass Karyu zwischen ihnen war und er Miyavi dennoch ansehen konnte. „Willst du ihn tatsächlich sterben lassen?“ Es war eine sanft gestellte Frage, als sich die Finger des Blonden über die seinen schoben, nur kurz, dann wanderten sie höher, glitten durch Karyus Haar und eine sehr lange Zeit antwortete Miyavi nicht, dann: „Ich kann diese Entscheidung nicht einfach fällen. Ich raube ihm sein Leben, wie er es kannte, wenn ich ihn wandeln würde... er würde mich dafür hassen.“ Der ältere Vampir seufzte leise, legte sich dann ebenfalls hin, streckte sich aus, sodass er Miyavi besser ansehen konnte... Noch immer schimmerte ein feiner roter Film in den dunklen Augen. „Das würde er nicht, er liebt dich Miyavi. Er wollte sogar schon einmal gewandelt werden, er kennt die Konsequenzen, er kennt uns, er lebt mit uns, nun schon fast 8 Monate.“ „Ich kann nicht!“ Miyavi hatte sich aufgesetzt, wischte sich wütend über das Gesicht, starrte dann in Richtung der Fenster, weg von ihm, doch der Vampir würde seinen Freund nicht einfach so davon rennen lassen, erhob sich ebenfalls, krabbelte über das Bett genau hinter ihn, schloss die Arme um ihn. „Warum nicht?“ „Er würde mich hassen... Kamijo...“ „Kamijo biss ihn das erste Mal und schnitt ihm dann die Kehle auf. Er biss ihn das zweite Mal und ließ ihn dann liegen.“, Kyos Finger streichelten sanft über Miyavis Wange, tilgten die Tränen von diesen und zeigte Miyavi dann die roten Fingerspitzen. , „Sieh hin. Das ist der Unterschied zwischen dir und Kamijo. Du liebst Karyu, er will ihn zerstören. Lass das nicht zu. Lass dir Karyu nicht entreißen, nicht nun, wo ihr gerade am Anfang eurer Beziehung steht. Nimm ihn mit dir und schenke ihm die Ewigkeit.“ In seinen Armen bebte sein Freund, schluchzte immer wieder leise und Kyo sah, wie der Langhaarige seine Hand anstarrte. „Karyus Blut... es ist so süß.“ „Ich werde bei dir bleiben. Ich werde dich stoppen. Ich lasse nicht zu, dass du es bist, der Karyu tötet.“ Kyo wisperte es leise, sicher, ruhig – er würde es versprechen, schwören, wenn Miyavi es ihm abverlangte, denn dies war der eigentliche Grund des Zögerns. Nicht Karyus möglicher Hass. Nicht Kamijo und die Furcht mit diesem verglichen zu werden. Miyavi fürchtete, nicht stoppen zu können. Und deswegen ließ er Karyu lieber sterben, als das er derjenige war, der ihm den letzten Atemzug raubte, sein Blut stahl und in die Finsternis warf. Die Hände des Schwarzhaarigen packten seinen Arm, Nägel drückten sich harsch und brennend in seine Haut, brachen sie, doch Kyo tat keinen Laut, rührte sich keinen Zentimeter. „Schwöre es bei deiner Liebe zu Shinya. Schwöre, dass du mich aufhalten wirst.“ Der Blonde legte seine Lippen gegen Miyavis Schläfe, presste einen sanften, so sanften Kuss gegen die kalte Haut. „Ich schwöre es dir.“ Lange Zeit regte Miyavi sich nicht und Kyo fühlte die Sonne weiter steigen... vor den verhangenen Fenstern erblühte ein atemberaubend schöner Morgen, der hinweg täuschte über all den Hass der Nacht, all den Verbrechen, die in ihr geschehen waren. Ein fröhlich lachender blauer Himmel übermalte die Grausamkeit, den Kummer, doch hier drinnen, dort wo die Schatten herrschten war er noch immer – so deutlich, als würde er seine Krallen in die Haut schlagen und sie von den Knochen herunter ziehen. „Miyavi, es ist nicht mehr viel Zeit. Wenn du es tun willst, dann muss es jetzt sein.“ Der Vampir nickte langsam, schälte sich dann aus seinen Armen, kroch wieder zu Karyu hinüber, streichelte diesen sanft über das blasse Gesicht. „Ich will, dass du mich wieder ansiehst. Ich will deine Lippen fühlen, deine Nähe. Bitte, hasse mich nicht, wenn du erwachst.“ Er wisperte es nur, küsste dann die blutleeren Lippen, das Kinn und den Hals, hielt den Kopf sanft im Nacken, als er seinen Geliebten ein Stück anhob, langsam die Haut brach. Unter ihm zuckte Karyus Körper instinktiv und dessen schwaches Herz machte einen aufgeregten Satz, trug ihn das Blut zu, viel schwächer als er das sonst kannte und dann – plötzlich – schob sich die Hand des Menschen harsch in seine Haare, zog an diesen und beinahe hätte er sich gelöst, keuchte entsetzt, doch Karyu Finger krampften sich, drückten seinen Kopf mit den allerletzten Reserven an Kraft näher. Es war ein 'Ja'. Die Antwort auf seine stumme, sich immer wiederholende Frage – die Antwort, ob Karyu das hier wollen würde. Sie hätte nicht deutlicher ausfallen können. Ein harsches Schluchzen brach sich, während er trank, die Lider aufeinander presste und dann auch den zweiten Arm um Karyu schob, diesen gegen sich zog, so eng, als würde er ihn in seinen eigenen Leib hinein bringen können. Blut, so süßes Blut füllte seine Sinne, sie vibrierten, sangen in höchsten Gefühlen des Glücks. Sein Herz begann zu schlagen mit jeder Sekunde kräftiger, lauter... Im starken Kontrast zu dem Karyus, welches leiser wurde... Schwächer. Eine Hand legte sich behutsam auf den Kopf des Langhaarigen, streichelte darüber und dann eine Stimme, leise, weich... Ganz nah an seinem Ohr. „Miyavi. Es reicht, es ist genug. Du tötest ihn sonst. Hör auf.“ Er löste sich mit einem dunklen Keuchen, stieß Karyu dann in Panik von sich, krabbelte rückwärts, so hektisch, das er über das Bettende fiel und auf dem Boden landete. Von dort bewegte er sich nicht weg, schlug nur eine Hand gegen die Lippen, zitterte und versuchte verzweifelt sich in den Griff zu bekommen. Um ein Haar hätte er... Wenn Kyo nicht gewesen wäre... Oh Gott. Oh Gott, Gott, Gott... Oben auf der Matratze riss sich Kyo eine Wunde am Handgelenk, wuchtete den leblosen Karyu dann in eine aufrechte Position hielt die Wunde über dessen Lippen, damit das Blut darauf tropfen konnte. „Karyu. Trink. Komm schon. Trink!“ Keine Reaktion, auch nicht, als mehr des Rot auf die bleichen Lippen fiel, sie zeichnete und der Blonde knurre heiser, schüttelte den Menschen hart. Trink! Ein winzige Regung... die Lippen, die sich mit einem lautlosen Seufzen weiter öffneten und Kyo presste sein Gelenk gegen sie, stöhnte dankbar als er die träge Bewegung einer Zunge vernahm, die über die Wunde leckte dann trank Karyu, seine Finger landeten schwach und unkoordiniert auf dem Arm des Älteren, kratzen über diesen, als er ihn entzog. Behutsam legte er eine Hand auf die Stirn des Dunkelblonden, der sich in diesem Moment aufbäumte, stumm nach Luft schnappte – wenn Karyu eine Stimme sein Eigen genannt hätte, dann wäre sie nun mit Sicherheit gellend erklungen. Stoff zerriss unter der freigesetzten Kraft des sterbenden Körpers, der sich lange, so lange Minuten wand – Karyus Beine waren zucken unkontrolliert, trafen den Balken des Himmels, brachen diesen halb durch. Ein anderer heftiger Schlag schleuderte Kyo vom Bett herunter. Benommen stöhnte dieser, kämpfte sich zurück auf die Knie, hielt sich dabei an den Laken fest, zog sich hoch, um zu sehen, wie sich Karyu unbeständig drehte, aufstand und zum Ende des Bettes torkelte, der Blick der gerade neu geborenen Augen auf Miyavi gerichtet. Eine Hand streckte sich in dessen Richtung aus, das Gesicht des Blonden schrie nach dem Langhaarigen, doch dann verstrickte sich der Fuß Karyus in den aufgewühlten Decken, stürzte dieser und es war Miyavis Instinkt - der sich auf den Dunkelblonden ausgerichtet hatte – der diesen davor bewahrte, sich ernsthaft zu verletzen. Kyo lachte gebrochen, als er sich auf seinen Hintern fallen ließ, eine Hand in das wilde Haar geschoben, dann weinte er einfach, derweil Miyavi Karyu an sich geklammert hielt, das Gesicht gegen dessen Schulter verborgen, sich seicht mit ihm wiegend. Der Blonde hörte leise gewisperte Worte, immer wieder die gleichen, eine endlose Monotonie, obwohl sie Karyu in den tiefen seines erschöpften Schlafes gar nicht mehr hören konnte. Am Ende war es Shinya, welcher herein kam und sie mit einem leisen Seufzen rettete. Erst trat der zierliche Vampir zu seinem Geliebten, küsste dessen tränenüberströmtes Gesicht, half ihm auf die Füße und wisperte diesem zu, dass er sich waschen gehen sollte und dann auf Tatsuro aufpassen, damit er etwas hatte, um seinen Fokus wieder zu finden. Er brachte Kyo noch zur Tür hinüber, wandte sich dem großen Schrank zu, nachdem er sie geschlossen hatte und entnahm diesem frische Bettwäsche. Die Bezüge gewechselt und die alten vor der Tür positioniert, damit er sie später entsorgen konnte, hockte er sich vor den Langhaarigen, küsste sanft dessen Schopf, streichelte seicht über den Nacken. „Wir sollten Karyu ins Bad hinüber bringen und ihn waschen, denkst du nicht auch? Er wird sich viel wohler fühlen, wenn er aufwacht und in frische Kleidung gehüllt ist.“ Es brauchte ein wenig, doch dann schniefte der Vampir leise, nickte, hob den Kopf um ihn aus dunklen Augen anzustarren, er sagte nichts, konnte nicht und Shinya verstand, lächelte nur weich und half seinem Freund dann, den Schlafenden in den anderen Raum zu bringen. Dort stellte er die Badewanne an, gab einen beruhigenden, sanften Zusatz in das warme Wasser, bevor er sich Karyu zu wandte, den er behutsam auszog und auch Miyavi forderte er leise auf, sich zu entkleiden. Erst setzte er den Älteren in die hohe Wanne, dann reichte er ihm den Gewandelten, sodass der Größere diesen fest halten konnte, er selbst wusch den langen, schlanken Körper, spülte Blut, Dreck und Glassplitter davon. Mit Hilfe des älteren Blutsverwandten wusch er auch dessen Haar, strich sanft durch die langen Strähnen – Karyu war Karyu, dass wusste er und doch sah dieser nun so anders aus. Zerbrechlich wie eine Glasfigur und Miyavi trug ihn ebenso vorsichtig, hüllte ihn in einen Bademantel und brachte ihn dann hinüber, legte ihn sanft in die blütenweißen Wäsche, die Shinya ausgewählt hatte. Der Zierlichere brachte einen weiteren Mantel, legte diesen über die Schultern seines Freundes, fasste das lange Haar , schob es zurück auf den Rücken, strich mit den Fingern durch es, flocht es dann lose. „Ich gehe und mache einen Tee.“ Er bekam keine Antwort und er erwartete sie auch nicht, verließ nur leise den Raum. Ebenso behutsam lief er über den Flur in die Küche, bereitete dort eine Teemischung, füllte Wasser in einen Teekessel und stellte diesen auf den Herd. Aus einigen, verschiedenen Schränken holte er Geschirr, dazu etwas Gebäck und Obst. All dies arrangierte er auf einem Tablett, stellte Zucker und Zitrone hinzu, dann starrte er zum Fenster, hinaus sehen konnte er nicht und er verdrängte die bleierne Müdigkeit in seinen Knochen – noch gab es etwas zu tun und bevor er nicht alle versorgt waren würde er nicht zu Bett gehen. Der Kessel pfiff leise und Shinya griff nach dem Handschuh, schlüpfte hinein und goss das Wasser auf. Er wollte das Tablett gerade greifen, da fühlte er, wie man sich ihm näherte – Tatsuro, begleitet von Kyo, doch er drehte sich nicht zu den anderen beiden Männern um, als der Lichtmagier die Lippen öffnete, sprach. „Was werdet ihr nun tun?“ Shinya sah in die gläsernen Kanne mit dem heißen Wasser hinab, beobachtete wie sich dieses durch die Kräuter dunkel verfärbte. „Wir werden Kamijo töten.“ End Sixth - Notte Dorata Kapitel 7: Avversione Viola --------------------------- Seventh – Avversione Viola (violetter Hass) „normal talk“ »mental talk« //flashback or dream// ~use of magic words~ Der Kopf des kleinen Diebes krachte mit einem Übelkeit erregenden Laut gegen die Metallstange des kleinen Parkplatzes. Benommen suchte sich der Blonde an der Wand nach oben zu ziehen, Blut tropfte aus einer Platzwunde auf den Boden, strömte über das runde Gesicht, lief in die grauen Augen, die noch vor ein paar Minuten mit Verachtung und Überheblichkeit erfüllt gewesen waren. Nun starrten sie voller Furcht zu Shinya hinauf, welcher einen lautlosen Schritt näher trat, auf den Kleineren hinab blickte, sich dann vor ihn hockte, behutsam, damit er seine Kleidung nicht befleckte. „Wo ist er?“ Ein Wimmern brach sich von den Lippen, Blut lief auch aus dem Mund, der andere Mann hatte sich beim Aufprall auf die Zunge gebissen, oder ein paar Zähne waren heraus gebrochen – dem schlanken Vampir hätte es egaler nicht sein können. Als er in den Club gekommen war und begonnen hatte, Fragen zu stellen, war ihm nichts außer abfälligen Lachen begegnet. Man hatte ihm gesagt, dass er lieber zurück zu seiner Mama laufen sollte, anstatt in der Nacht hier herum zu lungern und Dinge wissen zu wollen, die ihn absolut nichts angingen. Das missfiel Shinya. Niemand - nicht einmal Kyo – hatte das Recht, ihn auf diese Art und Weise zu behandeln. Er war kein kleines Kind mehr, er war nicht dumm, oder naiv. Er wusste sich zu verteidigen und er wusste anzugreifen. Es war primitiv und brutal, aber ganz offensichtlich war das die einzige Sprache, die dieser Abschaum verstand. „Ich... ich weiß es nicht.“ Sein Gegenüber spuckte Blut, sah absolut erbärmlich so aus, kroch rückwärts, als Shinya eine feine Braue in die Höhe hob, einen filigranen Finger streckte, um einige Tropfen des roten Goldes aufzufangen, sinnlich abzulecken, wobei er den Blonden seinen Fang sehen ließ. „So? Mir haben kleine Vögelchen ganz andere Dinge gezwitschert. Sie sagten, das Kamijo einmal in der Woche in deinem Club residiert und das er sehr zufrieden mit den Mädchen ist, die du immer zu ihm bringst.“ Eine Welle der Panik flammte in den verschleierten Augen des Verletzten auf, dieser wimmerte, seine Finger rutschen von dem Gestein, an dem sie ohnehin keinen Halt fanden. „Er wird mich töten.“ Shinya summte leise, lutschte an seinem Finger, das Blut schmeckte nicht sonderlich, aber es würde ihn nähren und stärken. „Das werde ich auch tun.“, er legte den Kopf schräg, sah den Blonden mit morbider Unschuld an, seine Stimme der Singsang eines kleinen Kindes.„ Du hast mich wirklich böse gemacht, weißt du? Ich mag es nicht, wenn man mich nicht ernst nimmt, aber ich verspreche dir, wenn du mir sagst, was ich wissen will, dann töte ich dich ganz schnell. Klingt das nicht viel besser, als das, was Kamijo mit dir macht, wenn er herausfindet, dass du mit mir gesprochen hast?“ Wieder brach sich ein Wimmern von den wunden Lippen. Der kleine Mensch sah so gehetzt aus, suchte zu entkommen, obwohl er bereits wusste, dass es aussichtslos war. „Er... er hat einen Landsitz außerhalb der Stadt, aber wo genau, weiß ich nicht! Ich schwöre es!“ Abermals summte Shinya, zufrieden mit der Information, sie war besser, als jede andere, die er bisher erhalten hatte und durch eine genauere Überprüfung würden sich die in Frage kommenden Gebäude sicherlich eingrenzen lassen. „Na siehst du? Das war doch gar nicht so schwer. Und nun komm, komm her zu mir. Du hast dir sogar noch eine kleine Belohnung verdient.“ Seine Instinkte griffen nach den Sinnen des kleinen Mannes, wickelten diesen ein, als er ihn sinnlich anlächelte, beobachtete, wie die Angst wich und vernebelter Lust Platz machte. Der Mensch war in dem Rausch gefangen, der Shinya als Vampir ausmachte, er löste sich von der Wand, krabbelte begierig näher – wie ein kleines, braves Hündchen. Der Blonde packte das Kinn des Diebes, leckte mit einem leisen Schnurren über die Wange, unter ihm bebte der Mann, suchte nach ihm zu greifen, doch er verhinderte es, indem er beide Hände mit seiner freien packte. Dies hier verlief nur nach seinen Spielregeln. Er leckte das Blut von den Lippen, bevor er einen Kuss zuließ, keinen tiefen, nur das Streifen ihrer Münder, aber es reichte, dass der Dieb ganz hart wurde und suchte sich gegen ihn zu reiben, etwas, das Shinya bedingt zuließ, zum Hals wanderte und zubiss. Warmes Gold lief seinen Rachen hinab, als es ihm von dem Herzen seines Opfers zugetragen wurde, der nicht einmal bemerkte, was gerade geschah, sich nur weiter gegen ihn wand, derweil Shinya ihn tötete. Kurz bevor der letzte Funken Leben wich, löste sich der Vampir, riss sich die Zunge und glitt mit ihr über den Biss – sein Blut verheilte die Wunde, ließ nichts außer dem leblosen Körper des Diebes zurück, denn er nun auf dem Boden platzierte, etwas gröber, als er es mit anderen Opfern tat, doch nicht so, dass er doch noch Verletzungen davon tragen könnte. Dann erhob er sich, strich sich durch das Haar und seufzte leise, als sich Arme um seine Mitte schoben. „Du warst gut.“ Kyo raunte dunkel in sein Ohr, küsste seinen Hals knapp unter diesem und der Zierlichere ließ sich gegen seinen Partner zurück sinken, lächelte kurz, es erfüllte ihn mit Stolz, wenn Kyo das zu ihm sagte. „Ich will noch in den anderen Club.“ „Ich werde dich begleiten, dort ist es gefährlicher als hier.“ „Ich weiß.“ Shinya lächelte abermals, drehte den Kopf über die Schulter und bot Kyo seine Lippen, der sie hungrig attackierte – sein Gefährte war äußerst dominant, wenn er zuvor jemand anderen geküsst hatte, was er ihm auch nun bewies, sein Reich plünderte und jede Spur des kleinen Diebes tilgte, bevor er sich zufrieden löste, mit den Knöcheln sanft seinen Kiefer entlang strich. „Lass uns gehen.“ ~~~~~~ „Karyu?“ »Ich bin hier.« Miyavi trat in den Raum, folgte der sanften Stimme, entdeckte seinen Geliebten am Fenster sitzend, wo er in die Nacht hinaus starrte, etwas in den Schatten zu suchen schien, dass der Ältere nicht zu verstehen vermochte und trotzdem seufzte sein Vampir, als er die Arme um ihn herum schob, lehnte sich nach hinten. Eine Weile blieben sie so, schweigend, betrachteten, wie es zu regnen begann, die ersten Tropfen gegen das Fenster schlugen und an diesem herab rannen. Karyu hob einen schlanken Finger, zeichnete die Spuren des Wassers, zwei, drei, vier Mal, dann ließ er die Hand wieder fallen, verflocht sie stattdessen mit denen den Dunkelhaarigen. »Sag mir, dass das hier kein Traum ist.« Wieder diese Frage, wie auch schon die letzten drei Nächte zuvor... Karyu stellte sie, seitdem er aus dem erschöpften Schlaf seiner Wandlung erwacht war und auch dieses Mal antwortete Miyavi mit den gleichen Worten, legte seine Lippen gegen die Stirn seines Freundes. „Es ist kein Traum. Du lebst und du bist hier bei mir. Ich werde dich nicht gehen lassen. Du gehörst mir ganz allein.“ Karyu atmete bebend ein, er brauchte es nicht mehr, doch ein Reflex wie dieser würde nicht verschwinden. Miyavi maß an ihm die Unruhe des jungen Blutsverwandten, strich sanft über dessen Arme, bis sich sein Geliebter halb drehte, sich gegen ihn verbarg, »Es ist so schwer zu glauben... ich war so sicher, dass ich sterben würde.« Der Langhaarige schob seine Finger sanft in den Nacken seines Freundes, streichelte beruhigend darüber, wagte aber sonst nichts weiter zu tun, damit er den Fluss an Gedanken nicht störte, die den Lippen des Jüngeren entflohen – Miyavi wusste von Tatsuro, was geschehen war, im Groben, doch bisher hatte Karyu nicht über diese Nacht gesprochen. »Ich wollte doch nur wieder nach draußen gehen und die Freiheit genießen... ich war so glücklich, dass du mir zugestanden hast zu gehen...« Karyu strich sich über den Hals, suchte wohl nach dem fehlenden Lederband, das er in dieser Nacht getragen hatte. »Hizumi war so süß, es war so schön, ihn und Tatsuro zu beobachten, alle zu beobachten, die im Club waren... die Musik, ich habe sie so genossen und dann...« Karyu presste sich enger gegen Miyavi. »Ich stand an der Bar, als ich es bemerkt habe. Als ich dich anrufen wollte und das Handy nicht dabei hatte. Ich hatte solche Furcht, es war, als würde man mir die Kehle abdrücken oder meinen Kopf gewaltsam unter Wasser halten. Ich wollte, dass du kommst, ich wollte fliehen und ich konnte es nicht... ich konnte mich nicht bewegen!« Karyus Erzählung stockte und Miyavi konnte das stumme, panische Atmen durch seine Kleidung hindurch fühlen – die Finger seines Geliebten gruben sich so hart in den Stoff seines Hemdes, dass dieser knirschte. Beruhigend strich er über das weiche Haar, tat leise summende Laute, wiegte seinen Geliebten hin und her, suchte ihm Schutz und Anker zugleich zu sein. »Er... er war da... seine Worte, sie haben mich beschmutzt, sie haben dich beschmutzt, aber ich konnte nichts tun! Gar nichts... nicht einmal, als er den Karabiner gepackt und weggeworfen hat. Ich habe es versucht, Miyavi. Bitte, ich habe es wirklich versucht!« Er gurrte leise, strich über die Schultern des jungen Vampirs, küsste dessen Schopf, wisperte dann gegen diesen. „Das weiß ich doch, Karyu. Love, du kannst nichts dafür, was er mit dir gemacht hat, ich gebe dir doch nicht die Schuld daran. Es ist alles in Ordnung und du bei mir, ich werde dich nicht von mir stoßen. Ich liebe dich, ich will das du für immer an meiner Seite bist.“ Miyavi wusste nicht genau warum, aber Karyu brauchte diese Sicherheit von ihm, brauchte das Wissen, dass er ihn nun nicht verlassen würde, weil er dachte, dass der Jüngere beschmutzt worden war. Er konnte es sich nur so erklären, dass Karyu Schuld ihm gegenüber empfand, weil er nicht in der Lage gewesen war, sich gegen Kamijo zu verteidigen, vielleicht auch deswegen, weil das alles nicht passiert wäre, wäre er nicht mit in den Club gegangen, aber im Grunde war es so unwichtig. Kamijo hätte Karyu in jeden Fall gefunden, dessen war sich Miyavi sicher. »Er... er hat gesagt, dass ich deiner nicht würdig bin... « Karyu schluchzte lautlos, Miyavi sah es daran, wie die Schultern seines Geliebten bebten. »Er sagte, ich sei nur dazu zu gebrauchen, meinen Körper zu benutzen und mich wie eine kleine Hure zu behandeln und das er mich nur wandeln würde, damit er genau das mit mir machen kann... er wollte mich zu seinem Sklaven machen... eine Ewigkeit in Ketten gesperrt und an ihn gebunden.« Der Vampir bebte mit seinem Gefährten, in Zorn und Schmerz gleichermaßen – er begriff nicht, was eine Seele dazu treiben konnte, dermaßen Schwarz zu werden... Kamijo war ein Monster, gesegnet mit einem unsterblichen Körper und einer Macht, die ihm erlaubte, all dies zu tun, ohne das er je eine Strafe dafür hatte tragen müssen. »Er hat nicht geschafft, mich zu bekommen, Miyavi. Aber er wird es nicht aufgeben, er wird kommen und mich holen und er wird alle töten, die ihm im Weg stehen. Dich, Kyo, Shinya... und auch Hizumi und Tatsuro...er wird euch leiden lassen, eure Leiber auseinander reißen und sich in eurem Blut baden.« Karyu klammerte sich in Verzweiflung an seinen Geliebten. »Er wird mir alles wegnehmen und er wird sich an meiner Pein erfreuen...« „Ich lasse das nicht zu.“ Miyavi legte die Hand unter Karyus Kinn, hob es und zwang seinen Vampir dazu, ihn anzusehen, wischte mit dem Daumen unter den Augen entlang, tilgte die Spuren der roten Tränen[1]. Sanft berührte er die Lippen, küsste sie zärtlich. „Er wird dich nicht bekommen. Und er wird auch niemand töten.“ »Versprichst du es?« Karyu sah ihn flehend an, die Hände auf seinen Unterarmen – er war so aufgelöst, bar jeder Kontrolle... so verängstigt, wie ein kleines Kind, dass man irgendwo ausgesetzt hatte und wieder strich Miyavi über die Wangen, streichelte die Tränen davon, küsste die Stirn. „Ja.“ Ein bebender Atemzug floh von den Lippen des Neugeborenen, dann lehnte sich Karyu seinen Lippen entgegen, erbat sich einen tieferen Kuss, lockte Miyavi in sein Reich, ließ sich von ihm plündern... er wimmerte in Gedanken, doch seine Hände in Miyavis Haaren hielten ihn fest an Ort und Stelle und machten klar, dass es nicht genug war, nie genug sein würde. Miyavis Berührungen hingegen waren weniger fanatisch, weniger verzweifelt – er wollte Schutz geben und Sicherheit, war deswegen ruhig und bedacht, derweil Karyu an seinem Oberteil riss, sich nicht nahe genug an ihn heran bringen konnte. »Mehr.« Wieder das Wimmern in den Gedanken des Kurzhaarigen. »Miyavi... bitte, gib mir mehr.« „Nein.“ Um den Stich aus seiner Abweisung zu nehmen, küsste er seinen Geliebten immer wieder, wiegte ihn sanft hin und her, schob auch die Beine um ihn, so dass dieser, so weit es ging, von ihm umgeben wurde. „Du musst dich mir nicht anbieten, damit ich dich festhalte.“ Karyu schluchzte harsch, verbarg sich abermals gegen den Älteren und dieser küsste die Schläfe, kämpfte die eigenen Tränen zurück, es zerrte an ihm, seinen starken, wunderbaren Heiler in einem solch Zustand zu sehen, immer wieder schwankend zwischen einer beängstigenden Stille und Zusammenbrüchen wie diesen hier. Und auch wie die letzten Male dauerte es lange, sehr lange bis sich sein Vampir beruhigte, am Ende still gegen ihn ruhte. „Love?“ Ein leises, müdes Summen antwortete ihm mental – Karyus Tränen hatten den noch immer schwachen Körper des jungen Blutsverwandten vollkommen ausgelaugt. „Du musst etwas trinken.“ »Müde...« Er summte leise, strich mit den Knöchel seiner Finger über Karyus Wange. „Ich weiß, doch du musst etwas trinken, um dich zu stärken. Du willst doch nicht, dass Hizumi sich Sorgen machen muss, oder?“ Der Blick seines Geliebten hob sich, dieser hielt sich noch immer an seinem Oberteil, aber es war lockerer geworden. »Hizumi?« Miyavi summte leise, strich mit einem Finger über die Lippen, etwas Spucke lag auf diesen. „Ja. Er ist heute Abend endlich aufgewacht und hat gleich nach dir gefragt.“ Der Mensch war die gesamte Zeit über mehr bewusstlos denn wach gewesen, er hatte es Karyu nie gezeigt, aber es hatte ihn immens gesorgt – wäre Hizumi seinen Verletzungen erlegen, dann hätte es seinen Karyu gebrochen. Aber der Kurzhaarige hatte einen starken Willen zu leben, hatte das Fieber und die beginnenden Infektionen geschlagen, die Tatsuro mit seiner Gabe nicht hatte berühren können. »Kann ich zu ihm?« „Natürlich.“ Miyavi lächelte, strich ein paar der Strähnen aus Karyus Stirn. „Aber vorher musst du dich nähren, auch damit du keine Gefahr für ihn bist... du bist noch jung und kannst deine Instinkte noch nicht so kontrollieren, wie es Shinya kann.“ Sein Geliebter nickte und er lächelte weiter für diesen, lockte ihn höher an seinen Hals, beobachtete, wie die Lider flatterten, Karyu tiefer einatmete, ohne Zweifel das Blut roch, dass durch seine Adern floss – der Geruch war immer intensiver, wenn sie gerade auf Jagd gewesen waren. Schlanke Finger legten sich gegen seinen Hals, gefolgt von weichen Lippen und einer Zunge, die immer wieder über eine bestimmte Stelle glitt, dann fühlte Miyavi Karyus Fang und wie dieser seine Haut brach. In Gedanken hörte er Karyu keuchen, als dieser die ersten Schlucke nahm, weswegen er diesen eng an sich zog, sich ihm vollständig öffnete[2], ihn alles fühlen ließ, seine Liebe, seine Sorge um ihn, das Glück, dass er empfand, dass Karyu ihn nicht hasste, seitdem er erwacht war, dass er nicht verabscheute, was er nun geworden war, sondern dies neue Leben im Grunde mit offenen Armen empfing, wäre er nicht so erschrocken und furchtsam. Es brauchte ein wenig, dann löste sich Karyu von ihm, schien zu beobachten, wie sich die Wunde schloss, denn erst dann hob dieser den Blick zu ihm – Miyavi lächelte sanft, strich noch einmal über die feuchten Wangen, tilgte die Letzten der Tränen. „Komm, wir bringen dich ins Bad, damit du dich waschen kannst und dann gehen wir zu Hizumi. Okay?“ Sein Geliebter nickte, atmete tief aus, als suche er sich zu sammeln, dann schob er sich aus Miyavis Armen, erhob sich noch etwas unsicher. Der Ältere fasste ihn sanft unter dem Ellenbogen, stützte ihn und erhielt dafür ein dankbares Lächeln, als sie gemeinsam in den angrenzenden Raum hinüber gingen, in welchen sich Karyu auszog und die Dusche einschaltete. Er hielt die Hand eine ganze Zeit unter das Spray, beobachtete fasziniert, wie die Tropfen auf seine Haut schlugen und dort perlten. »Es fühlt sich so anders an...« „Deine Sinne sind viel schärfer nun... du wirst lernen, dass es bei allem ist, das du siehst, hörst, berührst, schmeckst und riechst. Es ist am Anfang noch überwältigend, aber du wirst dich sehr schnell daran gewöhnen.“ Karyu sah ihn an, dann trat er unter die Dusche, keuchte lautlos, aber Miyavi sah, wie schnell die Empfindung des noch Befremdlichen schwand, Karyu das heiße Wasser lange genoss und wesentlich gefasster wirkte, als er der Kabine wieder entstieg. Der Langhaarige wickelte seinen Geliebten in einen Bademantel, legte einen sanften Kuss auf die Lippen, als er das nasse Haar trocken rubbelte. »Wo sind Kyo und Shinya?« „Unterwegs. Sie suchen nach Hinweisen, die uns näher zu Kamijo bringen werden.“ Karyu hielt seine Finger fest, sah ihn gequält an. »Das ist gefährlich!« Miyavi seufzte, drehte seine Hände, damit er die des Anderen gegen seine Brust gedrückt halten konnte. „Das wissen wir, aber hier zu sitzen und nichts zu tun, ist auch nicht besser. In einer direkten Konfrontation haben wir bessere Chancen.“ Der Vampir streichelte sanft über den Handrücken. „Kyo wird Shinya nicht allein lassen.“ Ein seichtes Nicken, dann wurden seine Finger gedrückt, weswegen er abermals für seinen Geliebten lächelte, diesen zurück in den Schlafraum brachte, wo er ihm lockere Kleidung heraus suchte. »Miyavi?« Er summte leise, pausierte darin, ein Oberteil zu finden, in dem sich Karyu wohl fühlen würde, drehte sich halb zu diesem herum, sah, dass dieser die Hand um seinen Hals gelegt hatte. »Legst du mir wieder ein Halsband um? Ich... fühle mich sicherer damit.« „Wenn du es gerne möchtest?“ Der Neugeborene nickte seicht. »Bitte.« Miyavi lächelte, nahm die Sachen und brachte sie zu dem auf dem Bett Sitzenden, lehnte sich zu diesem, um die süßen Lippen in einem tiefen Kuss zu fangen. „Wir holen eines und dann gehen wir zu Hizumi.“ ~~~~~~ „..zumi. Hizumi.“ Jemand rief ihn – er kannte die Stimme, dieser warme Klang, der ihn einhüllte wie ein sanfter Sommerregen. Wer war es? Seine Lippen öffneten sich mit einem leisen Seufzen, dann flatterten seine Lider, hoben sich und gaben den Blick auf unfokkusierte Tiefen wieder, die suchten, dass Gesicht über sich zu erkennen. „Tatsuro...“ Es war ein Wispern, ein Wort, ohne wirklichen Laut dahinter, doch er Angesprochene nickte, streichelte sanft über die Stirn des Liegenden. „Du bist bei mir geblieben....“ Der Lichtmagier legte einen Finger gegen die trockenen Lippen. „Natürlich bin ich bei dir geblieben.Versuch nicht zu reden. Du musst dich ausruhen, die letzten Tage haben dich sehr viel Kraft gekostet.“ Hizumi blinzelte langsam, suchte nach den Brocken an Erinnerungen zu greifen, die wild in seinem Kopf durcheinander purzelten – es war schwer eine von ihnen zu halten... nur das Bild von Karyus gebrochenen Körper blieb eine feste Konstante, sein Freund so blass, besudelt von Blut... es schnürrte seine Kehle zu. „Karyu?“ „Es geht ihm gut, du hast ihn gerettet.“ Tatsuros Stimme war sanft und sicher, Hizumi nickte, glaubte jedes Wort – er erinnerte sich ja nicht daran, jedes Mal nach dem Größeren gefragt zu haben, wann immer er wach genug gewesen war, der Bewusstlosigkeit zu entkommen. Eine Zeit verweilten sie in Schweigen, die Augen des Schwarzhaarigen kippten immer wieder zu und Tatsuro blieb schlicht an dessen Seite sitzen, kämmte behutsam durch das weiche Haar, strich sanft und beruhigend über die Haut. „Deine Hände...“, wieder war es nur ein Hauch, kaum zu verstehen, „...sie sind so warm. Wie der Sonnenschein...“ Der Langhaarige lächelte sanft, lehnte sich dann nach vorn, um Hizumis Stirn mit ebenso warmen Lippen zu streifen. „Schlaf noch etwas.“ Ein Seufzen entfloh den Lippen, eine Antwort, oder aber nur eine einfache Reaktion auf seine Stimme, dann ebnete die Atmung des Menschen aus und gerade als sich Tatsuro erheben wollte, schlossen sich die Finger seicht um die seinen – Hizumi hatte bei weitem nicht die Kraft, sie richtig festzuhalten. „Was ist nur passiert, Suro?... Wo bin ich da nur hinein geraten...? Dieser... dieser Mann... er hatte Fangzähne und dann du... deine Augen...? Kann mir jemand eine Antwort geben...? Ich bin so verwirrt...“ Die Stimme des Liegenden verlor sich, als dieser von den Schwingen des Schlafes umhüllt in Bewusstlosigkeit sank und der Lichtmagier beugte sich noch einmal über ihn, küsste ihn sanft. „Ich werde dir alles erklären, ich verspreche es dir.“, Tatsuro strich durch das Haar, wickelte es sanft um seine Finger, berührte auch dieses mit den Lippen, „Ruh dich nur noch etwas aus, meine geliebte, so lang vermisste Seele.“ Er hatte die Vorhänge weit geöffnet und die Türen des Balkons geöffnet, als es klopfte. „Bitte.“ Die Tür öffnete sich lautlos und ebenso still trat erst Miyavi, dann Karyu ein, wobei der Letztere sofort einen Blick auf das Bett warf, aber in der Nähe des älteren Vampirs blieb, seinen Blick aus dunklen, nun zeitlosen, Augen traf. „Ich würde dir niemals verwehren, zu ihm zu gehen.“ Tatsuro erhielt keine Antwort, doch Karyu löste sich von Miyavis Seite, ging zum Bett, setzte sich auf dieses, griff behutsam nach Hizumis Hand. »Hizu...« Es war ein Seufzen, voll von Zuneigung und Erleichterung – Karyus Finger wanderten sanft über Hizumis Gesicht, den Hals... dann stockten sie, zogen den Bademantel des Mensch beiseite, strichen über die blasse, unversehrte Haut, nur einige Sekunden, dann hob sich der Blick und abermals fand sich Tatsuro von den dunklen Augen gefangen. »Er ist vollkommen unverletzt.« „Ich habe seine Wunden geheilt.“ Es war sinnlos, Karyu zu belügen, zumal Miyavi es sicher nicht sehr gut heißen würde, weswegen er dem Blick standhielt näher zu dem Bett schritt. »Wie?« „Ich bin ein Lichtmagier. Im Gegensatz zu dir, kann ich mit meiner Gabe nur die Wunden von anderen schließen, aber nicht die Meinigen.“ »Hast du... Kamijo...?« Karyus Stimme verlor sich, doch der Langhaarige wusste auch so, was dieser ihn fragen wollte, weswegen er den Kopf schüttelte. „Nein. Hizumi hat sich zwischen dich und ihn geworfen und so unterbrochen. Ich habe nur dafür gesorgt, dass er gezwungen war, sich zurück zu ziehen.“ Karyu nickte seicht, strich sanft über das Haar des Schlafenden, beobachtete diesen lange, lange Momente, bevor er den Blick abermals hob, die Lippen öffnete, wie als wolle er etwas sagen, doch was immer es war, es erreichte ihre Gedanken nicht, wurde von einem lauten Poltern im Erdgeschoss unterbrochen. Sofort waren Miyavi und auch Tatsuro bei der Tür, doch der Vampir hob einen Arm, hielt den Lichtmagier so barsch auf. „Ich werde allein gehen. Bleib hier und pass auf die Beiden auf.“ »Miyavi!« Der Schwarzhaarige lächelte sanft über seine Schulter, sah zu seinem Geliebten, welcher sich ebenfalls erhoben hatte, aber noch beim Bett stand. „Ich bin gleich wieder bei dir.“ Sein Blick streifte ein letztes Mal Tatsuro, als er dessen Geist berührte. »Verbarrikadiere die Tür.« Miyavi zog die Stilette aus seinen Stiefeln, während er in die Dunkelheit des langen Ganges lauschte – hinter ihm klickte es leise, also hatte der Lichtmagier tatsächlich abgeschlossen. Zwar war der Vampir diesem gegenüber noch immer skeptisch, doch zumindest schien er kein Feind zu sein. Hätte er sie töten wollen, hätte er schon längst die Gelegenheit dazu gehabt und so waren sein Geliebter und dessen Freund zumindest nicht schutzlos, falls es einen Angriff von anderer Stelle gab. Unten krachte es wieder, dann hörte er, wie eine seiner großen Vasen zerschellte – wirklich, etwas vorsichtiger konnten sie mit seinem Eigentum umgehen, wenn sie schon so stümperhaft in sein Haus eindrangen. Lautlos lief er zu dem großen Treppen und lauschte. Er konnte weder Herzschlag noch Atem ausmachen, was bedeutete, dass die Fremden ebenfalls Vampire waren... weswegen machten sie dann einen solchen Krach? Wollten sie ihn wohlmöglich absichtlich in eine Falle locken, indem sie in bestimmten Abständen Gegenstände und Mobiliar zerbrachen? Miyavi schnaubte seicht. Das hier war sein Haus, da spielte er sicher nicht so, wie sie es wollten. Lautlos schwang er sich über das Geländer, ließ sich in die untere Etage fallen, das Stilett zum Angriff erhoben, doch nichts, hier war niemand. In dem wenigen Licht des Mondes, das durch die Scheiben herein fiel, sah er die Scherben der Vase und die geöffnete Haustür – das Schloss war unversehrt. Wie zum Teufel hatten sie das gemacht? Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, da trug ihm der seichte Wind den fernen Geruch von Blut zu, darunter etwas anderes, süßes, das er nicht einordnen konnte. Seine Stirn runzelte sich, als er sich erhob, sich in den Schatten haltend weiter fortbewegte. Der Geruch wurde intensiver, als er die Scherben passierte und er sah, dass auf dem Sockel der Vase Spuren blutiger Finger hafteten... sie waren nahezu vollkommen verschmiert und sie regten einen Funken Sorge. »Kyo? Shinya?« Keine Antwort, doch in der Küche brannte Licht, weswegen er in diese Richtung eilte – kein Verbrecher der Welt würde das Licht anmachen, wenn er in ein fremdes Haus eindrang. Es schepperte laut, kurz bevor er den Raum erreichte, weswegen er die Tür einfach aufstieß und hindurch stürmte, unvorsichtig, das wusste er, doch es war ihm egal. „Kyo!“ Der blonde Vampir lehnte schwer auf der Anrichte, keuchte, als er Blut ins Waschbecken spuckte, dann hustete... Miyavi sah, dass er ein Geschirrtuch an seine Seite presste, einige andere lagen schon benutzt am Boden, dazwischen Scherben von herunter gerissenem Geschirr. Der Geruch nach Blut lag schwer in der Luft, Miyavi sah überall blutige Abdrücke, weswegen er zu Kyo stürzte, diesen um die Mitte fing, als dessen Knie nachgaben. Ihr Aufprall war schmerzhaft, da sich der Langhaarige nicht hatte wirklich koordinieren können, aber er hatte zumindest den Kopf seines Freundes vor einem Aufschlag bewahrt. Nun keuchte er entsetzt, er sah nicht alle Wunden, aber Kyos Oberteil war vollkommen zerfetzt, überall blutete er, dazwischen dunkle Blutergüsse, Kratzer und Schnitte. „Kyo! Was ist passiert?“ Er schüttelte den älteren Vampir, zerrte ihn in eine halb sitzende Position, doch außer einem Stöhnen wich nichts von den aufgeplatzten Lippen, die dunklen Augen blinzelten ihn fiebrig an, als sie sich einen Spalt weit öffneten. „Kyo!“ Miyavi schluchzte es regelrecht, als er das gefallene Geschirrtuch nahm und es auf die ihm am stärksten blutende Wunde drückte – abermals ein Stöhnen, ein Krampfen... Kyos Haut war aschfahl, von einer Schicht rötlichem Schweiß bedeckt und wieder dieser süße Geruch. „Oh Gott...“ Kyo war vergiftet worden... deswegen heilten die Wunden nicht.[3] Irgendjemand hatte ihn zusammengeschlagen, vergiftet und dann wie einen Hund auf die Straße geworfen, denn die Kleidung war dreckig, von Regen durchnässt. Mit rasendem Herzschlag wuchtete er Kyo auf seine Arme, rannte mit diesem die Treppe hinauf. „Tatsuro!“ Oben schlug die Tür gegen die Wand und einen Moment später war der Lichtmagier an seiner Seite, half ihm Kyo zu tragen. „Hilf ihm! Bitte, hilf ihm!“ Miyavi zitterte am ganzen Körper und auch Karyu war von Hizumis Seite zu ihnen gestürzt, hielt nun den Kopf des Blonden auf seinem Schoss gebetet, strich mit bebenden Fingern durch das wirre Haar. Der Magier durchtrennte das Oberteil ganz, legte die Brust des Vampirs bloß, schob seine Hände darüber, schloss dann die Augen, doch noch bevor er anfangen konnte, seine Magie zu sammeln und in den Körper des Vampirs fließen zu lassen, bäumte sich dieser auf, stöhnte gebrochen. Die Augen öffneten sich abermals, doch im Gegensatz zu vorher war der Blick scharf, vollkommen konzentriert – Kyo kämpfte harsch gegen seinen schwachen Körper, gegen seine Bewusstlosigkeit. Mit einem Laut, der fast ein Schrei war, packte er das Oberteil Miyavis, zerrte diesen zu sich herunter und an seine Lippen. „Er hat Shinya.“ End Seventh - Avversione Viola [1]Wenn meine Vampire weinen, dann mischt sich die Tränenflüsssigkeit mit Blut, daher sind sie rot, das gleiche passiert auch, wenn sie zu schwitzen beginnen. [2]Wenn sich meine Vampire gegenseitig beißen, oder der eine den anderen nährt, teilen sie eine so innige Verbindung, dass es ihnen möglich ist, ihre Gefühle, Gedanken und Erinnerungen zu übermitteln. Sie können dabei aussuchen, was sie dem anderen zeigen und sich gegeben falls auch vollständig verschließen. [3] In meinem Universum gibt es nicht viele Dinge, die einen Vampir wirklich gefährlich werden können, vor allem wenn sie ein Alter erreichen, wie es Kyo hat. Dennoch gibt es diverse Gifte, die den Leib meiner Vampire affektierten und eines davon ist Quecksilber. Es bewirkt, dass sich die Wunden eines Vampirs nicht mehr schließen, da es die Selbstheilung auf chemische Art und Weise unterbricht. Ältere Vampire, die vergiftet wurden, leiden unter Fieber, Schmerz und Schüttelfrost, haben aber theoretisch eine gute Chance zu überleben, wenn sie nicht anderweitig verletzt sind, junge Vampire (so wie Karyu und Shinya) würde eine Quecksilbervergiftung sehr wahrscheinlich umbringen, da sie nicht genug Kraft haben, die sie brauchen, bis das Gift abgebaut ist. Kapitel 8: Vendetta Rossa Part A -------------------------------- Eight – Vendetta Rossa (rote Rache) Part A „normal talk“ »mental talk« //falshback or dream// ~use of magic words~ ~~~~~ stands for a shifing timeline 52 Stunden. Gottverdammte zwei Tage war es nun her. Und noch immer kämpfte Kyō gegen das Gift in seinem Körper. Kämpfte gegen den Tod, denn auch wenn Tatsuro alle Wunden geschlossen hatte, das Blut war verloren und konnte nicht ersetzt werden. Sie versuchten es. Zur Hölle, Kyō versuchte es. Er trank, wann immer er wach genug dazu war, wusste, dass es der einzige Weg war, wie er Shinya helfen konnte, doch er erbrach sich immer wieder. Geschüttelt von Krämpfen und Schmerzen, die die meiste Zeit so heftig waren, dass der Blonde steif in fötaler Position dalag. Er atmete abgehackt, weil die uralten Instinkte seines Körpers dachten, der Sauertsoff würde helfen, dass Quecksilber zu vertreiben. Miyavi biss sich auf die Lippen, als er den heißen Körper seines Freundes zu sich auf den Arm wuchtete, damit Karyu die blutbefleckten Lacken wechseln konnte. Kyōs Haut war ungesund grau, über und über von einem feinen Film an Rot bedeckt. Auf seiner Stirn, zwischen den nassen verknoteten Strähnen, perlte der Schweiß größer, fiel von den Schläfen, sammelte sich am Kiefer und im Halsbereich. Kyō stöhnte gebrochen, als ein neuer Krampf kam, seine eine Hand packte Miyavis Oberteil, riss harsch daran, als er keuchte. Sein Atem, er klang so gequält, so verzweifelt! De Langhaarige fühlte Tränen, presste deswegen die Lider so fest aufeinander wie er es konnte, wog sich und Kyō seicht hin und her, wisperte zusammenhanglose Worte. Lügen, an die er selbst nicht mehr glauben konnte, doch sie waren alles, an das sie sich klammerten. Miyavis Wange ruhte gegen Kyōs Kopf, als er flüsterte, während der Mann in seinem Armen zitterte, immer wieder wimmerte. Dann hustete Kyō so harsch. Es klang, als würde er in jedem Moment seinen Lungen hervorbringen. „Es wird alles gut, du wirst gesund. Wir werden Shinya finden. Du wirst ihn retten, so wie du ihn jedes Mal rettest...“ Unsinn! Leere Worte und Versprechungen! Kyō würde das hier nicht überleben. Miyavi musste sich zwingen, nicht zu schluchzen, als er den Blonden zurück auf das Bett legte – abermals war dieser bewusstlos. Die Finger des Blonden waren von seinem Oberteil gefallen und der Kopf in den Nacken gesunken. Er war wie eine Puppe, mit der man gespielt und dann achtlos weggeworfen hatte, weil sie nicht mehr hübsch genug war. Karyus Finger strich über Kyōs Gesicht, dann nahm der Heiler einen Lappen, nässte ihn und glitt mit diesem über die Haut. Unendlich sanft, als würde er befürchten, dass er dem Blonden ebenfalls Schmerz bereitete. In den dunklen Augen des Heilers standen Tränen und der Vampir wusste, dass sein Geliebter wusste, dass sie die letzten Stunden mit Kyō verbrachten. Und so gerne Miyavi etwas gesagt hätte, versucht Hoffnung zu schenken, er konnte nicht. Seine Kräfte waren am Ende und die Lüge, die er sich selbst vorgebetet hatte, zerbrach mehr und mehr. Karyu lehnte sich über den Älteren, küsste sanft die Stirn, seine Schultern bebten dabei... es tat Miyavi so weh, seinen Geliebten so zu sehen. Er zog ihn in die Arme, nachdem er nach dessen Hand gegriffen und leicht gezogen hatte und nun vergrub sich Karyu geradezu gegen ihn, schluchzte harsch. Miyavi fühlte es, weil sich der ganze Leib des Heilers krampfte. »Es ist meine Schuld!« Hände packten sein Oberteil, zogen hart daran.»Wenn ich nicht in eurer Leben gekommen wäre, dann wäre das alles nie passiert! Kyō würde es noch gut gehen und Shinya...« „Hör auf damit!“ Miyavis Stimme war gequält, als er sie aus seiner zugeschnürten Kehle presste, Karyu von sich schob und dabei schüttelte. „Nichts davon ist deine Schuld! Du kannst nicht dafür, dass Kamijo solch ein Bastard ist! Und ich bin verdammt noch mal heilfroh, dass du in unser Leben gekommen bist! Du hast mich gerettet! Du und dein Feuer! Also sag nicht, dass es falsch war!“ Er zog Karyu wieder gegen sich, hielt ihn mit knochenbrechender Kraft, tat ihm mit Sicherheit weh, doch Karyu erwiderte die Umarmung mit der gleichen Stärke, dem gleichen Verlangen, brauchte es und wollte noch mehr. »Verzeih... bitte verzeih...« Miyavi schüttelte den Kopf, presste die Lider aufeinander, als er Karyu noch enger an sich zog, ebenso, wie sich dieser härter an ihn klammerte. „Shinya und Kyō wären traurig, wenn du so denkst. Sie lieben dich und sie wussten, was es bedeutet, als sie entschieden haben, dass du bei uns leben sollst. Sie wussten, dass es immer Gefahr geben würde, solange Kamijo am Leben ist. Sie wussten auch, dass es Gefahr bedeutete, nach ihm zu suchen und sie haben es trotzdem getan, weil sie wollten, dass es endet. Sie wollten, dass du glücklich bist und frei. Enttäusche sie nun nicht, indem du die Schuld in dich hinein frisst.“ Er streichelte sanft über Karyus Wangen, beobachtete, wie sein Geliebter einen tiefen Atemzug nahm, dann nickte. »Wir müssen Shinya zurückholen.« Miyavi nickte, griff ein allerletztes Mal nach der Lüge, die geschlagen und blutend am Boden vor ihm lag. „Ich weiß. Und das werden wir auch, sobald Kyō...“ »... wieder gesund wird?« Karyu unterbrach ihn und der gerade besiegte Schmerz kehrte in die Augen zurück. »Glaubst du wirklich daran, dass er es schafft? Bist du nicht nur noch hier, weil du ihn in seinen finalen Momenten nicht allein lassen willst?« Die Lippen des älteren Vampirs öffneten sich, doch nicht ein Wort entfloh ihm – was konnte er darauf auch sagen? Es abermals verleugnen? Wo die Wahrheit doch so offensichtlich war? Und so sah er Karyu nur stumm in die Augen, welcher sich neben Kyō abstützte, die Finger in den Laken vergraben. Alles, dass sie tun konnten, war zu warten. Und an Kyōs Seite zu bleiben. Karyu war eingeschlafen. Sein Kopf lag neben dem von Kyō, aber im Grunde kniete er vor dem Bett und hielt die heiße Hand des blonden Vampirs fest. Miyavi seufzte leise, als er sich erhob, eine Decke nahm und sie sanft über den schlanken Mann legte. Dieser würde sicherlich verkrampft sein, wenn er wieder erwachte, doch wenn er ihn nun bewegte, würde er sich wehren und der Langhaarige war froh, dass er endlich ein wenig ruhte. Sanft berührte er die Schläfe mit den Lippen, festigte die Decke um die Schultern, dann setzte er sich abermals zu Kyō, strich behutsam mit den Tuch über sein Gesicht. Dann legte er es in die Schüssel hinter sich, wo er es mit frischem Wasser tränkte, auswrang und die Prozedur wiederholte. Kyōs Lippen öffneten sich, als das Tuch erneut gegen seine Wange ruhte und Miyavis Herz machte einen einzigen, aufgeregten Satz... es war das erste Zeichen seit Stunden! »Kyō?« Erst war da nichts, dann eine fahrige Bewegung der Finger. Es konnte ein reiner Reflex sein, weswegen der Vampir seinen Freund erneut rief, wünschte, dass er deutlicher reagierte, dieser die Augen öffnete. Dieser Anblick war Miyavi nicht vergönnt, doch Kyōs Finger hoben sich seicht, als wollten sie zugreifen. Der Langhaarige presste sich näher an seinen Freund, schon einen Arm unter dessen Schultern hindurch und griff mit der freien Hand nach Kyōs. Gab ihm einen Anker. »Kyō? Kannst du mich hören?« Ein leises Stöhnen, so fein, doch es reichte, dass Karyu aus seinem Schlaf gerissen wurde, sich auf dem Bett stützte. Die Decke fiel von seinen Schultern und blieb vergessen liegen. »Ist er wach?« Miyavi schüttelte seicht den Kopf, strich mit dem Daumen über die Finger des Kleineren. »Ich bin nicht sicher.« Sie sahen beide zu Kyō, welcher leise keuchte, wie als würde er suchen tiefer Luft zu holen und es einfach nicht können. Der Leib spannte sich wie unter einem weiteren Krampf an, aber es war schnell klar, dass es mehr ein Kampf war. Das Bewusstsein des Blonden suchte an die Oberfläche zu dringen, Herrschaft über Sinne und Bewegungen zu erlangen. Und obgleich Miyavi seine Hoffnung treten und zurück drängen wollte – denn dies hier konnte auch den allerletzten Moment bedeuten! – eroberte sie ihn in Sekunden. Karyu erging es genauso, er sah es an dem Gesicht, den Augen, den zitternden Fingern. »Komm schon, Kyō. Kämpf weiter!« Es war ein Flehen, dass auf seinen eigenen Lippen gelegen hatte und er beobachtete mit hämmernden Herzen, wie sich die Zunge des Blonden hervor stahl, über trockene, aufgerissene Haut fuhr, ohne Linderung geben zu können. „Shin...“ Nur ein Hauch, ein Wort ohne wirklichen Ton dahinter, doch für Miyavi und Karyu der schönste Laut der letzten, finsteren Stunden. »Wir werden ihn zurückholen... du wirst ihn retten.« Abermals dauerte es, bis Kyō reagierte, seicht den Kopf schüttelte. „Nein... nicht ich... ihr...“ Karyu schüttelte den Kopf, sein Gesicht von Leid erfüllt – nun war er es, der die Wahrheit leugnete und sich an die Hoffnung klammerte. »Sag so etwas nicht!« Ein Mundwinkel des Älteren zog sich in die Höhe. „Wisst es doch... zuhören...“ Er drückte Miyavis Hand so fest er konnte, suchte den Langhaarigen näher zu ziehen, was dieser befolgte, sich dicht zu den Lippen lehnte. „Shinya... sie haben ihn nach Norden gebracht... sie sagten... großes Anwesen... niemand wird ihn dort schreien hören. Holt...“ Kyō keuchte, bäumte sich unter einen plötzlichen Krampf auf. Sein Körper hyperventilierte, begriff einfach nicht, dass Sauerstoff nicht helfen konnte, dass er anders lebte – Miyavi fauchte schmerzerfüllt, als sein Freund die Knochen seiner Hand zertrümmerte, doch er ließ ihn nicht los, ebenso wenig wie Karyu, welcher Kyō nach unten drückte, sein Gesicht mit beiden Händen festhielt. Ein Schrei brach sich von den wunden Lippen Kyōs, heiser, unmenschlich. Gemischt mit gurgelndem Schluchzen und Röcheln. Es war die Hölle. Und es dauerte ewig. Als es aufhörte, brach Karyu über Kyō zusammen, schlicht weil es keinen Widerstand mehr gab. Keine Regung mehr. Nur ein dünner Rinnsal an Blut der aus Kyōs Nase lief. »Nein. Nein, nein, nein!« Karyus Hände fingen panisch das Gesicht des unter ihm Liegenden, als er stumm zu schluchzen begann. »Nein, nein, nein, nein....« Wieder. Und immer wieder dieses eine Wort. Als würde es etwas bewirken können. Als würde es das Schicksal aufhalten können. „Karyu...“ Auch Miyavi weinte, rote Tränen, die über seine Wangen rannen, als er auf das Bett krabbelte und seinen Geliebten von hinten umarmte. Nach dessen Händen griff, die immer wieder über Kyōs Stirn strichen, das Haar aus dieser kämmten. „Karyu. Bitte.“ Nur ein wildes Kopfschütteln. Karyu konnte das hier nicht akzeptieren. Egal, was er zuvor auch gesagt hatte, egal wie sehr er es gewusst hatte. Dies hier passierte nicht! „Karyu! Lass ihn los! Lass ihn gehen!“ Miyavi zog hart an ihm, löste seine Hände gewaltsam von dem leblosen Körper, bewegte sich rückwärts, bis sie beide vom Bett fielen. „Ist gut, ist ja alles gut...“ Die Worte des Vampirs wurden immer wieder durch qualvolles Schluchzen unterbrochen und abermals schüttelte Karyu nur den Kopf, kämpfte gegen die Arme, die ihn unerbittlich hielten. »Nein! Nichts ist gut! Gar nichts! Kyō.. Shinya...« ~Ruhe~ Tatsuros Stimme schälte sich von den Wänden, ein Wispern und ein Sturm. Karyus Lider flatterten, als er lautlos keuchte – dann sank er bewusstlos in Miyavis Armen zusammen, der sein tränenüberströmtes Gesicht in Richtung der Tür wandte. Der Lichtmagier stand in dieser, beide Hände gegen den Rahmen gestützt. Die dunklen Iriden waren gejagt, teilten Miyavi ohne ein Wort mit, dass dies nicht der erste Tod war, denn der Andere miterlebt hatte. Die große Standuhr in der Eingangshalle schlug vier Mal. Miyavi schloss die Augen. Wuchtete Karyu auf seine Arme und trat zu Tatsuro, übergab ihn. „Wasch ihn und bring ihn zu Hizumi. Ich kümmere mich um Kyō. Dann holen wir Shinya.“ Tatsuro schwieg einen Moment, dann: „Er ist möglicherweise nicht mehr am Leben. Getötet durch Kamijos Qualen. Oder seine eigene Hand.“ „Ich weiß.“ Miyavis Stimme war leise, bar jeglicher Emotion. „Es ist egal, was wir finden werden. Ich werde nichts von ihm Kamijo überlassen.“ Der Lichtmagier nickte einmal, bevor er sich herum drehte und ging. Miyavi starrte an einem Punkt der hinter Tatsuro gelegen hatte und es brauchte, bis er sich überwinden konnte, an das Bett zurück zu kehren. Er strich über Kyōs Bein, hinauf über den schlanken Körper bis zum Gesicht. Tränen brannten in seinen Augen, doch er verbot sich, sie fallen zu lassen. Stattdessen zog er die Decke weg, hob seinen langjährigen Freund in die Höhe, drückte ihn eng an sich. Seine Stirn gegen die des Blonden ruhen lassend, trat er zur Tür und aus dem Raum. Das sie so auseinander gerissen werden würden. Miyavi konnte es nicht greifen – er fühlte sich taub. Benommen. Als würde er inmitten eines Ozeans ausgesetzt dahin treiben. Ein Meer voll von Blut. Kyōs Blut. Shinyas Blut. Schuldgefühle übermannten ihn. Die gleichen Emotionen, die er Karyu zuvor verweigerte, indem er ihm gesagt hatte, dass er die beiden Vampire nicht enttäuschen dürfe. Das sie traurig sein würden, über solche Gedanken. Und dennoch... … Er hätte es verhindern müssen. … Hätte an ihrer Stelle nach Kamijo suchen sollen. … Hätte sie an den Händen packen und mit ihnen fortgehen sollen. … Hätte der sein sollen, der stirbt. Ein Schnauben in seinen Gedanken. »Und was hätte das gebracht?« Kyōs halb durchsichtige Gestalt saß auf dem Fensterbrett des Bades, zwischen den Fingern eine entzündete Zigarette, starrte mürrisch auf seinen eigenen Leib. Seinen Körper, den Miyavi mit behutsamen Bewegungen entkleidete und wusch. »Du wärst am Leben.« »Und du tot. Du, ich, was macht es für einen Unterschied?« »Shinya wird leiden. Karyu leidet. Und ich auch.« »Shinya wird erstarken oder mir folgen. Karyu wird aufstehen und weiter voranschreiten, er hat es bereits unzählige Male getan. Und du – hör auf so ein egoistisches Schwein zu sein. Sie es anders herum. Glaubst du mir wär es egal, wenn ich deine Leiche irgendwo raus zerre?« Miyavi funkelte zu Kyō hoch. »Du bist es aber, der tot ist! Ich habe nichts, dass ich anders herum sehen könnte!« »Ändert nichts an den Fakten. Zumal Karyu dir folgen würde. Schon mal dadrüber nachgedacht?« Der Blonde zog seelenruhig an seiner Zigarette, fixierte Miyavi dann mit einem stechenden Blick. »Akzeptier es, Miya. Die Sache is einfach beschissen gelaufen.« »Ja. Weil ich es nicht verhindert habe!« Eine Braue des Blonden zog sich in die Höhe. »Was nicht verhindert? Das wir dich auf Karyu aufmerksam gemacht haben? Das du dich in ihn verliebt hast? Er dich liebt? Wir ihn lieben? Wir entschieden haben, Kamijo zu suchen?« Kyō sprang vom Fensterbrett herunter, trat auf Miyavi zu und schob diesen eine Hand in den Nacken. »Es lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Geh und mach, was du Tatsuro gesagt hast. Hol Shinya zurück. Und dann leb.« Miyavis Augen schlossen sich und es kostete Mühe, dass Schluchzen zu halten, das Beben seiner Schultern zu verhindern. Es gab so viele Zweifel. So viele Fehler. Er war zerfressen davon. »Was, wenn ich es nicht schaffe?« Die Lippen des älteren Vampirs streiften die seinen. »Dann werden wir uns sehr bald wieder sehen.« Miyavi antwortete nicht, starrte Kyō nur an – so lange, bis dieser verschwand und die Luft wieder zu reiner Luft wurde. Seine Toten. Seelen, an deren Auslöschung er Schuld war. Er hatte es nicht nachvollziehen können, wenn Kyō davon gesprochen hatte. Nun begriff er. Und akzeptierte. Er zog dem Blonden einen Yukata an, brachte ihn in den Keller hinunter. Sie hatten dort einen kleinen Tempel bauen lassen, Kyo hatte darauf bestanden. Hatte gewollt, dass seinem Körper dort die letzte Aufwartung gemacht werden konnte, bevor er im Garten ihres Anwesens eine Ruhestätte erhalten würde. Ein massiver Block aus Marmor, darüber ein Himmel aus Kyōs geliebten Kirschblüten. Sanft legte er den Blonden auf der Bahre in der Mitte des Raumes, glätte die Falten und zog die Ärmel zurecht. Mit den Knöchel der Finger strich über eine blasse Wange, dann wandte er sich den Kerzen zu, entzündete die armdicken Wachsgebilde. Ihr sanftes Licht badete den kleinen Raum in Gold, Orange und Rot. Farben der Sonne, die sie vor Jahrhunderten verloren hatten. Zumindest nun würde Kyō sie wieder sehen. Miyavi lehnte sich über seinen Freund, küsste die Stirn. Er ließ die Lippen ruhen, derweil sich eine Träne löste. Sie lief über sein Nasenbein, berührte Kyos Haut und blieb dort bestehen. Wie ein Chakra. Ein göttliches Zeichen. Miyavi lachte erstickt. Was für ein Bullshit. „Wir sehen uns in der Hölle, mein Freund.“ Er bekam keine Antwort. Oben in seinen Gemächern zog er sich um. Schwarzes Leder von Kopf bis Fuss. Das lange Haar flocht er und drehte es dann in einen Knoten. So würde es ihm am wenigsten stören und man würde es vor allem nicht gegen ihn verwenden können. Aus Kyōs Zimmer holte er ein Messer und zwei Schusswaffen. Töten würde er damit weder Shifter noch Vampire, doch es reichte, um sie bewegungsunfähig zu machen. Um mehr ging es ihm nicht. Der einzige, dem er die Kehle mit beiden Händen herausreißen würde, war Kamijo. Er war sich ziemlich sicher, dass sich Tatsuro um den Rest kümmern würde. Die Knochen seiner gebrochenen Hand waren geheilt, weswegen er sie zu einer Faust ballte. Das Leder knarrte unter dieser Bewegung – sehr gut. Er war bereit. Lautlos trat er in den Raum, in welchen Hizumi und Karyu auf dem Bett lagen – der Lichtmagier lehnte gegen die Wand nah bei ihnen, sah Miyavi aber nicht an, als er zu sprechen begann. „Du willst ihn hier zurücklassen?“ „Nein. Die Gefahr das sie ihn holen, während ich fort bin, ist zu hoch. Weck ihn auf.“ „Und Hizumi?“ Miyavi schwieg einen Moment. Der Mensch steckte bereits zu tief drinnen. Er hatte schon zuviel gesehen und musste aufgeklärt werden. Es war Tatsuro und seiner Gabe, andere Wesen in einen unbegrenzten Schlaf zu versetzen, zu verdanken, dass nicht schon Hunderte von Fragen gestellt worden waren. Schließlich nickte er ein weiteres Mal. „Ihn auch.“ „Du willst es ihm offenbaren.“ Eine Frage in eine Aussage gekleidet und nun legten sich Tatsuros Iriden auf ihn, weswegen Miyavi nickte. „Ebenso wie du es willst.“ Ein schmales, anerkennendes Lächeln, dann trat der Langhaarige zum Bett, streckte eine Hand aus und berührte erst Hizumi, danach Karyu, indem er ihnen den Mittelfinger zwischen die Brauen legte. ~Erwache.~ Wenige Sekunden später regten sich beide Männer. Hizumi stöhnte leise, wischte sich fahrig über das Gesicht, offensichtlich noch nicht vollständig orientiert. Karyu hingegen fand schneller zu sich, richtete seinen funkelnden Blick auf Tatsuro. Der Magier blickte eben zurück – er würde sich nicht für seine Tat entschuldigen. Hätte er nicht gehandelt, der Neugeborene wäre außer Kontrolle geraten und das Drama der heutigen Nacht um einen weiteren Akt reicher gewesen. Miyavi lehnte sich zu Karyu, fing dessen Lippen in einem feurigen Kuss, welcher mit sich um seinen Hals schließenden Armen erwidert wurde. „Geht dich umziehen, hol dir deine Waffen. Shinya erwartet uns.“ Sein Daumen strich über den Mund seines Geliebten, die Augen geschlossen, konnte der Langhaarige ihn nicken fühlen, bevor sich dieser löste und vom Bett herunter rollte. Hizumi hatte sich inzwischen aufgesetzt, sah Miyavi an. Der Blick war noch etwas verhangen, aber alles in allem hielt sich der Mensch gut unter Kontrolle. Schien instinktiv zu begreifen, dass sich sein simples Leben verändert hatte und das er zuhören musste, wenn er am Leben bleiben wollte. Der Vampir nickte anerkennend. Es würde das Folgende einfacher machen. Er setzte sich zu ihm, fixierte ihn mit einem intensiven, gar harten Blick. Das Hizumi nicht zurück schreckte, machte Tatsuro stolz, was er ausdrückte, indem er seine Hand auf die Schulter des Menschen legte. Dieser sah kurz nur ihm auf, nur einen Augenblick, dann konzentrierte er sich auf Miyavis leise, ernst gesprochene Worte. „Das, was ich dir nun erzähle, wird dir unmöglich vorkommen. Du wirst vielleicht darüber lachen und denken, dass wir unseren Verstand verloren haben. Dennoch muss ich dir Schweigen abverlangen. Ein absolutes Schweigen, sonst ist dein Leben auf der Stelle verwirkt. Hast du das verstanden?“ Hizumi nickte langsam, weswegen Miyavi abermals nickte. „Der Mann, dem du im Club gesehen hast und vor dem du Karyu gerettet hast – er ist kein Mensch. Er ist ein Vampir, ein bösartiger dazu. Es geht ihm nicht darum, unter den Menschen zu leben und unauffällig zu bleiben. Lieber versklavt er sie und benutzt sie wie Spielzeug, das man wegwerfen kann, wenn es zerbrochen ist. Er ist ein dunkles Abbild unserer Rasse. Jemand, der zu verachten ist.“ „Euer Rasse? Du willst sagen, dass du auch einer bist. Ein Vampir. Kyō und Shinya auch?“ Die Worte kamen ruhig über Hizumis Lippen, kein Erstaunen, nur das ehrliche Bemühen zu 'Verstehen'. „Ja. Und auch Karyu.“ „Er auch? Aber... ich habe seinen Herzschlag gefühlt. Seine Wärme... sein, sein Blut.“ „Ich habe ihn erst in der Nacht gewandelt, in welcher er angegriffen wurde. Kamijo hat ihn gebissen. Es blieb kein anderer Weg, sonst wäre Karyu gestorben.“ Hizumi nickte langsam, sah Miyavi dann undefinierbar und dennoch unendlich intensiv an. „Ist er glücklich so?“ »Würden es andere Umstände sein, in denen ich geboren wurde, dann ja. Ich würde sehr, sehr glücklich sein.« Die Augen des Menschen legten sich auf den Neugeborenen, die Lippen leicht geöffnet, der Blick abermals gewandelt. Unerwartet. Überrascht. „Du kannst reden.“ »Nein. Zumindest nicht wirklich.“ Karyu setzte sich zu Hizumi, griff nach dessen Hand, hielt sie mit beiden eigenen. »Was du hören kannst, sind meine Gedanken. Du nimmst sie mit deinem Geist wahr, nicht mit deinen Ohren.« „Warum... warum hast du das nicht schon früher gemacht?“ Karyu lachte lautlos, streichelte sanft über Hizumis Handrücken. »Wärst du denn so ruhig geblieben, wie jetzt? Wo du gesehen hast, was möglich ist? Du wärst ausgeflippt – ich hätte dich verloren. Und das hätte ich nicht ertragen. So war es einfacher. Für dich. Und für mich.« Der Schwarzhaarige schwieg einen Moment, dann nickte er. „Du hast Recht.“ Wieder Schweigen, dann richteten sich die dunklen Augen auf Tatsuro. Unausgesprochene Kommunikation, ein Knistern in der Luft, das fast zu greifen war. „Ich bin ein Lichtmagier. Und ich habe nach dir gesucht. Sehr viele, lange Jahre.“ Eight – Vendetta Rossa (rote Rache) End Part A Kapitel 9: Vendetta Rossa Part B -------------------------------- Eight – Vendetta Rossa (rote Rache) Part B „normal talk“  »mental talk«  'thoughts' //falshback or dream//  ~use of magic words~  ~~~~~ stands for a shifing timeline  Der Wagen bewegte sich sicher über die kurvenreiche Landstraße. In seinem Inneren herrschte Schweigen, was das Geräusch der Reifen intensivierte und obgleich Hizumi sich wünschte, es zu brechen, er konnte nicht. Konnte nichts tun, außer nach draußen in die Dunkelheit zu starren und sich von ihren Schatten jagen zu lassen. Die Worte ihres Gespräches hallten unaufhörlich durch seinen Geist, wogen schwer in seinem Herz. “Du hast nach mir gesucht?“ “Ja.“ “Warum?“ “Weil du kein Mensch bist.“ So ein Unsinn! Das war es, was er hatte schreien wollen. Was er noch immer schreien wollte. Doch es war ihm unmöglich. Warum? Warum protestierte er nicht feurig gegen diese Behauptung? Fühlte er vielleicht, dass es wahr war... tief in sich? Hizumi wusste es nicht. Aber es machte Sinn, oder nicht? Das er so ruhig war, obwohl er heute Nacht Dinge gehört hatte, die es nicht geben durfte. Dinge gesehen, die einem Alptraum entsprungen waren und die ihn trotzdem nicht ängstigten. Sie hatten ihn in Sorge um Karyu panisch werden lassen. Nur, mehr war es nicht gewesen. Er war weder vor Schreck erstarrt, noch verleugnete er es sich. Er hatte keine Angst. Nicht vor dem Mann, der Karyu an der Kehle gepackt hatte (und gerade vor diesem sollte er Angst haben!), nicht vor den Menschen, die wie Wölfe grollen konnten und auch nicht vor Tatsuro und dessen eisblauen Augen. Er schauderte, als er sich an den warmen Wind erinnerte, der ihn umfangen hatte. Im sich brechenden Mondlicht zog der Schatten eines gewaltigen Adlers vorüber und Hizumi bebte erneut. „Ist dir kalt?“ Tatsuros Hand legte sich auf seine Schulter, wärmte ihn mit dieser simplen Berührung durch und durch. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf, lächelte den Magier über die Scheibe hinweg an. „Nein.“ „Fürchtest du dich?“ Die Finger auf seiner Schulter massierten sanft, lösten Verspannungen, die ihm zuvor gar nicht aufgefallen waren. „Nein.“ Und noch etwas, dass ihm bestätigte, dass Tatsuros Wort Glauben schenken konnte. Denn sollte er nicht wie ein kleines Kind wimmern, bei dem was sie vorhatten? Sie fuhren zu einem überaus gefährlichen Mann, der hunderte von Gefolgschaften im sich scharrte. Dazu Shifter [1] – Wesen, die sich in Tiere wandeln konnten. Er trug zwei Schusswaffen [2], obwohl er nicht wusste, wie er sie benutzen musste. Miyavi hatte es ihm gezeigt, aber es war fraglich, dass er sich darauf besann, wenn es notwendig wurde. Es war ein Selbstmordkommando. Doch er war ohne Zweifel mit ihnen gegangen. „Wenn wir rein gehen, möchte ich, dass du in meiner Nähe bleibst. In Ordnung?“ Hizumi nickte, riss den Blick von der Dunkelheit los, um sich dem Magier zu zuwenden. „Wo sollte ich sonst sein?“ Der Größere lächelte sanft, strich mit dem Handrücken über seine Wange. Eine so einfache, mit Zärtlichkeit behaftete Geste. Sie löste ein weiteres Beben in Hizumi aus. „Ich kenne das.“ „Ja.“ „Das ist noch mehr. Mehr, dass du mir nicht gesagt hast.“ Tatsuro senkte leicht den Kopf, bestätigte stumm seine Aussage. „Spuck es aus.“ „Nein.“ Ein Finger strich über seine Wange. „Ich werde es dir erzählen, wenn wir das hier überleben.“ Hizumi nickte. Das konnte er akzeptieren. Überleben. Vorher war es der Plan gewesen. Nun hatte er ein Ziel. „Da vorne.“ Miyavis Stimme war leise, doch er musste nicht laut sprechen, um die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. Hizumi hielt sich am Beifahrersitz, lehnte sich vor, um in die Nacht zu sehen. Einige hundert Meter entfernt konnte er die schwachen Umrisse eines großen Gebäudes ausmachen. Das Anwesen, von dem Kyo gesprochen hatte. Hier im Norden gab es nur dieses eine in solchen Dimensionen. Das Einzige, dass weit entfernt von jeglicher Zivilisation war. Dort würde jeder Schrei ungehört verhallen. „Wir lassen den Wagen hier und gehen den Rest zu Fuß.“ Der Motor verstummte, nachdem Miyavi das Fahrzeug in das dicht bewachsene Unterholz gelenkt hatte, dann schaltete dieser das Licht ab und stieg aus. Karyu folgte augenblicklich, Hizumi nahm sich die Zeit für einen tiefen Atemzug. An der kühlen Luft fröstelte ihm. Auch er war in Leder gehüllt, welches nach wenigen Metern mit Tau benetzt war, als sie durch das hüfthohe Gras liefen. Stetig auf das Anwesen zu, welches finster mahnend auf sie herab starrte. Knappe einhundert Meter vorher suchten sie hinter der mächtigen Wurzel eines umgestürzten Baumes Deckung, spähten, um einen Weg hinein zu finden. Miyavi fluchte leise, sah sie aber nicht an, als er sprach, die Augen unverwandt auf der Landschaft vor ihnen. „Er wird die Shifter mit Sicherheit um das Gelände herum verteilt haben. Mich werden sie nicht wittern können. Euch schon. Hizumi ist lebendig, Karyu und Tatsuro zu jung.“ „Weswegen ist Tatsuro zu jung?“, wisperte Hizumi fragend. Das verstand er nicht, wie konnte man zu 'jung' sein, wenn man sich in einen riesigen, schwarzen Adler wandeln konnte? „Er kann seine Aura nicht löschen. Wäre er alt genug, würde er es tun.“ »Aura löschen?« Karyus Brauen zogen sich fragend zusammen, weswegen sich Miyavis Blick auf diesen richtete. „Die Aura zu löschen ist eine Fähigkeit, die man erlernen kann, wenn man das fünfhundert-fünfzigste Jahr passiert hat. Sie ermöglicht die Verschleierung von Seele, Magie, Blut und Fleisch eines Wesens. Sie macht uns zu Geistern. Sehr vorteilhaft in Situationen wie diesen.“ „Ich werde mich wandeln. So können mich die Shifter ebenfalls nicht wahrnehmen. Allein wirst du es nicht schaffen.“ Miyavi nickte, der Blick grimmig. Er wusste, es war der einzige Weg, doch es bedeutete, dass sie Karyu und Hizumi zurücklassen mussten. Mitnehmen stand außer Frage, denn mit ihm konnten die beiden nicht gehen und wandelte sich Tatsuro in etwas, dass die beiden trug, würde es ebenfalls zu auffällig sein. Das war ganz und gar nicht der Plan gewesen, aber es blieb ihnen nichts anderes, als zu improvisieren. Seine Hand hob sich, legte sich in Karyus Nacken. „Hör zu. Tatsuro und ich werden vorgehen. Sobald der Weg frei ist, folgt ihr. Bis dahin verbergt euch. Achte auf deine Instinkte, halte sie im Zaum. Ich weiß, dass du das kannst.“ Er erhielt ein Nicken als Antwort, folgsam, weil er der Ältere war, weswegen er die Lippen in einem flüchtigen Kuss fing, dann wandte er sich Hizumi zu. „Bleibt hier. Seit leise, egal, was passiert.“ Der Mensch nickte ebenfalls, weswegen er dessen Schulter kurz drückte, sich dann erhob und an der Wurzel vorbei in die Nacht tauchte. Auch Tatsuro richtete sich auf, die Augen geschlossen und die die Hände vor der Brust ineinander gelegt. Atemlos beobachtete Hizumi, wie sie zu leuchten begannen. Ganz sanft, bevor sich die ersten schwarzen Federn aus ihnen schälten. Sie hüllten den Körper des Magiers in Sekundenschnelle ein, veränderten dessen Form. Die beeindruckende Höhe schrumpfte, Arme legten sich eng an den Körper, veränderten sich zu langen Schwungfedern. Das Gesicht verlor die menschlichen Züge, als der Schnabel entstand. Als letztes verloren sich die eisblauen Augen, wurden zu denen eines Adlers, goldenes Braun, das intelligent zu den beiden Jüngsten hinauf blickte. Ein kurzer Schrei, dann erhob sich Tatsuro vom Boden und verschwand ebenso wie Miyavi. Mit einem Seufzen ließ sich Hizumi auf den Boden sinken, stützte den Ellenbogen auf seinem angezogenen Knie. Karyu folgte ihm nach einigen Herzschlägen, presste sich an ihn, bot körperliche Nähe. Hizumi akzeptierte sie, indem er nach Karyus Hand griff und ihre Finger ineinander verflocht. „Hast du es gewusst? Was Tatsuro ist? Und auch die anderen?“ »Bei Miyavi, Kyo und Shinya ja. Das Tatsuro ein Lichtmagier ist, habe ich erst erfahren, nachdem Kamijo...« Karyu brach ab und der Schwarzhaarige drückte verstehend die Hand, starrte ins Dunkel. „Wie lange hast du es gewusst? Das sie Vampire sind? Das die Welt anders ist?“ »Bei ihnen wusste ich es von Anfang an. Schon als wir uns das erste Mal begegnet sind.« Karyu seufzte lautlos, sah Hizumi an. »Das es in der Welt weit mehr gibt, weiß ich, seit ich Kind bin.« „Wie hast du es heraus gefunden?“ »Ich habe mir das Knie beim spielen aufgeschlagen. Ziemlich böse sogar. Doch als ich zu Hause ankam und meine Mutter sich darum kümmern wollte war nichts mehr zu sehen. Es war von allein zusammengewachsen, schneller als das möglich sein durfte. Es war nicht menschlich – meine Mutter sah das genauso. Sie schlug mich windelweich, schrie, drehte total durch, als sie sah, dass die Blutergüsse sofort schwächer wurden. Mein Vater stoppte sie am Ende. Sie wurde in eine Anstalt gebracht und ich in ein Waisenhaus. Vater sagte, es wäre besser und das ich nie jemanden sagen dürfe, was ich kann. Bis ich sechzehn war, dachte ich, dass ich ein verfluchtes Kind sei. Bestraft warum auch immer. Ich hab felsenfest daran geglaubt. Dann traf ich den ersten Shifter.« „Gott, Karyu.“ Der Neugeborene schüttelte den Kopf. »Es ist in Ordnung. Es ist Vergangenheit. Rachael erklärte mir meine Gabe. Das ich ein Heiler bin, ein helles, gesegnetes Wesen. Er war lange Zeit mein bester Freund. Mit ihm hatte ich Stabilität. Als ich ihn verlor, wollte ich in seine Fußstapfen treten. Arbeitete auf dem Fischmarkt, verdiente ehrliches Geld. Dann traf ich Kamijo. War so dumm, mich von ihm verführen zu lassen. Ihn zu lieben. Ich habe mit meiner Stimme dafür bezahlt. Mein Leben war eine Flucht, danach, lief aus den Fugen. Ich begann mich zu verkaufen, Drogen, Alkohol. Du weißt es. Wir haben uns in dieser Zeit kennen gelernt.« Hizumi nickte. Er erinnerte sich noch sehr genau. Karyu war auf den Stufen seiner Kampfschule zusammen geschlagen worden, er war eingeschritten. Sie hatten sich sofort verstanden, obwohl er Karyus Lebensstil nicht gut hieß und der andere Mann seine Vergangenheit in Dunkelheit hüllte. Es war erst besser geworden, als Karyu Miyavi getroffen hatte. Natürlich nicht sofort – das wäre auch zu simpel. Ein Lächeln zupfte an seinen Lippen. Wahrhaft erstaunlich, dass sie sich letzten Endes doch zusammen gerauft hatten. Es war gut gewesen – für alle Beteiligten. Das Lächeln verlor sich, als er fröstelte. Der Wind hatte zugenommen, machte es umso kühler, hier zu sitzen und auszuhalten. Irgendwo knackte es. Hizumis Herz schlug mit einem Mal bis zum Hals. „Hast du das auch gehört?“, wisperte er, doch Karyu antwortete ihm nicht. Schüttelte nur den Kopf und signalisierte ihm still zu sein. Er tat es, presste sich dabei näher an die Wurzel, zog auch den Vampir mit sich, welcher, in den Knien ruhend, das Stilett aus seinem Stiefel zog. Das Geräusch wiederholte sich. Nein, nicht direkt, denn es war kein Knacken mehr, dafür ein Streichen, ein Rascheln. Etwas kam in ihre Richtung. Oh Gott! Hizumi schloss die Augen, sein Atem flach und gepresst, als er seine eine Schusswaffe zog. Er ließ sie auf seiner Brust ruhen, Karyu sah ihm kurz an, griff nach der Waffe, entsicherte sie, dann drehte er sich, um am Rand der Wurzel in die Nacht zu spähen. Er bewegte sich leise, enorm leise, doch es wurde gehört. Das folgende Geräusch ließ keinen Zweifel aus. Karyu fluchte. »Sie sind zu zweit.« „Wer?“ »Shifter. Wölfe.« „Haben sie uns gesehen?“ »Nein. Aber sie wittern uns. Sie wissen, dass wir uns hier verstecken. Es ist nur eine Frage der Zeit.« Hizumi schluckte schwer, jetzt kam die Angst. Kam die Panik, die ihn schon längst hätte einnehmen sollen. Er brauchte Karyu nicht fragen, was machen würden. Kämpfen, wenn die Möglichkeit bestand, sonst fliehen. Und überleben. Er festigte seinen Griff um die Waffe, lauschte angestrengt. »Sie teilen sich auf. Kommen von beiden Seiten. Vielleicht noch zehn Meter.« Karyus Leib spannte sich an, das schlanke Messer an der Innenseite des Arms entlang gelegt. Eine Bewegung des Handgelenks und es würde zum Angriff bereit sein. Mehr als eine Chance würden sie nicht haben. Direkt über ihnen knarrte es dunkel – dann senkte sich das Holz der Wurzel tiefer, zwang sie dazu, zu folgen. In seinen Kopf hörte er Karyu einmal mehr fluchen. 'Er ist auf der Wurzel. Er ist über uns, gottverdammt!' Sie konnten seinen Atem hören, tief, gleichmäßig. Durchsetzt mit Schnaufen, den Ansätzen von Knurren – Hizumi legte den Kopf in den Nacken, suchte in dem Gewirr von kleinen Wurzeln etwas zu erkennen. Eine Wolfspfote schob sich über den Rand, die Krallen lösten Rinde und Dreck, welche auf sie nieder regnete. Der Schwarzhaarige zuckte weg, unfähig den Blick abzuwenden. Zwei Hände. Fuck! Diese Pfote war so groß wie seine beiden Hände! Karyu beobachtete es ebenfalls, bewegte das Messer leicht, derweil Hizumis Herzschlag in einen Staccato eskalierte. Ein bedrohliches Knurren und dann riss Karyu ihn von den zuschnappenden Maul des zweiten Shifters zurück. Aus Hizumis Kehle löste sich ein Schrei, als er die Waffe mehrere Mal abfeuerte, unsicher, ob er überhaupt getroffen hatte. Karyus Hand zerrte an ihm, weswegen er hektisch auf die Füße kam, wegrutschte, vor Schmerz zischte und voran stolperte. Er konnte mit der Geschwindigkeit des Vampirs nicht mithalten! Ein harsches Schluchzen brach sich aus Hizumis Kehle, als sich den Griff um seine Hand lockerte. Der Shifter auf der Wurzel holte mit wenigen Sprüngen zu seinem Partner auf. Sie hatten keine Chance! Abermals stauchelnd und nach Karyus greifend, richtete er die Waffe blind nach hinten, feuerte abermals. Vier Schüsse. Sechs Schüsse. Die Perspektive der Welt änderte sich, als er mit einem kräftigen Ruck den Boden unter den Füßen verlor. »Schieß weiter!« Karyu hatte ihn auf die Arme gewuchtet, ihr Tempo so um ein Vielfaches erhöht und im ersten Moment sah es so aus, als würden sie ihren Verfolgern tatsächlich davon laufen können, doch dann schnitten ein Dritter, dann ein Vierter und fünfter Wolf in ihren Weg drängten sie von ihrem Kurs. Die erste Waffe klicke – leer. Hizumi fluchte, zog nach der zweiten Waffe. Es brauchte, bis er sie entsichert hatte. Einer der Wölfe setzte zu Sprung an, jaulte, als Hizumis Kugel ihn an der Schulter traf und zurück warf. Karyu bremste scharf ab, schlug einen Haken, stürmte auf den Wald zu, der hinter dem Anwesen lag. Die Shifter grollten, knurrten und kamen ihnen gefährlich nahe. Kurz konnte Karyu ihnen auszuweichen, als er sich zwischen einer Gruppe von zusammengewachsenen Bäumen hindurch zwängte. Es riss Hizumis Arm blutig, doch der brennende Schmerz war unwichtig. Flucht. Flucht hämmerte als einziges beständiges Wort durch ihrer beider Leiber. War der einzige Gedanke, der einzige Trieb, der einzige Instinkt. Rechts, links, wieder rechts. Haken, enge Passagen, um möglichst viel Abstand zwischen die Wölfe und sie zu bringen. Ein erschrockener Schrei, als sie beide aufgrund des abfallenden Bodens stürzten und sich mehrere Male überschlugen. Einige Sekunden totale Benommenheit, dann fand der Vampir zurück auf seine Füße, stolperte zu dem Kurzhaarigen. Dieser stöhnte, hielt den den Kopf, den er sich angeschlagen hatte, derweil Karyu seine Hand packte und abermals auf die Füße riss. Sie rannten ohne Ziel, Hizumi konnte nicht viel mehr machen als die Zweige abzuhalten, die ihm beständig ins Gesicht schlugen. Und zu versuchen, das Schnarren und Knurren über seinen eigenen, rasselnden Atem hinweg zu hören. „Ka... Karyu!“ Ein heraus gepresster Laut, kaum Atem oder Ton dahinter, doch der Vampir hörte es, bremste ab, glitt mit beiden Händen hektisch über Hizumis kleineren Körper. »Was ist? Bist du verletzt? Haben Sie dich gebissen?« Keuchend schüttelte Hizumi den Kopf, lehnte schwer auf den Armen, die ihn stützen. „Alles... Alles okay. Aber hör. Hör, doch! Sie sind weg!“ Karyu zog die Brauen zusammen, lauschte angestrengt. Es war still. Viel zu still. Etwas stimmte hier nicht. Leicht den Kopf schüttelnd fasste er Hizumis Finger, bewegte sich mit diesem. Fort von dieser Lichtung und weiter in den Wald hinein. »Nein. Sie sind nicht weg.« Hizumis hob alarmiert die Waffe, als sich Karyus Wort bestätigte und die Shifter durch das Geäst brachen. Sie waren beeindruckend anzusehen, hielten eine Schulterhöhe inne, die Hizumi um mehrere Zentimeter überragte. Ihre Bewegungen waren geschmeidig und immer wieder kommunizierten sie mit Jaulen und Winseln untereinander, kreisten sie ein. »Wirf die Waffe weg, Kleiner.« Eine dunkle Stimme in seinen Gedanken, härter und aufdringlicher als die Karyus. Hizumi presste seine Hand gegen die Schläfe und zog die Augen zusammen, als er einen Schuss auf den am nächsten stehenden Wolf abfeuerte. Dieser wich elegant aus und die Kugel schlug in das Dickicht, zerfetzte Blätter und die Rinde eines Baumes. Ein Knurren antwortete ihm, links von ihnen zog einer der Shifter die Lefzen zurück. Drohte ihnen offensiv und unterstrich, was die beiden bereits wussten. Es gab keinen Ausweg für sie. ~~~~~ Raben waren kluge Tiere. Sie lernten zum Beispiel, Nüsse, Schnecken und Muscheln aus großer Höhe auf einen Stein prallen zu lassen, um an ihren Inhalt zu kommen. Sie wussten, dass sie Schutz und Essen in der Nähe dieser merkwürdig zweibeinigen Wesen erhielten. Und mehr noch, oftmals waren sie gern gesehene Gäste. Man unterhielt sich mit ihnen und sie antworteten in ihrer eigenen, eleganten Sprache, klapperten mit dem Schnabel oder schritten auf und ab. Die Kinder der zweibeinigen Wesen Namens Mensch mochten sie am meisten, doch ihn zog es mehr zu den ausgewachsenen Exemplaren. Sie waren ruhiger und veranstalteten nicht so viel Lärm. Auf ihrer Schulter saß es sich auch viel besser. Mit kräftigen Schlägen seiner Schwingen stürzte er sich aus der Luft hinab zu der alten Villa, die er in den letzten Monaten täglich besucht hatte. Er landete auf den Giebel, flatterte von dort auf die Fensterbank des oberen Stockwerks. Klopfte mit den Schnabel gegen die Scheibe – das Fenster war geöffnet, wie jede Nacht, doch trotzdem war etwas anders. Er legte sein Köpfchen schief, zwinkerte ein paar Mal, dann klopfte er wieder gegen das Glas, dieses Mal stärker, um es weiter zu öffnen. Er hüpfte ins Innere, sah sich aufmerksam um, wobei er leise knarrte, dann auf das zerwühlte Bett segelte und auf diesem bis zum Kissen hinauf stolzierte. Es sah seltsam aus, so kannte er es nicht. Mit leisen Pfiff rief er nach 'seinem' Menschen, lauschte, ob er eine Antwort erhielt. Er hatte gelernt, dass er nicht laut sein musste, damit man ihn wahrnahm. Doch heute Nacht passierte nichts. Die Tür öffnete sich nicht weiter, kein schiefes Grinsen, ob seiner Präsenz. Vielleicht war der Mensch weggegangen? Nein, er war immer hier gewesen, bald würde es dämmern. Er hüpfte vom Bett herunter und lief zur Tür – auch diese war geöffnet, so dass er hindurch schlüpfte und sich im Inneren des Hauses umsah. Er kannte es gut, sein Mensch hatte es ihm oft gezeigt. Es war sonst viel heller. Mit einem Flügelschlag schwang er sich auf das Treppengeländer, schaute wieder, plusterte sich ein wenig auf. Dann rief er, wobei sich die spitz zulaufenden Federn an seiner Kehle aufrichteten. Es war ein lauter Ruf, der an den Wänden des alten Gebäudes widerhallte. Wäre sein Mensch hier, dann würde er ihn mit Sicherheit hören. Nichts geschah. Dafür erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Eine Maus huschte über den Boden der Eingangshalle, verharrte unsicher, als sie sich putzte. Ihre Barthaare vibrierten nervös, derweil er sie ins Visier nahm, seine Flügel öffnete und wenige Zentimeter zur Seite tänzelte. Ein leises Fiepen, als sie versuchte zu fliehen, dann hatte er sie, packte sie mit seinen kräftigen Füßen. Mit wenigen Bewegungen seines Schnabels tötete er sie, fraß seine Beute, wobei er immer wieder knarrte und grunzte. Zufrieden und satt lief er durch die Eingangshalle, suchte weiter nach seinem Menschen. Er genoss dessen Nähe und wollte sich streicheln lassen. Er fand eine weitere Tür, musterte diese interessiert. Sie war wie alles andere an diesem Ort geöffnet und so schlüpfte er hindurch und die Treppen hinab. An dem Ort, den er nun fand, gab es Licht – Kerzen brannten und er wusste, dass er sich von ihnen fernhalten musste, sie waren heiß und taten weh. Der Boden hier war ganz glatt, weswegen seine Krallen ein schabendes, klackendes Geräusch hinterließen, als er darüber lief. In der Mitte des Raumes erhob sich ein großer Stein, auf den er sich hinauf schwang. Von dort würde er sicher einen besseren Überblick haben. Er war überrascht, seinen Menschen dort zu finden. Er hüpfte krähend auf dessen Brust, klapperte mit dem Schnabel, doch erhielt keine Reaktion. Etwas stimmte nicht, mit seinem Menschen und er hackte probeweise an dessen Arm. Nicht zu stark, nur ein kleiner Stupser, um ihn aufzuwecken. Als er sich abermals nicht bewegte, hüpfte er höher, zwinkerte auf seinen Menschen hinab. Dieser sah irgendwie merkwürdig aus. Er rieb seinen Schnabel an dessen Gesicht, stubste ihn immer wieder an. Blut bedeckte die weiße Haut, doch er wusste, dass das seinen Menschen nicht stören würde. Er hatte ihn schon oft Blut trinken sehen. Sein Schnabel pickte seicht an den Lippen, dann krächzte er laut, die Flügel ausgeweitet, als er hin und her tänzelte. Sein Mensch sollte aufwachen! Eight – Vendetta Rossa (rote Rache) End Part B [1] Shifter → eng. shift (ändern, die Veränderung), auf deutsch mit Gestaltenwandler übersetzt. Ich nutze den englischen Begriff, da ich ihn mehr mag. [2] Beretta Cheetah, Handfeuerwaffe zum nicht-militärische Zweck, sondern als Sport- oder Selbstverteidigungswaffe, doppelreihiges Magazin, 12 Schuss Kapitel 10: Vendetta Rossa Part C --------------------------------- „normal talk“  »mental talk«  'thoughts' //falshback or dream//  ~use of magic words~  ~~~~~ stands for a shifing timeline or scene Eight – Vendetta Rossa (rote Rache) Part C Das Fenster öffnete sich lautlos. Ebenso still schob sich Miyavi durch dieses, sprang herunter und landete im Inneren des Anwesens geschmeidig auf den Füßen. Lange Momente blieb er so, lauschte intensiv, doch nichts. Das einzige Geräusch war der leise Flügelschlag Tatsuros, welcher neben ihm landete und sich wandelte. Sie nickten sich zu, kommunizierten stumm, nur über ihre Hände. Sie wussten nicht, ob es hier jemanden gab, der ihre Gedanken hören konnte, selbst wenn sie hinter einem Wall verborgen lagen. Da sie keine genaue Vorstellung hatten, an welchen Ort man Shinya gefangen hielt würde sie zunächst die oberen Etagen durchsuchen und dann in den Keller vordringen. Mögliche Feinde würden sie überwältigen und unschädlich machen. Grundsätzlich hoffen sie allerdings niemanden zu begegnen und möglichst schnell den Rückzug antreten zu können. Kurz debattierten sie, sich zu trennen – es wäre effizienter – doch sie entschieden sich dagegen. Zu zweit würden Konfrontationen leichter zu bewältigen sein. Sie gingen nach rechts – der lange Flur war mit mehreren Türen gespickt. Zu viele Zimmer für Miyavis Geschmack, trotzdem durchsuchten sie jeden einzelne. Sie waren geöffnet, schienen normale Schlafzimmer zu sein. Hinter der letzten Tür verbarg sich ein Bad, von welchen man nach draußen auf einen Balkon treten konnte. Unnütz für sie. Zumindest derzeit. Sie gingen zurück, um den anderen Flügel zu durchforsten. Wie sich heraus stellte, war dieser ebenso leer und ohne eine Information auf den Standort Shinyas. Miyavi grollte leise, war angespannt und frustriert. Schon jetzt dauerte es ihm zu lange. Sorge, Zweifel und Unruhe zerfrassen ihn, derweil sie die breite Treppe hinab schlichen und die untere Ebene durchsuchten. Hier waren sie mehrmals gezwungen, sich zu verbergen. Shifter patrouillierten, nicht viele, aber das war auch nicht notwendig. Mit einem leisen, mentalen Fluch presste sich Miyavi hinter eine Statue, derweil die Schritte des Wolfs bedrohlich nahe kamen. Einen Moment schien ihnen das Glück hold, doch dann blieb das große Tier stehen. Hob den Kopf, um zu wittern, weswegen der Vampir ein weiteres Mal fluchte. Miyavi würde es nicht wahrnehmen können – Tatsuro hingegen schon. Das wusste auch der Magier. Miyavi konnte es in den dunklen Augen sehen und darunter einen Funken, den er näher zu bestimmen keine Gelegenheit erhielt. Innerhalb von Sekunden wandelte sich der andere Mann, stieg mit einem lauten Schrei steil hinter ihrem Versteck auf und genau hielt auf den Shifter zu, attackierte diesen mit Krallen und Schnabel. Der Wolf jaulte auf, knurrte und schlug nach dem Adler. Dieser wich taumelnd aus, griff wieder an. »Lauf! Finde ihn!« Die Worte wallten dermaßen mächtig im Geist des Vampirs, dass dieser eine Hand gegen seine Schläfe presste, dann erst nickte und voran stürmte. Geradewegs vorbei an dem Shifter, dessen Maul nach ihm schnappte und nur knapp verfehlte. Er hörte ihn aufgebracht knurren, bellen, heulen und letztendlich sogar schreien [1], als er um die Ecke in der unteren Etage schoss, sich zu Boden fallen ließ und unter einen hochbeinigen Schrank rutschte, als weitere Shifter auftauchten. Soviel also zu ihrem ursprünglichen Plan. Miyavi fluchte farbenfroh, wälzte sich mit einem gepressten Ächzen auf den Bauch, um sehen zu können, was vor sich ging. Zwischen den Krallen des Shifters, der nun ebenfalls die Treppe herunter jagte, klebten mehrere schwarze Federn und der Vampir konnte den feinen Gesuch von Blut wahrnehmen. Trotzdem war nicht intensiv genug, demnach war Tatsuro entkommen. Die Wölfe kommunizierten aufgebracht, kurze Knurr und Jaullaute bevor sie sich aufteilten und zu suchen begannen. Miyavi konnte sehen, wie sich die Leftzen immer wieder hoben und sie nach ihm witterten. Sie kamen seinem Versteck näher und er zog sich soweit es ging an die Wand zurück, zog sein Stilett. Drehte es behutsam, so dass er es sofort einsetzen konnte. Spannte seine Muskeln an, damit er sich von der Wand abstoßen und unter dem Schrank hervor kommen konnte. Er konnte den Kopf des Shifters sehen, wie dieser den Boden absuchte. Einen Moment war er irritiert, dann begriff er seinen Fehler und fluchte stumm. Wie hatte er nur vergessen können?. Mit Sicherheit witterte das große Tier den Geruch der Erde an seinen Schuhen. Die Fährte brach zwar vor seinem Versteck ab, weil er die letzten Meter auf dem Rücken gerutscht war, aber das Tier ihm gegenüber war klug. Kühl kalkulierende Augen legten sich auf die Umgebung, schätzen seine Größe und die Verstecke ein, die es gab. Mit sicherem Schritt bewegte es sich auf den Schrank zu, senkte den Kopf, knurrte warnend. »Komm raus.« »Hol mich.« Miyavi spuckte es den Wolf mental vor die Füße und dieser knurrte lauter, rammte den Schrank seitlich mit voller Wucht. Dieser fiel unter der Krafteinwirkung und in diesem Moment schoss Miyavi auf die Füße, holte mit dem Messer aus, traf den Shifter quer über die empfindliche Nase. Dieser jaulte laut auf, schlug nach ihm, trat ihm an der Schulter und warf ihn gegen die gegenüberliegende Wand, wo Miyavi in einen Spiegel krachte und zu Boden fiel. Er kam sofort wieder auf die Füße nun eine der Schusswaffen gezogen, mit welcher er auf den Shifter zielte, diesen vier mal traf, bevor er sich auf die nächsten Wölfe konzentrieren musste. Um zu verhindern, dass sie ihn in eine Ecke drängten stürmte er auf sie zu, feuerte gezielt. Doch die meisten Kugeln schlugen in die Wände und das Mobiliar – die großen, agilen Wesen waren extrem gut trainiert. 'Nichts ist jemals einfach.' Es war Kyos liebster Spruch und Miyavi grinste grimmig. Wie viel Wahrheit doch in ihm lag. Mit aller Geschwindigkeit, die er aufbringen konnte, durchbrach er die Linie der Shifter, rannte über die Flure des mehrstöckigen Gebäudes bis die Shifter weit genug entfernt waren, so dass er die Schuhe ausziehen und in einen Schrank werfen konnte. Einen Körpergeruch hatte er nicht und der Boden an seinen Stiefeln war am auffälligsten gewesen. Um weitere Verwirrung in den Sinnen der Wölfe zu schüren, riss er überall die Fenster aus, vergoss Seife, warf die Steinschalen und das große Aquarium um, dass er fand. Je mehr Gerüche, umso besser. Letzten Endes ließ er sich in den Schacht fallen, der die Wäsche in den Keller brachte. Es polterte ordentlich, während er durch die Etagen rauschte, doch als er im halb leeren Wäschewagen landete und angestrengt lauschte begegnete ihm nur Stille. Bisher war keiner hier und so nahm er sich die wertvollen Sekunden, lud seine Waffen nach und schaute sich um, suchte aus den Gängen und Räumen, die er bisher passiert hatte, einen losen Gebäudeplan aufzustellen.Die beiden oberen Ebenen waren leer gewesen und Miyavi glaubte nicht daran, dass Kamijo Shinya im Erdgeschoss gefangen hielt. Dort gab es zu viele Fenster und somit Möglichkeiten zu fliehen, vor allem wenn man ein Vampir war. Sicher wusste das der Andere ebenso gut wie Miyavi selbst. Shinya würde höchstwahrscheinlich hier unten gefangen halten – oder aber es ging an einer Stelle noch tiefer in die Erde herab. Der Langhaarige entsicherte seine Waffen, kletterte behände aus dem Wäschewagen und hielt auf die eiserne Tür dieses Raumes zu. Sie war verschlossen, doch das hinderte ihn nicht. Mit ein wenig Brutalität hatte er sie aus den Angeln gehoben und schob sich nun in den Gang. Das Kellergewölbe verlor sich schnell, wurde von dem natürlichen Erdreich einer Höhle abgelöst. Sie musste bereits Jahrzehnte existieren. Stalagmiten und ihre Gegenstücke prägten ihr Bild, kleine Rinnsale an Wasser glitten über die feuchten Wände, sammelten sich am Boden zu einen kleinen, unterirdischen Bach. Miyavi drückte seinen Rücken durch, riss den Blick los und suchte stattdessen nach einen Durchgang, der ihn weiter brachte. Er hatte Höhlen noch nie besonders gemocht. An einigen Stellen drang Mondlicht zu ihm herab und er konnte den Geruch von Wald wahrnehmen, demnach war er nun hinter der Villa, doch es war unmöglich zu bestimmen wo genau. Er verdrängte den Gedanken daran, dass es bei ihrer Flucht zu einem enormen Hindernis werden konnte. Allein Shinya zu finden zählte in diesem Augenblick. Ein sanftes Schnaufen ließ ihn still verharren und dann gegen eine der Wände pressen. Verdammt. Ein weiterer Shifter hatte ihm gerade noch gefehlt. Sie waren überall – wie in einem wirklich schlechten, schlechten Film. Allerdings würde es in einem schlechten Film einen Ausgang geben, den er schnell und einfach erreichen konnte. Hier gab es nichts außer Felsen und so gut wie nichts, hinter dem er sich verbergen konnte. Er hörte die Schritte näher kommen und fluchte lautlos. Nicht nur ein Shifter, nein, mehrere. Er sah sich um, suchte nach Felsen und Ritzen, ohne etwas zu finden. Dann fiel sein Blick auf eine Nische oberhalb seines Kopfes. Geschmeidig zog er seine Handschuhe aus, hielt sie mit den Zähnen, als er zu Klettern begann. Es war problematischer, als es den Anschein hatte und einige Male schnitt das Gestein in seine Füße und Hände, aber am Ende zog er sich in dem Augenblick in die Nische, in dem unten die Wölfe den Gang betraten. Der Vampir wagte nicht, nach ihnen zu schauen, zu zählen, wie viele sie waren. Stattdessen lauschte er auf ihre Schritte und hoffte mit einem Funken Selbstverleugnung das die sanften, nicht dazu passenden Geräusche nicht von einen Menschen kamen. Doch sein Verstand wusste es besser. Miyavis Augen schlossen sich in einer momentanen, verzweifelten Niederlage. Sie hatten Hizumi. Möglicherweise auch Karyu. Er hatte versagt. ~~~~~ „Sie sind gekommen, um dich zu holen. Wie es scheint, hat es dein kleiner Freund doch noch nach Hause geschafft.“ Die Stimme war dunkel, flutete melodisch durch die Luft und brach sich mit leisen Hall an den Wänden, derweil sich der Blick kalter, blauer Iriden auf Shinya richtete. Dieser starrte aus einen Auge zurück – das andere war zugeschwollen – und schwieg eisern. Er hatte es verweigert Kamijo auch nur ein einziges Mal seine Stimme hören zu lassen und damit Kyos Aufgabe übernommen. Denn ursprünglich war es sein Geliebter gewesen, der hatte keinen Laut äußern dürfen, während man ihm zusammenschlug. Ein Winseln, ein Stöhnen oder Wimmern hätte zum sofortigen Tod Shinyas geführt. Doch der Blonde war stark gewesen. Den Blick immer fest mit dem Shinyas verankert, hatte er alles überstanden. Selbst als ihnen beiden Tränen über die Wangen gelaufen waren. Selbst als es in Shinya soweit war, zu schreien, zu flehen und sein eigenes Leben hinzugeben, wenn Kyo dadurch gerettet werden würde. Sie hatten Kyo vergiftet und neben ihn geworfen und Kamijo hatte mit sadistischer Freude beobachtet, wie sie sich in die Arme gestürzt waren. Wie sie sich ein letztes Mal verzweifelt geküsst hatten, bevor ihm sein Gefährte entrissen worden war. „Und wer weiß, vielleicht bekomme ich dich doch noch dazu zu singen, Uccellino. [2]“ Kamijo hatte sich erhoben, trat langsam und geschmeidig auf ihn zu, strich mit einem Finger über seine bloß liegende Brust, als er ihn erreicht hatte. „Wie lange wirst du schweigen können, wenn ich Karyu vor deinen Augen töte? Oder seinen kleinen Freund Hizumi?“ Shinya Blick blieb unverändert fest auf den Anderen gerichtet, doch Kamijos leises Lachen zeigte ihm, dass sein plötzlich rasender Herzschlag aufgefallen war. Das sein Peiniger den Schock auf seinen Zügen sehen konnte. Seine Hände griffen die Fesseln fester, als er das Beben seiner Glieder unter Kontrolle zu halten suchte. 'Nein... nicht Karyu...' Sein Freund sollte nicht hier sein. Er sollte zu Hause sein, an Miyavis Seite. Was hatten sie sich nur gedacht, hier her zu kommen? Er konnte sich die Frage in dem Moment beantworten, in welchen er sie sich gestellt hatte, denn er hätte ganz genauso reagiert. Auch er wäre gekommen, würden ihre Positionen vertauscht sein. Er fühlte Tränen in seinen Augenwinkeln und unterdrückte sie. Es war ein Selbstmordkommando gewesen und nun... nun hatte Kamijo Karyu in seiner Reichweite. Hatte ihn gefangen genommen. Würde ihm abermals Schmerz bereiten. Mehr noch als zuvor, nun wo er Shinya und Hizumi ebenfalls fest hielt. Doch wenn es wirklich stimmte, was Kamjo sagte, wo waren die beiden dann? Shinya fühlte Hoffnung in sich aufwellen. Die Möglichkeit, dass der Langhaarige ihm gegenüber bluffte bestand doch, oder? Kamijo log und intrigierte wo er nur konnte. Er war ein Puppenspieler der Emotionen und des Geistes, wusste, was zu sagen und zu tun, um seine Ziele zu erreichen. Und er wollte, dass Shinya sein Schweigen brach. Kamijo wusste, dass der Vampir Schmerzen litt und ohne seinen Gefährten nicht so stark war, wie mit diesem. Es konnte ein Spiel sein. Durchtrieben und dafür designt Shinya dazu zu bringen, Kyo und ihre Liebe zueinander zu verraten. Shinya klammerte sich an diese Hoffnung, bis die Wölfe eintraten und er sah, wenn sie in ihrer Mitte gefangen hielten. Die Tränen kehrten zurück, machtvoller dieses Mal und Shinyas schmale Schultern bebten in unterdrückten Keuchen und stummen Wimmern, vor allem dann, als ihn Karyus gehetzter Blick fand. »Shinya!« Karyu warf sich gegen seine Fesseln und gegen den Shifter der ihm mit einem dunklen Grollen effektiv den Weg blockierte, ihn zurück drückte, worauf hin der Vampir lautlos fauchte, seinen Fang offenbarte. Der Shifter knurrte, schnappte nach ihm, stieß ihn abermals zurück, sodass Karyu gegen Hizumi prallte, welcher ihn zu stabilisieren versuchte, was nur mäßig gelang. Sie fielen beide zu Boden, Puppen, deren Fäden man durchgeschnitten hatte und es brauchte, bis sie sich genug herum gewältzt hatten, um voneinander los zu kommen. Karyu kämpfte sich zurück auf die Füße, attackierte nochmals den Wolf, rempelte gegen diesen, was ihm ein aufgebrachtes Knurren und einen Biss ins Bein einbrachte. Der Schock und der Schmerz stand Karyu ins Gesicht geschrieben, als dieser unter einen stummen Schrei auf dem Untergrund aufschlug und Hizumi warf sich schützend über ihn, schrie die Shifter an, sie in Ruhe zu lassen. Was für ein mutiges Herz für einen so dummen, kleinen Menschen. Kamijo lächelte belustigt, kühl, wandte sich von Shinya ab und hob eine Hand, als der Wolf Hizumis Schulter biss, den Knochen brach als würde es ein Zweig Reisig sein. „Genug. Ihr könnt später weiter spielen.“ Hizumis gequälter Schrei brach ab, er keuchte nach Luft, eine zitternde Hand gegen die Wunde gepresst, mehr bewusstlos als wach. Karyu hatte ihn in seine Arme gewuchtet, streichelte durch das nasse Haar, blickte wieder zu Shinya, der hilflos zu ihnen zurück starrte, rote verzweifelte Tränen weinte. Kamijo lächelte dunkel und gefährlich, sah Karyu mit einer Mischung aus beängstigenden Emotionen an. Kälte. Hass. So viel Hass und Lust Schmerzen zu bereiten. Zu zerstören und Macht zu haben. „Geh ruhig zu ihm. Es ist deine letzte Möglichkeit, den kleinen Vogel in den Arm zu nehmen.“ Der junge Vampir funkelte verachtend, doch darunter lag eine gehetzte Panik und Angst. Karyu fürchtete diesen Mann. Und dies Gefühl war tiefer verankert, als alles andere. Es verschlang ihn und Kamijo wusste es. Und er lächelte weiter, als Karyu seinem Wort folgte. „Noch immer berechenbar, nicht wahr, Petal? [3]“ Wieder ein Blick voller Hass, als der schlanke Mann Hizumi auf seine Füße zog und an sich hielt, als sie zu Shinya stolperten. Bei diesem angekommen, fielen sie sich in die Arme, berührten einander soviel wie es nur ging. Der blonde Vampir küsste Karyu, küsste Hizumi, bebte heftig, als der Mensch seine Finger drückte und Karyu die Tränen von seinen Wangen wischte. »Ihr hättet nicht herkommen dürfen!« Karyu küsste ihn, aber antworte ihm nicht – es war nicht nötig. Sie würden alle den gleichen Weg gehen, wären ihre Positionen vertauscht und Shinya wusste ebenso wie er, dass Karyu das gleiche gesagt hätte, wäre es der Ältere gewesen der wegen ihm gefangen genommen war. Shinyas Arme wanden sich trotz der Fesseln um seinen Hals. »Was ist mit Kyo?« »Er ist zu Hause.« Dieses Mal erhielt er eine Antwort, doch die Stimme war leise, gebrochen. Karyu löste sich nicht, drückte Shinya noch enger an sich, bebte, steif und nahe am hyperventilieren und der Blonde wusste augenblicklich, dass sein Gefährte tot war. Es gab nichts mehr mit dem er sich etwas anderes vormachen konnte. Er hatte es bereits zuvor gefühlt. Diese Leere in ihm. Shinya hatte sie verleugnet. »Nein... « Hatte es nicht wahrhaben wollen, das er fort war. Dieser Teil seiner Seele, der ihm grausam entrissen worden war. »Nicht Kyo...« Seine Stärke, sein Wille, sein Mut. Alles das ihm ausgemacht hatte. Ohne Kyo war Shinya nichts. »...nein...« Er war verloren. Tränen, die zuvor nur einzeln gefallen waren, wurden stärker, Shinya begann zu keuchen, harsch, als würde man seine Hand in offenes Feuer halten. Er fiel immer weiter, schneller, tiefer. Karyus Umarmung wurde unwirklich und das Wimmern in seiner Kehle kroch höher und höher... nahe, so nahe daran, sich in allem Schmerz zu brechen, den er gerade fühlte. Kyos Gesicht erschien ihm, die Lippen in einen sanften, traurigem Lächeln erhoben, als seine Finger über Shinyas Wange streichelten. Kyo. Ihre Liebe. Ihr letztes, ultimatives Versprechen, gegeben in einem einzigen Blick. Shinya schüttelte sich in Gram und Trauer, doch der Laut löste sich nicht von seinen Lippen. Er blieb stumm. Stumm wie Karyu. Stumm wie die Welt um sich herum, denn Shinya war nicht länger in der Lage etwas zu hören oder wahrzunehmen. Nicht einmal die Erlösung einer Ohnmacht war ihm gegönnt. Seine Augen waren leer, in sich gekehrt. Karyus Herz wurde entzwei gerissen, dies zu sehen – zu oft, viel zu oft hatte er genau diesen Blick schon gesehen. Und wieder war es Kamijo gewesen, der ihn in die Iriden eines Wesens gebracht hatte, das so stolz, so frei und mutig gewesen war. Etwas in Karyu setzte aus. Sanft drückte er Shinya in Hizumis Arme, dann stand er auf und drehte sich langsam zu Kamijo, welcher ihn belustigt beobachtete. Karyu fauchte lautlos, zeigte seinen Fang. Das Knurren und Zischen stand über seine Züge geschrieben, als er seine Hände zu Fäusten ballte. Oh, wie er dies arrogante Grinsen aus dem Gesicht wischen würde! Gefesselt oder nicht. Erfüllt von Terror und Angst oder gejagt von Hass und Zorn. Karyu legte sich nicht mehr fest. In ihm gab es nur noch eines. Kamijo würde bezahlen. Und so griff er diesen an. Hinter ihm schrie Hizumi gellend, was, dass wusste er nicht. Zu sehr war er darauf fokussiert dem anderen Vampir die Kehle mit seinen bloßen Händen heraus zu reißen. Seine Finger schlossen sich um den Hals des Blonden, drückten zu, brachen die Haut. Sein Kopf wurde zurückgerissen und dann änderte sich die Perspektive seiner Welt, als er quer durch den Raum segelte und gegen die Wand krachte, von dort auf den Boden prallte. „Karyu!“ Wieder Hizumis hysterische Stimme, während sich der Neugeborene zurück auf seine Füße kämpfte, abermals angriff. Kamijo kam ihm entgegen, fauchte erbost, das Karyu wagte, sich ihm derart entgegen zu stellen. Er packte ihn an der Kehle, derweil der Jüngere seine Arme blutig riss, die Arme des sündhaft teuren Hemdes in Fetzen Stoff wandelte und letzten Endes ausholte und Kamijo über Wange und Auge kratze. Der Langhaarige grunzte schmerzerfüllt, schlug Karyu rückhändig, schleuderte ihn einige Meter von sich. Er ließ ihm keine Zeit sich zu erholen, riss ihn an den Haaren zu sich hoch, ohrfeigte ihn so heftig, dass sich die Lippen Karyus mehrmals brachen. „Du wirst mich nicht besiegen, Petal. Und du wirst für jede Wunde zahlen, die du mir zugefügt hast.“ Er leckte über die Wunden, spuckte das Blut aber aus. „Ich werde dich so lange konsumieren, erfüllen und peinigen bis nichts mehr von dir übrig ist. Es wird nur noch einen einzigen Gedanken in dir geben. Dieser allein wird der Sinn deines Lebens sein und alles was dich zu Karyu macht, alles was dir wichtig war, wird im Licht dieses einen Gedanken vergehen. Du wirst mich nur noch befriedigen wollen. Deine Lippen und Beine werden sich eifrig für mich teilen.“ Karyu spuckte Kamijo mit schwindenden Kräften ins Gesicht. »Niemals!« Der Langhaarige lachte samten und wischte sich die Nässe mit einer nonchalanten Bewegung von der Wange. Karyus Ekel und Abscheu vor ihm könnte ihn nicht weniger interessieren. „Wir werden sehen.“ Er zog Karyu mit sich, hielt den jungen Blutsverwandten eisern im Nacken, ignorierte dessen Schläge und Tritte nach ihm. Hinter dem Sessel, auf welchen Kamijo zuvor gesessen hatte, befand sich eine weitere Wand – Ketten hingen von dieser, doch diese interessierten den Blonden nicht. Er warf Karyu gegen die Wand, hielt ihn dort einige Zentimeter über den Boden gehoben, fixiert. „Du wirst mir gehorchen, Petal. Und du wirst für mich bluten.“ Der Vampir zog den Dolch an seiner Hüfte aus der eleganten, reich verzierten Scheide, drehte ihn in einer fließenden, weichen Bewegung, sodass die Spitze auf Karyu deutete – dann stieß er zu. Das Messer glitt weich in sein Innerstes, durchdrang ihn vollständig bevor die Spitze in der Wand hinter ihm stecken blieb und ihn zwang aufrecht stehen zu bleiben. Karyu keuchte, starrte Kamijo an, die Hände am Griff der Waffe, über denen seines Peinigers. Hizumis Klagelaut war das einzige, dass der junge Vampir hörte. Das er fühlte. Es vibrierte an jedem seiner Muskeln und jeder Faser seines Seins entlang. Karyu hatte nie zuvor einen Laut wie diesen gehört. Er war nicht menschlich und nicht platzierbar. Er sah Überraschung und dann einen Hauch der Furcht in den Augen des Langhaarigen aufwallen, als dieser an ihm vorbei zu den beiden anderen Gefangenen starrte. „Tötet ihn! Rasch!“ Die Shifter agierten augenblicklich, waren mit zwei Sätzen bei dem Menschen der erneut schrie – dieses Mal klar von Angst erfüllt, doch bevor der schwarze Wolf ihn beißen konnte, flog die Tür aus ihren Angeln und krachte berstend gegen die Wand. In ihr stand Miyavi, blutig, beide Schusswaffen erhoben, als er in den Raum kam. Über ihm segelte ein Adler hinweg und diesem folgte ein Spur sanft bläulich leuchtendes Licht, welches wie Schnee auf den Boden fiel. „Lass sie gehen.“ Miyavis Stimme war ruhig, doch der Ernst und Nachdruck in ihr donnerte wie ein gewaltiger Sturm. Ein Sturm in dessen Angesicht Kamijo leise lachte und die Arme ausbreitete. „Zwing mich, kleiner Vampir.“ Miyavi trat näher, die Schritte sicher und behutsam. „Ganz wie du willst.“ Das Lächeln wurde weiter, überheblich und selbstsicher. Dann bewegte Kamijo die Finger seiner rechten Hand und mit einem Gewirr aus Knurren und Jaulen stützen die Shifter auf ihn zu, bereit für ihren Herrn zu sterben und Miyavi in Stücke zu reißen. End Eight – Vendetta Rossa (rote Rache) Part C [1]Kommunikation zwischen Wölfen: Die Wölfe haben verschiedene Laute, die sie von sich geben: Mucken, Winseln, Wuffen, Knurren, Schreien, Jaulen, Heulen. Mucken Kurze, relativ tiefe leise Töne der Welpen, bis ca. 4 Wochen. Es ist ein Behagenslaut, der später vollständig verschwindet. Winseln Es signalisiert Unbehagen von Welpen und erwachsenen Wölfen, kann aber auch bei anderen Situationen wie Sexualität und Erregung gezeigt werden, dann ist der Ursprung aber nicht Unbehagen. Wuffen (ähnlich Bellen) ist bei Wölfen ein Warnlaut. Sie bellen nicht anhaltend, wie die Hunde, sondern geben als Warnung nur ein kurzes leises „Wuff“ von sich. Sie können auch anschliessend ans Heulen kurz „Wuffen“, das sogenannte „bark howling“. Knurren Droh- und Warnlaut. Schreien, Jaulen Nur bei sehr grosser Angst oder starken Schmerzen. Heulen Dient vor allem zur Kommunikation auf weite Distanz, Artgenossen können das Heulen, dank ihres guten Gehörs über eine Distanz von 6km, bei guten Windverhältnissen sogar bis zu 10 km wahrnehmen. Jedes Rudelmitglied heult in seiner individuellen Tonlage und ist somit gut von den anderen zu unterscheiden. Das gemeinsame Heulen, das sogenannte Chorheulen, fördert auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das Heulen hat somit auch eine soziale Funktion. Sie heulen auch gemeinsam um sich auf die Jagd einzustimmen und um ihr Revier akustisch zu markieren. Einzelne Wölfe heulen um Kontakt zu einem Rudel oder zu anderen einsamen Wölfen zu suchen. Meist heulen sie in den Dämmerstunden, wobei sie aber nicht den Mond anheulen. (Quelle: http://chwolf.org/woelfe-kennenlernen/biologie-ethologie/kommunikation) [2] uccellino; italienisch, bedeutet kleiner Vogel – Kosename von Kamijo an Shinya [3] petal; englisch, bedeutet Blütenblatt – Kosename von Kamijo an Karyu Kapitel 11: Ora più buia ------------------------ Nine – Ora più buia (dunkelste Stunde) 473 Jahre zuvor... Das Feuer in den breiten, reich verzierten Schalen leuchtete in einem dunklen Violett. Gemischt mit hellen Blau und einem silbrigen Weiß waren sie ziemlich unheimlich anzusehen, vor allem, weil ihre Schatten wie große Schlangen über die Wände des Tempels glitten, leise zischten und wisperten. Tatsuro hingegen hatte keine Angst. Er war zwischen den Mauern des gewaltigen Gebäudes aufgewachsen, kannte jeden der Räume und alle Stellen an denen man sich verstecken konnte, um den Ärger der hohen Priester zu entgehen, wenn man wieder einmal Schabernack angestellt hatte. Er wusste, dass die Feuer in allen Farben des Regenbogens entflammen konnten – manches Mal waren sie in ihrer Erscheinung wie Regen, ein anders Mal wie ein warmer Wind, dann wieder wie die Erde. Sie konnten auch alles gleichzeitig sein. Sie waren gütig, warm und gaben ihnen was sie brauchten. Die Flammen beschützen sie. Im Gegenzug halfen die Männer und Frauen seines Ordens sie vor dem Erlöschen zu bewahren. Ihr Bund währte nun schon tausend Jahre und würde noch weitere Tausende überstehen. Lachend rannte er mit den anderen Kindern um die Schalen, warf weiße Blumen in die Luft. Er drehte sich in den fallenden Blüten und Blättern, bevor er verharrte und beide Hände an seine Lippen legte, als würde er Staub von diesen pusten. Der Windhauch erhob sich, jagte zwischen all die Blüten, spielte mit ihnen, bis er sie zu einem großen Schmetterling vereinte. Das fragile Tier seiner Magie schlug ein paar Mal mit zarten Flügeln, als es sich in die Abenddämmerung erhob. Dort verlor es sich und fiel in einem Regen aus Weiß auf ihn hernieder. Kara packte ihn an den Händen, zog ihn lachend die Stufen hinauf. Ihr langes, schwarzes Haar war mit blau-lilanen Bänden verwoben, die die Farbe ihres Kleides hatten. Sie stolperte immer wieder darüber, weil es ihr viel zu lang war, doch das störte sie nicht, ihn in den Kreis der anderen Kinder zu ziehen. Gemeinsam fassten sie sich an den Händen und rannten, drehten sich um die größte Schale mit dem bunten Feuer. Sie stand ganz oben, auf der höchsten Plattform. Ganz nah bei den Sternen, den Drachen und den Reitern der Zeit. Das Land war Magie, ebenso wie sie Magie waren. Sie alle waren miteinander verbunden und würden heute Nacht beitragen, den Zauber des Schutzes zu erneuern. Seine Mutter hatte Tatsuro lange auf diesen Tag vorbereitet. Er und Kara würden in ihrem Rang aufsteigen. Sie würden zu Hohepriestern werden. Er lachte gelöst, als er versuchte ihr Gesicht in den bunt wirbelnden Farben und Lichtern zu erkennen. Sie strahlte ihn an, als ihre Drehung schneller und schneller wurde. Blütenblätter stoben unter ihnen auf und er sah die lautlosen Worte auf ihren Lippen, hörte sie in seinem Herzen widerhallen. 'Jetzt!' ~draig~[1] Der Zauber löste sich gleichzeitig, fuhr in einem warmem Sturm durch sie hindurch, wirbelte die Blumen in die Höhe, entflammte sie mit dem großen Feuer, bevor sie sich in einen Drachen wandelten, der über ihnen einen weiten Kreis zog. Kara lachte entzückt, löste sich aus dem Kreis um in ihrer aller Mitte um die eigene Achse zu wirbeln. Der Wind unter ihrem Kleid und den nackten Füßen zog sich in die Höhe, wandelte sich in Bäume, Blüten, Vögel und andere Geschöpfe. Ihr Gesicht, alles in ihr schien von innen heraus zu strahlen und er blies abermals über seine Hand, schickte einen großen, schwarzen Adler in den fröhlichen Reigen ihrer Kreaturen. Sie verfolgte das Tier mit den Augen, grinste breit, als sie ihn abermals an der Hand packte und die letzten Stufen des Tempels hinauf zog. Von dort sprangen sie von den großen Felsen, ahmten die Tiere nach, die sie hatten entstehen lassen, wollten ebenso in den Himmel stoben wie sie. Tatsuro fing seine Freundin um die Taille, bevor sie auf den Boden prallen konnte. Er verlor das Gleichgewicht und sie purzelten einige Meter, bevor sie kichernd zum Stillstand kamen und sich angrinsten, bereit neuem Schalk zu verfallen. Sie rappelten sich auf und rannten wieder, bis sie gegen den den Ältesten der Hohepriester stießen. De große Mann lächelte auf sie herab, löste eine Hand vom Stab, um nacheinander ihrer beider Köpfe zu tätscheln. „Kommt. Es ist Zeit.“ Sie nickten, folgten Tamaya unter dem begeisterten Klatschen der anderen Kinder in das Innere des Tempels. Dort war es viel dunkler als draußen und Tatsuro starrte in offenen Erstaunen an das magische Himmelszelt unter dem sie entlang schritten. Er konnte sie alle sehen, ihre Götter. Draig. Coeden. Blodyn.Eryr und Cysgod.[2] Und über ihnen allen thronte majestätisch Talbot.[3] Er war der Größte von allen, er besaß die Macht des Ursprungs. Er herrschte über Leben und Tod. Er war das Gute und das Böse. Er würde zu ihnen herab steigen und sie segnen. Würde ihnen sagen, welchen Gott sie am nahsten waren. Tatsuro war so aufgeregt. Es war einer der wichtigsten Tage in seinem Leben. Wichtiger war nur noch der Moment, in dem man ihm offenbarte, wen er in Zukunft lieben würde. Welche Seele ihm zuteil wurde. Kara lächelte ihn an und er nahm ihre schmale Hand, drückte die feinen Finger. Oh wie er hoffe, es würde Kara sein... ~~~~~ Hizumi rang nach Atem. Auf den Knien, den Kopf in den Nacken gelegt, fühlte er sich, als hätte er sein gesamtes Leben unter der Wasseroberfläche verbracht und würde nun gerade erst auftauchen. Bilder drangen in seinen Geist, so schnell, so verwirrend. Er presste beide Hände gegen die Schläfen. Schmerz wie diesen hatte er noch nie erfahren. Selbst die Bisswunde an seiner Schulter verblasste im Angesicht dieser neuen Pein. So viele Orte. So viele Gesichter. Stimmen, Worte. Dinge, die keinen Sinn machten und trotzdem klar für ihn waren. Er keuchte, seine Lungen schienen einfach nicht genug Luft zu bekommen. Er lehnte sich nach vorne, so weit, dass seine Stirn beinahe den Boden berührte. Was war das alles? Was passierte? Was passierte mit ihn? Kara! Weil du kein Mensch bist. Kara! Wer bist du? Warum bist du hier? Tatsuro! Ich bin ein Lichtmagier. Und ich habe nach dir gesucht. Sehr viele, lange Jahre. Talbot. Hizumis Kopf hob sich, seine Hände noch immer an seine Schläfen gepresst, war die Szenerie vor ihm verschwommen. Wie in Zeitlupe konnte er jedes Detail wahrnehmen. Gerüche, Laute, alles war um ein Vielfaches intensiver. Er sah zu Shinya – der Blonde lehnte gegen die Wand, alle Muskeln entspannt, das Gesicht leer, grau und bar jeder Emotion. Rote, verschmierte Tränen befleckten das sonst ebenmäßige Antlitz. Die anderen Wunden auf den Armen, den Beinen der Brust bluteten nur leicht, heilten zum Teil, aber nicht so schnell, wie es für einen Vampir normal war. Shinyas Gram vergiftete ihn. Ein leises Wispern drängte Hizumi dazu seine Hand auszustrecken und die des Vampirs zu berühren. Es war, als würde er sich selbst beobachten. Dabei zusehen, wie er seine Finger hob und über Shinyas schob. Der Kopf des schmalen Vampirs hob sich, die Augen starrten unsehend in die seinen... Durch die Erde glitt ein Donner ohne Hall. Er ließ sie alle erbeben und zu Hizumi drehen. „Tötet ihn! Tötet ihn sofort!“ Drei der verbliebenen Shifter setzen zum Sprung an, doch wurden durch eine unsichtbare Blockade zurück geschleudert. Sie jaulten vor Schmerz auf, rappelten sich benommen auf die Pfoten, schüttelten ihre mächtigen Köpfe. „Tötet ihn! Oder ihr werdet meinen Zorn erfahren!“ Kamijos Stimme toste wie ein Sturm, das Gesicht in einen Schnarren verunstaltet, als sich der Blick auf Tatsuro richtete, welcher vor Hizumi und Shinya stand, beide Handflächen nach oben gerichtet. Weiß-bläuliche Kugeln Lichtes drehten sich langsam über einer jeden. „Du!“ Kamijo fauchte wutentbrannt. „Ich bin dich leid! All diese Jahrhunderte bin ich deinen jämmerlichen Schatten nicht losgeworden! Jedes Mal wenn ich ihre Seele zu greifen nah in meinen Händen hielt, kamst du! Wie oft muss ich dich umbringen, damit du endlich im Staub liegen bleibst? Wie viele deiner geliebten Menschen muss ich schlachten, wie viel muss ich dir nehmen?“ „Du wirst mich niemals brechen.“ Tatsuros Stimme war fest, warm – wie ein heißer, wundervoller Sommerwind. Sie hallte von den Wänden, brach sich in einen kaum zu beschreibenden Echo. Es war Magie durch und durch. “Du wirst mir niemals meine Rache nehmen.“ Kamijo fauchte. Nur kurz, dann beherrschte er sich, suchte die Oberhand über eine Situation zu gewinnen, die außer Kontrolle geraten schien. Er bog seinen Rücken durch, hob sein Kinn, starrte den Lichtmagier an – und lächelte diabolisch. „Wir werden sehen, Coeden.[4] Wir werden sehen.“ Die Augen des Lichtmagiers verengten sich. Er spielte auf Zeit und sie rann Sand gleich durch seine Finger. Aus dem Augenwinkel sah er Karyu. Der junge Blutsverwandte hatte Mühe sich aufrecht zu halten, seine Finger zogen schwach an den Griff des Dolches – er verlor Blut, es tränkte seine dunkle Kleidung und sammelte sich in einer Lache um seine Füße. Sein Gesicht war aschpfahl, erinnerte den Magier stark an Kyo. Karyu hatte nicht lange. Miyavi kämpfte gegen zwei der Shifter, doch auch seine Kräfte verließen ihn rapide. Die Kugeln seiner beiden Magazine waren verbraucht, das Leder seines Anzuges an mehreren Stellen grob aufgerissen. Tatsuro sah keine direkten Wunden, doch enorme Mengen an verschmierten Rot, gemischt mit Schweiß und Dreck. Und Hizumi... der Wall, welchen er um den Menschen gezogen hatte bröckelte ebenfalls, die Wölfe attackierten ihn unablässig ignorierten ihren Schmerz. Unter Kamijos Hand zu sterben war schlimmer. „Du kannst sie nicht alle gleichzeitig schützen, Coeden.“ Kamijos Lächeln wurde weiter, er sah, dass der Magier an seinem Limit war, trotzdem starrte dieser dickköpfig zurück. „Das wird sich zeigen.“ Er konzentrierte seine Magie, suchte alles was er besaß in diesen einen Schlag und Schutz zu legen. Er hatte sich lange, lange Zeit auf genau diesen Moment vorbereitet. Er hatte Kamijo verfolgt, wie er seine Seele verfolgt hatte... seine Kara. Sein ein und alles. Egal wie oft sie wiedergeboren worden war, egal welcher Ort, welcher Körper, welche Zeit. Er hatte das Siegel um ihre gespaltene Macht gelegt, sie vor dem Griff des Langhaarigen beschützt und alles verloren, dass ihm je etwas bedeutet hatte. Seine Heimat, seine Familie. In dem Krieg, den er und Kamijo führten, gab es nur den Sinn dieses einen, höheren Ziels. Ihre Seele. Er musste sie zurück bringen. An den Ort an dem alles begann. Seine Augen schlossen sich momentan, dann hoben sich die Lider über eisblauen Iriden und Tatsuro streckte eine Hand aus, wisperte ein einzelnes Wort. ~Coeden~ Die Energie floh von seinen Händen, wanderte seine Arme entlang, floss über seinen Leib und seine Beine in den Boden, brachte diesen zum Beben. Helle, blaue Linien von Licht brachen aus dem Rissen des Erdreichs hervor, entstanden rund um den Lichtmagier, breiten sich in einem immer schneller entstehenden Bild aus. Von Flügelspitze zu Flügelspitze zeichneten sie einen Adler und als er vollständig war, erhob sich die Magie mit einem grellen Schrei. Sie schoss auf Kamijo zu, hatte diesen nahezu erreicht – und unvermittelt färbten sich die Tiefen des Vampirs in einem schockierenden Rot, hob dieser ruhig eine Hand. Tatsuro hatte nur diese eine Sekunde, um schockiert zu keuchen, zu begreifen, was gerade geschah. 'Ein Gegenzauber... wie... wann?' ~Widerhall~ Kamijo war ein Vampir. Vampire waren Kreaturen ohne Magie. Sie hatten Fähigkeiten, Macht über das Feuer und Gedanken, wenn sie alt genug waren. Sie konnten im Tageslicht gehen. Sie konnten vieles... aber nicht das. Kein Zauber. Es war nicht in ihrem Blut. Doch die Kraft, die ihn nun gegen die Wand schlagen ließ, war definitiv magischen Ursprungs. Er konnte ihr Knistern und Fauchen an seinem Körper entlang wispern hören. Er stöhnte gebrochen, als er in der Luft gehalten wurde, beide Arme unbeweglich über seinem Kopf festgenagelt. Er konnte Kamijos Lächeln sehen. Es war sinnlich, dunkel, böse. Schwarz. Die Seele des Vampirs war von solcher Finsternis erfüllt, dass sie in seine Augen zu laufen begann. Wie Öl fluteten sie langsam das Rot und mit jeder Sekunde wurde der Zauber stärker. Tatsuro fühlte, wie seine Rippen nachgaben, ein Knochen nach dem anderen brach. Seine Hand wurde mit einen Blick des Langhaarigen zertrümmert. Er stöhnte qualvoll, sah wie Karyu erneut versuchte, die Waffe aus seinem Bauch zu ziehen, sich zu befreien, um zu helfen, irgendetwas zu tun. Es war sinnlos. Der junge Vampir war viel zu schwach. Miyavi wurde von dem größten der Shifter auf den Boden gedrückt – eine große Wunde klaffte an der Seite des Schwarzhaarigen, welcher sich mühsam nach dem Stilett streckte, dass nur Zentimeter neben seinen Fingern auf dem Boden lag. Hizumi und Shinya konnte er von seiner Positionen aus nicht sehen, sie waren direkt unter ihm... doch was sollten sie schon tun? Sie waren ebenso machtlos. Durch den Boden jagte ein weiterer Donner ohne Hall. „... zumi...“ Der Druck auf seine Brust verringerte sich und der Lichtmagier sog dankbar alles an Luft ein, dass seine brennenden Lungen zuließen. Es war zu schnell und ihm wurde schlecht davon, trotzdem konnte er sich nicht beherrschen. Wieder reckte er den Kopf, suchte genauer zu erkennen, was vor sich ging. Kamijos Blick war von ihm gefallen. „Versuchst, du dich ihm entgegen zu stellen, Kara? Coedens Siegel ist schwach geworden. Und du wirst ohne seine Hilfe niemals gewinnen. Hör auf zu kämpfen. Überlasse dem Gott in dir die Macht. Es wird eine süße Sünde sein – niemand hier wird dir verwehren, dich endlich von Pein und Gram zu befreien.“ Einige Momente herrschte eine Stille, so schwer, dass jeder von Tatsuros rasselnden Atemzügen unnatürlich laut war, dann fluteten leise Worte durch die Luft, brachten diese zum Beben. „... Wer ist Kara?“ Hizumis Stimme klang gebrochen, verwirrt. Er war so verloren. Aus Tatsuros Augenwinkel löste sich eine Träne, derweil der Langhaarige samten lachte. „In einem Wort? Du.“ Er trat näher zu dem kleinen Menschen, welcher vor ihm wegrutschte und gegen die Wand prallte. Purer Terror stand in den dunklen Tiefen geschrieben. Augen die Kamijo schon so oft gesehen und doch niemals in Besitz genommen hatte. Geschmeidig ließ er sich vor Hizumi nieder, kratze mit einem Fingernagel über die blasse Wange. „In den Tagen der alten Religion gab es viele Orte und Orden. Es gab Wesen und Magie, die ihr mit eurem kümmerlichen Herz nicht wahrzunehmen vermögt. Einer dieser Orden waren die Gard [5]. Sie waren ein Bund von Lichtmagiern, dazu bestimmt die großen Feuer von Draig zu schützen. Die Feuer waren den Gard vom Drachengott persönlich überreicht worden. Sie sollten ein Symbol des Zusammenhalts zwischen den Göttern und allen anderen Wesen der Welt sein. Sie sollten eine goldene Ära erleuchten. Frieden. Keine Gram, keinen Hass.“ Kamijo spuckte die letzten Worte mit Ekel. „Kara und Tatsuro waren dazu auserwählt die Flammen in die nächste Dekade zu geleiten. Sie erhielten den Kuss Talbots, dem Größten von ihnen allen.“ Seine Finger strich von der Wange zu den Lippen des Kurzhaarigen. „Mein Orden mischte sich ein. Sie griffen den Tempel an und vernichteten die Hoheprister. Ich war damals noch ein Kind. Ein geborener Vampir, beschützt und behütet in ihrer Mitte aufgewachsen. Sie lehrten mich die Magie. Sie bereiteten mich auf den einen Tag vor, an dem ich die Seele desjenigen verschlingen würde, der Talbots Macht erhalten hatte.“ Er sah hoch zu Tatsuro, fauchte und drückte dem Magier mit einen Blick die Luft ab – dunkle Flecken bildeten sich an der Kehle des Gefangenen, als dieser erstickt hustete, sich wand. „Sie rechneten nicht damit, das sich jemand einmischen würde. Das ein Junge das Ritual unterbrechen und einen Bann über Karas Seele legen würde. Eine Seele, die gespalten war. In Gut und Böse. Kara und Talbot. Sie rechneten nicht damit, dass Coeden die Macht besitzen würde, ihre Seele fort zu schicken. Fast 500 Jahre. So lange habe ich gesucht, gewartet und mich verzehrt.“ Er strich durch das Blut, dass auf Hizumis Schulter klebte, leckte es genüsslich ab. „Wie sehr habe ich mich nach diesem Tag gesehnt. Und es ist allein der kleinen Petal zu verdanken, dass ich dich überhaupt so schnell wieder gefunden habe, nach dem letzten Mal.“ Die rot-schwarzen Augen glitten zu Karyu, welcher halb in sich zusammengesackt über dem Dolch hing, die Lider fast geschlossen, als Blut von dessen Lippen tropfte. „Wäre ich Karyu nicht begegnet und hätte seine kleine Seele nicht gegen mich rebelliert, dann hätte er dich nicht getroffen. Weißt du warum du ihm sofort geholfen hast? Warum du ihm vertraut hast, obwohl er dir nie über seine Vergangenheit erzählte?“ Kamijo pausierte, um Hizumis Oberteil in der Mitte aufzuschlitzen. „Weil das Gute in dir mächtig war. Zumindest so lange, bis das Siegel zu brechen begann.“ Er schob die Stoffseiten fort, entblößte Hizumis schmale, weiße Brust. „Und weißt du, ab welchen Augenblick das geschah?“ Hizumis angsterfüllte Augen starrten ihn an und nur unmerklich schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf, weswegen Kamijo etwas weiter lächelte, die Brust berührte und diese mit seltsam wirr scheinenden Strichen auf und ab fuhr. „Als du versucht hast Karyu zu beschützen. Als du ihn von mir losgerissen hast. Talbot gab dir die Kraft, dass zu tun. Anderenfalls wärst du niemals erfolgreich gewesen.“ Hizumi erinnerte sich. Das Gefühl, dass alles so seine Richtigkeit hatte. Er war ohne Furcht gewesen, vor allem dann, als sie der Adler in die Luft gehoben und weg gebracht hatte. „Coeden... Tatsuro...“ Kamijo nickte. „Er kam mir zuvor. Er unterbrach mich... wie so viele Male. Doch nun nicht mehr. Alles, was ich tun muss ist, mir seine Seele einzuverleiben. Keine Sorge, es wird nicht lange weh tun.“ Der Langhaarige vollendete den Strich und Hizumi zuckte zusammen, als hätte man ihn heftig geohrfeigt. Mit einem harschen Keuchen schlug sein Kopf gegen die Wand, währenddessen sich auf seiner Brust drei leuchtende Punke abzeichneten. Sie bildeten ein perfektes Dreieck. Eine von ihnen war blau-violett. Kara. Die andere moosgrün und die letzte golden. Talbot. Zum greifen nah. Kamijo stöhnte erregt, strich über die Stelle, liebkoste sie, bevor er sich geschmeidig erhob und zu Karyu schritt. Dieser zuckte schwach vor ihm zurück, konnte sich allerdings nicht wehren, als der Blonde sein Kinn packte und ihm einen tiefen, alles plündernden Kuss aufzwängte. »Wir beide haben später noch viel Spaß. Dein Tod wird nichts sein, dass du einfach erreichst.« Er zog den Dolch aus der Wand, beobachtete, wie Karyu mit einem stummen Stöhnen in sich zusammenfiel – schwach am Boden kratzte, um sich vorwärts zu ziehen. Wie bemitleidenswert. Wie erbärmlich. Ein Tropfen Blut löste sich von der Klinge, schlug auf Hizumis Knie auf, als er sich abermals vor den Menschen gekniet hatte, welcher panisch ein und ausatmete.... ein kleines Vögelchen, gefangen und dem Tode geweiht. Die Spitze des Messer berührte den rechten Punkt, brach die Haut. Hizumi wimmerte leise und als der erste Tropfen Blut austrat, funkelte Gold in diesem. Kamijos Hand streckte sich, fing ihn auf, beobachtete ihn fasziniert. Er schien auf seiner Fingerkuppe lebendig zu werden, rollte von allein umher, zischte und murmelte leise Versprechen. Er leckte ihn ab, stöhnte genussvoll und fixierte Hizumi mit einem dunklen Blick, bevor er die Spitze des Dolchs fester gegen die weiße Haut presste. „Die Welt wird mir zu Füßen liegen... die alte Religion wird mit mir wieder auferstehen!“ „Weißt du, dass deine Sprüche immer lahmer werden?“ Kamijo fauchte unter dem plötzlichen Schmerz in seiner Seite auf, ließ den Dolch fallen. „Könntest dir wirklich mal was neues ausdenken.“ Der Langhaarige starrte über seine Schulter, das Gesicht in einer furiosen Maske verzogen, derweil Kyo das Stilett tiefer in seine Seite trieb. „Du! Du solltest tot sein!“ Der kleine Vampir tske und grinste eine dunkles, sarkastisches Grinsen. „Ich hab noch nie das gemacht, was man von mir wollte.“ Er drückte den größeren Vampir zu Boden, hielt ihn mit dem eigenen Gewicht nach unten gedrückt, derweil Kamijo leise fauchte und unvermittelt finster grinste. „Dann solltest du damit anfangen.“ In einer Bewegung, selbst für Kyo zu flink, packte der Langhaarige den Kleineren an den Haaren und schleuderte ihn gegen die Wand neben Shinya, wo dieser benommen liegen blieb. Sie kamen gleichzeitig auf die Füße, doch Kamijos Magie war schneller als jede Regung die der Vampir hätte tun können. Mit einen Schrei krachte Kyo abermals gegen die Wand, wurde wie der Magier an Ort und Stelle gehalten – einen Moment später fand sich auch Miyavi in der Luft. Dieser schwebte frei, stöhnte, als er sich zusammen zu krümmen suchte. Kamijos Kraft war wie flüssiges Feuer und es verbrannte alles in ihm. Zufrieden, dass ihn nun niemand mehr unterbrechen würde, drückte der Langhaarige den Rücken durch, derweil er das Stilett aus seiner Seite zog und achtlos zu Boden fallen ließ. Seine Schritte führten ihn zurück zu Hizumi, welchen er an der Kehle packte und in eine aufrechte Position zog, den Dolch in der freien Hand. „Genug der Spielchen.“ Tatsuro erstarrte. Es war nicht Kamijo, der da gesprochen hatte. Es war Hizumi. Und es war Kara. Sie sprachen gleichzeitig und einen Herzschlag später löste sich der Zauber des langhaarigen Vampirs, fielen Kyo, Miyavi und er selbst zu Boden. Der Lichtmagier stöhnte als er unkontrolliert auf dem Untergrund aufschlug. Dunkle Flecken schwammen vor seinen Blickfeld und die ihm nur zu willkommene Ohnmacht lauerte nahe seines Bewusstseins, lockte ihn und es war sein schierer Wille der sich ihr entgegen stellte – noch. Hizumis schmale Hand legte sich auf Kamijos Arm drückte zu, brach die Haut, als er mit seinen Fingern zwischen die Knochen des älteren Mannes drang und zum ersten Mal seit dieser Kampf begonnen hatte, hörte Tatsuro einen wirklichen Schrei der Pein von Kamijos Lippen fallen. „Was... was hast du getan?“ Hizumi lächelte nur, derweil er den Druck auf den Arm erhöhte, den Anderen mit einen schrillen Aufschrei in die Knie zwang. Keuchend, doch noch immer so arrogant seinen Kopf hoch erhoben zu halten, starrte Kamijo in das blasse Gesicht des kleinen Menschen. Dieser Hülle aus welcher Talbot zu befreien so einfach schien. Sein Blick fiel auf die Brust, auf die Farben. Mit einen hohen, unmenschlichen Kreischen realisierte er, dass sich grün und blau-violett miteinander vermischt hatten. Kara und Hizumi waren eins geworden. „Hexe! Was hast du getan!“ „Das weißt du bereits. Und es gibt nichts, das du tun kannst um es aufzuhalten.“ Karas ruhiges Lächeln begegnete ihm, währenddessen sich der Wirbel aus bunten Farben dem Gold nährte. Kamijo kämpfte gegen den Griff, doch war gefangen – es war weit mehr als körperliche Kraft, die ihn in Position hielt, weswegen er aufgebracht fauchte. „Du wirst dich umbringen!“ „Aber dann werde ich dich wenigstens mit mir nehmen.“ Ein weiches, fast liebevolles Lächeln richtete sich auf seine Gestalt, einzig betrogen durch die bunten kühl kalkulierenden Augen des Schwarzhaarigen und die leuchtenden Striche, die das Gold fast erreicht hatten, nur aufgehalten durch einen sanften Schimmer eisblau. „Coeden. Lös das Siegel.“ Tatsuro schüttelte den Kopf, auf den Lippen ein lautloses 'Nein'. Das konnte er nicht zulassen. Er konnte sie nicht aufgeben, nicht gehen lassen! Hizumi drehte den Kopf über seine Schulter, sah ihn an – in den dunklen Tiefen konnte er Kara schwimmen sehen, schluchzte deswegen harsch, eine Hand über seinen Mund geschlagen, um weitere Laute zu verhindern. »Du weißt, dass es keinen anderen Weg gibt.« Seine andere Hand presste er gegen seine Stirn, schüttelte wieder den Kopf, um ihre Worte auszublocken. Ihre Wahrheit. Tatsuro wollte seine Augen schließen, doch sie zwang ihn sie offen zu halten. Mit einen traurigen Lächeln streckte sich ihre Seele um sich sanft gegen die seine zu lehnen – er fühlte auch Hizumi bei sich, was es umso schlimmer machte. „Coeden.“ »Lös das Siegel, rette sie, bring sie nach Hause.« »Ich... ich kann nicht...« »Doch, du kannst. Du tust es schon. Gib den letzten Halt auch noch auf.« Es war wahr. Das Siegel flackerte immer wieder, erste Strahlen von grün-blau-violetten Licht liefen bereits in das Gold. Tatsuro schluchzte harsch und schloss dann doch die Augen, nur kurz, dann löste er die Hand von seinem Mund, richtete sie auf Miyavi. ~Bewegung~ Der Vampir stöhnte leise, als sein Zauber zu wirken begann, an ihm zog und langsam über den unebenen Grund brachte – so nah, das der Lichtmagier seine Hand greifen konnte. Kamijo fauchte, wehrte sich heftiger gegen Karas Zauber und er sah, wie es sie anstrengte – er sah die unerträgliche Anspannung in Hizumis Körper. Er war für so etwas nicht ausgelegt... die Magie in ihm zerstörte ihn... er sah, wie die Haut zu reißen begann, winzige Rinnsale von Blut färbten den schlanken Leib ein, ließen keinen Flecken unberührt. »Kyo. Halt mich fest.« Der Blonde neben ihm folgte, griff mit schwacher Hand nach Tatsuros Gürtel, hakte den Daumen in diesen. Mit der Anderen suchte er blind nach Shinya, bekam ihm am Knöchel zu fassen. Festhalten konnte er seinen Gefährten nicht, doch er hoffte inständig er Kontakt würde reichen. Mit verschwommenen Blick sah er, dass auch Karyu zu ihnen herüber wanderte – bewegt durch die gleiche unsichtbare Macht des Lichtmagiers. Hizumis, Karas Augen trafen Tatsuros ein letztes Mal. „Ich wünschte...“ Eine lange Pause und ein Lächeln gefolgt von sehnsüchtigen, leise gewisperten Worten. „Ich habe dich wirklich geliebt.“ Tatsuro weinte. Dies war nicht Karas Stimme gewesen. Und auch nicht ihre Seele. Hizumi hatte zu ihm gesprochen. Finale Worte eines Abschiedes, als der Lichtmagier die schwach verbliebenen Reste seiner Kraft zu sich rief, sie alle in helles Licht und warmen Frühlingswind hüllte. ~Reise~ Er sah sie lächeln, kurz bevor das Licht sie vollständig umgab. Er sah, wie die Haut von den Knochen des Vampirs geschält wurde. Tatsuro hörte ihn schreien, betteln und röcheln, als das Gold den ganzen Raum erfüllte. Wie ein brillanter Sonnenaufgang und ein Flammenmeer in dem alles Leben verging. Hizumi und Kara fielen mit ihm. Sie waren verloren. Was für ein schwacher Trost war das Leben das Tatsuro noch besaß. Der Lichtmagier hatte versagt. End Nine – Ora più buia (dunkelste Stunde) [1] walisisch; bed. Drache [2] Die fünf Götter der alten Religion, walisisch ; bed. Drache, Baum, Blume, Adler und Schatten [3] Der höchste Gott der alten Religion, der Name entstammt dem altem Englisch und wird tal-bath ausgesprochen. Seine Bedeutung ist 'zerstören' und 'Nachricht' [4] Tatsuros wahrer Name, seine Magie entstammt dem Gott der Lüfte, dem Adler Coeden [5] Der Orden in dem Tatsuro aufgewachsen ist, walisisch; bed, Wächter Epilog: Futuro -------------- Epilog – Futuro (Zukunft) Kyos Finger streichelten sanft über den Kopf des Rabens. Der große Vogel saß auf seiner Schulter, klackte hin und wieder mit dem Schnabel, als der Vampir langsam über das Gefieder seines Retters streichelte. Ohne das Blut, dass ihm dieser gebracht hatte – diese wenigen Tropfen – wäre er nun nicht am Leben. Der Tod hatte ihn beinahe vollständig umhüllt und in einen tiefen Schlaf gezogen. Es war nicht verwunderlich, dass Miyavi und Karyu gedacht hatten, dass er tatsächlich von ihnen gegangen war. Als er erwacht war, war er zunächst disorientiert gewesen, doch die Erinnerungen kam erschreckend schnell zurück. Sie war wie eine gewaltsame Flut über ihn herein gebrochen, hatte ihn bebend und benommen auf dem Altar zurückgelassen und abermals war es Gigfran [1], der ihn in die Realität zurück geholt und dafür gesorgt hatte, dass er sich umgezogen und bewaffnet hatte. Wohin seine Familie gegangen war, war nicht schwer zu erraten gewesen. Kyo hatte nicht einmal nachsehen müssen. Er zog an der Zigarette zwischen seinen Lippen, bevor er sie im Aschenbecher neben sich ausdrückte und dabei ignorierte, dass dieser bereits über zu quellen drohte. Seine zweite Hand strich durch Shinyas Haar. Sein Geliebter lag neben ihn auf der Bank, das Gesicht gegen seinen Bauch gelehnt, döste er im beginnenden Morgengrauen. Sie würden bald hinein gehen müssen, doch noch wollte er bleiben und in die Welt um sie herum lauschen. Vier Tage waren vergangen, seitdem sie der Villa entkommen waren. Vier Tage voll von Schmerz und Fragen. Beides war auch jetzt noch präsent – Pein, so emotional wie diese, konnte niemals ganz verheilen. Sie würde schwächer werden und irgendwann in den Hintergrund rücken, doch es würden lange, einsame Nächte kommen, an denen sie zurückkehrte, um jeden der Beteiligten auf eigene Art und Weise zu jagen. Sie würde zu Geistern werden und Geister ruhten nicht. Shinya seufzte leise, regte sich, machte aber noch keine Bewegung, sich zu erheben und Kyo debattierte mit sich, ob er sich eine weitere JPS anstecken sollte, da erhob der jüngere Vampir leise die Stimme. „Wie soll es nun weiter gehen?“ Das war in der Tat eine sehr gute Frage. Tatsuro hatte ihnen das Nötigste erklärt – das Hizumi der Träger einer Seele war, die über die Jahrhunderte immer wieder von dem Lichtmagier vor Kamijo beschützt und weiter gesandt wurde. Er hatte ihnen in groben die Götter der alten Welt erklärt und sie alle aber vor allem Karyu unzufrieden zurück gelassen. Der Jüngste verweigerte zu glauben, dass Hizumi gefallen war. Selbst im Angesicht der absoluten Wahrheit der finalen Momente die Tatsuro ihnen erzählt und am Ende sogar mit Hilfe eines Zaubers gezeigt hatte. Talbot hatte Hizumi und Kara zerstört. Er war der Gott des Todes. Des Untergangs und der Schatten. Aber er war auch der Gott des Lebens. Der des Lichtes und des Schaffens. Und an dieses Wissen – welches Tatsuro, in seinem Kummer, im Gegensatz zu Karyu gänzlich ausblendete – klammerte sich der Neuerschaffene. Er glaubte mit einer solchen Intensität an das Überleben von Hizumi, dass es an verzweifelte Verleugnung aller Fakten heran reichte. Nicht wissend wohin er gehen sollte, würde er Hizumi suchen, geschwächt von seinen Wunden und in Sorge um seinen Gefährten und seine Brüder war der Vampir an das Haus gefesselt. Doch er war ruhelos. Karyu bemutterte sie, obgleich sie alle auf dem Weg der Besserung waren selbst Shinya, welcher erst zwei Tagen wieder zu ihnen zurück fand. Kyo würde den Anblick der Augen niemals vergessen. Er hatte bereits einmal erleben dürfen, wie Shinya neu geboren worden war. Es war seine Hand und sein Biss gewesen, die dem Blonden ein Leben in Ewigkeit versprochen und geschenkt hatten. Es war damals ein überragender Moment gewesen... doch dies hier... Es war nicht in Worte zu fassen. Die Art wie der dumpfe Schmerz gewichen war... das Erstaunen... die Freude! Die Tränen und das Schluchzen hatte Shinya nahezu auseinander gerissen, so heftig waren sie gewesen, doch Kyo hatte nichts getan, um sie zu stoppen. Einzig nahe gehalten hatte er seinen Geliebten. Ihm solange leise Worte ins Ohr gewispert, Versprechen und Nichtssagendes, bis Shinya mit dem Sonnenaufgang eingeschlafen war. Seine Gedanken sprangen zurück auf Karyu und die Frage, welche Shinya ihm gestellt hatte. „Ich bin mir nicht sicher.“ Nicht sicher, wie lange sie Karyu aufhalten würden können, um ihn zur Vernunft zu bringen... denn was er tat... es war Wahnsinn. Und trotzdem gab es eine kleine Stimme in Kyo, die ihn dazu anhielt, Karyu nicht derart zu degradieren. Die verlangte, ob er den Gedanken an ein Überleben Hizumis nicht enger in Betracht ziehen sollte. Die wissen wollte, warum er nicht schon Bücher gewälzt und sich solange in die Materie der alten Götter eingelesen hatte, dass das Wissen aus seinen Ohren blutete. „Karyu wird gehen. Irgendwann.“ Sanft gesprochene Worte und Kyo starrte in das Morgengrauen und der Wunsch nach einer Zigarette keimte stärker. „Ich weiß.“ „Und Miyavi wird ihn begleiten.“ Dieses Mal nickte der Blonde nur, sah in Shinyas Gesicht, als dieser sich drehte, um zu ihm aufzusehen. „Was denkst du, wer recht hat?“ Das Schweigen dauerte länger, nun da der Gefragte seine Worte sorgfältig bedenken musste und am Ende seufzte er leise. „Ich sollte sagen: Tatsuro. Er ist der Magier, er ist vertraut mit den Göttern und der Seele. Beides entstammt seiner Welt, seiner Kraft. Doch... Karyus Glaube an das Gute in Talbot. Das Leben das dieser repräsentiert, macht es schwer, nicht doch zu hoffen, dass Hizumi irgendwo da draußen ist.“ Shinya nickte und erhob sich, blickte einen langen Moment mit dem Rücken zu Kyo in das immer heller werdende Morgenlicht. Die Sonne war am aufgehen und bald würden ihre Strahlen und Wärme den Garten, die Bank und die Villa berühren. Es war an der Zeit hinein zu gehen – die elektronisch gesteuerten Jalousien schlossen sich bereits. Auch Kyo erhob sich, legte seinem Geliebten eine Hand auf die Schulter, welche ergriffen und sanft gedrückt wurde. „Dann kennst du im Grunde doch eine Antwort auf meine Frage.“ Shinya sah ihn über die Schulter hinweg an. „Was nun werden wird, selbst wenn dein Kopf noch sagt, er wisse es nicht. Dein Herz hat längst entschieden, nicht wahr?“ Der Kleinere nickte seicht und Shinya erwiderte es. „Meines ebenso.“ Kyo lächelte milde und streifte die Lippen seines Gegenüber. „Lass uns reingehen und schlafen. Wenn die Nacht anbricht, suchen wir die anderen. Es gibt eine Menge zu besprechen.“ Ein Summen antwortete ihm. „Wie würde Karyu sagen: Gehen wir bis ans Ende der Welt...“ Ihre Lippen trafen sich erneut, als Shinya ihre Finger miteinander verflocht. „... und dann darüber hinaus.“ End Fiore Rosso [1]walisisch; bed. Rabe Vielen Dank an Alle, die diese Story bis zu ihrem Ende begleitet, favorisiert und kommentiert haben. Es hat mir große Freude bereitet, die ermutigenden Worte zu lesen und obgleich meine Fanfiction nicht das wurde, was ich ursprünglich plante, bin ich glücklich mit ihr und ihrem Abschluss. Es gibt reichlich Potential für ein Sequel, doch im Moment werde ich mich zunächst auf meine bestehenden Projekte konzentrieren. Noch einmal einen großen Dank an Jeden, der die Fiore Rosso kommentiert und favorisiert hat. Cat2010: Ich hoffe, dass dir der Epilog ein wenig Hoffnung bezüglich Hizumi gegeben hat. Um ehrlich zu sein... ich könnte es nicht über mich bringen, ihm etwas endgültiges anzutun. Ich danke dir noch einmal für deine Kommentare, dein Lob und deinen Enthusiasmus. akilea: Was kann ich sagen? Danke für deine Kommentare, deine Nachrichten und deine Worte. Sie bauen mich auf und ich hoffe inständig, dass ich mit meinen anderen Projekten nicht wieder Jahre brauchen werde, um sie fort zu setzen... mein Ziel dies zu tun, ist auf jeden Fall groß. Mal sehen, wie sehr mir das 'reale Leben' einen Strich durch die Rechnung macht. Bis zur nächsten Story, Arani. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)