Der [D]Shin in der Wunderlampe von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Neuanfang -------------------- Er hatte es geschafft, sich in die Lampe zurück zubringen und auch die Lampe außerhalb der Reichweite des Kolosses. Mit einem lauten Plumps landete die Wunderlampe in feinem hellem Sand, welcher stoßweise von Wellen überschwemmt wurde. Würde die Lampe nicht entdeckt werden? Würden die Menschen in seinem Heimatland ihm die Schuld geben? Shin wird das nie erfahren… Wie viel Zeit war vergangen bis der junge Mann die Lampe fand? Nao hob die Wunderlampe aus dem Sand vor dem Schiff seines Vaters. Bald würde das Schiff ablegen, zum Festland rüber segeln und er mit ihm. Nao besah sich die Lampe genauer und wog sie dabei in seinen Händen. „Schein alt zu sein“ sagte er zu sich selbst und stecke sie in seine Hosentasche. Er würde sie mitnehmen und sie verkaufen, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Er hatte es nur schwer verkraftet, als seine Mutter starb und war froh, seinem Vater nun zu helfen. Nicht viele hielten es für eine gute Idee, Pirat zu werden, doch die schweren Zeiten ließen nichts anderes zu. Es waren nun schon ganze 20 Jahre her, dass der Koloss vom Festland eine blutige Schlacht nach der anderen führte. ‚Wo soll das nur hinführen? ‘ fragte sich Nao in Gedanken und stieg aufs Schiff, klopfte ihrem Steuermann auf die Schulter und ging auf seinen Vater zu. „Hey, wann werden wir ablegen?“ fragte er abenteuerlustig und setzte sich auf eine Fass mit Rum. Allein der Geruch machte Nao leicht beschwipst und er kippte leicht nach hinten um. „Bald. Aber dass du nichts verträgst, ist eine Schande.“ Antwortete sein Vater mit lauter und fester Stimme. Nao errötete leicht, denn die ganze Mannschaft brach in lautem Gelächter aus und sah säuerlich zu seinem Vater, doch nahm er sich das nicht zu sehr zu Herzen. Er würde schon noch Gelegenheiten bekommen, um etwas trinkfester zu werden. Sein Vater klopfte ihm auf die Schulter, blickte ihn sanft an, dann ging er in seine Kajüte zurück und besprach ein paar Dinge über die Seefahrt mit dem Steuermann und dem zweiten Kapitän. Es konnte ja immer etwas passieren. Nao sah sich um. Die Mannschafte trug Vorräte an Essen und Trinken an Bord und auch sonst wurde alles Wichtige herangeschafft. Nao sprang vom Fass, setzte sich auf die Reling und ließ den Meereswind durch seine Haare wehen. „Hey, schöne Prinzessin? Kommst du mal zu uns runter und hilfst uns?“ rief ihm einer der Männer hoch. Nao sah ihn von oben herab an. Er nickte mürrisch und sprang zu ihnen runter. Er schleppte den halben Vormittag Kisten und koordinierte sie im Buk. Schweiß lief ihm den Hals und die Stirn runter. Er wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel weg und blickte gen Himmel. Die salzige Luft und die frische Brise ließen seinen ganzen Körper kribbeln. Er ging wieder vom Schiff, denn noch würde er in ihrem Haus schlafen. Der weiche Sand war angenehm auf seiner Haut und so machte er noch einen Spaziergang am Strand, während sich der Himmel rot färbte und die Luft an Frische gewann. Er legte sich in den Sand. Er spürte die Brise auf seinen nackten Beinen, denn die Hose, die er trug, reichte nur knapp bis zu seinen Knien. Er schloss seine Augen und genoss das Rauschen des Meeres. Ob er es jemals so friedlich genießen konnte? Nach einiger Zeit stand er dann doch wieder auf und stakste zum Haus. Es war leer. Fast leer zumindest. Nur ein paar Sachen standen noch rum, die auf See nicht gebraucht wurden und sein Rucksack. Es gab eh nicht genug Platz an Bord. Nao ging in den Waschraum und schüttete sich ein Eimer Wasser über den Kopf, um sich dann zu waschen. Mit triefenden Haaren ging er zu seiner Hängematte, zog die Lampe wieder aus der Hosentasche raus und betrachtete sie im Mondschein. Er legte sie auf den Boden, lies sich in sein Bett, besser Hängematte fallen und schrie auf. Er zog ein Messer unter sich heraus. Er hatte sich nicht geschnitten und auch sonst keine Verletzung davon getragen, doch war er total geschockt. „Wie kommt das Messer dahin?“ fragte er laut in den Raum rein und wunderte sich, ob er es vielleicht selbst dort hatte liegen lasen. Aber wer war denn schon so blöd? Fluchend warf Nao das Messer auf den Boden, welches nur knapp die Lampe verfehlte und legte sich wieder in seine Hängematte. Er schlief mit den Gedanken bei seiner verstorbenen Mutter ein. Auf dem entfernten Festland lief der Sohn des Kolosses auf und ab, in seinem Zimmer. Er wusste, dass er der Sohn dieses Mannes war, doch hatte dieser seiner Vaterschafft nicht öffentlich zugegeben, noch war seine Mutter die Gemahlin. Seine Mutter war eine einfache Mätresse gewesen, die nun im Sterben lag. Er kämpfte mit den Nerven und wirbelte kleine Staubwölkchen auf, die nur sehr schwach durch das Mondlicht erleuchtet wurden. Er blieb stehen und blickte aus dem Fenster. Er betrachtete den Mond und lauschte in die Stille hinein. Diese Stille ließ ihn seine Einsamkeit und Angst nur deutlicher spüren. Er drehte sich vom Fenster weg und wieder zu einem schrecklichen Anblick. Man hatte zwar Ärzte rufen lassen, doch hatten diese seit einiger Zeit nichts mehr bewirken können. Bald würde er ganz allein auf der Welt sein. Mit seinem Vater wollte er nichts zu tun haben, der behandelte ihn doch auch nur als einen Stallburschen. „ Isshi “ hauchte seine Mutter leise mit matter Stimme. Schnellen Schrittes ging er auf seine Mutter zu und nahm ihre Hand in die seine. Sie war eiskalt, kaum noch lebendig. „Sei tapfer…“ Es war nicht mehr als ein Flüstern, doch von jedem im Raum zu hören. „Nein. Geh nicht“ sagte Isshi zaghaft und Tränen füllten seine dunklen Augen. Er sah so sehr aus wie seine Mutter. Es dauerte einige Augenblicke, doch dann realisierte Isshi, dass sie ihre letzten Atemzüge bereits getan hatte. Sie würde nun nie wieder zu ihm sprechen. Er knickte ein und ließ seinen Kopf und sich selbst neben seine tote Mutter fallen. Das war zu viel für ihn und krallte seine Hände in die dünne Decke, mit welcher seine Mutter zugedeckt war. Er schluchzte in die Decke hinein und bemerkte somit nicht, dass die Ärzte das Zimmer bereits wieder verließen, um die Bestattung vorzubereiten. So in gekrümmter Haltung hielt er die Nacht aus, ohne dass sein Schluchzen und seine Tränen ein Ende nahmen. „Wach auf!“ rief sein Vater in die Hütte. Er hatte einen großen Ledersack über der Schulter hängen. Nao rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich blinzelnd auf. „Planänderung. Wir stechen heute schon in See.“ Teilte ihm sein Vater kurzangebunden mit. Nao sprang auf, packte seine letzten Sachen ebenfalls in einen Ledersack und folgte seinem Vater raus zum Schiff. ‚Warum wurde der Plan geändert? ‘ fragte sich Nao in Gedanken versunken und sah den Strand immer näher kommen. Mit jedem Meter wurden ihre Schritte schneller, bis beide Männer zu dem Schiff rannten. Nao hätte nicht leiser sein können, denn rappelte die Lampe laut in seiner Tasche. Sie schien gegen irgendetwas Metallenes zu schlagen. Das Messer? Sein Vater warf ihm einen irritierten Blick zu, sagte jedoch nichts zu den Geräuschen aus Naos Rucksack. Sie waren nicht die ersten auf dem Schiff, klar sein Vater war nur gekommen, um ihn zu holen, aber dennoch fehlten einige. „Die kommen nicht mehr mit“ sagte sein Vater knapp, als sich Nao nach ihnen erkundigte. Merkwürdig. Sie hissten die Segel und stachen mit dem kalten Morgenwind in See. Nun begann das Abenteuer seines Lebens. Nao blickte aufs offene Meer und atmete hörbar tief ein. Er freute sich riesig auf die Dinge, die er erleben würde und die Menschen, die er treffen würde, doch wusste er da noch nicht, was auf ihn zu kommen würde, genauso wenig wusste er von Shin, in der Lampe, die er gefunden hatte. Es würde ein Neuanfang für alle werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)