Das Leben eines Nekromanten von Anyu_Mainyu (Einträge eines persönlichen Tagebuches) ================================================================================ Prolog: -------- Simian wich den nicht enden wollenden Schlägen der Vampirfrau immer wieder aus, jedoch war es nur eine Frage der Zeit bis sie ihn erwischen würden. Sie verschwand in den Schatten und tauchte blitzschnell von einer anderen Seite auf um ihn mit ihren Klauen und ihrem schwarzen Schwert zu zerfetzen. Auch dieses mal war sie wieder in einem der vielen verwinkelten Schattenverstecke gesprungen mit denen sie sofort verschmolz. Zu sechst waren sie aufgebrochen um diese Festung zu stürmen. Eine Zwergenkrieger, ein Magier, ein Dieb, ein Paladin, ein Kleriker (der ihnen die meißten Untoten vom Hals gehalten hatte) und er selbst. Zordan, der Magier, und er hatten am längsten durchgehalten. Sie hatten es bis in dieses Turmzimmer der erst vor wenigen Wochen erschienenen Festung geschafft, alle anderen waren unter den unendlichen Gegnerströmen zusammengebrochen. Die ersten 100 Skelette und Zombies hatten sie leicht besiegt, aber als es dann immer mehr wurden und sich dann auch noch diese seltsamen Schattenwesen auf sie zubewegten wurde es zuviel und sie hatten keine Chance mehr. Sie rannten los und hofften auf den Tagesanbruch der sich ankündigte. Als sie den Turm erreichen waren nur noch sie beide da und sie schlossen sie verriegelten die Tür sofort auf magischen Wege und stellten vorsichtshalber noch einige Truhen davor. Sie schauten sich dann erstmal um und Zordan geriet, trotz der misslichen Lage, sofort in einen Begeisterungstaumel als er eines der Bücher sah das sich in diesem Raum befand. Es handelte sich wohl um das Zauberbuch des Erschaffers der Festung, Zordan murmelte etwas von einem Lich, nach dem es ihm schon lange gierte. Nun hielt er es in den Händen. Dann brach die Hölle los. Sein Blut ergoß sich über das Buch und den Boden als die Vampirin aus dem Schatten sprang um ihm das Schwert in den Leib zu rammen. Er konnte noch eine letzten Zauber sprechen und es flogen eine Unzahl von Funken durch den Raum die die Vampirin zucken liesen. Dann jedoch brach er sofort zusammen und bewegte sich nicht mehr. Ich griff dieses Wesen sofort an, jedoch war es blitzschnell und ich habe sie nicht zu fassen bekommen. Nun wartete ich. Plötzlich schoss sie wieder auf mich zu und schlug auf mich ein, das Sonnenlicht welches auf sie fiel schien sie nicht besonders zu stören und ich wehrte mich verzweifelt. nach einigen Hieben verschwand sie wieder in einem Schatten, aber diesmal hatte sie einen Fehler gemacht. Die Sonne hatte jetzt fast den gesamten Raum erhellt und es gab nur noch den Schatten indem sie verschwunden war und einen weiteren. Ich entschied mich mich auf den zu konzentireren in welchem sie nicht verschwunden war und tatsächlich sprang sie aus diesem herraus. ich schwenkte meine verzauberte Klinge zu ihr und sie sprang genau in sie hinein. Ihre Eingeweide wurden von dem Stahl durchbohrt und sie versging danach schreinend in einer Rauchwolke. Dann war Stille. Die Sonne hatte alle Untoten in ihre Schlupfwinkel vertrieben, also beschloss ich mich schnellstens aus dem Staub zu machen, jedoch nicht ohne eine Beute. Also schnappte ich mir das Zauberbuch und ein weiteres welches genauso aussah und gab schnellstens Fersengeld. 5 Stunden reiste ich ohne mich umzublicken schnellstens Richtung Heimat, dann beschloß ich eine Pause zu machen. Ich aß eines meiner Brote die ich mir vor Aufbruch zurechtgemacht hatte und schaute mir dabei die Beute etwas näher an. Das eine Buch war das Zauberbuch von dem Zordan so geschwärmt hatte. Es war vollständig beschrieben, aber ich verstand nichts von dem was da drin stand. Weder die Zeichen noch irgendetwas anderes konnte ich entziffern. Das andere Buch war da schon etwas anders. Es war ein Tagebuch mit lauter persönlichen Einträgen. Ich beschloß es mir durchzulesen und nutzte die Pause für die ersten Seiten... Kapitel 1: ----------- Liebes Tagebuch, mein Meister hat mich dazu aufgefordert ein Tagebuch zu beginnen. Er sagte, es würde mir helfen meine Erfahrungen zu verarbeiten, damit ich in Zukunft seinem Herrn mit aller Hingabe zu dienen vermag. Noch immer wache ich jede Nacht auf und erinnere mich an die Nacht vor 23 Tagen, als wir überfallen wurden. Ich sehe immer wieder wie die Gnolle auf meinen Vater einhacken und ihn zerteilen. Als sie angefangen haben seinen Arm zu verspeisen hat er so laut geschrieen wie ich es noch niemals zuvor gehört hatte. An dieser Stelle wache ich immer auf. Ich kann wirklich glücklich sein, dass mein Meister mich gefunden hat bevor die Gnolle auch mich zerrissen. Er vertrieb sie und zog mich aus den Trümmern unseres Planwagens. Seit 14 Tagen sind wir nun in dem Tempel des Herrn in der Stadt Andrata. Mein Meister hat sich sofort als wir hier ankamen um meine Eltern gekümmert. Ich dachte sie wären tot, jedoch sagte mein Meister, dass ich mir darum keine Sorgen machen bräuchte, er würde ihnen helfen sobald er Zeit hat. Vor 2 Tagen war es soweit. Meinem Vater scheint es schon etwas besser zu gehen. Er kann zwar nicht sprechen und seine Wunden heilen nicht, aber er kann schon wieder gehen. Das einzige was mich wundert ist, dass er so stinkt. Er war eigentlich immer sehr reinlich. Meiner Mutter scheint es nicht so gut zu gehen. Sie hat so eine grüne Hautfarbe bekommen und ein Auge scheint nicht mehr richtig zu funktionieren, es hat nämlich so komische Dellen. Vielleicht ist ihr noch übel von der Behandlung meines Meisters. Zumindest scheint sie viel bei meinem Vater zu sein, denn sie riecht genauso wie er. Gestern hat mein Meister mich zu seinem Auszubildenden gemacht. Er sagte, dass ihn meine Reaktion auf meine Eltern sehr erfreut habe. Selten habe er einen 6 jährigen Jungen gesehen der so reagiert habe. Komisch, ich habe meine Eltern doch nur umarmt und geküsst. Meine Mutter hat sich sehr gefreut. Sie wollte mich gar nicht mehr loslassen, so dass mein Meister uns trennen musste. Danach hat mich der Meister gefragt ob ich bei ihm in die Lehre wolle, als ich das bejahte durfte ich von dem Altar runter. Ich hatte mich sowieso schon gewundert warum ich da liegen musste während mein Meister die ganze Zeit gesungen hat und mit dem schönen Dolch rumfuchtelte. Na ja, jetzt trage ich so eine schwarze Robe und morgen soll mein Unterricht anfangen. Ich bin schon gespannt! Anscheinend soll ich so ein Zauberer werden! Die Kleriker des Tempels haben zugestimmt mich in eine arkane Ausbildung zu schicken, da der letzte Novize wohl verstorben sei. Kapitel 2: ----------- Liebes Tagebuch, heute begann meine Ausbildung. Es war etwas anders als ich es mir vorgestellt habe. Ich musste alle Knochen und Organe benennen die in einem Menschen drin sind. Die, die ich nicht kannte muß ich jetzt auswendig lernen. Ist sehr viel. Danach hat er mich in einer Schule angemeldet. Dort soll ich meine allgemeinen Kenntnisse erweitern. Da sind auch viele andere Kinder, vielleicht habe ich jetzt endlich auch die Chance mal Freunde zu finden! Meine Ausbildung soll ja 25 Jahre dauern, da werde ich wohl noch viele Leute kennen lernen. Am Abend gab es noch ein Festessen mit einigen Gästen von Außerhalb. Meine Eltern durften leider nicht daran teilnehmen, sie servierten lediglich das Essen. Kein Wunder, meine Eltern haben sich bis heute nicht gewaschen! Mein Vater hatte sogar einen Wurm an seinem Augenlid hängen! Überhaupt sehe ich sie nur selten Essen. Trotzdem wird Mama immer dicker. Sie wirkt so als sei sie aufgeblasen worden. Lediglich Vater wird immer dünner. Das Essen schmeckte irgendwie komisch. So ein Fleisch habe ich noch nie gegessen. Es schmeckte irgendwie nach Hünchen. Kapitel 3: ----------- Liebes Tagebuch, die anderen Kinder in der Schule gehen mir aus dem Weg. Es scheint fast so, als hätten sie Angst vor mir. Ich denke das liegt daran, dass ich als Elf etwas größer bin als sie. Die meisten Kinder sind anscheinend erst 8 Jahre alt! Da ich schon 95 bin, wirke ich vielleicht etwas erwachsener. Schließlich bin ich fast schon ausgewachsen! Etwas Komisches ist mir heute noch passiert. Ich ging durch den Tempel und schaute mal in die Keller hinein. Hinter dem Raum mit den vielen Tischen und den Löchern im Boden war so eine Tür. Dahinter waren viele Knochen und ein Mann ordnete sie nach Rassen. Ich hätte schwören können, dass dieser Mann der Novize war dessen Nachfolger ich bin. Als ich meinen Meister danach fragte, erzählte er mir, daß es sehr wichtig sei die Knochen der einzelnen Speziem ordentlich zu selektieren, da es sonste eventuell später zu einigen Problemen führen könnte, aber das würde ich später noch selbst herraus finden wenn meine Ausbildung weiter fortgeschritten wäre. Daraufhin fragte ich, ob die Person die ich dort gesehen hätte mein Vorgänger gewesen sei, daraufhin wurde mein Meister sehr wortkarg und sagte, ich solle ihn nicht mit solchen dummen Fragen belästigen. Seltsam. Kapitel 4: ----------- Liebes Tagebuch, mein Meister ist sehr zufrieden mit mir. Ich kann inzwischen alle Organe, Knochen und Muskelgruppen in einem menschlichen Organismus benennen. Auch die Funktionen der einzelnen Körperelemente kann ich inzwischen schon. Mein Meister sagte, ich sei ein Naturtalent. Ich bin sehr Stolz. Nur eine Sache gibt mir zu denken. Ich glaube meine Eltern sind doch tot! Es ist seltsam, aber anders kann ich es mir nicht erklären, dass Vater immer noch umherwandelt. Sein Sternum weißt eine dreifache Fraktur auf und sein rechtes Clavikula hat sein Scapula durchbohrt (Man kann die Spongiosa herauslaufen sehen)! Das man das auch einfach so erkennen kann, lässt auf eine fortgeschrittene Sukzession schließen die durch das erscheinen diverser Necrophagen bestätigt wird! Bei Mutter ist das ähnlich. Ihre grünliche Haut hat sich ins braune gewandelt. Desweiteren hängt ihr Colon transversum aus ihrem Abdomen und man kann Reste ihrer Adipositas sehen. Ich finde das sehr widerlich. Morgen werde ich mal den Meister fragen. Kapitel 5: ----------- Liebes Tagebuch, ich habe heute den Meister nach meinen Eltern gefragt. Er schien über die Frage sehr überrascht zu sein und schien auch nicht ganz zu verstehen was ich eigentlich von wollte. Als ich es ihm erläutert hatte, war er erstmal etwa sprachlos. Ich kam mir sehr dumm vor. Schließlich erklärte er mir, dass meine Eltern wirklich tot seien, aber eigentlich auch nicht. Die Gnolle haben sie wirklich getötet und mein Meister hat sie wieder ins Leben zurückgerufen. Das erklärt vieles. Mein Meister sagte, dass ich das auch einmal Können werde. Außerdem werde er mir in Zukunft auch viel mehr erklären, auch Sachen die er eigentlich für selbstverständlich halten würde. Darüber reden darf ich jedoch nicht, auch nicht in der Schule. Irgendwie bin ich etwas traurig, dass meine Eltern tot sind. Andererseits sind sie immer bei mir, was ich sehr schön finde. Ich muß darüber nachdenken. Bin verwirrt. Kapitel 6: ----------- Liebes Tagebuch, ich habe lange nicht mehr geschrieben weil ich zu beschäftigt war. Die Ausbildung ist sehr anstrengend und ich habe viel zu lernen. Auch in der Schule wird es langsam schwierig. Ich versuche so oft es geht zu schreiben, aber oft werde ich nicht mehr dazu kommen. Ich habe vor 2 Monaten endlich mal einen Freund gefunden! Er heißt Dongar und ist der Sohn eines Bauern der vor der Stadt lebt. Er ist 12 Jahre alt und geht in meine Schule. Anfangs hatte er auch Angst vor mir, aber ich habe ihm einmal geholfen als er verprügelt wurde. Seitdem verbringe ich viel Zeit mit ihm. Zu seinen Eltern darf ich aber nicht. Sie haben ihm verboten mit mir zu spielen. Das stört uns aber nicht. Mein Meister findet es gut, dass ich einen Freund habe. Er meinte, dass es nur positiv sein kann die Menschen richtig kennen zu lernen. Kapitel 7: ----------- Liebes Tagebuch, ich habe heute etwas schlimmes getan. Mein Meister hat mir ja verboten mit anderen Menschen über meine Ausbildung zu reden, aber ich wollte endlich mit jemanden darüber reden, also habe ich Dongar davon erzählt. Er war entsetzt als ich ihm davon erzählte. Anfangs glaubte ich er würde sich von mir distanzieren, aber er sagte, er fände ich wäre ein netter Kerl und das wäre die Hauptsache. Wir bleiben Freunde. Ich bin sehr erleichtert. Mein Studium der Nekromantie ist nicht leicht. Oft sehe oder lese ich Sachen die mich anwidern. Ich weiß nicht ob es richtig ist was ich tue. Gestern habe ich einen Hund getötet und mein Meister hat mir gezeigt wie man ihn wieder belebt. Der Hund war danach anders, irgendwie Böse. Außerdem tat es mir sehr weh, dass ich ihn erstechen musste. Er hat gejankt und gewinselt. Ich habe noch nie so was Entsetzliches getan. Außerdem glaube ich jetzt zu wissen warum das Essen so komisch schmeckt. Ich habe in einem Braten einen Knochen entdeckt. Dieser war definitiv ein Teil eines menschlichen Femur! Ich weiß nicht ob das was wir hier machen rechtens ist. Die Menschen im Tempel sind alle nett und kümmern sich gut um mich. Auch meine Eltern scheinen zufrieden zu sein, aber ich habe kein gutes Gefühl. Diese Nacht konnte ich nicht schlafen. Heute Abend habe ich meinem Meister von meinen Bedenken erzählt. Er hatte großes Verständnis für meine Probleme und meinte, dass es ihm damals als Junge auch nicht anders gegangen wäre. Morgen will er mit dem Orden reden und vorschlagen, dass ich meine 1. Initiation bekomme. Danach würde ich alles anders sehen und keine so großen Probleme mehr haben. Kapitel 8: ----------- Liebes Tagebuch, ich bin so aufgeregt! Der Meister hat heute wie versprochen mit dem Orden geredet und ich bekomme in 3 Monaten meine 1. Initiation! Dies ist der 1. von 3 Schritten um ein vollwertiger Nekromant zu sein! Nach der dieser Zeremonie bin ich offiziell Novize! Ich weiß noch nicht was mich erwartet, aber es soll eine sehr schwere Prüfung sein. Mein meister meinte, dass es sehr viele gab, die die Prüfung nicht, oder nur sehr mangelhaft bestanden. Er selbst empfand sie auch als schwierig, aber er habe sie dann doch gemeistert und wäre an dieser Herausforderung und seinem Erfolg gewachsen. Er wäre heute ein vollkommen anderer Mensch wenn er diese Prüfung nicht absolviert hätte. Ich freu mich so sehr, dass ich dann endlich ganz zu unserem Tempel gehöre! Derzeit werde ich von vielen ignoriert und ich fühle mich noch nicht heimisch, auch wenn ich schon seit über einem Jahr hier lebe. Aber bald wird sich das ändern, davon bin ich überzeugt! Kapitel 9: Die Reise geht weiter Teil 1 --------------------------------------- Eine Stunde war schon vergangen seitdem er angefangen hatte das Tagebuch zu lesen. Jetzt beschloss Simian weiter zu reisen um nicht zu riskieren während der Nacht in der Wildnis schlafen zu müssen. Die Siedlung Naibelhaus war noch ungefähr 6 Stunden entfernt, dort wollte er sich in einer Herberge einquartieren. Er packte nun seinen Proviant ein und wollte auch das Tagebuch in seinem Rucksack verstauen, als einige lose Blätter aus dem Buch fielen. Es handelte sich dabei offensichtlich um einige Aufzeichnungen des Eigentümers des Buches die er zwischen den Seiten deponiert hatte. Simian entschied sich am Abend das Tagebuch weiter zu studieren und schob die Zettel an einer willkürlichen Stelle ins Buch rein um danach mit den kleinen Metallriegeln dieses wieder zu schließen. Er schaute sich noch mal um ob er nichts vergessen hatte und ging danach los um rechtzeitig an seinem Ziel zu sein. *** Es war inzwischen Abend geworden in der alten Festung und die Zombies schrieen ihren Schmerz in die Dunkelheit als Asto aus seinem Dimensionsportal trat. Sofort bemerkte er die Unannehmlichkeiten die sich in seiner Abwesenheit hier zugetragen hatte. Die Leichen der Abenteurer waren schnell wieder belebt und er schaute sich in seinen Privatgemächern um. Nichtswichtiges schien zu fehlen, die Geheimtüren waren alle verschlossen und die magischen Siegel waren nicht gebrochen. Lediglich in seinem Studierzimmer fehlten 2 Bücher, nämlich sein altes, schon lange nicht mehr aktuelles Zauberbuch welches er mal als Kopie angelegt hatte und sein privates Tagebuch das er schon seit Jahren nicht mehr benutzt hatte. Insgesamt waren diese Verluste nicht schlimm, nur minimal Ärgerlich. Er konzentrierte sich nun auf seine Umgebung um die ihm so vertrauten Energien aufzuspüren die seine Gefolgsfrau Ajas aussendete, jedoch ohne Erfolg. Sie schien nicht mehr innerhalb der Festung zu sein, auch nicht im Umkreis der kleinen Siedlung die sich einige Meilen weiter südlich seiner Behausung befand. Nun schaute er sich die Wundmale des von ihm soeben erhobenen Toten des Magiers an der sich in diesem Turmzimmer befand. Die Wunden trugen im wahrsten Sinne des Wortes die Handschrift der Schattenvampirin die er gerade suchte. Er schloss daraus, dass sie hier in einem Kampf verwickelt wurde und da die Bücher fehlten sie nicht siegreich war. Jetzt war sie sehr wahrscheinlich wieder in die Schattenebene gewechselt um ihre Wunden zu regenerieren, so wie sie es schon so oft getan hatte. Eine Vernichtung seiner Gefolgsfrau hätte er gespürt, somit war das die logischste Möglichkeit. Asto konzentrierte sich erneut, jedoch diesmal auf eine andere Energiequelle nämlich die seines alten Zauberbuches, denn sein alter Meister hatte ihm immer eingebläut seine Zauberbücher zu sichern. Er fand es, nur wenige Meilen entfernt in nördlicher Richtung. Der Lich entschied den Magier, welchen er zu einem niederen Lich erhoben hatte, mit der Rückführung seiner Bücher zu betrauen. Zordan sprang sofort aus dem Fenster und suchte den Auftrag seines neuen Herrn sofort zu erfüllen… Kapitel 10: In der Herberge / Die Jagd beginnt ---------------------------------------------- Simian kam endlich in der Herberge an. Erschöpft von dem langen Marsch legte er sich sofort auf sein Bett, zog sich im liegen die Schuhe aus und schmiss sie in die Ecke. Er schloss für kurze Zeit die Augen, doch schon kurze Zeit später kam eine Magd in sein Zimmer um ihm sein Abendbrot zu geben. Mit einem freundlichen Dank schickte er diese wieder aus seinem Zimmer. Es wurde langsam Dunkel und so zündete er die Öllampe an, packte das Tagebuch aus seinem Rucksack aus und aß seine Stulle während er wieder anfing in diesem zu schmökern. *** Zordan wartete bis es dunkel wurde, dann raste er in einer für normale Menschen unvorstellbaren Geschwindigkeit durch die Nacht. Er beeilte sich extrem, denn da es Sommer war, waren die Nächte entsprechend kurz und trotz seiner Geschwindigkeit war es nicht sicher ob er sein Ziel noch in dieser Nacht erreichen würde. Sollte er es nicht schaffen würde er sich einen Unterschlupf für die Nacht suchen müssen und das war schwierig, da er sich in dieser Gegend nicht gut auskannte. Während seiner Reise dachte er über seinen ehemaligen Kampfgefährten nach. Er hatte überlebt und sich die Beute unter den Nagel gerissen. Dafür hasste er ihn! Nicht für die Mitnahme der Beute, sondern weil er lebte! Warum durfte er weiterleben während er ein solches Schicksal erfahren musste! Dafür würde er büßen…. Er würde einen langsamen und qualvollen Tod erfahren…. Kapitel 11: ------------ Liebes Tagebuch, ich bin vollkommen erschöpft. Seit ich mich auf die Initiation vorbereite hat sich meine Ausbildung komplett verändert. Ich lerne eigentlich nichts mehr, ich mache fast nur noch Sport. Morgens um 4 stehe ich auf und laufe stundenlang um den Tempel, danach gibt es Krafttraining bei der ich irgendwelche Wassereimer ewig tragen muß und dann noch eine Kampfausbildung. Ab 18 Uhr muß ich schließlich Mein Meister überwacht das alles und wenn ich irgendwo nachlasse dann haut er mich mit einem Rohrstock. Zwischendurch bekomme ich unglaubliche Mengen an Fleisch und anderes fettes Essen. Ich weiß nicht was das soll. Einerseits kommt es mir vor, als wollten sie mich mästen, dann trainiert der Sport das Fett aber wieder ab. Ich frage mich langsam, was mich bei meiner Prüfung wohl erwartet… eine intellektuelle Großleistung scheint es nicht zu sein. Meine Eltern darf ich nicht mehr sehen. Keine Ahnung warum. Das und das anstrengende Training machen mich traurig. Jetzt habe ich keine Kraft mehr etwas zu schreiben. Kapitel 12: ------------ Liebes Tagebuch, nächste Woche ist meine Initiation. Ab heute meditiere ich nur noch und esse extreme Mengen. Sie scheinen mich wirklich zu mästen. Ich habe Angst, dass ich gegessen werde. Das sie dieses durchaus machen würden haben sie mehrfach bewiesen. Sie haben meine Körpermaße genommen. Ich weiß nicht warum, aber das beunruhigt mich noch mehr. Aus dem Tempel darf ich auch nicht mehr, jeder Kontakt nach außen ist mir strengstens verboten. So kann ich auch mit Dongar nicht mehr reden, was ich sehr vermisse. Er hat mich immer aufgebaut wenn ich mal Kummer hatte, aber jetzt stehe ich allein. Mein Meister ist mir auch keine Hilfe, er sagt mir nichts, geht mir auch immer mehr aus dem Weg, und ich traue mich auch nicht ihm von meinen Zweifeln die ich habe zu erzählen. Vielleicht hätte ich den Tempel verlassen sollen, vielleicht hätte ich fliehen sollen. Ich glaube ich habe einen großen Fehler gemacht. Kapitel 13: Leicht zerknüllte Seite ----------------------------------- Liebes Tagebuch, morgen ist es soweit, meine Initiation beginnt. Vielleicht ist das mein letzter Eintrag, ich befürchte das schlimmste. Heute sind Gäste gekommen und es fand ein großes Fest mir zu Ehren statt. Eine Frau wurde auf dem Altar geopfert. Sie trug die gleiche Kleidung die ich trug als ich auf dem Altar lag! Mein Meister hat sie getötet. Mir zu Ehren! Ich könnte weinen. Es ist abartig und pervers. Das was danach geschah spottet jeder Beschreibung und traue mich nicht dieses aufzuschreiben. Ich möchte nur noch weg von hier, irgendwo hin, egal wo! Ich habe Angst, Todesangst! Die Leute hier sind verrückt! Aber ich komme hier nicht raus, sie haben alle Türen versperrt. Jede Flucht ist unmöglich, die Untoten patroulieren überall und vor dem Tempel stehen die Wachen. Ob ich magisch Ausgespäht werde weiß ich auch nicht. Falls jemand dieses Buch findet, soll derjenige wissen, dass … …..ten! Ich verstecke jetzt dieses Buch. [SPÄTER EINGEFÜGTE ZEILEN] Es ist jetzt schon eine Ewigkeit her als ich das geschrieben habe. Irgendwie witzig was ich damals empfunden habe. Wie schwach und dumm ich war. Irgendwie amüsant und peinlich. Ich hasse mich dafür! Kapitel 14: Die erste Prüfung ----------------------------- Liebes Tagebuch, es war das schlimmste was ich jemals erlebt habe, jedoch habe ich überlebt. Dieses Erlebnis zu beschreiben fällt mir schwer und ich will niemals wieder daran denken, aber ich werde jeden Tag daran erinnert wenn ich meinen geschundenen Körper ansehe. Warum ich die letzten Monate so hart trainieren musste ist mir nun klar. Wäre meine Ausbildung genauso weiter gelaufen wie sonst auch, wäre ich jetzt Tod. Ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll die „Initiation“ zu beschreiben, also werde ich chronologisch vorgehen. Am Tag nachdem ich den letzten Eintrag verfasste, weckte mich mein Meister sehr früh. Er sah wohl meine Angst und setzte sich an mein Bett. Es würde eine sehr harte Zeit kommen, sagte er zu mir, aber ich würde es überleben. Er wäre sich sicher. Die Frau die am Tag zuvor gestorben war, wäre an meiner Stelle gestorben, damit ich das nun folgende überleben würde. Er schwor es mir. Trotzdem würde es sehr hart werden und ich wäre danach ein anderer Elf. Er selbst hätte es auch durchmachen müssen. Danach war er stärker und er verstand warum die Macht die wir nutzen und anbeten die mächtigste und wahrste wäre. Ich würde die Wahrheit auch erkennen. Danach stand er auf und befahl mir nur meine Robe anzuziehen. Draußen standen sämtliche Gäste vom Vortag. Sie sahen mich alle sehr komisch an. Einige lachten, andere schienen so was wie Mitleid zu haben, aber keiner sagte auch nur ein Ton. Wir gingen trotz der extremen Kälte durch die Winternacht zum Friedhof. Ich war schon einige Male dort und habe gesehen wie einige Priesterschüler Leichen aus der Erde holten. Ich musste immer die Knochen einsammeln, aber diesmal war das nicht so. Wir gingen zu einem offenen Grab an dem ein alter, geöffneter Sarg, eine große Holzkiste und einige Eisenrohre standen. In der Luft hang der süße Geruch nach Verwesung der auch in dem Keller des Tempels allgegenwärtig war. In dem Sarg war eine relativ frische Leiche, vielleicht 1 – 2 Wochen alt. Ich bekam Angst. Große Angst! Mein Meister bemerkte dieses. Er umklammerte hart mein Handgelenk und sagte ich müsse stark sein. Ohne weitere Worte drückte er mich in die große Holzkiste. Alle Gäste umstellten die Kiste. Viele grinsten. Ich wollte weg, aber ich hätte niemals eine Chance gehabt. Wenn ich so zurück denke, hätte ich es wohl besser versucht. Mein Meister hielt eine Rede. Ich hörte oft meinen Namen fallen, aber ich konnte ihm nicht zuhören da sich mein Verstand langsam aufzulösen schien. Ich registrierte das was dann folgte fast nur noch so wie in einem Traum. Nach der Rede ging es sehr schnell, zumindest kam es mir so vor. Sie legten die Kiste auf dem Boden so dass ich auf dem Rücken lag. Das nächste was ich mitbekam war, dass die Leiche aus dem Sarg auf mich gelegt wurde und ein Deckel mit 2 Löchern auf die Kiste geschoben wurde. Ich schrie. Ich weiß nicht wie lange. Ich war schon lange begraben als ich aufhörte zu weinen und zu schreien. Trotz meines Schreiens habe ich jede der Bewegungen der Kiste gespürt, auch die Erde die auf den Deckel aufschlug habe ich genau gehört. Ich werde das Geräusch niemals vergessen. Was ich erst später bemerkte war, dass die Rohre die draußen am Grab standen anscheinend in die Löcher gesteckt wurden. Ich konnte ohne Probleme atmen, jedoch fiel kein Licht durch sie. Später konnte ich sie mir noch mal anschauen, sie hatten so eine Art Dach über den Löcher so dass man zwar Luft bekam, aber die Dunkelheit nicht gestört wurde. Ab und zu klopfte jemand an eines der Rohre. Dann kam eine Flüssigkeit aus diesem Rohr und ich konnte etwas trinken. Auf meine Schreie wurde jedoch niemals reagiert. Später erfuhr ich, dass dies mein Meister war der 3x am Tag kam damit ich nicht verdurste. Was ich empfand ist nicht leicht zu beschreiben. Ich verlor jedes Zeitgefühl. Ich war allein, allein mit dieser Leiche und meinen Gedanken. Um diese Situation irgendwie zu bewältigen habe ich angefangen das zu tun was man mich lehrte. Ich meditierte. Ich weiß nicht wie lang, aber ich hoffte, dass es nicht mein Schicksal war so zu sterben. Es musste einen Sinn geben warum ich hier lag. Gestern habe ich meinem Meister von diesen Gedanken erzählt. Er sagte, nur deswegen hätte ich überlebt. Er war sehr Stolz auf mich! Drei Wochen lag ich in meinem Sarg. Ich lag in meinen Exkrementen und neben einem verwesenden Leichnam. Zum Glück war die Kiste so gebaut, dass mein Urin nach unten absickern konnte. An den Geruch hatte ich mich mit der Zeit gewohnt. Irgendwie erstaunlich, dass dies Möglich ist. Selbst als die Leiche aufbrach und die Würmer den Sarg füllten verging das erste Entsetzen und ich gewöhnte mich an das ständige Kriechen auf meinem Körper. Als der Sarg ausgegraben und geöffnet wurde, hatte ich mit meinem Leben abgeschlossen. Ich betete zu meinem Herrn, dass ich ein würdiges Leben geführt habe und er mich in sein Reich eintreten lies. Es war Nacht als sie mich rausholten. Der Mond war voll und so hell, dass er mich blendete. Sie sagten, dass die Sonne mich wahrscheinlich umgebracht hätte, da der Schock zuviel für mich gewesen wäre. Ich konnte mich nicht bewegen, alle Glieder waren steif und meine Gelenke bluteten. Überall waren Ekzeme und einige Würmer hatten Eier unter meine Gesichtshaut gelegt. Ich wurde in den Tempel gebracht, gewaschen und meine Wunden behandelt. Die Kleriker beeilten sich mit ihren Zaubern alles was meine Prüfung hinterlassen hatte zu beseitigen. Aber meine Erinnerung an dieses haben sie mir gelassen. Heute, eine Woche nach der Prüfung haben sie mich offiziell zum Novizen erklärt. Es gab eine große Feier und mein Meister hat mich vor allen Anwesenden gelobt. Er betonte, dass selten einer so lange wie ich durchgehalten hätte. Es schien fast so, als hätten sie mich die ganze Zeit beobachtet und solange gewartet, bis ich aufgegeben hatte. Er sagte ich wäre ein Vorbild für alle die mir Nachfolgen würden und ich hätte eine große Zukunft vor mir. Jetzt bin ich also ein Novize und darf mich Nekromantiestudent nennen. Ich weiß nicht, ob ich jemals über das was ich erlebt habe hinwegkommen werde, aber ich glaube ich verstehe warum diese Prüfung so wichtig war. Es hat sich vieles verändert. Meine Eltern behandeln mich auf einmal ganz anders. Sie verneigen sich vor mir und gehorchen meinen Befehlen. Ich spüre außerdem eine Macht in mir, die ich vorher niemals vernommen habe. Wenn ich ganz ehrlich bin, fühle ich mich wie Neugeboren. Kapitel 15: ------------ Liebes Tagebuch, ich bin jetzt sicher, dass ich ein komplett neuer Elf bin. Ich habe heute meine Studien wieder aufgenommen und ich verstehe sie besser als je zuvor. Meine Begeisterung für die Materie wächst und wächst! Heute war ich bei dem Grab worin ich beerdigt war. Ich grub die Leiche aus die bei mit war und nahm seinen Kopf und eine Hand mit. Gerne hätte ich noch sein Herz genommen, aber davon war nicht mehr viel übrig. Ich habe vorhin angefangen es zu konservieren. Ich werde die Überreste in meinem Zimmer aufstellen um mich an meine Wiedergeburt zu erinnern. Auf meinen Weg zum Friedhof habe ich Dongar getroffen. Ich habe mich sehr gefreut ihn zu sehen. Leider kann ich ihm nicht von den Erlebnissen berichten die ich bei der Prüfung erfahren habe. Das wäre ein unverzeihlicher Bruch der Regeln. Ich bedauere auch, dass Dongar dieses nicht selbst erfahren konnte. Es hätte uns so viel näher gebracht. Kapitel 16: Intermezzo 1: Ajas zweite Geburt -------------------------------------------- Es war schon dunkel als Ajas die Spinnerei verließ. „Spinnen am Abend, erquickend und labend“ heißt das Sprichwort, dieses gilt aber nur wenn man genug Geld hat um spinnen als Freizeitbeschäftigung zu betreiben. Ajas musste es von morgens bis abends machen um ihre Familie zu ernähren. Ihr kleiner Obst- und Gemüsegarten, den sie hinter ihrem kleinen Häuschen hatten, wurde als Strafe abgebrannt nachdem ihr Mann, Olafsson eine Schlägerei in einer Taverne angefangen hatte. So schlimm war es schon geworden, dass sich die Männer um die wenige Arbeit die es noch im Hafen gab prügelten. Olafsson hatte schon lange keine richtige Arbeit mehr, darum ging es ihnen auch so schlecht. Das Handelsembargo schadete allen, vor allem dem Handel, den Kontoren und damit auch den Werften wo ihr Mann immer gutes Geld verdient hatte. Jetzt hatten sie nur noch die kläglichen Erträge die sie jeden Tag erarbeitete und die reichten vorne und hinten nicht. Ajas konnte schon gar nicht mehr zählen wie viele Tage sie ihre kleine Tochter Theophanu nicht mehr richtig gesehen, bzw. sich längere Zeit um sie gekümmert hatte. Es waren sicherlich schon mehrere Monate. Das bedrückte sie sehr. Sie hatte gerade den alten Markt erreicht als es anfing zu regnen. Sie zog sich ihren Mantel enger zusammen und beschleunigte ihre Schritte. Noch 15 Minuten und sie wäre endlich zu Hause. „Hört Leute, es hat 10 Uhr geschlagen“ tönte der Nachtwächter der trotz den schlechten Wetters seine Runden zog und zumindest versuchte die Beleuchtung in den Strassen am Leben zu erhalten. Sie bog in die Fuhrmannsgasse ein, hier war der Weg gerade mal 1,5 Meter breit und somit war es sehr trocken. Sie schaute in einige der Fenster hinein an denen sie vorbei kam. Die meisten Menschen schliefen schon und die wenigen die noch wach waren, vertrieben sich auf angenehme Weise die Abendstunden. Ajas musste verbittert grinsen, denn auch zu solchen Vergnügungen kam es auch nicht mehr, nach der Arbeit war sie einfach zu kaputt. Was war das nur für ein Leben, ohne Freude, ohne Lust ohne… Der Biss kam schnell und schmerzvoll. Den Schrei den sie ausstoßen wollte erstickte in ihrer zerfetzten Kehle zu einem quiekendem Röcheln. Das was sie gebissen hatte riss fast den gesamten Hals mit seinem übergroßem Maul hinweg, spuckte das Fleisch auf den Boden und fing an, an ihren heraushängenden Adern zu saugen. Nur wenige Augenblicke dauerte es und Ajas wurde schwarz vor Augen. Schmerzen und Hunger… mehr fühlte sie nicht als sie die Augen aufschlug. Sie sprang auf und wie eine Furie hetzte sie durch die dunklen Gassen der Stadt bis sie schließlich ihr ursprüngliches Ziel, ihr Heim erreichte. Die Tür war schnell und brutal geöffnet und sie blickte in den kleinen Raum ihres winzigen Hauses. *** Olafsson hatte Theophanu schon ins Bett gebracht. Anfangs wollte sie nicht schlafen weil sie unbedingt auf ihre Mama warten wollte um einen Gute Nacht Kuss zu bekommen. Schließlich war sie dann doch eingeschlafen. Olafsson betrachtete das Gesicht der 6-jährigen das von den braunen Locken eingerahmt war. Er wunderte sich, wie so ein kleines Ding so laut schnarchen konnte. Wie lange es wohl heute dauert bis seine Frau nach Hause kam. Es wurde immer später. Sie arbeitete immer mehr, aber das Geld wurde immer weniger. Er stand auf, ging zum Feuer und schenkte sich etwas von dem Tee ein der über dem Feuer brodelte. Zurück an seinem Platz trank er eine kleinen Schluck als er schnelle Schritte hörte. Zeit zu reagieren hatte er nicht, denn schon flog seine Haustür aus der Verankerung und er sah seine Frau. Sie war von oben bis unten mit Blut besudelt, ihr Hals war nur noch eine klaffende Wunde, die einst so wunderschönen Augen waren nun fast weiß und ihre Haare waren vollständig schwarz. Ungläubig und ohne die Möglichkeit irgendeiner Reaktion starrte er auf dieses entsetzliche Bild. Das nächste was er spürte war ein höllischer Schmerz in seinem Hals. *** Theophanu erwachte durch einen riesigen Lärm. Sie zwinkerte mehrmals da ihre Augen sich noch nicht an das Licht des Feuers gewöhnt hatten. Als sie wieder sehen konnte erstarrte sie. Eine Frau biss in den Hals ihres Vater und er hing schlaff in ihren Armen. Sie war außerstande sich zu bewegen und so betrachtete sie die Szenerie wie im Traum. Ihr Vater fiel zu Boden und die Frau richtete ihren Blick auf sie. Voller entsetzen sah sie das Gesicht ihrer Mutter wie in einem Alptraum verzerrt. Die wenigen Sekunden wo sich beide ansahen schienen Stunden zu dauern. Schließlich stotterte Theophanu ein leises „Mami“. Ihre Mutter stürmte schreiend auf sie zu und hieb mit ihren Krallen in den kleinen Leib. Theophanu schrie nur kurz, dann war es für sie vorbei. Kapitel 17: ------------ Liebes Tagebuch, mein Meister ist sehr zufrieden mit mir. Ich lerne viel und bin in allen Dingen die ich anfange sehr gut. Heute hat er mir mein erstes Zauberbuch geschenkt! Besser gesagt, meine ersten beiden Zauberbücher. Er sagte mir, dass ich immer eine Kopie meines Originalbuches haben soll, damit mich der Verlust meines Buches nicht allzu sehr schmerzt. Ein paar kleine Zaubertricks stehen schon in dem Buch drin, ich soll sie abschreiben damit ich mich an die langwierige und schwere Prozedur gewöhnen kann. Ich bin sehr Stolz. Das Vorbereiten der Zauber fällt mir im Moment noch sehr schwer. Die richtigen Magier schaffen es innerhalb kürzester Zeit mehrere komplizierte Formeln zu verinnerlichen und diese zu nutzen, ich schaffe lediglich eine kleine Formel. Ich habe Dongar heute einen kleinen Trick gezeigt. Er war erst erschrocken, dann begeistert als der kleine Stein anfing zu leuchten. Das macht richtig Spaß. Ich werde mich anstrengen um bald viele tolle Sachen machen zu können. Kapitel 18: ------------ Liebes Tagebuch, ich befinde mich in einer Krise. Heute haben wir einige neue Schüler in unsere Schulklasse bekommen, obwohl wir uns im letzten Jahr befinden. Unter den neuen Schülern war ein Mädchen namens Lijula. Als ich sie sah war ich hin und weg! Ich konnte nicht anders als sie die ganze Zeit anschauen. Nach der Schule habe ich Dongar davon erzählt. Er hat sich kaputt gelacht und mich einen verliebten Gockel genannt. Ich kann mich nicht mehr auf meine Studien konzentrieren. Den ganzen Tag denke ich nur noch an sie. Ich bin sehr verwirrt. Leider geht sie mir immer aus dem Weg. Ich weiß nicht wie ich sie ansprechen soll. Sie scheint genau wie die anderen Angst vor mit zu haben. Ich verstehe einfach nicht warum mich alle fürchten. Aber egal, ich muß mich ihr einfach nähern. Morgen wage ich es einfach mal und rede etwas mit ihr. Was soll schon schief gehen? Kapitel 19: ------------ Liebes Tagebuch, ich verfluche mein Leben! Heute habe ich Lijula versucht anzusprechen. Leider lief es nicht so wie ich es gehofft hatte. Ich habe versucht mir das schlimmste auszumalen, aber das wurde sogar noch übertroffen! Ich ging zu ihr hin und sagte schlicht und einfach: „Hallo! Ich bin Asto, wie heißt du?“ Ich kam mir dabei schon ziemlich blöd vor schließlich kenne ich ja ihren Namen, aber was Besseres fiel mir nicht ein. Sie wirkte etwas irritiert, sagte mir ihren Namen, drehte sich um und ging weg. Ich wollte das nicht so einfach so belassen und ging ihr hinterher. Ich sprach sie noch mal und fragte was los wäre. Sie sagte einfach nur, dass ich sie bitte in Ruhe lassen solle. Ich konnte ihre Angst sehen. Warum hat sie Angst vor mir? Ich sagte ihr, dass sie keine Angst zu haben brauche, ich würde ihr nichts tun. Danach weiß ich nur noch, dass ich auf dem Boden lag und meine Nase wie Feuer brannte. Über mir stand ein junger Mann, er packte mich am Kragen und sagte mir ich solle Lijula in Ruhe lassen. Er nannte mich einen Irren der bei Irren lebt und das ich eine Ausgeburt der Hölle wäre. Zum Glück kam Dongar und stieß den Jungen von mir weg. Dongar sagte er solle verschwinden oder er würde ihm Beine machen. Er ging dann auch schließlich weg. Wahrscheinlich hatte er Angst vor Dongar, da er ja doch eine ziemlich stattliche Erscheinung hat. Dongar hat sich für mich etwas umgehört um heraus zu finden wer dieser Kerl war. Mir hätte bestimmt niemand etwas gesagt. Wie sich heraus stellte, heißt dieses Schwein Söndyr und ist der Verlobte von Lijula. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich verfluche ihn und wünsche nur noch seinen Tod! Kapitel 20: ------------ Liebes Tagebuch, heute habe ich meine erste Lektion über die Methoden der hochnotpeinlichen Behandlung erfahren. Ich weiß nicht ob es ein Zufall war oder mein Meister mal wieder meine Gedanken erraten hatte, aber er fragte mich, ob ich nicht jemanden kennen würde an dem ich praktische Erfahrung sammeln könne. Ich bejahte dieses und nannte Söndyr. Mein Meister lachte und sagte mir, dass er sich um alles kümmern würde. Auch wenn ich Söndyr nur schlechtes wünsche, habe ich schon ein schlechtes Gewissen. Bei dem Gedanken ihn zu foltern verspüre ich ein wohliges Verlangen, ich stelle es mir vor wie er schreit und wie er mich anfleht ihn zu erlösen. Er fragt mich die ganze Zeit, warum ich das mache, warum ich ihn das antue und ich lache nur. Danach setze ich zum nächsten Schnitt an. Was mich etwas entsetzt ist, dass ich dabei Lust empfinde. Den Gedanken ihn zu foltern und vielleicht sogar zu töten erregt mich. Bin ich vielleicht wirklich irre? Außer Dongar und denen die im Tempel leben halten mich alle für verrückt. Vielleicht bin ich es, aber was soll ich denn tun? Bevor ich wiedergeboren wurde, hätte ich solche Phantasien wie ich sie jetzt habe nicht für möglich gehalten, aber jetzt sind sie ein Teil von mir. Spricht der Herr in mir? Oder bin ich damals in meinem Sarg wahnsinnig geworden? Kapitel 21: ------------ Liebes Tagebuch, ich bin, was ich bin. Vielleicht bin ich irre, vielleicht krank, aber ich kann es nicht ändern. Heute bekam ich meine zweite Lektion in der peinlichen Befragung. Wie mein Meister versprochen hatte, lag Söndyr vor mir gefesselt auf einem Tisch. Er war nackt und seine Arme und Beine waren so gedreht, dass er aussah wie ein großes X. Mein Meister zeigte wortlos auf ihn und forderte mich dadurch lächelnd auf mit meinen Studien zu beginnen. Ich werde die Szenen niemals vergessen. Ich fing an und er schrie. Fragen stellte ich keine, ich machte einfach alles was mir einfiel, was mir Spaß machte. Auf einmal erkannte ich auch den Nutzen aus den monatelangen Anatomiestudien wo ich alle Nervenwege und Knotenpunkte lernen musste. Ich nutzte mein Wissen effizient. Wie lange ich mit ihm beschäftigt war weiß ich nicht. Als mein Meister zu mir trat, schlug er mir auf die Schulter und nannte mich „eine Verkörperung des Schmerzes“. Eine weitere Lektion in diesem Fach werde ich nicht bekommen, er erwähnte, dass selbst einige Meister noch was von mir lernen könnten. Er holte ein paar der Kleriker die mein Werk begutachteten, auch von ihnen bekam ich großes Lob. Ich fragte was mit Söndyr jetzt geschehen würde. Man sagte mir, dass ich noch nicht bereit sei einen Menschen endgültig zu töten. Einer der Kleriker schnitt ihm daraufhin die Kehle durch und lies ihn verbluten. Bei den Geräuschen die er dabei machte musste ich lachen. Er quiekte wie ein sterbendes Schwein. Alle lachten mit mir und mein Meister schaute Söndyr ins Gesicht und äffte die Geräusche die er machte nach. Das letzte was Söndyr sah war das Gesicht meines Meisters und das letzte was er hörte war unser Lachen. Auch dieser Gedanke erregt mich. Kapitel 22: ------------ Liebes Tagebuch, ich habe erfahren, dass Södyrs komplette Familie vorletzte Nacht getötet wurde. Söndyr selbst gilt als verschwunden. Kein Wunder, er liegt bei uns im Keller und wartet auf seine Reanimation. Seiner Familie habe ich den Tod nicht gewünscht, traurig bis ich deswegen jedoch nicht. Sie waren ein kleines Opfer im Vergleich zu den Freuden die ich erleben durfte. Lijula ist heute nicht zur Schule gekommen. Sie ist wohl in Trauer. In der Schule meiden sie mich noch mehr als sonst. Sie scheinen zu ahnen, dass ich etwas mit dem Verschwinden Söndyrs zu tun habe. Finde ich eigentlich lustig. Leider scheint auch Dongar etwas zu ahnen. Er war heute sehr abweisend. Ich werde demnächst mal mit ihm reden. Heute habe ich erfahren, dass ich bald meine 2. Initiation erhalte. Mein Meister sagte, dass es zwar auch eine schwere Prüfung wäre, sie aber nicht so unangenehm wäre wie meine letzte. Es kommt auch ein besonderer Gast: Ein Lich! Man hat meine Talente auch in anderen Tempeln gelobt und dieser Lich namens Vaunted ist neugierig meinen Meister und mich kennen zu lernen. Ich bin gespannt, in 3 Tagen ist es soweit. Kapitel 23: ------------ Liebes Tagebuch, es sind einige Vorbereitungen für meine Initiation, die morgen stattfinden soll, getroffen worden. Man hat mich verschiedene weiße Roben anprobieren lassen. Diese werden normalerweise nur bei Opferhandlungen getragen. Anscheinend soll ich meinen ersten Menschen zu Ehren Myrkuls opfern. Ich muß zugeben, dass ich etwas Angst davor habe. Was ist wenn ich versage? Dongar redet anscheinend nicht mehr mit mir. Heute hat er sich in der Pause zu den anderen Schülern gestellt. Ich habe sie belauscht und man sagte, sie wären froh, dass er endlich nicht mehr bei mir wäre und eingesehen hätte, dass ich ein Irrer sei. Ich hasse alle! Lijula ist heute auch nicht zur Schule gekommen. Ich hoffe sie ertrinkt in ihren Tränen! Morgen versuche ich mal heraus zu bekommen wo sie wohnt, vielleicht freut sie sich ja über einen Tröster. Sollte das nicht klappen, versuche ich mich demnächst mal an Berherrschungszaubern, auch wenn die nur höheren Schülern offen stehen. Kapitel 24: ------------ Liebes Tagebuch, es war anders als ich es mir vorgestellt habe. Auch hier werde ich die Ereignisse chronologisch erzählen. Es begann als am späten Nachmittag die Gäste auftauchten. Es waren insgesamt 11 Personen, so dass sich bei der eigentlichen Feier 30 Menschen im Naos aufhielten. Einer von Ihnen war tatsächlich der Lich! Ich habe ihn nicht sofort erkannt, aber als er seine Maske fallen lies, sah ich seine wahre Pracht. Er hatte eine Art Aura (ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll) und faszinierte mich sofort. Mein Meister fiel vor ihm auf die Knie, was nur bedeuten kann, dass er in unserem Tempel wohl eine wichtige Persönlichkeit darstellt. Selbst vor unserem höchsten Kleriker hat sich mein Meister noch niemals so demütig gezeigt! Ich tat es ihm gleich und verneigte mich noch weiter. Der Lich half meinem Meister auf, mich ignorierte er komplett (was sich übrigens auch im weiteren Verlauf des Abends nicht änderte. Bedauerlich.). Insgesamt waren die Gespräche und Gesten zwischen meinem Meister und dem Untoten mehr als herzlich. Sie schienen sich schon etwas länger zu kennen und zu schätzen. Die anderen Gäste waren von einem anderen Kult. Sie nennen sich Jünger des Orcus. Vorher habe ich noch nie von ihnen gehört, aber sie scheinen unserem Kult sehr gewogen zu sein. Nach einer ausführlichen Begrüßung gingen wir in das Sanktuarium. Der Lich, mein Meister, sämtliche Kleriker und ich durften im Presbyterium sitzen, die anderen Gäste versammelten sich im Naos. Dort wurde auch die Tafel aufgebaut und ein Grill errichtet. Ich ahnte schon was das Mahl sein würde das später einmal dort verspeist würde, aber das war mir egal. Schließlich esse ich die Ritualmahlzeiten inzwischen doch recht gerne. Nun begann der Gottesdienst. Er verlief wie immer so dass ich mir eine genaue Beschreibung ersparen kann. Es gab halt mehrere Gebete und Anrufungen an den Herrn und zwischendurch wurde eine Litanei gesungen. Dieser normale Ablauf änderte sich erst, als das Opfer gebracht werden sollte. Da kam der Tempelvorsteher Holdür zum Altar und hielt eine Rede über die besondere Bedeutung der heutigen Feier. Er erwähnte, dass heute meine Initiation stattfinden würde die mich berechtigte ein vollwertiges Mitglied des Kultes zu sein. Danach lobte er meine bisherigen Leistungen und betonte meinen Wert den ich für den Tempel habe. Nach dem heutigen Opfer würde der Herr auf mich schauen und meine weiteren Schritte bis zu dem Abschluss meiner Ausbildung überwachen. Heute würde ich allen beweisen müssen, dass ich den Tempel und meine Religion über meine eigenen Bedürfnisse stellen würde und im Notfall alles, sogar mein Leben geben würde um ihn zu schützen. Danach rief er mich nach vorne wo ich mich an den Altar stellen durfte. Als nächstes klatschte er in die Hände und die Türen gingen auf. Es kamen einige Untote in den Raum hinein (ich erkannte meine Eltern. Es freute mich sehr, dass sie diesem Ereignis beiwohnen durften). Bei ihnen war der Mensch den ich opfern sollte. Er war in ein langes, weißes Gewand gekleidet und trug eine Kapuze. Trotzdem erkannte in dem Opfer sofort jemanden von dem ich gewünscht hätte ihn niemals in dieser Situation sehen zu müssen. Der Beweis war erbracht, ich konnte mir sicher sein, dass mein Meister meine Gedanken kannte und mich immer überwachte. Das Opfer war Lijula! „Wir müssen das töten was wir lieben! Nur dann sind wir frei für unseren Herrn Myrkul! Freie Gedanken, freies Wissen, ohne Störungen und Kompromisse! Befreie dich von allen Einflüssen von außen und erkenne, dass du in uns die Macht über alle erlangst! Töte sie und sie wird dir gehören! Sie ist dein Werkzeug in eine neue, höhere Existenz! Im Leben verschmähte sie dich, im Tode wird sie dein sein. Die Lebenden enttäuschen und sind unzuverlässig, die Toten jedoch sind deine gehorsamen Werkzeuge. Kennst du ihre Stärken und Schwächen werden sie dich niemals enttäuschen“ sagte Holdür, danach gab er mir den Opferdolch. Lijula stand offenbar unter einem Bann. Sie legte sich wie in Trance auf den Altar und breitete die Arme aus. „Bete mit mir zu unserem Herrn!“ forderte mich Holdür auf. Ich betete, wir alle beteten. Ich nahm den Dolch in beide Hände, hob die Arme und stieß zu. Als ich ihr das Herz hinausnahm, gluckste sie noch. Sie starb wenige Augenblicke später. Ich merkte nicht was ich da gemacht hatte, ich agierte wie in einem Traum. Als ich aus ihm erwachte war sie tot. Ich konnte nichts sagen, nichts denken. Alle im Raum beteten. Das Herz wurde in einem der Feuerbottiche verbrannt. Was nun kam, darf ich niemanden anvertrauen, noch nicht einmal diesem Schriftstück. Es ist ein großes Fest gewesen und die Jünger des Orcus haben es mit ihren Praktiken dominiert. Es war einfach herrlich. Lijula wird nun für immer ein Teil von mir sein. Dieser Gedanke beglückt mich. Ihren Kopf habe ich verwahrt und ihn neben meinen anderen gestellt. Mein Meister und der Lich haben den ganzen Abend sehr lange geredet. Es scheint so, als hätten sie irgendwas sehr wichtiges besprochen. Mir gegenüber erwähnte er, dass es bald eine große Veränderung in unserem Kult geben würde. Ich bin gespannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)