Das Leben eines Nekromanten von Anyu_Mainyu (Einträge eines persönlichen Tagebuches) ================================================================================ Kapitel 24: ------------ Liebes Tagebuch, es war anders als ich es mir vorgestellt habe. Auch hier werde ich die Ereignisse chronologisch erzählen. Es begann als am späten Nachmittag die Gäste auftauchten. Es waren insgesamt 11 Personen, so dass sich bei der eigentlichen Feier 30 Menschen im Naos aufhielten. Einer von Ihnen war tatsächlich der Lich! Ich habe ihn nicht sofort erkannt, aber als er seine Maske fallen lies, sah ich seine wahre Pracht. Er hatte eine Art Aura (ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll) und faszinierte mich sofort. Mein Meister fiel vor ihm auf die Knie, was nur bedeuten kann, dass er in unserem Tempel wohl eine wichtige Persönlichkeit darstellt. Selbst vor unserem höchsten Kleriker hat sich mein Meister noch niemals so demütig gezeigt! Ich tat es ihm gleich und verneigte mich noch weiter. Der Lich half meinem Meister auf, mich ignorierte er komplett (was sich übrigens auch im weiteren Verlauf des Abends nicht änderte. Bedauerlich.). Insgesamt waren die Gespräche und Gesten zwischen meinem Meister und dem Untoten mehr als herzlich. Sie schienen sich schon etwas länger zu kennen und zu schätzen. Die anderen Gäste waren von einem anderen Kult. Sie nennen sich Jünger des Orcus. Vorher habe ich noch nie von ihnen gehört, aber sie scheinen unserem Kult sehr gewogen zu sein. Nach einer ausführlichen Begrüßung gingen wir in das Sanktuarium. Der Lich, mein Meister, sämtliche Kleriker und ich durften im Presbyterium sitzen, die anderen Gäste versammelten sich im Naos. Dort wurde auch die Tafel aufgebaut und ein Grill errichtet. Ich ahnte schon was das Mahl sein würde das später einmal dort verspeist würde, aber das war mir egal. Schließlich esse ich die Ritualmahlzeiten inzwischen doch recht gerne. Nun begann der Gottesdienst. Er verlief wie immer so dass ich mir eine genaue Beschreibung ersparen kann. Es gab halt mehrere Gebete und Anrufungen an den Herrn und zwischendurch wurde eine Litanei gesungen. Dieser normale Ablauf änderte sich erst, als das Opfer gebracht werden sollte. Da kam der Tempelvorsteher Holdür zum Altar und hielt eine Rede über die besondere Bedeutung der heutigen Feier. Er erwähnte, dass heute meine Initiation stattfinden würde die mich berechtigte ein vollwertiges Mitglied des Kultes zu sein. Danach lobte er meine bisherigen Leistungen und betonte meinen Wert den ich für den Tempel habe. Nach dem heutigen Opfer würde der Herr auf mich schauen und meine weiteren Schritte bis zu dem Abschluss meiner Ausbildung überwachen. Heute würde ich allen beweisen müssen, dass ich den Tempel und meine Religion über meine eigenen Bedürfnisse stellen würde und im Notfall alles, sogar mein Leben geben würde um ihn zu schützen. Danach rief er mich nach vorne wo ich mich an den Altar stellen durfte. Als nächstes klatschte er in die Hände und die Türen gingen auf. Es kamen einige Untote in den Raum hinein (ich erkannte meine Eltern. Es freute mich sehr, dass sie diesem Ereignis beiwohnen durften). Bei ihnen war der Mensch den ich opfern sollte. Er war in ein langes, weißes Gewand gekleidet und trug eine Kapuze. Trotzdem erkannte in dem Opfer sofort jemanden von dem ich gewünscht hätte ihn niemals in dieser Situation sehen zu müssen. Der Beweis war erbracht, ich konnte mir sicher sein, dass mein Meister meine Gedanken kannte und mich immer überwachte. Das Opfer war Lijula! „Wir müssen das töten was wir lieben! Nur dann sind wir frei für unseren Herrn Myrkul! Freie Gedanken, freies Wissen, ohne Störungen und Kompromisse! Befreie dich von allen Einflüssen von außen und erkenne, dass du in uns die Macht über alle erlangst! Töte sie und sie wird dir gehören! Sie ist dein Werkzeug in eine neue, höhere Existenz! Im Leben verschmähte sie dich, im Tode wird sie dein sein. Die Lebenden enttäuschen und sind unzuverlässig, die Toten jedoch sind deine gehorsamen Werkzeuge. Kennst du ihre Stärken und Schwächen werden sie dich niemals enttäuschen“ sagte Holdür, danach gab er mir den Opferdolch. Lijula stand offenbar unter einem Bann. Sie legte sich wie in Trance auf den Altar und breitete die Arme aus. „Bete mit mir zu unserem Herrn!“ forderte mich Holdür auf. Ich betete, wir alle beteten. Ich nahm den Dolch in beide Hände, hob die Arme und stieß zu. Als ich ihr das Herz hinausnahm, gluckste sie noch. Sie starb wenige Augenblicke später. Ich merkte nicht was ich da gemacht hatte, ich agierte wie in einem Traum. Als ich aus ihm erwachte war sie tot. Ich konnte nichts sagen, nichts denken. Alle im Raum beteten. Das Herz wurde in einem der Feuerbottiche verbrannt. Was nun kam, darf ich niemanden anvertrauen, noch nicht einmal diesem Schriftstück. Es ist ein großes Fest gewesen und die Jünger des Orcus haben es mit ihren Praktiken dominiert. Es war einfach herrlich. Lijula wird nun für immer ein Teil von mir sein. Dieser Gedanke beglückt mich. Ihren Kopf habe ich verwahrt und ihn neben meinen anderen gestellt. Mein Meister und der Lich haben den ganzen Abend sehr lange geredet. Es scheint so, als hätten sie irgendwas sehr wichtiges besprochen. Mir gegenüber erwähnte er, dass es bald eine große Veränderung in unserem Kult geben würde. Ich bin gespannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)