Don't treat me like I'm precious von Kuran (Akihiko x Hiroki) ================================================================================ Kapitel 2: I won't say another word ----------------------------------- Ich wurde mir meiner Gedanken – und ganz besonders meiner Gefühle – nicht mehr klar. Es war ein einziger Wirrwarr in meinem so schon überfüllten Kopf und ich konnte nicht ein Mal mehr einschätzen, wie es mir gerade ging. Ich würde natürlich gerne behaupten, dass es mir gut ginge, aber das entsprach nicht der Wahrheit und ich musste mir eingestehen, dass meine Gefühlswelt mehr in einem desolaten Zustand war, welcher sich nicht so schnell wieder stabilisieren ließ, selbst dann nicht, wenn ich mich wie üblich über meine Arbeit klemmte, nur, dass meine Gedanken ja frei von ihm bleiben! Aber… als ob das so einfach wäre… Vielleicht stellte ich mir das auch alles einfach zu simpel vor. Vielleicht war ich mit dieser Situation, welche mich gerade so herunterzog und mich keinen klaren Gedanken mehr fassen ließ, einfach schlichtweg überfordert und genau deswegen so unkonzentriert. Natürlich waren das alles wieder nur Mutmaßungen meinerseits. Denn, wenn es etwas gab, was ich nicht verstand, dann war es die Tatsache, dass ich nicht wusste, warum es gerade er sein musste, in welchen ich mich verlieben musste. Davon mal abgesehen, dass ich vor geraumer Zeit noch dachte, dass gerade ich, ein Workaholic, der nur seine Arbeit liebte, sich wohl nie in jemanden verlieben würde – und dann, ja, dann geschieht es einfach; ein langsamer Prozess, über welchen ich mir nur langsam klar werde, aber immer sicherer. Und dann fällt diese unglückliche Wahl meiner so schon orientierungslosen Gefühle auf die Person, von der ich mir wünschte, dass ich mich niemals in sie verlieben würde. Und doch… war es nun so und ich… war vollkommen hilflos. Hilflos ausgeliefert gegenüber meiner eigenen Empfindungen, Gedanken und meines Traum- und Wunschdenkens. Zu allem Übel ging das nun ganze vier Jahre lang schon so. Und vor genau vier Jahren ereignete sich der wohl schlimmste Tag meines Lebens, als Akihiko mir dann gestand, dass er sich in Takahiro verknallt hatte; an dem Tag, an welchem ich ihm meine Liebe gestehen wollte. Inzwischen weiß ich schon fast gar nicht mehr, wie ich das überhaupt all die Jahre ausgehalten habe, wenn er immer zu mir kam und sich aus Frust ab und zu betrank, bis er dann vollkommen betrunken auf meinem Wohnzimmerboden eingeschlafen war und ich ihn immer wieder mit Mühe ins Bett schleppen musste. Und immer wieder dieser Satz, dieser eine Satz, welcher mich bis heute quält… „Was bin ich froh, dich zu haben, Hiroki.“ Natürlich war er das. Ich war auch der Einzige, der ihn ertragen konnte. Aber… so oft denke ich mir… wenn er wüsste, was er mir mit diesen scheinbar so simplen Worten antut, würde er diese dann unterlassen und endlich damit aufhören, mich so sehr zu quälen? Wie sollte er auch von meinen Gefühlen für ihn etwas wissen, wo ich doch nicht ein Mal den Mund aufbekommen und es ihm gestanden hatte, wo ich doch so lange Zeit hatte, es ihm zu sagen. Vor allem waren die Chancen in den letzten Monaten so günstig gewesen, wo dieser Takahiro doch eine Freundin hatte, mit welcher er doch so glücklich war, nach Akihiko’s Erzählungen nach. Ach, versteh das alles doch einer… Heute sehe ich ihn nach Wochen mal wieder. In letzter Zeit ist er förmlich in seiner Arbeit erstickt, wo er die ganzen Deadlines wieder nicht einhielt und so oft am Telefon schon darüber jammerte und mich teils sogar schon anflehte, ob ich nicht seine Arbeit erledigen wollen würde. Pah, selbst schuld, du blöder Idiot. Gestern hatte er mich spontan angerufen. Er hatte gefragt, ob ich nicht sein neuestes Skript lesen wollte, bevor er es einreichen würde. Natürlich war es mir eine große Ehre, dass ich der Erste war, der es lesen durfte, allerdings machte es mich doch wieder etwas wehmütig, dennoch sagte ich einfach zu und bereitete mich schon mal mental darauf vor, was mich wieder für Schmerzen heimsuchen würden, wenn er mir gegenüber sitzen würde, mit einer Tasse Kaffee in der linken und einem Buch in der rechten Hand, mich nicht beachtend, während ich sein Skript las… Wie ich es erwartet hatte. Er war – wie so oft – um eine ganze Stunde zu spät und ich öffnete ihm, wie immer, genervt die Türe. „Sag mal, wann kannst du es dir endlich angewöhnen, mal Termine und Zeiten einzuhalten? Deine Deadlines hältst du nie ein, zu spät kommst du auch überall… ich frage mich, wozu du überhaupt Uhren in deiner so luxuriösen Wohnung hast, wenn dich die Zeiten doch eh nicht interessieren?!“ Eine große Antwort bekam ich natürlich nicht. Es war inzwischen schon reine Routine gewesen – das lief jedes Mal, beinahe auf jedes einzige Wort genau, so ab und ich hatte mich eigentlich schon daran gewöhnt. Noch immer geladen marschierte ich dann auch schon in die Küche, machte ihm seine Tasse Kaffee und brachte ihm diese, wo er es sich schon auf der Wohnzimmercouch gemütlich gemacht hatte und schon sein Skript heraus kramte, welches er mir schon in die Hand drückte. „Hast du einige neue Bücher da?“, fragte er mich kurz, ehe er schon eine Zigarette aus der Schachtel in seiner Jackentasche kramte und sie anzündete. „Einige.“, antwortete ich erst nur knapp, bis ich ihn auf einen Bücherstapel direkt neben dem Tisch hinwies, „Hab heute erst wieder welche aus der Uni-Bibliothek mitgehen lassen – weiß nicht, ob da welche dabei sind, die dich sonderlich interessieren könnten.“ Natürlich waren es nur Bücher, die ihn interessierten. Und natürlich war das kein Zufall gewesen. Nicht umsonst kramte ich immer meine ganzen Pausen über in den Regalen, nur, damit ich einige Stücke für ihn heraussuchen konnte, die er dann bei mir lesen konnte, während ich mich seinem Skript widmen konnte. Vielleicht mochte es übertrieben sein, dass ich mir wirklich solch eine Mühe machte, nur… damit ich ihn auch nur einige Stunden lang mir gegenüber sitzen haben konnte, still und konzentriert lesend – und jedes Mal, auch wenn es nur für einige Sekunden anhielt, freute ich mich über dieses Lächeln, wenn ihm einige Zeilen in einem Buch gefielen. Mir war wirklich nicht mehr zu helfen, oder…? Nun saß ich schon eine ganze Zeit lang an seinem Werk und legte eine kleine Lesepause ein, legte die Papiere auf den Tisch, stand auf und lockerte meine Gelenke vom langen Sitzen. „Akihiko, willst du-„ „Sag mal, Hiroki.“ Er unterbrach mich. Ich sah ihn perplex an, wartete, dass er mir erzählen würde, was er wollte. „Ja? Was… ist denn?“ Ich bereute, dass ich überhaupt nachgefragt hatte. Ehe ich mich versah, fand ich mich schon mit ihm in meinem Bett wieder. Ich… konnte das gar nicht wirklich realisieren, genauso wenig wie ich wohl selbst kaum realisiert hatte, wie ich mit ihm ins Schlafzimmer ging, wie es dazu überhaupt kam. Ich… verstand die Welt gerade nicht mehr. Das Einzige, was ich gerade wahr nahm, waren seine Hände. Seine kalten, so eiskalten Hände, welche sich so unglaublich gut anfühlten. Diese Berührung, wenn er seine Hände an meine Wangen legte, mich auch nur stückweise ein wenig näher an sich heranzog, dieses Gefühl, wie ich ihm immer näher kam… Es raubte mir jetzt schon alle Sinne. Mir wurde schwindelig. Schwindelig vor Glück. Ich musste nur den Gedanken verdrängen, dass ich für ihn nur ein Ersatz für Takahiro war. Selbst wenn es dumm von mir gewesen war, dass ich das selbst vorschlug – mit mir zu schlafen und ihn denken zu lassen, ich wäre Takahiro. Wer… ist bitte so dumm und macht das aus reinem Eigennutz? Ich. Ja, nur ich. Dennoch wollte ich in diesem Moment nicht daran denken, nicht jetzt, wo ich ihm endlich so nahe kam, wie ich es immer sein wollte. Selbst wenn ich ihm jetzt die Augen verband, um es ihm einfacher zu machen, sich etwas anderes vorzustellen, war ich glücklich darüber, diesen Schritt zu wagen. Was sollte auch schon groß passieren? Akihiko war sich nicht bewusst, dass ich Gefühle für ihn hege – vielleicht dachte er, es würde sich danach nichts großartig zwischen uns verändern, weil wir einfach nur gute Freunde sind, aber… in meinem Kopf schwirrte nur diese eine Frage hin und her... Weißt du überhaupt, was du mir damit antust? Ich konnte gar nicht mehr darüber nachdenken. Mein Kopf füllte sich mit so vielen Gedanken, so vielen verschiedenen, die ich nicht beantworten konnte, weil er mir bereits alle Sinne zu rauben drohte und ich beinahe meine Selbstbeherrschung verlor. Es waren so viele Worte, die ich ihm gerne gesagt hätte, so viele Worte, die ich für m ich behalten musste. Und trotzdem lächelte ich. Trotzdem lächelte ich, auch, wenn ihm gerade der Name des Mannes über die Lippen kam, den er liebte. Und das… war sicherlich nicht meiner gewesen. Es… brach mir das Herz. - Am nächsten Morgen fühlte ich mich fürchterlich. Ihm selbst war, bevor es so weit kam, dass er alles noch schlimmer machte, klar geworden, was dort geschehen war und ließ mich alleine. Zum Glück… Zwar wusste ich, dass es ihm leid tat, allerdings konnte ich mir auch denken, dass es für ihn selbst mindestens genauso sehr schmerzte. War schon komisch, oder? Am besten war doch wohl, dass ich ihn vergessen würde. Dass ich mir endlich mal darüber klar werden sollte, dass es nichts nützte, dass ich ihm noch weiter hinterherlief. Wenn ich den Mund nicht aufbekam, brachte es ohnehin nichts. Aber was, wenn ich es ihm sagen würde? Wie würde er reagieren? Würde er mich dann abweisen? Oder würde er mich dann als Ersatz für Takahiro handhaben? Ich weiß es nicht. Nicht ein Mal ansatzweise. Letzten Endes blieb mir nur noch eines übrig. Dich vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)