Mein Leben und ich von BlackRose (oder: wo ich bin, ist das Chaos! :)) ================================================================================ Kapitel 2: ...nehmen kein ende..... ----------------------------------- „Du warst also gerade dabei gegen einen Gegner zu kämpfen, als du ein Jutsu versaut hast, dein Chakra falsch geleitet hast und plötzlich hier gelandet bist?“, fragte ich den Schwarzhaarigen, während wir durch die Stadt schlenderten und ich genüsslich an meiner dritten Cola nippte, die er mir natürlich bezahlt hatte. Ich hatte beschlossen, Schule einfach mal sausen zu lassen, es lohnte sich sowieso nicht mehr hinzugehen. „Ungefähr, ja.“, gab er sehr wortgewandt zurück und sagte wohl lieber mal nichts zu meiner äußerst intelligenten Zusammenfassung seiner Lage. Wenn er auf der Suche nach Intelligenz war, war er bei mir eh falsch...... „Und was gedenkst du nun zu tun?“, fragte ich, während ich einen weiteren, großen Schluck der süßen Flüssigkeit nahm. Hach, tat das gut. „Ich werde wohl erst mal bei dir einziehen und dann zusehen, wie ich wieder zurückkomme.“ Stopp! Im nächsten Moment merkte ich nur noch, wie ich meine Cola quer über den Gehsteig spuckte, woraufhin sich so mancher Zivilist zu mir umdrehte und mich anglotzte, als wäre ich aus der Klapse entflohen. „Bitte was?“, schrie ich so laut, dass man es noch 100m Meter weiter nur schwer überhören konnte. „Das ist nicht dein Ernst!“ Ein Blick genügte um mir zu zeigen, dass es sehr wohl sein vollster Ernst war. „Aber du kannst nicht bei mir einziehen! Ich will dich gar nicht bei mir haben!“ Naja, in gewisser Hinsicht ja schon, aber das musste der ja nicht wissen... Während ich sprach (oder eher schrie- und das mindestens eine Oktave zu hoch) fing ich an, wie eine Irre in der Luft herum zu gestikulieren. So viel dann also zur Klapsen-Theorie... „Ist es dir lieber, wenn ich dich foltere und qualvoll sterben lasse?“, fragte er monoton und lief seelenruhig weiter. „Ja, verdammt!“, kreischte ich hysterisch- ohne vorher nachzudenken, was ich eigentlich tat. „Sicher?“ Uploading.... „Äh, vielleicht? War das etwa ernst gemeint?“ Hoppala, weit wann wurde ich- Miss Großmaul persönlich- so kleinlaut? „Mein vollster Ernst. Dann wäre das also geklärt.“ Das war ja wohl das Letzte. So doof, wie ich eben bin, griff ich zur letzten, bescheuertsten, unsinnigsten und mit Garantie zum Scheitern verurteilten Strategie, die mir einfiel: wegrennen- und hoffen, ich könnte ihn abhängen. Dabei ließ ich einfach mal so außer Acht, dass er schneller war als ich, mehr Kondition hatte und- nur, um es zu erwähnen- ganz nebenbei noch locker über Häuser springen könnte. Meine Chancen waren deprimierend klein.... Aber ich dachte ja nie nach, bevor ich etwas tat. So schnell ich nur konnte rannte ich die Straße lang, um ein paar Ecken herum, weiter in irgendeine Gasse..... so lange, bis nicht mal ich selbst noch wusste, wo ich mich befand und meine nicht vorhandene Kondition mir klarmachte, dass mein Puls kurz vor 200 stand und ich besser stehen blieb, wenn ich nicht auf der Stelle umkippen wollte. Da ich keinen Plan hatte, wo ich gerade war, würde der Uchiha wohl auch keinen haben, oder? Bei mir einziehen, aber ansonsten gings noch. Es lag nicht an dem Platz- ich hatte unseren kompletten Dachboden für mich alleine- es war vielmehr die Angst davor, fremde Menschen in mein Leben sehen zu lassen. Ich wiegte mich schon in Sicherheit, als ich urplötzlich von hinten am Kragen gepackt und hoch gehoben wurde. Ich riss meinen Kopf herum und blickte in tiefschwarze Augen, die mich völlig emotionslos ansahen. „Tu das nie wieder.“, hauchte er mir bedrohlich entgegen, doch ich hörte kaum zu. Das Gefühl festgehalten zu werden und dieser kalte Blick, ebenso, wie die Kälte in seiner Stimme riefen in mir eine Erinnerung hervor, die ich bis jetzt immer gut verdrängt und fast vergessen hatte. Wehrlos. Langsam kam mir die Panik hoch. Ich fing an, mich zu wehren. Gefangen. Wie wild schlug ich um mich, wollte nur noch weg. Allein... Verwirrt über meine Reaktion ließ er mich schließlich los und ich scheuerte ihm eine. Unkontrolliert schrie ich ihn an- immernoch leicht in Panik :“Fass mich nie wieder an, sonst bring ich dich um und stopf dich aus, kapiert?!“ Daraufhin folgte noch eine Welle netter Beleidigungen, die alle wirklich nicht ganz jugendfrei waren. Als ich dann fertig war, und mir so langsam bewusst wurde, was grade passiert war, starrte ich ihn bloß noch an und wartete darauf, dass er das ein oder andere Kunai in mir versenkte, mich verstümmelte, oder mich in seiner Psycho-Welt folterte- was ein Uchiha ebenso macht, wenn er beleidigt wird. Ich traute es ihm durchaus zu. Es war nicht mal ernst gemeint gewesen, ich war nur in Panik geraten- hatte mich in einer Erinnerung verloren- doch wen interessierte das schon? Mein Tod war sicher...... Ich schluckte, doch zu meiner Verwunderung blieb er ganz ruhig und machte keine Anstalten, mir in nächster Zeit irgendetwas antun zu wollen. „Geht's wieder?“, fragte er stattdessen und setzte sich wieder in Bewegung. Ich nickte schwach und lief ihm wie ein treu-doofes Hündchen hinterher. Scheinbar hatte sich wenigstens einer von uns den Weg gemerkt. Wieder am Laden mit der Cola angekommen, rief ich uns dann ein Taxi. Ich hatte keine Lust mit dem Bus zu fahren und meinen Mitschülern erklären zu müssen, warum ich zwar im Bus war, aber nicht im Unterricht. Das Einzige, was Itachi in der Zeit zu mir sagte, war die Frage, was ein Taxi sein soll. Ich erklärte es ihm, ebenso, wie den Begriff „Auto“, den er ja schon seit einiger Zeit verstehen wollte. Ich hatte das Gefühl es ihm schuldig zu sein, denn für die Aktion zuvor konnte er wirklich nichts. Er war ein Mistkerl- arrogant und gehässig- aber dafür hatte er nichts gekonnt. Auf der Fahrt nach Hause versuchte ich dann meinen Gedankensalat zu sortieren, der sich in meinem Gehirn breit gemacht hatte. Langsam lief ich den Weg zu unserem Haus hoch. Warum kam ich mir nur so beobachtet und verfolgt vor? Ob das an dem Massenmörder lag, der mir auf Schritt und Tritt hinterher lief und mich mit seinen Blicken förmlich in Stücke riss? Nein, bestimmt nicht... Mühselig schloss ich die Tür auf und stiefelte ein paar Treppen nach oben, bis ich vor der Küchentür stand und Itachi anwies, draußen zu warten. Sobald ich die Tür aufgemacht hatte, blickte mir meine Mutter kalt entgegen. Ich war's gewohnt.... „Hast du heute keinen Nachmittagsunterricht?“, fragte sie desinteressiert, während sie in irgendeinem Matsch im Topf rumrührte, von dem ich gar nicht wissen wollte, was es war. „Is ausgefallen“, log ich, während ich meine Tasche und den Ordner lustlos in irgendeine Ecke schmiss. „Und die Arbeit?“, jetzt wurde ihr Tonfall scharf und sie klang sogar ein wenig interessiert- oh Wunder, oh Wunder.... „Ging“, log ich fröhlich weiter und nahm das schleimige Zeug näher unter die Lupe. „Gut, dann wirst du dich heute nochmal auf deinen Arsch setzen und lernen, vielleicht wirst ja doch noch mal annähernd so gut wie deine Schwester. Sie hat nämlich erst gestern wieder eine zwei in Mathe …..“ Dass die Frau grade mit mir redete, ignorierte ich einfach mal. Die Aussage war sowieso immer die gleiche. „Deine Schwester toll, du nix“ Ich konnte damit leben, solange ich in Ruhe gelassen wurde... „..deshalb hab ich ihr dann den Dachboden aufgeschlossen und...“ Halt! Sie hatte meinen Dachboden aufgeschlossen? „Bitte?“, fragte ich und sah sie geschockt an. „Du hast Finja den Dachboden aufgemacht?“ Finja, meine fast zwei Jahre ältere Schwester. Sie war klug, vom Äußeren her durchschnittlich, schrieb nur Bestnoten, hatte Talent in allem und- bevor ich's vergesse- ich hasste sie. „Ja, sie sagte, sie bräuchte was.“ Wie abgestochen stürmte ich aus der Tür, riss Itachi mit, rannte zur nächsten Tür, die Treppe hoch und blickte mich um. Überall in der Wohnung lagen meine Klamotten verstreut und mittendrin stand meine Schwester, mit meinen Chucks in der Hand. Leichtfüßig und fröhlich lächelnd lief sie damit auf den Balkon zu.. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was sie nun vorhatte. Die Rache für Sonntagnachmittag. Gut, damit hatte ich kein Problem. „Sehr originell, wirklich...“, seufzte ich über ihren wirklich unglaublichen Einfallsreichtum und sah wieder zu meinen Lieblingsschuhen, die wohl gleich einen eleganten Freiflug aus dem Fenster gewinnen würden- damit hatte ich wiederum ein Problem. „Finja, das wagst du nicht...“, hauchte ich. Jeder im Haus (außer dem Uchiha) wusste, dass ich diese Schuhe liebte. Mein Vater hatte sie mir gekauft, einen Monat, bevor er mit 'ner jüngeren durchgebrannt war. Das war wohl die Rache für meine Aktion am Wochenende, dachte ich, während die Schuhe in hohem Bogen raus flogen. Ruhig bleiben, redete ich mir selbst ein, während auch mein halber Kleiderschrank den Weg nach draußen fand. Dann stoppte sie. „Hi, wer bist du denn?“, fragte die Chucks-misshandelnde Person gewandt an Itachi. Wenn Blicke ausziehen könnten... wäre er wohl nackt- obwohl ich nichts gegen diesen Anblick gehabt hätte, aber das ging zu weit... Sie setzte ihr charmantestes Zahnpasta-lächeln auf und sah ihn mit ihrem besten anflirt-Blick an, den sie drauf hatte. Und zum x-ten mal an diesem Tag verlor ich die Geduld. „Stirb, Kreatur des Bösen!“, kreischte ich, während ich mich auf sie schmiss und sie nach kurzer Zeit zu Boden rang. Ich. Bin. Eine. Furie. Und stolz drauf. Sie strampelte wie verrückt, doch da ich ihre Haare in meiner Gewalt hatte (ich zog bei jeder ihrer Bewegungen), schaffte ich es sie ruhig zu stellen. Kalt und abschätzend sah ich auf sie herab und begann schließlich leise, aber deutlich zu sprechen: „Wage es noch einmal, diesen Bereich zu betreten, oder meine Sachen anzufassen, oder sonst irgendwas zu tun, was mir gegen den Strich geht und ich mach dir dein Leben zur Hölle!“ Kurz darauf ließ ich sie los und sie stürmte zur Treppe, an der sie nochmal halt machte. „Wer ist das jetzt?!“, fragte sie trotzig und sah auf Itachi. Ich grinste, dann antwortete ich ihr: „Mein Freund. Ich dachte mir, wenn ich ihn schon ständig in den Freistunden und Pausen flachlege, kann ich ihn auch gleich mitnehmen. Noch Fragen?“ Geschockt sah sie den Schwarzhaarigen an, der wiederum mich ansah, dann stürmte sie nach unten und knallte die Tür zu. Mein Zeichen, einen hemmungslosen Lachanfall zu kriegen und mich rückwärts auf mein Bett fallen zu lassen, um mich darin rumzukugeln. „Wie geil, die hat das geglaubt!“, prustete ich. „Was war das denn grade?“, fragte der Clanmörder, als ich mich wieder eingekriegt hatte. „Nicht jetzt“, unterbrach ich ihn, „Ich muss meine Schuhe holen, sonst denken sie, ich mag sie nicht mehr.“ „Essen!“, hallte die helle, eklige Stimme meiner Mutter durchs ganze Haus. Ich war grade dabei meinen Schrank wieder einzuräumen, während Itachi das Sofa ausklappte, auf dem er schlafen würde. Wie es sich gehört machten wir uns auf den Weg nach unten und setzten uns an den Tisch, wo ich gleich von meiner Mom angemacht wurde: „Johanna Enoki, ist das wahr, was Finja gesagt hat? Du bist auf sie losgegangen und hast einen Freund?“ Ich verdrehte die Augen und machte ihnen klar, Itachi sei ein Schulfreund, der daheim rausgeflogen war und nun eine Weile bei mir wohnen wollte. Davon, dass ich in Erwägung zog die Polizei anzurufen und ihnen zu sagen, dass ich gestalkt wurde, erzählte ich lieber nichts. „Na dann, willkommen, Itachi“, kam es also von der miesen Köchin und ein „Hoffentlich fühlst du dich hier wohl. Wenn meine Schwester zu unerträglich wird, komm zu mir“, von meiner Schwester. „Fresse, sonst hol ich Emily“, fauchte ich sie an und voilà, sie gab Ruhe. Emily war meine beste (einzige) und nebenbei noch abnormal sadistische Freundin, vor der Finja mehr als nur Angst hatte. Gut für mich, schlecht für sie. Ich mochte Emily, sie wusste einfach am besten, was wann zu tun war. „Hab keinen Hunger“, meinte ich nach ein paar Minuten, in denen ich vergebens versucht hatte das widerliche Zeug von meinem Teller zu glotzen, was irgendwie nicht klappte. Verfluchte Mistpampe... Ich stand auf und warf einen kurzen Blick auf Itachi, bevor ich ging. Er hatte das Glibberzeug echt gegessen... Unglaublich, der Mann war ein Held! Oben angekommen schmiss ich mich aufs Bett und schnappte mir mein Telefon. Ich hatte eine eigene Leitung, weil mein Telefonkonsum so hoch gewesen war, dass ich täglich so lange die Leitung blockiert hatte, dass kein anderer mehr rangekommen war. Frustriert tippte ich die Nummer meiner besten Freundin ein und wartete. „Was gibt 's?“, meldete sie sich auf der anderen Seite und ich fing an ihr den gesamten Tag in allen Einzelheiten zu schildern. Zwischendrin stellte ich auf Lautsprecher um, weil ich zu faul war, mir den Hörer ständig ans Ohr halten zu müssen. „Äh, Itachi Uchiha- also der Itachi Uchiha, ist bei dir und Fin schleimt sich bei ihm ein? Jo, hast du getrunken?j“, fragte irgendwann die Stimme am Telefon. Ich blätterte gerade ein Bilderbuch durch, das Emily mir gebunden hatte, als wir 13 waren. 100 Foltermethoden, stand vorne drauf und was für Bilder drin waren, kann sich ja wohl jeder denken... „Nein, hab ich nicht“, motzte ich „Er ist wirklich da und bei dem Mädel braucht man schon Eimer und Lappen, um die Spur aufzuwischen, die sie hinterlässt“, murrte ich und blätterte weiter zu Methode 63, das Nageln auf ein Brett... „Aaaahhhjaaaa..... Such dir eine Folterart aus und ich wende sie für dich an ihr an“, lachte es aus dem Lautsprecher und ich grinste. „Wie wäre es mit der Kitzelfolter?“, fragte ich und bekam gleich eine Antwort: „Oder wir verbrennen ein paar ihrer Klamotten.“ Ohja, sie liebte ihre Klamotten – der Grund, warum ich sie Sonntag morgen rausgeschmissen und Hausarrest kassiert hatte. „Guter Plan“, bestätigte ich die Idee und lachte. „Und deiner Mom klauen wir den Fernseher“, machte sie weiter. Wie ein kleines Kind klatschte ich euphorisch in die Hände und bestätigte. „Muss Schluss machen“, kam es nach ein paar weiteren Vorschlägen von Emily. „Bis morgen dann.“ Und kaum hatte sie aufgelegt, war die gute Stimmung weg und ich allein. Naja, fast, wenn man mal von dem Uchiha absah, der auf meinem Drehstuhl saß und sich innerlich wohl einen Ast lachte... innerlich. Schön für ihn, dachte ich und hielt nach etwas Ausschau, woran ich meine Wut auslassen konnte. Nur wenige Minuten später durfte er mir zusehen, wie ich meinen Schrank (außer Unterwäsche) erneut ausräumte und alles quer durchs Zimmer warf, während im Hintergrund laut „in the end“ aus den Boxen dröhnte. Manchmal tut das Leben wirklich gut... Um sieben Uhr abends saß ich dann in einem riesigen Chaos. Ich hatte letzten Endes alles ausgeräumt, was meine kleine Wohnung an Schränken, Schubladen und sonstigem zu bieten hatte, saß nun in der Mitte und starrte abwesend in die Luft. Meine Wut war weg, hatte aber dafür einem Gefühl von Leere Platz gemacht. Anders gesagt, ich fühlte mich furchtbar. Am liebsten hätte ich einfach grundlos losgeheult, allerdings zählte ich zu den Leuten, die seit der 8. Klasse nicht mehr geheult hatten (ich war in der 12.) und es auch nicht wollten. Weinen war eine Tätigkeit für Menschen, die jemanden hatten der sie in den Arm nahm und tröstete – nicht für mich also. Mein Blick wanderte wieder zu dem Schwarzhaarigen. Das musste doch echt illegal sein, so gut auszusehen... Ich hatte keine Lust zu lachen, keine Lust irgendwas sarkastisches zu sagen, oder etwas zu tun. Am liebsten wäre ich eingeschlafen. Schlafen tut gut, ist erholsam, lässt einen alles vergessen und ist (nebenbei) noch gut für die Figur. Leider war es mir unmöglich das zu tun, denn unten schrie meine Mutter irgendwelches Zeug durch die Gegend, das ich nicht verstand. Vorsichtig stand ich auf und lief zur Treppe, wo ich die Ohren spitzte. Es wäre besser gewesen, ich hätte es nicht gehört: „Was soll das heißen, sie hat geschwänzt?! Wenn ich das Miststück in die Finger kriege, kann sie was erleben! Ich komme eh nicht klar mit dem Mädchen, verdammt! Sie ist faul, egoistisch, streitsüchtig... Ich hätte sie echt loswerden sollen, als ich noch Zeit dazu hatte...!“ Langsam setzte ich mich auf die oberste Stufe der Treppe, starrte irgendwohin und hörte mir den Rest an. Dass sie von mir redete, war wohl klar, doch so deutlich hatte sie das noch nie ausgesprochen. „Sie redet von dir, nicht?“, holte mich eine Stimme hinter mir aus den Gedanken. Ich lächelte. „Jap“, grinste ich und erhob mich, ging an ihm vorbei und verschwand im Bad, wo ich gründlich die Tür abschloss. Nach wenigen Handgriffen hielt ich eine alte, rostige Rasierklinge in der Hand – zum letzten Mal benutzt in der 9. Klasse. Bald ist Sommer, dachte ich, während ich den ersten Schnitt machte und zusah, wie das Blut meinen Arm runter ins Waschbecken tropfte. Mehrere Schnitte folgten, zu viele. Als ich fertig war, machte ich alles sauber, verließ das Bad und verschwand mit meinem I-pod in meinem Bett. Langsam wurde die Tür geöffnet und ein schwarzhaariger Mann schaute herein. „Alles klar?“, fragte er, wobei ich mir die Besorgnis in seiner Stimme sicher nur einbildete. „Klar“, grinste ich und war dabei, meiner Meinung nach, auch ziemlich überzeugend. „Was hast du im Bad gemacht?“ Ich schwieg kurz, dann lachte ich ihn an. „Drogen genommen, was sonst?“ Manche Menschen sind nicht, was sie vorgeben zu sein. Als ich aufwachte war es grade mal 21 Uhr. Leise stand ich auf und lief in mein kleines Wohnzimmer, wo Itachi vorm Fernseher saß und sichtlich lustlos durch die Programme zappte. Von hinten beugte ich mich über ihn, nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand und schaltete auf VIVA. Anschließend sah ich mich um. Wo war mein Chaos geblieben? „Du hast aufgeräumt“, stellte ich sehr geistreich fest, während ich ein paar Schubladen öffnete und wieder schloss. „Danke.“ Ein Nicken seinerseits und schließlich fand ich, wonach ich suchte. Eine Kiste mit Klamotten, die meinem Vater gehört hatten. Für den Uchiha zwar etwas groß, aber besser als nichts. Ich kramte einen einfachen schwarzen Pulli und eine leicht abgetragene Jeans raus und warf sie ihm zu. „Müsste passen“, meinte ich und ließ mich aufs Sofa fallen. „Ähm“, begann ich wieder, „kannst du mir deinen Mantel ausleihen?“ Sein Blick war... göttlich. So planlos und erstaunt. Ich seufzte. „'Ne Freundin und ich wollen morgen auf 'ne Cosplay und ich hab kein Kostüm“, klärte ich ihn auf und sah ihn mit meinem besten kauf-mir-das-all-around-bettel-Blick an. Dem wiedersteht keiner... Wuhahaha! „Mal sehen“, gab er trocken von sich und starrte weiter den Fernseher an. „Hey, ich lasse dich hier wohnen, da kann man doch mal eine kleine Gegenleistung erwarten!“, motzte ich ihn an. „Du nervst.“ „Ja. Krieg ich jetzt den Mantel?“ „Nein.“ „Häääääh?! Warum nicht!“ Jetzt sah ich ihn mit einem perfekten gib-mir-das-sonst-heul-ich-los-Blick an. „Hör zu“, begann er und wandte mir zur Abwechslung mal sein Gesicht zu. Kalte, emotionslose, schwarze Augen sahen mich einschüchternd wie nie zuvor an. „Du solltest besser aufhören zu nerven. Mach dir lieber klar, dass ich dich nur am Leben lasse, weil ich auf dich angewiesen bin. Ich kann meine Meinung aber jeder Zeit ändern und dich töten, verstanden?“ Perplex sah ich ihn an. Ich zweifelte keine Sekunde an der Ernsthaftigkeit seiner Worte. Langsam senkte ich den Kopf, während ich seinen Blick auf mir spürte. Er wartete auf eine Reaktion... Langsam verzog ich meine Lippen zu einem spöttischen Lächeln, dann hob ich meinen Kopf wieder und blickte ihm genauso kalt in die Augen, wie er mir. Kurz sah ich Verwunderung darin aufblitzen. „Alter, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich Angst vor dem Tod habe, oder?“ Ich begann zu lachen, dann sprach ich weiter: „Es wäre albern etwas zu fürchten, das unvermeidlich ist.“ Eine Weile Schweigen, dann ging ich zum Telefon und wählte eine Nummer. „Wen rufst du an?“, fragte der Schwarzhaarige und erhob sich ebenfalls. „Die Polizei. Ich lass mich von dir doch nicht verarschen“, antwortete ich und hörte, wie am anderen Ende jemand abhob. Der Uchiha reagierte schnell, doch nicht schnell genug. Er stürmte zu mir rüber, doch ich begann zu sprechen, bevor er mir das Telefon abnehmen konnte: „Guten Abend. Ich hätte gerne zwei mittelgroße Pizzen. Eine Magarita und die andere Salami bitte.“ Das erste Mal sah ich ihn wirklich um seine Fassung ringen. Ich hatte ihn echt übelst verarscht – und das gefiel mir.. „Ja, ich werde die Lieferung in Empfang nehmen, bis gleich“, beendete ich und legte auf. In Itachis Blick konnte ich deutlich seine unterdrückte Wut lesen, doch auch das gefiel mir. Endlich hatte ich mal die Fäden in der Hand. „So“, meinte ich und sah zu ihm hoch, „von mir aus können wir ewig Krieg führen, oder wir kneifen beiden endlich 'n Arsch zusammen und hören auf uns wie Kleinkinder gegenseitig auszunehmen. Damit meine ich auch, dass du deine bescheuerten Morddrohungen für dich behälst, was sagst du?“ „Gut“, stimmte er nach gefühlten zwei Stunden zu. Na prima, den würde ich schon noch erziehen! Yeah, go Johanna, go! 20 Minuten später saßen wir also da und aßen Pizza, mein Grundnahrungsmittel im Kampf gegen die Pampe meine Mutter. Pizza vor! Es klopfte. Jemand kam hoch. Warum hatte ich hohle Nuss nicht abgeschlossen? Finja erschien an der Treppe und sah zu uns rüber. Ich kaute einfach mal weiter auf meinem letzten Stück Pizza herum und wartete, was sie wohl zu sagen hatte. „Ähm, ich möchte mit Itachi-san reden“, meinte sie in einem so niedlichen Tonfall, dass es mir kalt den Rücken runter lief und ich kämpfen musste, meinen Brechreiz zu ünterdrücken.. „Allein“, setzte sie hinzu. „Jaja“, meinte ich, klaute Itachi sein letztes Stück und verzog mich in mein Zimmer, wo ich mein Ohr an die Tür presste und ab und an durchs Schlüsselloch sah. Schon in der Grundschule hatte Finja sämtliche Freunde so manipuliert, dass sie am Ende nichts mehr von mir wissen wollten und sich auf die Seite meiner Schwester gegen mich stellten. Es gefiel mir nicht, dass sie wie wild mit Itachi flirtete. Ich war nicht eifersüchtig, wirklich nicht... Auch nicht, weil ich wusste, dass sie mit dieser Schleim-Masche immer Erfolg hatte... Nein, ich war gaaaar nicht eifersüchtig. Ich hörte, wie sie ihm Karten für's Theater andrehen wollte... Sie, er, allein... Ruhig bleiben. Und er... lehnte ab?! Letzten Endes verzog sie sich beleidigt nach unten und ich kam wieder raus. „Du hast abgelehnt?“, fragte ich noch mal nach, um ganz sicher zu sein. „Ja“, kam es monoton zurück. „Yeah!“, jubelte ich und fiel ihm um den Hals. Er hatte sie zurückgewiesen und sich somit einen fetten Sympathiepunkt verdient. Der Mann war echt ein Held! „Du bist klasse!“, freute ich mich weiter, während ich ihn weiter zerquetschte und seinen verstörten Blick ignorierte. Irgendwann wurde mir dann klar, dass ich grade einen Mörder knuddelte, der in seiner Welt berühmter war als Jack the Ripper bei uns. Folge: Ich ließ ihn los. „Tschuldigung“, grinste ich. „Deine Schwester nervt mehr als du“, stellte er nach einer Weile des Schweigens trocken fest. „Ich nehms als Kompliment“, meinte ich leicht eingeschnappt und machte mich auf den Weg zur Treppe. Ich musste noch meine Sachen von unten hoch holen. Doch dank meiner Tollpatschigkeit stolperte ich schon auf der ersten Stufe über meine eigenen Füße und purzelte die komplette Treppe runter. Sowas passierte mir ständig, aber gebrochen hatte ich mir nur selten was. Langsam öffnete ich die Augen und rappelte mich auf. „Aua...“ Das würde eine richtig fette Beule und ein paar blaue Flecken geben. Ansonsten war ich unverletzt. Als ich aufsah, entdeckte ich den Uchiha, der oben an der Treppe stand und mich ansah. „Alles ok, ich falle hier ständig runter...“, seufzte ich. Wohl war, wohl war... Ich war Schmerzen wirklich gewohnt. Ich tat mir ständig weh, zog mir irgendwelche Verletzungen zu, oder wurde einfach mal vom Auto angefahren. Ich war eine richtige Überlebenskünstlerin! „Hätte ich gewusst, was noch kommen würde, was noch passieren würde... hätte ich dann etwas verändert? ...nein.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)