Vom Schreiben und Träumen von Fujouri (Eine Sammlung von Kurzgeschichten) ================================================================================ Abschied für immer ------------------ Vier Monate waren nun vergangen, seit Luce den wohl größten Fehler seines Lebens begangen hatte. Einen Fehler, den allein er sich zuzuschreiben hatte. Bei dem jegliche Mühen um eine Wiedergutmachung vergebens waren – denn dies lag fernab von allem Möglichen. Doch viel schlimmer als all das war: ein Fehler, der dazu geführt hatte, das Herz einer geliebten Person in tausend Teile zu zerbrechen. Er hatte sie betrogen. Sie, Theresa, die Frau, die er mehr als alles andere geliebt hatte. Nein, falsch. Die er noch immer liebte. Alles hatte sich an einem Freitagabend zugetragen. Der Abend, den er für gewöhnlich seinen Freunden widmete, sich mit ihnen in seine Stammkneipe begab, zwei oder drei Bierchen trank und nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag endlich zu ein wenig Spaß und Erholung kam. Doch dieser Abend hatte anders geendet als geplant. Zwei Frauen hatten sich zu ihnen an den Tisch gesetzt. Sie waren blond, jung und hübsch – aber nichts Besonderes, hatte Luce sich nach seinem zweiten Weizen eingestanden. Eine der beiden hatte sich mit dem Namen Nancy vorgestellt. Ihrer Erzählung zufolge war sie eine hoch positionierte Sekretärin in einer angesehenen Firma. Vor einem Monat hatte sich ihr Freund, mit dem sie eine dreijährige Beziehung geführt hatte, von ihr getrennt. Sie sei angeblich zu sehr auf ihre Karriere fixiert, hatte er zu ihr gesagt. Seitdem führte sie ein Singleleben und hatte davon berichtet, wie sorglos und frei sie sich jetzt fühlte. Ein Kichern war ihren mit dunkelrotem Lippenstift bemalten Lippen entwichen, als sie erzählte, wie schön es doch sei, das Wochenende mit ihren besten Freundinnen in Bars oder Discos zu verbringen und neue Leute kennenzulernen, statt mit ihrem Freund zu Hause gelangweilt auf der Couch zu sitzen und sich über das Fernsehprogramm, das eingeschaltet war, zu streiten. Es hatte Spaß gemacht der jungen Dame zuzuhören. Ihre vollen Lippen waren auch während des Sprechens stets zu einem dezenten Lächeln geformt gewesen, das ihr blasses, hübsches Gesicht geziert hatte. Ihre klare, liebliche Stimme war wie der Vogelgesang an einem sonnigen Frühlingstag in seine Gehörgänge eingedrungen, und nachdem er das vierte mit Bier gefüllte Glas geleert hatte, schien er wie von ihr verzaubert gewesen zu sein. Der Rest war wie von selbst geschehen. Nancy hatte Luces Hand ergriffen, sich vom Barhocker erhoben und ihn in Richtung Ausgang dirigiert. Es war ihm vorgekommen, als wären nur wenige Minuten vergangen, bis er auf einmal in ihrer stilvoll dekorierten Wohnung gestanden hatte. Mit einem verführerischen Lächeln, das sich auf ihr Gesicht gelegt hatte, war sie auf ihn zugeschritten und ehe er sich versehen hatte, hatte sie auch schon ihre Arme um seinen Hals geschlungen und ihre sündhaft weichen Lippen auf die seine gelegt. Am nächsten Morgen hatte er sich unbekleidet in einem großen, durchwühlten Bett wiedergefunden – zusammen mit einer Frau. Eine Frau, die nicht Theresa gewesen war. Es war ein Missgeschick. Ein Versehen. Ein Versehen, das aus Alkohol resultiert und aus dem er nun gelernt hatte. Doch ebenso auch eines, das nicht zu entschuldigen war. Und deshalb hatte Theresa ihn noch am selben Tag, an dem er es ihr gestanden hatte, verlassen. Vier Monate waren nun vergangen. Vier Monate voller Trauer, Gewissensbissen und der Erkenntnis, dass er sich noch immer zu der schönen Frau mit dem pechschwarzen, langen Haar und den kastanienbraunen Augen hingezogen fühlte. Nein! Er wollte sie nicht vergessen! Sie noch nicht loslassen und für immer aufgeben! Er wollte kämpfen! Kämpfen für sich und die Liebe seines Lebens! Eilig schritt er ins Wohnzimmer und griff ungeschickt nach dem Telefon, in das er die Nummer eintippte, die er schon tausende Male eingetippt hatte und mittlerweile im Schlaf konnte. Ohne zu zögern und darüber nachzudenken, was er überhaupt sagen wollte, drückte er auf die grüne Taste und legte den Hörer ans Ohr. Nachdem dreimal hintereinander das Piepen des Freizeichens zu hören gewesen war, hob endlich jemand ab. „Hallo?“, ertönte eine raue, aber dennoch freundlich klingende Männerstimme an der anderen Leitung. Ein Mann…. Ein Mann? Warum ein Mann? Wer war er? Und warum nahm er sich einfach die Freiheit, Theresas Anrufe entgegenzunehmen? „Hallo, hier ist Luce… ist Theresa zu sprechen?“, gab der junge Herr zögerlich und unbeholfen von sich, während sein Herz immer schneller zu schlagen begann. „…Ja, einen Moment bitte.“ Kurz darauf konnte er hören, wie der Mann die Treppe des Hauses nach oben lief und dann stehen blieb. „Schatz, da ist jemand für dich am Telefon!“ „Ich komme sofort!“, erklang die warme Stimme seiner Ex-Freundin, doch hatte Luce nach dem letzten Satz, den er von dem Fremden wahrgenommen hatte, bereits die Hoffnung aufgegeben. „Hallo?“ Theresa hatte den Hörer entgegengenommen und wartete auf eine Antwort. Doch es kam keine. Nachdem sie ein zweites „Hallo“ geäußert und noch immer keine Antwort bekommen hatte, war sie im Begriff aufzulegen, als sie auf einmal ein leises Schluchzen an der anderen Leitung vernehmen konnte. Mit einer besorgten Stimme fragte sie, während sie den Hörer fester gegen ihre Ohrmuschel drückte: „…Luce?“ „…Theresa… lebe wohl…“ Und mit diesen Worten legte er auf. Er wollte sie nicht vergessen. Sie noch nicht loslassen und für immer aufgeben. Er wollte kämpfen. Kämpfen für sich und die Liebe seines Lebens. Doch am Ende war ihm keine andere Wahl geblieben, als Abschied zu nehmen. Ein Abschied, der endgültig gewesen war. Ein Abschied für immer… --- Das ist die allererste fandomunbezogene Kurzgeschichte, die ich je geschrieben habe. xD Dementsprechend ist sie wohl auch. *hust* Nun ja... vielleicht überarbeite ich sie irgendwann mal. :) Liebe Grüße, Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)