Sitting, writing, wishing von Chimi-mimi (Feder und Stift) ================================================================================ Kapitel 2: Übung II ------------------- Liebes Tagebuch, heute fühle ich mich so richtig mies. Jeden Tag immer das Gleiche und heute noch schlimmer. Meine Wohnung muss ich mir ja mit vielen Leidensgenossen teilen. Ein Zimmer, keine Fenster und die Tür kann nur von meiner, nein, unserer Besitzerin geöffnet werden und das macht sie leider viel zu selten. Statt uns mal an die frische Luft zu holen, werden wir in unserer dunklen Behausung umhergetragen und gerüttelt und geschüttelt, so dass mir hinterher alles weh tut. Dabei stoße ich dauernd mit meinen Mitbewohnern zusammen, ich komme schon gar nicht mehr mit dem Entschuldigen hinterher. Das ist wirklich eine Zumutung, das sage ich dir. Heute war es sogar noch schlimmer als sonst. Ich bin so herumgewirbelt worden, dass mir ganz schwindlig war. Als unsere Besitzerin dann endlich mal Erbarmen gezeigt hat und die Tür geöffnet hat, hat sich bei mir alles gedreht. Richtig schlecht war mir. Du glaubst gar nicht, wie sehr ich gebetet habe, dass sie nicht nach mir greift. Ich habe mich extra unter meinen Mitbewohnern versteckt, aber leider hatte ich kein Glück. Sie hat unsere ganze Wohnung durchsucht, ohne sich um die Schmerzensschreie der anderen zu kümmern, bis sie schließlich ihre großen Finger um mich geschlossen hatte. Dann zog sie mich unter den mitleidigen Blicken meiner Mitbewohner hinaus ins Licht. Ich war zuerst völlig geblendet, so grell war es. Noch dazu ließ sie mir nicht mal richtig Zeit, dass ich mich daran gewöhnen könnte, sondern umklammerte mich sofort mit ihrem viel zu festen Griff. Wenn sie mal so zugreift, dann tut das richtig weh. Was ich auch nicht verstehen kann, dass sie mich immer mit dem Kopf nach unten nehmen muss. Ihr würde das sicher genauso wenig gefallen. Ehrlich, ich habe schon gezittert vor Angst, als ich da in der Luft hing, denn jedes Mal, wenn sie mich rausholt, dann kratzt sie mit meinem Kopf über das Papier. Davon bekomme ich dann immer schreckliche Kopfschmerzen. Aber, als wäre das nicht schon genug, nein, das reicht ihr nicht. Du glaubst nicht, was sie gemacht hat. Sie hat… es ist wirklich grausam, sie hat mich gespitzt! Ich habe geschrien, so laut ich konnte, doch das hat sie nicht gekümmert. Sogar jetzt tut es noch so weh, dass es mir die Tränen hochtreibt. Das war heute wirklich ein übler Tag, sehr übel. So gerne ich sonst an der Luft und im Licht bin, heute war ich einfach nur erleichtert, als ich zurück in unsere Wohnung durfte. Diese himmlische Ruhe. Glücklicherweise haben meine Mitbewohner Rücksicht auf mich genommen. Als die Tür zu war und wir wieder geschüttelt wurden, haben sie ihr Bestes gegeben, damit ich nicht so hart rumgeschubst werde und haben mich gestützt. Ich habe wirklich wundervolle Mitbewohner, ich bin dankbar für sie. Aber, liebes Tagebuch, bete mit mir, dass ich jetzt wieder für eine Weile meine Ruhe habe und mich erholen kann. In Liebe, dein Blei Stift. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)