Black Lies von Shelling__Ford (Teil 4) ================================================================================ Kapitel 18: Countdown --------------------- Countdown Salut mes lecteurs et lectrices, ich begrüße euch ganz herzlich zu einem neuen Kapitel ^.^ Mein aufrichtiger Dank geht wie immer an alle die immer noch am Ball bleiben sowohl als Leser, aber vor allem auch als Kommischreiber. Ich danke euch wirklich sehr für eure Meinung! Umso schwerer fällt es mir zu sagen das ihr nach diesem Kapitel auf das nächste erst wieder zwei Wochen warten müsst, denn… ich bin im Urlaub ^////^, Ich entschuldige mich vielmals für meine Unzuverlässigkeit *schäm* und hoffe das euch das Kapitel gefällt! Man liest sich in 2 Wochen ^.~ Liebe Grüße eure, Shelling Ford Die kräftige Mittagssonne war hinter den dichten Wolken nur zu erahnen, noch immer war der Himmel so dunkel wie die Gemüter der Anwesenden. Das kühle Licht des noch immer fallenden Schnees tauchte den Eingang des verlassenen Bürogebäudes in einen zwielichtigen Schein. Dieser Eindruck wurde von den Männern und Frauen, die dort augenscheinlich auf ein Wunder hofften, nur noch verstärkt. Megures Züge waren durch den kalten Wind wie eingefroren, sodass an ein Lächeln schon lange nicht mehr zu denken war. Er beobachtete seinen alten Freund und weltberühmten Autor nun schon eine ganze Weile, längst hatte er aufgehört zu zählen, die wievielte Zigarette zwischen Yusakus Lippen ihr Ende fand. Lange würde der besorgte Vater wohl nicht mehr seelenruhig warten, während sein Sohn auf der gegenüberliegenden Straßenseite womöglich Höllenqualen litt. Der Kommissar schluckte, lenkte sein Augenmerk wieder in die vom Schnee vernebelte Gegend. Nachdem Yukiko ihnen nicht nur von dem Verschwinden Rans, sondern auch mit tränenerstickter Stimme davon berichtet hatte, dass die Kinder ebenfalls nicht zu finden seien, waren die Inspektoren Takagi und Sato zusammen mit Heiji aufgebrochen, um nach den dreien zu suchen. Zwar standen sich so alle anderen die Beine in den Bauch, aber es wäre zu gefährlich gewesen, wenn die Organisation Wind davon bekäme, dass sie quasi vor ihrer Haustür standen. Endlich zeichneten sich drei wohl bekannte Schatten in dem Schneegestöber ab, die langsam auf sie zu kamen. Auch Jodie, die vergeblich versucht hatte, Shuichi zu erreichen, unterbrach nun endlich die Versuche, ihren Kollegen an die Strippe zu bekommen. Die drei Silhouetten waren durch den Schneefall verschwommen und da die dicke Schneedecke ihre Schritte dämpfte, wirkten ihre Freunde fast geisterhaft, als sie langsam auf sie zu traten. Hätte man nicht geahnt, warum ihre Gesichter so bleich waren, wäre man wohl tatsächlich vor den dreien davon gelaufen. Selbst der dunkelhäutige Osakaer hatte auffällig an Farbe verloren, fast so als hätte sich der weiße Schnee in seine Haut gefressen. Heiji klopfte sich das Eis von den Schultern, schüttelte aufgrund des fragenden Blicks Yusakus nur ernüchternd mit dem Kopf. Auch das FBI hakte nun bei den beiden Inspektoren nach. „Und?“ Blacks brummende Stimme verriet, dass auch er die Antwort schon ahnte, welche er jetzt von Sato zu hören bekam. „Nichts. Sie waren nirgends zu sehen… und der Schnee hat wohl alle Spuren, die sie hinterlassen haben, verwischt.“ Satos Stimme klang professionell ernst, als sie dem Mann vom FBI Bericht erstattete, doch einen Hauch von Sorge konnte auch sie nicht verbergen. Ihre Blicke huschten zu Takagi, ihr Kollege sah erbärmlich aus. Seine eingesunkenen Schultern waren Zeuge ihres gemeinsamen Misserfolges. In seinen Augen stand die Angst um die Detektiv Boys in großen Buchstaben geschrieben. Sie hatten in den letzten beiden Jahren so oft mit den Kleinen zu tun gehabt, dass er sie in sein Herz geschlossen hatte… wie sie auch. „Ist- Ist es dann nicht möglich, dass sie sich vielleicht doch nicht mit in den Wagen geschlichen haben… sie müssen ja nicht hier sein.“ So naiv die Frage Jodies auch war, hatte sie doch zur Folge, dass auch Megure und James Black sich den drei Suchenden mit einem erwartungsvollen Blick zuwandten. Takagi bemerkte sofort, wie sich ein bitterer Geschmack in seinem Mund ausbreitete. Hilfe suchend sah er zu seiner linken und rechten. Da sich die Gesichter seiner beiden Begleiter jedoch zu Boden gerichtet hatten, stellte er mit einem ergebenden seufzen fest, dass es seine Aufgabe war, den winzigen Hoffnungsschimmer zu zerstören. „Dem ist nicht so, leider.“ Während er den Blicken der Anwesenden bewusst auswich, fischte Takagi ein kleines rotes Band aus seiner Hosentasche. Automatisch drückte er es seinem Chef in die Hand. Megure betrachtete das zierliche rote Haarband, welches sich in seiner großen Hand schlängelte, mit bekümmertem Blick, er hatte es sofort zuordnen können. Takagis Stimme hatte sich gedämpft als er weiter sprach. „Wir haben es bei uns im Kofferraum gefunden. Ich schätze, sie hat es verloren.“ Ein kaum merkliches nicken Megures verriet, dass er wusste, dass mit 'sie' die kleine Ayumi gemeint war, die das kleine Band wie einen Haarreif getragen hatte. „Dann haben sie sich also tatsächlich bei uns eingeschlichen und sind jetzt hier.“ Megure sprach mehr zu sich als zu den anderen, doch sie alle hatten wohl bei dieser Feststellung den gleichen Gedanken. Kein Wunder. Diese Aktion war typisch… für die Detective Boys, aber vor allem typisch für den kleinen Conan, von dem sie sich das wohl abgeguckt hatten. Yusaku zu liebe behielt jedoch jeder diesen Gedanken für sich. Heiji war der erste, der versuchte, das Gespräch auf eine Lösung zu lenken. „Is es dann vielleicht nich möglich, dass se unser Telefonat mitbekommen ham? Ich mein, leise geredet haben Sie ja nu grad net.“ Für diesen Kommentar fing der Osakaer sich prompt einen empörten Blick von Jodie ein, die jedoch durch die Hand ihres Boss auf ihrer Schulter vom sprechen abgehalten wurde. „Damit könntest du durchaus Recht haben. Wahrscheinlich haben sie mitbekommen, dass es sich um ein altes Krankenhaus handeln muss und wollen ihren Freund nun auf eigene Faust befreien.“ Wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt richteten sich die Blicke auf das Gebäude gegenüber, welches drohend in den grauen Himmel ragte. James' Blick wurde ernst, wahrscheinlich hatten die drei Kleinen eins und eins zusammengezählt und waren womöglich schon auf dem Weg in das Gebäude. Eine besorgte Falte gesellte sich zu denen seines Alters, als er den Eingang des Gebäudes betrachtete. Nachdenklich rieb sich der gebürtige Engländer über seinen ergrauten Bart, seine Augen fielen zu Megure, der seine Gedanken mit einem stummen Nicken erwiderte und sich zum sprechen räusperte. „Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl. In Anbetracht der Tatsache, dass Ran und die Kinder nun auch in Gefahr sind, müssen wir eingreifen.“ „Seid ihr noch ganz bei Verstand? Die werden Kudo umbringenden, wenn se erfahren, dass wir vor der Tür stehen!“ Heiji wollte nichts lieber als seinen Freund da raus holen, ihn retten! Erst recht nach all dem, was er Shinichi zu verdanken hatte. Aber diese, seiner Meinung nach voreilige Aktion würde das FBI, die Polizei, seinen Vater und ihn zu Kudos Henker machen! Um dem weiteren Vorwurf Heijis entgegen zu wirken, schaltete sich auch nun James Black ein. „Dass wir Shinichi Kudo und alle anderen einer Gefahr aussetzen, ist uns durchaus bewusst, allerdings ist das Risiko, dass man ihm, Ran oder den Kindern etwas tut, ohne dass wir eingreifen, einfach viel zu hoch. Wir können nicht weiter tatenlos hier rum stehen und auf ein Wunder hoffen.“ Seine grauen Augen schwenkten zu Yusaku; nur mühsam gelang es ihm, den Autor zum aufschauen zu bewegen. „Es tut mir Leid… aber wir haben keine andere Wahl.“ Yusaku tastete den Agenten mit seinen Augen ab. Der dunkle Schatten auf seiner Stirn verriet, dass auch Mr. Black dieses Urteil nicht leicht gefallen war. Yusaku wusste nicht, ob er es dem FBI Agenten danken sollte, dass er ihm nun offensichtlich die Entscheidung überließ, ob sie nun eingreifen sollten oder nicht. Heiji schluckte, sah den leeren Blick des besorgten Vaters. Nachdenklich näherten sich die Augenbrauen des jungen Detektiven einander an. Er fuhr sich durch die Haare, rieb sich den Nacken, die Kudos schienen das Unglück magisch anzuziehen. Yusaku schluckte, rieb sich über Stirn und Gesicht und ließ seine Hand nachdenklich auf seinem Bart verweilen. Es ging hier nicht mehr länger nur um Shinichi… auch Ran und die Kinder waren in die ganze Sache involviert, sie konnten einfach nicht mehr länger warten. Sie waren gekommen, um ihm zu helfen, also sollten sie das jetzt verdammt noch mal auch machen. Das Risiko des Nichtstun war genauso hoch, wie das des Eingreifens, sie riskierten sein Leben… Er schloss die Augen, presste die Wörter gerade zu schwerfällig aus sich heraus. „Wir müssen es versuchen.“ James Black nickte, doch in seinen Zügen fand keine Erleichterung oder Dankbarkeit platz. Der Kampf, den sie jetzt zu führen gedachten, stand schon jetzt auf seinem Gesicht geschrieben. „Also los.“ Der graublaue Zigarettenrauch war mittlerweile kalt und waberte nur noch am Boden des spärlich belichteten Büros lautlos vor sich hin. Whisky hatte während der Erklärung Bordeaux’ in einem Sessel platz genommen, anscheinend wusste der Chemiker ganz genau, wann er sein Temperament zu zügeln hatte, um seinen Boss nicht in Rage zu bringen. Nichtsdestotrotz begleitete das ungeduldige Trommeln von Whiskys Fingernägeln auf der Lehne des Ledersessels die letzten Worte Bordeaux’. „Wir machen also aus unserer Not eine Tugend und versuchen so an das Geheimnis unseres Gastes zu gelangen. Verstanden?“ Whisky nickte, blieb, wie es schien, dennoch skeptisch. „Das sollte funktionieren… wobei ich mich frage, ob der Effekt nicht größer wäre, wenn man ihn schon jetzt von seiner heiß geliebten Freundin trennen würde?“ Bordeaux registrierte das verräterische Leuchten in den Augen seines Mitarbeiters kaum noch. Whisky machte sein Job Spaß, er tat alles um Bordeaux, aber wohl vor allem sich selbst zu gefallen, deswegen war er Leiter der chemischen Abteilung. Aber es gab etwas, mit dem sich der Mann mit dem krausen Haar nicht auskannte… Liebe. Nachdenklich nippte Bordeaux an seinem Wein, er wusste, dass er nie so geliebt hatte, wie das junge Paar in seinem Labor. Er stillte seine Gelüste und wusste die Anwesenheit von attraktiven Frauen durchaus zu schätzen. Aber Liebe? Nein, geliebt hatte er nie. Der alternde Herr hatte nie den Wunsch gehabt, jemandem sein Herz zu schenken… und dabei töricht seinen Verstand zu verlieren, wie es beispielsweise der junge Holmes getan hatte. Der größte Feind dieses erbärmlichen Gefühls der Zuneigung war die Liebe selbst, denn so wie sie entstand, mühsam aufgebaut wurde, so fiel sie oftmals auch mit viel Getöse in sich zusammen, bis nur noch Trümmer übrig waren. Das genau machte es aber für den Boss der schwarzen Organisation so interessant, deswegen, das wusste er, durfte man dieses Gefühl auch nicht unterschätzen. Denn in den richtigen Händen war Liebe eine der gefährlichsten Waffen… eine Waffe, die auch Shinichi Kudo durch seine Führung zur Strecke bringen würde. Langsam stellte er sein Weinglas ab, schenkte Whisky wieder die Aufmerksamkeit, die er sich mit einem nervösen hin und her rutschen auf seinem Sessel hart erarbeitet hatte. „Nein, nein, er soll es genießen. Er soll genießen, was er hat, damit er weiß, was er verlieren wird. Je länger er in den Genuss der Zweisamkeit mit seiner kleinen Freundin kommt, desto stärker wird unsere Folter sein.“ Bordeaux lächelte und gestattete auch Whisky kurz, dass sich seine Lippen von der einen bis zur anderen Wange verzerrten. Dann jedoch verlor sich die boshafte Süße in Bordeaux' Stimme und wurde wieder zu dem voluminösen, befehlenden Ton. „Also los, bereite alles vor und dann lass ihn holen.“ Whisky nickte, das Grinsen auf seinen Lippen hatte noch immer Bestand, als er wie von der Tarantel gestochen von seinem Sitz aufsprang und verlor sich erst, als der Chemiker sich noch ein letztes mal zu seinem Chef umdrehte. „Ich schätze mal, er wird nicht begeistert sein, wenn wir ihn jetzt stören.“ Bordeaux hob gelangweilt eine Augenbraue, lehnte sich ruhig in seinem Sessel zurück und begann zu sprechen. „Er wird mit dir kommen. Das war sein Einsatz in diesem Spiel und ich glaube nicht, dass Shinichi Kudo jemand ist, der nicht zu seinem Wort steht. Er wird keine Probleme machen.“ Bordeaux verfolgte den Chemiker mit seinem Blick, bis dieser zur Tür raus verschwand. Er war sich sicher, dass Shinichi mitspielen würde. Bei dem Gedanken Rans huschte ein amüsierter Funken durch Bordeaux' Augen. Geschmack hatte dieser Detektiv, das musste man ihm lassen. Dennoch würde seine kleine Freundin wohl gar nicht begeistert sein, wenn man ihn ihr jetzt wieder wegnahm. Er hatte Kudo, was seine Freundin anbelangte, unterschätzt, sodass er jetzt notgedrungen zu einem anderen Plan übergehen musste. Zwar lief dies durch seine eingehende Vorbereitung reibungslos ab, nichtsdestotrotz machte ihn die ganze Sache nervös. Mit einem knurrigen Ton griff er nach der hölzernen Schatulle, entnahm ihr eine Zigarette und steckte sie sich an. Der Rauch legte sich wie leichter Samt auf seinen Gaumen, bis er ihn wieder aus seinem Rachen entließ. Eine Zeit lang beobachtete er das ineinander fließen des blauen Qualms, der durch das blasse Licht von außen kalt und zäh wirkte. Dann durchdrang Bordeaux’ Hand das blaue wabern, sodass es aussah, als würde der Rauch vor ihm flüchten. Ohne diesem Bild Beachtung zu schenken, griff der Boss der Organisation nach seinem Telefon und tippe, ohne lange nachzudenken, eine Handynummer in der Tastatur ein. Das Freizeichen ertönte in seinem gleichmäßig stumpfen Klang, wieder und wieder war der Ton zu hören, ohne dass der Besitzer des Mobiltelefons es für nötig hielt, den Anruf entgegen zu nehmen. Bordeaux' Miene verzog sich auch beim zehnten mal nicht als das Zeichen ertönte. Mit kontrollierter Ruhe legte er den Hörer wieder bei Seite. Seine kalten Augen starrten in den Aschenbecher und beobachteten den Tod der halb aufgerauchten Zigarette, die sich jetzt unter dem Druck seiner Finger drehte und scheinbar unter Schmerzen wandte, bis ihr leises Glimmen erloschen war. Gin hatte sich nicht gemeldet. Es war nicht das erste mal gewesen, dass er versucht hatte, seinen Mitarbeiter zu erreichen. Er machte sich keine Sorgen um den blonden Mörder, er war ihm schlicht weg egal. Allerdings machte ihn die Tatsache, dass ein Sieg von Shuichi Akai gegen Gin auch ein Teilsieg über seine Organisation war, nicht gerade glücklich. Bordeaux atmete tief aus, schloss die Augen und fuhr sich mit einer Hand langsam über die Stirn, spürte die Falten, die sich während den Jahren langsam in sein Fleisch gebohrt hatten. Das ganze gefiel ihm ganz und gar nicht. „Meint ihr nicht, wir sollten uns das ganze noch mal überlegen?“ Gentas sonst so laute Stimme wirkte unter dem unsicheren Geflüster fast schon heiser. Gemeinsam hatten sie sich zur Tiefgarage dieses seltsamen Gebäudes vorgewagt. Die Tatsache, dass hier ein schwarzer Wagen neben dem anderen stand, bestätigte ihren Verdacht, dass es sich hierbei um das Hauptquartier handeln musste, in dem ihr Freund gefangen gehalten wurde. Sie hatten sich zwischen zwei parkenden Autos versteckt und beobachteten von da aus eine große Tür mit Glasfenster und tauschten nun nervöse Blicke aus. Eigentlich hatte keiner von ihnen geglaubt, überhaupt so weit zu kommen. „Nichts da! Jetzt, wo wir schon einmal hier sind, wird nicht mehr gekniffen!“ Ayumi hatte ihre Jungs im Griff, dennoch konnte auch sie eine Gänsehaut auf ihren Armen nicht verbergen. Allein der modrige Geruch dieser Tiefgarage erinnerte sie an die Höhle, in der Conan damals angeschossen wurde. Er hatte sie damals beschützen wollen… Ayumi schluckte, versuchte die Tränen in ihren Augenwinkeln zurück zu halten. Das kleine Mädchen wusste, dass dies nicht der richtige Moment war. „Conan hätte das gleiche auch für uns getan… er hat sich schon so oft wegen uns in Gefahr gebracht!“ Ayumis Stimme erstarb, bekümmert drehte sie den kleinen Kristall an ihrem Hals hin und her. Das sternförmige Glas schaffte es noch in dieser Dunkelheit, das wenige Licht der fahlen Deckenlampen einzufangen und in winzigen leuchteten Punkten die Gesichter der Kinder zu erhellen. Auch auf den Zügen der männlichen Mitglieder der kleinen Truppe hatte nun die Angst der Trauer die Klinke in die Hand gegeben. Conan war wirklich immer für sie da gewesen. Zwar wussten sie jetzt, dass es sich bei ihrem Freund in Wahrheit um einen Oberschüler handelte, das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er sich für sie als Kind in die brenzligsten Situationen gestürzt hatte. „Er hat uns immer geholfen.“, bestätigte Mitsuhiko nach einem kurzen zögern. Alle drei sahen sie auf, der Kampfgeist und der feste Wille, ihrem Freund zu helfen in den Augen des jeweils anderen zu sehen, machte sie stark. „Gut.“ Mitsuhikos Stimme war nun wieder fest; fest entschlossen, seinen Plan umzusetzen, schlug er mit der Faust in seine andere Hand. „Also… ich zähle bis drei und dann rennen wir gemeinsam zur Tür, einverstanden?“ Mit ernsten Mienen nickten ihm Ayumi und Genta zu. Mitsuhiko spürte, wie ihm ein kleiner Schweißtropfen über die Stirn rann, als er zu zählen begann. „Eins.“ „Zwei.“ „DREI!“, kam es zeitgleich aus den Mündern der Grundschüler. Ohne sich umzusehen, liefen sie los, geradewegs auf die große Flügeltür zu und hielten erst inne, als sie sich hinter ihnen schloss. Sie hatten es geschafft. Sie waren drin. Unbemerkt. Denn das gläserne Auge, welches sie eigentlich beobachten sollte, sah starr und tot in den Raum. Die zum Sehnerv vereinten Kabel der Kamera waren durch einen scharfen Schnitt von Vermouth getrennt worden. Eine Tatsache, die Bordeaux in Kauf hatte nehmen müssen, um der Blondine den Glauben zu lassen, ihre Flucht sei erfolgreich. Es machte keinen Unterschied, ob sie nun funktionierte, oder ob die Linse blind war, wer sich in das Gebäude der Organisation wagte, fand ohnehin nie wieder aus diesem schwarzen Labyrinth hinaus. Sie hatten sich nicht viel zu sagen gehabt, jedes Wort hätte die friedliche Ruhe der beiden nur gestört, eine Kulisse, die sie sich in Anbetracht der Tatsachen unbedingt aufrecht erhalten wollten… wenigstens für diesen einen Moment. Rans Kopf ruhte noch immer auf seiner Schulter, Shinichi konnte den zarten Duft ihrer Haare riechen, strich ihr sanft durch die kastanienbraunen Locken. Auf seinen Lippen ruhte ein Lächeln. Ran hatte recht… es war perfekt, so wie es war. Ihre Hand ruhte in der seinen, das Gefühl, dass ihm sein Herz vor Aufregung aus der Brust springen könnte, war einer schlichten Ruhe gewichen. Ein warmer Schauer durchlief seinen Körper, er spürte Rans gleichmäßigen Atem an seiner Seite, die Kälte, die diesen Raum eben noch erfüllt hatte war geschmolzen wie der kühle Schnee. All die Anspannung, die wie eine schwere Last auf ihrer beiden Schultern gelegen hatte, war verschwunden. Shinichi seufzte in sich hinein, so schön diese Minuten, diese Stunden mit Ran an seiner Seite auch waren, er wusste, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb, um ihr endlich gefundenes Glück zu genießen. Wie recht er hatte, wurde beiden im nächsten Augenblick mehr als bewusst. Das leise Knacken des sich öffnenden Türschlosses beendete mit einem mal die friedliche Ruhe auf den Gesichtern der beiden. Während Ran ängstlich von der Tür zu Shinichi und wieder zurück sah, breitete sich auf dem Gesicht des Oberschülers ein ernster, jedoch akzeptierender Blick aus, der Rans Panik nur noch verstärkte. Als Wodka die Tür öffnete, stand ihr Freud langsam auf, sodass sie Zeit hatte, ihre Hand aus der seinen zu befreien. Allerdings hatte Ran keineswegs vor, einfach so sitzen zu bleiben, während man ihren Freund mitnahm. Der auffällig leere Blick des Hünen war stur auf den Oberschüler gerichtet, er sparte sich ein neckisches Wort, wohl eher, weil er die Situation nicht verstand als aus Nettigkeit. „Du kommst mit, Schnüffler, die Kleine bleibt hier.“ „Nein!“ Noch ehe Shinichi auf Wodkas Anordnung hätte reagieren können, spürte er den festen Druck von Rans Hand um seinen Arm, ihre blauen Augen suchten eindringlich die seinen. „Tu’s nicht, Shinichi. Ich-“ Sie senkte ihre Stimme, in ihrem Blick funkelte wilde Entschlossenheit. „Ich könnte ihn doch außer Gefecht setzen, er hat die Waffe nicht gezückt, also ist das kein Problem, ein Tritt und-“ Ran stoppte, als er mit einem leicht amüsierten Grinsen den Kopf schüttelte. „Daran hab ich auch schon gedacht, Ran… aber glaub mir, so sehr ich deine Durchschlagskraft auch zu schätzen gelernt habe, nicht zuletzt am eigenen Leib…“ Er zwinkerte, merkte aber bald, dass Ran sich nicht ablenken ließ und sprach mit einem leisen räuspern weiter. „Du wirst hier nichts ausrichten können, Ran.“ „Aber-!“ „Kein Aber.“ Shinichis Stimme hatte eine fürsorgliche Strenge, die nichts mehr mit dem kleinen Conan gemein hatte. „Wir befinden uns hier in der Höhle des Löwen, Ran! Ich bin mir sicher, dass wir beide Wodka außer Gefecht setzen könnten, das ist nicht das Problem… aber was dann? Sie sind in der Überzahl und- und ich möchte nur ungern riskieren, dass dir etwas zustößt, Ran!“ Sie hatte den Blick von ihm abgewandt, Shinichi konnte erkennen, wie sie mit den Tränen kämpfte, die Ohnmacht der Machtlosigkeit holte Ran mit eisigen Klauen zurück in eine Realität, die noch vor wenigen Minuten nur ein böser Traum gewesen war. Shinichi schluckte, er wollte das nicht, wollte ihr das nicht antun, sie nicht weinen sehen… aber er hatte keine Wahl. Dies war sein Teil des Vertrages mit dem Teufel, den er einhalten musste… um sie zu retten. Er versuchte ein Lächeln, strich ihr zärtlich eine entflohene Träne von der Wange. Vorsichtig sah sie zu ihm auf, sie wusste gleich, dass das Lächeln auf seinen Lippen ein Zeichen des Abschieds war. Ran spürte die Berührung seiner Hand auf ihrer Wange, seine Finger waren kalt und Zeuge seines Unwohlseins, sie griff nach seiner Hand, drückte sie an sich und sah ihm flehend in die Augen. „Ich will dich nicht gehen lassen…“ Sie schluckte, merkte wie ihre Stimme erstarb. „Du weißt genau, was sie mit dir-“ „Schh… schon gut, Ran! Nu hör mal, ich bin doch nicht aus Zucker, so leicht bekommen die mich nicht klein. Glaub mir, ich komm schon zurecht! Ich komme wieder. Versprochen.“ Ran schaute ihn eindringlich an, in ihrem Inneren wusste sie, dass sie beide nicht sagen konnten, ob er sein Versprechen würde halten können oder nicht. Dennoch lockerte sie ihren Griff, spürte, wie er sich langsam ihrer Hand entzog und zu Wodka trat, der die Szene mit wachsender Ungeduld beobachtet hatte. Als der Oberschüler in seiner Reichweite war, schloss sich Wodkas Pranke um Shinichis Arm, der Detektiv schenkte dieser Art von Händchenhalten nur einen abfälligen Blick und drehte sich stattdessen noch einmal zu Ran um. Er schenkte ihr ein Lächeln, versuchte die Tränen in ihren Augen zu übersehen, mit denen er sie jetzt allein zurück lassen musste… denn hinter ihm schloss sich die Tür. Ran rührte sich nicht von der Stelle, sie stand noch immer inmitten des weiß gekachelten Raumes und starrte scheinbar ins leere. Sie war allein… zum ersten mal, seit man sie gefangen genommen hatte, war sie allein. Mit Shinichi schien auch all die Wärme das Labor verlassen zu haben, es wirkte kalt und leer. Ran fröstelte, ihr Blick huschte kurz zu der kleinen Decke am Boden des Spiegels, sie würde bestimmt noch nach ihm riechen. Sie hatte ihn schon wieder gehen lassen… Unweigerlich wurde ihr Gedächtnis von den Bildern aus dem Tropical Land überschwemmt, auch damals hatte sie ihn ziehen lassen. Was, wenn es diesmal endgültig war? Was, wenn er dieses mal nicht wieder kommen würde? Ran schluckte, spürte den Druck der Tränen in ihren Augen, doch sie dachte nicht daran zu weinen, nicht jetzt, nicht hier. Sie musste ihm vertrauen… Doch in ihrem Mund blieb ein stumpfer Geschmack, das grausame Lächeln Bordeaux' hatte sich in ihren Gedanken fest gebrannt. Er war mehr als ein Mörder. In dem Moment, als er Shinichi von der Tür aus angelächelt hatte, hatte er ausgesehen wie der Tod selbst. Ein schwarz gekleideter Geist, der scheinbar über jeden Schritt seines Gegners Bescheid wusste, nur ausweichen musste, oder ganz einfach einen anderen Weg einschlug… um sein Opfer letzten Endes doch nur zur Strecke zu bringen. Ran schloss die Augen, atmete mit leisem Zittern aus. Sie konnte nur hoffen, dass es etwas gab, irgendetwas..., das auch diesen Mann zu Fall brachte… ohne ihn mit sich zu nehmen. Er spürte das dicke Papier zwischen seinen Fingern, der modrige Geruch der alten Ausgabe war wie das Bukett eines guten Weines. <’…Er wusste, dass er ausgespielt hatte, und war nun darauf aus, sich an mir zu rächen. Wir taumelten zusammen am Rande des Abgrundes.’> Bordeaux lächelte, klappte den Roman zu. Seine Augen glänzten, als sie den in goldenen Lettern verfassten Titel des Buches überflogen. Plötzlich durchbrachen aufgeregte Stimmen das süßliche Lächeln auf Bordeaux' schmalen Lippen. Eilige Schritte liefen den Gang entlang, wirkten wie der Klang einer warnenden Trommel. Als daraufhin die Tür aufgestoßen wurde, ohne auch nur an ein höfliches Klopfen zu denken, wusste Bordeaux, dass er sich verrechnet hatte. Nach Atem ringend standen gleich drei seiner Angestellten in seinem Büro und versuchten ihrem Boss zu erklären, warum sie sich so unrühmlich verhielten. „D- Die Polizei! Man hat uns umstellt!“ „Ich hab gehört, es sollen sogar welche vom FBI da sein!“ Der Boss der schwarzen Organisation sah seine Männer einen Moment lang an, stand dann jedoch auf. Die zu Fäusten geballten Hände Bordeaux' waren das einzige, an dem seine Mitarbeiter erkannten, dass ihn die von Ruin sprechende Nachricht erreicht hatte. Er wandte sich dem Fenster zu, unter ihm war von der Polizei noch nichts zu erkennen. Die kleine Außenanlage, die dem Krankenhaus früher als eine Art Park diente, hatte man anscheinend noch nicht entdeckt. Dennoch konnte er das Licht der Polizeiwagen erkennen, das wie ein blauer Blitz ständig hin und her zuckte. Bordeaux' Miene verfinsterte sich. Er hätte sie sofort umbringen sollen, er hätte sicher gehen sollen, dass Vermouth tot war! Damit sie der eintreffenden Polizei nichts mehr erzählen konnte. Eine Frage, dessen Antwort er wusste. Gin war seiner Rache nachgegangen, seinem persönlichen Feind, der für ihn wichtiger war als die Loyalität gegenüber seinem Boss. Bordeaux atmete scharf ein, drehte sich dann wieder zu seinen Mitarbeitern um. „Was steht ihr dann noch hier rum? Ihr wisst, was in einem solchen Falle zu tun ist!“ Bordeaux' Stimme war hörbar verärgert, anders als bei seinen Mitarbeitern war bei ihm jedoch nicht der Hauch von Angst zu hören. „Ja. A- aber wir dachten… da wir doch die beiden Gefangen haben, wäre doch eine Geiselnahme-“ Der junge Mann, der es gewagt hatte, seinem Boss zu widersprechen, bereute es sofort. „Kein aber! Glaubt ihr allen ernstes, die Polizei wüsste nicht, dass sie das Risiko eingeht, dass den beiden etwas passiert?! Sie haben es in kauf genommen. Außerdem wäre es mir neu, dass wir plötzlich Geiseln nehmen… wir sind aufgeflogen! Basta. Und jetzt raus mit euch, verdammt noch mal!“ Die drei Männer verloren bei der donnernden Stimme ihres Chefs keine Zeit mehr, retteten sich fluchtartig aus dem Raum. Erst jetzt wurde sich Bordeaux des vierten Mannes gewahr, der nun sichtlich eingeschüchtert in seinem Büro stand. Bordeaux erkannte den jungen Mann als denjenigen, der die Daten der Organisation in elektronischer Form verwahrte. Ein mickriger Kerl, der eigentlich nur aus formalen Gründen dort saß, denn von diesem Raum Daten zu schmuggeln war im Grunde unmöglich. „Was ist denn noch?“ Bordeaux' abfälliger Blick huschte über ihn. „Und wie siehst du überhaupt aus?“ Sein Angestellter wurde rot, starrte ertappt auf die Sachen, die er mit sich trug. Anstatt sie wie gewohnt zu tragen, hielt er Krawatte und Gürtel in der Hand, musste dabei fast schon aufpassen, dass ihm der Hosenbund nicht zu den Knien rutschte. „Das… das war Vermouth, Sir, sie hat mich mit Chloroform außer Gefecht gesetzt und Gefesselt! Des- deswegen komme ich auch jetzt erst Bericht erstatten.“ Außer der Wachablösung verirrte sich sonst eigentlich nie jemand in das kleine Kämmerchen, deswegen war es auch erst sein Kollege gewesen, der ihn unter lautem Gelächter gnädigerweise befreit hatte. „War jemand am Computer?“ „Ja- ähm also. Das heißt-“ „War jemand am Computer?“ Bordeaux' Stimme wurde lauter, endlich rang sich sein Angestellter ein Nicken ab. „Ja. Man kann nachvollziehen, was derjenige dort gemacht hat, scheinbar ist jedoch noch alles vorhanden, es ist also kein Problem die Daten gleich-“ „Gut. Dann geh jetzt.“ „Aber-“ „Geh!“ Als sich die Tür hinter dem jungen Mann schloss, ließ sich Bordeaux dankbar in seinen Sessel sinken. Seine kühlen Augen starrten scheinbar blicklos zur Decke, bis er sich plötzlich in einer heftigen Bewegung regte. „Verdammt!“ Bordeaux' Faust fiel wie ein Hammerschlag auf seinen Schreibtisch, dem teuren Holz machte das wenig, aber die Gegenstände, die er auf der Tischplatte stehen hatte, zitterten scheinbar unter diesem Schlag. Er atmete ruhig ein und wieder aus, zog seine Hand zurück und drückte, ohne lange zu suchen, einen kleinen Knopf unter seinem Schreibtisch. Der schrille Alarmton, der daraufhin erklang, zog sich wie ein unheilvoller Botschafter durch das ganze Gebäude, jeder wusste, was er zu tun hatte. Fliehen. Fliehen, bevor das ganze Gebäude langsam gesprengt wurde. Langsam ließ sich Bordeaux wieder zurück sinken, legte die Hände ineinander, schloss die Augen und dachte nach. Noch hatten sie Zeit. Noch war es nicht vorbei. Natürlich lief es jetzt nicht mehr optimal, dennoch konnte er auch jetzt noch zumindest einen Teil seiner Fäden in der Hand behalten, er musste nur zu ziehen, um Holmes zu Fall zu bringen. Und das würde er… er würde fallen, da war sich Bordeaux ganz sicher. Seine blauen Augen glänzten kühl, als er sie wieder aufschlug, in bedächtiger Ruhe betätigte er den Knopf an seinem Laptop und hörte das leise Rasseln, als das Gerät langsam hoch fuhr. Natürlich verlor er jetzt einige seiner Männer. Die, die sich von der Polizei schnappen ließen, waren es sowieso nicht wert unter ihm zu arbeiten. Eine natürliche Auslese könnte man sagen. Spielte man denn nicht so auch Schach? Mann setzt die Bauern, schickt sie voraus in dem Wissen, dass sie es nicht schaffen, aber in dem Wissen, dass der König überlebt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)