Wintermond von abgemeldet (Was, wenn du nicht mehr bist?) ================================================================================ Prolog: Okkultation ------------------- Okkultation (lat. Occultatio; Verdeckung, Verhehlung, Verfinsterung, Bedeckung) - in der Astronomie das ganze oder teilweise Unsichtbarwerden eines Sterns für die Beobachtung durch das Vortreten eines anderen, der Erde näher stehenden Himmelskörpers. --- Es war eine regnerische Nacht, als die Ereignisse sich überschlugen - regnerisch, stürmisch und kalt. Nicht nur heulte der Wind ungewöhnlich laut und rüttelte in zerstörerischer Wut an allem, das ihm in die Quere kam; es goss nur so in Strömen und der Niederschlag peitschte mit einer Intensität, wie man es seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, nahezu ruhelos, wurde nicht milder, legte sich nicht. Für gewöhnlich würde man nun in der Annahme, es befände sich niemand auf den Strassen, richtig liegen, doch an jenem Tag sah es anders aus: Just in dem Augenblick nämlich war inmitten des Unwetters eine Gestalt zu erkennen, die sich hartnäckig - wenn nicht gar verbissen, so, wie es ihr ins Gesicht geschrieben stand - durch den Regen zu kämpfen schien. Er wusste es. Shinichi wusste es: Diese Chance konnte er sich nicht entgehen lassen. Nun galt es, einen Strich unter die ganze Affäre zu ziehen, ein für allemal; dies war sein Augenblick, seine Zeit. So lange schon hatte er auf diese Gelegenheit gewartet, gehofft, er könne die Sache eines Tages eigenhändig zu Ende bringen, sie für das büssen lassen, was ihm angetan worden war - nicht zuletzt, um weitere Missetaten zu verhindern. Denn eines wusste er mit aller Gewissheit: Solange sie frei herumliefen, würde er nicht zur Ruhe kommen; zu gross waren Angst und Sorge um jene, die ihm lieb und teuer waren. Und nun, kurz, nachdem er seine alte Erscheinung wiedererlangt hatte, schien sein Wunsch sich zu erfüllen: Wie es der Zufall wollte, waren ihm die Tage einige mehr als bloss suspekte Indizien in die Hände gefallen; Indizien, die darauf hinwiesen, dass die Schwarze Organisation, der sowohl er wie auch andere in seinem Umfeld so einiges Übel zu verdanken hatten, sich schon bald wieder in der Öffentlichkeit zeigen würden, um - wie könnte es anders sein - abermals Unheil zu bescheren. Es hatte mithilfe der Bekanntschaften, die er sich in der Zeit als Conan gemacht hatte, nicht allzu lange gedauert, bis der Plan durchschaut und die Fährte aufgenommen worden war; sie waren der Organisation auf dieser Tour bereits mehrere Male dazwischengefunkt - die letzte Hürde, die es zu überwältigen galt, war die heutige Konfrontation. So weit war er nun bereits gekommen; ein bisschen Regen würde ihn nun bestimmt nicht davon abhalten, diesen einen letzten Schritt zu wagen, zu vollbringen, was vollbracht werden musste - auch wenn es fürwahr ein wenig mehr als ein blosses Bisschen war... Die Spur, die sie gefunden hatten, führte diesmal zweifellos zur Basis der Schwarzen Organisation. An sich wollte er sich seinen Widersachern im Alleingang stellen, sah jedoch ein, wie lächerlich dieses Unterfangen - oder auch nur schon der blosse Gedanken daran - war und gab schliesslich dem Drängen seiner Gefährten nach; nun hetzten nebst seiner Person unter anderem auch Heiji, der einzig, um seinen besten Freund zu unterstützen, von Osaka hergeflogen war, Shiho, die Shinichis Retransformation vollbracht und zusammen mit ihm das Gegenmittel geschluckt hatte, sowie eine beträchtliche Anzahl an Polizisten und FBI-Agenten umher. Zu behaupten, es rühre ihn nicht, derart viel Unterstützung angeboten zu kriegen, wäre eine Lüge gewesen; es war auch aus diesem Grund, dass er es auf gewisser Weise walten liess, dass man sich seinetwegen in eine solche Gefahr begab. Doch irgendwo gab es natürlich auch eine Grenze: Es hatte ihm einiges an Kraft gekostet, Ran dazu zu überreden, zurückzubleiben, sie davon zu überzeugen, um wie viel wohler es ihm war, wenn er sie in Sicherheit wusste und somit seine gesamte Konzentration auf das ausrichten konnte, was ihm bevorstand - und um nicht zu vergessen: ihr zu versichern, heil zu ihr zurückzukommen, sie nicht abermals der Einsamkeit auszusetzen. Wie er durch die Strassen rannte, während der Regen ihm ins Gesicht peitschte und sein Körper allmählich, aller Wärme entzogen, taub wurde, gingen ihm die Worte, die er seiner Freundin aus Kindertagen gesagt hatte, erneut durch den Kopf. Er hatte sie nicht in einem Anflug von Leichtsinn zum Besten gegeben; es war auch nicht aus Jux, dass er sich entschloss, sich der Organisation zu stellen - zu dem Zeitpunkt wie auch jetzt im Augenblick war er sich der Gefahr, des Risikos, die diese Mission barg, vollkommen bewusst, hatte sie nicht einmal vergessen. Den ganzen Weg schon, den er zurückgelegt hatte, wie er zu seiner Destination eilte, die Radarbrille fest auf das Ziel fixiert, spürte er das Lächeln des Sensenmanns in seinem Nacken, hämischer denn je: Diesmal, ja diesmal könnte es wirklich sehr eng werden. Kapitel 1: Sonnenwende ---------------------- Sonnenwende (lat. Solstitium, griech. Heliostásion; beides "Stillstand der Sonne") - Zeitpunkt, in dem die Sonne im Lauf eines Sonnenjahres den grössten nördlichen oder südlichen Abstand vom Himmelsäquator erreicht. In diesem Augenblick kehrt sie ihre durch die Schiefe der Ekliptik bewirkte Deklinationsbewegung um und nähert sich wieder dem Himmelsäquator. Diese maximale Deklination erreicht sie jedes Jahr zweimal: einmal nördlich und einmal südlich des Himmelsäquators; je nach Hemisphäre (also Nord- oder Südhalbkugel der Erde) spricht man dabei jeweils von der Sommer- oder Wintersonnenwende. Zu diesen Zeiten hat sie auch ihre grösste bzw. geringste Mittagshöhe über dem Horizont. Ich entschuldige mich bereits im Vorfeld für die trockene Sprache; das liegt daran, dass ich sozusagen das "Skript" aus meinem Traum heruntergeleiert habe, um eine Basis für die eigentliche Geschichte, die folgen wird, zu geben, welche dann Shinichis Gefühle und Gedanken in den Mittelpunkt rückt und somit auch mehr Spielraum für Metaphorik mit sich bringt. An sich ist dies hier wohl immer noch der Prolog, in diesem Fall also eine Zusammenfassung der Vorfälle bzw. nichts weiter als eine Berichterstattung, und der Stil differenziert sich, so denke ich, gar beträchtlich vom eigentlichen Kern der FF. Das ist mitunter der Grund, weshalb die Konfrontation mit der Schwarzen Organisation sehr oberflächlich beschrieben - ach was, übersprungen - wurde; sie ist nicht das Wesentliche, das ins Rampenlicht gerückt gehört. Daher bitte ich, die Erzählung an diesem Punkt noch nicht abzuschreiben, sondern geduldig zu bleiben. =x --- Eine Sackgasse. Shinichi machte umgehend kehrt, rannte zurück, blickte nach rechts, nach links. Zunächst noch unschlüssig, wohin er seine Schritte lenken, welchen Weg er als nächstes einschlagen sollte - die Radarbrille gab ihm zwar die Richtung vor, der Weg selbst aber schien nicht allzu klar -, hielt er inne, um sich zu sammeln, sich neu zu orientieren. Mit einem Male liess der Regen ein wenig nach, der zuvor noch bewölkte Himmel lichtete sich und das sanfte Mondlicht schien durch die niederfallenden Wassertropfen hindurch, beleuchtete die der ausfallenden Strassenlaternen wegen dunklen Gassen - fast so, als wollte es ihm den Weg weisen. Und tatsächlich war dort hinter den Büschen im Gitterzaun ein Loch zu sehen, ein Pfad durch die Dunkelheit. Geradezu dankbar nahm Shinichi das Zeichen an und setzte seinen Weg fort. Wie ein siegessicheres Grinsen auf seinen Lippen erschien, nachdem er neuen Mut gefasst hatte, musste er sogleich an ihn denken, ihn, den die Leute auch mit dem romantischen Titel "Mondscheinzauberer" bedachten - ihn, der sogleich ewiger Rivale wie auch unvergängliche Faszination war: Kaito Kid. In letzter Zeit war ihm fast so, als würden sich ihre Wege ungewöhnlich oft kreuzen; oft genug, damit dessen schelmisches Grinsen und der kecke Tonfall seiner Worte sich in Shinichis Gedächtnis eingebrannt hatten - und nicht zu vergessen die blauen Augen: der herausfordernde, prüfende Blick, mit dem er den Detektiven so manches Mal bedachte, als wäre er in der Lage, einen jeden seiner Züge zu durchschauen. In der Tat schienen sie mittlerweile bereits so vertraut, dass es dem Detektiven nicht in den Sinn käme, den dreisten Meisterdieb dingfest zu machen, würden sie sich ausserhalb eines Falles, sprich: eines angekündigten Diebstahls, begegnen: Das Zusammentreffen auf der Suche nach Samizu Kichiemons Diamanten oder die Befreiung Lupins aus dem Iron Tanuki waren nur zwei der vielen Begebenheiten, die von dieser Tatsache zeugten. Offensichtlich blieb Kid Shinichis Haltung diesbezüglich nicht verborgen - auf der anderen Seite war sich auch der Detektiv sehr wohl bewusst, dass er seine Gedanken dazu offenbar mehr als deutlich dargelegt hatte - und so war es für keine der beiden eine grosse Überraschung, als der Dieb dem Verfolger eines Tages zugleich mit der gestohlenen Ware den Hinweis steckte, auf welchem Weg er zu kontaktieren ist, sollte seine Präsenz gefragt sein. Damals starrte Shinichi seinen Gegenüber lediglich skeptisch und entgeistert an, ohne gross darauf zu kommentieren, versäumte aber nicht, sich die Worte genau einzuprägen - man wusste ja nie, wofür das noch gut sein konnte. Streng genommen aber spräche es nur schon gegen seinen Stolz, die Hilfe eines solchen Rivalen einzufordern, wessen er sich auch bewusst war - und so war es praktisch schon beschlossene Sache, dass die Worte, die Kid ihm - vermutlich aus einer Laune heraus - mitgeteilt hatte, weder zu jenem Zeitpunkt noch in ferner Zukunft je einen Zweck erfüllen würden. Nun aber kam ihm der Gedanke: So sehr konnte es doch nicht schaden, Kid nun, wo alle Hilfe von Nöten und somit höchst willkommen war, zu rufen. Angesichts des Risiko, das sich ihnen dort, im Herzen der Organisation, bieten würde, erschien Shinichi der Gedanke an den Prestige-Verlust, den es einzustecken galt, fast lächerlich. Und man bedenke: Die Kniffe, die der Kerl der Branche seiner Profession wegen beherrschte, würden sich dort gewiss noch als überaus nützlich erweisen... Wer weiss, vielleicht bannte sich in den nächsten Stunden ja wirklich eine Bredouille an, der lediglich Kid zu entrinnen vermochte. Und so rief Shinichi diesen Schelm von Meisterdieb kurzum in den Regen hinaus. Kid kam tatsächlich - zwar in Verkleidung, da lediglich der engere Kreis um Shinichi von ihrem Kontakt erfahren sollte, doch das breite Grinsen auf seinen Lippen war, zumindest für Shinichi, unverkennbar. Wie er es sah, stellte sich für einen kurzen Augenblick Erleichterung in seinem Herzen ein; ihm war, als wurde ihm soeben ein Teil der Last, die auf seinen Schultern ruhte, abgenommen, als wäre dieser Teil mit Zuversicht ersetzt worden, Gewissheit, dass letzten Endes alles gut werden würde, gut werden musste. Ihm entwich ein Seufzen und er tat den Gedanken mit einem Kopfschütteln ab, als er bemerkte, wie Kid abermals allein durch seine blosse Präsenz überzeugte, wie dieser es schaffte, ohne Worte den Optimismus in ihm zu erneuern. Aller Zuversicht zum trotz galt es nun aber, sich zu konzentrieren: Mittlerweile befand sich ihre Gruppe in unmittelbarem Umfeld der Basis und es regnete heftiger denn je. Ihren Informationen zufolge wäre es unsinnig, die Basis ohne Vorbereitungen zu stürmen; die Konfrontation an sich würde im Freien stattfinden. Sie alle hatten bereits eine lange Nacht hinter sich, gekoppelt mit so manchen Ereignissen, und waren sehr ausgelaugt - nicht wenige verfluchten den unablässigen Regen -; aus Erschöpfung resultierende Fehltritte konnten sie sich nicht erlauben. Es lag nun an Shinichi, den zuvor diskutierten Plan in Kraft zu setzen; er war es, der sozusagen das Kommando hatte und bei ihm lag die Entscheidung, wer welcher Pflicht nachzugehen hatte, nun, da es galt, sich aufzuteilen. Die Aufgabe, die Kid zukommen würde, stand in seinem Kopf zwar bereits fest, doch als der Dieb vor ihm stand und geduldig darauf wartete, dass sie ihm mitgeteilt wurde, war er nicht in der Lage, sie auszusprechen, zögerte stattdessen. Gewiss, es gab kein anderer, der sie übernehmen konnte, und sie war von äusserster Wichtigkeit, war sie für das Resultat doch entscheidend... Gleichzeitig aber barg sie auch das höchste Risiko: Es galt, sich als Organisationsmitglied zu verkleiden und den Platz dieses Mitglieds einzunehmen, sich in die Feindesreihen einzuschleusen, um diese in den geplanten Hinterhalt zu locken. Der Detektiv würde diese Aufgabe liebend gerne selbst übernehmen, statt sie Aussenstehenden zu überlassen, wären da nicht andere Pflichten, die seine Anwesenheit forderten. Es stand ausser Frage, dass Kid die einzige Person war, in dessen Obhut er diesen einen Akt legen konnte - und dennoch war er unwillig, den Gefährten in eine solche Gefahr zu begeben. Doch Kid wäre nicht Kid, wenn er seinen Rivalen nicht auch ohne Worte verstehen würde, hatte er zuvor doch den übrigen Plänen gelauscht. Er tat den Ernst ein weiteres Mal mit einem genuinen Lachen ab, zum einen von Shinichis Sorge gerührt, zum anderen belustigt, da der Detektiv, der über die vielen Fälle an sich mittlerweile in der Lage sein sollte, ihn richtig einzuschätzen, ihm eine solche Aufgabe anscheinend nicht zumuten wollte. "Es besteht kein Anlass zur Sorge", beschwichtigte er Shinichi, als ihn dieser mit einem bangen Blick bedachte. "Noch ehe du dich versiehst, wird es schon vorbei sein. Überlass das nur mir - immerhin nennt man mich nicht umsonst den besten Zauberer unserer Zeit. Ich werde das Wunder vollbringen, das du dir wünschst, und dich ein für allemal überzeugen." Kids süsse Zunge tat ihren Dienst: Shinichi, von dessen Worten wieder einigermassen überzeugt, lächelte dem vertrauten Dieb zu, ehe sie einen letzten Blick austauschten und Kid seine Wege ging, um die nächste Verkleidung zu präparieren und sich auf den Weg zu machen. Es kam wahrhaftig einem Wunder gleich, als sie sich alle Stunden später am selben Ort wiedereinfanden: Der Triumph stand ihnen ins Gesicht geschrieben und sämtliche Spannung schien verflogen; darüber hinaus - und das war das Wichtigste, denn es lag Shinichi doch sehr am Herzen - hatte ihre Seite nur minimale Verluste zu melden, sprich: Verletzungen vorzuweisen, denn Tote gab es nicht. Shinichi wurde zwar angeschossen, doch die Wunde war inzwischen sorgfältig verbunden worden und es machte ihm recht wenig aus, sie für den Sieg in Kauf zu nehmen. Bevor er Ran, die auf ihn wartete, aber Bericht erstatten konnte, musste er noch so manche Dinge vor Ort klären; erst dann konnte er behaupten, dass die Sache zu Ende gebracht worden war. Er war gerade dabei, das Abführen der Mitglieder, die der Organisation angehörten, zu beaufsichtigen, als er hinter sich ein Räuspern vernahm. Erfolglos versuchte er sein Lächeln zu unterdrücken, ehe er sich umwandte, hatte er doch bereits die Person, die sich ihm angenähert hatte, erkannt; trotzdem wollte er - mit Verlaub - auch in einer solchen Situation dem anderen die Genugtuung, derart über seine Laune zu gebieten, nicht gönnen. Kids Augen blitzten belustigt auf, als er Shinichis erfolgloses Bestreben bemerkte, doch ging er nicht weiter darauf ein. Stattdessen lehnte er sich lässig an das Gelände und verweilte so einige Augenblicke neben dem Detektiven, genoss die sich anbannende Stille zwischen ihnen, während er die Nachtluft einatmete. "Kid", setzte Shinichi schliesslich an, den Blick nicht vom Treiben der Polizisten abwendend. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Dieb den Kopf in seine Richtung wandte und die nächsten Worte abwartete. So drehte er ihm das seine zu und sagte, diesmal mit einem aufrichtigen Lächeln: "Danke für deine Hilfe. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du hierbei an meiner Seite standest; ohne dich nämlich hätten wir das sicherlich nicht derart unbeschadet überstanden. Deshalb..." Kid unterbrach ihn mit einer abwinkenden Handgeste, wenngleich ein breites Grinsen sich auf sein Gesicht stahl. "Wag es auch nur, mir einmal noch zu sagen, wie absurd die Dinge sind. Spätestens jetzt solltest du es wissen: Nichts ist unmöglich für den grossen Kaito Kid!" Kids Gesichtsausdruck war so selbstgefällig und überzeugend, dass Shinichi nicht anders konnte, als ihm stillschweigend beizupflichten. "Sag", meinte der Dieb schliesslich, "meinst du, du kannst es so arrangieren, dass mich jemand jetzt schon zurückkutschieren und entlang des Weges absetzen kann? Ich kann nicht leugnen, dass ich schon sehr erschöpft bin, noch dazu werde ich jemand Bestimmten äusserst erzürnen, wenn ich mich morgen nicht zeitig erhebe..." "Aber natürlich!", antwortete Shinichi verständnisvoll und machte sich daran, schleunigst jemanden aufzutreiben. Es dauerte auch gar nicht lange, bis sich einer der zahlreichen Polizisten, die im Einsatz waren, mit der Begründung, es sei ihm eine Ehre, den Illusionskünstler, dessen Künste ihnen den Sieg gesichert hatten, einen Gefallen zu tun, dazu bereiterklärte. Zwar war Shinichi das Gesicht nicht bekannt, doch gehörte die Person ihrer Uniform nach jenen, die den weiten Weg aus Tokyo auf sich genommen hatten, an - und der Tokyoter Polizei konnte er vertrauen. Er nahm von einem gähnenden Kid Abschied und wünschte diesem Gute Nacht, bevor er sich wieder der regen Aktivität vor Ort zuwandte. Kaum war der Wagen ausser Sichtweite, kam Shinichi jedoch ein höchst alarmierender Gedanke - eine Ungereimheit, die er vor lauter Ausgelassenheit übersehen hatte: Wie kam es, dass...? Ruckartig drehte er den Kopf in die Richtung, in die der Wagen verschwunden war, doch es war bereits zu spät: Noch ehe er imstande war, die Augen zusammenzukneifen, um in der Dunkelheit etwas zu erkennen, war eine laute Explosion zu hören und schon bald fegte das lodernde Inferno, dem Feuer der Hölle gleich, über die zuvor mit Öl übergossenen Strassen, die der Einkesslung der Widersacher gedient hatten. Der Fahrer des Autos, in dem Kid sass, war, wie Shinichi es nun erkannte, nicht einer der ihren, sondern ein Zugehöriger der Schwarzen Organisation, der sich zuvor geschickt von den Gefangenen entfernt haben musste und dem es gelang, sich erfolgreich als unscheinbares Mitglied der Polizei auszugeben; das war die einzige plausible Erklärung, weshalb er von der wahren Identität Kids, der die Verkleidung bis zum Schluss beibehalten hatte, wusste - eine Tatsache, in die, wie Shinichi es angeordnet hatte, nur die wenigsten eingeweiht worden waren. Alle anderen Anwesenden hielten die Aufmachung für die tatsächliche Erscheinung und hatten die Erklärungen bezüglich des sogenannten Köders nicht weiter in Frage gestellt. Doch aller Einsicht zum Trotz war dem nicht mehr zu helfen: Während Shinichi starr vor Schock auf das sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitende Feuer blickte, rannten die Einsatzkräfte panisch an ihm vorbei, um es zu löschen, bevor die Umgebung dem Erdboden gleichgemacht wurde. Zu Recht hatten sie alle Hände voll - und so konnte man es ihnen nicht übel nehmen, dass ihre Aufmerksamkeit, die ganz dem Feuer galt, nicht um ein Stück nachliess, als hinter ihnen Shinichis gellender Schrei die längst nicht mehr stille Nacht zerriss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)