Schuld & Sühne von 35M3R0D ================================================================================ Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- LABYRINTH ...stand es in großen eisernen Gusslettern über dem Eingang zum den grünen Heckgebilde geschrieben. Kato fragte sich, warum jemand es für nötig hielt ein Labyrinth als solches anzuschreiben, denn mindestens für ihn war es eigentlich ziemlich ersichtlich was dieses Ganggewirr darstellen sollte; und schließlich war er derjenige von dem die Leute behaupteten, er sei dumm. Kato seufzte und sein Blick wanderte zum Bunny, das direkt unter dem Eingang stand und ihn mit ihrem gewohnten Lächeln anschaute. Sie hatte, seit sie von der verrückten Teeparty aufgebrochen waren, kein Wort mehr betreffend ihrer kleinen Auseinandersetzung verloren und den Sklaven kontinuierlich über das Labyrinth, dessen Funktion, Inhalt und Ausgänge zugetextet. Nicht, dass Kato auch nur die Hälfte davon mitbekommen hätte... Er war geistig viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich zu fragen, ob es wirklich eine gute Idee war, hier wieder mal was auf eigene Faust zu unternehmen, anstatt zu Luzifer zurückzugehen. Eigentlich zweifelte er daran.... Aber mittlerweile war es auch schon zu spät, um noch Kehrt zu machen, vor allem wo der Märzhase irgendwie eine seltsame Freude daran zu haben schien, ihm zu helfen. Kato traute ihr deswegen immer noch nicht. “Los, komm schon!” Sie streckte ihm wieder mal ihre Hand entgegen, “Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Ich kenn mich hier aus, wir werden uns also sicher nicht verirren...” Aus irgendeinem unerfindlichen Grund beruhigte das den Blonden nicht besonders. Bisher hatte alles, was als wasserdichte Gelegenheit erschienen war, irgendeinen Hacken gehabt. Es konnte bei diesem scheiß Labyrinth nicht anders sein. “Wenn wir dann also auf der anderen Seite rauskommen, bin ich im Reich des Herrn der Fliegen?” fragte er zaghaft. “Nein, noch nicht gleich. Aber die Grenze ist dort ganz in der Nähe. Sozusagen nur noch ein Katzensprung. Ich kann dich allerdings nur bis dort begleiten, denn ich darf das Reich des Herrn der Fliegen nicht betreten, schließlich gehöre ich hierher...” Wieder ein Punkt, der den Sklave stutzig machte. Sie wollte nicht mitkommen.... Zuerst überredete sie ihn und dann ließ sie ihn allein! Das konnte nur schlecht rauskommen! Und wieder war ein Seufzen von Seiten des Sklaven zu hören, dennoch griff er endlich nach der dargebotenen Hand des Märzhasen. “Ach, tu doch nicht so, als würde ich dich ins Verderben lotsen...” Unglaublich wie treffend diese Worte Kato doch erschienen... Sie betraten also das Labyrinth. ~~~~~ Zuerst war es lange nichts anderes als grüne Hecke gewesen, die sie von beiden Seiten umgab, doch als sie an die erste Weggabelung gerieten, verfiel Kato augenblicklich einer leichten Form der Panik. Welche Seite sollte man wählen? Links oder rechts? Doch während der Kiffer noch innerliche Konflikte aufbaute, hatte der Hase ihn schon in den linken Gang gezogen und Kato konnte nicht anders als einmal verwundert hinter sich zu schauen. Das war ihm jetzt etwas zu schnell gegangen. Warum hatte dieses Bunny keinen Moment darüber nachdenken müssen, welchen Weg sie einschlug. Kannte sie sich etwa echt hier aus?! Kato beschloss bis zur nächsten Gabelung abzuwarten, bevor sich ein endgültiges Urteil über den Orientierungssinn dieses Bunnys erlaubte. Die nächste ließ auch nicht lange auf sich warten und sollte noch eine etwas größere Herausforderung darstellen, es handelte sich nämlich um eine Dreierverzweigung. Doch auch dieses Mal zögerte das Häschen kein bisschen und wählte den mittleren Weg zu Fortsetzung ihrer Reise. Kato staunte wirklich nicht schlecht. Also entweder lotse ihn dieser Hase mit einem ungeheuren Selbstbewusstsein ins Nirgendwo oder sie kannte den Weg tatsächlich. Sein Vertrauen war auf jedem Fall mindestens im Bezug auf Wegführung wieder etwas hergestellt und der Sklave beschloss, anstatt sich Sorgen über den Weg zu machen, sich lieber etwas umzusehen. Er hatte natürlich nicht vor, sich von dem Märzhasen zu entfernen, sogar ihm war klar, dass das wirklich der Gipfel an Dummheit gewesen wäre, aber er wollte die direkte Umgebung etwas genauer unter die Lupe nehmen. Denn ihm war schon seit geraumer Zeit aufgefallen, dass ein etwas ungewöhnlicher Geruch in der Luft lag.... Ein Geruch, der Kato zwar eigentlich sehr vertraut war, dennoch erschien es ihm seltsam, ihn an diesem Ort wahrzunehmen. Denn es war der recht eigene Duft von Pfeifentabak... Wie gesagt, dem Kiffer war er nur zu vertraut.... Neugierig hab er sein Näschen in die Höhe und versuchte den Ursprung des Geruches irgendwie lokalisieren zu können. Was natürlich reichlich schwer war, wenn man gerade damit beschäftigt war hinter einem Hasen herzurennen. Zu Katos Glück schien sich der Geruch jedoch nur noch mehr verstärken, je länger er dem Bunny folgte. Es vermittelte ihm regelrecht ein Hochgefühl wieder mal den langentbehrten Duft von Tabak einatmen zu können. Wie lange war es eigentlich her, seit er seinen letzten Joint geraucht hatte? Na Gott sei Dank, hatte er dadurch dass er tot war wenigstens keine Entzugserscheinungen. Aber er war halt ein Gewohnheitskiffer und deshalb sog er gerade voller Wonne den Duft ein. “Übertreib’s nur mal nicht” der Märzhase hatte Katos kleinen Schnupperexzess natürlich mitverfolgt und grinste ihn nun schräg von der Seite an. “Hey, wir haben alle unsere Süchte... Du trinkst Tee, ich schnuppere Tabak...” “Wenn du ihn bloß schnuppern würdest, wär’s ja noch halb so schlimm.” Der Sklave hielt inne und senkte sein Riechorgan wieder in eine horizontale Lage. “Willst du mir damit unterstellen, dass ich ein Junkie wäre...” “Ja” “Ok...” Kato zuckte mit den Schultern. “... man hat mir wirklich schon schlimmeres gesagt. Wenn du mich nur als Junkie bezeichnest, ist das noch harmlos... Und wahrscheinlich hast damit du sogar recht.” Der Märzhase schien nun doch etwas erstaunt über soviel Teilnahmslosigkeit. “Und hast du es nie in Betracht gezogen, etwas an deinem mickrigen Dasein verändern zu wollen?” “Hey ich bin der Sklave des Teufels. Ich hab wirklich andere Probleme... Also lass mir doch meine Freude, mich an etwas Tabak in der Luft zu erfreuen...” Sie zog kritisch die Augenbraue in die Höhe. Irgendwo musste sie dem Sklaven vielleicht Recht geben, wahrscheinlich hatte er tatsächlich ernsthaftere Probleme als das... Allerdings hatte sie gewisse Befürchtungen betreffend einem bevorstehendem Zusammentreffen zwischen diesem Tabakjunkie und dem Ursprung des Tabakgeruches in der Luft. “Ähh Kato-kun, ich sollte dir vielleicht noch sagen, dass wir jetzt dann bald mal auf eine Lichtung kommen werden. Auf dieser Lichtung ist ein Pilz, auf dem eine Raupe sitzt....” Der Blonde starrte das Bunny mit einem Blick an, der in etwa fragte: “Was hast du denn geraucht?” Aber sie sollte nicht dazu kommen, weitere Ausführungen zum Thema Pilz und Raupe zu machen, denn die zwei waren bereits auf besagter Lichtung angekommen und der Blick das Sklaven fiel ziemlich schnell auf ein Objekt in der Mitte des freistehenden Platzes. Es war ein etwa manngroßer Pilz auf dem eine ebenso große Raupe saß. Katos blaue Augen drohten einen Moment aus ihrer Fassung zu fallen, als er voller Unglauben auf das Geschöpf zeigte. “R-r-r-ra-a-au-u-p-e?” “Ja Kato, das ist eine Raupe, die auf einem Pilz sitz und eine Wasserpfeife in der Hand hält...” Unglaublich wie schnell der Mund des Blonden wieder zuklappe und mit was für einer analytischen Präzision seine Augen sich wieder fokussierten und auf die Suchen nach jenem besagten Objekt, der Wasserpfeife, gingen. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Das Bunny hingegen seufzte nur. Das war genau, was sie befürchtet hatte. Resignierend erwiderte sie: “Kannst ja fragen, ob er dir nen Zug abgibt.” “Was echt?! Meinst du echt, er würde mich mal ziehen lassen?” Katos Augen waren groß geworden und machten jedem Hundewelpen Konkurrenz. Der Märzhase murmelte zwischen zusammengebissenen Zähnen etwas, das sich verdammt nach “Junkie” anhörte. Allerdings sollte das die Ohren des Blonden nicht mehr erreichen, denn er wandelte bereits wie in Trance auf den Pilz zu. Kato und die Raupe sahen sich für einen Moment schweigend an; dann endlich nahm die Raupe die Pfeife aus dem Mund und sprach mit müder, schleppender Stimme: “Wer bist denn du” [1] “Ich bin Kato und möchte gern auch mal ziehen.” er deutete mit glänzenden Augen auf das Pfeifchen in der grünen Hand der Raupe. Diese schien nun doch recht perplex, ob einer solch inadäquaten Antwort und drehte dem rüpelhaften Blonden erst mal demonstrativ den Rücken zu. “Hey, ich hab doch ganz anständig gefragt...” “Kato, lass den Schwachsinn und lass uns endlich weitergehen!” Der Märzhase hatte sich wieder eingeschaltet und zerrte den, immer noch wie verhext auf die Wasserpfeife starrenden, Sklaven mit sich. “Aber ich will doch auch mal....” Kato schaute traurig der sich immer weiter entfernenden Gelegenheit auf einen Nikotinschub nach. “Benimm dich gefälligst wieder etwas mehr wie ein Erwachsener und nicht wie ein dreijähriges Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hat. Immerhin hast du eine Aufgabe! Du musst eine Entschuldigung auftreiben, warum du die Akte verloren hast.” Das Wort “Akte” schien wirklich ungeahnte Wirkung auf den Blonden zu haben. Augenblicklich richtete er seinen Blick wieder nach vorne und er schien die letzte Hoffnung auf eine Befriedigung seiner Sucht aufzugeben. “Ja natürlich, bin ganz Ohr...” ~~~~ “Sind wir bald da? Wir laufen jetzt schon ne halbe Ewigkeit durch dieses scheiß Labyrinth, langsam wird’s langweilig. Außerdem hattest du nicht mal gesagt, es wär’ ne Abkürzung...” Kato trotte immer noch hinter dem Märzhasen her. Ihre kleine Reise war seit dem Zwischenfall bei der Raupe relativ ereignislos verlaufen, außer dass sie einmal eine Truppe von weiß gekleideten Männern gekreuzt hatten, die rote Farbe mit sich herumschleppten und die ganze Zeit nervös irgendwelche Dinge wie “Wir malen die Rosen rot, aber erzählt’s keinem...” vor sich hin gemurmelt hatten. Kato hatte natürlich Bahnhof verstanden. Er hatte dann aber in Anbetracht der Tatsache, dass das Bunny relativ desinteressiert einfach an ihnen vorbei gegangen war, beschlossen sie ebenfalls zu ignorieren. War wahrscheinlich besser so und sorgte für weniger Kopfschmerzen... “Es ist ne Abkürzung.... Jeder andere sichere Weg wäre dreimal so lang...” “Aber es gäbe nen anderen Weg?” “Ja, es gäbe nen anderen Weg...” das Bunny seufzte, “...aber glaub mir, den willst du nicht gehen.” “Ach nein?” “Nein!” Langsam schien es ihr doch etwas zu bunt zu werden. Energisch hatte sie sich zu dem Kiffer umgedreht und funkelte ihn aus bösen Augen an. Kato schluckte. Er war etwas überrascht, dass dieses Häschen tatsächlich so furchteinflössend schauen konnte. “Ok.... Aber könnten wir vielleicht mal ne Pause einlegen?” “Wieso? Ich dachte, du hättest es eilig...” “Na ja, so lange wie wir jetzt schon unterwegs sind, bin ich eh schon zu spät... Also spielt es auch keine Rolle mehr, wenn wir ne kleine Pause machen.” Er sah das Bunny bittend an, welches darauf hin die Augen verdrehte. “Du bist wirklich unverbesserlich. Aber meinetwegen, machen wir ne Pause. Bald kommt wieder ne Lichtung, dort ist es gemütlicher um sich auszuruhen.” “Gibt es dort auch Raupen?” fragte Kato hoffnungsvoll. “Nein, nur den Spiegel, der alles sieht....” ~~~~ Kato musterte den Spiegel kritisch. Er und der Märzhase hatten besagte Lichtung erreicht und zur Enttäuschung des Sklaven hatte nichts anderes als ein einsamer Steinsockel in der Mitte gestanden. Das Bunny hatte sich entspannt dagegen gelehnt und Kato seine kleine Erkundungstour machen lassen. Auf der flachen Oberfläche des Sockels hatte dann der ovale Spiegel gelegen, der nun die ganze Aufmerksamkeit des Blonden für sich beanspruchte. Allerdings konnte er nichts anderes als sein eigens Spiegelbild darin erkennen. “Das Teil ist kaputt.” meinte er enttäuscht. “Nein ist es nicht. Du musst ihm schon zuerst sagen, was du sehen willst. Denn wenn er dir alles auf einmal zeigen würde, wäre dein erbärmliches menschliches Gehirn von der Informationsflut derart überlastet, dass es explodieren würde....” Kato schaute sie ungläubig an. “Meinst du nicht, dass du vielleicht etwas übertreibst...” “Na, vielleicht ein bisschen....” Das Bunny grinste. Er warf ihr einen bösen Blick zu und hob den Spiegel aus seiner liegenden Position. “Und er zeigt mir wirklich alles, was ich sehen will?” “Ja, tut er. Soll ich es dir demonstrieren?” Kato nickte, reichte den Spiegel dem Märzhasen und setzen sich neben sie auf den Boden. “Also, schau genau zu....” sie hielt den Spiegel auf Gesichtshöhe und sprach: “Zeig mir die Konferenz der Erzdämonen!”[2] Die Reflektion des Gesichtes des Märzhasen begann zu verschwimmen und verlor sich in einem grauen Wirbel. Dann plötzlich wurde das Bild wieder klarer und der Spiegel zeigte einen geschlossenen Raum mit einer langen Tafel in der Mitte. Sieben Leute saßen darum und schienen in ihre Diskussion vertieft, den heimlichen Beobachtern nicht bewusst. Das Bild zoomte etwas näher, so dass die Gesichter erkennbar wurden. Es handelte sich tatsächlich um die sechs Erzdämonen und Luzifer, der zuoberst am Tisch saß. Der Mann mit den hässlichen Haaren, der Kato schon beim Fest aufgefallen war, gestikulierte gerade wild und schien die ziemlich gelangweilt dreinschauenden Satane von irgendetwas überzeugen zu wollen. ‘..as ..ellt ..n ech.. ...olem ....’ “Was wir haben sogar Ton?!” Kato starrte den Märzhasen überrascht an. “Ja, und jetzt halt gefälligst die Klappe! Ich will hören was sie sagen.” ‘..ie Bedr..ung der Neph.. darf.. n... ei..fach so über... werden’ “Scheiß Empfang!” Das Bunny haute gegen das Glas, worauf das Bild für einen Moment schwankte. “Hey, du machst es noch kaputt!” “Mach’s doch selber, wenn du’s besser kannst!” keifte sie den Kiffer an. “Los, gib her!” Noch bevor der Märzhase dazu kam, zu widersprechen, hatte sich Kato den Spiegel auch schon aus ihren Händen geschnappt und stellte ihn wieder auf seine ursprüngliche Position auf dem Steinsockel zurück. Augenblicklich schienen die Stimmen klarer und verständlicher zu werden. ‘Diese Bedrohung darf nicht weiter ignoriert werden...’ Kato bedachte das Bunny mit einem triumphalen Blick, worauf diese nur wieder die Augen verdrehte. “Bild dir bloß nichts ein, nur weil du nen Spiegel zum laufen gebracht hast...” “Psst! Ich will hören was sie sagen!” imitierte er ihren Ton, den sie gerade vorher noch bei ihm benutzt hatte. Der Hase zog eine Schnute, gesellte sich aber dennoch neben Kato, um in den Spiegel zu sehen. ‘Ich denke, ihr übertreibt ein wenig, Mammon. Die Nephilim habe sich seit Jahrhunderten ruhig verhalten, warum also sollten sie uns gerade jetzt Schwierigkeiten machen.’ Belial sprach ziemlich unbeeindruckt und schien im Endeffekt ihren Fingernägeln mehr Beachtung zu schenken, als dem eigentlichen Thema. ‘Ihr...’ der Typ mit den hässlichen Haaren schien etwas erzürnt über das offensichtliches Desinteresse Belial,. ‘..Hutmacher, solltet es als Letzter wagen, Euch Urteile zu erlauben. Denn es ist nicht euer Reich das direkt an die Domäne der Nephilim grenzt...’ Die Herrin der Hochmut zog gespielt theatralisch eine ihrer Augenbrachen hoch. ‘So? Und was veranlasst Euch dazu, eine derartige Vermutung zu äußern?’ Sie stütze ihr Kinn auf der Handfläche ab und betrachtete den aufgebrachten Herrn des Goldes mit einem ihrer undurchschaubaren Lächeln. Auf diesen schien das jedoch die genau gegenteilige Wirkung zu haben und er schlug erzürnt die Handflächen auf den Tisch. ‘Erlaubt es Euch nicht, mich zu verspotten, Belial! Ihr werdet noch früh genug erkennen, dass ich Recht habe. Ihr mögt in eurer Traumwelt die Unruhe vielleicht nicht spüren, doch ich.... Ich vernehme sie in jedem einzelnen Atemzug, wie sie immer näher kommt. Es braut sich etwas zusammen und wir dürfen es nicht weiter ignorieren!’ Als ob Mammon auf Zustimmung hoffte, glitt sein Blick ans obere Tischende zu Luzifer. Dieser hatte sich in seinem Thron etwas zurückgelehnt und hatte schweigend dem Streitgespräch seiner zwei Erzdämonen gelauscht. Es war an seinem, wie üblich, kalten Gesichtsausdruck nicht anzulesen, wie viel Gewicht er der Warnung seines Finanzministers nun tatsächlich zumaß.... Dann plötzlich schaute der Höllenfürst auf und sein Blick ging an den Satanen, welche sich immer noch eine Antwort erhofften, vorbei und fixierte genau sein Haustier und den Märzhasen, die immer noch als stille Beobachter vor dem Spiegel standen. “Er kann uns sehen!” wie vom Blitz getroffen wichen die zwei zurück. Das Bild im Spiegel verschwamm und schlussendlich war wieder nichts mehr anderes als die Reflektion des blauen Himmels über ihnen darin zu erkennen. “Scheiße! Dafür krieg ich bestimmt wieder Ärger!” Verzweifelt raufte sich Kato die Haare. Daneben stand das Bunny mit einem nicht minder wehleidigen Gesichtsausdruck. “Ich auch...” “Ja, aber sicher nicht so schlimm wie ich....” “Du unterschätzt den Hutmacher... Wenn er wütend ist, kann er wirklich sehr sehr unangenehm werden....” “Ach ja?” Der Sklave betrachtet den Märzhasen mit einem etwas ungläubigen Gesichtsausdruck. “JA!” Kato hob abwehrend die Hände. “Lass uns nicht schon wieder streiten, das führt sowieso zu nichts....” Er legte resignierend seine Stirn auf die kalte Oberfläche des Steinsockels. “Hast recht....” sie setzte sich neben ihn auf den Boden, dort wo sie zuvor schon mal gesessen hatte. “Zeigt dieser Spiegel wirklich alles, was ich sehen möchte?” der Kopf des Sklaven verhaarte immer noch in gleicher Position. “Hast du ja gesehen....” entgegnete sie etwas gelangweilt. Nun schaute Kato auf. “Ja, aber ich meinte mehr, ob er auch die Erde zeigen würde.....” “Ja schon... aber was willst du auf der Erde sehen?” Das Interesse des Bunnys schien wieder etwas angestachelt und sie schaute neugierig zu dem Sklaven auf. “Siehst du dann....” Kato beugte sich etwas vor, so dass sein Gesicht direkt über dem liegenden Spiegel war. “Spiegel.... Zeig mir meine Schwester! Sae Kato!” Das Spiegelbild verschwamm wieder und erneut erschien der graue Wirbel. Das klärte sich das Bild und eine junge dunkelhaarige Frau war zu sehen. “Ist sie das? Nicht besonders hübsch....” der Märzhase war neben Kato erscheinen. “Halt die Klappe!” Die junge Frau im Spiegel ging in einem Zimmer auf und ab. Bei näherer Betrachtung erkannte man, dass sie ein Baby in ihren Armen hielt. “Sie hat ein Kind?” der Blonde starrte etwas ungläubig auf das Bild. “Scheint so....” Plötzlich begann das kleine Bündel in den Armen der Frau Geräusche von sich zu geben. Es quengelte und zog mit seinen kleinen Händchen an den langen dunklen Haaren seiner Mutter. “Also, die Verwandtschaft mit dir ist offensichtlich... So klein und jetzt schon ne Nervensäge!” Kato verpasste dem grinsenden Bunny einen Stoss in die Rippen, entschied aber ansonsten über die Bemerkung hinwegzugehen. Die Frau im Spiegel ging mit ihrem Kind auf einen Stuhl zu und setzte sich hin. Leicht wiegte sie es hin und her. ‘Yue, soll ich etwas für dich singen?’ sie lächelte das Baby an. In Katos Herz breitete sich gerade eine nie gekannte Wärme aus. Yue..... seine Schwester hatte ihr Kind tatsächlich nach ihm benannt... Die sanfte Stimme der jungen Frau stimmte ein Lied an... Weißt du wieviel Sternlein stehen An dem blauen Himmelszelt? Weißt du wieviel Wolken gehen Weithin über alle Welt? Gott der Herr hat sie gezählet, Daß ihm auch nicht eines fehlet An der ganzen großen Zahl..... Das Kleine in ihren Armen wurde ruhiger und auch Kato war von dem Gesang so sehr berührt, dass es ihm schwer fiel die Tränen zurückzuhalten. Voller Liebe starrte er auf seine Schwester, wie sie in dem Stuhl saß und das Baby in ihren Armen wiegte. Er hatte noch nie ein derart starkes Gefühl für sie gehegt, aber in diesem einen Moment bedeutet sie ihm mehr als jemals zuvor. „Danke... Dass du mich nicht vergessen hast, Sae...“ er führt zwei Finger zu seinen Lippen, küsste sie und drückte sie dann dem Abbild der jungen Frau in dem Spiegel auf. ~~~~ „Ähh, ich störe deine Rührseligkeit ja nur ungern... Aber bist du nicht der Meinung, dass wir vielleicht langsam weiter sollten...“ Der Sklave schniefte einmal herzhaft, dann wandte er sich wieder dem Märzhasen zu. Seine Augen glänzten feucht. „Ja doch, du hast wahrscheinlich Recht, wir sollten weiter.....“ Leicht benommen trottete er wieder auf das andere Ende der Lichtung zu und wandte sich nach links. „Äh Kato-kun, das ist die falsche Richtung.....“ Dieser schaute verwundert auf, musterte zuerst das Bunny dann den Weg den er eingeschlagen hatte. „Nein, dieses Mal kannst du mich nicht verscheißern. Ich bin mir sicher, das ist der Weg von dem wir gekommen sind.“ Die Wandlung vom noch leicht auf einer Wolke schwebenden Junkie zurück zur blonden Zicke, wie man es von Kato gewohnt war, vollzog sich unglaublich schnell. „Jaaaaaaaaa Kato, da hast du Recht, das ist schon der Weg von dem wir gekommen sind.... Aber warum sollten wir wieder diesen Weg zurückgehen wollen, wo unser Ziel doch nicht der Eingang des Labyrinthes, sondern der Ausgang ist....“ der Märzhase sprach sehr langsam, so wie ein Lehrer, der zum millionsten Mal versucht einem dumme Schüler zu erklären, warum es so ist und nicht anders. „Nein, glaube wir reden etwas aneinander vorbei.... aber Angesichts der Tatsache, dass wir vorher dabei entdeckt wurden, wie wir eine, wahrscheinlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmte, Konferenz der höllischen Elite belauschet haben und du wohlgemerkt selbst gesagt hast, dass auch du mit einer Bestrafung vom verrückten Hutmacher rechnest, war es für mich eigentlich klar, DASS WIR VERDAMMT NOCHMAL UMDREHEN UND ZURÜCKGEHEN!“ Das Bunny wich, getroffen von der Wucht dieses unvorhergesehenen Wutanfalls, einen Schritt zurück. „Reg dich doch nicht gleich so auf....“ „ICH SOLL MICH NICHT AUFREGEN?!“ bei jedem Wort war der Blonde etwas näher an das Häschen herangetreten, das ihrerseits immer mehr in sich zusammenzuschrumpfen schien. „Ich weiß nicht, ob dir das klar ist, aber jetzt werde ich nicht nur Ärger kriegen, weil ich diese scheiß rote Akte verschlampt hab, sondern auch noch weil ich mich mit einem durchgeknallten Bunny im Wunderland rumtreibe und den Herrn der Hölle dabei bespanne, wie er wahrscheinlich gerade ziemlich geheime Konferenzen mit seinem Erzdämonen abhält!!! Er hat also jetzt nicht nur einen Grund mir den Arsch aufzureißen, sondern DREI!!!!!!! Und mich stört vor allem die Tatsache, dass ich einmal in meiner ganzen verkackten Existenz soviel Vernunft aufbringen konnte, zurückgehen zu wollen als ich noch die Gelegenheit dazu hatte und das ganze noch nicht so schlimm war UND ICH ES DANN NICHT GETAN HABE WEGEN DIR!!!!“ Der Märzhase war mittlerweile so klein geworden, dass sie zusammengekauert am Boden hockte und nur noch schützend die Arme über ihren Kopf hielt, um sich etwas gegen das Geschrei des Sklaven abzuschirmen. Kato stand schwer atmend über dem weißen Hasenbündel und war schon leicht rötlich angelaufen. Unter ihm schielte zaghaft ein braunes Auge herauf. „Sieh‘s doch mal so Kato, wenn du jetzt schnell die Sache mit dem Herrn der Fliegen in Ordnung bringst, fällt deine Strafe vielleicht etwas milder aus. Außerdem ist es von hier aus näher zu der Grenze als wieder den ganzen Weg zurück...“ Langsam nahm das Bunny die Arme wieder runter und bedachte den Blonden mit einem ihrer „schlimmer kann‘s nicht werden“- Lächeln. „Du erzählst immer den genau gleichen Mist. Ist dir das schon aufgefallen?!“ Kato stand resignierend mit hängenden Schultern daneben. Aber vielleicht hatte sie ja recht... Wenn er jetzt zum Herrn der Fliegen ginge, hätte er Luzifer wenigstens seinen guten Willen damit gezeigt. Nicht, dass er ernsthaft annahm, dass dieser sich auch nur ansatzweise darum scheren würde... Aber na ja, vielleicht ja doch. Er hatte es wenigstens dann probiert und musste sich nicht von einem dummen Hasen vorwerfen lassen, er sei ein Feigling. Katos Entschlusskraft kehrte langsam zurück und er ballte die Fäuste. Ja, er würde alles versuchen, um zu demonstrieren, dass es Luzifers Befehle wirklich ausführen WOLLTE. Er entfernte sich wieder etwas von dem Bunny, welches daraufhin ein beinahe schon erleichtertes Ausatmen verlauten ließ. „Also, gehen wir weiter!“ ~~~~ „Äh Kato-kun...“ „Hmpf“ der Blonde lief, so wie man das bereits gewohnt war, relativ missmutig hinter dem Bunny her. ‚Von hier aus ist es kürzer zum Ausgang als zum Eingang zurück... Ja klar!‘ Wie lange waren sie jetzt schon wieder seit der Spiegelmisere unterwegs? Kato kam es mindestens genau so lang vor, wie sie davor bis zum dem scheiß Spiegel gebraucht hatten. „Vielleicht sollte ich dich warnen....“ „Was? Schon wieder?“ Der Märzhase ließ sich zu Kato zurückfallen und gesellte sich neben ihn. „Weißt du, wir nähern uns jetzt langsam dem Ende des Labyrinths...“ „Echt?“ Irgendwie konnte es der Sklave nicht so recht glauben. In seinem Kopf konnte er sich mittlerweile schon beinahe nichts mehr andres als grüne Hecken, die ihn bis in alle Ewigkeit umgaben, vorstellen. „Ja... allerdings müssen wir zuerst noch an den Wächtern vorbei, die den Nordausgang bewachen...“ „Wächter....“ Kato bedachte sie mit einem kritischen Blick. „...lass mich raten: Riesige Monster mit Tentakeln, die mich fressen wollen....“ Ein Grinsen schlich wieder auf das Gesicht des Hasen. „Nein, riesig sind sie eigentlich nicht und Tentakeln haben sie eigentlich auch keine. Aber es gibt schon Leute, die sie als Monster bezeichnen würden....“ „Aha... Und wie schlimm sind sie?“ „Nun, für dich wahrscheinlich einiges schlimmer als für mich....“ Kato blieb stehen. „Was bitte soll denn das jetzt schon wieder heißen?“ „Na ja, sie interessieren sich eigentlich grundsätzlich mehr für Männer als für Frauen....“ „Hä? Was ist denn das für ein seltsames Monster?“ Der Märzhase griff nach der Hand des Blonden, damit dieser sich wieder in Bewegung setzte. „Man kann sie nicht so ganz in Worte fassen. Du wirst es dann schon sehen... Außerdem dauert es noch etwas, bis wir sie erreichen. Ich wollte dich bloß schon mal vorgewarnt haben.“ Kato schaute dem Bunny misstrauisch nach, während sie wieder ihre alte Position etwas vor ihm einnahm. Irgendwie war es seltsam, dass sie ihn so früh vor irgendwelchen ‚Wächtern‘ vorgewarnt hatte. Was konnte es bloß mit denen auf sich haben? ~~~~ ‚Schau schau, da kommen Neue...‘ ‚Ist das nicht der Märzhase?‘ ‚Der war schon lange nicht mehr hier.‘ ‚Was kann der Märzhase bloß hier wollen?‘ Kato schaute sich leicht panisch um. Woher kamen die kleinen feinen Stimmchen? Er war nach wie vor mit dem Bunny allein unterwegs. Das einzige, das sich verändert hatte, war dass der Weg nun von beiden Seiten von Blumenbeeten gesäumt wurde. ‚Wer ist der andere?‘ ‚Ich hab ihn noch nie gesehen‘ ‚Mir gefällt er nicht‘ ‚Er sieht aus wie Unkraut‘ Unkraut? Jetzt macht mal halblang. Die Blonde drehte seinen Kopf immer noch in alle Richtungen um die Sprecher ausfindig zu machen. Doch noch immer konnte er niemanden sehen. Etwas nervös schloss es zu dem Märzhasen auf. „Sind das die Wächter?“ fragte er leise. „Was?...“ Sie schaute ihn für einen Moment an, als würde sie nicht richtig verstehen, wovon er sprach. Dann plötzlich klärte sich ihre Miene und sie grinste. „Oh nein, das sind bestimmt noch nicht die Wächter. Das sind die Blumen....“ Sie deutete auf die Blumenbeete zu ihrer rechten Seite. Kato folgte ihrer Geste mit den Augen und musste zu seinem Erschrecken tatsächlich feststellen, dass die Blumen ihn auf ihre eigene abstrakte Weise mindestens genauso misstrauisch beobachteten wie er sie. „Blumen?“ „Ja, Blumen.“ Der Märzhase lief unbeschwert weiter, als wäre es das Normalste der Welt. „Aber ... aber sie sind doch nicht gefährlich, oder?“ Nun drehte sich das Bunny wieder um und schenkte dem Blonden einen etwas vorwurfsvollen Blick. „Kato, es sind Blumen. Was bitte sollten sie dir tun können?“ „Ich weiß nicht... eine hat mich vorher Unkraut genannt...“ Der Hase trat wieder einen Schritt näher auf Kato zu und legte ihm gespielt mitleidig die Hand an die Wange. „Armes Baby... Wenn sie nicht kuschen wollen, reißt du sie halt einfach aus oder trittst auf sie drauf.“ Demonstrativ zertrat das Bunny ein armes kleines unschuldiges Veilchen am Wegrand. Worauf im Meer der Blumen entsetztes Geschrei ausbrach: ‚Mörder!‘ ‚Sie war doch noch ein Kind!‘ ‚Was würdest du sagen, wenn wir dich einfach zertreten würden?!‘ Kato betrachtete den zerquetschten blauen Überrest der Blume nachdenklich. „Ich glaube, du hast ihr wehgetan...“ Der Märzhase schnaubte verächtlich. „Es sind bloß Blumen, Kato. Vielleicht etwas großmäulig... Aber im Endeffekt nichts anderes als läppisches Grünzeug!“ „Aber...“ „Nichts aber! Und jetzt lass uns weiter gehen!“ Das Bunny schien etwas aufgebracht zu sein und stampfte an dem Sklaven vorbei wieder in die eingeschlagene Richtung. Kato seufzte, setze sich am dennoch in Bewegung um ihr zu folgen. Hinter ihnen ertönten Rufe wie: ‚Irgendwann wird jemand Vergeltung für dieses Verbrechen üben....‘ ‚Solch grausamer Mord bleibt nicht ungestraft!‘ ~~~~ Während Kato in seinem Kopf immer noch die verschiedenen Rachemethoden der Blumen durchspielte, sie variierten von metergroßen fleischfressenden Pflanzen bis hin zu mutierten Mörderrosen, die Ihre Dornen als Projektilgeschosse benutzen, bogen die zwei um eine Ecke. Die Blutrache von irgendwelchem Grünzeug verlor unglaublich schnell an Bedeutung, wenn man das Bild betrachtete, das sich den Blonden gerade darbot. Er und seine häsische Begleiterin hatten die Heckenwelt verlassen und standen nun auf einer weitläufigen freien Wiese. „Sind wir jetzt etwa draußen?“ „Nein, jetzt sind wir bei den Wächtern...“ „Wächter?“ Kato spähte alarmiert über das Feld, konnte jedoch nirgendwo ein abscheuliches Tentakelmonster entdecken. „Wenn wir Glück haben, bemerken sie uns nicht und wir können an ihnen vorbeischleichen....“ In etwas gebückter Haltung hielt sich das Bunny nach rechts und schlich langsam vorwärts. Kato versuchte es ihr nachzutun, fragte sich aber innerlich immer noch wer oder was denn nun diese Wächter waren. „Hase?“ „Pssst! Sei verdammt noch mal leise, dann hören sie uns vielleicht nicht!“ „Äh `tschuldige...“ flüsterte der Blonde, „...aber was sind denn nun diese Wächter genau?“ „Sei lieber froh, wenn du das nicht herausfinden musst....“ Irgendwie befriedigte diese Antwort den Sklaven so gar nicht. Er fragte sich echt, was derart grauenhaft sein konnte, dass sich jemand wie der Märzhase solche Sorgen machte.... „Aber...“ „PSSST!“ Das Bunny schlug dem ziemlich überraschten Kato ihre Hand vor den Mund und deutete mit panischem Gesichtsausdruck vor sich. Kritisch mustere er zuerst den Hasen, dann jedoch lehnte er sich nach vorne um endlich eine Antwort auf seine ungestellte Frage zu kriegen. Ein paar hundert Meter von Kato und dem Märzhasen entfernt, stand neben einem Baum ein Tisch mitten auf der grünen Wiese. Der Kiffer musste seine armen Äuglein verdammt anstrengen, um noch mehr auf die Distanz erkennen zu können. Es schien als säßen an dem Tisch zwei Personen, die mit irgendetwas beschäftigt waren. Ohne es bewusst wahrzunehmen, ging Kato ein paar Schritte näher an das Geschehen heran, was beim Märzhasen ganze Stürme der Verzweiflung auslöste. „Komm sofort zurück! Wenn sie uns noch nicht bemerkt haben, sollten wir machen, dass wir so schnell wie möglich fortkommen!“ Kato hingegen winkte ab und schenkte dem leicht hysterischen Bunny kaum Beachtung. Er war immer noch voll auf die Wächter konzentriert. Waren das zwei Computer dort auf dem Tisch? Der Blonde kniff leicht verwirrt die Augen zusammen. Er hatte während seinem ganzen Aufenthalt in der Hölle bis jetzt noch nie so etwas Modernes wie einen Computer gesehen..... Tatsächlich! Es schienen Computer zu sein. Und die zwei Personen am Tisch schienen vollauf damit beschäftigt, wie wild auf der Tastatur herumzuhämmern. Kato schlich noch etwas näher. Bei näherer Betrachtung konkretisierte sich das Wort ‚Person‘ auch etwas mehr. Denn der Sklave konnte jetzt erkennen, dass es sich um zwei Frauen handelte. Um noch etwas genauer zu sein: zwei Frauen mit langen dunklen Haaren und dunklen Klamotten. Automatisch entspannte Kato sich und schaute mit einem leicht vorwurfvollen Blick zurück zum Bunny. Er deutet mit einer stummen Geste auf die zwei am Tisch und sein Gesichtsausdruck sagte etwas soviel wie: „...und davor soll ich Angst haben?!“ Das Bunny schüttelte nun ihrerseits leicht panisch den Kopf um stürmte auf den Blonden zu. Recht energisch schlang sie ihm ihre Arme um den Hals und zog den Kiffer wieder in eine gebücktere Position. „AH SPINNST DU?! Das hat wehgetan!“ Kato rieb sich das strapazierte Kreuz. „Nein, DU SPINNST! So nah an sie heranzugehen, wo sie uns doch nicht bemerkt hatten!“ Sie verpasste dem Sklaven eine Kopfnuss, welcher sie daraufhin mit noch mehr Unverständnis ansah. „Was bitte soll an den zweien gefährlich sein?“ Er deute auf die zwei Frauen, die immer noch total gefangen von der Welt ihres Computers zu sein schienen. „Wer sind die zwei Tussen überhaupt?!“ „Pssssssssssst!“ Der Blick des Märzhasen der irgendwo zwischen Verzweiflung und Betteln angesiedelt war, brachte den Blonden schlussendlich doch noch dazu die Klappe zu halten, dennoch stand ihm die Frage unübersehbar ins Gesicht geschrieben. „Das sind die Yaoi-Fanfiction-Autoren“ „Bitte was?!“ „PSSST! Sie wurden dazu verurteilt bis in alle Ewigkeit Fanfics zu schreiben.“ Kato betrachtete den Hasen mit einem überaus verwirrten Gesichtsausdruck. „Was sind denn Fanfics?“ „Glaub mir, das willst du nicht wissen...“ das Bunny seufzte. „...aber komm, lass uns jetzt endlich wieder verschwinden!“ „Nein, ich will jetzt wissen, was sie hier tun!“ er schaute sie trotzig an. „Na, sie schreiben... Das sieht man doch.“ Der Märzhase griff nach dem Handgelenk des Blonden und versuchte diesen mitzuziehen. „NEIN!“ Kato hatte sich schnell wieder aus ihrem Griff befreit. „Ich will jetzt verdammt noch mal wissen, was sie schreiben!“ Das Bunny schenkte dem Sklaven einen resignierenden Blick. „Sag aber später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt...“ sie holte tief Luft. „Also... Yaoi-Fanfiction-Autoren schreiben Geschichten über homo....“ weiter kam sie nicht, denn Katos Aufmerksamkeit war wieder nach hinten zu den zwei anderen Frauen gewandert, von denen nun endlich eine den Kopf gehoben hatte. „Sag mal Nasi, was würdest du davon halten, wenn unser Lieblingshaustier Luzi nen blow-job verpasst?“ Die andere schaute nun auch auf, grinste dreckig und antwortete dann: „Was fragst du mich so was, du weisst doch genau, dass ich für blow-jobs immer zu haben bin.“ Katos Augen weiteten sich. „W-was reden die zwei Tussen da für ne Scheiße?“ Das Bunny klopfte ihm mitleidig auf die Schulter, war aber insgeheim froh darüber, dass sie keine Aufklärungsstunde mit dem blonden Kiffer hatte abhalten müssen und die Yaoi-Fanfiction-Autoren sich sozusagen selbst erklärt hatten. „Ich hatte dir ja gesagt, dass du es nicht wissen willst. Aber du wolltest ja nicht auf mich hören....“ sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. Der Sklave hingegen starrte immer noch voller Entsetzen auf den Tisch, wo das Gespräch weiterging. „Aber meinst du nicht, es wäre mal an der Zeit die Peitsche wieder ins Spiel zu bringen?“ Kato verspürte unweigerlich den Drang einen Schritt zurückzugehen. „Na, ich weiß nicht. Mir persönlich hat ja die Gerte besser gefallen.“ Noch einen Schritt zurück. „Du könntest ja vielleicht sie anstatt der Peitsche bringen...“ Kato hatte das Bedürfnis wegzurennen. „Ja, das wäre natürlich eine Möglichkeit...“ Mehr vom Gespräch bekam der Sklave nicht mehr mit, denn er hatte sich das Bunny gekrallt und hatte mit ihr fluchtartig das Weite gesucht. „Esi-Schätzchen, ich bin etwas erstaunt darüber, dass du ihn einfach so hast laufen lassen...“ Die Angesprochene lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und starrte mit etwas sehnsüchtigem Blick auf die Stelle, wo Kato und das Bunny zuvor noch gestanden hatten. „Ja, ich weiß....“ Sie strich sich nachdenklich ein paar lange Haarsträhnen hinters Ohr. „Sicher wäre es witzig gewesen, ihn jetzt ein wenig zu quälen, aber du weißt ja.... ich muss die Story vorantreiben...“ „Ja, da wäre ich auch dafür..“ ihre Gesprächspartnerin erhob sich und ging um den Tisch herum. „...wenn es nach mir ginge, sollte es endlich mal etwas Luzi x Kato Action geben!... Willst du lieber ne Cola mit rotem oder mit schwarzen Deckel?“ „rot... Es wird schon noch Luzi x Kato Action geben, was auch immer du darunter verstehst...“ Ihr Gegenüber grinste und reichte ihr die Cola. ~~~~ Keuchend kamen Kato und das Bunny um die Ecke gerannt. Dieses Mal war ausnahmsweise Kato die Person, die führte. „Warum...“ er musste zuerst etwas verschnaufen. „...hast du...“ Kato stütze die Hände auf die Oberschenkel ab und versuchte zu Atem zu kommen. „...mir.... nicht gesagt..... dass das.... so.... perverse Weiber sind.“ „Das hab ich ja die ganze Zeit versucht...“ Auch der Märzhase musste sich an die Wand lehnen. „... aber du hast dich von ihrem harmlosen Äußeren täuschen lassen.“ Der Blonde antwortete nichts, sondern starrte zu Boden. „Aber weißt du.... eigentlich sind wir recht gut weg gekommen.... Schließlich haben sie nur geredet... und nicht irgendwelche komischen Experimente mit dir gemacht.“ „Experimente?“ Wie ein verschreckter Welpe schaute Kato auf. „Ja Experimente, aber ich denke, mittlerweile wirst du es akzeptieren, wenn ich dir sage, dass du das gar nicht genauer wissen willst.“ Er nickte. „Will ich wirklich nicht genauer wissen....“ Der Märzhase hatte sich endlich wieder etwas erholt und stieß sich von der Wand ab. „Dort unten endet das Wunderland und das Reich des Herrn der Fliegen beginnt.“ Sie zeigte in die Finsternis. Erst jetzt realisierte Kato, wo er war. Er befand sich wirklich nicht mehr im Labyrinth, sondern am Eingang einer halbdunklen Höhle. Irgendwie hatte er nicht so recht mitgekriegt, wie sich die Umgebung um ihn herum verändert hatte. Er war einfach zu fest mit der Flucht vor den Yaoi-Fanfiction-Autoren beschäftigt gewesen, als dass er einer solchen Kleinigkeit Beachtung hätte schenken können. Kato richtete sich langsam wieder auf und schaute der Finsternis entgegen. Irgendwie war ihm gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass er dorthin gehen sollte. „Ich muss mich hier von dir verabschieden, denn ich darf das Reich des Herrn der Fliegen nicht betreten.“ Sie schaute den Blonden nicht an, sondern stocherte mit ihrem Fuß etwas betreten in der Erde rum, „..aber ich wünsche dir viel Glück. Hoffentlich mildert es wirklich deine Strafe...“ Ja, das hoffte Kato auch. Denn wenn dieser den schummrig unheimlichen Gang so betrachtete und ihn mit dem fröhlich sonnigen Wunderland verglich, wirkte es trotz seiner etwas seltsamen Bewohner wesentlich einladender als diese feuchte Gruft. Dennoch straffte sich Kato etwas und richtete seine Kleidung. Er würde konsequent bleiben, schließlich hatte er sich vorgenommen zum Herrn der Fliegen zu gehen, also würde er das auch tun. Viel schlimmer als das, was er sonst schon so von der Hölle kannte, konnte es nicht werden. „Also, dann ist es wohl an der Zeit hier ‚auf Wiedersehen‘ zu sagen....“ er streckte dem Märzhasen seine Hand entgegen. Diese schaute zuerst etwas misstrauisch darauf, dann plötzlich strahlte sie über das ganze Gesicht und sprang dem Blonden an den Hals. „Oh Kato-kun, du bist ja sooo lieb. Ich mag dich... auch wenn du manchmal ein ziemlicher Idiot bist! Hoffentlich sehen wir uns mal wieder...“ Sie schmiegte sich an den ziemlich überraschten Sklaven. „...aber die Ewigkeit ist ja lang.“ Kato drückte den Hasen etwas von sich und schenkte ihr ein halbherziges Lächeln. „Ja, ist sie.“ Insgeheim hoffte er eigentlich nicht all zu früh wieder eine Begegnung mit diesem launischen Bunny zu haben. Einmal in hundert Jahren auf ihre Hilfe angewiesen zu sein, reichte ihm völlig. „Also, ich mach mich dann mal auf den Weg.“ Er atmete tief ein und begann dann seine Reise in die unbekannten Weiten der düsteren Höhle. Der Märzhase blieb am Eingang stehen und sah dem Sklaven nach, bis er endgültig in der Finsternis verschwunden war. ~~~~ Ihr Blick blieb lange auf die Finsternis gerichtet, bis sie sich endlich losreißen konnte. Mit einem Seufzen ging sie wieder auf die Höhlenwand zu und ließ sich daran heruntergleiten. „Kato, du bist einfach viel zu nett....“ Ein kleiner Wirbel erschien über der Hand des Bunnys und plötzlich materialisierte sich eine rote Akte in ihr. „...einfach viel zu nett....“ TBC A/N: Die Yaoi-Fanfiction-Autoren - Ein blödes und nicht ganz ernstzunehmendes self-insert am Ende*lol* Um es ganz zu verstehen, muss man wissen, dass die andere Person meine Beta ist. Aber das Kapitel ist schon alt, es stammt aus dem Jahr 2005. Mittlerweile würd' ich das wohl auch nicht mehr so hinzufügen... aber naja, ich kann mit dem Blödsinn, den ich geschrieben habe, leben^^ [1] Dieser Abschnitt ist praktisch wortwörtlich aus dem Original “Alice im Wunderland” übernommen. Ich hab mir das Buch extra aus der Bibliothek ausgeliehen, damit ich ein paar Sachen nachlesen konnte... Was ich nicht alles für diese FF mache*drop* Um auch später die Reaktion der Raupe gänzlich zu verstehen, müsste man vielleicht das Original kennen... Aber egal... [2] Ok ok, ich weiß, dass der Spiegel eigentlich nicht ins Wunderland gehört, sondern zu Grimm. Aber was soll’s... So ist’s witziger*g* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)