Lost Angel - Die Flügel wachsen wieder von Remy (Fortsetzung von 'Lost Angel') ================================================================================ Baldige Ankunft --------------- Lost Angel – Die Flügel wachsen wieder Kapitel 15 – Baldige Ankunft Luca's PoV Mein Blick schweifte immer wieder zu Tofan, der die ganze Zeit dicht neben San lief. Der werte Vampir hatte sich letztens nur in die hinteren Räumlichkeiten verkrochen, damit er uns nicht störte. Was dachte er denn, dass ich mit dem Werwolf tun würde? Das Gleiche, was Jemil tat? Mich von diesem Tier ficken lassen? Sicher nicht! San lief auf einmal etwas langsamer, bis er neben mir her marschierte und mich fröhlich anlächelte. Was ging es dem denn auf einmal so gut? Doch bevor ich fragen konnte, machte er auf einmal ein trauriges Gesicht. „Ihr seht so wütend aus, Meister...“, murmelte er zog den Kopf etwas ein. Fast schon verwirrt sah ich ihn an. Was war denn jetzt los? Dieser Wolf konnte seine Stimmung aber auch im Minutentakt ändern. „Tofan... Wie weit noch?“, rief ich da aber nur und achtete gar nicht mehr auf den jungen Wolf, der immer noch etwas traurig dreinschauend neben mir hertapste. Der ältere Vampir blieb derweilen stehen und drehte sich zu uns um. „Wie lange könnt Ihr denn heute noch?“, erwiderte er da aber mit einer Gegenfrage. Eingeschnappt schnaubte ich. Viel zu oft stellte er immer wieder diese Frage und häufig bekam ich deswegen keine richtige Antwort auf die meinige. „Wenn ich weiß, wie weit es noch ist, dann werde ich es dir sagen!“, knurrte ich mürrisch und San neben mir zuckte leicht zusammen. Abrupt blieb er aber dann stehen und hielt die Nase in die Luft. Roch er etwas? Ich sah ihn einen Moment interessiert an, wandte mich dann aber wieder an Tofan, der wohl ziemlich angestrengt überlegte. „Wenn Ihr noch sehr weit laufen könnt, dann würden wir es vielleicht bis Sibiu schaffen... Heute noch...“ Ich zuckte nur leicht mit den Schultern, als er das sagte und marschierte an dem Vampir vorbei. San dagegen rührte sich keinen Zentimeter mehr. „Wölfe...“, hörte ich ihn noch sagen, aber es interessierte mich nicht. Dafür Tofan umso mehr. „Wo?“, wollte er von dem Jüngsten wissen, der sofort in den Wald hinein deutete. Ich ließ meinen Blick für einen Moment über die Stelle schweifen und ging dann trotzdem weiter. „Wenn du heute noch ankommen willst, dann beeil dich, Tofan!“, knurrte ich, da stand aber auf einmal ein riesiger Wolf vor mir. Sein Fell schimmerte bräunlich bis orange und irgendwie wirkte er gerade zu erhaben. „Iuventus was hast du denn gefunden?“, hörte ich da auf einmal jemand sagen. Mein Blick schweifte in die Bäume, wo ich eine junge Frau entdeckte, die mir aber eher vorkam, wie eine Wilde. Ein Vampir war die sicher nicht. Aber ein Werwolf? Sie sprang von dem Ast auf dem sie saß neben dem Wolf, dadurch hing ihr jetzt hellbraunes Haar in das viel zu kindlich wirkende Gesicht. Als sie jetzt so vor mir stand fiel es mir erst auf. Sie hatte Wolfsohren und auch den Schwanz von einem solchen Tier. „Hm...“, summte die Frau, „Fledermäuse hast du für uns gefunden...“ Ich verengte meine Augen zu Schlitzen. Hatte die mich jetzt wirklich als Fledermaus bezeichnet? Über das konnte ich mich doch immer wieder aufregen. „Ich bin ein Vampir, du dreckiger Köter!“, fauchte ich. Da huschte aber auch schon ein Lächeln über das Gesicht dieses Straßenköters. Wie konnte dieses Biest es nur wagen? Ich wollte schon auf sie losgehen, als mich Tofan festhielt. „Ihr seid wohl die Herrin dieses Waldes... Und das euer Begleitwolf...“ Leicht nickte der Vampir in Richtung des Tieres zu Füßen der Werwölfin. „Ja, dass ist meine treue Schwester Iuventus...“ Ich wusste nicht auf was Tofan hinaus wollte, wenn er so – ja gerade zu – nett mit ihr redete. Die würde uns doch zerfleischen, wenn sie die Lust dazu hatte. „Ich bin Lupa... Und ihr seid?“ Die Werwölfin deutete eine leichte Verbeugung an, was ihr Tofan gleich tat. „Tofan... Und das ist mein Herr Luca und dort hinten ist unsere Begleitung San...“ Langsam schlich der junge Werwolf nun auch zu uns, jedoch verkroch er sich hinter mir. Es würde mich nicht wundern, wenn ihm diese Lupa Angst machte. „Hui... Ein Werwolf. Ich hoffe mal ihr behandelt ihn gut... denn sonst müsste ich euch töten.“ Sie ging in die Hocke und deutete San an, dass er zu ihr kommen sollte. Etwas scheu tat er das auch und setzte sich vor sie. „Und? Sind sie lieb zu dir?“ Sofort begann der Kleine zu nicken. „Vor allem Luca! Er hat sich letztens ganz lieb um meinen verletzten Fuß gekümmert...“, begann er da auch schon zu erzählen. Kurz warf ich Tofan einen Blick zu, während sich unser Wolf mit Lupa unterhielt. „Wieso redest du so höflich mit ihr...?“, flüsterte ich schließlich und hoffte nur, dass es die Werwölfin nicht gehört hatte. „Weil ich nicht zu eurer Sorte von Vampir gehöre, die Werwölfe eigentlich verachten... Aber gegenüber San seit ihr ja auch recht nett geworden.“ Ich konnte das Grinsen auf dem Gesicht des Älteren regelrecht spüren, dafür musste ich ihn nicht einmal ansahen. Aber was redete er überhaupt? Höflich gegenüber Werwölfen? Wieso holte er sich dann einen runter, wenn San nackt vor ihm stand? War das auch Höflichkeit? „Na dann geht es dir ja wirklich richtig gut...“, meinte da auf einmal Lupa, als San mit seiner kleine Erzählung geendet hatte. Er grinste übers ganze Gesicht und schlang jetzt die Arme um den Wolf, der brav neben seiner Herrin gesessen hatte. „So einen will ich auch mal haben!“, flötete der kleine Werwolf und strich über das Fell des Tieres, dass nur verwirrt zu der Werwölfin aufsah. Gerade so, als ob es fragen wollte, ob es sich das gefallen lassen müsste. „Wie es aussieht, seit ihr anständig zu dem Kleinen...“, meinte da Lupa auch schon und wandte sich wieder an mich und Tofan. Herzhaft streckte sie sich schließlich, wobei ihr die Ärmel ihres bunten Shirts etwas zurückrutschten und muskulöse Arme preisgaben. Ich schluckte. Die könnte uns ganz schön zurichten. Mühsam richtete sie sich schließlich auf und half auch San wieder hoch, der sie mit großen Augen ansah. „Und wo ist den Meister?“, fragte er auf einmal und blickte die Werwölfin, die aber seinen fragenden Blick bloß etwas verwirrt erwiderte und dann zu mir sah. Wieder einmal schluckte ich. Was jetzt? „Weißt du Kleiner, nicht jeder Werwolf braucht einen Meister... Manche kommen auch alleine durch.“ Sie hauchte San noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie wieder in die Bäumwipfel verschwand. Ihr Begleitwolf dagegen blieb starr vor uns stehen, wodurch ich es gar nicht erst wagte mich zu bewegen. Doch auf einmal wandte sich der Wolf ab und verschwand ins Unterholz, nur einen Moment später atmete ich erleichtert auf. „Jetzt sind sie wieder weg“, meinte da San traurig und ließ den Kopf hängen. Die Werwölfin hätte ihm wohl wirklich gefallen, vielleicht nur etwas zu alt für ihn. Aber so recht war er wohl auch gar nicht auf eine Liebesbeziehung aus, etwas Freundschaftliches wäre sicher besser für den Kleinen. Ob ihm das womöglich sogar gut tun würde? „Sie beobachtet uns noch...“, murmelte da auf einmal Tofan, noch im selben Augenblick raschelte etwas im Blätterdach. War sie das? Mila's PoV Drei weitere Tage waren wir unterwegs gewesen, als unser Ziel endlich in Sicht hab. Sibiu, eine Stadt irgendwo in Transsilvanien, der früheren Heimat Tausender von Vampiren. Jetzt sollten hier kaum noch hundert leben. Vertrieben, gejagt und getötet von Menschen, unser eigentlichen Beute. Und trotzdem meinte ich ein Gefühl von Heimat zu spüren, obwohl ich hier doch auch noch nie war. Da legte aber auf einmal Lana ihren Arm um meine Schultern und drückte ihren Kopf an meine Halsbeuge. Leise summte sie. Wieder diese mir unbekannte Melodie, die sie immer summte, wenn es ihr gut ging. Was war das nur? „Irgendwie fühlt es sich gut an endlich hier zu sein... Hier sollen sie sein. Jesko und Jemil...“ Ich nickte nur langsam auf ihre Aussage. In mir kam plötzlich dieses Gefühl von Leere hoch. Sie waren hier. Beide. Zusammen. Zumindest hoffte ich das. So würden wir sie gleichzeitig finden. Oder wäre es besser, wenn sie sich getrennt hätten? Vielleicht für uns Mädchen, da wir sie wieder für uns haben könnten. „Sie werden sicher nicht mit kommen... Jesko hat ein viel zu großes Ego dafür...“, murmelte die Werwölfin auf einmal und versuchte wieder die Melodie zu summen, aber es ging wohl nicht mehr. Sie konnte es eben nur, wenn sie glücklich war. „Ich will ihn nur noch sehen...“, meinte ich und tapste langsam weiter. Am Horizont bildete sich schon ein dünner Streifen Sonnenlicht. Bald würde es wieder hell werden und ich würde verbrennen, also müssten wir uns beeilen. Nur hielt mich da Lana auf einmal fest. „Hier ist jemand!“, zischte sie und ihr Blick schweifte immer wieder von einer Seite zur anderen. Ich konnte selbst nichts erkennen oder riechen, aber in Sachen Leute bemerken war Lana ohnehin besser als ich. Da stolzierte auf einmal ein Wolf vor mir über den Weg und ich blieb stocksteif stehen. Leicht schimmerte sein Fell im Mondlicht rötlich. Nur kurz warf mir das Tier einen Blick zu und ich konnte fast schon den Drang dazu mich zu zerreißen in seinen Augen erkennen. „Das ist ein Begleitwolf... Hier muss auch irgendwo der Werwolf dazu sein...“, kommentierte meine Werwölfin da auch schon und immer noch sah sie sich um, aber scheinbar war nur der Wolf hier. Nichts von Werwolf, der dazugehörte. „Dann beeilen wir uns, bevor der auch noch aufkreuzt!“ Ich setzte mich wieder in Bewegung, wobei ich schon fast lief. Lana konnte trotzdem mit Leichtigkeit mit mir Schritt halten. So schwer war das aber auch nicht. Wirklich schnell war ich nie, dafür hatte ich viel zu wenig Ausdauer, um es lange genug auszuhalten. „Wenn du rennst, wird er uns verfolgen und am Ende auf dich losgehen“, meinte da auf einmal Lana und grinste fast schon fies dabei. Abrupt ging ich wieder langsamer und warf über meine Schulter hinweg einen Blick auf den Wolf, der jetzt mitten auf dem Weg saß und uns hinterher sah. Doch da rannte ich auf einmal in jemanden. Überschwänglich wollte ich mich schon entschuldigen, als mich die Person am Arm packte und mich zu sich zog. „Was für eine schöne Vampirin. Hast du gut gemacht, Nervulus.“ Ich sah sofort auf und blickte ich das Gesicht eines Werwolfes. Aber er war anders, als die, die bei meinem Clan lebten. Sein Haar war weiß und es schimmerte leicht blau. Aber das war ja noch gar nicht so Besonders, denn er hatte Wolfsohren und wie ich bald merkte – da er sich um meine Taille legte – auch einen Wolfsschwanz. Verschreckt stolperte ich einige Schritte zurück in die Arme von Lana, die wütend knurrte. „Sie gehört wohl dir...“ Der andere Werwolf deutete eine Verbeugung an und erst jetzt viel mir sein feines Aussehen auf, fast schon wie bei uns Vampiren. Wenn nicht gar etwas feiner. Ob es wohl adlige Werwölfe gab? „Fass sie nicht mehr an!“, knurrte Lana und sie klang dabei so sauer. Wollte sie mich vor einem ihrer Art beschützen? Einfach so? „Du weißt wohl nicht wer vor dir steht, niedrige Hündin!“, keifte da jedoch schon der Werwolf und funkelte sie böse an. Ich schluckte. Wenn die hier jetzt kämpften, dann könnte ich einpacken. Doch da gab auf einmal der Wolf einen wütenden Laut von sich und lief auch nur einen Moment an mir vorbei und packte den Werwolf mit den Zähnen am Bein. „Ja ja, Nervulus, ich hör ja schon auf...“ Abrupt ließ das Tier ihn da auch schon los und er selbst verbeugte sich vor uns. „Wir werden uns dann wohl nie wieder sehen, meine Damen...“ Mit – fast schon – in die Luft gereckter Nase stolzierte er an mir vorbei, eben so folgte ihm auch der Wolf – Nervulus. Lana sah ihm noch eine Weile hinterher, bevor ihr auf einmal die Gesichtszüge entglitten. „Das war eines der hohen Wolfsgeschwister...“, entfuhr es ihr, da hatte sie mich aber schon am Arm gepackt und hinter sich hergezogen. Ich konnte keuchend hinter ihr herlaufen und mich mehr oder minder ziehen lassen. Erst als wir die ersten vereinzelten Häuser von Sibiu passiert hatten, blieb sie wieder stehen. „Wer war das?“, wollte ich da auch schon wissen. „Lupus, der Bruder von Lupa... Das sind die hohen Wolfsgeschwister...“, erwiderte sie auch schon und blickte mich an, als ob ich eine Ente mit zwei Schnäbeln wäre. „Kenn ich nicht...“, antwortete ich und hob etwas eine Augenbraue. Vielleicht würde ich so ja eine genauere Erläuterung bekommen. „Das sind die höchsten Werwölfe... Und ich hab Lupus angeknurrt... Na toll...“ Sie klang ganz verzweifelt, gerade so, als ob das jetzt der Weltuntergang wäre. Eigentlich konnte es ja nicht so schlimm sein. Wie hätte sie ihn auch erkennen können? Seit sie klein war, lebte sie bei meinem Clan. Vampire hatten sie irgendwann einfach im Wald aufgesammelt und mitgenommen. Ich konnte mich noch recht gut an diesen Tag erinnern, als ich sie das erste Mal gesehen hatte. Damals saß sie in der riesigen Eingangshalle mit einer Decke um die schmalen Schultern. Am ganzen Leib zitterte sie. Die beiden Vampire, die sie gebracht hatten, hatten sie einfach sitzen gelassen, da sie erst zu Jemils Vater mussten und es meldeten, dann sie einen Werwolf angeschleppt hatten. Scheu war ich zu ihr gegangen und war immer wieder um sie herum gelaufen um sie anzuschauen. Damals kannte ich mich mit dem Unterschied zwischen Werwölfen und Vampiren aber auch noch überhaupt nicht aus. Wie auch? Ich war erst vier oder fünf Jahre alt. „Bleib cool“, meinte ich locker, „den werden wir doch ohnehin nie wieder sehen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)