Lost Angel - Die Flügel wachsen wieder von Remy (Fortsetzung von 'Lost Angel') ================================================================================ Fürsorglich werden ------------------ Lost Angel – Die Flügel wachsen wieder Kapitel 13 – Fürsorglich werden Jemil's PoV Gerade hatte ich leise die Tür zu meinem eigenen kleinen Zimmer geöffnet, wo eigentlich Devin schlafen sollte. Doch der Vampir saß aufrecht im Bett an die Wand gelehnt. Auf seinem Schoß den Kopf des kleinen Hybriden, der noch friedlich schlief. „Ging wohl nicht?“, meinte ich ruhig, doch damit schreckte ich den Vampir hoch, scheinbar war er ganz in Gedanken versunken gewesen. Verwirrt blickte er mich an, als ob er im ersten Moment nicht wüsste, wer ich war und es ihm jetzt erst langsam bewusst war. Etwas unsicher begann er schließlich zu nicken. „Zumindest der Kleine konnte schlafen...“, murmelte er dann und sank fast wie in Zeitlupe zur Seite, nachdem er Felix etwas von sich herunter geschoben hatte. Jetzt begann aber auch erst die Zeit für ihn, in angenehme Träume versinken zu können. „Soll ich ihn mitnehmen?“, fragte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf den Hybriden, der sich gerade wieder an den Älteren kuschelte. Sofort schüttelte dieser den Kopf und ich nickte darauf hin nur unsicher. Der Anblick der beiden war richtig ungewöhnlich, immerhin hatte ich auch Devin noch nie so gesehen. Sonst wirkte er nicht so fürsorglich, gerade gegenüber einem Wesen, wie Felix. Alles, was kein Vampir war, wurde eigentlich von ihm verabscheut, gerade zu gehasst. „Ich lass dich dann mal wieder in Ruhe.“ Nur ein leises Hm bekam ich zur Antwort, als ich die Tür wieder hinter mir zuzog. Es war ungewöhnlich, dass Felix noch nicht herum lief. Sonst war er um diese Zeit immer schon wach, deswegen war ich es auch. Irgendeiner musste ja auf ihn aufpassen, bevor er etwas anstellte und der werte Jesko war dazu häufig nicht in der Lage. Jetzt schlurfte ich alleine durch die Wohnung. Was sollte ich auch groß machen? Putzen vielleicht? Letzte Woche hatte ich mich da das letzte Mal rangewagt und ich fand es zum Kotzen und irre langweilig. Könnte ja dann mein werter Wolf wieder machen, denn irgendwie gefiel dem das wiederum. Zumindest dann etwas, mit dem er mich entlastete. Dafür aber hatte ich immer noch nichts zu tun. Also ließ ich mich im Wohnzimmer auf die Couch gleiten und gähnte herzhaft. Wieso freute ich mich eigentlich nicht, dass es noch so friedlich war? Weiß Gott was wäre, wenn mich und nicht Devin diese Werwölfe angegriffen hätten. Jesko wäre aus der Haut gefahren und hätte sie wohl oder übel zerlegt. In ihre werten Einzelteile. Ich hatte es doch erlebt, als ich dieser kleine Hund vor ein paar Wochen gebissen hatte, am liebsten hätte er den zerfetzt, wenn ich ihn nicht zurück gehalten hätte. Es war doch nur ein Hund. „Mama?“ Ich hob langsam den Kopf und entdeckte Felix in der Tür stehen. Leicht lächelte ich. Das ich auf dieses >Mama< überhaupt reagierte, ich als Mann. Hatte ich denn so wenig Stolz noch, dass ich mich ansprechen ließ, wie eine Frau. „Was ist denn?“, wollte ich wissen und klang wirklich ruhig und wahrscheinlich sogar etwas fürsorglich. Mehr und mehr hatte ich mir das von Jesko abgeschaut, da er auch immer so mit dem Kleinen redete. Mir dagegen war es eigentlich noch vor einiger Zeit richtig schwer gefallen, so überhaupt ein Wort von mir zu geben. Es lag wohl einfach nicht in meiner Natur nett mit Kindern zu reden, aber jetzt ging es doch. Der Hybride kam auf mich zu getapst und schlang seine kleinen Arme um meine Taille, bevor er antwortete. Es war nicht recht laut, aber für mich dennoch verständlich. „Wieso haben die das mit Onkel Devin gemacht? Er war doch sicher nicht böse zu ihnen. Onkel Devin ist doch so nett...“ Den Grund dafür musste ich auch nicht. Immerhin wusste ich doch auch nicht, wieso sich Vampire und Werwölfe wirklich so hassten. Mir wurde als Kind immer nur eingeredet, dass es einfach um das Vorrecht über die Nacht ging. So wurden von uns Blutsaugern Werwölfe gejagt, gefangen und als Sklaven gehalten oder getötet und sie gingen auf Meinesgleichen auch nur los und zerfetzten sie. Einmal hatte ich einen Vampir gesehen, der von einem Rudel Werwölfe angegriffen worden war. Nicht mehr wirklich viel war von ihm übrig. Damals war ich ja auch nur knapp mit dem Leben davon gekommen. „Ich weiß es nicht...“, murmelte ich und zog den Kleinen auf meinen Schoß. Sanft wiegte ich ihn hin und her, vielleicht würde er ja wieder einschlafen. Tadeln, dass er wieder ins Bett sollte, wollte ich heute nicht, immerhin lag doch in dem Bett, in das sich der Hybride verkriechen würde, immer noch Devin. Sicherlich würde er wieder zu dem gehen. Vorsichtig schmiegte sich der Kleine da aber an mich und als ich hinunter sah, bemerkte ich auch, dass er wieder eingeschlafen war. Ich gab ein leises Seufzen von mir. Manchmal war die Vorstellung, dass sich Felix so wohl bei mir fühlte, fast unwirklich. Ich konnte es kaum glauben und trotzdem war es so. „Du bist ja schon auf...“, hörte ich da auf einmal Jesko sagen, der sich auch schon im nächsten Moment streckte und herzhaft gähnte. Mir entfuhr ein Kichern, als ich sah, was er überhaupt noch anhatte. Wir waren gestern Nacht dann doch noch etwas in ein kleines Liebesspiel verfallen, das aber nur aus streicheln, kraulen und ein wenig massieren bestand. Von daher trug Jesko nur Shorts und irgendwie die auch falsch. Wo war er gerade nur mit seinen Gedanken gewesen, als er die wieder angezogen hatte. Ich schob Felix vorsichtig von mir herunter, ohne ihn zu wecken und stapfte dann auf den Werwolf zu, der mich noch etwas verschlafen ansah. Früh aufstehen war einfach nicht sein Ding und manchmal war es wirklich besser, wenn er einfach liegen blieb. „Zieh dich doch erst einmal anständig an“, murmelte ich und schob seine Boxershorts ein Stück nach unten. Verwirrt sah er mich schließlich an, bis er verstand. Gerade damit brauchte er gelegentlich etwas länger. Ungezügelt streifte er sich die Unterwäsche vom Leib und zog sie sich schließlich richtig herum an. Dadurch, dass sonst niemand, außer uns, wach war, viel es auch keinem auf und mich störte es ja so gar nicht. Vorsichtig küsste ich den Jüngeren, während ich eine Hand auf die Stelle zwischen seinen Beinen legte. Leise seufzte er, als ich wieder von ihm abließ, mich dann aber kurz auch noch mit seinen Lippen berührte. „Was gibt’s zum Frühstück?“, fragte da der Werwolf aber auf einmal. Ich hob nur leicht eine Augenbraue und blickte ihn mit einem Ausdruck an, der sagen wollte, ob er sich nicht einmal selbst etwas machen könnte. Doch da verzog Jesko sein Gesicht schon zu einem Schmollen, heute würde das nur nichts helfen. Ich würde mich nicht dazu herablassen, dass ich ihm etwas machte. Leider erfüllte da schon ein Magenknurren die Stille und das ging nicht von dem Jüngeren aus, sondern von mir. „Hm, da hat ja einer Hunger“, meinte er und strich über meinen Bauch. Leise summte ich vergnügt, da ich es mochte, wenn er mich da berührte. Es durchzuckte mich dann immer ein so angenehmes Kribbeln, das sich scheinbar bis in die Fingerspitzen ausbreitete, dann aber auch jedes Mal abrupt nachließ. Vorsichtig drückte ich mich etwas an den jungen Wolf, nur um etwas von seiner Wärme aufzusaugen, die ich so brauchte. Wie ich es doch immer genoss in seinen Armen liegen zu dürfen und leise seine Stimme zu hören, die mir überschwänglich sagte, wie sehr er mich liebte. Das brauchte ich auch immer wieder. Leider störte ein weiteres Magenknurren erneut die Stille. Leise begann Jesko zu kichern, als ich schon etwas verlegen wegsah. Sonst brauchte ich doch auch nichts zu Essen, mir reichte das Blut voll und ganz, aber jetzt änderte sich das wohl. Nur weil ich etwas gegessen hatte? „Lassen wir den Kleinen noch etwas schlafen und essen alleine in Ruhe“, flüsterte mir der Werwolf ins Ohr und zog mich hinter sich her. Immer wieder zeigte er mir so, was er für eine Kraft hatte. Viel mehr, als ich. Deswegen hatte ich es gestern auch gar nicht glauben können, als er mir auf dem Heimweg erzählte, dass diese Werwölfe sogar noch stärker waren, als er. Wie konnte das denn sein? Ich setzte mich in der Küche an den Tisch, während sich Jesko doch wirklich um unser Frühstück kümmerte. Allerlei Zeug, was er regelrecht vergötterte verteilte er feinsäuberlich vor mir. Etwas irritiert hob ich dann aber doch eine Augenbraue, als er sich mir gegenüber nieder ließ und sein Werk strahlend betrachtete. Keine einzige Blutkonserve war dabei, obwohl ich doch trotzdem noch etwas von dem roten Lebenssaft trinken musste. Ohne würde ich nicht überleben, egal wie viel ich essen würde. „Komm, fang an! Blut gibt's nachher!“, meinte da aber auch schon der junge Wolf, als ob er meine Gedanken gelesen hätte. Etwas unsicher fing ich dann auch an, mir etwas von dem Essen zu nehmen. Erst einmal nur ein wenig Obst, dabei wusste ich, dass mir alles andere auch nichts anhaben konnte. Aber ich hätte es mir eigentlich auch denken können, bevor ich es gestern versucht hatte. Dracula konnte immerhin auch alles essen, was er wollte. Zaghaft wagte ich es dann auch mir etwas von der Wurst zu nehmen, die Jesko so schön auf einem Teller aufgetischt hatte. Wirklich Mühe hatte er sich gegeben und dann nur für uns beide. Auch etwas, was ich an ihm liebte, weil er immer nur das Beste für mich wollte und sich dann so ins Zeug legte. Obwohl das ja jetzt nur eine Kleinigkeit war. Ich sank irgendwann fast schon erschöpft zurück. Essen war ja wirklich richtig anstrengend, beinahe zu sehr für mich. Da meinte ich aber schon, dass ich spüren würde, wie mein Körper anfing die Nahrung zu zersetzen. Eigentlich konnte ich mir das nur einbilden. „Du siehst ja ganz schön fertig aus...“, meinte Jesko auf einmal, als ich die Lider etwas senkte, um mich ein wenig mehr zu entspannen und mich auf das Gefühl in meinem Bauch konzentrieren zu können. Als Kind von ein paar Jahren war es mir das letzte Mal so gegangen. Als ich noch bei meiner geliebten Mutter war. Ein Seufzen verließ meine Kehle. Wie es ihr wohl ging? Und wo sie überhaupt war? Ich konnte niemanden fragen, da ich mich ja nicht einmal mehr an ihr Gesicht erinnerte. Nur manchmal im Traum meinte ich, ihre Stimme zu hören. Nur ganz leise. Aber wie war konnte das schon sein, es ging doch nur von meinem Unterbewusst sein aus. Vielleicht war diese Stimme, die ich hörte, ja einfach irgendeine Frau. Es musste nicht meine Mutter sein. „Was ist denn?“ Jesko beugte sich über den Tisch und strich mir vorsichtig über die Wange. Die Geborgenheit, die ich so sehr liebte, machte sich wieder in mir breit und ich konnte nur ein leises Keuchen von mir geben. „Ich hab nur an jemanden gedacht...“, murmelte ich und auf einmal klang es seltsam für meine Ohren. >an jemanden