Lost Angel - Die Flügel wachsen wieder von Remy (Fortsetzung von 'Lost Angel') ================================================================================ Weitere Annäherung ------------------ Lost Angel – Die Flügel wachsen wieder Kapitel 12 – Weitere Annäherung Luca's PoV Der Werwolf hatte sich heute Nacht ganz eng an mich gekuschelt und mit der Zeit störte es mich gar nicht mehr. Ich hatte mich aber ja auch schon um seinen Fuß gekümmert, da war dieses Anschmiegen von ihm jetzt wahrscheinlich nur noch Dank. So warm waren die Nächte aber auch noch nicht und irgendwie war es sogar für mich gut, dass er hier war. Denn so war mir nicht allzu kalt. Seit ein paar Tagen – eher Nächten – konnten wir auch endlich wieder weiter. Halbwegs konnte San laufe. Zwar nicht schnell, aber zumindest irgendetwas. Tofan versuchte ihm immer wieder etwas zu helfen und stützte ihn dann ein ganzes Stück über oder trug ihn sogar. So weit würde ich nun auch wieder nicht gehen. Doch heute durfte er bei mir liegen, immerhin war er auch so fleißig gewesen und hatte diesen Unterschlupf gefunden. Es war eine alte Hütte, vielleicht von Jägern oder Fischern. Ein See war zumindest in der Nähe, also wäre Letzteres auch möglich gewesen. Zusammen lagen wir in einem Bett und der ältere Vampir kümmerte sich um ein kleines Feuer, damit es dann doch nicht zu kalt war, obwohl mich der Werwolf schon aufheizte. Er war ganz warm und gab so viel von seiner Wärme an mich ab. Frieren war für mich ja schon gar nicht möglich. „Ihr seid dem Kleinen gegenüber momentan so anhänglich... Wollt Ihr euch etwa mit ihm anfreunden?“, fragte da auf einmal Tofan und richtete sich vor dem Kamin, den er noch gerade eben angeheizt hatte und in dem jetzt ein niedriges Feuer brannte, auf. Ich schüttelte langsam den Kopf. So etwas wie Freundschaft könnte zwischen mir und San nie entstehen. Er war ein Wolf und dadurch nur ein Bediensteter von mir. Nicht mehr. „Ihr wirkt aber momentan so... Gerade da Ihr ihn so umsorgt hab, als er verletzt war. Von Euch hätte ich das nicht erwartet...“ Ich gab ein Knurren von mir und abrupt schwieg der Ältere. Er wusste wohl, wer von uns beiden ranghöher war, auch wenn ich der Jüngere war. „Wieso denn wieder so förmlich?“, knurrte ich, statt auf sein Geschwafel einzugehen. Mich interessierte es eigentlich schon mehr, wieso er mich jetzt wieder siezte. Das hatte er die letzten Tage über doch auch nicht getan. „Ich will Euch nur nicht wütend machen, Luca.“ Etwas Spöttisches lag in seiner Stimme. Wollte er sich etwa über mich lustig machen, diese miese, kleine Ratte? Wieso musste eigentlich gerade der mir von den englischen Vampiren mitgeschickt werden? So eingebildet wie der war. Eben ein typischer Engländer. Wie mich das ankotzte. Da krallte auf einmal San seine Finger in mein Shirt und begann zu fiepen. Was war jetzt los? Unsicher blickte ich zu ihm und sah dabei zu, wie er sich immer enger an mich drückte und mir dadurch langsam das bisschen Luft nahm, das ich dann doch noch brauchte. Mühsam und fast erfolglos, hätte mir Tofan nicht geholfen, brauchte ich ihn wieder von mir los. „Was hat er?“, wollte ich von dem älteren Vampir wissen, als dieser den Werwolf leicht im Arm wiegte. Wohl um ihn zu beruhigen, denn irgendwie wirkte der Jüngste, gerade da er jetzt wach war, etwas panisch. „Nur ein Albtraum...“, murmelte Tofan und strich San vorsichtig über die Wange. Mir gegenüber war er eigentlich nicht einmal im Ansatz so fürsorglich, wie er es bei dem Wolf war. Konnte es sein, dass der etwa für ihn mehr wert war, als ich? Das konnte doch gar nicht sein. „Hm? Geht’s wieder?“, fragte der Älteste den Kleinen, der langsam nickte und sich dann schließlich von dem Vampir lösen wollte. Mit großen Augen blickte er mich an, als Tofan ihn dann aber nicht loslassen wollte. Konnte es sein, dass er bei mir sein wollte? Ich wandte mich ab und legte mich wieder hin. Seinen traurigen Blick konnte ich mir einfach nicht antun. Das war ja selbst für mich herzzerreißend. Leise hörte ich ihn da aber auch schon winseln, doch scheinbar hatte in dem Moment der Ältere ihn auch schon losgelassen und jetzt spürte ich, wie das Bett leicht unter einem Gewicht einsank, dass sich zaghaft zu meinen Füßen hinbewegte. Dort spürte ich dann, wie sich etwas hinlegte. Vorsichtig sah ich hinunter und erblickte den jungen Werwolf, der es sich dort bequem machte. Irgendwie war er dann ja doch wieder recht süß. „Darf ich mich hier hinlegen, Meister?“, fragte da der Jüngere auch schon und blickte mich scheu an. Ich nickte nur langsam, spürte dann aber auch schon sein Gewicht auf meinen Beinen. Das war aber nicht so schlimm, da er auch nicht ganz so schwer war. Tofan machte es sich vorne am Feuer, das den Raum erhellte, bequem. Da wäre es mir eindeutig zu warm. Hier hinten war es schon nicht mehr gerade kühl, aber da vorne musste es doch dann schon eher eine unerträgliche Hitze sein. Mühsam versuchte ich es mir auch etwas gemütlicher zu machen. So weit das überhaupt möglich war. Trotzdem schlief ich irgendwann ein. Leider wurde es kein so angenehmer Schlaf, wie ich es mir erhofft hatte. Ich wurde irgendwann aus meiner wohl verdienten Ruhe gerissen, da mich jemand fast krampfhaft an sich drückte. Nur langsam wagte ich es, die Lider zu heben und konnte dann auch nur den jungen Werwolf erkennen, der da seine Arme um mich geschlungen hatte. Es störte mich auch irgendwie nicht. Vorsichtig schmiegte ich mich doch sogar an ihn. Er war jünger als ich, jedoch kam er mir viel reifer vor. San wusste, was es bedeutete, zu gehorchen und das tat er dann auch. Weiß Gott, was der für mich tun würde, wenn ich es ihm befehle. Ich konnte schließlich nicht mehr einschlafen und blickte mich langsam etwas um. Tofan war weg. Weit konnte er aber nicht gekommen sein, da es draußen taghell sein musste. Die Sonne würde ihn verglühen lassen. So schade wäre es aber um ihn wohl auch nicht. Vorsichtig begann ich den jungen Wolf hinterm Ohr zu kraulen, der sich dadurch ganz zaghaft von mir löste und mir dadurch wieder mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Das nutzte ich dann auch gleich aus, um es mir bequemer zu machen. Nur hielt es nicht lange. San legte seinen Kopf auf meine Brust und schmiegte sich vorsichtig an mich. Mit der Zeit nervte es. Was bildete er sich eigentlich ein, weswegen er das machen dürfte? Am liebsten hätte ich ihn gleich aus dem Bett geworfen, aber dazu fehlte mir dann doch die Lust. Und Tofan – wenn er wieder aufkreuzte – würde sich nur aufregen. „Meister Luca“, flüsterte da auf einmal San, „störe ich Euch?“ Zuerst ließ ich nur ein Seufzen laut werden, bevor ich den Kopf schüttelte. So direkt wollte ich dann doch nicht sein und ihn jetzt sagen, dass er nervte. Das konnte nicht einmal ich. Und immerhin war San dann doch etwas zu nett zu mir. Es kümmerte ihn nicht, ob ich ihn angebrüllt hatte, getreten, geschlagen oder sonst irgendetwas. Immer wieder kam er lächelnd auf mich zu und jetzt kuschelte er sich sogar so sehr an mich. Sozusagen war er überhaupt nicht nachtragend. Vorsichtig glitt ich über das kurze Haar des Wolfes. Es war richtig weich, fast schon seidig. Und die Farbe erst. Fast golden. Ob wohl nur Werwölfe so schönes Haar haben konnten oder ging das bei Vampiren auch? „Gefällt es Euch, Meister?“ Ich nickte langsam, bevor ich murmelte: „Es ist wunderschön...“ Berührt hatte ich es eigentlich noch nie so richtig, da ich es gar nicht gewagt hatte San anzufassen. Es war mir einfach zu wider, einen Wolf zu berühren, aber bei ihm hatte es sich jetzt langsam geändert. „Meister Tofan sagt immer, jedes einzelne Haar, egal wo es liegt an meinem Körper, sei wunderschön und anbetungswürdig.“ Leise kicherte der junge Wolf. Er verstand wohl gar nicht, was er da überhaupt wiedergab. Aber ich konnte mir darunter schon etwas ausmalen. „Hat er dich schon mal nackt gesehen?“, fragte ich dann doch etwas unsicher und der Werwolf nickte sofort eifrig. Er wusste ja wirklich gar nichts. „Er hat mal zu mir gesagt, ich soll mich für ihn ausziehen... Irgendwas hat er dann zwischen seinen Beinen rumgefummelt und hat ganz komische Laute von sich gegeben... Aber das interessiert Euch sicherlich gar nicht...“ Unsicher blickte er sich um, während er das erzählte. Mir dagegen stieg gerade zu der Würgreiz hoch. Tofan hatte sich also beim Anblick des nackten Werwolfes einen runtergeholt. War ja auch eine schöne Vorstellung von ihm. Bei mir regte er sich auf, wenn ich San zu etwas ausnutzte, aber selbst tat er es auch. Und dann auch noch auf so eine widerwärtige Weise. „Versprich' mir, dass du das nie wieder für ihn tust!“, trug ich San auf und er versprach es auch sofort. Hoffentlich hielt er sich dann auch daran. Ich wollte nicht gerade erleben, dass Tofan ihm am Ende noch irgendetwas antat, dafür war der Jüngere dann doch zu schade. Mila's PoV Wir hatten wirklich Glück gehabt, dass uns der Bauer nicht erwischt hatte. Am nächsten Morgen war er nämlich nach oben auf den Heuboden, nur hatte Lana ihn früh genug gehört und mich ins Heu gedrückt, bevor sie selbst zu mir gekrochen war. Noch im letzten Moment. Eng an eng saßen wir nebeneinander unter dem getrockneten Gras und zu meinem Pech – Oder Glück? - lag Lana fast auf mir. Langsam bekam ich keine Luft mehr. Irgendwann ging sie dann aber endlich wieder von mir herunter und zog mich dann auch schließlich hoch. „Puh“, gab die Werwölfin von sich, „das war ja knapp.“ Kaum das sie aber ihren Satz beendet hatte, kicherte sie schon los. Das musste ja jetzt wirklich sehr witzig sein. Eingeschnappt wandte ich mich um. Wir würden noch den ganzen Tag hier festsitzen. Wegen mir. Draußen war es sicherlich noch taghell und die Sonne würde mich verbrennen. „Was wohl Jesko gerade macht?“, hörte ich da Lana sagen, sie hatte sich wieder ins Heu fallen lassen und streckte sich dort jetzt herzhaft. Mich würde auch interessieren, was Jemil gerade tat. Ob es ihm wohl gut ging mit seinem Wolf? Ich wusste ja nicht wirklich so genau, wie es sich mit diesen 'Tieren' lebte ließ. Zwar war ich jetzt schon eine ganze Weile mit Lana unterwegs, aber so recht konnte ich mich dann doch nicht an sie gewöhnen. Von Charakter her war sie ganz anders, als ich. Viel fröhlicher und sie dachte immer positiv. Es würde schon gut werden. „Ich will zu Jemil...“, murmelte ich, als ich mich neben die Wölfin setzte und mich an sie lehnte, da sie sich gerade wieder aufgesetzt hatte. Eigentlich wusste ich, dass es falsch war, jetzt noch so etwas zu wollen. Es war doch im Grunde klar, dass Jemil nie so dumm gewesen wäre und einfach mit einem Werwolf mitgegangen wäre, wenn er ihn nicht lieben würde oder ihm nicht zumindest vertraute. Vorsichtig strich Lana mir auf einmal über die Wange, da hörte ich sie aber auch schon leise schluchzen. Zaghaft blickte ich zu ihr auf und sah, wie sie wirklich weinte. So sehr vermisste sie Jesko? Langsam senkte ich wieder meinen Blick und versuchte ihre gequälten Laute zu überhören, doch es gelang mir nicht und irgendwann schlang ich doch die Arme um sie um sie zu beruhigen. Doch so recht wollte das gar nicht gelingen. „Vielleicht... vielleicht sollten wir umdrehen?“, meinte ich irgendwann und versuchte dabei so sicher wie möglich zu klingen. Dabei wollte ich doch auch so sehr zu Jemil und wusste trotzdem, was wir eigentlich dabei falsch machten. Die beiden – er und Jesko – liebten sich doch. Wir konnten sie gar nicht auseinander bringen. „Das würde doch nichts helfen... Besser ist es, wenn wir sehen, wie es ihnen wirklich geht. Dann können wir zurück!“ Langsam nickte ich als Erwiderung. Vielleicht sollten wir es wirklich so machen, auch wenn mir Zweifel kamen. Wenn sie wirklich glücklich sind – was sie eigentlich müssen –, dann würden wir es sehen. Wir, die doch so unglücklich darüber waren, dann sie gemeinsam weg sind, ohne an uns zu denken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)