Lost Angel - Die Flügel wachsen wieder von Remy (Fortsetzung von 'Lost Angel') ================================================================================ Man hilft sich doch ------------------- Lost Angel – Die Flügel wachsen wieder Kapitel 9 – Man hilft sich doch Luca's PoV „Wie geht’s ihm?“, wollte ich wissen, als sich Tofan einmal mehr um den Fuß des jungen Werwolfes kümmerte. Im Moment war es nicht um viel besser geworden. Eigentlich meinte ich schon eher, dass sich der Knöchel, wo er gebissen worden war, entzunden hatte. So könnte die Wunde doch nie heilen. Mühsam raffte ich mich auf und verließ die Höhle, in der wir ja immer noch mehr oder weniger hausten, ohne irgendein Wort. Ich war ihnen doch keine Rechenschaft schuldig, wenn ich ging. Der Regen hatte in den letzten Tagen aufgehört und eigentlich könnten wir weiter, wenn es eben San besser ginge, aber er konnte mit seinem Fuß einfach nicht auftreten. Langsam schlich ich durch den Wald. Ich wusste, dass hier in der Nähe ein Fluss sein musste. Das rauschen des Wassers hörte man fast bis zu unserer Unterkunft hinauf. Wahrscheinlich war der Strom durch den tagelangen Regen über die Ufer getreten. Nur wenige Minuten später hatte ich schließlich das Wasser erreicht. Das musste wohl zuvor wirklich nur ein Flüsschen gewesen sein, so breit war der vor einer Woche sicher noch nicht. Irgendwie wirkte die Machte des Wassers selbst auf mich beängstigend. Ich suchte ein Stofftaschentuch, das mir meine Mutter mitgegeben hatte, aus der Manteltasche und tauchte es vorsichtig in das scheinbar saubere Wasser. Eigentlich schwammen nur ein paar Blätter darin herum. Schmutzig sollte es demnach wohl wirklich nicht sein. Sofort lief ich darauf wieder zurück. Verwirrt sah mich der ältere Vampir schon an, als ich mich zu San setzte und vorsichtig den provisorischen Verband abnahm. Immer wieder verzog der Werwolf das Gesicht vor Schmerz, gab aber nie einen Ton von sich. Behutsam drückte ich schließlich das nasse Tuch auf die Wunde. Sie war wohl wirklich etwas entzunden, das es ihm wehtat war also kein Wunder. Sonst wollte ich ihn ja eigentlich nicht bemitleiden, doch gerade war es dann doch nötig. Er tat mir wirklich leid. „Geht's?“, wollte ich dann nach einiger Zeit wissen und der junge Wolf nickte sofort. Scheu sah er irgendwann auch zu mir auf und beinahe konnte ich meinen, dass so etwas wie Angst in seinem Blick lag. Könnte das sein? „Gaff mich nicht so an...“, grummelte ich und nahm seine Hand, damit er damit das Stück Stoff selber auf seinen Knöchel drückte. Etwas irritiert sah er mich an, als ich mich erhob und zu Tofan ging, der uns schon die ganze Zeit etwas misstrauisch zusah. War es denn so ungewöhnlich, dass ich mich jetzt gerade um den Werwolf kümmerte? „Auf einmal so fürsorglich?“, fragte der ältere Vampir mit gehobener Augenbraue, als ich mich neben ihm niederließ. San saß etwas abseits von uns und scheinbar hörte er gar nicht zu. Was wir redete, ging ihn aber auch im Grunde überhaupt nichts an. „Ich will nur endlich hier weg kommen“, grummelte ich und warf einen kurzen Blick zu dem Werwolf. Irgendwie sah er so einsam und verlassen aus, wenn er da so alleine saß. Ich meinte auch, dass ich bemerkt hätte, dass er fror. Doch das durfte mich doch gar nicht interessieren, ich war sein Meister und er eben nur mein williger Sklave. Was sollte mich sein Wohl eigentlich irgendwie bewegen. Leise seufzte ich, da spürte ich schon, wie Tofan seine Arme von hinten um ich gelegt hatte und er seinen Kopf auf meinen Schulter legte. „Ihr macht euch Sorgen um ihn. Gebt es doch einfach zu!“ Ich gab nur ein überdeutliches Knurren von mir, als aber auch schon ein Wimmern die Höhle erfüllte. Mein Blick schweifte sofort zu San und dieser kleine Dummkopf wollte doch schon wieder aufstehen. Nur war er einmal mehr zusammengesunken und jaulte jetzt herum. „Ich werde ihm helfen...“, meinte da auch schon Tofan, aber dieses Mal war ich schneller als er. Ich war aufgesprungen und zu dem Werwolf gelaufen. Die irritierten Blicke des anderen Vampirs durchlöcherten mich ja gerade zu, als ich mich vor den Jüngeren kniete und ihm versuchte aufzuhelfen. Mit etwas Mühe konnte ich ihn mit zu Tofan schleifen, neben dem ich erschöpft zusammen sank und der Werwolf mehr oder weniger auf mir. Unschuldig sah er zu mir auf, bevor er fragte: „Darf ich euch wärmen, Meister?“ Sein Blick war fast so durchdringend, wie der des Älteren, der immer noch etwas verwirrt aussah. Er hatte wohl so etwas gar nicht von mir erwartet, aber selbst ich konnte nett sein. Sogar zu einem Wolf. „Wenn du willst... Äh, wo ist mein Taschentuch?“, fragte ich da aber noch. Unsicher reichte mir San das Stück Stoff, das völlig verdreckt war. Ich hätte es mir ja denken können. „Tut mir leid“, murmelte der junge Wolf und schmiegte sich vorsichtig an mich. Leise seufzte ich, eigentlich müsste er dafür ja Prügel bekommen. Doch durch seine Beinverletzung war er ja schon geschwächt genug, wenn ich jetzt noch auf ihn einschlug, würden wir hier noch Wochen festsitzen. „Wieso seid ihr auf einmal so nett zu ihm?“, wollte Tofan wissen, als der Werwolf wohl endlich eingeschlafen war. Immer wieder hatte er leise vor Schmerzen gewimmert. Früher dachte ich einmal, dieses Tiere wären nur kaltblütige Monster, die keine Leid kannten, außer uns Vampire. San hatte mich da wohl vom Gegenteil überzeugt. „Wenn er noch länger verletzt ist, kommen wir doch gar nicht weiter“, grummelte ich schließlich als Erwiderung. Der Ältere musste nicht unbedingt wissen, dass ich mir etwas Sorgen um San machte. Tofan reichte wohl meine Antwort und ich hatte im Grunde keine Lust mehr zu reden, so versuchte ich es mir etwas gemütlicher zu machen und einfach zu schlafen. Heute musste wohl einmal der andere Vampir wache halten. Mila's PoV Endlich hatte der Regen nachgelassen und wir konnten weiter. Jetzt war es aber auch schon längst nach Mitternacht und wir waren demnach schon seit Stunden unterwegs. Mit der Zeit taten wir die Füße weh. Lana dagegen könnte wohl noch eine ganze Weile einfach weiter laufen. Sie war aber auch kräftiger gebaut und hatte mehr Muskeln. Vor allem in den Beinen. Das lag sicher daran, da sie ein Werwolf war. „Mann, Mila! Beeil dich doch mal!“, grummelte da die Wölfin und verschränkte mürrisch die Arme, als ich sie nach Minuten endlich einmal wieder eingeholt hatte. „Wenn du so schnell bist“, murrte ich und ließ ein Keuchen laut werden, um zu zeigen, wie erschöpft ich war. Eigentlich brauchte ich schon lange eine Pause, doch normalerweise wollte ich nicht zeigen, dass ich schwächer war als sie. Jetzt war es eben nötig. „Eigentlich könnten wir ja noch mindestens drei Stunden durchlaufen... Aber wenn du es nötig hast, suchen wir uns eben eine Unterkunft...“ Langsam sah sich die Werwölfin um, bevor ihr Blick wohl – wie der meinige – auf eine Scheune gefallen war. Dort könnten wir sicherlich den Tag überbleiben. Der Bauer, dem die gehörte, würden wir schon nicht auffallen, wenn wir uns etwas im Heu versteckten. Leise schlichen wir kurz darauf über den Hof und schlüpften durch das Scheunentor. Zu unserem Glück war die Leiter zum Heuboden offen und wie es aussah würden auch die drei Katzen, von denen uns eine mit ihren gelben Augen anfunkelte, nicht verraten. Genüsslich streckte sich Lana im Heu und deutete mir schon bald an, dass ich doch zu ihr kommen. Doch irgendwie war mir das hier alles nicht so geheuer. Was würde denn passieren, wenn wir doch erwischt werden? Ich könnte doch tagsüber hier nicht raus und wenn ich es doch tat, würde ich kläglich sterben. Ob mich die Werwölfin beschützen würde? „Jetzt komm schon endlich her!“ Lana packte mich am Arm und zog sich ruppig zu sich. Das Heu pikste überall ganz eklig, bis morgen würde ich mich doch hier ganz blutig gelegen haben. Darauf hatte ich so recht keine Lust. „Ich vermisse Jesko so sehr...“, flüsterte die Lilahaarige auf einmal und klang dabei so traurig. Vorsichtig schmiegte ich mich an sie. „Ich Jemil auch...“, meinte ich schließlich. Wie lange würden wir wohl noch brauchen, bis wir wieder bei ihnen wären? Und würden sie so einfach mit uns mitkommen? Sie liebten sich doch auch. Hatte nicht Jemil sogar mit Jesko geschlafen? Etwas, dass der Vampir mir nie gegeben hatte. Ich hatte ja nicht einmal das Glück ihn einmal nackt zu sehen und er mich eben so nicht. Aber dem Werwolf hat er sich hingegeben und das auch noch einfach so. Ob es schön für ihn war? „Sie hatten Sex miteinander...“, gab die Werwölfin auf einmal von sich und setzte sich wieder auf, „sie lieben sich sicher über alles, sonst hätten sie das nicht gemacht... Und so weit ich weiß, hat Jesko es davor noch nie gemacht... Mit Jemil hatte er sein erstes Mal...“ Ich schwieg, während sie redete und trotzdem hörte ich nicht richtig zu. Eher überlegte ich mir das selbst etwas. „Wer denkst du über nimmt bei ihnen den weiblichen Part...?“, fragte ich nach einer Weile, als auch Lana schon längst nichts mehr gesagt hatte. Verwirrt blickte sie mich an. Ob sie verstand was ich meine? Als sie dann nichts erwiderte, sprach ich weiter. „Ich meine... Einer von beiden muss... Wie soll ich sagen... Ähm...“ So recht wusste ich dann doch nicht, wie ich es ausdrücken sollte ohne das es irgendwie krank klang. „Du meinst, wer sich von ihnen ficken lässt?“ Ein fragender Unterton lang in der Stimme der Werwölfin und als ich langsam nickte, begann sie leise zu kichern. „Jesko war noch nie der Typ, der sich so richtig unterwarf und wohl auch keiner, der so etwas mit sich machen lassen würde. Jemil kommt mir da schon eher so vor... Obwohl er früher so... so grausam war. Er wirkt trotzdem sehr zerbrechlich und ich meine, dass er das mit sich machen lassen würde.“ Ganz leicht lief ich rot an, als sie das sagte. Scheinbar kannte sie meinen Vampir besser als ich und irgendwie machte mich das traurig. Wieso sollte er mich lieben, wenn ich ihn doch so gar nicht kannte? Vorsichtig schmiegte ich mich an die Werwölfin, als sie sich wieder zu mir legte. Vielleicht sollte ich lieber schlafen, als über so etwas nachzudenken. Momentan würde mein Körper eher die Ruhe brauchen und trotzdem schoss mir ein komisches Bild in den Kopf, als ich die Augen schloss. Jemil, wie er auf dem Becken von Jesko saß, mit so einem Ausdruck in den Augen, als ob er gleich vor Lust aufstöhnen würde. Gerade so, als würden sie gerade miteinander schlafen. Abrupt hob ich wieder die Lider. So könnte ich auch nicht schlafen, das würde mich einfach wach halten. „Ich träume jede Nacht davon, wie sie miteinander schlafen und glücklich sind...“, flüsterte Lana, als hätte sie gerade ein ganz ähnliches Bild gesehen. Vielleicht waren wir uns aber ja einfach nur sehr ähnlich geworden oder spürten sogar, was der andere fühlte. So lange wie wir aber jetzt auch schon zusammen unterwegs waren. Zuerst hielt ich es ja eher für eine Zweckgemeinschaft und jetzt hielt ich Lana für eine Freundin. Früher war ich immer schon nett zu den Werwölfen. Ich konnte einfach nicht mit ansehen, wenn man sie quälte. Doch wirklich mit einem abgegeben, hatte ich mich trotzdem nie. Lana war die Erste. Und erst jetzt erkannte ich, was wirklich für ein Potenzial in diesen Wesen lag. Die junge Werwölfin war verdammt stark und schon oft hatte sie mich gegen die verschiedensten Tiere, auf die wir getroffen waren, verteidigt. Ich wäre wohl weggelaufen, egal ob ich etwas gegen sie ausrichten hätte können oder nicht. Um mich solchen wilden Tieren in den Weg zu stellen, hatte ich einfach zu wenig Mut. Auf einmal drückte sich Lana enger an mich, jetzt war sie wohl eingeschlafen und ich lag hier trotzdem noch wach. Vorsichtig löste ich mich von ihr und rollte mich auf den Rücken. Wieder pikste das Heu etwas schmerzhaft. So würde ich wohl wirklich so bald nicht schlafen können. Mühsam versuchte ich eine Position zu finden, sodass ich mich nicht mit diesem verfluchten Heu aufspießte. Doch leider fand ich das nur, wenn ich mit dem Kopf auf Lanas Oberweite lag und die war ja auch nicht ohne. Zwar nicht riesig, aber auch nicht klein. Gerade perfekt. Jesko hatte es doch eigentlich richtig gut. Ich war dagegen einfach nur flach. Kein Wunder dass Jemil mich nie wirklich angeschaut hat und nicht einmal richtig bemerkt hatte, wie sehr ich ihn liebe. Wenn er mich nicht einmal mehr wirklich wahrnahm, war das auch etwas schwer. Und jetzt hatte er sicher auch nur noch Augen für Jesko. Da war ich ihm doch eigentlich gar nichts mehr wert. Mit der Zeit fielen mir dann die Augen zu und schließlich konnte ich auch einschlafen. Hoffentlich machte es Lana nichts aus, dass ich so mit dem Kopf auf ihr lag. Ich wollte nicht, dass sie wütend war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)