Lost Angel - Die Flügel wachsen wieder von Remy (Fortsetzung von 'Lost Angel') ================================================================================ Blut trinken ------------ Lost Angel – Die Flügel wachsen wieder Kapitel 1 – Blut trinken Jemil’s PoV Sanft wurde ich wach geküsst. Rollte mich aber schon im nächsten Moment auf die andere Seite herum. Jetzt noch nicht. Es war noch viel zu früh. Selbst für meine Verhältnisse. „Jemil, komm schon.“ Ein weiteres Mal küsste mich der Werwolf zärtlich auf die Wange, bevor ich leicht ein Lid hob. „Guten Morgen“, nuschelte ich und schlang die Arme um Jesko, der sich genüsslich an mich kuschelte und mir vorsichtig über den Hals leckt. „Jesko, das kitzelt“, gab ich leicht kichernd von mir. „Gerade deswegen mach’ ich es ja.“ Ein Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab. „Kleiner Fiesling.“ Ich stellte mich schmollend, als ich die Zimmertür schon hörte. „Mama“, rief Felix und stürzte sich auf mich. Zum Glück waren die Vorhänge noch zugezogen, denn die Sonne konnte ihn noch verletzten. „Ich will endlich auch tagsüber raus, Mama“, maulte er auch schon los. Da vernahm ich schon ein Seufzen von Jesko. Fast synchron blickten ich und der kleine Hybride zu ihm. „Was ist denn, Papa?“, fragte der Kleine und legte leicht den Kopf schief. Der Werwolf hatte die Arme vor der Brust verschränkt und atmete einmal tief durch, bevor er mit einer Gegenfrage antwortete: „Wieso - um alles in der Welt - ist er die Mama?“ Meiner Meinung nach hatte es sich Felix einfach irgendwann angewöhnt. Und immerhin war doch Jesko der männlichere von uns beiden. „Weil Jemil viel hübscher ist, als du“, erwiderte da der Kleine aber auf einmal, „und eine Mama muss hübsch sein!“ Ein leichtes Kichern konnte ich mir nicht verkneifen. Felix war doch wirklich zu süß. „Du, Jemil, wann darf ich endlich raus? Jetzt schlaf ich doch schon immer ganz brav nachts.“ Mit großen Augen blickte mich der kleine Hybride an. Da legte ich aber schon die Arme um ihn. „Bald“, murmelte ich. Zu früh wollte ich ihm noch nichts von meinem Blut geben. Immerhin wusste ich eigentlich gar nicht, was dann mit ihm sein würde. Mir hatte das von Pio geholfen, dass ich die Sonne vertrug. Aber vielleicht würde das bei ihm gar nicht so sein. Darauf wollte ich es nicht unbedingt ankommen lassen. Mit einem Seufzen sank der Werwolf zurück in die Kissen. „Damit gibst du wohl nie Ruhe.“ Jesko hob leicht eine Augenbraue und blickte den Kleinen prüfend an. Der verzog aber nur das Gesicht zu einem Schmollen. „Du kannst ja raus!“, murrte Felix und verschränkte trotzig seine Ärmchen vor der schmalen Brust. „Du bekommst ja bald was.“ Liebevoll legte ich wieder einen Arm um ihn und zog ihn zu mir. Samt ihm ließ ich mich in die Kissen zurück sinken, während Jesko sich wieder aufgesetzt hatte. „Frühstück wäre fertig“, meinte der schließlich und stand auf. Da war ich aber mit dem Kleinen im Arm schon wieder eingeschlafen und der bei mir. Eine gute Stunde später hatte es dann Jesko nochmal versucht. Dieses Mal zog er mir nur einfach die Bettdecke weg. „Mann! Jesko! Kannst du einen nie schlafen lassen“, zeterte ich auch gleich los. Felix kicherte noch im gleichen Moment los. „Ist doch schon spät genug, … Mama.“ Das letzte Wort betonte er dieses Mal extra und grinste auch sofort übers ganze Gesicht. Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen. „Ihr beide gebt wohl nie Ruhe?“, murmelte ich. Da nickten Felix und Jesko aber schon eifrig. Manchmal kam es mir so vor, als ob sie nur so glücklich waren, weil sie Werwolfsblut in sich hatten. Die beiden konnten sich über jede Kleinigkeit freuen. Bei mir ging das meistens nicht so einfach. „Aber jetzt raus aus den Federn!“ Als ob es abgesprochen gewesen wäre – war es vielleicht sogar – nahmen sie mich beide an einer Hand und zogen mich hoch. „Jetzt könnt' ihr beide zusammen frühstücken“, meinte da auf einmal Jesko, als er mich – samt dem Kleinen – in die Küche gezogen hatte. Auch dort waren die Vorhänge zugezogen. Nur wegen Felix. „Langsam sollte ich dir wirklich etwas geben“, meinte ich zu dem Hybriden, der mich mit großen Augen ansah. „Dann mach' es doch gleich, bitte!“ Er legte einen bettelnden Gesichtsausdruck auf. „Heute noch nicht“, erwiderte ich nur knapp. So wie ich es immer tat. Irgendwie konnte ich es nicht tun. Egal, wie oft mich anflehte, dass ich ihm etwas von meinem Blut gab. Ich war mir einfach nicht sicher, ob er dann immer noch der kleine, süße Hybride wäre, wenn er es trinken würde. „Aber Jemil! Ich will endlich auch raus können und mit den Kinder spielen!“ Er schob leicht die Unterlippe vor. Es war nicht ungewöhnlich, dass er schmollte. Das würde jedes Kind in seinem Alter wohl tun, wenn es etwas nicht bekam, was es wollte. „Warte bitte noch ein bisschen.“ Leicht streichelte ich ihm über den Nasenrücken. Ganz genau wusste ich, dass ihm das gefiel und auch dieses Mal wieder. „Das kitzelt“, kicherte er los. Jesko kümmerte sich jeden Tag um das Frühstück. Aber auch nur, weil er immer der Erste war, der morgens aufstand. Und jedes Mal küsste er mich eigentlich wach, obwohl er wusste, dass ich immer noch einmal einschlief. Meistens mit dem Kleinen im Arm. Mit Felix hatten wir wirklich einen süßen Fratz erwischt. Ich könnte ihn jetzt wohl nie wieder hergeben. Er war mir viel zu wichtig geworden. Wenn ich wüsste, wie es war, könnte ich ihn fast als meinen Sohn bezeichnen. „Schatz?“ Langsam sah ich zu Jesko auf. Ganz leicht wurde ich rot. Das passierte mir immer, wenn er mich 'Schatz' nannte. Irgendwie war ich das immer noch nicht gewohnt. Gerade da er es jedes Mal mit so einem süßen Unterton sagte. Einer, der einem einen Schauer über den Rücken jagte und wahrscheinlich für einen Diabetiker tödlich hätte sein können. „Was denn?“ Mühsam setzte ich ein Lächeln auf. Es viel mir gelegentlich immer noch schwer. Obwohl Felix oft genug versuchte es mir wirklich richtig beizubringen. Nur wohl heute nicht. Für den Rest des Tages wäre er sicherlich eingeschnappt. Manchmal könnte man meinen, er wäre noch in der Trotzphase. Dabei müsste er doch da schon längst raus sein. „Jesko! Ich will raus!“, quengelte er da schon los und angesprochener Wolf sah im ersten Moment nur zu mir. Ich knabberte nur an einem Stück Brot mit Butter, dass mir der Werwolf gemacht hatte. Zu mehr traute ich mich noch nicht ganz. Dabei erlaubte mir das Ältestenblut, das in meinen Adern floss, viel mehr. „Was schaust du jetzt mich so an?“, fragte ich und hob gespielt irritiert eine Augenbraue. „Zumindest ein paar Tropfen könntest du ihm ja geben“, murrte der Werwolf und setzte sich auf den Stuhl zwischen mich und Felix, der immer noch vor sich hin schmollte. Nicht einmal zu Essen war er deswegen bis jetzt gekommen. Hartnäckig war der Kleine schon. „Morgen“, murmelte ich nur und erhob mich langsam. „Das sagst du immer“, rief mir Jesko noch hinterher, als ich die Küche verließ. Gemächlich stapfte ich ins Wohnzimmer und zog dort die Vorhänge auf. Sonnenlicht viel auf meine blasse Haut und tauchte zudem den Raum in ein angenehmes Warm. Das war mir auch immer noch ungewohnt, dass ich es mir nichts ausmachte, dass Tageslicht auf mich viel. Es kribbelte immer noch, wenn ich mich einfach so in die Sonne stellte. Aber sonst fügte es mir keine Schmerzen zu. Ich würde wohl auch nicht, wie meine liebe Verwandtschaft einfach zu Asche zerfallen. Ich öffnete das Fenster und lehnte mich leicht hinaus. Ein angenehmer Wind wehte und wirbelte mir durchs Haar. Für Mitte April war es immer noch etwas kalt, aber nicht so sehr, wie die Nacht. Leicht streckte ich mich, bevor ich das Fenster wieder schloss. Als ich mich umdrehte, stand Jesko vor mir und schlang auch schon im nächsten Moment die Arme um meine Schultern. „Du könntest dich schon einmal dazu herablassen und etwas von deinen Blut opfern?“ Zärtlich küsste er mich auf die Wange. „Ich will nur nichts Dummes machen“, erwiderte ich, als er mich bittend ansah. „Was soll denn daran dumm sein? Dann könnte doch der Kleine nur endlich auch an die Sonne. Willst du denn, dass es ihn noch in den Wahnsinn treibt, dass er die ganze Zeit die Kinder draußen hören kann, aber selbst nicht aus dem Haus darf.“ Jesko legte den Kopf schief. Was für einen süßen Blick er da doch auflegte. Ich drückte meine Stirn gegen seine Brust und atmete einmal tief durch. „Vielleicht tu' ich es ja morgen.“ Ein Seufzen verließ meine Kehle. Da hob mich der Werwolf auf einmal hoch. Wie in der Nacht der Wintersonnenwende. „Jesko! Du weißt, dass ich das nicht ausstehen kann!“ Etwas mühsam konnte ich mich an ihm hoch stemmen. Da landete ich aber schon auf der Couch. Ich windete mich unter ihm, wie ein Aal. Aber los kommen tat ich ohnehin nicht. „Jesko! Felix wird uns hören!“, kicherte ich, als der Werwolf meinen Hals küsste und mit den Fingern unter mein Shirt geglitten war. Wenn ich gewusst hätte, dass er sich so früh schon wieder an mich ranschmeißen wollte, hätte ich es wohl gar nicht angezogen. „Ist doch egal.“ Diese Antwort kam in den letzten Wochen oft von ihm. Es störte ihn scheinbar gar nicht, dass der Kleine in der Wohnung war. Wie traumatisch das für ihn sein könnte, wenn er uns erwischte, bedachte Jesko wohl gar nicht. „Komm, hör auf!“ Ich versuchte ihn mühsam von mir weg zuschieben. Doch der Werwolf wollte nicht nachgeben. Vorsichtig leckte er über mein Schlüsselbein. Nur schwer konnte ich ein Aufkeuchen unterdrücken. Krampfhaft kniff ich die Augen zusammen. Da ließ er aber auf einmal von mir ab. Aber auch nur um neben wir aufs Sofa zu sinken und meine Beine auf seinen Schoss zu legen. Leicht massierte er meine Füße. Erleichtert seufzte ich. „Kannst du also doch auf mich hören?“ Ich hob eine Augenbraue und sah Jesko durchdringend an. „Bin doch dein braves Hündchen.“ Ein Grinsen umspielte seine Lippen. Gerade als ich mich genüsslich entspannte. „Wo ist der Kleine?“, fragte ich, als ich für einen Moment die Augen geschlossen hatte. „Brav, wie er ist, macht er den Abwasch“, erwiderte der Dunkelhaarige sofort. Ich löste meine Füße von seinen Händen und stand auf. „Wo willst du denn schon wieder hin? Andauernd lässt du mich alleine“, maute Jesko schon los, als ich in Richtung Tür marschierte. „Willst du Felix nicht richtig glücklich sehen?“ Der Werwolf spitzte die Ohren, als ich das sagte. „Dann wirst du eine nette Fledermaus?“, wollte er wissen. Langsam nickte ich. Dabei passte es mir eigentlich gar nicht, wenn er mich 'Fledermaus' nannte. Aber dafür durfte ich auch zu ihm 'Wölfchen' sagen. Doch anstatt zu Felix in die Küche zu gehen, verzog ich mich in mein eigenes Zimmer. Unsere Wohnung konnte man wohl als riesig bezeichnen. Zwar nur ein Bad, aber dafür noch für jeden einen eigenen Raum in den er sich immer zurück ziehen konnte. Das machte ich auch oft. Manchmal wollte ich einfach meine Ruhe haben. Die, die ich früher viel zu häufig hatte. Jetzt suchte ich sie sogar freiwillig. „Jemil?“ Ich hob leicht den Kopf und setzte mich schließlich auf der kleinen Dreisitzer-Couch auf, als Felix ins Zimmer kam. Es war hier sogar dunkel genug für ihn, so das ihn die Sonne nicht verletzen konnte. Etwas scheu kam er zu mir und setzte sich neben mich. Da hielt ich ihm aber schon den Arm unter die Nase. Verwirrt sah er zu mir auf. „Na beiß' schon zu. Oder willst du auf einmal nicht mehr?“ Ich hob leicht eine Augenbraue, als der Kleine nur wie gebannt auf meinen Arm starrte. Vorstellen, dass er das Blut unter den Adern pochen sah, konnte ich mir denken. Das war ihm durch sein Vampirblut gegeben. Jeder konnte es. „Ich will nicht in deine schöne Haut beißen, Mama“, flüsterte er da aber auf einmal und blickte bedrückt auf den Boden. Da schlang ich aber schon die Arme um ihn. „Ist schon in Ordnung“, hauchte ich ihm ins Ohr. Er kuschelte sich an mich. „Dabei will ich es schon die ganze Zeit. Nur damit ich auch raus kann, so wie du und Jesko.“ Es zerriss mir fast schon das Herz, so traurig klang er und dann schniefte er auch noch. „Ist doch nicht so schlimm, wenn du mich nicht beißen willst.“ Zärtlich glitt ich ihm übers Haar. Felix war mir doch genauso wichtig, wie ein kleiner Bruder. „Wir flössen dir mein Blut schon noch irgendwie ein“, meinte ich und strich dem Kleinen über die Nase, die er auch gleich leicht rümpfte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)