I need you von Crimson_Butterfly (Das Lächeln seiner Seele) ================================================================================ Kapitel 13: A Timeless Heart ---------------------------- Seit dem Augenblick, in dem Alec oder Alex – wer war er nur wirklich? – seine Hülle fallen gelassen hatte, waren ein paar Tage vergangen, in denen er mir aus dem Weg gegangen war und ständig versucht hatte, das ich mich nicht in seiner Nähe aufhielt. War es für ihn so unerträglich, dass ich nun über ihn Bescheid wusste, dass er mir nicht mehr in die Augen sehen konnte und wollte? Sein distanziertes Verhalten ließ mir das Herz schwer werden und meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Wieso wollte er mich nicht mehr um sich haben? Warum hatte ich mich bloß seinem Befehl widersetzt, anstatt in seinem Zimmer zu bleiben und dort auf ihn zu warten, bis er zurückgekommen wäre? Zum Millionsten Mal verfluchte ich meinen sturen Dickschädel und diesen dummen Stolz. Erst nachdem er meine Knochenbrüche geheilt hatte, die mir dieser Zwerg zugefügt hatte, mied Alex meine Gesellschaft. Auch Famiel wich mir aus, nachdem er die Wut des Deathmasters zu spüren bekommen hatte. Ich bemitleidete den Todesengel nicht. Stattdessen gönnte ich ihm die bedauerliche Tatsache, dass seinen Flügeln ein paar Federn auf rätselhafte Weise abhanden gekommen waren. Immer wenn mich dieser kleine Giftzwerg sah, verließ er augenblicklich den Raum, weshalb ich in Versuchung kommen könnte, seine Flucht mit der Stoppuhr zu messen. Seufzend zog ich die Knie an meine Brust. Langsam aber sicher begann ich mich zu fragen, ob noch mehr hinter dem Verhalten von Alec steckte, als ich zunächst angenommen hatte. In der vergangenen Nacht hatte ich einen Traum gehabt, der mir zu real erschienen war, um bloße Einbildung zu sein. Deswegen vermutete ich, das er mir nicht nur sein menschliches sowie dämonisches Aussehen verschwiegen hatte. Ich war fest dazu entschlossen dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Müde stieß ich die Luft aus meinen Lungen und befahl mir selbst, dass ich den Herrn über die Toten nicht wieder entkommen lassen würde, wenn ich ihn das nächste Mal in dieser riesigen Villa finden sollte. Gähnend ließ ich mich wieder in das Bett sinken und rollte mich zusammen. Ohne ihn kam mir sein Zimmer plötzlich so groß und leer vor. Vermutlich blieb er diesem Raum nur deshalb fern, weil ich mich darin befand. Meine Hand strich über die Seite der Matratze, auf der er liegen sollte, um mich in den Arm zu nehmen. Törichterweise hoffte ich, dass er mein stummes Flehen hören und zurückkommen würde, aber ich wusste, dass ich vergebens, mit angehaltenem Atem und klopfenden Herzen, wartete. Auch in dieser Nacht würde er mich allein lassen und die Einsamkeit ignorieren, die mir die Brust auseinander zu reißen drohte. Der Knoten, der mir im Magen saß, zog sich mit jeder Sekunde enger, in der er Abstand zu mir hielt und den Blick nicht bemerkte, dem ich ihm aus der Ferne zuwarf. Als wenn er mich für meinen Ungehorsam betrafen wollte. Wieso sperrte er mich nicht irgendwo ein und warf den Schlüssel weg? Schluchzend vergrub ich mein Gesicht in den Kissen. Bestimmt gab es eine Erklärung für sein Verhalten, doch wie lange würde ich darauf noch warten müssen? Ich wollte in das Reich der Träume gleiten, mir den Schlaf holen, der mir seit Stunden verwehrt blieb, doch wenn ich die Augen schloss, dann sah ich sein anziehendes, dämonisches Gesicht vor mir und die Qualen wurden um ein vielfaches Schlimmer. Rastlosigkeit hielt mich wach. Seufzend schlug ich die Bettdecke zurück und stand auf. Verdammt, das Ganze grenzte schon an emotionaler Grausamkeit! Ruckartig flog mein Blick zu der geschlossenen Holztür und noch bevor ich dazu kam, herauszufinden was plötzlich in mich gefahren war, drängte mein Unterbewusstsein zur Eile und erteilte meinen Beinen den Befehl zum gehen. Wie von der Tarantel gestochen, zog ich mich an und hetzte auf den dunklen Flur hinaus. Instinktiv wusste ich, dass ich diesmal finden würde, wonach ich suchte. Meine Füße schienen ein Eigenleben zu führen, denn sie setzten sich ohne mein Zutun in Bewegung. Einem inneren, spontanen Impuls folgend, rannte ich durch das Haus, an unzähligen Zimmern vorbei, durch Räume, die ich nicht weiter zur Kenntnis nahm und durchstreifte bereits sichtlich genervt die verschiedenen Flügel des Anwesens. Warum zum Teufel brauchte eine Villa vier verschiedene Trakte, die jeweils in eine Himmelsrichtung zeigten? Ich hatte nicht einmal eine Ahnung, was ich eigentlich suchte, ganz zu schweigen davon, wohin mich mein Weg letztendlich führte. Aber ich hatte das Gefühl, wie in Zeitlupe durch das Anwesen zu laufen, obwohl ich eine Geschwindigkeit an den Tag legte, die meinen Schritten noch niemals inne gewohnt hatte. Nackte Panik saß mir im Genick und ich trieb mich dazu an, mein Tempo zu erhöhen, auch wenn mir bereits alle Knochen weh taten. Ich durfte keine Zeit verlieren. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend sauste ich die Treppe in die Eingangshalle hinab und bog, ohne darüber nachzudenken, in den rechten Seitengang ab. Kaum hetzte ich an einem Salon vorbei, in dem ein schwarzes Klavier stand, stemmte ich meine Sohlen gegen den Boden und zwang mich dazu anzuhalten. Vorsichtig spähte ich um die Ecke und sah mich in dem Raum um, der nur durch das künstlich erzeugte Licht des Vollmondes erhellt wurde. Am Fenster saß eine reglose Gestalt, die mir den Rücken zugewandt hielt. Diese Person hatte ein Bein über den Sims gesteckt und ließ das andere im Zimmer baumeln. Vorsichtig ging ich auf den Rothaarigen zu, ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. Doch irgendetwas sagte mir, dass ihm nicht entgangen war, dass ich mich ihm näherte, trotz der unbestreitbaren Tatsache, dass er mich nicht ansah. "Ist es nicht schön?", erkundigte sich Alex nüchtern und ich ahnte, dass er keine Antwort auf diese Frage erwartete, zumal ich keine Vorstellung davon hatte, was er mir damit sagen wollte. "Eigentlich existiert da draußen nichts anderes außer schwarzer Leere. Es ist nur ein körperloser Raum." Ich furchte irritiert die Stirn. "Gefüllt durch deine Macht", erwiderte ich tonlos. Er lachte und in diesem Geräusch lag soviel Spott und Selbsthass, dass ich augenblicklich zusammen zuckte und mir ein kalter Schauer über den Rücken kroch. Ich senkte den Kopf, sobald mir der Plastikbecher auffiel, den er zwischen seinen Fingern hielt und aus dem kleine Dampfschwanden aufstiegen. An dem Geruch und der Färbung des Getränks identifizierte ich das Gebräu als Kaffee. Alex mochte das Zeug. Er hatte jeden Morgen eine Tasse davon getrunken, bevor er zur Arbeit gegangen war. Diese unnötige Information hatte ich in den Bildern gesehen, die er mir freundlicherweise überlassen hatte. Allerdings hatte ich keinen Schimmer, ob ich dieser Suppe ebenfalls zugetan war. "Du bist doch nicht hier, um mich anzustarren", meinte er und riss mich unvorbereitet aus meiner Versunkenheit. Ich zerkaute meine Unterlippe. "Nein, ich möchte, dass du endlich ehrlich zu mir bist." "Ich bin ganz Ohr." Zitternd rang ich die Hände ineinander. "Famiel hatte mir gesagt, dass ich sterben sollte und dass du mich gerettet hast", begann ich zögernd und schluckte einen Kloß, der mir im Hals saß. "Und jetzt mochte ich wissen, was das …" "Bedeutet", beendete er den Satz für mich und ich nickte zurückhaltend. "Das ist nicht einfach zu erklären." "Dann versuch es", forderte ich ihn nachdrücklich auf und in meiner Stimme lag die unüberhörbare Hartnäckigkeit, mit der ich Antworten verlangte. Ich war auf jede Erklärung gefasst, die er mir liefern würde, egal wie sie ausfallen würde. "Du hattest vor zwei Jahren einen schweren Autounfall und in Folge deiner Verletzungen bist du gestorben. Es gab keine Chance dein Leben zu retten. Ich wurde ausgesandt, um mir deine Seele zu holen, aber als ich vor die stand, da konnte ich es …" "Du konntest es nicht", unterbrach ich ihn und hatte auf einmal einen bitteren Geschmack auf der Zunge. "Warum hast du dir meine Seele nicht genommen?" Endlich blickte er mich an, mit einem Ausdruck in den Augen, der mich erschütterte und eine kalte Klaue legte sich um mein Herz. Ich musste dem drang widerstehen, ihn in den Arm zu nehmen, um den Schmerz zu lindern, der sich in seinen eleganten Zügen spiegelte. "Das ist eine Frage, die ich mir sehr oft gestellt habe." Einen Moment herrschte Stille und ich befürchtete bereits, dass er nicht mehr weiter sprechen würde, aber dann lehnte er sich zurück und seine Lippen bewegten sich erneut. "Ich fürchte, ich konnte es nicht mehr, nachdem ich vor dir gestanden habe und das reine Licht deiner Seele gesehen hatte, dass selbst meine Dunkelheit erhellen konnte. Ich konnte diese unvergleichliche Schönheit nicht zerstören, die auf ewig im Nichts gefangen gewesen wäre." "Dann hast du mich gerettet, obwohl du wusstest, dass du damit die Regeln brichst?" Er nickte und mir schnürte sich die Kehle zu. Hinter meinen Augen fühlte ich den Druck der Tränen. "Und warum erinnere ich mich an nichts … also nach dem Unfall?" Er schnalzte mit der Zunge, als wäre er wütend auf sich selbst. "Ich habe dein Leben erhalten, indem ich dir ein Teil meiner Kraft gegeben habe, aber das bedeutete auch, dass ich für dich verantwortlich war." Er schüttelte den Kopf und blickte wieder aus dem Fenster. "Alles hing von mir ab. Jedes noch so unwichtige Detail." "Was willst du mir damit sagen?" Er zuckte die Schultern. "Wie Vampire im Augenblick tiefster Zufriedenheit und höchster Glückseligkeit ihre Seele verlieren, war mir die Macht entglitten, mit der ich deine Erinnerung aneinander gebunden hatte", flüsterte er und ich hatte ein Bild im Kopf, das sich auch nicht verscheuchen ließ. Wir haben also schon miteinander geschlafen Trotz besseren Wissens war ich fassungslos und gaffte ihn sprachlos an. "Richtig. Und in dem Augenblick, zerbrach dein Gedächtnis." Er drehte sich wieder zu mir um und begegnete meinem entgeisterten Gesicht. "Und falls du dich das irgendwann einmal fragen solltest: In der Welt der Sterblichen habe ich nicht die Macht, deine Gestalt zu verändern. Ich vermute, dass das am Blutmond lag, doch sicher bin ich mir nicht." Er ergriff meine Handgelenke und zog mich näher. "Dieses Naturereignis hat seit Anbeginn der Zeit eine magische Wirkung und ich wollte kein Risiko eingehen. Deshalb hast du bei mir geschlafen." Anklagend tippte mein Fuß unruhig auf den Boden und ich verschränkte die Arme vor der Brust. "Und warum bist du über mich hergefallen?" Er kicherte wie ein verliebtes Schulmädchen. "Dumme Frage. Weil mich mein Verlangen nach dir noch umgebracht hätte." Ich hob skeptisch eine Augenbraue. "Und warum bin ich dann überhaupt eine Elfe geworden?" Er legte die Stirn an meine Brust und ich strich ihm geistesabwesend durch die Haare, während ich all das zu verdauen versuchte. Das war doch ganz schön viel für den Anfang. "Das ist auch mir ein Rätsel. Ich habe keine Ahnung, aber ich denke, dass das etwas mit mir zu tun hat." Alex lachte sarkastisch und schlang seine Arme um meinen Oberkörper. "Ich hätte dich wahrscheinlich nicht küssen sollen." Ich sagte dazu nichts. Er wusste genauso gut wie ich, dass ich auf seinen Kuss wahrscheinlich nicht hätte verzichten wollen. Diesen Eindruck vermittelten mir zumindest seine bruchstückhaften Erinnerungen. "Wieso nennst du mich Angel?" "Hm …", machte er wie ein Kind, das sich in der Umarmung seiner Mutter wohl fühlte. "Das ist nur ein Kosename, den ich einer wunderschönen, jungen Frau gegeben habe. An jenem Tag, als ich dich den Fängen des Todes entrissen hatte und dich für mich beansprucht habe, hatte ich ihn dir ins Ohr geflüstert und dir versprochen, dass ich dich finde, egal wo du bist." Erschrocken sog ich die Luft in meinen Lungen, als er mein Oberteil hochzuschieben begann und seinen Mund auf meine nackte Haut drückte. Will er sich vor weiteren Antworten drücken? "Ganz und gar nicht. Ich halte es nur einfach nicht aus, dir nahe zu sein ohne dich zu berühren." Da fiel mir doch etwas ein. Gut, dass er mich daran erinnerte. Ich packte ihn an den Schultern und entwand mich ihm. "Apropos: Warum hast du mich gemieden, obwohl du wusstest, wie grausam das für mich ist?" Murrend versuchte Alex nach mir zu greifen, doch ich war schneller und verschwand aus seiner Reichweite. "Weil ich nicht wollte, dass du auf diese Weise erfährst, wer ich wirklich bin", knurrte er und rutschte vom Fenstersims. "Ich hatte gedacht, dass es dich verschrecken würde, sobald du herausfindest, dass ich nicht der bin, für den ich mich ausgeben habe." Überrascht blinzelnd neigte ich den Kopf zur Seite. "Auch wenn du ein Dämon bist … das ändert doch an meinen Gefühlen nichts." Seine Miene verfinsterte sich und ich wusste, dass ich gewonnen hatte. Er würde mir meine Fragen beantworten, ohne mir aufzuweichen. Seinem Verlangen verdanke ich diese Möglichkeit. Das hieß, solange ich ihm entwischen konnte. Sonst wäre mein eigenes Begehren mein Untergang. "Nein, ich hätte es besser wissen sollen", schimpfte er und fuhr sich durch die Haare. "Du dummes Ding warst schon immer viel zu vertrauensselig." "Das hat dich aber in mein Bett gelassen", erinnerte ich ihn schmunzelnd. Er straffte die Schultern. "Nein, deine Naivität." Und plötzlich wurde ich an die Wand gepresst, eine Gefangene seines atemberaubenden Körpers, der nicht zuließ, dass ich wieder verschwand. Mit geschickten Handbewegungen begann er das Feuer in meinen Adern unerbittlich zu schüren und ich hörte mich selbst stöhnen. "Sag mir", keuchte ich atemlos, während er mich auszog. "Wie bist du gestorben?" Er rollte mit den Augen. "Du und deine Fragen. Können wir das nicht verschieben? Ich habe gerade etwas gefunden, was ich viel interessanter finde." "Nein, ich will das jetzt wissen", sagte ich stur. Hungrig starrte er auf meine Brust. "Ich lebe seit fast tausend Jahren. In meinem menschlichen Leben war ich Jamie Alec Draycott und ich habe Selbstmord begangen, indem ich mich vergiftet habe. Reicht das?" Reicht das? Ich dachte kurz nach und das führte zu einer weiteren Entdeckung, die ich geklärt wissen wollte. "Und wieso heißt du jetzt Alex?" Besagte Person knabberte an meinen Ohrläppchen und mir jagte ein heißer Schauer über den Rücken. "Dieser schwule Erzengel Michael meinte, dass Alex schöner wäre, obwohl ich der Meinung bin, dass zwischen beiden Namen kein großer Unterschied existiert." Er sah mich beinahe flehend an. "Würdest du jetzt bitte?" Ich lachte und schmiegte mich in seine Arme. Willig überließ ich mich dem Mann, den ich liebte. Für weitere Fragen stand er mir zur Verfügung, dass wusste ich. Fortsetzung Folgt ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)