Sternchensuppe von Berrii ================================================================================ Kapitel 6: Besuch ----------------- "Nino!" Wer rief da seinen Namen? >Klingt seltsam..<, dachte Nino schwach und versank wieder ins Schwarze. "Um Gottes Willen, was hast du nur getan?!", schrie die Frau den Mann an, der von der Fahrerseite ausstieg. "Ich hab ihn nicht gesehen in seinen schwarzen Sachen!" Die Frau wollte Nino in ihre Arme ziehen, als der Mann sie zurück hielt: "Rühr ihn nicht an, vielleicht hat er hat etwas gebrochen!" Schluchzend strich die Frau Nino über die blutige Stirn: "Bitte Nino, bleib bei mir..." Der Mann rief über sein Handy den Notruf und wenige Minuten später kam mit lauter Sirene ein Rettungswagen. Zitternd und verweint schaute die Frau zu, wie sich die Ärzte um Nino kümmerten. "Er muss sofort ins Krankenhaus und operiert werden.", sagte der Arzt ernst, während Nino auf eine Trage gelegt wurde. "Darf ich mitfahren? Ich bin seine Mutter!" "Natürlich, kommen sie!" Ninos Mutter stieg mit in den Krankenwagen, ohne ihrem Mann noch eines Blickes zu würdigen. Im Krankenhaus angekommen wurde Nino sofort in einen Operationssaal gefahren. Immer noch zitternd setzte sich die Mutter vor den großen Flügeltüren auf einen Stuhl und drückte Ninos Tasche an sich, die sie noch mitgenommen hatte. Sie betete, das alles gut gehen würde, sie wollte ihn nicht verlieren. Der Tag hatte nach und nach immer eine dunklere Form angenommen für sie. Heute wurde ihr bewusst, das ihre Beziehung zu ihrem Mann am Ende war. Auf dem Rückweg war er wie ein Irrer gefahren. Auch wenn Nino fast ganz in schwarz unterwegs gewesen war, war es nicht allein seine Schuld, das er angefahren wurde. Eines war für Ninos Mutter sicher. Morgen würde sie sich sofort scheiden lassen. "Guten Morgen!" Laurin ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. Was für ein beschissener Morgen. Er hatte vergebens auf Nino gewartet, der einfach nicht aufgetaucht war, ihm eine SMS geschickt und versucht ihn anzurufen, doch er ging nicht an sein Handy. Dann musste er wie ein Irrer zur Schule hetzen, um nicht zu spät zu kommen. >Einfach grausam..< "Laurin! Komm bitte nach vorne an die Tafel und löse die Aufgabe!" >Och nö....<, geknickt schlurfte Laurin nach vorne an die Tafel. Zum Glück konnte er das Dank Ninos Nachhilfe in Mathe. "Laurin, irgendwie siehst du ziemlich fertig aus..", stellte Kathrina fest. "Sie hat recht, was ist denn los mit dir? Gefällts dir schon am zweiten Tag bei uns nicht mehr?", fragte Anne und stupste Laurin kurz gegen den Kopf, den er wieder auf den Tisch abgelegt hatte. "Das ist es nicht, heute ist nur nicht mein Tag..", murrte der Junge und drehte das Gesicht von den Mädchen weg. "Sonst geh doch einfach nach Hause!", schlug Anne vor. "Nein, darf ich nicht, dann killt mich meine Mutter.." "Hast wohl schon zu viel geschwänzt, was?", kicherte Kathrina, als die Lehrerin sie böse ansah. "Wollen sie drei eine Strafarbeit kriegen?" >Ich hab doch überhaupt gar nichts gemacht!<, stellte Laurin genervt fest. Die Mädchen schüttelten die Köpfe, während Laurin seinen unverändert auf dem Tisch liegen hatte. "Laurin Pikka!", die Lehrerin knallte mit einem Lineal auf Laurins Tisch, "Strafarbeit, du macht ein Referat über Pythagoras!" Jammernd ging Laurin nach der Schule nach Hause. "Was soll das denn?! Womit zur Hölle hab ich das verdient?!", in seinem Zimmer angekommen schmiss er seine Tasche sauer aufs Bett. "Ist doch alles scheiße..", er ließ den Kopf hängen. >Und Nino meldet sich wohl auch nicht..<, stellte Laurin traurig mit einem Blick auf sein Handy fest. Die nächsten zwei Tage vergingen, ohne das Laurin etwas von Nino hörte. Er kannte ihn zwar so erst einen Tag, aber er war ihm schon jetzt sehr ans Herz gewachsen und seine Sorge um den Kleinen stieg immer mehr. Freitag Nachmittag saß er gelangweilt vor dem Fernseher. Alle paar Minuten guckte er auf sein Handy, ob vielleicht irgendein Lebenszeichen von Nino da war, auch wenn es auf laut gestellt war. Dann klingelte es. Sofort guckte Laurin aufs Handy. Die Nummer kannte er nicht. "Ja?" "Hallo, ähm.. Bist du Laurin?" Es war eine Frau am anderen Ende. "Ja, wieso?" "Ich bin Ninos Mutter, du bist doch ein Freund von ihm?" "Ja, was ist denn mit ihm?", fragte Laurin nervös. Irgendwas konnte da nicht stimmen, wenn Ninos Mutter bei ihm anrief. "Es tut mir leid, das ich nicht früher angerufen habe, du klingst sehr besorgt.", sie machte eine kurze Pause, "Nino hatte einen Unfall.. Montag Abend.." Laurin starrte schockiert auf den Boden: "Wie gehts es ihm?" "Er lag bis vor zwei Stunden im Koma. Mach dir nicht weiter Sorgen, es geht ihm gut." "Darf ich ihn besuchen?", fragte Laurin etwas unsicher. Ninos Mutter antwortete sofort darauf: "Aber gerne doch, eigentlich sogar unbedingt. Nino hat nicht wirklich viele Freunde und du musst ja ein sehr guter Freund von ihm sein, er hat deinen Namen gesagt, bevor er richtig wach war." "Oh, ähm- ja.. Wann kann ich denn zu ihm?" "Wenn du willst sofort, dann ist jemand bei ihm, während ich frische Sachen für ihn hole." "Okay, dann komme ich gleich!" Laurin fuhr so schnell er konnte mit seinem Skateboard zum Krankenhaus, was glücklicherweise nicht weit entfernt war. Ninos Mutter hatte ihm noch die Station und die Zimmernummer gegeben. Schließlich stand er vor der besagten Zimmertür. Irgendwie war das alles komisch. Er kannte Nino doch erst seit Montag und hatte nur den Montag mit ihm verbracht. Noch etwas unschlüssig klopfte er an die Tür. Eine Frau trat raus und schloss die Tür leise hinter sich: "Du bist Laurin, nicht?" Laurin nickte kurz. "Nino schläft gerade, aber du kannst trotzdem zu ihm gehen, ich fahr erstmal nach Hause, würdest du ihm das sagen?", sie lächelte. "Ja klar." "Danke!", sie verabschiedete sich und ging. Leise öffnete Laurin die Tür und betrat das Zimmer. Nino lag in einem Bett am Fenster, das Nachbarbett war leer. Stumm ging Laurin zu ihm ans Bett. Der Anblick tat schon doch sehr weh. Nino hatte eine große Schürfwunde am Kopf, sein linker Arm war verbunden und ganz offensichtlich hatte er das rechte Bein gebrochen. Abgesehen davon war er übersäht mit Schürfwunden und blauen Flecken. "Armer Kleiner..", flüsterte Laurin und strich ihm sanft über den Kopf. Nino regte sich langsam und öffnete die Augen. Sofort fixierte er Laurin und lächelte erschöpft: "Hey.." Laurin musste ebenfalls lächeln: "Was machst du denn, lässt dich auf dem Heimweg einfach anfahren?" "Mein penetranter Stiefvater wars.", Nino grinste, "Mein Exstiefvater, meine Mutter hat sich Dienstag scheiden lassen." "Ouh..", Laurin war überrascht, "Ähm, deine Mutter ist übrigends nach Hause, sollte ich dir sagen." Nino schaute aus dem Fenster: "Dachte ich mir, sie war jetzt fast durchgehend bei mir, sie muss total kaputt sein." "Wie fühlst du dich?", fragte der Größere und strich ihm eine Strähne hinters Ohr. Nino wurde leicht rot: "Keine Sorge, es geht schon." "Ich hab mir ganz schöne Sorgen um dich gemacht, weil du nicht an dein Handy gegangen bist und auf keine SMS geantwortet hast." "Naja, ich lag im Koma und das Handy hatte meine Ma..", verlegen schaute Nino auf die weiße Bettwäsche. "Macht ja nichts!", Laurin piekte ihn sanft in die Seite, "Werd ja schnell wieder fit, ohne dich bin ich echt aufgeschmissen." "In Mathe?", der Kleinere grinste, "Ist doch momentan alles ganz einfach!" "Ja, erzähl das mal meinem Zwangsreferat über Pythagoras...", Laurin ließ den Kopf hängen, "Die beiden Schnatterliesen neben mir haben einfach nicht die Klappe gehalten und ich durfte dafür grade stehen." Nino kicherte: "Ich helf dir, das ist kein Problem! Dann hab ich hier wenigstens was zu tun!" "Und demnächst überhäufe ich dich dann mit all meinem Strafarbeiten oder was?", grinste der Größere. Nino fühlte sich sehr wohl und glücklich in Laurins Gegenwart, er hatte eine so nette und witzige Art, die ihm sein momentanes Leid vergessen ließ. Nach der Operation lag er im Koma, die Ärzte hatten befürchtet, das er noch innere Verletzungen hatte, aber dem war zum Glück nicht so. Sein rechtes Schienenbein hatte er wohl zweifach gebrochen, da hatte das Auto ihn total erwischt. Sein linker Arm hatte eine größere Schnittwunde abbekommen, anscheinend von irgendeiner scharfen Kante am Auto oder von Glasscherben auf der Straße. Als er aus dem Koma wachte, war er erstmal total schockiert, er hatte nichts von dem Unfall mitbekommen und dachte als erstes, als er langsam aufwachte, er läge in Laurins Bett, weil er da ja eingeschlafen war beim Fernsehn gucken. Seine Mutter hatte ihm dann erzählt, das er angefahren wurde, nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte. Auch Laurin erzählte ihm, wie der Abend verlief, nachdem er ihn wieder geweckt hatte. Nino hatte das alles vergessen. "Du hast aber hoffentlich nicht vergessen, das ich noch einen Wunsch bei dir offen habe!", grinste Laurin. "Nein, hab ich nicht, keine Angst!", Nino verdrehte die Augen, doch auch er musste grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)