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Sternchensuppe

von

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eine Nachricht

Nach der Schule trafen sich Nino und Laurin mit Anne und Kathrina. Da noch immer die Handwerker bei Nino zuhause am reparieren waren, hatte er eh nicht sonderlich Lust, zuhause zu sein. Die letzten warmen Sommertage boten sich außerdem an, ein letztes Mal Eis essen zu gehen.

„Sagt mal, wie war Sport eigentlich mit Lukas?“, Anne schleckte grade Eis vom Löffel, um dann mit diesem nach einem Stück Mango zu fischen. Nino legte leicht den Kopf schief, während er an einer Waffel kaute.

„Irgendwie war er ziemlich entspannt.“, antwortete Laurin schließlich und aß weiter an seinem Schokoladenbecher, „Er hat Nino sogar geholfen.“ Den Mädchen entgleisten die Gesichtszüge.

„Da stimmt doch was nicht!“, schoss es Kathrina raus, „Die hecken bestimmt was aus.“ Der größere Junge schüttelte den Kopf: „Ich denke nicht. In der Umkleide hat er nicht ein Wort mit den anderen geredet, obwohl sie ihn angesprochen haben. Die wussten auch nicht, was los ist.“

„Hm...“, Anne schaute in ihren bunten Becher, der halb mit Sahne bedeckt war.

„Ich versteh es auch nicht. Er hat es sonst immer genossen, auf Nino rumzuhacken.“, das andere Mädchen warf dem Kleinsten einen Blick zu, „Und das immerhin schon seit der sechsten Klasse.“

„Neben Marcel ist er doch das Hauptarschloch gewesen.“, Anne nahm einen weiteren Happen Sahne und Eis, „Habt ihr ihm was ins Pausenbrot geschmuggelt?“ Belustigt schaute sie zu den anderen beiden. Nino schüttelte sofort den Kopf: „Sowas mach ich nicht. Und selbst wenn, was sollte das denn gewesen sein?“

„Wir sollten jedenfalls aufpassen. Nicht das er doch noch irgendwas macht.“, Laurin traute Lukas nicht über den Weg.
 

Am Abend verabschiedete sich Nino von seinen Freunden und machte sich auf den Weg nach hause. Nach ihrem Umzug wohnte er in eine völlig andere Richtung als die anderen drei. Dabei hatte er sich anfangs so gefreut, weil Laurin und er so nah beieinander wohnten. Seufzend bog er in die letzte Straße ein. Kurz vor dem Wohnblock ließ ihn ein lautstarkes Gespräch allerdings stoppen. Vorsichtig lugte er um die große Hecke, die den Vorgarten umschloss. Da stand seine Mutter und brüllte, vor ihr sein Stiefvater.

„Verschwinde endlich! Ich will dich nie mehr sehen!“

„Du bist doch von Sinnen, beruhige dich.“, er hielt ihr eine Hand hin, doch sie schlug sie weg.

„Wenn du nicht sofort gehst, ruf ich die Polizei!“

„Das wirst du nicht!“, schrie er sie erbost an. Nino gefror das Blut in den Adern. Sein Stiefvater war in den letzten Jahren immer jähzorniger geworden, aber das hier war etwas vollkommen anderes. Die Spannung war mehr als gefährlich. Auch seiner Mutter entging die Gefahr nicht. Nino sah, wie sie zu ihrer Hosentasche griff und ihr Handy hervorholte. Doch ehe sie dieses überhaupt entsperrt hatte, schlug er ihr es aus der Hand. Lautlos fiel das schmale Gerät ins Gras. Angst schwappte in Nino hoch.

„Du wirst wieder bei mir einziehen!“, herrschte er sie an und zeigte drohend mit einem Finger auf sie. Nervös nahm nun Nino sein Handy in die Hand und wählte den Notruf. Im gleichen Moment trat er hinter der Hecke vor und stellte sich sichtbar für die beiden hin. Seine Mutter blickte ihn ängstlich an, was seinen Stiefvater dazu veranlasste, sich umzudrehen. Als er ihn sah, nahm am anderen Ende schon jemand ab und Nino begann zu sprechen: „Birkenstraße fünf, meine Mutter wird von ihrem Ex-Mann bedroht.“ Die Augen seines Stiefvaters würden zu Schlitzen. Rot vor Wut blickte er auf den Kleineren nieder und drängte sich schließlich an ihm vorbei. Nicht aber, ohne sich vorher nochmals umzudrehen und zu seiner Mutter zu schauen: „Ich hole dich später.“ Seine Mutter ließ sich zitternd auf den Boden nieder und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Einige Minuten später traf eine Streife ein.
 

„Deine arme Mutter...“, Laurin seufzte tief. Nino hatte ihn etwas später angerufen, um ihm von dem Ereignis zu berichten.

„Die Polizistin konnte sie wenigstens beruhigen. Allerdings konnten die jetzt auch nicht viel machen. Sie sagten, wenn er nochmal hier auftaucht, sollen wir ihm nicht aufmachen und direkt wieder anrufen.“, erzählte Nino weiter und drehte sich auf die Seite. Er lag auf seinem Bett und schaute nun zu seiner neuen Zimmertür.

„Nino... Was wäre, wenn er der Einbrecher war?“ Der Gedanke schien gar nicht so abwegig zu sein, fand der Kleinere.

„Vielleicht ja.“

„Oh man, wenn er das wirklich war, dann dreht der total durch.“, jetzt machte er sich Sorgen um seinen Freund, „Ist die Terassentür wieder heile?“

„Ja, bruchsicheres Glas und dreifach abschließbar. Mama wollte es so sicher wie möglich haben.“

„Versteh ich.“ Im Hintergrund hörte man Laurins Mutter nach ihm rufen.

„Ich muss auflegen. Wir sehen uns morgen, ja?“

„Hmhm.“, machte Nino und seufzte leise. Am liebsten hätte er Laurin jetzt bei sich gehabt und sich angekuschelt.

„Sei nicht traurig, Süßer. Schlaf gut.“, verabschiedete sich der Größere sanft.

„Ja, gute Nacht.“, Nino legte auf und setzte sich auf. Noch immer schaute er die neue Tür an. Konnte es wirklich sein Stiefvater gewesen sein, der die alte Tür fast zerschlagen hatte?
 

„Musste das sein?“, grummelnd legte Laurin seinen Kopf auf den Tisch ab und seufzte schwer. Sie hatten grade einen überraschenden Test in Geschichte geschrieben, mit dem nicht zu rechnen war. Demnach war eigentlich keiner darauf vorbereitet. Nur für Nino war es mal wieder eine seiner leichtesten Übungen gewesen.

„Wieso bist du so unfassbar klug?“, murmelte der Größere und schaute zu seinem Freund. Der saß gelassen da und notierte sich ein paar Dinge in seinem Kalender: „Würdest du dir vor jeder Stunde alles anschauen vom letzten Mal, hättest du damit auch kein Problem.“ Murrend schaute Laurin sich um. Dazu hatte er wirklich keine Lust. Er ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen. Es war Pause und einige waren zum Kiosk oder sonst wo. Ein paar Mädchen gackerten in einer Ecke vor sich hin, während weiter hinten im Raum eine Gruppe um Marcel cool vor sich hin laberte. Das Summen eines Handys durchbrach jedoch das alltägliche Tun der Schüler. Wer war denn bitte so blöd und hatte sein Handy nicht auf komplett stumm gestellt? Alle sahen sich um. Es vibrierte noch einmal. Eines der Mädchen ging zu Lukas seinem Platz und entdeckte in seiner Federmappe sein Handy, welches leuchtete. Marcel kam dazu und schnappte es sich: „Idiot. Hat der ein Glück, dass das nicht im Unterricht passiert ist.“ Lukas war grade nicht im Raum und so gönnte sich Marcel einen Blick auf die Nachricht, die dieser erhalten hatte. Laurin sah ihm zu und schüttelte innerlich den Kopf. Wie niveaulos konnte man sein, einfach die Nachrichten anderer Leute zu lesen?

„Hola... Hört mal her. 'Hab heute bis zwei Schicht. Sehen wir uns später? Kim'. Mit Herzchen und Zwinkersmiley.“ Nino, der grade einen Schluck getrunken hatte, verschluckte sich und hustete. Hatte er da grade richtig gehört? Fassungslos starrte er zur Tür, in der genau in diesem Moment Lukas stand.

„Hey Lukas, wusste gar nicht das du eine aufgerissen hast!“, rief Marcel rüber und hielt sein Handy leicht hoch, „Scheint ja was Heißes zu sein.“ Während die anderen Jungs sich darüber amüsierten, hatten die Mädchen sich wieder ihren Gesprächen zugewendet. Laurin schaute etwas verwirrt drein, denn er bemerkte die Blicke, die Nino und Lukas austauschten. Der Kleinere war total baff. Im Gegensatz zu allen anderen wusste er, das Kim kein Mädchen war. Und Lukas war klar, das er vor Nino nun vollkommen schutzlos da stand. Noch immer sagte keiner der beiden etwas.

„Nino...“, Laurin flüsterte leise zu ihm, ließ aber seinen Blick nicht von Lukas weichen, „Was ist los?“ Der Angesprochene blinzelte kurz und antwortete leise, aber so, das auch Lukas es hören konnte: „Diese Kim kennst du nicht.“ Der Junge in der Tür schloss kurz die Augen und atmete durch. War es Dankbarkeit? Wortlos ging er an den beiden vorbei zu seinem Platz, um Marcel das Handy aus der Hand zu reißen. Wütend starrte er diesen an: „Wenn du dich noch einmal an meinem Handy vergreifst, brech ich dir beide Arme.“ Aus der Bahn geworfen starrte Marcel ihn an.

„Was geht denn mit dir ab? Chill mal.“, doch der andere machte sich schnell vom Acker. Laurin hatte das ganze beobachtet. Irgendwas stimmte hier nicht. Und was sollte diese Bemerkung von Nino grade eben?

„Nino?“, fragte er leise und schaute wieder zu seinem Freund. Der schüttelte nur den Kopf: „Nicht hier.“
 

Nicht hier. Den restlichen Schultag grübelte Laurin darüber nach, was das ganze zu bedeuten hatte. Als die letzte Stunde endlich vorbei war und es alle eilig hatten, nach hause zu kommen, ließ sich Laurin Zeit mit dem Einpacken seiner Sachen. Wie immer brauchte Nino nämlich lange, er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Überraschenderweise bummelte aber noch jemand. Lukas. Als nur noch die drei im Klassenzimmer waren, ging Lukas an ihnen vorbei und warf Nino einen Blick zu. Vor der Tür blieb er stehen und zog diese zu. Dann lehnte er sich in den Türrahmen. Nino schaute fragend zu ihm und wägte innerlich ab. Konnte er es wagen, ihn zu fragen?

„Also wenn nicht gleich einer von euch anfängt zu reden, sterb ich vor Unwissenheit.“, warf Laurin ein. Lukas schaute ihn an.

„Ich weiß, das ihr ein Paar seid.“ Laurin zog eine Augenbraue hoch. Was?

„Wie kommst du darauf? Wir sind gute Freunde, nichts weiter.“, wies Laurin seine Aussage ab. Lukas rollte mit den Augen: „Ich bin doch nicht blind. Mal abgesehen davon das dich Miss Super-Unauffällig beim Sport geradezu angesabbert hat.“ Beschämt lief Nino knallrot an. Laurin schaute mit hochgezogener Augenbraue zu seinem Freund.

„Euer Schauspiel ist nicht sonderlich gut.“ War Nino wirklich so unvorsichtig gewesen? Aber Laurin konnte es ihm nicht verübeln, es war einfach schwer. Er atmete einmal durch und blickte wieder zu Lukas: „Was macht dich so sicher, das es ein Schauspiel ist?“

„Er spielt das gleiche.“, Nino setzte sich auf seinen Tisch und ließ die Beine baumeln, „Mit Kim.“ In Laurins Kopf ratterte es: „Kim ist ein Junge?“ Lukas blieb überraschend ruhig. Laurin war auch davon ausgegangen, das Kim ein Mädchen war. Aber woher kannte Nino ihn?

„Ich... ähm...“, Nino fuhr sich verlegen durchs Haar. Er wusste nicht, wie er ein Gespräch beginnen sollte. Lukas seufzte leicht genervt: „Ich hab keinen Bock auf eine große Telenovela-Szene, also machen wir es kurz. Ich erzähle nichts über euch und ihr nichts über Kim. Fertig.“ Ungläubig hob Laurin wieder eine Augenbraue: „Moment mal. Du glaubst doch nicht das ich mich mit so halben Antworten abspeisen lasse. Wer ist Kim? Und woher kennt Nino den?“

„Du kennst ihn auch...“, etwas beschämt kratzte sich Nino am Hinterkopf, „Das ist der Azubi aus dem Krankenhaus...“ Bei den Worten lief Laurin rot an und starrte zurück zu Lukas. Dieser Typ, der ihn einfach geküsst hatte, war mit Lukas zusammen?

„Ehm... Wirklich der?“ Der Kleinere nickte: „Er hat nicht nur dir gegenüber eine ziemlich offene Art an den Tag gelegt. Allerdings hat er mir nicht gesagt, was er mit Lukas gemacht hat, nachdem er ihn aus meinem Zimmer geschliffen hat.“ Fragend schaute er zu dem Jungen, der noch immer in der Tür stand. Dieser blickte zurück, ohne irgendetwas von sich Preis zu geben: „Das geht dich auch nichts an.“

„Kannst du dir bei dem überhaupt sicher sein, das er dich nicht hintergeht?“, harkte Laurin neugierig nach.

„Wir sind kein Paar.“ Jetzt fiel Nino aus allen Wolken. Ja, so etwas passte durchaus zu dem freizügigen Krankenpfleger. Aber Lukas?

„Ich versteh es noch immer nicht.“ Laurin hingegen fing an zu lachen: „Du führst eine Fickbeziehung mit dem?“ Jetzt wurde der andere doch rot: „Es geht dich einen Scheiß an, was wir machen. Und glaubt ja nicht, das wir wegen dieser ganzen Sache Freunde sind. Haltet einfach eure Klappen und ich halte meine.“ Er drehte sich um und verließ den Klassenraum. Verblüfft blieben die anderen beiden zurück und schauten sich an.

„Naja, immerhin einer weniger, der auf dir rumhackt.“, entgegnete Laurin und schloss seinen Rucksack, „Gehen wir?“ Sein Freund nickte. Doch bevor Nino die Tür weiter aufschob, griff Laurin an ihm vorbei und zog die Tür wieder zu. Schnell hatte er den Kleineren gegen die Tür gedrückt und küsste ihn stürmisch. Es fühlte sich so verboten gut an, ihn hier zu küssen, wo es keiner wissen durfte. Nino erwiderte den Kuss und zog leicht an seiner Unterlippe, ehe er sich von ihm löste: „Laurin, was wenn uns jemand sieht?“ Neckisch drückte der Größere ihm noch einen Kuss auf: „Wir sind alleine, die Tür ist zu, wir sind im zweiten Stock. Wer soll uns schon sehen?“ Er knabberte leicht an seinem Hals.

„Außerdem hat es seinen Reiz.“ Der andere seufzte ergeben: „Du bist verrückt.“ Zufrieden grinste er auf seinen Freund runter: „Lass uns gehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dark_uchiha
2018-01-10T13:50:26+00:00 10.01.2018 14:50
Laurin ist mir sympatisch, er mag Schokoladenbecher.

Das die Sache zwischen Kim und Jonas sich entwickelt, war nach dem letzten Kapitel abzusehen, aber ob daraus mehr wird, dürfte ziemlich spannend werden. Jonas ist momentan der interessanteste Charakter für mich, weil er sich so stark gibt und es eigentlich nicht ist.
Irgendqie glaube ich nicht, dass der Einbrecher der Stiefvater war, das wäre zu simpel für dein kluges Köpfchen.
Dass der noch eine Rolle zu spielen hat, ist aber verständlich. Der Auszug wäre sonst wohl viel zu glatt gelaufen.

Was ich dir aber übel nehmen muss, dasa das Wort Mango in dieser Geschichte vorgekommen ist. *zwinker*
Antwort von:  Berrii
10.01.2018 19:31
Ein Hoch auf Schokoladenbecherliebhaber xD

Ich muss auch ehrlich sagen, das in dem Bereich der Geschichte Jonas für mich der interessanteste Charakter war, weil er sich an dieser Stelle so krass wandelt. Ich bin gespannt was du zu den nächsten Kapiteln sagst, es wird vieles passieren :)


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