Jet Set Radio Future von abgemeldet (Das Abenteuer geht weiter!) ================================================================================ Kapitel 7: Unsichtbare Blicke ----------------------------- Währenddessen war bei den Rudies wieder die Alte Ruhe eingekehrt. Corn und Yoyo hatten sich von dem Schock, auf ihren alten Erzfeind getroffen zu sein, erholt, und saßen nun mit den Anderen in der Werkstatt. Die Nacht hatte schon längst begonnen, und Tokyo in Finsternis gehüllt. Beat und Sarky saßen aneinandergekuschelt auf einem Geländer der Werkstatt, während die Anderen es sich auf den zahlreichen Sofas gemütlich gemacht hatten. Alle waren mittlerweile zurückgekehrt, bis auf einen. Clutch, der es zwar liebte nachts noch durch die Gegend zu streunen, aber sich zumindest nochmal blicken zu lassen, war immer noch nicht zurückgekehrt, zur Beunruhigung seiner Kameraden. Ohne eine Nachricht, oder ein Lebenszeichen. Seufzend sah Boogie auf ihre Uhr. "Wenn er nicht gleich auftaucht, dann ist es mir egal, dann haue ich ab, ich bin verdammt nochmal müde!" nörgelte Sarky, was ihr sofort ein Paar schräge Blicke einbrachte. "Was denn?!" rechtfertigte sie sich nun. Ohne noch einen Kommentar abzugeben, öffnete Corn eine Flasche Limonade. Er war nicht die Sorte Mensch, die sich betrinkt, sobald sie mit Freunden zusammen war, sondern es bevorzugte, bei klarem Verstand zu bleiben. `Gouji.´, dachte er niedergeschlagen. Was würde wohl in naher Zukunft mit ihm und seinen Freunden geschehen? Würden sie der Gefahr wieder einmal standhalten können?! Seine Freunde ließen es sich zwar nicht anmerken, doch er spürte, dass ihnen dieselben Fragen durch den Kopf schießen mussten. Was würde geschehen?!...Corn nahm einen großen Schluck aus der Flasche und wischte sich anschließend mit dem Handrücken den Mund ab. Yoyo gähnte müde, darauf wartend, dass endlich Jemand den Anfang machen würde, und vorschlagen würde, einen Schlafplatz aufzusuchen. Corn jedoch dachte nicht daran, ohne Clutch zu gehen, dafür war in den letzten Tagen zu viel geschehen. Zu viele beunruhigende Vorkommnisse hatten sein Misstrauen geweckt. Cube, die sich heute wieder einmal in ihrem Spezialgebiet, den verschlungenen Gängen der Abwasserkanäle, ausgetobt hatte, rieb sich die schmerzenden Füße. Von Roboy war das Eine oder Andere Quietschen zu hören. `Ich muss wohl mal wieder seine Gelenke ölen...´ dachte der blonde, dessen nachdenkliche Augen von seinem Hut verdeckt wurden, schmunzelnd. Als würde die Anspannung allen die Kehlen zuschnüren, wagte Niemand es, noch ein Wort zu sagen. Nun gut. Bis auf Sarky, die sich immer noch über Alles und Jeden beschwerte, erst darüber dass sie mal wieder Hunger hatte, danach darüber, dass ihr kalt war, zu guter Letzt beschwerte sie sich über einen Kratzer, den sie in ihren Skates entdeckt hatte. Gum verdrehte genervt die Augen, als Sarky wieder anfangen wollte zu reden. Doch Beat konnte sie im letzten Moment davon abhalten, indem er sie sanft küsste. Kichernd ließ Sarky ihre Beine vom Geländer baumeln. Das plötzliche Schlittern von Rollen war zu vernehmen, Yoyo hob aufmerksam den Kopf von seinen Händen, die ihn zuvor stützten. Die Umrisse eines jungen Mannes auf Skates waren zu erkennen, ein braunhaariger Junge mit Rasterlocken kam in die Werkstatt getorkelt. War er betrunken?! Beats Augen weiteten sich entsetzt, als Clutch ins Licht trat. Er sah drein, als hätte er tausend Tode erlebt, seine Miene war wie versteinert, er war leichenblass. Zitternd lehnte Clutch sich an eine Wand, hatte vor Angst die Sprache verloren. "Clutch, Kumpel, was ist los?!" rief Soda, und sprang von einer Couch. Langsam näherte er sich dem Braunhaarigen, der ihn beunruhigt fixierte. Corn ahnte, dass Irgendwas geschehen sein musste. Und er wurde das Gefühl nicht los, dass es mit den Geschehnissen der letzten Tage zusammenhängen musste. Alle Blicke hefteten sich an Clutch, der fertig nach Luft schnappte, als wäre er bei einem Marathon mitgelaufen. Er öffnete den Mund, und begann ein Paar Sätze zu stottern: "Ir...Irgendwer...Oder..Irgendwas hat...Mich verfolgt..D-den ganzen Weg lang! Ich habe Niemanden gesehen, oder gehört, aber..Da...Da war Irgendwas, ich schwöre es euch!!". Beunruhigtes Gemurmel erfüllte die Werkstatt, angsterfüllte Blicke wechselten von Clutch zu Corn und wieder zurück. Corn schluckte beunruhigt, als er aus einem der Fenster hinaus in die Dunkelheit sah. "Ich werde nachsehen..." sagte Beat entschieden, und erntete ein Paar geschockte Blicke. Langsam erhob sich der Rothaarige und wandte sich zum Gehen. "Bist du wahnsinnig?!" riefen die restlichen GGs im Chor. Clutch sah Beat entgeistert an. "Du...Du bist doch wahnsinnig..! Geh da bloß nicht raus!!!" "Willst du hier herumsitzen, und warten, dass der Tag anbricht, und du flennend zu deiner Mami rennen kannst?!" bellte Beat, lauter als er es beabsichtigt hatte. Alle im Umkreis von einem Meter wichen augenblicklich einen Schritt zurück und sahen Beat entgeistert an. "Beat hat Recht, vielleicht war es nur eine Katze, oder so..." murmelte Ryth, und lächelte zuckersüß in die Runde. Entschlossen erhob sich Beat, Sarky folgte ihm wie ein Schoßhündchen. Corn, der teilweise aus Stolz und teilweise aus Neugier aufgestanden war, folgte dem Pärchen in Richtung Tür. Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die schwere Stahltür der Werkstatt, die Jugendlichen ließen sich auf ihren Skates in die Dunkelheit rollen. Leichter Nieselregen tropfte auf den Gassenweg, der kalte Wind trieb Corn Tränen in die Augen. Misstrauisch sah er durch die, ihm so bekannte Gasse. Wie lauernde Monster waren die Schatten bis in die hintersten Ecken der Stadt gedrungen, und färbten alles beunruhigend schwarz. "Nichts zu sehen..." flüsterte Corn. Aufmerksam lauschte Sarky in die Nacht. Beat wagte ein Paar Schritte in die tiefe Schwärze der wohlbekannten Gasse. "Nichts. Rein gar Nichts..." murrte Beat höhnisch und lachte auf. Die zwei Blonden musterten den rothaarigen Skater nachdenklich, und skateten vorran, weiter hinein in das Labyrinth aus Gassen, das sich vor ihnen erstreckte. Das Rollen von Skates erweckte die Aufmerksamkeit der Jugendlichen. Dort kam Yoyo angefahren, hatte sich von der Gefahr verführen lassen, herauszukommen. "Yo..." grüßte er seine Freunde grinsend, und sah in die unheimliche Schwärze der Nacht. "Sieht doch ganz normal aus..." stellte er nun fest und wandte sich verwirrt zu den Anderen. Beat, der mittlerweile in den dunklen Gassen von Shibuya Terminal verschwunden war, überblickte nun von einem Dach aus die Stadt. Wie lange war er jetzt schon Teil der GGs...? Schmunzelnd erinnerte er sich, wie er immer gepredigt hatte, die GGs und alle anderen Straßengangs auf eigene Faust auszuschalten...Und jetzt...Jetzt war er selbst einer der GGs...Und bereute er es...? Nein...Nein...Nicht im Geringsten. Plötzlich ließ ihn ein Schrei aus seinen Gedanken fahren. Was war das?! Sofort wirbelte er herum, und stürzte so schnell er konnte in die Richtung aus der der Schrei kam. Mit Entsetzen bremste er vor einer zusammengekauerten Gestalt auf dem Boden ab. Dort lag, vor Schmerz leise wimmernd, Corn. Als könnte er ihm jeden Moment abfallen, krallte er eine Hand in seinen Arm, aus dem in Strömen Blut floss, seine Jacke tränkte, sich auf der Straße verteilte. Erschüttert riss Beat die Augen auf, und beugte sich zu Corn herunter. "Corn! Was ist los?! Was ist passiert??!" schrie der Rothaarige dem Anführer der GG´s schon fast ins Gesicht. "Ich...Weiß nicht...Jemand...Kam aus der Dunkelheit gesprungen und...", er verfiel in einen Hustenanfall, bevor er weiterreden konnte, "Hat uns angegriffen...!...Yoyo...Wo ist Yoyo?!" keuchte Corn. Mit letzter Kraft rappelte sich der Blonde auf die Beine, taumelte, und wurde sofort von Beat, sowie Sarky gestützt, welche durch den Aufruhr sofort hergeeilt war. "Was ist passiert?!" brüllte sie drauf los. Doch der Anblick der sich ihr bot, erklärte schon Alles. "Sarky...Yoyo!" rief Beat ihr zu. Sarky verstand sofort, nickte eingeschüchtert, und stürzte in die Richtung, in die Yoyo kurz zuvor verschwunden war. Besorgt streifte sie durch die Nacht, rief immer wieder seinen Namen, suchte jede noch so kleine Nische ab, doch ihr kleiner grünhaariger Freund mit der roten Sonnenbrille war unauffindbar. Resigniert wandte Sarky sich zum gehen. Plötzlich spürte sie den Blick eines Augenpaars auf sich. Bedrohlich, und lauernd versteckte sich der Besitzer dieser Augen irgendwo. Irgendwo, wo Sarky ihn gerade beim besten Willen nicht sehen konnte... "Ist da jemand?!" rief das Mädchen eingeschüchtert. Keine Antwort erfolgte. Ein Schauer lief ihren Rücken herunter, als sie sich noch ein letztes Mal paranoid umsah, und so schnell sie konnte begann, wegzuskaten. Das klackern von Skates hinter ihr, aus der Dunkelheit. Sarky wurde von Panik gefasst, so schnell sie konnte raste sie weiter, doch schaffte es nicht, ihren unsichtbaren Verfolger abzuschütteln. Ohne noch richtig zu wissen, wohin sie rannte stürzte sie durch die Gassen, bis sie plötzlich vor einer riesigen Häuserwand zum stehen kam. Sackgasse. Jetzt war sie ihm schutzlos ausgeliefert... Zitternd drückte Sarky sich gegen das kalte Gemäuer und starrte in die Dunkelheit. Das Rollen kam näher. Instinktiv schloss die Skaterin die Augen, und sackte wimmernd auf den Boden. "Geh weg, lass mich in Ruhe!!!" schrie sie verängstigt auf. "Stimmt was nicht...?" hörte sie eine mechanische Stimme antworten. Verwundert öffnete Sarky die Augen und sah in das stählerne Gesicht Roboys. "Roboy...Um Gottes Willen, du bist es nur..." flüsterte Sarky peinlich berührt und sprang wieder auf die Beine. "Hast du Yoyo gefunden?" fragte Roboy. "Du hast mich fast zu Tode erschreckt, und das Einzige, was dir einfällt, ist zu fragen, ob ich Yoyo gefunden habe?!" kreischte die Blonde dem Roboter entgegen. "Hast du Yoyo gefunden?" wiederholte Roboy in derselben Tonlage wie vorher. "Nein. Nein habe ich nicht." flüsterte Sarky, musterte Roboy noch Einmal und skatete mit ihm wieder in die Richtung der sicheren Werkstatt. *** Der Nächste Morgen: "Captain...? Captain!" riss meine Stimme den Captain der Rokkaku Police aus seinem Schlaf. Hayashi´s Kopf fuhr in die Höhe, und ehe er sich versah, starrte er in meine eisblauen Augen. "Oh...Xerxis...Was zum?! Wie kommst du hierher?!" rief der Silberhaarige zunächst erschrocken aus, schließlich war es nicht alltäglich, dass die linke Hand seines Chefs, und seine Partnerin, plötzlich in seinem Schlafzimmer stand! Doch schlagartig wurde ihm bewusst...Er war gar nicht in seinem Schlafzimmer. Im Gegenteil. Er war über seinem eigenen Schreibtisch eingeschlafen...Mal wieder. Die neuesten Aufzeichnungen und Untersuchungen, die er noch in der letzten Nacht angestellt hatte, lagen noch genauso ordentlich vor ihm, wie er es in Erinnerung hatte. "Haben wir mal wieder die Nacht durchgearbeitet...?" raunte ich ihm grinsend zu, und schnappte mir eine der Mappen in denen er den Fall "Onishima" protokollierte. Gähnend nickte Hayashi mir zu, und stand auf. "Wie spät ist es..?" fragte er und streckte sich, so, dass man glaubte, jeden Wirbel seiner Wirbelsäule einzeln knacken zu hören. "Kurz nach 11..." murmelte ich in Gedanken und begutachtete näher das Stückchen Stoff, das Hayashi mittlerweile vorsichtig in einer kleinen Tüte verpackt und untersucht hatte. Hayashi zuckte zusammen. "So spät?!" rief er entsetzt aus. "Reg dich ab und bind deine Krawatte erstmal richtig, Masao-Chan..." murmelte ich abwesend. "Nenn mich nicht Masao-Chan!!" knurrte Hayashi beleidigt, und begann, seine Krawatte neu zu binden. "Wie denn? Vampir-Captain?" lachte ich herausfordernd und grinste meinen Chef neckisch zu. Dieser sah mich nur mit einem fragenden Blick an. "So blass bin ich auch nicht schon wieder..." murmelte er, doch begutachtete sich vorsichtshalber noch einmal unauffällig im Spiegelbild einer Fensterscheibe. Ich quittierte das Gespräch mit einem triumphierenden Grinsen. Hayashis Blick wanderte zu der Mappe in meiner Hand, doch er sagte Nichts weiter, als lauerte er förmlich darauf, dass ich begann, ihm Fragen zu stellen. Sollte er haben. "Wo hast du Das gefunden..?" fragte ich meinen Vorgesetzten nun neugierig, und begutachtete das Stück Stoff genauer. "Gut, dass du fragst...Du wirst es nicht glauben. Es stammt aus Onishimas Büro...Und dreimal darfst du raten, zu wessen Mantel dieser Stoff gehört..." er senkte die Stimme, als hätte er Angst, belauscht zu werden. "Wer?" fragte ich nervös. Ich hasste es, wenn man mich auf die Folter spannte. Vor allem, wenn es um einen neuen Fall ging. Hayashi sah sich noch einmal um, dann wandte er sich wieder zu mir und sah mich mit ernstem Blick an. "Dieser Stoff gehört zu dem Mantel...Von unserem Boss. Raisuke Jashin..." flüsterte er geheimnisvoll. Meine Augen weiteten sich überrascht. "Du verarschst mich..." begann ich, doch das bedrückte Kopfschütteln Hayashis überzeugte mich vom Gegenteil. "Du kannst mir erzählen, was du willst, Xerxis...Aber Jashin ist nicht unschuldig an diesem Fall, das spüre ich einfach...". "Woher willst du das so genau wissen, Masao..?" hakte ich misstrauisch nach, und starrte in die bernsteinfarbenen Augen meines Gegenübers. Hatte er früher nicht auch blaue Augen...?! Ich schüttelte den Kopf, um mit den Gedanken wieder zum eigentlichen Thema zu kommen. Hayashi grinste wissend. "Nenn es polizeiliche Intuition, Xerxis..." murmelte er, und zog mir mit einer geschmeidigen Handbewegung die Mappe aus den Händen. Diese verstaute er kurz darauf in einer Schublade seines Schreibtisches, die er kurz darauf mit einem kleinen Schlüssel verschloss, und diesen in seiner Manteltasche verschwinden ließ. Seufzend ließ ich mich auf einen Stuhl vor Hayashis Schreibtisch plumpsen. Na dieser Tag fing ja blendend an. Und es sollte noch nicht vorbei sein, denn noch in derselben Sekunde,wie mir dieser Gedanke kam, hörten wir das altbekannte Rauschen unserer Funkgeräte: "Hier ist Hauptquartier an Zentrale. Es gingen Beschwerden durch Ruhestörung und öffentlichen Ärgernisses durch eine Bande von Rudies ein. Alle Einheiten bitte sofort in Kibogaoka Hill melden. Ich wiederhole...". Hayashi und ich sahen uns gleichzeitig mit einer Mischung aus Genervtheit und schon fast ein Wenig Einschüchterung an, dann seufzten wir synchron auf und stapften missmutig aus dem Büro. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)