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An Elicoorian Christmas Carol

von

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Unerwarteter Besuch

Das azurne Tuch des Himmels spannte sich endlos über die oberste Ebene der Trainingsfakultät. Zartes Weiß krönte die Häupter der hohen Mauern und zahllose Eiskristalle rankten sich gleich prächtigen Blumen über den rauen Stein.

Die winterliche Kälte ließ den Atem der hier trainierenden Männer als feinen, glänzenden Dunst durch ihre dunklen Visiere treten und tanzte gleich Schnee vor ihren Gesichtern. Das gefrorene Wasser, welches sich dadurch bereits auf dem geschwärzten Metall der Sehschlitze festgesetz hatte, fing das Sonnenfeuer ein und warf es seiner wärmenden Kraft beraubt um ein Vielfaches zurück. Die riesigen Schwerter der Krieger vereinten sich in einem blitzenden Reigen aus poliertem Stahl, während der silberhelle Gesang der Waffen weit hörbar über den Kampfplatz schallte.

Albels blutrote Augen ruhten wachend auf dem Treiben, obwohl ihn der Anblick nicht wirklich befriedigte.

Nur wenige Wochen hatte er nicht auf diesem Planeten geweilt.

Aber anscheinend hatte diese kurze Zeit ausgereicht, um seine stolze Brigade zu einer Truppe verweichlichter Schwächlinge verkommen zu lassen. Mehrere Monate waren nun schon seit seiner Rückkehr verstrichen und immer noch wirkten die Bewegungen seiner Männer unerträglich schwerfällig.

Es war die gerechte Strafe für die Faulheit dieser Maden, dass sie nun ihr Training in der beißenden Winterkälte absolvieren mussten.

„... Kaptain?“

Die unsichere Stimme ließ die Rubine des Elicoorianers zur Seite wandern und legten sich mit einem Ausdruck steigender Verärgerung auf den Schwarzgerüsteten zu seiner Linken, der seine Übungen offensichtlich unterbrochen hatte. Der Mann schluckte, als sich die blutroten Kristalle mit einer Frostigkeit, welche den kühlen Wind an diesem Ort wie einen heißen Wüstensturm erscheinen ließ, auf ihn richteten und ein guter Teil seines Selbstvertrauens zerfiel in diesem eisigen Feuer spürbar zu Asche.

„Was ist, Wurm?“ knurrte Albel und machte somit deutlich, dass ihm diese Disziplinlosigkeit ganz und gar nicht gefiel. Seinem Gegenüber indessen gelang es nicht, dem bohrenden Blick des Vierundzwanzigjährigen standzuhalten und er richtete das Gesicht hinter dem Visier zu Boden.

„Nun... i-ich bin mir nicht sicher, ob Ihr wisst, was heute für ein Tag ist..“ stammelte er und hatte offensichtlich selbst Angst vor seinen nächsten Worten.

„... es.. es ist der erste Tag des Sternenfeuerfestes und.. u-und ich sollte Euch von den Männern fragen, ob ihr uns nicht zumindest für heute frei-freigeben könnt, damit wir den Abend bei unseren Familien verbringen können.“

Albel schnaubte abfällig.

„Bah, Sternenfeuerfest.“

Der Anführer der Schwarzen Brigade neigte den Kopf ein wenig zur Seite, die rechte Hand auf dem Heft seines Katana ruhend, und blickte geringschätzig auf den Krieger herab.

„Sieh mich genau an und überlege dir deine Antwort gut. Sehe ich wie jemand aus, den dieser Schwachsinn kümmern würde?“

Der Mann blickte vorsichtig auf und schüttelte dann langsam den Kopf.

„Nein, Kaptain...“ gab er zerknirscht zu, worauf Albel bestätigend nickte. Ein unterschwelliges Grollen lag immer noch in dem blutigen Rot.

„Es ist ein Tag wie jeder andere. Also werdet ihr auch wie jeden anderen Tag trainieren, verstanden?“

Der untergebene Krieger nickte gezwungen.

„Jawoll, Kaptain!“

„Zudem will ich vor Anbruch der Dunkelheit keinen von Euch in der Fakultät sehen. Für deine Unverschämtheit werdet ihr das Training bis heute Abend verlängern.“

Wenn das Visier des Schwarzgerüsteten nicht dessen Gesicht verdeckt hätte, so hätte Albel mit Sicherheit beobachten können, wie alle Farbe aus dessen Zügen ob dieser Anweisung wich. Der Ansatz eines boshaften Lächelns umspielte die Lippen des jungen Kämpfers. Strafe, wem Strafe gebührte.

„Verstanden?“

„Verstanden...“ presste sein Gegenüber hervor, salutierte zackig und kehrte steifen Schrittes zu seinem Kampfplatz zurück, um seinen Kameraden die Hiobsbotschaft zu überbringen.
 

Albel kehrte dem Geschehen den Rücken zu und betrat die Gänge der Wohnunterkünfte, in denen es zu dieser Jahreszeit nur ungleich wärmer war wie draußen.

Sein Triumphgefühl war rasch abgeflaut, die Empfindung nach wenigen Augenblicken bereits wieder verebbt.

Der Vierundzwanzigjährige konnte es nicht fassen. Jetzt fingen seine Männer auch schon mit diesem Unsinn an. Als wenn dieser blauhaarige Idiot heute Vormittag nicht schon genug gewesen wäre. Die Stimme des Jugendlichen klang immer noch in seinen Ohren nach...
 

***
 

„Ich wollte dich fragen, ob du heute Abend nicht ins Schloss kommen willst. Nel hat mir von eurem Sternenfeuerfest erzählt und wir wollten es als Anlass nehmen, uns alle einmal wiederzusehen. Ich dachte...“

„Humbug.“

Albels tiefer Bariton erstickte das Anliegen des Wissenschaftlersohns im Keim, indem er es einfach übertönte. Er brauchte es nicht zu hören, um zu wissen, worauf Fayt hinauswollte – in diesem Bezug war dieser Idiot einfach zu durchschaubar. Und unglaublich dumm.

Keine Macht dieser oder einer anderen Welt würde ihn dazu bringen, sich zu einer Feier mit diesem Abschaum herabzulassen.

„Dieses Fest ist nur etwas für Idioten. Ich habe Wichtigeres zu tun als meine Zeit mit solchen Schwachköpfen zu verbringen.“
 

Das Sternenfeuerfest, welches der Jugendliche soeben erwähnt hatte, markierte die Heirat der drei Mondgöttinnen Irisa, Erinia und Palmira mit dem Sonnengott Apris. Um seinen Gemahlinnen die Stunden seiner Abwesenheit während der dunklen Zeit des Tages erträglicher zu machen, hatte der Himmelsherrscher mithilfe der Lichtgöttin Elena laut Legende zahllose, winzige Abbilder seiner selbst in der Finsternis des Nachthimmels entzündet und den Menschen somit gleichzeitig den kalten Schein der Sterne geschenkt. In Erinnerung daran schmückte man die Häuser jedes Jahr zur Winterszeit mit den leuchtenden Nachbildungen jener funkelnden Himmelskörper und überreichte sich selbst kleine Präsente, welche als Sinnbild für die Gabe des Sonnengottes waren. Zum Höhepunkt des Festes warfen sich die Familienväter oft in das Gewand, welches Apris in seiner personifizierten Form trug, und zogen des Abends unter den staunenden Augen ihrer Liebsten mit Geschenken bepackt in die Wohnung ein.

Sentimentaler Schwachsinn, dachte Albel. Es war doch ohnehin nicht viel mehr als Heuchelei. Der Alltag wischte die Feiertage schneller wieder aus den Gedanken der Menschen als die vermeintlich glückliche Zeit angedauert hatte und ein jeder war wieder die gleiche, übelgelaunte Person wie immer.
 

„Hast du niemand anderen, den du damit belästigen kannst?“ setzte er nach.

„Bitte, Albel. Alle anderen sind auch da“ startete Fayt einen erneuten Versuch. Obwohl er wenige Sekunden später selbst enttäuscht feststellen musste, wie unglücklich er sein Argument gewählt hatte.

„Noch ein Grund mehr, nicht hinzugehen. Ich glaube kaum, dass mich auch nur eine dieser Maden vermissen würde.“

Es war dem Neunzehnjährigen anzusehen, dass sich bereits eine weitere Erwiderung hinter seinen Lippen formte, bei dessen Aussprache er jedoch zu zögern schien. Aber anstatt sie in Worte zu fassen, suchte das Smaragdgrün verzagend den Anblick des Bodens und ein resignierendes Schulterzucken folgte.

„Ich kann dich zu nichts zwingen.“

Der junge Mann vermeinte die Spur eines traurigen Lächelns auf Fayts Zügen zu vernehmen, bevor dieser umdrehte und sich auf den Rückweg durch den nahen Eingang der Fakultät machte. Unter dem mächtigen Torbogen hielt er ein letztes Mal inne und blickte zurück.

„Falls du dich entschließt, doch noch zu kommen... wir feiern im Schloss von Ariglyph..“

„Hmpf...“
 

***
 

Mit dem gleichen Ton der Geringschätzung auf den Lippen ließ der Elicoorianer sich auf dem Kante seines schmalen Bettes nieder. Mit einem weiteren Grummeln verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte seinen Rücken an die kühle Steinwand, welche die Schlafstätte rechterhand begrenzte.

Er hasste diese Zeit des Jahres mehr als alles andere. Jeder Mensch schien sich plötzlich in einen hirnlosen, weichherzigen Idioten zu verwandeln, der großzügig über seine und die Fehler anderer hinwegsah und seine übliche Lebenseinstellung für ein wenig falsches Glück mit den Füßen trat. Es glich beinah schon einer Epidemie.

„Maden!“ fluchte er in die Stille des Raumes hinein – selbst nicht genau wissend, gegen wen sich seine Wut eigentlich richtete.

„Wie ich sehe hast du dich nicht verändert.“

Albel zuckte ob der überraschenden Erwiderung unwillkürlich zusammen. Er war sich sicher, die Tür hinter sich geschlossen zu haben und seitdem hatte sie auch niemand geöffnet. Zudem war ihm die Stimme wohlvertraut. Eine Stimme, die er nicht mehr gehört hatte, seitdem... seitdem ihr Besitzer seit einiger Zeit als Futter für jene Würmer diente, auf die er einst so hinabgesehen hatte?!

Sein Kopf schnellte in Richtung des Eingangs.

„Vox!?!

Der tiefe Bariton des Vierundzwanzigjährigen überschlug sich mehrfach als er den verblichenen Anführer der Drachenbrigade vor dem verriegelten Portal aus Holz erblickte und die Rubine des Kriegers zeigten für einen Moment vollkommene Leere; während sein Bewusstsein das eigentlich unmöglich real existierende Bild des älteren Mannes mit seinem Verstand zu vereinen versuchte.

Dann schien Albel sich gefangen zu haben und eine Falte zog eine tiefe Furche über seine glatte Stirn.

„Du solltest tot sein“

Der blondhaarige Mann drehte sich ein wenig und streckte seinen behandschuhte Faust scheinbar mühelos durch den zentimeterdicken Stein der Mauer.

„Ich bin tot“ stellte Vox trocken fest.

„Was tust du dann hier?“ fragte der Schwertkämpfer zweifelnd und entschied sich gleichzeitig, demjenigen einen langsamen und grausamen Tod zu bereiten, der ihm die Rauschmittel ins Wasser gemischt hatte und nun für diese sehr lebensechte Halluzination verantwortlich war.

Der Anführer der Drachenbrigade – oder besser das, was von ihm noch übrig war – antwortete nicht sofort, sondern warf einen Blick auf die Wand, ganz so als könne er auf den Kampfplatz dahinter schauen. Er nickte anerkennend.

„Offensichtlich weißt du, wie du mit deinen Männern umzugehen hast“

Das selbstsichere Grinsen auf Albels Zügen erlosch in jenem Moment, in dem Vox seine stahlgrauen Augen zurück auf den Vierundzwanzigjährigen richtete. Jegliches Lob war aus den kühlen Seelenspiegeln gewichen als er fortfuhr.

„Und das ist falsch.“

Die Lippen des jungen Kriegers schrumpften zu einer schmalen, wütenden Linie zusammen.

„Wer- oder Wasimmer du bist – du bist nicht Vox. Aus seinem Mund wäre niemals solch ein Schwachsinn gekommen.“

Vox lachte bitter. „Ich hätte selbst nicht geglaubt, dass ich jemals so etwas sagen würde wenn es mir damals jemand erzählt hätte.“

Er verstummte und hob eine Hand neben sein Gesicht. Seine Augen verweilten kurz darauf, dann blickten sie den Schwertkämpfer ernst an.

„Siehst du diese Ketten?“

Erst jetzt fiel Albel auf, dass sich eine schwere Eisenkette um das Gelenk des älteren Mannes wand. Aber nicht allein an dieser Stelle seines Körpers. Die ganze Gestalt des Anführers der Drachenbrigade schien in jene schweren Fesseln gelegt. An ihren freien Enden tanzten symbolträchtig Schädel und Knochen besiegter Feinde durch die Leere der Luft.

„Ich habe sie mir während meines Lebens selbst geschmiedet, Glied nach Glied, Jahr um Jahr, und sie willentlich getragen. Es sind die Ketten der Kaltherzigkeit und des Verrats. Sie halten mich in dieser Welt und verdammen mich, ungesehen als ruheloser Geist über die Erde zu ziehen.“

Das abschätzige Leuchten in den Rubinen des Vierundzwanzigjährigen zeigte das geringe Maß an Mitleid, welches er für seinen Gegenüber empfand. Wenngleich er nicht umhin kam, die Frage auf den Grund jener vorangegangen Erklärung zu stellen.

„Was hat das mit mir zu tun?“

„Du besitzt ebenfalls solche Ketten. Noch sind sie nur ungleich kürzer wie meine, doch sie werden an Gewicht und Länge zunehmen, solltest du dein Verhalten nicht ändern.“

Alles, was der Anführer der schwarzen Brigade dem Mann vor ihm entgegenbringen konnte, war ein weiterer, verächtlicher Blick. Unsichtbare Ketten... Humbug.

„Es ist wirklich enttäuschend zu sehen, was für einem jämmerlichen Wurm der Tod aus dir gemacht.“

Vox zuckte mit den Schultern.

„Ich kann nicht vielmehr tun als dich zu warnen. Noch ist es nicht zu spät, dein Schicksal zu ändern. In dieser Nacht werden dich drei Geister besuchen.“

Die Worte ließen Albel unweigerlich aufhorchen. Anscheinend wurde er jetzt wirklich wahnsinnig. Die Heimsuchung durch die transzendenten Überreste des Anführers der Drachenbrigade, das Geschwätz über eiserne Fesseln und nun die Ankündigung über die Ankunft drei weiterer dieser Gestalten – so etwas konnte sich niemand ausdenken oder träumen, der noch bei Sinnen war.

„Was ist, wenn ich diese drei Geister nicht treffen will?“ murrte der Vierundzwanzigjährige, die Situation, an der er ja ohnehin nichts ändern konnte, gezwungenermaßen akzeptierend.

„Dann kannst du nicht darauf hoffen, einen anderen Weg einzuschlagen als ich es getan habe.“
 

Das war nicht das gewesen, was Albel hatte hören wollen. Dieses schicksalsträchtige Gebrabbel von Vox, dem der Tod offensichtlich auch noch das letzte bisschen Verstand geraubt hatte, hatte seine Geduld bis aufs Äußerste strapaziert. Schluss mit diesem Schwachsinn!

„Humbug!“ bellte er entnervt und entlud mit einem heftigen Schwung seiner Kralle eine Welle symbologische Energie auf den älteren Mann.

Die hölzerne Tür vibrierte unter der Einwirkung der ungezügelten Kraft, welche die Attacke in sich trug.

Die durchscheinende Gestalt des Anführers der Drachenbrigade hingegen war verschwunden.

„Vox?“ fragte der Vierundzwanzigjährige unsicher.

Die Flammen auf den Häuptern der weißen Wachskerzen, welche auf dem nahen Standleuchter saßen, erzitterten in einem eisigen Lufthauch. Dann herrschte vollkommene Stille

‚Humbug’ wollte Albel sagen, doch bereits nach der ersten Silbe blieb ihm das Wort im Halse stecken. Plötzlich war er sich überhaupt nicht mehr sicher, ob diesen Treffen tatsächlich nur auf seiner Einbildung beruhte.

Die Zurechtweisungen des älteren Mannes hatten etwas in ihm aufgewühlt, das durchaus real war und dessen Wogen er schwerlich wieder besänftigen konnte. Ein Gefühl, welches er bis aufs Blut verabscheute.

Reue.

Unvermittelt kam ihm das traurige Lächeln des Jugendlichen wieder in den Sinn – wie verletzt Fayt gewirkt hatte.

Albel schüttelte den Kopf, um die Erinnerung zu vertreiben, ließ sich auf sein Kissen sinken und schloss die Lider.

Er wollte von all dem nichts mehr wissen. Was verstand solch ein lächerlicher Geist schon, was in ihm vorging. Er hatte dieses Fest schon seit Ewigkeiten nicht mehr gefeiert. Warum sollte er jetzt mit diesem abergläubischen Schwachsinn anfangen?

Es gab ohnehin nichts mehr, das es wert machte, es zu feiern...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  AlbelNox
2008-12-23T19:27:34+00:00 23.12.2008 20:27
XDDDD Omg!

Albel: Du solltest tot sein O_O
Vox: Ich bin tot >.>.

XDDDDDDDDDDDDDDDDDDD Zu geil! Ich könnt mich wegschmeißen. Kann mich so richtig bildlich vorstellen *rofl*

Aber das erste Kapitel ist echt gut ^^ Ich freu mich auf den Rest und su ^^. Mach so weiter ^________^ Ich liebe deinen Schreibstil und die Legende hast du auch gutb beschrieben *smile*
Von:  Gino
2008-12-23T16:11:15+00:00 23.12.2008 17:11
o.O


der geist der weihnacht?
XDDDD
*lach*

aw das is aba echt geil..
auch voll süüüß
>___<
und ich fine du hast voll toll geschrieben und jeden chara gut getroffen!
><
*luuf*

gut gemacht lu chan :3




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