A Girls Diary von Hen-Hen (Taki's Diary: Storm and Feelings) ================================================================================ Kapitel 2: Da Vögelchen im Park ------------------------------- Dunkelheit. Nur einige verschwommene Flecken Helligkeit dringen durch die dünne Haut meiner geschlossenen Augenlieder. Die scheinbar immergrünen Blätter über mir rauschen leise in der unendlich erfrischenden Sommerbriese, die sich aber erbarmungslos über uns hällt und der dicken, unverrückbaren Wand aus Luft einige Meter weiter unten - nämlich bei uns auf dem Boden - bloß nicht zu nahe kommt. Es ist heute ein bisschen zu warm um es perfekt zu nennen und es herrscht absolute Windstille... Zumindest im Bereich des Bodens, wo wir Menschen uns aufhalten. Die Luft wirkt so dick, so greifbar, als könnte man sie vor sich her schieben. Heute Morgen war es noch schön kühl gewesen, aber jetzt? Rin Yewara und ich sitzen auf unserer Lieblingsbank im Park - wie jeden Tag - und tun was man in unserem Alter eben so tut... Abhängen eben... Rin wühlt in einer Plastiktüte mit Computer- und Konsolenspielen, die sie sich soeben im Shigima-Kaufhaus gekauft hat, welches direkt hinter der Straße liegt, die nur wenige Meter von uns entfernt an unserer rechten Flanke vorbeiführt. Unsere Lieblingsbank steht zimlich am Rand vom Park. So kann man die Leute gut beobachten, die auf der Straße und die im Park. Außerdem sind wir so nur wenige Meter von allem entfernt, was man als Teenager so benötigt: Pizza und andere gesunde Fressalien, Lemon-Shock Erfrischungsgetränk - auch erhälltlich in den Sorten Erdbeere, Himbeere, Vanille, Banane, Orange und Waldmeister - Eis in hundertundeiner Geschmacksrichtung und kostenlose Videospiele. In allen der drei Elektronikhändlern, die es im Shigima gibt, steht eine Konsole aufgebaut um daran jedes beliebige Spiel zu testen. Die Bäume über und um uns herum spenden erfrischenden Schatten, aber an der so gerade noch zu ertragenden Hitze ändert das nichts. "Man, ist mir warm..." stöhne ich. Doch das war ein Fehler. Rins Hand verharrt urplötzlich bewegungslos in der raschelnden Plastiktüte. Ihr Blick ist gesengt und Haare fallen ihr ins Gesicht, so dass ich es kaum sehen kann. Ein Schauer durchfährt mich, als mir eine erste Vorahnung kommt, was gleich passieren wird. Und tatsächlich schiebt sich ein beängstigend schiefes und unmenschlich breites Grinsen auf ihre Wange und an der Stelle, wo Rins Augen sein müssten, erhalten ihre schmutzigblonden Haare plötzlich einen roten Schein. Panik steigt in mir auf. Plötzlich weht eine leichte Briese um uns her und lässt mich frösteln. Außerdem lässt sie Rins Haare schaurig hin und her schaukeln. Dann passiert es schließlich: Urplötzlich sitzt Rin auf meinem Schoß und zerrt an meinem T-Shirt. "Lass mich dich vor der Hitze bewahren, Liebster! Ich werde dich abkühlen, und gleich darauf - wenn dir wieder kalt wird - wärme ich dich an meiner Brust!" "Rin! RIIIN!!! Lass mich... Ich will nicht dass... Ahh... Nein, nein, nicht... Nicht da... Ah, Rin nimm die Finger... Ah... Raus da!" Es gibt nur eine Brust, für die ich mich interessiere. Und - welch Ironie - laufen genau diese beiden wohlgeformten Rundungen gerade einen der Schotterwege des Parks entlang - natürlich führt dieser Wag an unserer Bank vorbei - und die wunderschönen Augen ihrer Besitzerin taxieren Rin und mich mit verstörten Blicken. Taki Sayumi schlendert in göttinengleicher Schönheit an uns vorbei - genau auf dem Schotterweg, der außer von Rin und mir eigendlich von sonst keinem benutzt wird - und starrt uns verwirrt an. Ich kann in diesem Moment nur hoffen, dass Rins leicht zu groß geratene Brüste einmal, aber auch nur einmal etwas gutes bewirken und mich soweit unter sich begraben, dass mein Gesicht nicht mehr zu erkennen ist. Zumindest fühle ich mich so, aber wird Taki mich erkennen? Ich bete dafür, dass nicht. Wo will sie überhaupt hin? Ins Shigima? Tatsächlich, sie geht hinein. Taki Sayumi geht ins Shigima-Einkaufscenter um dort einzukaufen. Eine Welle der Euphorie durchströmt mich. Ich weiß wo meine angebetete - Taki Sayumi - einkaufen geht. In dem Überschwall an Glücksgefühlen hatte ich ganz vergessen mich zu wehren und plötzlich merke ich, wie die Atemnot von mir Besitz ergreift. Rins Killerbrüste schnüren mir die Luft ab. Fünf Minuten später hat Rin nun endlich gefunden, wo nach sie gesucht hatte: "Ha! Isamu - Superfighter! Das iss es!" ruft sie etwas zu laut und hällt eine kleine, quadratische CD-Hülle hoch, in der sich das Spiel befinden muss. "Boah, Shao, auf dieses Spiel habe ich so endlos lange gewartet!" "Ähhm... zwei Tage? Du hast den dritten Teil doch gestern erst durchgekriegt!?" "Zwei Tage? Ohhhhhhh..." Sie schmeißt das Spiel von sich, rutscht ruckartig die Bank hinunter - so dass sie jetzt mit dem Rücken halb auf der Sitzfläche liegt - und hällt sich übertrieben dramatisch den Handrücken an die Stirn. "So lange musste ich also verharren? Zwei Tage voller Leiden, Schmerz und... Huh?" Erschrocken ruckt ihr Kopf nach oben und sie sieht verwundert dem weggeschleuderten Spiel hinterher. Dann springt sie blitzartig auf, stemmt sich mit den Füßen an der Banklehne ab und springt in hohem Bogen und mit ausgestreckten Armen ihrem heiligen Spiel hinterher. "...Tooooooooooooooood..." Und kracht einen Meter davor hart auf den Boden, bleibt kurz liegen, zuckt zwei mal, rappelt sich dann aber wieder blitzartig auf und macht einen erneuten Hechtsprung nach dem Spiel. Sie packt es mit ausgestreckten Armen, rollt sich ab und verharrt in der Hocke. Ihr Blick ist paranoid und ruckt wachsam hin und her, auf ihren Lippen liegt ein krankes Grinsen und ihre Augen blitzen. Mit einem spitzen Schrei - der einem durch Mark und Bein fährt - rennt sie in geduckter Haltung davon. Hinter mir ertönt schallendes Gelächter und ich drehe mich erstaunt um. Lachend treten Hiroshi und Makoto zwischen den Bäumen hervor und kommen auf mich zu. "Hi Shao! Na? Hat Rin wieder einen ihrer Anfälle?" lacht Hiroshi. Auch Makoto lächelt belustigt. "Hey Shao!" "Ach, Makoto, Hiroshi, ihr seid's!" Die beiden sind meine besten Freunde. Egal welches Problem ich habe, sie kennen die Antwort. Ich kann mit allem zu ihnen kommen. Und sie gegenseitig benehmen sich wie zwei Brüder, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Sie sind immer zusammen. Man könnte meinen sie wohnen sogar zusammen, da sie überall zur gleichen Zeit auftauchen und zwar immer locker lässig nebeneinander herschlendernd. Sie ergänzen sich, als könnten sie die Gedanken des anderen lesen und schätzen jede Situation immer genau richtig ein. Ich glaube, es gibt nichts was sie nicht wissen. Man könnte sie als sowas wie weise bezeichnen. Auch ihre Namen scheinen ihnen wie vorherbestimmt: Hiroshi bedeutet grosszügig, und in der Tat ist er die großzügigste Person die ich kenne. Er teilt immer, egal ob er dabei das kleinste Stück, oder vielleicht sogar gar nichts bekommt. Nicht selten gibt er mir Essen aus oder bezahlt für mich die Kinokarte, wenn wir alle zusammen einen Film ansehen wollen. Meistens will ich das gar nicht, aber dann lächelt er mich auf so eine herzerwärmende Art an, dass ich den Mund wieder zuklappe. Er ist wie mein großer Bruder, den ich nie hatte. Und auch Makoto ist wie mein Bruder. Sein Name bedeutet Aufrichtigkeit oder Wahrheit. Und auch er macht seinem Namen alle Ehre: Er sagt immer die Wahrheit. Und wenn er etwas sagt, dann meint er es auch so. Er ist steht's freundlich und kann jemanden sogar seine größten Schwächen aufzeigen, ohne dabei beleidigend zu wirken. Er baut auf und versucht - und schafft es meistens auch - jedem darzulegen, wie er seine Schwächen in Stärken verwandeln kann. Mehr noch als Hiroshi - und das soll was heißen - weiß er auf alles eine Antwort. Und jeder Rat, den er gibt, erweißt sich schließlich als richtig. Ohne die beiden - Hiroshi Noto und Makoto Hirata - ich wäre wohl hoffnungslos verlohren. Hiroshi und Makoto setzen sich neben mich auf die Bank. Hiroshi greift sich Rins Tüte und begutachtet die Spiele, die sie sich gekauft hat. Makoto sieht mich freundlich an und bringt den Brocken - der mein Herz erschwert - dazu zu zerbröckeln und sich aufzulösen. In seiner Gegenwart - und in der Hiroshis - fühle ich mich immer so unbeschwert. Sie haben eine besondere Gabe den Menschen all ihre Spannungen zu lösen. "Na, Shao, wie geht's? Rin hat's immer noch nicht geschafft dich zu erobern?" sagt er sanft. Ich lache. "Nein... Aber meinen Rücken konnte sie heute Morgen brechen." Wir lachen. Die beiden sind leider nicht in meiner Klasse. Das würde die Schule um so leichter machen. Sie sind eine Klasse über mir. "Sag mal..." Sein Blick ziehlt leicht an mir vorbei und verliert sich scheinbar in der Ferne. Dann nickt er in meine Richtung, aber er meint nicht mich. "Du magst sie, oder?" Ruckartig drehe ich mich um. Taki. Göttinengleich kommt sie auf uns zugeschwebt. Oder besser gesagt in unsere Richtung, denn sie schwebt den Schotterweg zurück nach Hause und kommt deshalb unweigerlich an uns vorbei. "I-ich?" stammel ich nervös und starre mit leerem Blick auf ihre zarten Gesichtszüge. Sie lächelt und beobachtet im Laufen zwei Vögel, die auf einem Baum sitzen und herumzwitschern. Sie trägt einen gefüllten Einkaufskorp. "Warum sprichst du sie nicht einfach an? Sie hat keine Ahnung, dass du sie magst, oder?" Makoto lächelt wissend als ich ihn verdutzt ansehe. "S-sie ansprechen? Wa-was soll ich denn sagen?" "Sag ihr hallo! Lass sie wissen, dass du die Vögel auch sehr schön findest! Verwickel sie in ein Gespräch." "Aber ich..." Zu spät. "Hi Taki!" Makato hat bereits gerufen. Neugierig lässt sie von den Vögelchen ab und sieht Makoto interessiert an. Hiroshi beobachtet uns aus dem Augenwinkel und ist nur scheinbar auf Rins Spiele konzentriert. Makoto spricht weiter: "Du bist doch Taki, oder? Ich bin eine Stufe über dir. Shao hier ist in deiner Klasse, nicht? Er hat uns erzählt wie gut du zeichnen kannst." Oh ja, ich hatte in einer meiner Schwärmattacken erzählt, wie abgöttisch ich in ihre Zeichenkunst vernarrt bin. Sie kann alles! "Ich brauche noch ein Geburtstagsgeschenk für einen Freund. Meinst du, du könntest mir einen schönen Garten zeichnen? Er liebt Pflanzen." "Ja klar!" Sie lächelt und wirkt aufrichtig interessiert. Makoto gibt mir einen leichten stoß in die Seite und ich springe erschrocken auf: "Da-Vögel-toll!" stammel ich. Der Schweiß läuft mir in Strömen herab. Besorgt versieht mich Taki mit ihrem Blick. "Shao? Geht's dir nicht gut? Du schwitzt ja fürchterlich." Sie legt mir eine Hand auf die Stirn. "Man Shao, du bist ja ganz heiß... Du kochst ja! Mensch Shao, du musst sofort nach Hause! Du gehörst ins Bett, sonst bekommst du noch einen Hitzeschlag. Deine Temperatur muss sofort runter!" Natürlich habe ich einen heißen Kopf, denke ich. Immerhin lässt du mein gesammtes Blut in meinen Kopf rasen. Ich muss wie eine Tomate aussehen... "Makoto!" meint sie weiter, ihr Tonfall ist energisch und ihre Stirn in Falten gelegt. Sie macht sich wahrhaftig Sorgen um mich. Mein Herz macht einen Hüpfer. "Makoto, könnt ihr ihn schnell nach Hause bringen? Ich würd es ja machen, aber ich muss selber schnell weg. Eine Freundin sitzt in der Patsche." Sie deutet auf ihren Einkaufskorp. "Sie soll heute Kochen und ihre Eltern schimpfen mit ihr, wenn sie es nicht schafft... Sie kann nicht kochen!" Makoto sieht mich einen kurzen Augenblick lang entschuldigend an. Er will mir helfen, aber nicht auf die Kosten von Takis Freundin. Dann sieht er wieder Taki an: "Na klar, wir gehen sofort los." "Danke!" meint Taki ehrlich und - viel wichtiger - erleichtert. Erleichtert, dass man sich um mich kümmert. Das es mir bald besser geht. "Gut, ich muss dann los! Tschüss Makoto, Hiroshi..." der grunzt nur und lässt sich seine Aufmerksamkeit nicht anmerken. Dann legt Taki mir eine Hand auf meine Wange. "...Tschüss Shao! Erhol dich gut, hörst du! Bis Morgen!" Ich schlucke schwer. "Hmmmmmjaaa..." Und schon hat sie kehrtgemacht und joggt den Weg weiter um sofort hinter der nächsten Biegung zu verschwinden. Sofort lässt Hiroshi das Spiel fallen und lacht mich aus. "Da-Vögel-toll..." äfft er mich nach. "Soll das alles gewesen sein?" "Ach lass ihn!" meint Makoto. "Für den Anfang war das... Okay. Du warst überrumpelt. Das nächste mal musst du dich besser darauf vorbereiten!" "Ahhhh" seuftzt Hiroshi. "Shao, shao. Ich sag dir, du schaffst das schon! Du bist ein klasse Kerl und nur das zählt! Taki muss das irgendwann merken." Trotz der offensichtlichen Niederlage bin ich überglücklich. Und als ich mich auf die Bank zurücksinken lasse, grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Taki macht sich Sorgen um mich. Taki hat mich berührt. An der Stirn. Und an der Wange, sie hat meine Wange gestreichelt. Waschen ist in nächster Zeit nicht mehr. Eintrag in das magische Tagebuch eines Mädchens: [...] Achja, im Park war heute noch was komisches. Erst habe ich einen armen Jungen gesehen, der von den ... eines wildgewordenen Mädchens fast erstickt wurde. Der arme Kerl hatte Ähnlichkeit mit Shao Tikayama, aber er kann es nicht gewesen sein. Immerhin weiß ich, dass er jeden Tag mit Yewara aus unserer Klasse abhängt. Und etwas später, ich glaube es war sogar die selbe Bank, habe ich Shao dann wirklich getroffen, zusammen mit diesen beiden Jungs aus der Oberstufe. Hiroshi Noto und Makoto Hirata. Ach Makoto ist so süß! Um ehrlich zu sein er sieht echt gut aus und ist immer so freundlich. Er hat mich gefragt, ob ich einen Garten für einen Freund von ihm zeichne. Morgen spreche ich ihn nocheinmal darauf an. Naja, Shao sah aber gar nicht gut aus. Er hatte hohes Fieber und schien Schwierigkeiten beim Sprechen zu haben. Hoffentlich geht es ihm Morgen besser. Naja, in der Schule werde ich es ja sehen. […] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)