Seelenwanderung von Talitha2 (Sakura x Ino) ================================================================================ Prolog: Leb wohl ---------------- Prolog Ein verzweifelter Schrei zerschneidet die Stille des Waldes. Grüne Augen, vor Angst geweitet. „NEIIIIIIIN!!!“ Bilder der Vergangenheit erscheinen. Soviel zu sagen, soviel zu leben. Panik. Schneller, schneller! Hastig geformte Fingerzeichen. Beeilung. Ein letzter Blick zurück. Das zwölfte Zeichen vollendet- das Jutsu beginnt. Blaue Augen schließen sich. „Leb wohl.“ Hart schlägt ein Körper auf den Boden. Sanft weht der Wind und trägt den Duft von Rosen mit sich fort … Kapitel 1: Eine neue Mission ---------------------------- Fünf Tage zuvor „Mist, Mist, Mist!“ fluchte Naruto weithin vernehmbar als er durch die Straßen von Konoha-Gakure rannte. „Ausgerechnet heute muss ich verschlafen, wo Oma Tsunade endlich einen Auftrag für mich hat!“ schrie er wütend und zog den Knoten seines Stirnbandes fest, während er um eine Häuserecke bog. Seitdem er vor einigen Wochen von seiner zweieinhalb jährigen Trainingsreise mit Jiraiya zurückgekehrt war, hatte er Tsunade, die Hokage der fünften Generation angefleht, ihn wieder in den Dienst einzuteilen. Bisher hatte sie sich geweigert und ihn mit der Begründung, er solle erst einmal wieder in Konoha Fuß fassen, hingehalten. Aber dann hatte gestern Abend plötzlich ein Bote vor seiner Tür gestanden und ihm ausgerichtet, er solle morgen früh zum Hokagepalast kommen um eine Mission entgegenzunehmen. „Na super, hoffentlich überlegt sie es sich nicht anders“ grübelte er und fuhr sich mit der Hand durch seine kurzen blonden Haare, während er einigen Passanten auswich und sein Tempo verschärfte. „Das ist wieder mal typisch!“ Tsunade lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und stützte mit der linken Hand ihren Kopf, während sie mit den Fingern der rechten Hand ungeduldig auf der Lehne trommelte. „Alle Welt wartet auf Naruto Uzumaki! Jiraiya hätte ihm zu allererst Pünktlichkeit beibringen sollen! Aber was ist schon von einem notorischen Spanner zu erwarten?! Shizune, hol mir eine Flasche Sake.“ „Vergessen Sie es.“ war die ungerührte Antwort von Tsunades dunkelhaarigen Assistentin. „Erstens ist es noch früh am Morgen und zweitens haben Sie heute noch einen Haufen Arbeit vor sich und Sie wissen, was das letzte Mal passiert ist, als Sie im Suff die Anfragen der Feudalherren beantwortet haben“. Mit diesen Worten legte sie einen großen Stapel Schriftrollen auf den Tisch. Jeder andere, der es gewagt hätte in diesem Ton mit der blonden Frau zu sprechen, wäre von eben jener in der Luft zerfetzt worden. Shizune jedoch war Tsunades treueste Untergebene und sie vertraute niemandem so sehr wie ihr. Deshalb rief dieser Tadel lediglich einige Falten auf der Stirn der Hokage und ein energischeres Fingertrommeln hervor. In diesem Moment hörte man auf dem Gang hastige Schritte und Sekunden später wurde die Tür von einem schwitzenden jungen Mann in orange-schwarzer Kleidung aufgerissen. „Bin … schon … da…“ brachte Naruto zwischen keuchenden Atemzügen heraus und stemmte die Hände in seine schmerzenden Seiten. „Sag mal für wen hältst du dich eigentlich, dass du uns alle hier warten lässt?!“ donnerte Tsunade, stemmte die Hände auf die Tischplatte und erhob sich aus ihrem Stuhl. „Nicht böse sein … Oma Tsunade … Ich hab gestern noch … lange trainiert, damit … ich fit für die … Mission bin“ schnaufte Naruto, setzte sein typisches Grinsen auf und kratzte sich am Hinterkopf. Ohne es zu wollen, verflog die Wut der Hokage und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Du hast dich kein bisschen verändert, Naruto Uzumaki“ dachte sie und nahm wieder Platz. Sie wand sich an Shizune. „In Ordnung, hol bitte die anderen herein. Wir haben keine Zeit zu verlieren“. Als die junge Frau den Raum verlassen hatte, fragte Naruto die Arme hinter dem Kopf verschränkt: „Sag mal Oma Tsunade, ist Sakura auch im Team?“ Der auffällig desinteressierte Tonfall ihres Gegenübers ließ die blonde Frau aufhorchen. „Hoffst du das denn?“ war die herausfordernde Gegenfrage. „Was?! Ähm … nein, nein, … äh, ich meine ja. Weißt du, wir waren doch in einem Team und da dachte ich … wäre doch toll … alte Zeiten, du weißt schon“. Eine leichte Röte überzog Narutos Wangen, als er seinen Blick hastig zu Boden richtete. Tsunade entging dies nicht. „So ist das also. Ach, Naruto …“ dachte sie bei sich. Die Tür wurde geöffnet und Shizune trat gefolgt von drei Ninjas ein. Naruto drehte sich um und ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Hey Leute, da seid ihr ja.“ „Hi!“ war Shikamarus knappe Antwort. „Guten Morgen Naruto“ grüßte Ino. „Schön, dich zu sehen“ sagte Sakura, trat auf ihn zu und umarmte ihn. „Unsere erste gemeinsame Mission nach so langer Zeit. Das weckt Erinnerungen.“ „Ja, … wie in alten Zeiten“ antwortete Naruto als er die Umarmung unbeholfen erwiderte. Erneut hatten sich seine Wangen gerötet, was aber niemandem außer Tsunade aufzufallen schien. „So, nachdem wir nun vollzählig sind, werde ich euch die Mission erläutern“. Mit diesen Worten breitet die Hokage eine Landkarte von Konoha und den umliegenden Dörfern auf ihrem Tisch aus. Die vier Ninjas traten näher und betrachteten aufmerksam das Pergament. „Ihr werdet nach Amegakure reisen und etwas überprüfen. Unseren Informanten zu Folge treiben sich seit einigen Wochen auffällig viele Aussteiger und Söldner im Dorf und der näheren Umgebung herum. Obwohl das Dorf hinter dem Regen kein Verbündeter Konohas ist, haben sie uns nie Ärger gemacht. Wahrscheinlich ist es bloß eine Sache zwischen rivalisierenden Räuberbanden, aber ich möchte trotzdem auf Nummer Sicher gehen.“ „Wie genau lautet der Auftrag?“ fragte Shikamaru. „Nun, wie schon gesagt wird das Team nach Amegakure reisen“. Tsunade fuhr mit dem Zeigefinger auf der Karte in einer geraden Linie von Konoha aus zu einer markierten Stelle. „Dort angekommen werdet ihr verdeckt ermitteln und Informationen sammeln. Seid so unauffällig wie möglich. Es würde sich nicht gerade positiv auf die politische Beziehung auswirken, wenn sie Spione aus Konoha in ihrem Dorf erwischen.“ fuhr Tsunade in eindringlichem Ton fort. „Shikamaru und Ino“ sie sah die beiden nacheinander an „Ihr beide werdet euch ganz auf die Beschattung konzentrieren, da eure Jutsus ursprünglich für die Spionage entwickelt wurden und ihr dadurch entscheidende Vorteile habt.“ „Verstanden, Meisterin Hokage“ antwortete Ino während Shikamaru nur zustimmend nickte. „Sakura“ Tsunade blickte zu ihrer Schülerin „du bist für die medizinische Versorgung zuständig und sorgst im Notfall zusammen mit Naruto für die nötige Kampfstärke.“ „In Ordnung, Sensai.“ antwortete die junge Kunoichi. Tsunade rollte die Karte zusammen und reichte sie Shikamaru. „Du wirst das Team anführen. Wenn keine Fragen mehr sind, geht und packt eure Sachen, ihr brecht in einer Stunden auf. Viel Glück.“ Die vier Ninjas verbeugten sich und wandten sich zum Gehen. „Sakura, einen Moment noch.“ „Ja, Sensai?“ fragte die Angesprochene, während die anderen hinaus gingen. Tsunade faltete die Hände und stützte ihr Kinn darauf. „Shizune, lass uns bitte einen Moment alleine.“ Mit einem Nicken verließ die junge Frau ebenfalls den Raum. „Sakura ich möchte dir nur noch einen gut gemeinten Rat geben.“ „Einen Rat?“ fragte Sakura verständnislos. „Worum geht es denn?“ „Um Naruto“. antwortet ihre Meisterin. „Um Naruto? Was ist mit ihm?“ „Normalerweise mische ich mich nicht in solche Dinge ein“ sagte Tsunade ernst „aber Naruto war lange Zeit fort und hat Vieles nicht mitbekommen. Du solltest mit ihm reden bevor es jemand anderes tut und ihm das Herz bricht.“ Sakura sah die ältere Frau mit wachsender Verwirrung an. „Verzeiht Sensai, aber ich verstehe nicht, was Ihr meint.“ Tsunade zog vor Erstaunen die Augenbrauen nach oben. „Willst du mir etwa allen Ernstes erzählen, dass du nicht bemerkt hast, was Naruto für dich empfindet?“ Sakura blickte ihre Meisterin noch einen Moment lang verständnislos an, dann begann sie zu lachen. „Ach das! Aber das waren doch nur Schwärmereien von einem kleinen Jungen und das ist schon Jahre her. Nein, es ist nicht so, wie Ihr denkt.“ Tsunade dachte einen Moment über Sakuras Worte nach, bevor sie antwortete. Ihre Stimme war ungewohnt sanft. „Ich hoffe für ihn, dass es so ist. Aber ich glaube vielmehr, dass der Gedanke an dich Naruto in den letzten zweieinhalb Jahren genauso viel Kraft gegeben hat, wie der Gedanke an Sasuke. Das ist das Schöne und zugleich das Grausame an Gefühlen, sie unterwerfen sich nicht der Zeit, besonders dann nicht, wenn das Gefühl Liebe heißt.“ Das amüsierte Lächeln, welches Sakuras Lippen noch umspielte, erstarb bei diesen Worten. Vor ihrem inneren Auge sah sie Naruto, wie er weit weg von zu Hause trainierte. Getrennt von den Menschen, die ihm alles bedeuteten, seinen Freunden. Und sie hörte die Worte, die er einst zu ihr gesagt hatte. „Mach dir keine Sorgen, ich hole Sasuke zurück. Ich lasse es nicht zu, dass du noch mehr leidest. Versprochen“. Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag. Sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte: „Oh Naruto“ flüsterte sie. „Ich sehe du verstehst, was ich meine“. Tsunades Worte rissen Sakura aus ihren Gedanken. „Tsunade Sensai, was kann ich sagen, ohne ihn zu verletzen?“ fragte sie unsicher. Mit einem Seufzen stand die ältere Frau auf und ging zu ihrer Schülerin. Sanft legte sie ihre Hände auf Sakuras Schultern und schaute ihr in die grünen Augen. „An dieser Stelle kann ich dir nicht weiterhelfen. Du wirst merken, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Lass dich aber durch deine Gefühle nicht von deinen Pflichten abhalten. Du weißt, die Mission …“ „ … steht immer an erster Stelle“ beendete Sakura den Satz. Kapitel 2: Er wird es nicht verstehen ------------------------------------- Kapitel 2 „Er wird es nicht verstehen“ Sakura trat in den sonnigen Morgen hinaus und blickte in den blauen Himmel. Kleine weiße Wolken zogen langsam dahin und sie wünschte, alles hinter sich zu lassen und mit ihnen davon zu fliegen. Sie lehnte sich an die Mauer, die den Hokagepalst umgab und schloss die Augen. Die wärmenden Sonnenstrahlen taten gut und sie versuchte, Ordnung in ihre aufgewühlten Gedanken zu bringen. Sie hatte gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, hatte versucht, sich auf die Reaktion gefasst zu machen. Die zwangsläufigen Vorwürfe, die Verwirrung und vielleicht auch die Abscheu. Aber sie hatte nie damit gerechnet, dass Naruto mehr für sie empfand als Freunschaft. „Warum? Warum musste das passieren? … Liebe … Er wird es nicht verstehen. Er wird denken, ich hätte Sasuke vergessen … Oh Gott, wie soll diese Mission erfolgreich sein – Naruto, ich und …“ Ein Schatten fiel auf Sakura und unterbrach ihr inneres Zwiegespräch. Sie hielt die Augen jedoch geschlossen, denn sie wusste längst, wer vor ihr stand. Ein zarter Duft umgab die Gestalt. Ein Duft, der Sakura so vertraut war, dass sie ihn unter hunderten hätte herausfinden können – Rosenblüten an einem Frühlingsmorgen. Sakura holte tief Luft, labte sich an dem Geruch und für einen winzigen Moment war die Welt wieder in Ordnung. Sie fühlte, wie sanft ihre Hand ergriffen wurde. „Was ist los? Was wollte die Hokage von dir?“ fragte eine besorgte Stimme. Als die junge Kunoichi nicht reagierte, verstärkte sich der Griff um ihre Finger. „Sakura, sieh mich an.“ Mit einem tiefen Seufzen tat sie, wie ihr geheißen und der Anblick ließ ihr Herz augenblicklich etwas schneller schlagen. Sanfte Augen blickten direkt in die ihren. Sie waren von dem gleichen strahlenden blau wie der Himmel über ihnen, doch Sakura erinnerten sie an die geheimnisvollen Tiefen des Ozeans. Aber das war nicht das Einzige, was ihren Blick fesselte. Langes weißblondes Haar glänzte in der Morgensonne wie Gold und hüllte Ino Yamanaka in eine Aura aus Licht und Wärme. „Wie ein Engel“ dachte Sakura als eine Welle von Emotionen sie überrollte. Wie von selbst hob sich ihre Hand und legte sich auf Inos Wange. Sie blickte in die immer noch besorgten Augen und erneut überkam sie Verzweiflung. Er würde es nicht verstehen. Egal wie sie handelte, einer von beiden würde verletzt werden. Und tief in ihrem Inneren wusste sie auch, dass es nicht Ino sein würde. Zu viel war in den vergangenen Jahren geschehen, als dass das Band, welches sie geknüpft hatten, jemals wieder zerreißen könnte. Sakura hob nun auch ihre andere Hand an Inos Gesicht und zog sie sanft zu sich. Als sich ihre Lippen berührten legte sie all ihre Liebe, alle Ängste und alle Hilflosigkeit in den Kuss. Ino spürte, dass ihre Liebste verwirrt und durcheinander war. Sie legte ihre Arme um Sakura, in der Hoffnung, ihr Trost und Geborgenheit geben zu können. „Wir müssen reden“ flüsterte Sakura als sich ihre Lippen voneinander lösten. „Mann ey, wo bleiben die beiden denn?“ maulte Naruto und blickte zum wiederholten Male zurück durch das Haupttor auf die Straße. Vor ihnen lag dichter Wald und der Weg nach Ame-Gakure. „Wahrscheinlich können sie sich nicht entscheiden, welche Sachen sie mitnehmen sollen. Typisch Mädchen …“. Er konnte es kaum erwarten, sich auf den Weg zu machen und begann ungeduldig auf der Stelle zu treten. „Jetzt bleib mal ganz ruhig“, entgegnete Shikamaru gelassen „Wahrscheinlich haben sie noch etwas zu besprechen“. „Besprechen? Hallo!? Die beiden hängen den ganzen Tag zusammen und quatschen“ brauste Naruto auf. „Früher war das nicht so, da haben sie sich spätestens nach fünf Minuten wegen Sasuke in die Haare bekommen“. Sasuke … Ein Schatten huschte über sein Gesicht und er verstummte. Unwillkürlich ballte er die Fäuste. „Bald mein Freund, bald …“ dachte er. Einige Minuten später sprangen zwei Schemen über die Mauer des Dorfes und landeten vor den beiden Shinobi. „Das wurde aber auch Zeit, wir stehen uns schon die Beine in den Bauch“ tadelte Naruto, konnte sich beim Anblick Sakuras ein freudiges Grinsen aber nicht verkneifen. Diese blickte jedoch ernst und nachdenklich. „Tut mir leid, war meine Schuld. Ich konnte meine Kunais nicht finden“ erklärte Ino grinsend, legte ihren Arm um Narutos Schultern und zog in mit sich fort auf die Straße, die vom Dorf weg führte. „Los geht’s! Erzähl mal Naruto, wie war eigentlich das Spezial-Training mit Meister Jiraiya? Wir hatten noch überhaupt keine richtige Gelegenheit uns zu unterhalten.“ Naruto war vollkommen perplex ob dieses Verhaltens und konnte im ersten Moment überhaupt nichts sagen und folgte ihr automatisch. Er versuchte sich zu erinnern, wann Ino ihm gegenüber jemals so offen gewesen war. Eigentlich hatten sie nie viel miteinander zu tun gehabt, und er wusste so gut wie nichts über sie, außer dass was Sakura ihm erzählt hatte. Aber irgendwie freute es ihn auch, dass sie sich für ihn interessierte und begann bereitwillig und in allen Einzelheiten von seiner Reise zu berichten. Shikamaru und Sakura folgten den beiden in einigen Metern Abstand. „Sie ist echt gut in so was“ sagte Shikamaru die Hände in den Westentaschen vergraben. „Was meinst du?“ „Ach komm schon Sakura“ er deutete mit dem Kinn in Richtung Ino und Naruto. „Ich vermute, sie sollte ihn ablenken, damit wir beide ungestört reden können, oder?“ Sakura biss die Zähne zusammen. „Mist, ich hatte vergessen, was für ein guter Analytiker er ist“ dachte sie und spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht trat. „Shikamaru, ich …wir …“ „Hey, ganz ruhig“ er blickte hoch in den immer noch strahlend blauen Himmel. „Von mir hätte er eh nichts erfahren. Das ist eure Sache.“ Sakura atmete erleichtert aus und lächelte. „Danke, Shika.“ „Aber eins musst du mir versprechen“ Shikamaru wand ihr den Kopf zu und blickte sie ernst an „Sorg dafür, dass er es möglichst erst nach der Mission erfährt. Ich habe sonst kein gutes Gefühl und wir können es uns nicht leisten, zu versagen.“ Sakura nickte. „Mach dir keine Sorgen, wir haben es genauso abgesprochen. Wenn wir zurück sind, werde ich mit ihm reden“ erwiderte Sakura. Skikamaru lächelte und sie dachte bei sich, dass ihm dies viel besser zu Gesicht stand, als seine stets gleichgültige Miene. Sie mochte den jungen Mann aus dem Nara-Clan. Auf ihn war immer Verlass und er gab nichts darauf, was die Leute dachten. Als es mit Ino und ihr ernster wurde, war er einer der ersten, denen sie es erzählt hatten. Und sie erinnerte sich noch genau an seine Reaktion … „Ok. Das ist gut. Endlich jemand auf den Ino hört. Vielleicht kannst du sie davon überzeugen, dass vierzehn Stunden Schlaf am Tag nicht ungesund sind.“ Diese Reaktion hatte ihr Mut gemacht, es allen zu erzählen, denn im Gegensatz zu Ino konnte sie anfangs nicht so unbeschwert mit ihren Gefühlen umgehen. Aber alle ihre Sorgen waren unbegründet gewesen. Es war eher fast so, als ob alle nur darauf gewartet hätten und freuten sich für sie. „Hey, nicht träumen Frau Ärztin“ Shikamaru hatte seine Hand auf Sakuras Schulter gelegt. „Komm, ich denke es wird Zeit, Naruto von deiner Liebsten zu erlösen.“ Sakura blickte nach vorne und musste lachen. Naruto versuchte gerade vergeblich, sich von Ino los zu machen, die ihn eisern am Arm hielt und ihn zuckersüß anlächelte. „Naruto, erzähl noch mal, wie ging das mit dem Rasengan doch gleich?“ „Ähm … Ino, ich find’s echt voll nett von dir, dass du dich so für mein Training interessierst, aber können wir nicht später weiter reden? Ich würd auch mal gerne ein Stück alleine gehen, mein Arm stirbt gleich ab. Sakura! Sag deiner Freundin, dass sie ich auch alleine laufen kann!“ Bei dem Wort `Freundin’ zuckte Sakura leicht zusammen, schalt sich aber sofort für ihr Verhalten und versuchte möglichst natürlich zu klingen. „Hey Ino-Schweinchen, lass den armen Jungen in Ruhe, er ist nicht deine Kragenweite!“ Ino sprang sofort auf die gespielte Beleidigung an. „Wenn du meinst Stirni! Aber heul mir nicht die Ohren voll, wenn er dich zuquatscht!“ Mit diesen Worten ließ sie Naruto los und lächelte ihn an. „Sorry, da sind wohl die Pferde etwas mit mir durchgegangen.“ „Kein Problem, wir haben uns ja auch echt lange nicht gesehen“ antwortete Naruto, während er sich seinen schmerzenden Oberarm rieb. „Außerdem bin ich froh, dass sich zwischen dir und Sakura doch nicht so viel verändert hat“ er grinste sie breit an „Ihr streitet immer noch wie zwei alte Waschweiber!“ Mit diesen Worten rannte Naruto los, um der erwarteten Rache Inos zu entkommen. Diese blickte ihm jedoch nur hinterher. „Wenn du wüsstest, Naruto wie sehr sich alles verändert hat.“ dachte sie bitter. Kapitel 3: Reisebericht ----------------------- Kapitel 3 Reisebericht Dank des dichten Waldes konnten sie ihren Weg von Ast zu Ast springend in den Baumkronen fortsetzen. Sie kamen gut voran und hatten am Ende des Tages bereits einen guten Teil der Strecke hinter sich gelassen. Als es dämmerte, schlugen sie auf einer kleinen Waldlichtung ihr Lager auf. Wenig später brieten über dem Feuer einige Fische, die Shikamaru in einem nahe gelegenen Fluss gefangen hatte. „Was würde ich jetzt für eine Portion von Ichirakus Ramen geben“ seufzte Naruto und beobachtete, wie kleine Fetttropfen ins Feuer fielen und zischend verschwanden. Wie auf Kommando begann sein Magen laut vernehmbar zu knurren. Ino und Sakura die neben ihm saßen, begannen zu lachen und auch Shikamaru konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Hey, das ist überhaupt nicht witzig! Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist, zweieinhalb Jahre fast ohne Ramen auszukommen?“ gab Naruto beleidigt zurück. „Wie?“ fragte Ino überrascht „Gab es unterwegs keine Ramenhäuser?“ „Schon“ antwortete Naruto „Aber Dank des perversen Bergeremiten waren wir immer so knapp bei Kasse dass es meist nur für Reis mit Gemüse gereicht hat. Aber einmal haben wir ein richtiges Festessen bekommen. Da haben wir einen Kaufmann vor Banditen gerettet und zum Dank hat er uns in sein Anwesen eingeladen. Die Ramen waren sogar fast so gut wie die von Ichiraku und der Kampf war ein perfektes Training.“ „So, das Essen ist fertig“ Shikamaru reichte jedem einen Stock mit einem aufgespießten gebratenen Fisch. Naruto biss gierig hinein. Der folgende Schmerzensschrei ließ ein nahes Kaninchen panisch davon laufen. „Mift, ift daf heif!“ schrie er und versuchte mit wedelnden Handbewegungen seine verbrannte Zunge zu kühlen. Erneut brachen seine Kameraden in Gelächter aus, in welches er selbst einstimmte. „Erzähl doch noch ein wenig von eurer Reise“ bat Sakura etwas später, als sie ihr Mahl beendet hatten. Sie war froh, dass sich die anfänglich betrübte Stimmung aufgeheitert hatte und wollte dies nutzen. „Ich möchte gern wissen, wie es dir ergangen ist“. Auch Shikamaru und Ino waren neugierig und so nahmen sie ihre Decken, machten es sich am Feuer gemütlich und lauschten Narutos Erzälung, wie er das Rasengan vollständig gemeistert hatte, wie sie ein kleines Dorf von einer Riesenspinne befreit hatten und wie sie am nächsten Tag davon gejagt wurden, weil Jiraiya den Dorfmädchen beim Baden zugeschaut hatte. Wie sie über den roten See gesegelt und den Rin-Wasserfall hinaufgelaufen waren um die Chakra-Kontrolle zu trainieren. „Ich beneide dich Naruto“ sagte Ino, die auf der Seite lag und ihren Kopf auf die Hand stützte „Du hast so viele Sachen gesehen, die ein normaler Mensch wahrscheinlich in seinem ganzen Leben nicht zu Gesicht bekommt.“ „Wart’s ab, das Beste kommt erst noch“ sagte Naruto und schaute ins Feuer. Die Nacht war inzwischen vollends hereingebrochen und dunkelrote Schatten tanzten auf den Körpern der jungen Shinobi. „So etwas Schönes hatte ich bis da noch nie gesehen“ sagte er und sein Blick verschleierte sich, während vor seinem inneren Auge die Erinnerung Gestalt annahm. „Wir waren schon fast ein Jahr unterwegs, als der Bergeremit sagte, dass wir einen alten Freund von ihm besuchen werden, der mich in Gen-Jutsu unterrichten sollte. Also reisten wir nach Taiyougakure wo Sensai Shenpo lebt und …“ „Moment mal“ unterbrach ihn Shikamaru ungläubig „Taiyou-Gakure … das Dorf unter der Sonne? Ihr wart wirklich im Land des Lichts? Aber ich dachte, Fremde hätten dort keinen Zutritt.“ „Na ja“ Naruto grinste „Manchmal ist es ganz praktisch, wenn der eigene Sensai ein San-Nin ist. Auch wenn er sich nicht so benimmt. Aber du hast Recht, wir waren seit über zwanzig Jahren die ersten Fremden, die das Dorf betreten durften.“ „Warum sind sie anderen Menschen gegenüber so scheu?“ fragte Sakura und warf einen Zweig ins Feuer so dass eine kleine Funkenwolke aufstieg. „Wegen der Kristalle“. „Kristalle?“ fragte Ino „Ja“ antwortete Naruto „In Taiyougakure werden neben Stein und Holz hauptsächlich Kristalle zum Bau von Gebäuden verwendet. Auch der Schmuck und Kunstobjekte werden daraus gemacht. Ihnen wird allerlei mystisches Zeugs nachgesagt, so sollen sie angeblich die Chakra-Regeneration beschleunigen und was weiß ich sonst noch bewirken. Sie haben auch einen besonderen Namen, aber den hab ich vergessen. Na ja, jedenfalls schwören die Bewohner drauf und umgeben sich wo es nur geht mit den Dingern. Und da liegt auch das Problem. Diese Kristalle gibt es nur in einer Mine nahe dem Dorf und sonst nirgendwo auf der Welt. Ihr könnt Euch vorstellen, wie viel die wert sind und wer die alles haben will. Deshalb ist das Dorf sehr wohlhabend und achtet darauf, dass niemand sich Kristalle einfach so unter den Nagel reist. Darum auch das Verbot. Aber ich glaub nicht, dass an diesen Wunderkräften was dran ist, das ist nur Geldmacherei. Aber Ihr müsstet das Dorf sehen! Die Kristalle leuchten in allen Farben, je nach der Tageszeit und der Lichtintensität. Morgens ist es ein blasses grün, was mittags zu einem strahlenden blau wird. Aber am schönsten sieht es bei Sonnenuntergang aus. Die Farben gehen von gelb über violett bis schließlich feuerrot. Ach ja, und nachts braucht man in Taiyougakure übrigens auch keine Laternen. Wenn der Mond am Himmel steht, strahlen die Kristalle sanft weiß … diesen Anblick werde ich nie wieder vergessen.“ „Ich wünschte, ich hätte das auch sehen können“ seufzte Sakura nach Narutos lebendiger Beschreibung. „Wartet mal!“ rief Naruto plötzlich und sprang auf. Er lief zu seinem Rucksack und wühlte darin herum. „Ha, ich wusste doch, dass er hier drin ist“. Seine Hände hatten sich schützend um etwas geschlossen, das er nun zu den andern hinüber trug. „Das ist zwar kein Vergleich zu dem ganzen Dorf“ sagte er grinsend, als er sich wieder setzte „Aber ihr werdet es Euch zumindest besser vorstellen können“. Mit diesen Worten öffnete er seine Hände ein kleines Stück. Shikamaru, Ino und Sakura beugten sich neugierig darüber. Da der Feuerschein den Hohlraum nicht erhellte, dauerte es einen Augenblick, bis ihre Augen erkennen konnten, was Naruto ihnen zeigen wollte. „Ein Stein“ kommentierte Shikamaru trocken. Tatsächlich sah das Gebilde wie ein Hühnereigroßer blassgrauer Kieselstein aus. „Naruto, willst du uns auf den Arm …“ setzte Ino an, verstummte aber augenblicklich, als der junge Shinobi seine Hände ausstreckte und der Schein des Feuers auf den Stein fiel. Rote und gelbe Farbwellen brachen aus seinem Inneren hervor und tanzten auf der glatten Oberfläche im Rhythmus des flackernden Lichts. Es sah aus, als ob Naruto eine Flamme in der Hand hielt. „Das ist … wunderschön“ fand Ino ihre Stimme wieder „Darf ich?“ „Klar“ antwortete Naruto und ließ den Kristall in ihre Hand gleiten. Es verging einige Zeit, in der sie abwechselnd die kleine Kostbarkeit bewunderten. Selbst Shikamaru machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihn das Farbenspiel faszinierte. „Wer hat ihn dir gegeben, oder hast du ihn mitgehen lassen?“ fragte Sakura scherzhaft und hielt den Stein näher ans Feuer, was die Farbenpracht verstärkte. „Sensai Shenpo hat ihn mir zum Abschied geschenkt.“ Naruto grinste „Ich glaube, er wollte mich aufmuntern, weil wir ziemlich schnell gemerkt haben, dass ich in Gen-Jutsu ein absolut hoffnungsloser Fall bin“. Alle vier lachten. „Mach dir nichts draus“ sagte Shikamaru „Von all unseren Freunden ist Ino die einzige, die wirklich gut in Gen-Jutsu ist“. „Hey, ein Kompliment von dir? Da wird ich ja gleich rot“. Kameradschaftlich boxte sie ihm auf den Oberarm. „Hey, lass mich in Ruhe“ „Wer hat denn angefangen?“ „Das nervt.“ Während Ino und Shikamaru sich weiter kabbelten, wollte Sakura den Kristall an Naruto zurückgeben. „Nein, behalt ihn“. „Naruto, das … das kann ich nicht annehmen. Der Stein bedeutet dir doch so viel.“ „…Du auch“ flüsterte er kaum hörbar. „Hast du etwas gesagt?“ fragte Sakura, obwohl sie ihn verstanden hatte. „Nein,… ich meine ja. Ich möchte aber, dass du ihn behältst.“ Er kratzte sich am Kopf und grinste sie breit an „Ich hab immerhin zwei Mal deinen Geburtstag und drei Mal Weihnachten verpasst.“ Sakura ließ den Kristall in ihre Tasche gleiten und legte ihm die Hand auf den Arm. Sie fühlte, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten und ermahnte sich selbst, nicht die Kontrolle zu verlieren. Wie gerne hätte sie ihm alles erzählt, dann hätte sie es hinter sich gehabt und das Versteckspiel wäre zu Ende. Nein, nicht hier und nicht jetzt. Aber sie wollte auch nicht lügen oder heucheln. „Du bist ein toller Freund, das weißt du, oder? Und egal was passiert, das wird immer so bleiben. Und wir beide, du und ich, wir werden Sasuke zurückholen, in Ordnung?“ Das Grinsen verschwand aus Narutos Gesicht. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Trotzdem legte er seine Hand auf die ihre. „Kannst dich drauf verlassen.“ „Chrm, chrm“ Ein Räuspern von der anderen Seite des Lagerfeuers ließ beide aufblicken. Ino und Shikamaru hatten Frieden geschlossen und saßen nun Schulter an Schulter und sahen zu ihnen hinüber. Auf Inos Gesicht war eine Mischung aus Neugierde und einem Hauch von Sorge zu sehen, wohingegen Shikamaru seine gewohnt gelangweilte Mine aufgesetzt hatte. „Was denn“ fragte Sakura und zog ihre Hand von Narutos Arm „Darf man hier noch nicht mal unter vier Augen reden?“ Ino hob abwehrend die Hände. „Doch, doch, kein Problem“ Shikamaru streckte sich und gähnte herzhaft. „Ich will ja kein Spielverderber sein, aber wir müssen morgen früh aufbrechen und sollten noch etwas schlafen.“ Da die Nacht schon weit fortgeschritten war, stimmten die anderen zu. Nachdem sich Naruto freiwillig für die erste Wachschicht gemeldet hatte und die anderen unter ihren Decken verschwunden waren, kehrte auf der Waldlichtung bald Ruhe ein. Jedoch fand in dieser Nacht nur Shikamaru wirklich Schlaf. Kapitel 4: Erste Hinweise ------------------------- 4. Erste Hinweise Als die Sonne sich über den fernen Bergen erhob, waren die vier Shinobi bereits fertig zur Abreise. Da sie sich nun schon jenseits der Grenzen von Konoha befanden, beschlossen sie zu Fuß weiter zu reisen, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der Weg führte sie weiterhin durch dichte grün belaubte Wälder. Die Sonne schien durch das Blattwerk und malte ein tanzendes Bild von Licht und Schatten. Gegen Mittag trafen sie auf eine Gruppe Menschen. Doch bereits aus der Ferne erkannten sie, dass etwas nicht stimmte. Ein wackeliger Holzkarren, der von einem abgemagerten Ochsen gezogen wurde, durchbrach laut klappernd die Stille des Waldes. Die drei Gestalten die neben dem Karren gingen, boten ein jämmerliches Bild. Ihre Kleider, wenn man die zerschlissenen Lumpen überhaupt so nennen konnte, waren dreckig und teilweise blutverschmiert. Die junge Frau, kaum älter als Sakura und Ino, hielt ein drei- oder vierjähriges Kind an der Hand. Ihr einst glänzendes braunes Haar hing nun in wirren Strähnen herunter. Einige Schritte hinter ihr folgte ein alter Mann, der einen blutdurchtränkten Verband quer über dem Gesicht trug und sichtlich schwankte. Mit zitternder Hand stützte er sich an der Seitenwand des Karrens ab. Als die Frau die vier Fremden bemerkte, erschien ein Ausdruck von nackter Panik in ihren Augen und alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie schob das Kind hinter ihren Rücken und sah sich schnell nach allen Seiten um, kam aber wohl zu der Erkenntnis, dass eine Flucht in ihrem Zustand nicht möglich sei. So zog an den Zügeln des Ochsen und brachte ihn zum stehen. Zitternd wand sie ihren Blick wieder nach vorne und brach augenblicklich in Tränen aus, als sie das Zeichen von Konohagakure auf den Stirnbändern erkannte. Sie ließ die Hand des Kindes los und stolperte einige Schritte vorwärts, bevor sie sich auf die Knie fallen ließ und mit der Stirn den staubigen Boden berührte. „Bitte, edle Shinobi, helft meiner Familie“ schluchzte sie mit erstickter Stimme. Sakura hatte als erste die kurze Distanz überwunden und ließ sich neben der Frau nieder. „Bitte steht auf, Ihr müsst nicht vor uns knien“ sagte sie mit sanfter Stimme und legte ihr die Hand auf den Rücken. „Sakura, komm schnell“ rief Ino, die zu dem alten Mann gelaufen war und ihm nun half, sich unter Stöhnen auf einen umgestürzten Baum am Wegesrand zu setzen. „Shikamaru, Naruto kümmert ihr euch um die Frau und das Kind. Seht nach, ob sie verletzt sind“. Sie stand auf und eilte zu Ino. „Was ist los, brauchst du Hilfe?“ Ino hatte bereits den alten Verband entfernt und die darunter liegende Fleischwunde freigelegt. Ein tiefer Schnitt zog sich von der Schläfe bis fast hinunter zum Mundwinkel. Dem Aussehen nach zu urteilen musste die Wunde schon einige Tage alt sein. Darüber hinaus zeigten sich bereits deutliche Zeichen einer Infektion. „Nein, das ist kein Problem, das schaffe ich“ antwortete Ino „Aber schau in den Wagen.“ Überrascht drehte sich Sakura um. Sie hatte gar nicht daran gedacht, einen Blick in den Karren zu werfen. Als sie dies nun nachholte, sog sie scharf die Luft ein. Zwischen Lumpenbündeln, die scheinbar die bescheidenen Besitztümer der Familie enthielten, lag auf einem Haufen Stroh ein junger Mann, oder vielmehr das, was von ihm über war. Er war von oben bis unten mit Blutergüssen und Schnittwunden bedeckt. Seine Kleider waren nur noch Fetzen und die angelegten Verbände hatten sich dunkelrot verfärbt und lockten bereits Fliegen an. Sein Gesicht war zu einem unförmigen Fleischklumpen angeschwollen und seine Nase wurde offensichtlich mehrfach gebrochen. „Es grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt noch atmen kann“ dachte Sakura, als sie sich in den Karren schwang, mit wedelnden Handbewegungen die Fliegen verscheuchte und vorsichtig die Verbände löste. Der Mann stöhnte leise auf und öffnete die Augen. Hasserfüllt starrte er sie an und mit einer für seine Verletzungen unglaublichen Geschwindigkeit hieb er mit einem Dolch nach ihr, den er aus dem Stroh zog. Sakura bemerkte die Gefahr in letzter Sekunde und griff nach dem Handgelenk des Mannes. Mühelos entwand sie ihm die Waffe und warf sie aus dem Wagen. „Hört auf damit, wir wollen Euch helfen“. Doch der Verletzte wand sich in ihrem Griff und versuchte, ihr mit der anderen Faust ins Gesicht zu schlagen. Sakura fing auch diesen Hieb ab und hielt ihn nun an beiden Armen fest. Durch die ruckartigen Bewegungen rissen seine Wunden wieder auf und begannen stark zu bluten. Sie blickte ihm fest in die Augen. „Wenn Ihr nicht aufhört, werde ich Euch notfalls die Arme brechen. Ich bin Medi-Nin aus Konohagakure und werde Euch helfen, vorausgesetzt Ihr haltet still.“ „Konoha? …“ Die Arme des jungen Mannes erschlafften und Sakura ließ ihn los. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, als ob er sie erst jetzt richtig wahrnehmen würde. „Bitte … verzeiht“ sagte er mit rauer Stimme. „Wie ist Euer Name?“ fragte sie. „Kenshi … Was ist .... meine Frau … Ilyana … Vater …?“ Sakura blickte über die Schulter. Naruto und Shikamaru hatten sich mit der Frau und der kleinen Ilyana ein Stück vom Wagen entfernt ins Gras gesetzt und verteilten etwas von ihrem Proviant. Naruto fing ihren Blick auf und reckte lächelnd den Daumen nach oben. „Keine Sorge Kenshi, Eure Frau und Eure Tochter sind nicht verletzt und Eurem Vater wird es bald wieder besser gehen.“ Sakura schaute zu Ino, die gerade ihre Hand vom Gesicht des Alten nahm. Dank ihres medizinischen Jutsus hatte sich die Wunde fast vollständig geschlossen und auch das vorher entzündete Fleisch hatte wieder eine normale Färbung. Die blonde Kunoichi griff in ihre Tasche und zog ein Glasröhrchen mit erbsengroßen roten Kugeln heraus. Eine davon gab sie dem alten Mann. „Hier, dies wird den Blutverlust ausgleichen.“ Gehorsam schluckte er sie und stand auf. „Wartet, ich helfe Euch“ Der Alte lächelte und tätschelte Inos Hand. „Nein, nein, du hast schon genug für mich alten Narr getan.“ Mit diesen Worten schlurfte er zu den anderen. Ino schaute ihm kopfschüttelnd hinterher, bevor sie auf den Wagen kletterte. Sie ließ sich neben Kenshi nieder. Sakura die ihr gegenüber kniete, hatte bereits mit der Behandlung begonnen. Ihre grün leuchtenden Hände wanderten über den verletzten Körper. Auf ihrer Stirn hatte sich ein Schweißfilm gebildet. „Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen“ presste sie zwischen den Zähnen hervor „Die inneren Verletzungen sind schwerer, als ich gedacht habe.“ Wortlos, jedoch mit einem Lächeln auf dem Gesicht beugte sich Ino vor und legte ihre Hände auf Sakuras. Als sie ihr Chakra vereinten, blickten beide kurz auf. Sie hatten dies schon in vielen Behandlungen getan und jedes Mal war das Gefühl unbeschreiblich. Ihre Energieströme harmonierten perfekt miteinander, was selbst Tsunade erstaunte hatte, als sie ihnen diese Technik beibrachte. Es war fast, als ob ihre Seelen miteinander verschmelzen würden. Ein Gefühl von bedingungslosem Vertrauen und vollkommener Einigkeit. Ekstase, die weit über körperliche Leidenschaft hinausging. Still formten Inos Lippen Worte. „Ich dich auch“ antwortete Sakura zärtlich, bevor beide den Blick wieder senkten um Kenshis Verletzungen zu behandeln. Unterdessen versuchten Naruto und Shikamaru herauszufinden, was der Familie geschehen war. Sie kamen aus der Nähe von Amegakure und bewirtschafteten einen kleinen Bauernhof. Miyuki, Kenshis Frau, erzählte ihnen, dass ihr Hof seit Wochen von Banditen heimgesucht wurde. „Anfangs kamen sie nur einmal in der Woche und forderten Lebensmittel, aber dann kamen sie immer häufiger und zum Schluß täglich. Als wir nichts mehr geben konnten, drohten sie damit, Ilyana mitzunehmen. Kenshi und Vater haben sich ihnen entgegen gestellt und dann … dann…“ Schluchzend brach Miyuki ab und verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Haben sie auch Euch etwas angetan?“ fragte Shikamaru leise. Ein schwaches Nicken war die einzige Antwort, die er bekam. „Diese verdammten Schweine! Ich werde sie …“ „Naruto!“ Shikamaru brachte ihn mit einem eisigen Blick zum schweigen. „Auf diese Art erreichen wir gar nichts. Wir müssen objektiv bleiben und unser Handeln nach den Fakten richten“. Der blonde Shinobi biss die Zähne zusammen und versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Er atmete tief durch und sagte mit ruhiger Stimme: „Tut mir leid. Aber Miyuki, ich verspreche, dass wir uns um diese Typen kümmern werden.“ Die junge Frau schaute auf. Ihr Schluchzen war leiser geworden und ein kurzes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Dankbar ergriff sie Narutos Hand, der sie ebenfalls anlächelte. „Wisst Ihr Näheres über diese Banditen?“ wandte sich Shikamaru an Kenshis Vater Riouku. Der alte Mann hatte seine Enkelin auf dem Schoß und blickte finster vor sich hin. „Nein, aber wir sind nicht der einzige Hof, der Probleme mit diesem Pack hat. Überall sind sie wie die Heuschrecken eingefallen, haben geraubt und die Leute in Angst versetzt“. „Was ist mit dem Feudalherren und den Ninjas von Amegakure?“ fragte Shikamaru erstaunt „Habt ihr euch nicht an das Dorf gewandt?“ Riouku lachte spöttisch auf. „Natürlich haben wir sie um Unterstützung ersucht, aber sie haben uns wie Hunde davon gejagt und gedroht, uns zu töten wenn wir woanders um Hilfe bitten sollten. Also blieb uns nach dem letzten Überfall nur die heimliche Flucht.“ Shikamaru verschränkte die Hände ineinander, so wie er es immer tat, wenn er nachdachte, und legte die Stirn in Falten. Plötzlich sprang Miyuki auf und lief auf Ino und Sakura zu, die soeben vom Karren geklettert waren. Beide wirkten erschöpft. „Was ist mit Kenshi?“ fragte sie ängstlich. „Macht Euch keine Sorgen“ antwortete Sakura beruhigend „Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis er wieder ganz der Alte ist, aber es besteht keine Gefahr mehr.“ „Ihr könnt ruhig zu ihm gehen“ sagte Ino „Aber bleibt nicht zu lange, er braucht Ruhe“. Miyuki ergriff die Hände der beiden Kunoichi. „Danke, danke. Wir stehen für immer in Eurer Schuld.“ Sakura und Ino lächelten sie an. „Gern geschehen. Und nun geht schon zu ihm“. Sie bliebe noch einige Zeit bei der kleinen Familie um sicher zu gehen, dass sie alleine zu Recht kommen würden. Shikamaru unterhielt sich noch mit Riouku, aber der alte Mann konnte ihm nichts weiter über die Banditen und ihre Absichten erzählen, außer, dass auch einige Shinobis unter ihnen gewesen waren. Sakura gab Miyuki einige Energiepillen, die sie alle notfalls bei Kräften halten würden und eine Salbe. „Wenn ihr sie in den nächsten Tagen auf die Wunden von Kenshi und Riouku auftragt, werden keine Narben zurück bleiben“. Miyuki verstaute alles sorgfältig in einem Bündel. „Danke. Wenn wir und irgendwie erkenntlich zeigen können, sagt es bitte“. Sakura winkte ab „Das ist sehr freundlich von Euch, aber Ihr tut uns den größten Gefallen, wenn Ihr nach Konoha geht. Dann können wir beruhigt sein, dass Ihr in Sicherheit seid.“ Am späten Nachmittag verabschiedeten sie sich voneinander. Shikamaru gab Riouku eine Schriftrolle, in denen er die Ereignisse kurz geschildert hatte. „Damit werdet Ihr ohne Probleme Einlass ins Dorf und Hilfe erhalten“. „Danke, mein Junge“. Als die vier Shinobi sich bereits ein Stück entfernt hatten, hörten sie hinter sich Kenshis Stimme. „Wir sehen uns in Konoha, Freunde!“ Er hatte sich mit Miyukis Hilfe aufgesetzt und winkte ihnen nach. „Kannst dich drauf verlassen und dann zeig ich euch das beste Ramenhaus der Welt!“ rief Naruto und hob wie die anderen zum Abschied die Hand. Kapitel 5: Nein, ich habe keinen Freund --------------------------------------- 5. Kapitel „Nein, ich habe keinen Freund“ Gegen Abend gab Shikamaru das Zeichen zum Anhalten. Sie hatten die Dorfgrenze von Amegakure erreicht und suchten im Dickicht des Waldes einen Lagerplatz. Da sie sich nicht in unmittelbarer Nähe von Gebäuden befanden und die Vegetation die kleine Lichtung gut abschirmte, entfachten sie ein Feuer und besprachen eng beieinander sitzend das weitere Vorgehen. „Ich habe mir folgendes überlegt“ begann Shikamaru und die anderen hörten aufmerksam zu „Wir werden morgen zunächst in zwei Gruppen ins Dorf gehen und uns unter die Bewohner mischen. Zuerst gehe ich mit Sakura und wenn wir zurück sind, gehen Naruto und Ino. Mit der passenden Kleidung“ er hielt eine Beschwörungsschriftrolle hoch „wird man uns für gewöhnliche Leute halten, die Besorgungen machen.“ „Ähm, hör mal Shikamaru“, Naruto schaute ihn erwartungsvoll an „Wäre es nicht besser, wenn ich mit Sakura gehe und du mit Ino? So wären die alten Teampartner zusammen.“ Er blickte entschuldigend zu der blonden Kunoichi „Das ist jetzt echt nichts gegen dich. Ich glaub nur, dass es mit einer vertrauten Person einfacher ist sich als Paar auszugeben, oder?“ Bei diesen Worten versteifte sich Sakura. Sie konnte deutlich die Hoffnung aus Narutos Stimme heraushören und sah zeitgleich das Blitzen in Inos Augen, die neben ihr saß. Die letzten beiden Tage und die Nacht waren für die jungen Frauen nicht einfach gewesen. Sie waren gezwungen, auf Abstand zueinander zu gehen, körperlich wie geistig. Doch Ino gehörte nicht zu der Sorte Menschen, die sich gerne einschränken lassen. Zudem konnte sie sehr eifersüchtig sein. Sakura erinnerte sich nur zu gut an einige unschöne Szenen, die ohne ihr Einschreiten leicht hätten eskalieren können. Und so etwas konnten sie im Moment absolut nicht gebrauchen. „Ein Wunder, dass sie es bis jetzt so gelassen ausgehalten hat“ dachte sie. Unauffällig ergriff sie Inos Hand und drückte diese fest, hielt den Blick aber nach vorne gerichtet. „Beruhige dich“ flehte Sakura innerlich und atmete auf, als kurz darauf ihr Händedruck erwidert wurde. Auch Shikamaru hatte die Reaktion seiner ehemaligen Teamgefährtin bemerkt und beeilte sich, Naruto zu antworten. “Diese Möglichkeit habe ich auch in Betracht gezogen, aber es wäre strategisch unlogisch, unsere Ressourcen so aufzuteilen“ „Ähm … Kannst du dich nicht etwas klarer ausdrücken?“ Naruto schaute ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der deutlich zeigte, dass er nichts verstanden hatte. Seufzend legte der junge Gruppenführer die Fingerspitzen aufeinander. „Das nervt, aber wenn’s sein muss. Also, Ino und ich sind eher defensive Kämpfer, das heißt wir agieren aus der Ferne oder aus dem Verborgenen heraus, weil unsere Jutsus für einen offenen Kampf nicht gut geeignet sind, klar?“ „Klar.“ „Sakura und du, ihr seid offensive Kämpfer und geht auf direkte Konfrontation mit dem Gegner. Auch klar?“ „Hey, ich bin nicht blöd, ich hab’s verstanden.“ maulte Naruto. Shikamaru grinste „Dann müsstest du auch verstehen, dass wir uns nicht so aufteilen können, wie du es vorgeschlagen hast. Im Notfall würden du und Sakura klar kommen, aber Ino und ich hätten Probleme.“ „Oh …“ auf Narutos Gesicht zeichnete sich die Erkenntnis ab. Auf diese Weise hatte er die Gruppeneinteilungen noch nie betrachtet. Ehrlich gesagt hatte er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, dass sich dahinter anscheinend viel Planungsarbeit und Überlegungen verbargen. „Ok, dann machen wir es doch so, wie du gesagt hast. Und wir beide“ er wandte sich grinsend an Ino „Wir werden den beiden mal zeigen, wie ein Traumpaar aussieht.“ „Klar doch“ war die knappe Antwort, während Sakura zu fühlen glaubte, wie ihre Finger knackten. Nachdem die Teamfrage geklärt war, studierten sie noch die Karte des Dorfes und legten fest, welche Orte sie morgen aufsuchen wollten. „So“, sagte Naruto, als Shikamaru das Pergament wieder aufrollte „Jetzt seid ihr dran“. Drei ratlose Gesichter blickten zu ihm. „Dran womit?“ fragte Sakura etwas argwöhnisch. „Na mit Erzählen. Ihr habt jetzt gehört, was ich die ganze Zeit getrieben habe, nun will ich alles wissen, was in den letzten Jahren bei euch so los war. Was ist mit dir Ino, habt ihr immer noch den tollen Blumenladen?“ Ino hatte sich zwischenzeitlich wieder beruhigt und die Frage nach ihren geliebten Blumen steigerten ihre Laune und Redefreudigkeit enorm. Mit Begeisterung begann sie zu erzählen, wie sich dank der guten Beziehung zu Sunagakure die Geschäfte prächtig entwickelten. „Seit einigen Monaten haben wir sogar eine Zweigstelle in Suna“ berichtete sie stolz. Denn auch wenn es sich nicht nach viel anhörte, war es doch eine Meisterleistung des Yamanaka Clans, in der Wüstenregion frische Blumen anbieten zu können. Ino erinnerte sich an die vielen Fehlschläge und erzählte den anderen, wie die Pflanzen in den örtlichen Treibhäusern einfach nicht hatten wachsen wollen. „Aber von so was lassen wir uns natürlich nicht aufhalten“ verdienter Stolz klang in ihrer Stimme „Schlussendlich haben Vater und ich eine ganz neue Art Gewächshaus entworfen und nun gedeiht alles wunderbar. Trotzdem kommen wir mit der Lieferung kaum hinterher.“ Sie lachte und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht „Die Sunas sind verrückt nach Blumen und ich glaube, alleine Temaris wöchentlicher Einkauf macht die Hälfte des Gewinns aus!“ „Da wir gerade davon sprechen“ mit einem schelmischen Lächeln wandte sich Naruto an Shikamaru „Wie läuft es eigentlich bei dir und Temari?“ „Häh?“ „Ach komm! Das konnte man doch schon nach den Chu-Nin Prüfungen merken. Und wie ich gehört habe, ist sie jetzt ziemlich oft in Konoha. Ich frag mich echt, warum“. „Weil ihr Bruder der Kazekage und sie Botschafterin von Sunagakure ist. Außerdem ist sie Organisatorin bei den Prüfungen“ Shikamaru war sichtlich genervt von Narutos Theorie. „So ein Zufall, dass du auch Organisator bist, oder?“ bohrte Naruto weiter. „Klappe jetzt.“ Leicht gereizt verschränkte der Gruppenführer die Arme vor der Brust und blickte demonstrativ zu einer Baumgruppe. Dies verhinderte jedoch nicht, dass sich seine Wangen leicht röteten. Seine drei Kameraden begannen zu lachen. „Ha, ha, ha!“ prustend beschloss Naruto, Shikamaru in Ruhe zu lassen und wand sich nun an Ino „Dann erzähl du mal, wer ist dein Glücklicher?“ „Mein …mein ...was?“ „Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass du keinen Freund hast. Die Jungs sind dir auf der Akademie doch immer in Scharen hinterher gelaufen. Also?“ Gespannt schaute er Ino an. Die sonst so schlagfertige junge Frau schwieg jedoch. Was sollte sie jetzt tun? Normalerweise wäre jetzt der Zeitpunkt, die Wahrheit zu sagen und diesem Affentheater endlich ein Ende zu bereiten. Sie hielt nicht viel von der Geheimniskrämerei und hätte Naruto am liebsten noch vor der Abreise reinen Wein eingeschenkt. Aber Sakura hatte sie förmlich angefleht, es nicht zu tun und die Sache ihr zu überlassen. Aber was war denn schon dabei? Gott, sie waren alle erwachsene Menschen mit der Fähigkeit und vor allem dem Recht eigene Entscheidungen zu treffen. Naruto konnte doch nicht ernsthaft erwarten, dass Sakura auf ewig einer unerwiderten Liebe hinterher trauern würde, selbst wenn das der Ansporn war, der ihn sein mörderisches Training hatte durchhalten lassen. Andererseits war in Naruto der neunschwänzige Fuchsgeist versiegelt und Ino hatte bereits erlebt, was mit ihm passierte, wenn er unter emotionalen Stress geriet. Bei der Erinnerung daran lief es ihr kalt über den Rücken. Unsicher flackerte ihr Blick zu Sakura hinüber. Als sie jedoch die nackte Panik in den Augen ihrer Geliebten sah, beschloss sie zerknirscht, entgegen ihrer Überzeugung zu handeln. „Nein, ich habe keinen Freund“ sagte sie bestimmt und hoffte, dass Naruto sich damit zufrieden geben würde. Dieser hatte jedoch Inos unsicheren Blick bemerkt und zog daraus seine eigenen Schlüsse. „Ah, ich verstehe. So ist das also“ sagte er mit wichtigtuerischer Stimme. Sakuras Blick heftete sich ruckartig an Naruto. In ihrem Kopf rasten die Gedanken. Hatte er sie durchschaut? Auch Shikamarus Anspannung wuchs, als Naruto erneut Ino ansprach. „Das kannst du vergessen“. Auch wenn er ganz normal gesprochen hatte, ließ die Entschlossenheit in seiner Stimme Ino unwillkürlich ein Stück nach hinten rutschen. Verdammt, was sollte sie jetzt tun? Ein einzelner Schweißtropfen perlte von der Stirn der jungen Yamanaka. „Naruto, ich …“ sie wollte zu einer Erklärung ansetzen, wurde aber schon wieder unterbrochen. Zu ihrer Überraschung grinste Naruto sie nun an. „Tut mir echt Leid für dich, dass du noch keinen Freund gefunden hast, aber du brauchst gar nicht auf Sasuke zu warten“ Ino starrte ihn verwirrt an, aber nach und nach machte sich Erleichterung in ihr breit, als sie verstand. „Er hat keine Ahnung“ dachte sie bei sich, als Naruto weiter sprach. „Wenn er zurück kommt, wird nämlich Sakura seine Freundin“ er drehte sich zu der rosahaarigen Kunoichi „Stimmt’s Sakura?“ Die grünen Augen, welche das Geschehen bis zu diesem Zeitpunkt panisch beobachtet hatten, füllten sich nun mit Tränen. Alle Anspannung entlud sich in einem lauten Schluchzen. Sakura sprang auf und stürzte von der Lichtung in den Wald. „Sa… Sakura?“ Naruto wollte aufstehen, als sich eine Hand fest auf seine Schulter legte und ihn wieder hinunter drückte. „Nein“ zwei eisblaue Augen durchbohrten ihn regelrecht „Ich denke, das ist keine gute Idee. Ich gehe zu ihr. Legt euch ruhig schlafen, wir übernehmen die Wache heute Nacht.“ Mit diesen Worten verschwand auch Ino im Wald. „Was… was hab ich denn Schlimmes gesagt? Shikamaru, verstehst du, was hier abgeht?“ „Ich misch mich da nicht ein. Aber … hast du vielleicht schon mal daran gedacht, dass Menschen sich verändern?“ Naruto drehte sich zu ihm. „Häh? Was soll das denn schon wieder heißen?“ Aber Shikamaru hatte sich schon unter seine Decke gelegt und drehte ihm den Rücken zu. „Schlaf jetzt am Besten“. „Oh Mann, allmählich raff ich gar nichts mehr“ grummelte Naruto, als er sich hinlegte. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen sah er zu den Sternen. Was hatte Shikamaru damit gemeint, dass Menschen sich verändern? Hatte Sakura etwa Angst, dass Sasuke Orochimarus Einfluss erlegen war, oder dass er ihre Liebe nicht erwidern würde? Verträumt lächelte Naruto und dachte: „Vielleicht hätte ich dann ja eine Chance bei ihr…“ Ruckartig drehte er sich auf die Seite. „Nein, Sakura gehört zu Sasuke und egal was passiert, ich werde dafür Sorgen, dass die beiden wieder vereint und glücklich sind“. Und mit diesem Gedanken glitt er ins Reich der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)