Dangerous Game von abgemeldet (Ein Spiel mit der Dunkelheit) ================================================================================ Kapitel 2: Die Night-Class -------------------------- Am nächsten Morgen, als das Sonnenlicht hell ins Zimmer fiel, blinzelte die Rothaarige müde und ließ ihren Blick zu der Uhr auf dem Nachttisch schweifen. Es war viertel nach sieben. Ayumi streckte sich und stand dann auf. Der vorherige Tag war ziemlich verschwommen. Das Einzige, was sie noch vollkommen klar im Gedächtnis hatte, war ihr abendlicher Spaziergang. Langsam stand sie auf, nahm sich ihre Sachen und begab sich ins Bad um zu Duschen. Das lauwarme Wasser tat ihr gut und ließ sie richtig wach werden. Nachdem sie die Dusche verlassen hatte, zog sie sich ihre Schuluniform über und trocknete ihr brustlanges, gewelltes, dunkelrotes Haar. Gemächlichen Ganges verließ sie das Zimmer und schritt gemütlich zum Unterricht. Sie folgte einfach den anderen Mädchen, die ebenfalls auf dem Weg zum Klassenzimmer waren. “Hey Ayumi.”, wurde sie gerufen. Sie drehte sich um und erblickte Yuki “Wo warst du denn gestern? Du warst so schnell weg.” Die Rothaarige wartete, bis Yuki zu ihr aufgeschlossen hatte. “Ich weiß auch nicht mehr genau.”, log sie mehr oder weniger, denn alles wusste sie nicht mehr. “Als ich später zu deinem Zimmer kam, warst du auch nicht da.” Sollte sie Yuki nun sagen, dass sie das Wohnheim verlassen hatte, obwohl es nicht erlaubt war? “Vielleicht war ich gerade duschen.”, antwortete die Rothaarige in nachdenklichem Ton doch Yuki schüttelte den Kopf “Ich habe die Dusche nicht gehört.” Ayumi zuckte mit den Schultern “Dann weiß ich auch nicht.” Sie hatte sich dazu entschlossen, dass es wohl doch besser war, nichts zu sagen. Die Erscheinung des Jungen in der weißen Schuluniform schlich sich vor ihr inneres Auge und mit ihm die Präsenz dieser unglaublichen Autorität, die er besaß. Als sie an die Begegnung vom Abend zuvor dachte, war sie sich sicher, dass es richtig war, nichts zu sagen. Woher sie das plötzlich wusste, war ihr selber nicht klar, aber sie nahm es so hin, da die Erinnerung an die ruhigen durchdringenden Worte wieder in ihrem Kopf war. Die beiden Mädchen betraten das große Klassenzimmer und ließen sich auf zwei der hinteren, oberen Plätze nieder, als auch schon der Lehrer den Raum betrat. Die Unterrichtsstunden verliefen ruhig und ereignislos, da nur die Einstiege in die verschiedenen neuen Themen in den unterschiedlichen Fächern gegeben wurden. Ayumi machte sich lediglich ein paar Notizen und stieß Yuki hin und wieder leicht in die Seite, da diese dabei war einzuschlafen. Alles war recht unspektakulär dafür, dass es ihr erster Tag war. Trotzdem war sie dankbar, dass alle Lehrer auf eine Vorstellung ihrer Seits verzichtet hatten und sie der Klasse nicht über so belanglose Dinge wie ihre vorherige Schule erzählen musste. Ohnehin hätten diese Dinge nur den Lehrer und nicht die Schüler interessiert. Diese wären höchstens für die dafür verlorengegangene Unterrichtszeit dankbar gewesen und hätten vielleicht Fragen gestellt, deren Antworten ihnen egal waren, weil sie keine Lust hatten dem Unterricht im Anschluss daran zu folgen. Seufzend erhob die Rothaarige sich am Ende des Tages von ihrem Platz. Yuki war schon weg, da sie wieder zum Vertrauensschülerdienst musste. Ayumi wollte noch immer wissen, was jetzt an dieser Night-Class so besonders war. So beschloss sie kurzer Hand, noch einmal nachschauen zu gehen. Immerhin wusste sie diesmal, was sie erwarten würde. Schon von weitem konnte sie die ganzen Mädchen sehen. Vielleicht hätte sie doch ein wenig eher gehen sollen. Aber das war ihr jetzt auch keine große Hilfe mehr. Daran hätte sie eher denken müssen. Diesmal entschloss sie sich dazu, sich nicht nach vorn zu kämpfen, sondern hinten stehen zu bleiben. Es war definitiv klüger sich zu strecken und weniger zu sehen, anstatt wieder mitgerissen zu werden und sich vielleicht sogar noch ernsthafter zu verletzen. Also stellte sie sich hinter die ganzen Mädchen und prüfte ob sie genug sehen konnte, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Sie sah zwar nicht viel, aber sie hoffte, dass es reichen würde. Weit vorne, in der Nähe der Tür, sah sie Yuki. Diese hatte bereits mit einigen der Mädchen zu kämpfen, die es nicht für nötig hielten, den Abstand zur Tür einzuhalten. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es die selben Mädchen waren, die am Tag zuvor für den Sturz der Rothaarigen verantwortlich waren. Sie spielte mit dem Gedanken, nun vielleicht doch den Versuch zu unternehmen mehr nach vorn zu gelangen und setzte diesen letztendlich auch in die Tat um. Geschickt drängelte sie sich zwischen einigen Mädchen hindurch und hatte kurz darauf eine bessere Sicht auf die freie Gasse zwischen den Mädchen, die zu beiden Seiten des Weges standen. Jetzt musste sie nur noch darauf warten, dass sich die massiven Holztüren öffneten und sie würde wissen, was an diesen Night-Class Schülern so besonders war. Lange musste sie nicht warten. Die allmählich untergehende Sonne tauchte die Bäume, den Weg und das Wohnheim der Night-Class in einen sanften Orangeton, als die massive Holztür sich quietschend öffnete. Wie bereits am vorherigen Tag fingen die Mädchen sofort an, verschiedene Namen zu rufen und versuchten, sich weiter nach vorn zu drängen. Ayumi stellte sich auf die Zehenspitzen, um mehr erkennen zu können. Und dann traten sie durch den großen Torbogen nach draußen. In weiße Schuluniformen gekleidet, anmutig und extrem gutaussehend. Unter ihnen war auch der Junge vom Vorabend. Nun liefen diese perfekt scheinenden Wesen durch die Menschenmenge. Als einer von ihnen seine Hand hob und den Mädchen zu winkte, war es um einige von ihnen geschehen. Und vereinzelt schien bei manchen der Atem auszusetzen. Die Rothaarige musterte ihn genauer. Er hatte blondes Haar und seine strahlend blau-grünen Augen gaben den perfekten Kontrast dazu. Außerdem war er groß und schlank und unter seiner Schuluniform konnte man seinen guten Körperbau nur erahnen. Ein leiser Seufzer entwich ihrer Kehle. Sie konnte die Mädchen gut verstehen. Auch wenn manche der Night-Class Schüler arrogant auf sie wirkten und scheinbar stolzierten, konnte sie ihnen nicht aberkennen, dass sie wirklich sehr attraktiv und gutaussehend waren. Nachdem sie beim Unterrichtsgebäude angekommen waren, verstreuten sich auch die Mädchen wieder und sie gingen, teils in kleinen Gruppen, zu ihrem Wohnheim. Die Rothaarige schloss sich ihnen an und ging ebenfalls zurück. Allerdings konnte sie den ganzen Tumult um die Night-Class noch nicht ganz verstehen. Verloren sie nicht irgendwann ihren Reiz? Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden ging sie geradewegs zu ihrem Zimmer. Der Tag war zwar nicht anstrengend gewesen, dennoch fühlte sie sich ausgelaugt. Zusätzlich vermisste sie ihre Familie und Kuraiko fehlte ihr auch sehr. Ihre golden glänzenden Augen betrachteten die Bilder auf dem kleinen Nachttisch und sie fragte sich, wann Kuraiko wohl endlich kommen würde. Sie atmete einmal tief durch, ließ sich auf ihr Bett sinken, befreite ihre Füße von den Schuhen, die sie trug und hob sie schwungvoll hinauf. Sie schlang ihre Arme um ihre Knie und vergrub ihr Gesicht in der entstandenen kleinen Höhle. Eine Weile blieb sie so auf der Decke ihres Bettes sitzen, bis sie sich dazu bewegte die Schuluniform gegen ihr Nachthemd einzutauschen und sich schlafen zu legen. Im Traum durchlebte sie noch einmal den Tag, an dem ihre Eltern ihr vom Schulwechsel erzählten. Doch diese Bilder lösten sich rasch in Rauch auf. Stattdessen tauchten immer und immer wieder die strahlenden Augen des blonden Jungen vor ihrem inneren Auge auf. Diese Augen faszinierten sie und sie sah sie immer wieder, wenn auch nur im Traum. Und dann waren dazwischen immer wieder Bilder von ihrer Familie und von Kuraiko. Doch immer wieder drängten sich seine Augen und sein Gesicht in den Vordergrund. Schließlich wachte Ayumi wieder auf. Sie entschloss sich, das Fenster zu öffnen. Etwas frische Luft konnte nicht schaden und vielleicht würde sie wieder einen klaren Kopf bekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)