The Wasted Time of Our Lives von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 22: 詫びの口づけ - Wabi no kuchizuke - Kisses of Apology ---------------------------------------------------------- Die Tür öffnete, mein Blick hob sich. Er kam zur Türe heraus. Ich hatte das Gefühl, seine Beine würden jeden Moment nachgeben. „Und? Was hat sie gesagt?“ „Lass uns erst einmal hier rausgehen, bitte.“, meinte er nur, wandte sich zum Gehen. Wir gingen stumm auf den Parkplatz zu meinem Wagen, setzten uns hinein, schlossen die Türen. Ich wartete, bis Hyde sprach. Er tat es tatsächlich von sich aus. „Ich habe ihr gesagt, dass ich darüber nachdenken muss.“ „Haido!“ Ich starrte ihn einfach nur fassungslos an. „Das kannst du mir nicht antun!“ „Das kann ich ihr auch nicht antun, verstehst du das nicht? Und ich muss auch an Jo-chan denken!“ „Genau das ist es, Hai-chan. Du opferst dich. Du denkst an alle, nur nicht an dich. Genau so wie in meinem Drehbuch. Du verhältst dich genau wie Adriel.“ „Das ist etwas ganz anderes.“, stritt er ab, noch bevor er darüber nachgedacht hatte. „Nein, das ist es nicht. Jetzt sieh es doch endlich ein: Du tust alles, nur nicht das, was dich glücklich macht.“ Ich konnte sehen, dass er zumindest anfing zu versuchen, meine Sichtweise zu verstehen. „Es ist dasselbe, wie es bei mir war.“, erklärte ich weiter. „Das war der Grund, warum ich unglücklich war. Ich habe nicht das getan, von dem ich wusste, dass es mich glücklich machen würde. Ich habe sogar versucht, mir zu verbieten, dich zu lieben.“ Er blickte zu Boden. Er hatte nun verstanden, was ich meinte. Doch würde er seinen Aufopferungsinstinkt ausschalten können? Würde er es für mich tun? Ich wusste es nicht. Ich bezweifelte es. „Ich brauche Zeit.“ Es war ein so grausamer Satz. Er bedeutete Warten. Ich bin sehr ungeduldig. Doch was konnte ich anderes tun als nicken? Ich konnte ihm nichts vorschreiben. Ich konnte ihm nicht einmal helfen. Ich seufzte, ließ mich auf das Bett fallen. Es war anstrengend gewesen, meinen Eltern zu erzählen, was passiert war. Doch irgendwie war ich nun auch erleichtert. Sie wussten Bescheid, hätten es ohnehin irgendwann irgendwie erfahren; auf diese Art war es jedoch am besten und am fairsten. Allerdings blieb noch immer ein ungutes Gefühl in mir zurück. Gackt war in meinen Erklärungen bisher nicht aufgetaucht. Ich starrte mit leerem Blick an die Decke des Zimmers. Der Abstand zu meinem Alltag, zu Megumi, zu Joseph, zu Gackt, zu allem, ließ mich wieder freier atmen. Und doch machte es nichts leichter für mich. Mein Kopf konnte sich von keinem Gedanken trennen, der sich eingenistet hatte. Alle blieben sie hartnäckig in meinem Kopf, verschwanden nur für wenige Sekunden in der Gegenwart meiner Eltern. Bei ihnen fühlte ich mich beschützt. ~Tue ich das bei Gackt aber nicht auch...? ~ Eine weitere quälende Frage. ~Ich glaube, ich sollte doch einmal mit Tetsu sprechen... Vielleicht weiß er einen Ausweg...~ Endloses Warten. Hyde Zeit zu geben, bedeutete, ewig zu warten und schließlich doch selbst derjenige sein zu müssen, der den Kontakt sucht. Es war unerträglich. Ich konnte nichts essen, ich konnte nicht arbeiten, ich konnte gar nichts tun. Wenn das Telefon klingelte, nahm ich nur ab, um danach enttäuscht zu sein, nicht Hydes Stimme zu hören. Ich konnte nicht schlafen. Ich lag die ganze Nacht wach, um mich zu fragen, was ich tun sollte. Manchmal trainierte ich die ganze Nacht durch, um in den frühen Morgenstunden mindestens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen - aus Erschöpfung. Hyde war nun schon seit einer Woche bei seinen Eltern. Er hatte sich nicht gemeldet. Ich hatte Angst davor, mich bei ihm zu melden. Ich wollte ihm die Zeit geben, die er brauchte. Doch ich konnte es nicht. Nicht, ohne dabei selbst Zeit zu verlieren. Der Gedanke, noch mehr wertvolle Zeit zu verschwenden - nachdem wir bereits etliche Jahre unseres Lebens vergeudet hatten, indem wir nicht einsehen wollten, nicht den Mut hatten, uns einzugestehen, was wir empfinden -, bringt mich um. ~Über neun Jahre... Seit über neun Jahren...~ „Mit diesem Jahr sind es zehn...“, stellte ich beinahe atemlos fest, mein Blick starr geradeaus ins Dunkel gerichtet. ~Fast ein ganzes Jahrzehnt lang liebe ich ihn bereits...~ Zehn Jahre meines Lebens habe ich vergeudet. Ich griff zu meinem Handy, suchte Tetsus Nummer, als es zu vibrieren begann. Tetsu. Mit einem Lächeln nahm ich den Anruf entgegen. „Hi, Tet-chan! Ich wollte dich gerade anrufen.“ „Wirklich? Warum denn?“ „Nein, erzähl du zuerst, weshalb du anrufst.“, grinste ich, glücklich, einen einfachen Einstieg in unser Gespräch geschenkt bekommen zu haben. „Ich habe schlechte Nachrichten, Doiha...“ Mein Lächeln verblasste. Tetsus Tonfall verhieß nichts Gutes. „Gackt liegt im Krankenhaus.“ „Nein.“ Der Schock verfehlte mich nicht. „Er ist zusammengebrochen.“ „Oh, nein...“ Meine freie Hand bewegte sich von selbst vor meinen Mund. „Sein Zimmermädchen hat ihn gefunden.“ „Oh, mein Gott, nein...“ ~Ich hätte ihn nicht alleine lassen dürfen...~ „Ich habe es selbst eben erst erfahren. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie es ihm geht.“ Ich schluckte, schüttelte jedoch weiterhin ungläubig den Kopf. „Ich weiß, dass du gerade bei deinen Eltern bist, aber ich finde, du solltest ihn besuchen.“ „Nein...“ ~Es ist alles meine Schuld...~ „Nein...“ Die Tür öffnete sich, langsam, zaghaft. Er wandte den Blick, hatte die schwache Bewegung wahrgenommen. Noch vorsichtiger wagte sich ein schwarzer Haarschopf hinein, schaute sich in dem Raum um, in den er gelangt war, und erblickte ihn. Stumm öffnete er den Mund einen Spalt breit. Dann schloss er diesen wieder und ebenso die Tür. Unschlüssig stand die zierliche Gestalt neben der Tür, blickte zu Boden, beschämt. Aus welchem Grund, das wussten beide nicht. Gackt, zu schwach zu sprechen, streckte seine Finger nach Hyde aus. Als dieser das bemerkte, kam er langsam auf das Krankenbett zu, mit noch immer gesenktem Blick. In dem Moment, in dem er diesen hob, sah Gackt, dass er bereits Tränen vergossen hatte. Vor kurzem erst. Und auch jetzt bahnte sich wieder eine Träne den Weg über seine Wange. Sie landete vor dem Bett auf dem Boden. Gackts Finger reckten sich erneut, wollten Hyde zu ihm, zu sich bringen. Hydes Hand zitterte, als sie sanft die des anderen nahm und drückte. Gackt, unfähig zu lächeln, schloss genüsslich die Augen, zum Zeichen, wie dankbar er ihm war, dass er gekommen war. Er wusste nichts davon, dass Hyde, sobald er es erfahren, seine Sachen gepackt hatte und losgefahren war. Nicht einmal seine Eltern hatten ihn aufhalten können, obgleich sie es versucht hatten, da sie Hyde in diesem aufgelösten Zustand nicht hatten gehen lassen wollen. Doch er war nicht davon abzuhalten gewesen. Er war noch am selben Abend im Krankenhaus angekommen, aber zu spät, um als Besucher zu ihm durchgelassen zu werden. So verbrachte er die Nacht im Krankenhaus und stand, nach einer schlaflosen Nacht, zu Beginn der morgendlichen Besuchszeit, vor seiner Krankenzimmertür. Doch es dauerte eine Viertelstunde, bis er sich dazu durchgerungen hatte, überhaupt einzutreten. Jetzt stand er hier, vor seinem Bett, hielt seine Hand, konnte die Tränen nicht zurückhalten, sein Zittern nicht stoppen. Er schluckte und schluckte, doch irgendetwas in seinem Hals versperrte seinen Worten den Durchgang. „Es ist...“ Hyde blickte auf, seine Augen gefüllt mit Tränen. „...alles in Ordnung...“ Gackt versuchte ein Lächeln. Das verursachte, dass Hydes Augen überflutet wurden. „Küss...“ Hyde sah ihn aufmerksam an. „...mich...“ Er schüttelte schwach den Kopf, wandte sein Gesicht verzweifelt dem Boden zu. Er ließ die schwache Hand in seiner jedoch nicht los. „Bit...te...“, hauchte Gackts schwache Stimme. Hydes Augen öffneten sich, er sah in sein Gesicht. Es wirkte, als wollte er den Kopf erneut schütteln. Dann jedoch beugte er sich vor, langsam zwar, doch er tat es. Gackt schloss die Augen, schlug sie wieder auf, als er Hyde zurückweichen spürte. Ihre Lippen hatten sich noch nicht berührt. Gackts andere Hand, diejenige, die nicht gehalten wurde, hob sich, langsam, kraftlos. Sie erreichte Hydes Arm, zog ihn näher zu sich, legte sich auf seine Schulter, als diese tief genug war, und gelangte schließlich an seinen Hals, kurz bevor sich ihre Lippen trafen. Hydes freie Hand legte sich auf diejenige an seiner Wange, drückte sie, hielt sie fest, stützte sie. „Es tut mir leid...“, flüsterte er gegen Gackts Lippen. „Es tut mir so le...“ Seine Stimme brach. „Shh...“, machte Gackt leise. „Entschuldige... dich... mit Küssen...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)