OneShot Sammlungen von abgemeldet (Manchmal mehr, manchmal weniger Dean x Sam) ================================================================================ Kapitel 2: Run -------------- Run Autor: Misk-M Beta: Jay (schreibsternchen) Ich hab dich so lieb, Hase!!! Danke! *knuddel* Teile: 1/1 E-mail: missaya@freenet.de Disclaimer: Die Charaktere gehören nicht mir, ich benutze sie lediglich und Geld verdienen tue ich damit ganz sicher auch nicht. Warnings: death, sad, darkfic, songfic Kommentar: Wieder ein kleines Intermezzo meinerseits und diesmal alles andere als glücklich. Und es ist auch eine bestimmte Szene, die ich hiermit wiedergebe, ihr werdet sie sicher erkennen, allerdings mit slashinhalten. Für alle, die bei dieser Szene mit Slash zu kurz gekommen sind. Das ist vorerst meine allerletzte Story! ... in diesem Jahr. hehehe. Mit diesen FF wünsche ich euch einen wundervollen Rutsch ins nächste Jahr und eventuell, wenn mich die Inspiration treffen sollte, leg ich noch ne Silvester FF nach. Kommt halt drauf an. Ich arbeite nur zur Zeit noch an so vielen Storys, da ist das nicht grad einfach. Aber bestimmte Dinge muss ich mir einfach von der Seele schreiben, wie bei dieser hier. Ich hoffe, sie gefällt euch dennoch. Aber wieder mal hab ich das Ganze zu einem Song geschrieben, der die Gefühle der Story besser rüberbringt und den ihr euch dabei anhören solltet. Hier der Link: http://www.myvideo.de/watch/5535648/Leona_Lewis_Run Und nun gehts los: *************************** Run ************************* Es war schief gegangen. So schief gegangen, wie es nur schief hatte gehen können. Einmal nicht genau hingesehen und schon war es zum größten Fehler meines Lebens geworden, ohne dass ich da auch nur ein klitzekleines Wörtchen mitzureden gehabt hätte. Die ganze Sache hatte von Anfang an einen grausigen Verlauf genommen. Einen Verlauf, der mich zerbrochen hatte. ~*~ ~ I'll sing it one last time for you Then we really have to go You've been the only thing that's right In all I've done~ (Ich werde es noch ein letztes Mal für dich singen Dann müssen wir aber wirklich gehen Du warst wirklich die einzig richtige Sache In allen was ich tat) Im einen Moment war er noch in dem kleinen aus einem Bauwagen bestehenden Café gewesen und im anderen Moment war er fort, verschwunden. Und ich hatte den Fehler meines Lebens begangen, den ich mir geschworen hatte niemals zu begehen: Ich hatte meinen kleinen Bruder aus den Augen gelassen. Hatte nicht auf ihn acht gegeben. Die Aufgabe, die ich mir selbst gestellt hatte. Das Geschenk meiner Mutter. Alles, was sie mir hinterlassen hatte. Ein kleines niedliches Baby mit großen braunen Augen. Ich erinnerte mich noch so gut an diesen Moment, als ich diesem kleinen Geschöpf zum ersten Mal in die Augen sah. So rein, so unschuldig und so winzig. Ein Geschenk Gottes und mein persönliches kleines Wunder. Und ich Idiot hatte ihn aus den Augen gelassen. Und nun stand ich hier, vor diesem gottverdammten Café und wusste nicht weiter. Er war verschwunden und der Dämon hatte seine Spuren verwischt. Eine Strafe. Ich hatte viel verbrochen in meinem Leben, das wusste ich auch. Aber warum er? Er war mein Eigentum und das hatte gefälligst niemand anzufassen, wenn ich es nicht erlaubte. Ich war so wütend, so unglaublich wütend. Aber wahrscheinlich auch nur, um meine unglaubliche Angst vor mir selbst zu verbergen. Ich würde vergehen, wenn ich auch nur daran denken würde, was der Dämon mit ihm gerade in diesem Moment anstellte. Hilfe! Ich brauchte definitiv Hilfe! Und das so schnell wie möglich. Ich konnte keine Zeit verschwenden. Eiligst rannte ich zu meinem Auto zurück und kramte noch während dem Laufen mein Handy aus der Hosentasche. Bobby. Mein Vater war tot, er konnte mir nicht mehr helfen, auch wenn ich gerade in diesem Moment seine Hilfe mehr als alles andere hätte brauchen können. Warum war er nur gegangen? Ich wusste es auch so. Wir hatten unser Leben selbst gewählt, hatten uns der Bekämpfung des Bösen verschrieben. Aber warum musste der Dämon ausgerechnet denjenigen holen, der für sich eigentlich ein ganz anderes Leben gewählt hatte? Warum Sam? Warum meinen Sammy? ~ And I can barely look at you But every single time I do I know we'll make it anywhere Away from here~ (Und ich kann dich kaum ansehen Aber jedes mal wenn ich es tue Dann weiß ich dass wir es irgendwo schaffen werden Weg von hier) Das war definitiv nicht fair. Ich hatte ihn immer in meiner Nähe gehabt und ihn beschützt und nun sollte das alles auf dem Spiel stehen? Sams Leben? Es gehörte MIR! Mein glühender Blick verbrannte die Straße förmlich vor meinen Augen, aber vielleicht lag es auch daran, dass die aufkommenden Tränen in meinen Augen brannten. Ich musste ihn finden. „Bobby? Ich bin es, Dean.“, sagte ich einfach, als der ältere Jäger nach langem Tuten endlich ans Telefon ging. „Ich brauche deine Hilfe.“ Dies und den Ort, an dem wir uns treffen wollten war alles, was er wissen musste. Ich musste mich aufs Fahren konzentrieren, um keinen Unfall zu bauen. Meine Konzentration schien sehr gelitten zu haben unter meiner unterdrückten Wut und der großen Sorge, die ich mir um mein Streberbrötchen machte. Um mein kleines zerbrechliches Herz, meinen größten und einzigsten Schwachpunkt. Ich musste ihn wieder haben. Er war für mich wie ein kostbares Kleinod, das lebte und eine Seele hatte, auch wenn das wirklich kitschig klang. Deswegen war ich froh, dass Sam keine Gedanken lesen konnte. Auch wenn wir uns manchmal so gar nicht liebenswert zankten, so würde unsere Verbindung nie wieder zerbrechen. Dieser verfluchte Dämon hatte nicht die geringste Ahnung, was es mich alles gekostet hatte, mein Herz wieder für mich zu gewinnen, ihn wieder zu erobern, wo wir doch damals im Streit auseinandergegangen waren. Ich hatte es ihm nie gesagt, aber Dads Verschwinden war die perfekte Gelegenheit gewesen, ihn wieder zu mir zu holen. Irgendwie war ich meinem Vater deswegen mehr als dankbar, auch wenn ich wusste, dass dieses Denken äußerst schäbig war. Aber ich hatte schon so viele Sünden begangen, die eine mehr oder weniger würde es auch nicht mehr herausreißen. Und solange ich meinen Sam wieder hatte, war mir so ziemlich alles egal. Auch wenn es oft schmerzte, auch, wenn ich meine Gefühle im Sex ertränkte und niederrang wie der Erzengel Michael die Schlange Luzifer- meine Gefühle waren immer da gewesen und hatten nicht vergehen wollen. Als wäre man krank bis an sein Lebensende. ~ Light up, light up As if you have a choice Even if you cannot hear my voice I'll be right beside you dear~ (Erleuchte, Erleuchte Wenn sich dir die Chance bietet Auch wenn du meine Stimme nicht hören kannst Ich werde neben dir sein Schatz) Und es war immer schlimmer geworden, als gäbe es auch bei diesen Gefühlen verschiedene Stadien. Wenn man danach ging, war ich wohl kurz vorm sterben, denn Sam war zum täglichen Atem geworden, den ich brauchte, um weiter machen zu können. Ich würde alles tun, um ihn zu beschützen, alles! Als ich die salzige Flüssigkeit meiner Tränen auf den Lippen schmeckte fuhr ich mir grob mit dem Ärmel übers Gesicht. Nicht jetzt und nicht hier. Ich war einfach zu aufgebracht. Ich musste mich zusammenreißen und cool bleiben. Eines war sicher, vor Bobby durfte ich so sicher nicht aufschlagen, sonst wäre mein ganzes Image im Arsch. Also dort, wo es ganz sicher nicht hingehörte. Die Dunkelheit schmerzte in meiner Seele, aber ich konzentrierte mich dennoch wieder auf die Straße und ließ sie nicht aus den Augen. Ich musste heil bei Bobby ankommen, damit wir Sam befreien konnten. Ich hoffte so sehr, dass Sam nur dieses eine Mal nicht so moralisch wäre. Es war ja nicht so, dass ich ihn nicht verstehen würde, aber manchmal konnten diese moralischen Sachen uns ganz schnell das Leben kosten. Aber Sam war einfach nicht der Typ, der nur an sich dachte, dieser Dummkopf. Und ich mochte selbst das an ihm, auch wenn wir genau deswegen schon so oft gestritten hatten. Auch wenn ich ihm dafür sogar schon eine gelangt hatte und ich hatte an seinem Gesichtsausdruck gesehen, dass der Schlag nicht so wehgetan hatte, wie die seelische Zurückweisung. Wahrscheinlich war dieser imaginäre Schlag schlimmer gewesen als die physischen Schmerzen. Und ich hatte es ihm angesehen, aber selbst, als ich ihn gebeten hatte, zurückzuschlagen, mir eine Revanche zu verpassen, hatte er abgelehnt. Er würde mich nie schlagen können. Ich wusste schon nicht mehr, wann es angefangen hatte, wann ich begonnen hatte, ihn mehr zu lieben, als ich es durfte, aber ich schätzte, dass er ca. 14 gewesen sein musste. In dem Alter, als er richtig angefangen hatte zu pubertieren, als er sich gegen unseren Vater begonnen hatte aufzulehnen. Ich hatte bis heute nicht diesen Ausdruck in seinem Gesicht vergessen. Sam konnte sonst so brav sein und diesen verschüchterten Blick haben, aber wenn er sich auflehnte, dann brannte ein innerliches Feuer in ihm und seine Augen begannen wütend zu funkeln und zu leuchten. Manchmal war ich mir schon ein wenig masochistisch vorgekommen und das komm ich mir selbst jetzt noch, selbst jetzt da ich besser mit meinen Gefühlen umgehen konnte und wusste, was ich wollte. Ihn. Mehr nicht. Nur ihn. Ich wollte, dass er mich wieder mit seinen haselnussbraunen Hundeäuglein ansah. Die so groß waren und manchmal vor Tränen schimmerten. Ich hielt am Straßenrand und starrte vor mich auf den Beton der Straße. Ich war wie mein Vater! Bestimmte Dinge konnte ich manchmal selbst nicht glauben und dieses Mal hatte es mich wie ein Schlag getroffen- ich war verdammt noch mal wie mein Vater- absolut besessen! Nicht von meiner Arbeit, aber dafür umso mehr noch von meinem eigenen Bruder. Ich ließ mich zurück in den Sitz des Impalas sinken, meinen Kopf dabei auf die Lehne legend. Tief durchatmend, versuchte ich wieder zu Sinnen zu kommen. Mein Bruder war in Gefahr und gerade jetzt bemerkte ich, wie sehr ich den Kleinen brauchte. Das war wieder mal typisch ich. Fahrig strich ich mir durch die Haare, ehe ich mich wieder aufsetzte und auf die Straße blickte. Ich war der Einzige, der zu solch später Stunde anscheinend noch unterwegs war, aber ich war auch nicht gerade auf einer viel befahrenen Straße. Wahrscheinlich lag es daran. Ich startete den Motor wieder und setzte meinen Weg fort. Ich konnte nicht ausgerechnet jetzt in solchen Gedanken vergehen. Das würde keinem helfen und am wenigsten meinem Bruder. Und wenn Bobby schneller war als ich, würde er wahrscheinlich nur auf mich warten müssen. Mein Fuß drückte das Gaspedal durch und auf dem Tacho konnte ich sehen, wie meine Geschwindigkeit stetig zunahm und ich über die Geschwindigkeitsbegrenzung kam, aber es war mir so egal, so gleichgültig. Es zählte nur Sam. Ich musste ihn wieder haben. Ich musste einfach. Ich hatte versprochen auf ihn acht zugeben. Ich hatte es Mum versprochen, ich hatte es Dad versprochen, ich hatte es Sam versprochen und vor allem hatte ich es mir selbst geschworen. # ~ To think I might not see those eyes Makes it so hard not to cry And as we say our long goodbye I nearly do~ (Zu denken dass ich diese Augen Vielleicht nicht mehr sehen kann, Macht es so schwer nicht zu weinen, Und als wir uns Lebewohl sagten Tat ich es beinah) Als ich endlich am Treffpunkt ankam, stand Bobby wirklich schon da. Irgendwie war es ein sehr merkwürdig schlechtes Gefühl gewesen von dem Ort wegzufahren, an dem man mir meinen Bruder gestohlen hatte. Es fühlte sich an, als würde ich ihn im Stich lassen, obwohl ich mir -logisch betrachtet- sehr sicher war, dass der Dämon Sam wo anders hin gebracht hatte. Wenn er ihm auch nur ein Härchen krümmte, würde ich ihn so was von killen. Der würde nicht zur Hölle zurückgeschickt werden, ich würde seine komplette Existenz auslöschen. Und egal, wie ich das bewerkstelligen wollte, ich würde es mit Sicherheit schaffen, jedenfalls würde ich nicht eher ruhen, bis ich es geschafft hätte. Als ich meinen Wagen anhielt, sprang ich sofort aus dem Auto und Bobby sah mich verwirrt an- kein Wunder, er hatte ja auch noch nicht die geringste Ahnung, was eigentlich geschehen war. Obwohl ich ihm ansah, dass er bereits etwas sehr Schlimmes vermutete und damit hatte er auch ganz sicher nicht unrecht. Zu ihm tretend schnappte ich nach Luft, weil ich doch schon sehr wie ein Irrer aus dem Wagen gestochert bin, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her. „Sam!“, keuchte ich nach Luft schnappend, ehe ich mich soweit wieder unter Kontrolle hatte, dass ich nervös meine Hände in den Hosentaschen versenken konnte. „Was ist mit ihm?“, wollte der Ältere wissen und ich nickte und schluckte einmal, ehe ich ihm berichtete, wo ich meinen Bruder verloren hatte. Geduldig hörte er sich die Story an, die nicht länger war, als ein paar verzweifelte Sätze, weil ich selbst kaum eine Ahnung hatte. Aber ich war mir sehr sicher, dass der Gelbäugige ihn geholt hatte. Irgendwie klang es wie eine verdammt schlechte Geschichte vom Nikolaus und seinem Diener (oder was auch immer er war) Knecht Ruprecht. Mir war speiübel, aber ich schaffte es merkwürdigerweise alles zu schlucken und cool und gelassen zu bleiben. Trotzdem oder vielleicht genau deswegen bemerkte ich auch sofort die zweifelnden und beunruhigten Blicke Bobbys auf mir. Wahrscheinlich wusste er selbst gerade nicht, was er machen sollte. Dann ging es ihm jedenfalls nicht anders als mir. Fast 6 Stunden saßen wir zusammen und beratschlagten und suchten und beratschlagten und suchten, dann telefonierten wir wieder und recherchierten anschließend, nur um damit wieder von vorne zu beginnen. Selbst alle Anrufe auf das Handy meines Kleinen blieben erfolglos- jedes Mal ging sofort seine Mailbox ran. Ich fühlte mich wie in einem Alptraum. Verloren und alleine gelassen und vor allem sehr verzweifelt. Sam war das Letzte, das mir im Leben noch geblieben war. Es fühlte sich an, als würde ich durch die Hölle gehen. Ich würde liebend gerne meine Hand ins Feuer halten, nur damit die Schmerzen meine Sorgen für ein paar Momente vertrieben. Und dabei hatte ich Sammy damals bei dieser Menschenjagd noch eingebläut nie wieder so einfach zu verschwinden. Er hatte sich nicht daran gehalten. Diese Bitch! Ich wurde wieder wütend und war kurz davor, seinen geliebten Laptop in die Ecke zu schleudern. Ich hasste diesen Dämon! Ich hasste ihn und ich wollte, dass er mir sofort meinen Bruder zurückgab. Aber meine ganzen seelischen Schreie halfen nichts. Sam blieb verschollen und ich saß immer noch hier im Auto, während Bobby draußen mit einigen Jägern telefonierte. Kein Anhaltspunkt, nicht die geringste Spur. Ich fühlte mich wie in ‚Without a trace’ nur schlimmer. Viel schlimmer. Als ich mit der Faust gegen die Innenseite der Türe meines Impalas schlug wurde Bobby auf mich aufmerksam und kam zur Fahrerseite. ~ Light up, light up As if you have a choice Even if you cannot hear my voice I'll be right beside you dear~ (Erleuchte, Erleuchte Wenn sich dir die Chance bietet, Auch wenn du meine stimme nicht hören kannst Ich werde neben dir sein Schatz) „Hast du schon mit Ash telefoniert?“, wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf. Er hatte Recht, vielleicht war Ash meine letzte Möglichkeit. Ich hatte schon so verdammt viel Zeit vertrödelt, jede Minute konnte Sam das Leben kosten. Ich wusste doch, wie er sich alleine schlug. Da musste ich ständig Angst um ihn haben. Und keine Dschin-Vision, und sei sie auch noch so gut, hätte mich je davon abhalten können, zu meinem Bruder zurückzukehren. Ich legte den Laptop auf den Beifahrersitz- Sams Platz- und stand auf. Es fiel mir wirklich nicht leicht nicht dauernd an ihn zu denken. Ash musste es einfach schaffen, musste herausfinden, wo dieser Bastard meinen Bruder hingebracht hatte. Langsam kamen die grausigen Bilder, vor denen ich mich schon gefürchtet hatte. Bilder, was dieses Monster mit Sam anstellen könnte und ich musste nochmals alle meine Kräfte aufbieten, um sie zurück zu drängen, um diese Gott verdammten Bilder wieder los zu werden. Bobby warf mir einen schrägen Seitenblick zu, den ich allerdings ignorierte. Die Zeit verging- zerfloss in meinen Fingern wie Wachs und rann zwischen meinen Fingern hindurch wie Wasser und egal, was ich versuchte, um sie zu halten, das Wasser in meinen Händen wurde weniger. Die Zeit rieselte wie Sand auf mich herab und verhöhnte meine Geschwindigkeit mit der ich nach meinem Bruder suchte. Und das obwohl es mir so vorkam, als würde alles doch so schnell gehen. Noch ehe Ash mir hatte helfen können, war er auch schon in Flammen aufgegangen. Der Dämon hatte das Roadhouse niedergebrannt und damit eine meiner einzigsten Hoffnungen zerstört Sam zu finden. Nun standen Bobby und ich in den verkohlten Überresten und ich sah mein Leben ebenfalls schon vor mir so zerbröselt und zerstört. Leichter schwarzer Qualm der hier und da noch aufstieg und sich in den Himmel kringelte, wie ein kleiner höhnischer Geist, der mich auslachte. Verkokelte Hände ragten unter den Brettern auf, aber seltsamerweise bewegten sie nichts in mir, als wäre ich bereits abgestumpft. Ich konnte die Leichen sehen und alles woran ich dachte war, dass Sam nicht so endete. Es musste doch noch eine Möglichkeit geben, ihn zu finden. Weiteres Recherchieren würde nichts bringen. Wenn, dann würde ich alle Staaten abfahren, von Oregon bis Florida. Ich würde alles tun, um ihm bei mir behalten zu können. Aber bevor ich mich in aller Eile in den Wagen stürzen konnte wurde mir verdammt schlecht und schwindelig. Schreckliche Kopfschmerzen kochten in mir hoch wie heißes Wasser und ich musste mir an den Kopf fassen, um sicher zu gehen, dass er nicht gleich explodierte. Wie im Traum sah ich vor mir ein einziges Bild aufflackern. Eine seltsam verzierte Glocke und dann sah ich ihn. Mein Ein und Alles. Sammy. Er blickte zur Seite und im Hintergrund sah ich wieder diese merkwürdige Glocke, von der ich wusste, dass sie mir etwas hätte sagen sollen. Ich sank auf die Motorhaube meines Impalas und Bobby wurde auf mich aufmerksam. Verwirrt blickte er mich an und nur undeutlich drangen seine Worte an mein Ohr. „Dean? Ist alles okay?“, fragte er rau und ich konnte erst wieder antworten, als die Kopfschmerzen nachgelassen hatten. „Ich… bin mir nicht so ganz sicher. Ich hab Sam gesehen!“, sagte ich sofort, in der irrsinnigen Hoffnung, Bobby würde mir auf der Stelle sagen können, wo sich mein Bruder befand. „Aha.“, achte er dann. „Hast du so was öfter?“ Natürlich nicht. Ich schüttelte den Kopf. „Fühlte sich an, wie ein Tritt in die Eier.“, knurrte ich leise, ehe ich ihn eindringlich ansah. „Ich hab Sammy gesehen! Hörst du?“, drängte ich, ehe ich ihm diese vermaledeite Glocke beschrieb, die vielleicht sogar der Grund war, warum wir den Ort fanden, an den der Gelbäugige Sam verschleppt hatte. Als mir bewusst wurde, welcher Ort dies war, verstand ich auch, warum ich Sam nicht auf seinem Handy hatte erreichen können. Es gab in diesem verdammten Ort auch keine Antennen, womit klar war, dass er dort keinen Empfang hatte. Aber zum Glück hatte er eine andere Möglichkeit gefunden, mir mitzuteilen, wo er sich befand. Es war beinahe schon wie ein unsichtbares Band, das uns zusammenhielt. Ein zarter Faden des Schicksals, der sich von meinem kleinen Finger zu dem seinen spannte und uns zu einem Ganzen zusammenschweißte. ~ Louder louder And we'll run for our lives I can hardly speak I understand Why you can't raise your voice to say~ (Lauter, Lauter Und wir werden für unser Leben rennen Ich kann kaum Sprechen Ich verstehe Warum du deine Stimme nicht erheben kannst Um etwas zu sagen) Der Weg war unendlich lange und Bobby und ich wechselten uns beim Fahren ab, damit der jeweils andere ein wenig Schlaf abbekam. Wir wussten, dass wir fit sein mussten, wenn wir ankamen. Der Dämon würde uns dort erwarten und wir mussten Sammy verteidigen. Ich musste ihn verteidigen. Ich wollte ihn zurück. Während Bobby fuhr sah ich dabei zu, wie die Sonne am Horizont versank und damit ein Gefühl in mir zurückließ, das mir sagte, dass ich versagt hatte. Ich hatte einen ganzen Tag gebraucht, um den Ort zu finden, an dem Sam gefangen gehalten wurde. Einen ganzen verfluchten Tag! Und nun würden wir ein gutes Stück der Nacht durchfahren, ehe wir endlich ankommen würden. Und dauernd dachte ich nur einen einzigen Satz: Bis dahin ist es sicher zu spät. Ich war noch nie wirklich ein Optimist gewesen, wenn es um solche Situationen ging, auch wenn ich nach außen einen anderen Eindruck vermittelte. Auch bei Dad hatte ich ständig das Gefühl gehabt, dass es zu spät wäre. Trotzdem hatte ich nicht aufgegeben, hatte weiter nach ihm gesucht und war standhaft geblieben, sogar vor Sam. Gerade wegen Sam! Und trotzdem. Ich konnte meinen Blick nicht von der untergehenden Sonne nehmen, als hoffte ich zu erblinden und nicht sehen zu müssen, was sich mir bieten würde, sobald wir dort ankommen würden. Selbst als die Sonne schon längst verschwunden war, blickte ich dem Horizont entgegen, zu den Sternen und das, obwohl Bobby und ich vor einer guten Stunde gewechselt hatten. Seither schlief der Ältere auf dem Beifahrersitz und ich saß krampfhaft am Steuer und versuchte meine durcheinanderfliegenden Gedanken einzufangen und weg zu sperren. Was allerdings in der Theorie so leicht schien, ließ sich in der Praxis kaum umsetzen. Aber ich folgte stetig dem Weg, der mich zu meinem Bruder bringen würde. Mittlerweile hatten wir die feste Straße hinter uns gelassen und befuhren einen unwegsamen breiten Feldweg, zwischen Bäumen und kleinen Wäldern hindurch, die sichtlich dichter wurden. Und nach einer Weile musste ich den Wagen stoppen, weil der Weg durch einige Baumstämme unterbrochen wurde. „Wir müssen den Rest zu Fuß gehen.“, bemerkte Bobby, der eben wieder aufgewacht war. Ich nickte langsam, war aber alles andere als begeistert. Zu Fuß gehen bedeutete für mich, dass wir wieder Zeit verlieren würden. Aber ich stimmte zu, es blieb mir auch nichts anderes übrig. Draußen bewaffneten wir uns eiligst, ehe wir auch schon über die Baumstämme kletterten und uns unseren Weg durch das unbeugsame Stück Land bahnten. Wir verloren Zeit, eine ganze Menge davon und es würde sicher auch nicht mehr lange dauern bis die Sonne wieder aufging. Grausam schöne Strahlen über den Himmel schickte und die Welt erhellte. Ich würde es erst wieder genießen können, wenn Sam neben mir auf dem Beifahrersitz saß und mich anmotzte über… keine Ahnung, aber Hauptsache, er motzte! Schon von weitem konnte ich die verlassene Stadt sehen, die sich langsam vor mir erhob und sich zu einem Gefängnis aufbaute. Sams Gefängnis, aus welchem er nicht hatte entkommen können. Immer wieder rief ich nach ihm. Immer wieder verließ sein Name meine Lippen. Und dann fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, als ich ihn sah. Als ich meinen kleinen Bruder auf mich zustolpern sah, sich dabei einen Arm haltend. Ich war so froh, dass wir doch nicht zu spät waren. Dass wir es noch rechtzeitig geschafft hatten. Mein Schritt wurde langsamer und ich ließ die Schrotflinte hängen und blickte meinem Bruder entgegen. „Dean…“, keuchte er leise. „Sammy.“, entgegnete ich erleichtert. Aber das hielt nicht lange an, als hinter ihm so eine Art Typ von der Army vom Boden aufsprang und ihm nachhechtete. „Sam, Vorsicht! Hinter dir!“, rief ich laut und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, dass meine Warnung zu spät kam. Sams gesamter Körper neigte sich nach hinten, als der Kerl mit ihm zusammenstieß, ehe dieser von ihm abließ. Dann sackte Sam nach vorne und noch währenddessen hatte ich zu laufen begonnen. „NEEEEINNN!“, schrie ich fassungslos. Ich hörte gar nicht wirklich, dass auch Bobby zu Laufen begonnen hatte. Ich registrierte nur noch denjenigen, um den sich mein Leben drehte, wie die Erde um die Sonne. Ich konnte ihn gerade noch packen, bevor er auf dem Boden aufkam und drückte ihn an mich, ging dabei langsam mit ihm auf die Knie. „Sammy.“, keuchte ich leise und zog ihn in eine tiefe Umarmung. Meine Hand tastete vorsichtig an seinen Rücken und mein Herz setzte einen Moment aus, als ich das Blut und die Wunde aus der es austrat an meinen Fingern spürte. Warm und flüssig klebte es an meiner Haut und meine Augen weiteten sich noch mehr, als ich einen Blick darauf warf. ~ Light up, light up As if you have a choice Even if you cannot hear my voice I'll be right beside you dear~ (Erleuchte, Erleuchte Wenn sich dir die Chance bietet, Auch wenn du meine stimme nicht hören kannst Ich werde neben dir sein Schatz) Das durfte nicht passieren. Sicher war es nur eine kleine Wunde. Nichts Ernstes. Nichts Dramatisches- aber mein Herz wusste es besser. Ich bemerkte Bobby gar nicht, der an uns vorbei lief, dem verdammten Drecksack hinterher, der meinen Bruder niedergestreckt hatte. „Komm schon, Sammy! Wir kriegen dich wieder hin, dann bist du wie neu!“, keuchte ich und alles in mir schien zu wanken und zu wackeln. Ein schwankendes Haus, dessen Fundament zerstört wurde und nun nicht mehr lange brauchte, bis es ganz in sich zusammenstürzen würde. Als bräuchte es nur noch einen minimalen Windhauch, kaum mehr als das Pusten eines Kindes. Oder den letzten Atemzug meines kleinen Bruders. „Dean…“, hauchte er leise, so dass ich es kaum verstand und es kam mir so vor, als wollte er mir etwas sagen, aber er stockte. Also würde ich diesmal reden. „Sam… du gehörst mir! Du wirst mich nicht alleine lassen. Du bist mehr, als ein Bruder für mich, hörst du? Ohne dich geht es nicht!“ Ein flüchtiges Lächeln glitt über seine Lippen und ich spürte etwas in mir zerspringen. Als wäre mein Herz aus Glas und soeben von einem Regal gefallen. Tausend Scherben schnitten in meine Seele, als mir bewusst wurde, was gerade passierte, was passieren würde. „Ich… liebe dich auch…“, hauchte er und meine Lippen begannen zu beben. Ihn so haltend, dass ich ihm ins Gesicht, in seine Augen schauen konnte redete ich dann auf ihn ein, wollte ihn, wenn es nötig wäre mit Gewalt hier halten. „Keine Angst, Sammy. Es ist doch mein Job, auf meinen kleinen nervtötenden Bruder aufzupassen. Nicht wahr?“ Ich sah dabei zu, wie sich seine Augen schwerfällig von der einen Seite zu anderen bewegten, ehe diese dunklen Perlen, die ich so liebte, sich nach oben drehten und ich nur noch kurz das Weiß in seinen Augen sah, ehe sie sich schlossen und mir drehte sich der Magen um. Ein Gefühl der Ewigkeit versetzte mir einen heftigen Schlag in den Magen und trat auf den Scherben herum, die einmal mein Herz gewesen waren. „SAM!!! SAAAM!“, schrie ich rüttelte ihn kräftig. „SAMMY!! KOMM SCHON!!“, brüllte ich ihn an, aber ich bekam nicht einmal ein Zucken. Nichts. Wie eine Puppe so leblos hing er in meinen Armen. Sein Kopf kippte auf meine Schulter, als wäre er nur noch eine leere Hülle. Fest presste ich ihn an mich. ~ Louder louder And we'll run for our lives I can hardly speak I understand Why you can't raise your voice to say~ (Lauter, Lauter Und wir werden für unser Leben rennen Ich kann kaum Sprechen Ich verstehe Warum du deine Stimme nicht erheben kannst Um etwas zu sagen) Er liebte mich? Er verdammt noch mal liebte mich! Warum? Wieso? Warum mich? Ich schrie. Einfach nur seinen Namen, den ich schon so oft benutzt hatte. Sein Name, der so leicht über meine Lippen glitt, als wäre er dafür gemacht worden, von mir ausgesprochen zu werden. „Sammy…“, keuchte ich atemlos und versuchte die Tränen zurückzudrängen, die sich nun ihren Weg gewaltsam aus meinen Augen kämpften und bitter und schmerzvoll meine heiß glühenden Wangen benetzten. Eine schmerzvoller als die andere. Grausamer als die davor. Fest lagen meine Arme um den Körper meines Bruders und pressten ihn an mich, mein Gefängnis aus Liebe und Wut. Meine Hand griff in Sams Nacken und zog ihn etwas von mir, ehe ich meine Lippen auf die seinen legte und versuchte ihm mit Gewalt meinem Atem zu geben. „Atme!!“, schrie ich ihn an, ehe ich seine weichen Lippen erneut küsste und meinen Atem in ihn blies, als würde ihn dies zurückholen können. Er musste bei mir bleiben. Er musste einfach. Ich würde ihm keinen Ausweg lassen und ich wollte es auch nicht. Unaufhörlich strömten Tränen über meine Wangen, verspotteten mich und zeigten mir meinen innerlichen Schmerz. Meine Hand in seinem Nacken zog ihn tiefer in den Kuss und mir war schon fast wieder egal, dass sich dabei nichts tat. Dass sich seine Lippen nicht mehr bewegten. Weder um meinen Kuss zu erwidern, noch um mich deswegen anzuklagen. Nichts. Nichts. Und dabei fühlte er sich noch so warm an, so lebendig. Aber sein Herz hatte den Dienst eingestellt und nichts in ihm regte sich mehr, oder spannte sich an. Eine warme, weiche Puppe ohne Seele. „Sammy.“, flüsterte ich leise, ihm durch die Haare streichend, nachdem ich den Kuss gelöst hatte. Aber nichts regte sich mehr. Sein Tod zerbrach meine Seele und ließ die Scherben meines Herzens ausbluten. Nichts. ~ Away from here~ (Weg von hier) . . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)