Die Sehnsucht hinter dem Ziel von Phai8287 (Wie das Leben von Alexander dem Großen auch hätte sein können...) ================================================================================ Kapitel 4: Das Martyrium des Gewissens -------------------------------------- Kapitel 4: Das Martyrium des Gewissens Nearchos konnte sich noch nicht einmal vorstellen, was Alexander tun würde, wenn Hephaistion nicht mehr erwachte. So packte er, auch wenn er selbst geschockt war, den Arzt bei den Schultern und rüttelte ihn. „Reißen sie sich zusammen!!! Sie können ihm helfen!!!“ Der Freund des Prinzen wusste nicht, ob dies wirklich der Fall war, doch es war seine einzige Chance, wenn er dem Mann gut zuredete. Der blasse Mann nickte, denn er konnte ahnen, was ihm widerfahren würde, sollte er dem Freund des Prinzen nicht helfen können. Er hockte sich neben das Feldbett und schob die Beine des jungen Soldaten auseinander, dann runzelte er seine Stirn. „Er ist ein Freund des Prinzen, sagtet ihr?“ „Ja, niemand steht Alexander näher!“ „Wie nah, wenn ich es wagen darf zu fragen?“ Etwas verärgert zog Nearchos eine Augenbraue in die Höhe. Sicherlich war ihm bewusst, wie tiefgreifend die Freundschaft der beiden war. Doch was ging das den Arzt an? „Näher, als sich irgendjemand sonst steht!“ Der nickte nur Gedankenverloren. „Geht und erklärt unserem Prinzen, dass sein Freund sich wieder vollständig erholen wird.“ „Das verlange ich auch von ihnen!“, ließ der junge Mann verlauten, als er den Rückweg antritt. Der Arzt fuhr sich durch das lichte graue Haar und atmete zittrig aus. Er reinigte den jungen Mann und eilte dann davon. Er musste zum König. Phillip war etwas ungehalten darüber, dass er von ihrem kleinen Fest fortgeholt wurde und ging auf den weisen Mann zu. „Du willst mich sprechen?“ Der Arzt neigte ehrfürchtig sein Haupt, weil er den König verärgert hatte. „Verzeiht, aber ich denke, ihr wollt hören, was ich zu sagen habe.“ Mit einer krausgezogenen Stirn winkte der ab. „Dann sprich schon!“ Nickend beeilte sich der alte Mann mit seiner Erzählung. „Unter den Verletzten ist der junge Hephaistion, der, wie mir berichtet wurde, eurem Sohn sehr nahe steht.“ „Und deshalb wolltest du mich sprechen? Was soll das?“ „Mir scheint mein König...“, warf der Arzt nun besänftigend ein, „...dass der junge Mann ein Nachkomme der Männer ist, die der Legende nach im Teich des Hermaphroditos gebadet haben!“ Nun war Phillip doch überrascht und er sah den Grauhaarigen neugierig an. „Dieser Hephaistion soll einer der wahrhaftigen Nachfahren sein, die Aphrodites Fluch geerbt und gewandelt haben um unter uns leben zu können?“ „Es gibt keinen Zweifel, mein König!“ Nickend führte er ihn weiter vom restlichen Heer weg. Der Einäugige wollte mehr wissen. „Aber was willst du mir sagen? Ein Mannsweib in meinem Heer kann uns nur Glück bringen!“ Wieder nickte der Arzt hektisch. „Ich habe etwas Außergewöhnliches diagnostiziert und als ich von der Nähe des jungen Mannes zu eurem Sohn hörte eile ich gleich zu euch!“ Ein kurzes amüsiertes und herzliches Lachen drang aus Phillip und er legte einen Arm um seine Schulter. „Willst du mir etwa sagen, dass mein Sohn nicht nur Männer zu nehmen weiß, sondern auch, wie sich eine Frau von innen anfühlt? Das ist doch wunderbar! Ich dachte schon, ich müsste Alexander von einer Hure 'entjungfern' lassen.“ Der ältere Mann räusperte sich etwas peinlich berührt. „Darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus…“ Wechselhaft wie er war, bekam das der Arzt zu spüren, denn Phillip seufzte endgültig genervt. „Dann sprich und nimm mir nicht die Zeit, welche ich anders verwenden könnte!“ Zurückzuckend tat der Grauhaarige schnell wie ihm geheißen wurde. „Der Soldat Hephaistion hatte ganz offensichtlich, auf Grund seiner Verletzungen,… eine Fehlgeburt…“ Mit offenem Mund zuckte auch der Mächtigere zurück und sah zur vorgezogenen Siegesfeier zurück, die seinem Sohn gewidmet war. „Du willst mir gerade sagen, wenn sich dieser Hephaistion wirklich mit meinem Sohn so nahe ist, dass er Alexanders Bastard in sich getragen hat?!“ „Wenn mir diese Vermutung erlaubt ist, dann… ja.“ Phillip dachte kurz darüber nach, wie stark sein Sohn immer um seinen Freund kämpfte und er bekam ein undefinierbares Gesicht. „Hat er die Fehlgeburt überlebt oder ist das noch nicht sicher?“ „Sein Zustand ist stabil und er wird wohl keinerlei Folgeschäden davon tragen, weder von diesem… Unglück noch seinen Verletzungen“, versicherte der Arzt nervös, da er die Reaktion des Königs nicht einschätzen konnte. „Du wirst dem Soldaten nichts davon erzählen! Und ich werde selbst mit meinem Sohn sprechen. Das ist seine Aufgabe! Aber ich werde dich zur Verantwortung ziehen, wenn dem Verletzten noch etwas geschieht!“ Mit diesen Worten drehte sich der König weg. Der Arzt eilte sofort zurück zu seinem, so wichtigen, Patienten. Immer unruhiger ging Alexander durch die feiernde Meute. Weder hatte er Hephaistion finden können, noch war Nearchos zurückgekehrt. „Ich dreh gleich durch!“, dachte er. Doch plötzlich stand Letzterer genau vor ihm. Hilflos sah er ihn an und griff ungewollt fest an seine Schultern. „Hast du ihn gefunden?“ Nearchos nickte stumm, da er seine Stimme erst wieder finden musste. „Wo ist er? Was ist geschehen?“ Der Prinz merkte sofort, dass etwas nicht stimmte und seine Panik wurde immer unerträglicher. „So sprich doch zu mir, Nearchos!!!“ „Im Lazarett!“, brachte der es schwerfällig hervor. „Er scheint gestürzt zu sein und ist dann unter sein Pferd geraten, aber keine Sorge! Der Doktor sagt, dass er bald wieder auf den Beinen ist!“ Sein Freund aus Kindertagen wurde förmlich dazu genötigt ihm tief in die Augen zu sehen. „Aber da ist doch noch mehr?!!“ „Mehr weiß ich nicht, denn… Hephaistion war nicht bei Bewusstsein, als ich ihn fand!“, versuchte Nearchos seine Unsicherheit so zu erklären. Noch bevor er zu ende gesprochen hatte, lief Alexander schon los. Er war vorher der Pflicht erlegen, auf seinem Fest anwesend zu sein, doch nun konnte ihn nichts mehr halten, nachdem er gehört hatte, dass sein Geliebter noch viel weiter von ihm fort war, als er befürchtet hatte. Kaum hatte er das Lazarett betreten war er von einem der Helfer entdeckt worden, die alle die Anweisung hatten den Prinzen sofort zu seinem Freund zu führen und als er diesen erreicht hatte, schickte er alle um sich fort und ließ den Arzt holen. Dann kniete er an dem Feldbett nieder und griff nach Hephaistions Hand. „Du solltest doch auf dich aufpassen!“ „Er wird wieder vollständig gesund, mein Prinz!“, erhob nun der Arzt die Stimme, der zu ihm getreten war. „Aber was hat er denn?“ Verzweifelt sah er den Graurock an und dachte nicht im Traum daran die geliebte Hand loszulassen. „Euer Freund ist schwer gestürzt und sein Pferd muss ihn getreten haben. Aber mit zwei gebrochenen Rippen und einigen Prellungen hat er sehr viel Glück gehabt.“ Der Arzt wagte es nicht den Prinzen weiter aufzuklären. „Aber... aber warum ist er nicht wach? Warum ist er so blass?“ Sie waren allein und so strich Alexander seinem Hephaistion zärtlich über die Stirn. „Wird wirklich wieder alles gut?“ „Das versichere ich euch mein Prinz!“ Und tatsächlich schien plötzlich Regung durch den Körper Hephaistions zu fahren. Ein leises Stöhnen entwich dem jungen Soldaten und seine Lieder zuckten verheißungsvoll. Unmittelbar richtete sich Alexanders Augenmerk ausschließlich auf ihn und vergaß den Arzt vollständig. Zart streichelte er seine Hand und versuchte die Feuchtigkeit in seinen Augen weg zu blinzeln. „Phai...“, flüsterte er leise den Kosenamen, den er nur in ganz besonderen Situationen benutze. „...bitte, du musst wach werden!“ Und seine Bitte wurde erhört, denn nur Bruchteile eines Momentes später öffneten sich die blauen Augen seines Geliebten. „Hephaistion!!!“ Der Blondschopf richtete sich etwas auf, damit er ihn direkt ansehen konnte, dennoch blieb er auf der Erde neben dem Bett und ließ seine Hand nicht los. Noch benommen blinzelte sein Freund ihn an, bis er ihn zu erkennen schien. „Alexander? …uhhh… mir tut alles weh.“ „Schh... Du musst ganz ruhig liegen bleiben!“, redete der Prinz beruhigend auf ihn ein. Dann küsste er ihn sanft. Ein schwaches Lächeln erschien auf dem ermatteten Gesicht und Hephaistion sah müde zu seinem Freund. „Haben wir gewonnen?“ Für einen Sekundenbruchteil, huschte ein stolzes und zufriedenes Lächeln über Alexanders Gesicht, wenn er daran dachte, was sein Vater jetzt von ihm hielt. Doch dann war es auch schon vorbei, denn jetzt ging es um seinen Freund und er sagte lapidar: „Natürlich! Aber das ist jetzt unwichtig, wichtig ist nur, dass du wieder gesund wirst!“ „Das werd ich schon…“, plötzlich runzelte Hephaistion seine Stirn. „Helios ist getroffen worden…“ Mit flehendem Blick sah er zu Alexander. „Geht es meinem Pferd gut??“ Der wiederum richtete den Blick weiter an den Arzt und erhielt eine verneinende Kopfbewegung. „Es tut mir leid!“ Schmerzlich schloss Hephaistion die Augen, Helios war ein Geschenk seiner Mutter gewesen und hatte sich als sehr tüchtig und treu erwiesen. Mit einer kaum merklichen Geste, schickte Alexander den Arzt fort. Dann strich er liebevoll über das Gesicht seines Liebsten und küsste ihn. „Kann ich etwas für dich tun?“ Der braune Schopf bewegte sich verneinend. „Nein, ist schon gut…“ „Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht mehr erwacht wärst...“, gestand er jetzt plötzlich leise und sah in die tief blauen Augen. „Ich konnte dich nicht finden und später war es mir nicht möglich, von der Feier weg zu gehen. Aber Nearchos hat dich für mich gesucht und ich bin so schnell gekommen wie ich konnte!“ „Du machst dir immer zu viele Sorgen um mich.“ Mit einem sanften Lächeln hob Hephaistion Alexanders Hand an seine Wange. „Du bist schließlich jetzt hier, alles andere ist unwichtig.“ Die Finger seines Geliebten strichen über die Haut, an die er sie hielt. „Und ich werde nicht von deiner Seite weichen!“ Doch leider wurde in diesem Moment ihre Zweisamkeit von Nearchos gestört, der zu ihnen getreten war. „Alexander, dein Vater will dich sprechen… ah! Gut zu sehen, dass du wieder wach bist Hephaistion!“ „Sag ihm, ich werde später kommen und mit ihm auf meinen Sieg trinken. Aber ich kann jetzt nicht hier weg!“ „Es scheint sehr wichtig zu sein!“, versuchte Nearchos ihn doch noch zu überreden und noch bevor Alexander erneut protestieren konnte hatte sich eine Hand auf seinen Arm gelegt. „Geh schon!“ „Aber...“ Mit einem Nicken drehte sich der Prinz wieder um. „Es wird nicht lange dauern!“ Dann ging er aus dem Lazarett. König Phillip erwartete seinen Sohn alleine in seinem Zelt, selbst seine Leibwache hatte er fortgeschickt. Er wollte bei dem kommendem Gespräch keine neugierigen Ohren. Überrascht sah der sich um, als er die vier Leinenwände betrat. „Warum willst du mich ausgerechnet jetzt sprechen? Was wird das? Wo sind deine Wachen?“ „Setzt dich hin!“, erwiderte Phillip ruppig, keinen Nerv für den oft aufmüpfigen Charakter seines Sohnes habend. Mürrisch tat der Blonde, wie ihm geheißen wurde, doch Geduld hatte er noch immer keine und so hibbelte er unwillig. „Manchmal frag ich mich wirklich ob du nachdenkst, bevor du handelst“, begann sein Vater nun die Unterhaltung. „Weil ich nicht den Anstand habe und deine wachenlose Begrüßung genieße? Hephaistion ist verletzt, ich habe jetzt anderes im Kopf!“, maulte der Sechzehnjährige. „Aber von so etwas, hast du natürlich keine Ahnung!“ „Von deinem kleinen Bettgefährten rede ich, ja!“ Ein scharfer Blick traf den Einäugigen, als Alexander die Arme vor der Brust verschränkte. Er hatte keinerlei Ahnung, was sein Vater von ihm wollte, doch er würde es nicht dulden, dass man seinen Liebsten beleidigte. „Ich habe da nämlich eine ganz interessante Geschichte gehört, als einer der Ärzte zu mir kam.“ Die Hände ineinander verschränkend lehnte Phillip sich in seinem Stuhl zurück. „Vater, ich bitte dich, komm zum Punkt, ich will hier weg und zurück!“ Ungeduldig lehnte sich der Prinz vor und sah ihn fest an. „Hättest du ihn mit deinen Freunden geteilt wäre die Kunde sicher früher herum gekommen, dass dein Knabe nur zum Teil Mann ist!“ „Ich teile Hephaistion nicht oder reiche ihn gar weiter, wie du deine Liebhaber! Denn meine Gefühle für ihn sind echt!“, blaffte Alexander erst einmal zurück, bis er die vollständige Aussage seines Vaters verstand und ihn anstarrte. „Wo... woher weißt du...?“ „Wie gesagt sein Arzt kam zu mir.“ Erklärte Phillip ungewohnt ruhig und kratzte sich durch den Bart. „Du solltest dein Teil nicht überall reinstecken ohne zu wissen was da passieren kann!“ Jetzt wanderte eine Augenbraue des Blonden unter seinen Ponny und ihm klappte der Mund auf. „Was geht es dich an, was wir miteinander machen?“ „Wenn es um potentielle Enkel geht, geht es mich was an! Schließlich bin ich dein Vater und König!!“ Ein lautes und wirklich amüsiertes Lachen hallte durch das Zelt und es fiel Alexander schwer, sich einzubekommen. „Bitte?????“ „Schön das du die Fehlgeburt deines Liebhabers so amüsant findest!“, gab Phillip nur gereizt und grollend zurück. Alexander nahm sich in letzter Zeit ihm gegenüber einfach zu viel raus und er erreichte, was er mit dieser Aussage bezweckte. Denn der Jüngere wurde mit einem Schlag still und sehr blass. „Was sagst du da, Vater? Das kann doch nur ein Scherz sein. Hephaistion ist ein vollständiger Mann, mit ein paar Vorzügen. Dennoch ist es meines Wissens unmöglich, dass... das er... er kann doch gar nicht... er... Fehlgeburt?“, das letzte Wort nuschelte er nur noch vor sich hin. Sein Anblick weckte so etwas wie Mitgefühl in seinem Vater und Phillip lehnte sich vor, um seinen Sohn ernst anzusehen. „Der Arzt hat es mir bestätigt, aber ich kann dich beruhigen, dein Freund ist noch immer voll funktionsfähig.“ Alexander wurde immer ruhiger und legte die Arme um sich selbst. „Es ist doch viel mehr, als dass er mir das Laken wärmt. Warum... Weiß er es? Wusste er, dass er schwanger ist?“ „Unwahrscheinlich, sonst wäre er wohl kaum so töricht gewesen in seinem Zustand mit in die Schlacht zu ziehen!“ „Vater!“, wie ein kleiner unschuldiger Junge sah der Prinz auf und Phillip an. „Bitte, ich muss es ihm sagen. Es war... war das erste Mal, das wir es so versucht hatten und... bitte, sorg dafür, das es Hephaistion nicht zwischen den Zeltplanen hört... Ich... ich werde...“ „Jetzt beruhige dich, Kind!“ Mit seiner scheinbar angeborenen Grobheit tätschelte er seinem Sohn die Wange. „Ich hab den Arzt zum Schweigen verpflichtet! Außer ihm und uns weiß niemand davon!“ Noch nie hatte Alexander so eine Geste von seinem Vater erhalten und unter anderen Umständen hätte er sie genossen. „Danke!!! ... Aber... wie sag ich es ihm? Sollte ich es ihm überhaupt sagen?“ „Entscheide das selbst, aber dir ist hoffentlich klar, was für Möglichkeiten dir das bietet, oder?“ „Möglichkeiten?“ Verwirrt sahen dunkle, gerötete Augen auf. Auf Alexanders Hände legten sich die Finger seines Vaters. „Du kennst sicher die Legenden! Dein Hephaistion muss ein Nachkomme der Männer sein, die in dem Teich gebadet hatten, in dem Hermaphroditos mit der Nymphe Salmakis zu einem Wesen verschmolz. Männer wie dein Liebling werden als eine Art Glückssymbol angesehen, weil sie nicht nur unter dem Schutz des Hermaphroditos sondern auch seiner Eltern Hermes und Aphrodite stehen! So ein Mann in der Familie oder gar einen Erben von ihm wäre für Makedonien ein Segen!“ Erschrocken zog sich der Prinz zurück. Er musste erneut feststellen, dass sein Vater seiner Mutter gar nicht so unähnlich war. Denn immer ging es nur um ihren politischen Vorteil. „Heißt das... du... du würdest uns vor die Götter treten und ihren Segen geben lassen?“ „So besessen wie du von dem Jungen bist wäre ich ein Narr dir diese Liaison zu verbieten! Es ist selten, dass man den heiraten kann den man auch will, ich will dir das ermöglichen… außerdem wird es deine Mutter zur Weißglut treiben!“ Der König lachte laut auf und Alexander sprang dabei auf. Er war mal wieder zwischen den Stühlen seinen Eltern und wurde hin und her gerissen. Dennoch dankte er seinem Erzeuger. „Ich nehme dich beim Wort!!! Doch wird es noch einige Zeit dafür brauchen!“ Dann verließ er das Zelt. „Mach mir keine Bastarde mehr in der Zwischenzeit!“, rief sein Vater ihm noch nach. Phillip kannte seinen Sohn ein wenig besser als der glaubte und er sah noch immer das Kind in Alexanders Augen und würde mit der Eheschließung warten, bis der Prinz dafür bereit war. Aber Alexanders Weg führte ihn nicht, wie vor dem Besuch bei seinem Vater und König, selbst noch gedacht, zu Hephaistion zurück. Sondern, er entfernte sich immer weiter vom Lager und den feiernden Kameraden. Als er schließlich außer Hör- und Sichtweite war, brach er in Tränen aufgelöst zusammen. „Hat der Arzt dir gesagt, warum du so stark geblutet hast?“, fragte Nearchos, als er Hephaistion, in Alexanders Abwesenheit, Gesellschaft leistete. „Geblutet?“ Verwirrt sah er den jüngeren Kameraden an. „Davon weiß ich gar nichts.“ Besorgt deutete der Unverletzte auf den Intimbereich des Blauäugigen. „Du hast geblutet, als würdest du auslaufen!“ Verlegen presste der Braunhaarige die Beine zusammen. „Weiß Alexander davon?“ „Verzeih, aber er wäre durchgedreht, wenn ich es ihm gesagt hätte... du weißt wirklich nichts? Ich war sehr besorgt!“ „Ich weiß von gar nichts! Und du darfst Alexander nichts sagen! Er macht sich so schon immer genug Sorgen um mich.“ Er fuhr sich durch die langen braunen Haare. „Ich bin sicher es ist nichts ernstes, ich kann ihn jetzt einfach noch nicht alleine lassen.“ Beruhigend reichte ihm Nearchos einen Becher Wasser. „Schon gut, ich sag ihm nichts, dass musst du selbst tun! Wie fühlst du dich denn sonst?“ „Meine Rippen Schmerzen und mein Schädel brummt, aber sonst bin ich in Ordnung.“ Jetzt wo er von dem Blut gehört hatte, wollte er Nearchos nicht gestehen, dass er ein unangenehmes Brennen fühlte, etwas unterhalb seiner Magengegend. „Dann wird dich bestimmt eine Nachricht freudig ablenken!“, grinste der Krankenbesucher jetzt geheimnisvoll. „Cassander hat sich noch vor der Schlacht selbst k.o. geschlagen?“ „Besser!!!!!“, lachte Nearchos. „Alexander ist der Held des Tages! Er hat so zu sagen die gesamte Schlacht gewonnen. Er hat den Anführer unseres gegnerischen Heeres vernichtend geschlagen!“ „Wirklich??“ Die blauen Augen begannen zu strahlen und mühevoll richtete Hephaistion sich zu einer sitzenden Position auf. „Das hat er gar nicht erzählt! Kein Wunder das der König ihn sehen wollte, er muss unglaublich stolz auf ihn sein!!“ Vorsichtig stützte sein Kamerad ihn. „Das vermute ich auch!“ „Das ist erst der Anfang! Alexander wird den Ruhm bekommen, nach dem er sich immer gesehnt hat! Das weiß ich einfach!“ Vor Freude strahlend sah er Nearchos an. „Er muss so glücklich sein!“ Seinen Blick abwendend nickte der. "Ja, bestimmt!" Er wollte Hephaistion in seinem Zustand nicht damit belasten, dass Alexander sich nicht darum geschert hatte, weil er nur an den Blauäugigen gedacht hatte und ihn suchen wollte. „Wenn du auch nichts mehr brauchst, würde ich gern schlafen gehen, der Tag war lang!“ „Geh nur und hol dir deine verdiente ruhe.“ Mit diesen Worten entließ er den Freund. Was niemand der Beiden ahnte, war dass Alexander auch in den folgenden Tagen nicht zu Hephaistion zurück kam um ihm alles mögliche Gute zu tun, damit er genesen konnte. Der Prinz hatte stattdessen schweigend und in sich gekehrt dabei geholfen, alles für den Rückweg vorzubereiten. Gedanklich jedoch war er bei seinem Geliebten, aber er konnte ihm nicht unter die Augen treten. Alexander hatte schon wieder versagt und dadurch sein zukünftiges Kind sterben lassen. Gleichzeitig lag noch die Last auf seinen Schultern, dass er dies dem Dunkelhaarigen noch irgendwie beibringen musste. Der hingegen war ganz panisch von dem Ausbleiben der Besuche und fragte immer, wenn ein Arzt oder Helfer an ihm vorbeikam, nach dem Prinzen. Ein kleiner, böser Teil von ihm begann zu glauben, dass sein Alexander ihn über das Feiern seines Triumphes vergessen haben könnte. „Wenn sie schon nicht wissen wo er ist, kann ich dann wenigstens endlich gehen?“ Der Arzt schüttelte seinen Kopf. „Das wäre noch nicht gut. Erst wenn wir morgen alle den Rückweg antreten und dann auch nur unter Vorbehalt. Die Rippen sind noch nicht verheilt!“ „Aber ich kann hier doch nicht nur rum liegen!“, beschwerte sich der Soldat weiter. „Doch, denn dann kann alles richtig heilen!“, nickte der Grauhaarige entschlossen. Ermattet ließ der Patient seinen Kopf auf sein karges Kopfkissen fallen. „Es ist unerträglich hier.“ So sah er nicht, wie der Heiler entschuldigend Lächelte. Der durfte ihm ja nichts über sein Inneres erzählen und das dies auch noch große Ruhe brauchte. „Soll ich Prinz Alexander vielleicht rufen lassen?“, fragte er schließlich mit seinem Wissen und weil auch er öfter von ihm nach dem Blonden gefragt wurde. Doch zu seiner Überraschung verneinte der junge Mann. „Er… hat sicher was ganz wichtiges zu tun.“ „Ja, er springt fast jedem an den Hals und erwürgt ihn, wer ihn auf seinen Sieg anspricht...“ „Was?“ Unverständlich sahen blaue Augen den Alten an. „Was soll das heißen??“ „Es scheint, als sei er nicht so stolz auf sich wie sein Vater und dass der Prinz lieber vergessen würde, was an diesem Tag geschehen ist... Es wird gemunkelt, dass ihn der Todesstoß verrückt gemacht hat, weil er ansonsten nur noch schweigt.“ Der Arzt drehte sich weg und wollte gehen, er hatte noch andere Patienten zu versorgen. Verwirrt und besorgt blieb der junge Soldat auf seinem Bett zurück. Was war nur mit seinem Alexander los? In der darauf folgenden Nacht weckte ihn jedoch eine Berührung. Unter dem Schutz des Königs hatte er ein eigenes Zelt unter den Verwundeten erhalten und trotzdem war er des Nachts nicht allein. Dies war die einzige Möglichkeit für den Prinzen seinen Liebsten zu sehen, ohne ihm sein Geheimnis erklären zu müssen. Doch in jenen Stunden vor ihrem Aufbruch war er auf den Knien vor dem Bett eingeschlafen und seine Hand tastete im Traum nach Hephaistion. Als der erkannte wer da bei ihm war quoll ihm das Herz vor Erleichterung über und er beugte sich über den blonden Schopf, um sich an ihn zu schmiegen. Doch dadurch wurde auch Alexander wieder aus seinem leichten Schlaf gerissen und er zuckte rasch zurück bei der Berührung. „Ich wollte dich nicht wecken!“, stotterte er vor sich hin, ohne ihn anzusehen und wollte auch gleich wieder gehen. „Bitte bleib!“, flehte ihn jedoch sein Freund an und die Verzweiflung schwang deutlich in seiner Stimme mit. „Ich... ich kann nicht!“ Der Blick des Blonden glitt immer wieder sehnsuchtsvoll zum Bett mit seinem Liebsten in sich und verzweifelt zum Ausgang, doch er rührte sich keinen Millimeter. „Hab… hab ich was falsch gemacht?“, fragte Hephaistion nun leise. „Du bist mich nicht besuchen kommen, da dachte ich…“ „Das ist doch Unsinn und das weißt du selbst am besten!“ Langsam und zögernd kamen ihm braune Augen wieder näher. „Warum war ich dann die ganze Zeit allein und was soll diese ganze Heimlichtuerei??“ Die erhobene Stimme, der Zorn dahinter und Alexanders eigene Verzweiflung ließ ihn am Bettrand wieder auf die Knie sinken und sein Gesicht in die Strohmatratze drücken. Doch antworten konnte er nicht. Vom Schlaf gewärmte Hände fuhren in die blonden Haare. „Rede doch mit mir, ich verstehe nicht was mit dir los ist. Bitte Alexander.“ Auch wenn Alexander seines Wissens, überhaupt nichts von der Blutung während seiner Bewusstlosigkeit wissen konnte, wanderte dessen Hand zu Hephaistions Bauch. „Wie geht es dir?“, wimmerte er leise. Eine Hand legte sich auf Seine, während Hephaistion ihn unsicher ansah. „Ganz gut, nur die Rippen machen mir noch etwas zu schaffen.“ „Wirklich?“ Fast schon ängstlich hingegen sah der Prinz jetzt auf. „Ja, wirklich und selbst dabei muss ich nur etwas vorsichtig sein wie ich mich bewege, sonst merk ich sie fast gar nicht mehr!“ Und trotz der versichernden Worte, bildete sich ein dicker Klos im Hals des Jüngeren. „Das... das ist schön zu hören!“ Mit etwas Mühe zog Hephaistion ihn neben sich aufs Bett. „Sag mir, was mit dir ist!“ Doch er konnte seine Berührungen nicht genießen und blieb steif neben ihm. „Ich habe versagt, ich konnte dich schon wieder nicht schützen! Aber es ist noch etwas viel schlimmeres geschehen! Sag mir, es war mehr als Prellungen und deine gebrochenen Rippen, hab ich Recht?!“ Abgeschreckt wich Hephaistion ein Stück von ihm weg, er fand aber keine Ausreden. „Ich soll angeblich etwas geblutet haben…“ Er sah, wie der Blonde nickte. „Etwas ist wohl untertrieben...“ „Ich hab es nicht gesehen.“ Zitternd griff Alexander nach seiner Hand und sah ihn unsicher aber direkt an. „Du möchtest wirklich hören, was geschehen ist? Warum ich nicht den Mut hatte, dir in den letzten Tagen unter die Augen zu treten?“ Ernst sah Hephaistion ihn an und Angst machte sich in ihm breit, dennoch antwortete er mit: „Ja.“ Jetzt sah sein Gegenüber wieder auf den Boden. „Du warst guter Hoffnung...“, nuschelte er leise. „Was redest du denn da? Das ist doch völlig unmöglich.“ Kopfschüttelnd und mit glasigen als auch tränenerstickten Augen sah Alexander ihn wieder an. „Nein... Du erinnerst dich bestimmt an den Abend, nachdem wir entschieden haben, dass wir es auf eine bestimmte Weise nicht noch einmal versuchen werden...“ Immer hilfloser klang seine Stimme, doch er konnte jetzt nicht aufhören. „...Die Blutungen die du hattest, der Arzt sagte, es sei eine Fehlgeburt gewesen...“ „Oh.“ Mit offenem Mund sah er den Prinzen an. Sein Verstand realisierte noch nicht, was genau das alles bedeutete. „Es tut mir leid, dass ich nicht da war... aber... aber...“ Ohne ihm weh zu tun, klammerte sich Alexander an ihm fest und ließ seine Trauer über das Geschehene heraus. Liebevoll hielt Hephaistion ihn in seinen Armen und ließ ihn weinen. „Shh... ist ja gut, es ist nicht deine Schuld.“ Und tatsächlich ließ er all seine Gefühle raus wobei der unbändige Drang, der ihn später immer weiter trieb, begann seinen Anfang zu nehmen. Der Wunsch die Völker der Erde zu vereinen um Kriege zu vermeiden und Kulturen gleichzustellen. Und sein Liebster hielt ihn, gab ihm alle Kraft die er brauchte. „Wie geht es dir jetzt?“, fragte die heiser gewordene Stimme nach einer Weile leise. „Ich weiß es nicht“ brachte Hephaistion hervor. „So richtig weiß ich noch nicht was ich von der Situation halten soll.“ „Es tut mir leid, dass ich nicht bei dir war!“ Rote Augen sahen ihn an und vorsichtig hob sich eine Hand um seine Wange zu berühren. Mit einem sanften Lächeln lehnte er sich der Berührung entgegen. „Es ist ok, jetzt bist du ja hier.“ Seit jener Nacht, blieb Alexander an der Seite von Hephaistion und auch wenn er auf dem Rückweg schwieg um seinen Liebsten nicht zu bevormunden, machte er sich Gedanken darum, ob der Blauäugige sich nach so einem Ereignis nicht schon übernahm. Immer wieder versuchte aber sein Liebster ein Gespräch zu beginnen, um den langsamen Heimritt angenehmer zu machen, denn seine Rippen schmerzten doch noch sehr. „Es heißt es soll zu deinen Ehren ein großes Fest geben…“ Alexander grinste Schief. „Wenn du wieder mit von der Partie bist, würde ich mich sogar darauf freuen! Meinem Vater hat der Sieg sehr gefallen, auch wenn er es gern selbst getan hätte.“ „Trotzdem sieht man ihm an wie stolz er auf dich ist.“ „Es wird andere Siege geben, auf die wir stolz sein können! ... Willst du rasten?“ Der Prinz sah, wie sein Freund bei einer ruckartigen Bewegung des Pferdes unter ihm schmerzhaft das Gesicht verzog. „Es geht schon noch...“, versuchte der Braunhaarige ihn zu besänftigen. „Außerdem dauert es wohl nicht mehr lang bis wir die Zelte aufstellen müssen.“ „Bleibst du heute Nacht bei mir?“ Alexander zügelte ihre Pferde etwas und er hatte seinem Geliebten noch nicht verraten, welchen Sonderstatus sie als Paar bei seinem Vater hatten. „Glaubst du nicht, dass wir wieder Ärger bekommen könnten?“ Hephaistion erinnerte sich nur zu gut an den Tumult vom letzten Mal. „Ich habe inzwischen mein eigenes Zelt...“, grinste er hintergründig. Denn dort konnte er wirklich sichergehen, dass es dem Dunkelhaarigen auch wirklich an nichts fehlte. Jener Dunkelhaarige lachte und errötete sogar etwas. „Was sind das für Andeutungen in deinen Augen?“ „Das möchtest du wohl gerne wissen!“, lachte der Prinz. „Doch das wirst du erst erfahren, wenn du es versuchst!“ „Versuchst? Du meinst wohl eher, wenn du mich in Versuchung führst!“ Das Lachen gefror etwas aus seinen Zügen, denn immer, wenn er Hephaistion berührte, hatte er das Gefühl ihn zu verletzen. „Ich führe dich doch nicht in Versuchung!“ „Wie schade.“ Mit einem Lächeln, dass ihn ermutigen sollte zwinkerte der Braunhaarige ihm zu. „Aber wenn du dann bei mir bleibst, mache ich auch das!“ Die Pferde waren inzwischen so langsam, dass sie anhielten und der Blonde stieg ab. „Lass uns ihnen nachgehen... Das ist dir bestimmt angenehmer!“ Ohne großen Widerstand ließ Hephaistion sich vom Pferd helfen. „Gib doch zu, du willst nur noch ein wenig länger mit mir alleine sein.“ „So würde es vermutlich ein Dichter formulieren...“ Gut gelaunt, weil er etwas gegen die Schmerzen des Dunkelhaarigen tun konnte, ging Alexander los. Hephaistion genoss dagegen nur die Zweisamkeit mit seinem Liebsten, dass seine Rippen dabei nicht schmerzten war bloß ein Vorteil und weil die Reiter dadurch wirklich einigen Vorsprung bekamen, waren die Zelte bereits aufgebaut, als sie wieder zum Rest stießen. Mit leuchtenden Augen hielt Alexander ihn zum Stehen an. „Und? Kommst du zu mir?“ Hephaistion gab die Zügel seines Pferdes an einen Burschen weiter. „Musst du das wirklich fragen?“ „Dann werde ich gleich alles veranlassen!“ So beschleunigte er seinen Schritt etwas. Mit einem Kichern sah Hephaistion ihm nach, doch kaum war Alexander außer sichtweite verschwand das Lächeln von seinem Gesicht und etwas unsicher mit sich selbst und der Welt legte er die Arme um sich selbst. Nach keiner ganzen viertel Stunde, lief ein Bote auf ihn zu und verbeugte sich elegant, wobei er zu Alexanders Zelt wies. „Der Prinz möchte euch sehen!“ „Vielen Dank.“ Mit erleichtertem Schritt ging der junge Soldat zum Zelt seines Prinzen und ließ sich von den Wachen davor anmelden. Dann wurde er eingelassen und der Bewohner seufzte. „Du bist der Letzte, der sich anmelden lassen muss! Hephaistion, du darfst kommen und gehen, wie es dir beliebt!“ „Ich wollte nur höflich sein, für den Fall… das mein Prinz nicht bekleidet gewesen wäre…“, mit einem fast kindischen Kichern kam der Blauäugige auf ihn zu. Er ging an ihm vorbei, direkt zum Bett. „Nun, für diesen Fall...“ Alexander entledigte sich seines schweren Waffenrockes, der seinem Freund durch die Verletzungen erspart blieb. „...wäre ich noch erfreuter gewesen, wenn du dich nicht hättest angemeldet... sondern einfach erschienen wärest!“ „Ich werde es mir merken.“ Vorsichtig, seiner Rippen wegen, legte sich der Braunhaarige aufs Bett und sah zu seinem blonden Freund. Als der sich umgezogen hatte, kam der Blonde in weiten und bequemen Kleidern zurück und setzte sich auf die Bettkante. Dann strich er ihm über die Wange. „Soll ich dir beim Umziehen helfen?“ „Das wäre sehr zuvorkommend.“ Und so tat er das mit geübten, aber äußerst vorsichtigen Fingern. Als diese jedoch den durchtrainierten Bauch berührten, stoppte und zögerte der Prinz. Seine Augen bekamen einen traurigen Schimmer und er schluckte. Manchmal verstand Alexander es selber nicht. Aber sein Gefühl sagte ihm, weil er nicht da war, war er nicht nur Schuld an dem was seinem Liebsten geschehen war, sondern, dass er das Kind selbst getötet hatte und es wäre doch trotz ihrer jungen Jahre ein Produkt ihrer tiefen Gefühle gewesen, die sich seid ihrer Kindheit aufgebaut hatten. Ein kleines Wesen, dass sie für immer zusammen schweißte. „Alexander?“, durchbrach eine Stimme seine trüben Gedanken. „Alles in Ordnung?“ Hephaistion sah, wie sich die Lider fest über die Augen pressten und dessen Besitzer seine Trauer zurückschieben wollte. „Tut mir leid, alles klar!“ „Lüg mich nicht an!“ Sanft umfingen seine Hände das Gesicht des Prinzen. „Was ist?“ „Mir kam gerade der Gedanke, was geschehen wäre, wenn nicht dieser Unfall...“ Wieder schlossen sich die Augen. „Du machst es dir selbst immer so schwer.“ Liebevoll zog er Alexander zu sich. „Es sollte nicht sein, die Götter werden sich was dabei gedacht haben.“ „Macht es dir denn gar nichts aus? ... Ich komme wir vor wie ein Spielball dieser Götter und es macht ihnen spaß, mich dorthin zu spielen, wo ich das was mein Leben bedeutet... dich... nicht schützen kann!“ Hephaistion seufzte schwer und hielt ihn fest an sich gedrückt, auch wenn es ihn etwas schmerzte. „Du machst dir immer zu viele Sorgen, es gibt nun mal Dinge auf die du keinen Einfluss hast und du wirst damit leben müssen und natürlich wäre es mir lieber, wenn das nicht passiert wäre, aber so ist es nun mal. Ich wusste ja nicht mal, dass ich schwanger war…“ Mit einem Brummen beendete Alexander das Thema. Er verstand nicht, wie sein Liebster so 'kühl' darüber reden könnte. „Ich muss dich wieder anziehen!“ „Was?“ Überrascht sahen ihn blaue Augen an. „Wieso das auf einmal?“ „Weil du dich sonst diese Nacht hier draußen erkälten könntest?!!“ Keck zog der Prinz eine Augenbraue hoch. „Und das will ich nicht verantworten!“ „Ich dachte du könntest mich wärmen! Bin ich nicht deshalb hier?“ Erleichtert, dass es Alexander nun scheinbar besser ging lächelte Hephaistion ihn an. „Dann komm her!“ Äußerst vorsichtig zog dieser ihn mit unter seine langen Gewänder und legte auch noch die Decke über sie beide. „Hier wirst du nicht frieren!“ „In deinen Armen sicher nicht.“ Und so kuschelte er sich dicht an den Prinzen. Sie waren wieder zurück in Pella und die ausschweifende Feier zu Ehren des jungen Prinzen zog sich über ganze drei Tage hin. Danach herrschte erst einmal Katerstimmung in der ganzen Stadt und Alexander und Hephaistion nutzten die Gunst der Stunde. Die Verletzungen des Dunkelhaaren waren ausgeheilt und sein Liebster hatte ihn, wie zu Schultagen, in der verlassenen Arena zu einem Übungskampf herausgefordert. So hoffte er der körperlichen Versuchung in privaten Wänden zu entgehen. „Und du glaubst du hast eine Chance?“, fragte Hephaistion herausfordernd, während er sich Mehl auf den Händen verteilte. „Ich bin um einiges erfahrener als damals!“, lachte sein Freund zurück und betrat schon ihre Kampfstätte. „Wenn du dir deiner so sicher bist sollten wir die Sache interessanter machen…“ Fragend zog Alexander eine Augenbraue hoch. „Interessanter?“ „Eine kleine Wette…“ Hephaistion hatte bemerkt, dass Alexander irgendwie distanzierter war und wollte ihn nun auf die Probe stellen. Noch immer wartete der Prinz ab. „Was für eine Wette?“ „Der Verlierer muss dem Gewinner heute jeden Wunsch erfüllen, egal welchen.“ Jetzt zierte das Gesicht des Blonden ein breites Grinsen. „Die Wette gefällt mir! Du hast keine Chance!“, denn natürlich hatte er ein Geheimnis in der Hinterhand. Misstrauisch blitzen die blauen Augen, doch Hephaistion trat trotzdem zu ihm. „Gut.“ Alexander ging in Kampfposition, blieb aber vorerst in der Verteidigung. „Hast du jetzt Angst vor deiner eigenen Courage?“, grinste er weiter und wirkte total gelöst. Hier, während ihres Kampfes könnte er es lüften. „Träum weiter, mich schlägst du nicht!“ Und um seine Worte zu untermalen griff Hephaistion ihn an. So gelöst, wie in diesem Augenblick hatte er den Blonden schon sehr lange nicht mehr gesehen und während ihres Kampfes begann Alexander ihn diverse dinge zu Fragen. „War das eigentlich dein Ernst?“ „Was?“, fragte sein Liebster, während er ihm auswich und ihm sogleich die Arme auf dem Rücken festhielt. „Na, ob du den Segen der Götter für uns erbitten würdest...“ „Natürlich!“, protestierte Hephaistion, als ob Alexander an seinen Worten gezweifelt hätte und der konnte sich dadurch einen Vorteil verschaffen. Alexander befreite sich aus dem Griff und grinste ihm von der anderen Seite des Ringes frech entgegen. „Gut zu wissen!“ Doch kaum gingen sie wieder auf einander los hatte Hephaistion die Oberhand zurück. „Ich hatte auch nie an dir gezweifelt!“ Ein ganz besonderer Glanz leuchtete in des Prinzen Augen, auch wenn er allem Anschein nach in diesem Kampf unterlegen war. “Und du würdest wirklich all meine Wünsche erfüllen, wenn ich gewinne?“ „WENN du gewinnst!“, warf der Braunhaarige grinsend zurück. Wieder hatte er den Blonden fest im Griff. Doch der konnte nicht mehr an sich halten und stahl ihm in ihrer Rauferei einen Kuss. „Noch kannst du von der Wette zurücktreten...“ Statt einer Kapitulation bekam er einen Kuss zurück. „Angst ich gewinne?“ „Nein!“ Nun begann der Prinz sich wahrhaftig auch zur Wehr zu setzen, doch noch kam er nicht frei. „Ich bereite dich nur auf unsere Hochzeit vor!“ „Wie?“ Vor Überraschung lockerte sich sein Griff um Alexanders Arme und dieser Nutzte seine Chance und pinnte Hephaistion nach einer gekonnten Drehung am Boden fest. „Ich will und ich werde dich heiraten... mit dem Einverständnis meines Vaters, König Phillip!“ Völlig überrumpelt von den Neuigkeiten machte es Hephaistion gar nichts, dass er grade das erste Mal gegen Alexander verloren hatte. „Ist das… ist das dein ernst??“ „Ja!“, hauchte es bereits heiser an sein Ohr, als sich der Braunäugige von hinten an ihn schmiegte. Der Ältere lachte so glücklich wie noch nie und nur noch eine Frage brannte auf seinen Lippen. „Wann??“ Zärtlich und nicht mehr kämpferisch drehte er ihn in seinen Armen um und lächelte glücklich. „Zur Wintersonnenwende möchte ich dich offiziell an meiner Seite haben. Die längste Nacht des Jahres ... und der Tag an dem wir uns kennen lernten!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)