Little Things von Berrii (Kleine Dinge sind verletzlich) ================================================================================ Kapitel 43: Anzeichen --------------------- Am darauffolgenden Tag kamen Naruto und Hinata zu Besuch. Sakura war direkt mit der Hyuuga ins Kinderzimmer gegangen, um dort noch ein paar Sachen zurecht zulegen und ein paar neue Sachen einzusortieren, die Hinata mitgebracht hatte. Naruto war nicht entgangen, das die Vorfreude auf das Kind von Sakura ein kleines Stückchen auf seine Freundin über gegangen war. Aber er vermutete, das es wohl bei jeder Frau so war, die eine schwangere Freundin hatte. Da kam wohl schon ein bisschen der eigene Mutterinstinkt durch. Und so saßen die Männer eine Zeit lang stumm nebeneinander auf der Veranda und musterten den Garten, den sie vor ein paar Monaten umgekrempelt hatten. Mittlerweile blühte dieser regelrecht auf. Die Rasenfläche konnte wieder als Rasenfläche betitelt werden, ein paar Sträucher trugen kleine Blüten und die Zweige einer kleinen Birke bewegten sich sanft im Wind. Nur das Gemüsebeet hatte Sakura nicht angerührt, sie hatte es in weiser Voraussicht erstmal ruhen lassen, denn wie hätte sie sich um die Pflanzen kümmern sollen? Und so wucherten dort ein paar kleine Unkräuter vor sich hin, glücklich, doch noch einen Platz in dem sonst so gepflegten Garten gefunden zu haben. „Ich hätte dich erschlagen können, als du fortgegangen warst.“, durchbrach der Blondschopf die Stille. Sasuke nickte stumm und erwiderte nichts. „Sakura hat damit sehr zu kämpfen gehabt, auch wenn sie es niemandem gesagt hat oder zeigen wollte.“, redete der Uzumaki weiter. Der Schwarzhaarige blieb weiterhin stumm. Er wusste, was er ihr aufgebürdet hatte und das es nicht fair war, wusste er von Anfang an. Der andere seufzte und lehnte sich zurück auf seine Arme: „Aber wie sie halt ist, sie hat es alleine durchziehen wollen und hat das auch getan. Jede andere hätte dir den Laufpass gegeben.“ Oh ja, sie war so unglaublich stark und starrsinnig. Mittlerweile wusste Sasuke genau, was er an ihr so schätzte. „Weißt du eigentlich, das ich dich ziemlich oft vertreten habe? Du stehst ganz schön tief in meiner Schuld, Teme! Und das ist mit ein paar Ramen nicht getan!“, lachend verschränkte Naruto die Arme am Hinterkopf und schaute zu seinem besten Freund. Der guckte fragend zurück. „In wie fern?“ Sakura hatte ihm nicht gesagt. „Ich war ihr persönlicher Laufbursche. Ich war einkaufen, zu den unmöglichsten Zeiten! Ich hab ihr einmal sogar die Haare aus dem Gesicht gehalten, als sie sich übergeben hat. Kein Vergnügen, sag ich dir! Sie hat gelacht, geheult, mich einmal sogar angeschrien und fast verprügelt.“, erzählte er und die Erinnerung an Sakura, wie sie über dem Klo würgte, jagte ihm ein Schauer über den Rücken. Der Uchiha sah zu dem Liegenden. Er konnte sich gut vorstellen, das viele ihrer Launen auch seiner Abwesenheit verschuldet waren. „Aber weißt du was, Teme?“, ein breites Grinsen legte sich auf Narutos Lippen, „Das war es wert. Ich war der Erste, der eine Bewegung von deinem Kind spüren durfte.“ Überrascht hob der andere eine Augenbraue. Irgendwie verletzte es ihn innerlich, das sein bester Freund an seiner Stelle dies erlebt hatte. Naruto war bewusst, das es dem Schwarzhaarigen nicht grade gefiel und so setzte er nach: „Allerdings um halb drei in der früh, nachdem Sakura Hinata und mich aus dem Bett geklingelt hat, weil sie das unbedingt jemandem zeigen musste! Mitten in der Woche!“ Das ließ auch Sasuke grinsen. „Das tut mir leid für dich, Dobe.“, endlich kam ihm ein kleiner Scherz über die Lippen. Es tat dem Uchiha gut, so ein leichtes Gespräch zu führen, es lockerte ihn auf und nahm ihm die Anspannung. Denn ihm war klar, Naruto würde fragen, was er in den letzten Monaten getan hatte. Und das Thema war alles andere als leichte Kost. „Teme, was hast du getrieben in den letzten Monaten?“ Da kam die Frage, mit all ihrer Ernsthaftigkeit. Doch Sasuke hatte nicht vor, dem Uzumaki irgendetwas an Informationen zu unterschlagen. Er sollte ruhig wissen, was in seinem so geliebten Dorf passiert war. Die Rosahaarige legte grade ein paar Sachen zurecht, die sie mit ins Krankenhaus nehmen wollte. Schließlich brauchte das Kind ja auch etwas zum Anziehen, wenn es erst einmal da war. Hinata packte alles nach und nach in eine etwas größere Tasche. „Bist du aufgeregt, Sakura?“, fragte die andere junge Frau mit einem sanften Lächeln. Die Uchiha überlegte, wobei sie in sich hinein horchte. War sie aufgeregt? „Ich weiß es nicht... Ich hab definitiv etwas Angst und ja, ein bisschen aufgeregt bin ich irgendwie schon.“, seufzend ließ sie sich auf einen gepolsterten Stuhl nieder, der neben der Wiege stand. „Das wäre ich wohl auch.“, gab die Dunkelhaarige zu und stellte die Tasche auf der Wickelkommode ab. „Aber ich hab noch immer keinen Namen.“, klagte Sakura und fuhr sich mit einer Hand über den Bauch, wo ihr prompt ein kleiner Tritt von ihrem Kind entgegen kam, „Ich weiß nicht mal, was es wird. Das Kind macht es ziemlich spannend.“ Hinata lachte leise: „Nun ja, vielleicht mag es ein Uchiha-Baby nicht, wenn man ihm zwischen die Beine schauen möchte?“ Da musste auch die Rosahaarige lachen: „Stimmt!“ Auf der Veranda herrschte drückende Stille. Der Blondschopf wusste nicht, was er seinem besten Freund nach dieser Erzählung sagen sollte. Vor allem nachdem dieser ihm gestanden hatte, das er, wenn Sakura und das Kind nicht da wären, Konoha am liebsten eingestampft hätte. „Teme...“, begann er schließlich ruhig, „Itachi hat ein großes Opfer gebracht. Das sollten wir alle ehren. Ich weiß, das ist nicht einfach, aber weiterzuleben ist ein sehr guter Anfang. Mit dem, was da auf dich wartet.“ Solch eine tiefgründige Aussage hätte der Schwarzhaarige ihm nicht zugetraut. Etwas abwesend blickte er ihn an: „Weiterleben also, als ob nichts gewesen wäre?“ „Nicht als ob nichts gewesen wäre.“, der Blonde fuchtelte etwas mit den Händen rum, während er die richtigen Worte suchte, „Du weißt doch, wie ich das meine! Jetzt verlang doch keinen genauen Plan von mir!“ Dieser unglaubliche Idiot, dachte sich der Uchiha. Er hatte es mal wieder mit seiner stumpfen und doch irgendwie schlauen Art geschafft, eine Last in etwas erträgliches zu verwandeln. „Wie steht es eigentlich um dein Größenproblem?“, lenkte Naruto das Gespräch in eine andere Richtung. Sasuke zuckte nur mit den Schultern: „Hat sich scheinbar erledigt.“ „Hast du ein Glück!“, lachte der andere wiederum und klatschte ihm auf den Rücken, „Nicht das dein Kind irgendwann größer ist als du!“ Darüber konnte der Schwarzhaarige nicht lachen. Aber er war mehr als froh, das er sich darum keine Sorgen mehr machen musste. Doch die Sache mit Itachi lag ihm dennoch schwer im Magen. Spät am Abend lag er neben seiner hochschwangeren Frau, die unruhig auf der Seite liegend hin und her zappelte. Besorgt legte er ihr eine Hand auf die Schulter: „Sakura?“ „Es ist nichts, mir geht’s gut.“, nuschelte diese und klammerte sich an die Bettdecke. Da sie mit dem Rücken zu dem Schwarzhaarigen lag, konnte er ihren Gesichtsausdruck nicht sehen, der ihre Unruhe wieder spiegelte. Es war wie die vorletzte Nacht, bevor Sasuke zurück kam. Aber was war das? „Lüg mich nicht an.“, entgegnete er leise und beugte sich über sie, um ihr ins Gesicht zu sehen. Sie seufzte ergeben und schaute ihm in die schwarzen Augen, die durch das Mondlicht gut zu sehen waren. „Ich weiß es doch auch nicht, verdammt!“, fluchte sie und fühlte mit ihrer Hand den Babybauch nach. Ihr Kind schien zu schlafen, es gab keine Bewegung von sich. Plötzlich spürte sie Sasukes Hand auf ihrer. Sachte fuhr er über diese und strich ihren Bauch nach. Es war seltsam, das dort im inneren ihr Kind war, welches jederzeit bereit war, auf die Welt zu kommen. Wahrscheinlich wäre es ihm nicht so komisch vorgekommen, wenn er in den letzten Monaten dabei gewesen wäre, als Sakuras Bauch nach und nach gewachsen war. „Sakura... Wie soll es heißen?“, fragte er und küsste ihre Schulter. Seine Berührung entspannte sie ungemein und so schloss sie ihre Augen. Im Laufe des Tages war ihr eine kleine Idee gekommen, doch von selbst hatte sie sich nicht getraut, Sasuke darauf anzusprechen. Sie wollte grade etwas sagen, als sie einen Ruck in ihrem Bauch spürte. Schnell stand sie auf, doch bevor sie überhaupt einen Schritt gegangen war, spürte sie etwas an ihren Beinen hinunter laufen. Sasuke knipste die kleine Lampe auf dem Nachttisch an und schaute zu ihr. Mit dem Aufleuchten des Lichtes brach ihm der kalte Schweiß aus. Sakura stand in einer kleinen Pfütze. „Was ist das?“, leicht panisch setzte er sich auf. „Das... ist Fruchtwasser.“ „Deine Fruchtblase ist geplatzt?“, fragte er ungläubig nach. Sie nickte und spürte, wie auch in ihr Panik aufstieg: „Ich muss sofort ins Krankenhaus.“ Der Schwarzhaarige wurde etwas bleich um die Nase. Es sollte jetzt, mitten in der Nacht, losgehen?! Konnte das Kind nicht bis morgens warten? „Jetzt sitz da nicht dumm rum!“, schrie die Rosahaarige ihn an, „Steh auf und helf mir!“ Sofort war er auf den Beinen und zog sich an. „Gib mir das Kleid da!“, befahl Sakura und hielt ihm leicht zitternd die Hand entgegen. Er tat, was sie von ihm verlangte und blieb wartend vor ihr stehen. Ohne auf ihre leicht verwuschelten Haare zu achten, zog sich die Schwangere das Kleid über das Top und die Panty und tapste Richtung Tür. Es war ihr peinlich, das sie dabei noch ein paar Tropfen verlor. Sasuke hingegen nahm ein paar Handtücher aus dem Schrank und warf sie achtlos auf die Pfütze am Boden, sodass diese das Wasser aufsogen. Danach folgte er Sakura auf die Veranda, die Richtung Haustür lief. Der Uchiha holte ihre Tasche, von der sie ihm noch vor einer Stunde erzählt hatte und folgte ihr. Auf dem Weg ins Krankenhaus gingen langsam seine Gedanken mit ihm durch. Das war einfach nicht sein Ding, das alles hier war überhaupt nicht seins! Er war ein Einzelgänger, der sich nie um andere sorgte und nun begleitete er Sakura ins Krankenhaus. Sakura, die von ihm schwanger war, die er geheiratet hatte. Und nun musste er ihr bei etwas beistehen, was ihm zutiefst widerstrebte. Am liebsten hätte er alles stehen und liegen gelassen und das Weite gesucht. Aber er konnte sie nicht alleine lassen! Sakura keuchte immer deutlicher, irgendwann blieb sie abrupt stehen und krallte sich an seinem Oberarm fest. Mit eiserner Miene nahm er den Schmerz hin, den sie ihm verpasste, sie hatte ihre Kraft eindeutig nicht unter Kontrolle. Sie schnaufte auf: „Oh Gott...“ „Was...?“, kam es leise von ihm. „Eine Wehe...“ Sie waren noch nicht mal da und sie hatte schon Wehen?! Wie lange dauerte es eigentlich von der ersten Wehe bis zur Geburt des Kindes? Diese Fragen machten ihn wahnsinnig, irgendwie waren das Dinge, mit denen er sich nie so recht beschäftigen wollte. Sie liefen weiter, aber es war eher Sakura, die das Tempo angab. Sasuke hätte nicht gewusst, ob er sie weiter hätte laufen lassen sollen, doch da sie es entschied, folgte er ihr einfach. Ein paar Minuten später stoppte sie wieder und keuchte noch stärker. Hilflos musterte er sie. Er wollte etwas sagen, doch sie winkte wieder mal ab: „Schon gut, war nur eine weitere Wehe... Lass uns weiter.“ Nur fünf Minuten später blieb sie wieder stehen und versenkte ihre Fingernägel in seinem Oberarm. Er war sich sicher, morgen wäre sein Arm blau. Als sich die junge Frau wieder aufrichtete und eine Haarsträhne hinters Ohr strich, hatte sich der Schwarzhaarige entschieden. Ohne zu fragen fasste er sie an Schultern und in den Kniekehlen und hob sie auf die Arme. Das war ihm alles viel zu langsam, er sah bestimmt nicht zu, wie sie das Kind auf offener Straße bekam! Sofort sprintete er los und hüpfte mit Leichtigkeit mit ihr über die Dächer von Konoha zum Krankenhaus. Sakura war überrascht davon. Es wärmte ihr Herz, das er ebenso unruhig wie sie war und sich um sie sorgte. Zwei Minuten später waren sie im Krankenhaus angekommen, wo der Uchiha die Schwangere vor der Rezeption wieder auf die eigenen Beine hinunter ließ. „Sakura?“, eine Krankenschwester kam schnell auf sie zugelaufen, „Geht es los?“ Die Rosahaarige nickte nur und folgte der anderen Frau. Sasuke wog sich grade in Sicherheit, als seine Frau ihm am Oberteil gepackt hinter sich her zog. Nun war es er, dem die Übelkeit aufstieg. Es kam ihm wie ein Albtraum vor. Die Sonne ging über Konoha auf und die Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin. Sasuke stand, mit der Stirn am Fenster angelehnt nach draußen schauend, an einem Fenster am Flur und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er war so im Eimer, er hatte die ganze Nacht bei Sakura gesessen, während ihre Wehen immer stärker wurden, doch das Kind war noch immer nicht da. In den letzten Stunden waren die Wehen mal stärker, mal schwächer geworden. Die junge Frau hatte seine Hände malträtiert und seine Unterarme zerkratzt, Herr Gott, sie hatte ihm einmal sogar in die Hand gebissen. Und nun stand er hier. Die Krankenschwester hatte ihm mit einem leicht mitleidigen Blick hinaus geschickt, mit der Bemerkung, er solle sich doch kurz mal die Beine vertreten und in zehn Minuten wiederkommen. Sakuras Blick darauf sagte ihm aber unmissverständlich, das sie ihn nach ganz genau zehn Minuten wieder zurück erwartete. „Teme!“, ein sanfter Schlag auf die Schulter holte ihn in die Realität zurück. Erschöpft blickte er nach hinten, wo Naruto und Hinata standen. „Oh man Alter, siehst du fertig aus!“, rutschte es dem Uzumaki ohne Taktgefühl raus, „Du hast Augenringe bis zum Boden und bist ja noch blasser als sonst.“ Der Uchiha drehte sich seufzend um und strich sich kurz durchs Haar: „Besten Dank, Dobe.“ Die Dunkelhaarige hielt beim Anblick seiner Arme kurz den Atem an. Der Schwarzhaarige hatte deutlich eine harte Nacht hinter sich. Er sah extrem fertig aus, so kannte sie den jungen Mann nicht. Wie die Krankenschwester zuvor wendete sie sich mitleidig an ihn: „Sasuke, dürfte ich für dich zu Sakura gehen?“ Ungläubig starrte er die Hyuuga an. Bot sie ihm grade eine Rettungsleine an? Ohne zu zögern nickte er dankend. Die junge Frau neigte leicht den Kopf und lächelte: „Ich sag ihr, das du vor der Tür bist und gebe dir Bescheid, wenn es los geht.“ Sie betrat das Zimmer, aus dem genau in diesem Moment ein erneuter Schrei von Sakura kam. Die beiden Männer sahen ihr nach, bis sich die Tür wieder schloss. „Oh man... Da würde ich jetzt auch nicht rein wollen.“, kommentierte der Uzumaki baff. Erschlagen ließ sich der andere auf eine Bank nieder und lehnte sich an die Wand dahinter an. Er konnte sich nicht erinnern, das etwas so sehr an seinen Nerven gezerrt hatte, wie diese gesamte Situation. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)