Ride the Rockers 7 - Party Time von raphael_asdrai (5. Sequel zu Ride the Rockers. Es ist nicht zwingend nötig, die anderen Fanfictions der Reihe zu kennen.) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Kapitel 8 Saga gehörte definitiv nicht zu den Menschen, die Zweifel an ihren Fähigkeiten hatten. Er hatte sich schon immer für klug, wenn nicht gar für außerordentlich clever gehalten. Beweise hatte er seiner Meinung nach zur Genüge, und es ließ ihn vollkommen kalt, wenn Nao ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue darauf hinwies, dass grenzenlose Selbstüberschätzung nicht gerade ein Zeichen von geistiger Reife war. Zwei Tage hatte er damit zugebracht, das neuste Meisterwerk seiner Gewitztheit zu perfektionieren, und herausgekommen war ein Plan, der so idiotensicher war, dass selbst Miyavi ihn nicht verderben konnte. Er war brillant, einfach genial! »Eigentlich habe ich gar keine Lust dazu!« Saga grinste und sah zu Chiyu, der neben ihm lief und gerade diese äußerst passenden Worte ausgesprochen hatte. Ja, er war sich sicher, dass der andere keine Lust dazu hatte, und er würde erst recht keine Lust dazu haben, wenn er erst einmal erfuhr, was Saga wirklich geplant hatte. »Du kommst nicht drum herum, wenn Miyavi einläd, dann hat man zu kommen, sonst ist er die nächsten zwei Wochen stinkig, was die komplette Stimmung der PSC runterzieht – und wer die Stimmung runterzieht, kriegt Probleme mit Kai – und glaub mir, das willst du nicht.« Chiyu seufzte schwer und rieb sich mit dem Handrücken über die Augen. Er wirkte erstaunlich normal, zog man in Betracht, was geschehen war, als Saga das letzte Mal mit ihm allein gewesen war. Erst die Freunde beim Sex erwischen, dann dazu rummachen und schließlich die Geschehnisse in der Gasse hinter dem Club … Saga war kein Psychologe, aber einen Nervenzusammenbruch konnte jeder erkennen. Chiyu hatte sich an ihn geklammert, am ganzen Leib gezittert und in seinen Armen geweint, und nun verhielt er sich, als sei das ganze nie passiert! Seltsamer noch, er hatte Saga noch nicht einmal einen warnenden Blick geschickt, dass er die Situation nicht zu erwähnen hatte, er schien sie völlig auszublenden. Oder hatte er sie gar vergessen? Saga zog die Stirn in Falten und wiegte den Kopf hin und her. Genug getrunken hatte Chiyu sicherlich, aber davon einen Blackout zu bekommen? Wäre er nicht selbst noch so klar im Kopf gewesen, als es passiert war, hätte ihn das Verhalten des anderen an seiner eigenen Erinnerung zweifeln lassen. »Kommt Takeru auch?«, holten ihn Chiyus Worte aus seinen Gedanken zurück, und als er den anderen ansah, lag ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht. Aha, da erinnerte sich also doch jemand! »Klar«, antwortete er so beiläufig wie nur möglich. »Ebenso wie Ruki, Reita und Hiroto. Du brauchst keine Angst zu haben, dass sie sich vor deinen Augen plötzlich bespringen! Obwohl … Wenn du dann wieder so scharf wirst wie im Club …« Er grinste, als Chiyu leicht zusammenzuckte und hastig zur Seite sah. Aha, daran erinnerte er sich also auch noch! Scheinbar war nur der Part mit Yuji tabu. Doch er brauchte das Thema gar nicht plump anzusprechen, dafür hatte er seine Genialität. So schwieg er und öffnete die Tür zum Parkhaus der Tiefgarage, um zielstrebig in die Richtung der Trucks zu steuern. Hier war alles geparkt, was die PSC nicht laufend brauchte. Lastfahrzeuge, Anhänger mit abgestellten Sachen und nicht zuletzt die Tourbusse der Bands. Er wollte gerade Chiyu von der Nacht und Nebel Aktion erzählen, in der der Miyavi einst versucht hatte, sein eigenes Portrait in Neonfarben auf die Kühlerhaube zu malen, als hinter ihm ein Ruf ertönte und Hiroto aufgeregt winkte. Neben ihm stand Yuji und hob die Hand zum Gruß. »Er ist auch eingeladen?« Saga brauchte noch nicht mal hinzusehen, um zu wissen, dass in diesem Moment alle Farbe aus Chiyus Gesicht wich. Doch noch bevor er antworten konnte, hatten die beiden sie eingeholt. Hiroto hob grinsend eine große Flasche und schwenkte sie vor Sagas Nase herum. »Uruha wollte sie nicht freiwillig rausrücken, also hab ich gewartet, bis er zum Frisur checken ins Bad ist!«, sagte er und zwinkerte verschmitzt. »Ich ihn abgelenkt und Yuji hat sie sich aus seinem Spind geschnappt.« Er klopfte dem anderen Gitarristen anerkennend auf die Schulter, während Saga gespielt entsetzt die Hand vor den Mund schlug. »Noch nicht mal einen Monat in der Company und schon vergreifst du dich an Uruhas Alkoholvorrat! Da ist wohl jemand lebensmüde!« Er grinste, als Yuji hastig zu erklären begann, dass das alles Hirotos Idee gewesen war, doch schon nach zwei Sätzen hörte er nicht mehr wirklich zu. Sein Blick huschte zu Chiyu, der mit zusammengepressten Lippen neben ihm stand und zu lächeln versuchte, doch seine geballte Faust zeigte, wie sehr er sich zusammenreißen musste. Saga war beinahe erleichtert, dass er nicht mit ihm allein war, denn er konnte nicht wirklich einschätzen, inwiefern dieses Zeichen der Anspannung bedeutete, dass ihm der andere am liebsten eine reinhauen würde, weil er ihm nichts gesagt hatte. »Hey, was steht ihr da so rum?! Wir haben Partywürstchen!«, hallte auf einmal eine Stimme durch die Tiefgarage und Rukis blonder Schopf lugte aus der Tür von Miyavis Tourbus. »Man, ich hab noch nie eine Tourbusparty gefeiert! So ist das also als Rockstar!«, freute sich Yuji und seine Augen leuchteten, als er die wenigen Meter bis zu dem Fahrzeug zurücklegte und die Treppe erklomm. Hiroto folgte und auch Saga wollte ihm nachgehen, als Chiyu ihn mit finsterem Blick zurückhielt. »Was?!«, verteidigte sich Saga. »Es sind schließlich noch andere Leute da! Außerdem mache nicht ich die Gästeliste, sondern Miyavi! Also reiß dich zusammen, immerhin hat es dir bis jetzt auch nichts ausgemacht, nur mit ihm befreundet zu sein!« Chiyu gab einen verärgerten Laut von sich, doch das Argument schien gewirkt zu haben. »Wenn ich rausfinde, dass du irgendwie dahintersteckst, dann kannst du was erleben!«, drohte er trotzdem leise und ging an Saga vorbei, der herablassend schnaubte. Doch innerlich war er spürbar zusammengezuckt. Er würde sich anstrengen müssen, alles natürlich wirken zu lassen. Nur gut, dass er Hiroto auf seine Seite gezogen hatte! ~*~ »Dann hat Reita sich die Mayonnaise auf die Hose gekleckert, und weil Uruha ihm weisgemacht hat, das würde aussehen wie Spermaflecken, hat er sich geweigert, damit auf die Bühne zu gehen!« Ruki lachte über seine eigenen Worte und nahm einen großen Schluck von der pinken, nach Alkohol und Sirup riechenden Flüssigkeit, mit der ihn Miyavi seit gut zwei Stunde großzügig versorgte. »Und letztendlich musste er eins von Uruhas unmännlichen Röckchen anziehen, weil das das einzig schwarze Kleidungsstück war, was zufällig noch in der Garderobe rumlag! Gott, waren die Indizeiten gut! Davon muss es noch irgendwo ein Video geben!« »Ich rate dir, es zu vernichten, wenn du es findest, sonst landet das nächste Mal die Mayonnaise auf deiner Hose und du darfst das Final vor 10.000 Leuten in Hotpants singen!« Reite hob drohend einen Finger und versuchte, seinen bedrohlichsten Blick aufzusetzen, was ihm jedoch aufgrund der Tatsache, dass er einen nicht gerade gefährlich wirkenden knallbunten Partyhut auf dem Kopf und eine Hawaiikette um den Hals hatte, gründlich misslang. Hiroto, der neben ihm saß und sich schlapp lachte, seitdem die beiden Gazette-Mitglieder begonnen hatten, die peinlichsten Erlebnisse aus ihren Gründungsjahren zum besten zu geben, wischte sich die Tränen aus den Augen und nahm Ruki das Glas aus der Hand, um eine Hand voll Chips mit der pinken Flüssigkeit runterzuspülen. »Nur praktisch, dass meine Minibar so gut bestückt ist«, grinste Miyavi und nahm ihm das Glas aus der Hand, um es erneut aufzufüllen, ehe er sich auf einem der weichen roten Ledersitze niederließ, auf denen sie um einen großen Tisch herum lungerten. Saga hatte eigentlich gedacht, in der PSC gäbe es keine Extrawürste, aber Miyavis Tourbus hatte ihn eines Besseren belehrt. Der Vorderteil sah genauso aus wie in der von alice nine., aber wenn man erst an den normalen Sitzen und den kleinen Schlafkojen vorbei war, kam das richtig Interessante. Eine U-förmige Ledercouch mit breiter gemütlicher Sitzfläche, auf der sicher zehn, wenn nicht gar mehr Leute bequem Platz hatten, zog sich an den Außenwänden entlang, in der Mitte ein flacher Tisch und nicht weit davon entfernt besagte gut bestückte Minibar, für die jedoch die Bezeichnung ›großer, nur mit Alkohol gefüllter Kühlschrank‹ treffender gewesen war. Kleine flauschige und in vollkommen unpassendem Lila gehaltene Kissen machten den ganzen Bereich noch etwas bequemer, und wenn man wollte, konnte man die verspiegelten Fenster mit wild gemusterten Gardinen verschließen, um deren Stangen heute eine lange bunte Lichterkette gewickelt war, die dem Bus ein tatsächliches Partyfeeling verlieh. Die Stimmung war so ausgelassen, dass sie nicht einmal Musik brauchten. Sie scherzten herum, ärgerten sich und tratschten wie alte Waschweiber über alles, was den Bands in den letzten Jahren zugestoßen war, so dass Yuji schon vor einer halben Stunde angekündigt hatte, vielleicht doch lieber die Musikerkarriere gegen einen soliden Job bei einem Callcenter einzutauschen – wenigstens färbte einem dort niemand im Vollsuff die Haare wie ein pinkes Streifenhörnchen, was zu Uruhas erster Kurzhaarfrisur geführt hatte. Auch Hiroto und Saga steuerten eifrig Ankedoten bei, auch wenn letzterer sich etwas zurücknahm, um die beiden Protagonisten seines genialen Plans unauffällig zu beobachten. Zur seiner Erleichterung war Chiyu schnell aufgetaut und schien sich dazu entschlossen zu haben, die Bilder von Miyavi und Takeru im Alkohol zu ersäufen, wobei er tatkräftig von seinen Bandkollegen unterstützt wurde. Während Saga so tat, als würde er aufmerksam der Diskussion über Gitarren, Verstärker und dazu passender pinker Dekofolie folgen, die Miyavi angezettelt hatte, nahm er sich einen Moment Zeit, Yuji unauffällig zu mustern, um herauszufinden, was es war, das Chiyu an ihm so reizte. Gut, er war hübsch, aber das waren sie alle mehr oder weniger. Er war klein und hatte irgendetwas vom Charme eines 15-jährigen Schuljungen mit großen schwarzen Augen und einem kleinen verruchtem Schmunzeln auf dem Lippen, das zeigte, dass er doch nicht mehr ganz so unschuldig war, wie er auf den ersten Blick wirkte. Ansonsten war er relativ normal. Keine außergewöhnlichen Kleidungsstücke, keinen teuren Schmuck, nur ein einfaches Lederarmband ums Handgelenk und eine kleine Kreole im Ohrläppchen. Saga konnte nicht leugnen, dass es ihn kränkte, dass Chiyu Yuji lieber ansah als ihn. »Ich sag dir, kleb dir irgendwas Pinkes auf dein Instrument und du kannst dich vor Dates kaum noch retten!«, steuerte Miyavi gerade den neusten erleuchtenden Beitrag der Gesprächsrunde bei, als Saga endlich seine Gelegenheit gekommen sah. »Wie lief eigentlich dein Date, Yuji?«, fragte er den kleinen Gitarristen, der ihm gegenüber zwischen Reita und Ruki saß, und erstaunt von seiner Salzstange abließ, als er die Frage hörte. Dass er schon genau wusste, was abgelaufen war, weil er zufällig eine Unterhaltung von Yuji und Masato mitbekommen hatte, und nur deshalb dieses Thema anschnitt, verriet Saga nicht. Und Yuji schien es nicht aufzufallen. Saga klopfte sich innerlich auf die Schulter. Er war ja so ein toller Schauspieler! »Oh Gott, daran erinnerst du dich noch?«, fragte der andere bestürzt und rollte mit den Augen, ehe er sich der neugierigen Blicke um ihn herum bewusst wurde und ergeben seufzte. »Ok … Es war nicht sonderlich ergiebig, mal abgesehen von der erneuten Erkenntnis, dass Frauen einfach zu kompliziert für die Männerwelt sind. Oder zickig. Oder einfach nur böswillig. Da gibt man ihr den ganzen Abend Drinks aus, bemüht sich, eine interessante Unterhaltung aufzubauen und rollt nicht mal mit den Augen, wenn sie von ihrem Haustier oder ihren neuen Ohrringen anfängt – und wenn man dann aus Versehen nicht in Begeisterungsstürme ausbricht, dass sie irgendeine seltene Handtasche ergattert hat, ist sie der Meinung, man interessiere sich nicht für sie. Und dass man ihr danach nicht mehr an die Wäsche darf, darauf kannst du Gift nehmen!« Er schnaubte frustriert und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas, ehe er Saga, der amüsiert über seine aufgebrachte Rede zu grinsen angefangen hatte, einen giftigen Blick zuwarf. »Das ist nicht lustig!«, murrte er. »Seitdem wir bei der PSC sind, kriegen wir pro Tag zig Angebote, aber wenn ich mit einer von denen was anfangen würde, könnte ich am nächsten Tag meine Schwanzlänge im Internet nachlesen.« Reita und Hiroto nickten mitfühlend, während Ruki, Takeru und Miyavi schlichtweg in schallendes Gelächter ausbrachen. Selbst Chiyu lachte ausgelassen, nicht im Entferntesten ahnend, wie gefährlich nah ihn Saga schon an ein äußerst riskantes Thema geführt hatte. Yuji stöhnte bedeutungsvoll, ehe er sich durch die dunkelbraunen Haare fuhr und den Kopf schüttelte. »Ich sag euch, Mädchen kann man vergessen! Aber wenigstens weiß ich jetzt mehr über Prada und Louis Vuitton, als ich mir jemals erträumt hätte!« Saga grinste breit und beugte sich über den Tisch, um den anderen mitleidig zu tätscheln, woraufhin ihm dieser einen grimmigen Blick zuwarf. »Ich hoffe, wenigstens Chiyu und du haben ein paar Mädchen aufgerissen«, fuhr Yuji fort, als er einsah, dass die anderen erst zu lachen aufhören würden, wenn er das Thema von sich ablenkte. »Aha, ein Date!«, sprang Ruki auch sofort darauf an und grinste breit. »Ist es gut gelaufen?« »Oh ja, ist es!« Der Bassist nickte und ein schelmisches Funkeln erschien in seinen Augen. »Zumindest bist zu dem Punkt, als wir Miyavi und Takeru beim Vögeln auf der Toilette erwischt haben!« Er konnte förmlich spüren, wie Chiyu neben ihm zu Stein erstarrte, doch die anderen schienen davon nichts zu merken. Einen Moment waren alle vollkommen still, bis Reita sich als erster fasste. »Nicht dein Ernst!«, keuchte er mit Augen so groß wie Untertassen und selbst Rukis Kinnlade war nach unten geklappt, während er Miyavi mit einem Blick musterte, den man als schockiert, aber in Rukis Fall wohl eher als etwas in der Art von »Wieso hast du es früher geschafft als ich?«, interpretieren konnte. Der Einzige, der nicht schaltete, war Yuji. »Gleichzeitig? Und die Mädchen haben sich nicht beschwert?«, frage er interessiert, vielleicht ein klein wenig verwundert, doch seine Gedanken schienen nicht mal annähernd in die richtige Richtung zu gehen. Ein intrigantes Lächeln erschien auf Sagas Gesicht, als er sich gemütlich zurücklehnte und einen Schluck von seinem Getränk nahm. »Nein, miteinander!« Er konnte sich ein Lachen nur schwer verkneifen, als sich Yuji vor Schreck an seinem Drink verschluckte und nur Sekunden später einen Hustenanfall bekam, ehe er Takeru so schockiert anstarrte, als habe dieser soeben verkündet, dass sie das nächste Konzert komplett in rosa Rüschenunterwäsche spielen würden. Auf den Wangen des kleinen Sängers lag ein leicht rötlicher Schatten und er fuhr sich verlegen durch die Haare, ehe er breit grinsend zu Miyavi sah. »Tja, was soll ich sagen, ich bin halt sein Fan und hab mir das ultimative Sammlerstück gekrallt – das Original!« Reita lachte und Miyavi zuckte mit einem ebenso breiten Grinsen mit den Schultern, ehe er lässig einen Arm um Takerus Schultern legte und sich anzüglich über die Lippen leckte. »Ich bin Musiker – zu Groupies Nein zu sagen, würde die Berufsehre verletzen!«, antwortete er nonchalant und schob Yuji die Flasche mit dem Alkohol näher, ehe er Saga einen unauffälligen Blick zuwarf. Dieser nickte und lächelte leicht. Er hätte Yuji wohl nicht effektiver ins kalte Wasser stoßen können. Der kleine Gitarrist sah aus, als wäre er soeben von einem Zug überfahren und dann noch mal von der Trage der Sanitäter fallen gelassen worden. Die Information schien ihn vollkommen erschüttert zu haben – Erfolg auf der ganzen Linie! Bis jetzt konnte Saga mit dem Erfolg seines Plans sehr zufrieden sein. Er wusste genau, dass er damit eine früher oder später erfolgende Standpauke von Kai oder wahlweise Nao heraufbeschworen hatte, aber das war ihm in diesem Moment ebenso egal wie Toras Gundam Sammelfiguren. »Alles ok?«, fragte er Yuji gespielt besorgt und Reita tätschelte dem anderen die Schulter, der noch immer fix und fertig schien. Yuji nickte, schüttelte dann jedoch den Kopf. Er schloss die Augen und atmete einige Male tief ein- und aus, ehe er Saga halbwegs gefasst ansehen konnte. »Das schockiert hier niemanden?«, fragte er vorsichtig, unsicher, inwieweit er sich in diesem unbekannten Terrain bewegen konnte, ohne anzuecken. »Schockiert?« Saga grinste. »Was Miyavi angeht kein Stück. Takeru … Ein bisschen. Aber wenn man es sich genau überlegt, dann auch schon wieder nicht. Und es ist ja nicht so, als würde man seine Kollegen nie nackt sehen. Dass ab und zu gewisse Körperteile in anderen stecken … Nun ja … Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Das passiert hier öfter!« Yuji gab ein undefinierbares Geräusch irgendwo zwischen Stöhnen und Lachen von sich, ehe er sich an die Lehne fallen ließ, wo er kopfschüttelnd an die Decke starrte. »Falls es dich beruhigt, mich hat es sehr schockiert!«, warf Chiyu trocken ein und schenkte Saga einen giftigen Blick, der jedoch so tat, als würde er ihn nicht bemerken. »Und die Tatsache, dass ich mit dem hier«, er kickte dem Bassisten mit dem Ellenbogen unsanft in die Rippen, »auch noch eingesperrt war und das ganze von Anfang bis Ende ertragen musste, macht es auch nicht gerade besser!« Reita lachte laut auf und verlangte augenblicklich nach mehr Details, die Saga ihm gern gab. Was zwischen Chiyu und ihm gelaufen war, ließ er jedoch gänzlich aus, und während Takeru und Miyavi plötzlich äußerst eifrig auch die letzen Lücken der Geschichte stopften, warf er Hiroto einen bedeutungsvollen Blick zu. Der Gitarrist nickte und tippte unauffällig ein paar Zeilen in sein Handy ein, bevor er es wieder wegsteckte. Der Blick, den er Saga zurückwarf, sagte deutlich, dass er nicht gänzlich damit einverstanden war, was dieser vorhatte, doch Saga hatte ihn so lange bekniet, bis er eingewilligt hatte. »Alles ok?«, fragte er Yuji, der noch immervollkommen paralysiert schien, und dieser schüttelte den Kopf. »Nur damit ich das richtig verstanden habe«, es war dem Gitarristen anzusehen, wie schwer es ihm fiel, die Unmenge von verstörenden Informationen zu verarbeiten, »Miyavi und Takeru hatten Sex auf der Toilette. Miteinander. Und so was passiert hier öfter.« »Korrekt«, antwortete Saga und auch Ruki und Reita nickten nachdrücklich. »Und in der PSC ist das akzeptiert? Machen das hier alle?« »Nicht alle, aber so könnte man es ausdrücken.« »Aha.« Yuji holte tief Luft und nickte. Er schien sich besser im Griff zu haben, als Saga gedacht hatte. Immerhin rannte er nicht schreiend umher oder stieß Gebete gen Himmel aus. Stattdessen nahm er einen weiteren Schluck aus seinem Glas und winkte Miyavi, es im wieder aufzufüllen. »Und, willst du mitmachen?« Saga grinste, als Yuji erschrocken nach Luft schnappte, und lachte laut los, ehe er den anderen spielerisch mit einem Erdnussflip bewarf. »Ganz ruhig, das war ein Witz! Krieg dich wieder ein!« Yuji runzelte ärgerlich die Stirn und schnaubte abfällig. Dann wurde sein Blick jedoch durchdringend und er musterte Miyavi und Takeru akeptisch. »Also seid ihr schwul? Ist Saga auch schwul? Sind hier alle schwul? Muss ich ab jetzt um meinen Arsch fürchten?« Saga lachte und klopfte sich auf die Schenkel, ehe er grinsend den Kopf schüttelte. Yuji nahm kein Blatt vor den Mund. Er begann ihn langsam wirklich zu mögen. Hätte er ihn in einem anderen Kontext kennen gelernt und nicht gerade als die Person, die zwischen ihm und dem Szenario von Chiyus um seine Hüfte gewickelten Beinen stand, hätte er sich sicher sofort mit ihm angefreundet. »Keine Angst«, kam ihm Reita zur Hilfe, auch wenn sein Grinsen auf Yuji alles andere als beruhigend zu wirken schien. »Wenn du keine Lust hast, bleibt dein Hinterteil jungfräulich! Wir sind ja keine Hyänen.« Zog man in Betracht, was teilweise in den Räumen des PSC Gebäudes ablief, war das zwar eine glatte Lüge – und Saga war froh, dass Aoi nicht in Hörweite war – aber es war sicher keine gute Idee, dies aufzuklären und Yuji zu erzählen, dass er ab dem jetzigen Moment, da Reita und Ruki wussten, dass er zu den Eingeweihten gehörte, Freiwild war. Und bei jedem Freiwild brach ein internes Wetteifern aus, wer es zuerst flachgelegt hatte. Nein, Schweigen war definitiv die bessere Variante. »Außerdem ist hier niemand wirklich schwul, wenn er Sex mit Kerlen hat«, fuhr Miyavi fort und ignorierte Yujis hochgezogene Augenbraue. »Man muss auch nicht automatisch ein Pärchen sein!« »Denk doch mal drüber nach«, mischte sich nun auch Ruki ein und Saga beglückwünschte sich innerlich, dass er mit den beiden Gazette Mitgliedern genau die richtigen Gäste vorgeschlagen hatte. »Du hast es vorhin selbst gesagt. Die Mädchen, die sich uns anbieten, sind Fans. Mit denen ins Bett zu gehen, wäre ebenso, wie einen Striptease vor laufender Webcam zu machen. Und wenn wir tatsächlich mal andere Mädchen kennen lernen, scheitert es an unserem Terminplan oder daran, dass die einfach zu prüde sind, beim ersten Date ins Bett zu gehen. – Hier kriegen wir, was wir wollen, nur ohne das Werben, Drinks ausgeben und Süßholz raspeln. Es wird nie nach außen dringen und wir müssen uns keine Sorgen machen, an irgendeinen Psycho zu geraten.« Saga sah zu Yuji, dessen Stirn in tiefen Falten lag. Der Blick des Gitarristen war vom Alkohol schon leicht glasig, aber er schien ernsthaft über diese Argumentation nachzudenken. »Können wir das Thema nicht langsam mal sein lassen?«, fragte Chiyu, der bis jetzt still gewesen war, sichtlich unangenehm berührt, doch niemand, noch nicht einmal Yuji, schenkte ihm Beachtung. Saga hatte den jüngeren Bassisten die ganze Zeit aus dem Augenwinkel beobachtet und gesehen, wie unwohl er sich fühlte, doch er hatte keine Intention, ihm zu helfen. »Wie ist es mit einem Kerl im Vergleich zu einem Mädchen?«, fragte Yuji plötzlich und sah erwartungsvoll zu Miyavi und Takeru, die zuerst ihn und dann einander verblüfft musterten, doch es war Reita der zuerst antwortete. »Besser!«, sagte er und grinste Ruki an, der nachdrücklich mit dem Kopf nickte. »Besser! Auf jeden Fall besser!« »Anders … Und ja, besser!« Auch Hiroto nickte und lächelte leicht. Und auch Saga ließ es sich nicht nehmen, sein Kommentar dazu abzugeben. »Oh ja … Viel besser …« Yuji zog die Stirn kraus, sichtlich nicht zufrieden von den nichtssagenden Antworten seiner Kollegen, die, anstatt ihn aufzuklären, nur bedeutungsvoll nickten und in Erinnerungen schwelgend Löcher in die Luft starrten. Saga erkannte dies deutlich, doch er hatte nicht vor, spezifisch darauf einzugehen, was genau besser war. Es war viel amüsanter, Yuji Bröckchen für Bröckchen zu füttern als ihm gleich alles zu erzählen. »Besser? In wiefern?« Der Tonfall des Gitarristen war hörbar ungeduldig, doch noch bevor jemand antworten konnte, ertönte Reitas Handy. »Was gibt’s, Kai?«, fragte dieser, nachdem er abgenommen hatte, und Ruki sah ihn verwundert an, denn dass sich ihr Leader noch zu so später Stunde meldete, war äußerst ungewöhnlich. Ein irritierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, als Reita den Worten des anderen lauschte, ehe er plötzlich kalkweiß wurde. »Er hat WAS gemacht?«, keuchte er erschrocken und sprang so plötzlich auf, dass er beinahe sein Glas umgeschmissen hätte. »Ja, sofort! Lass ihn bloß nicht irgendwo im Straßengraben liegen, wir haben morgen ein Shooting! Ich sag Ruki bescheid!« Er rollte mit den Augen und packte das Handy weg, ehe er den Sänger am Arm packte und auf die Beine zog. »Wir müssen weg«, entschuldigte er sich bei Miyavi. »Uruha hat sich abgeschossen und Kai kriegt ihn nicht mehr ins Auto. Jetzt ist er drauf und dran, mit einer Horde von Drag Queens um die Häuser zu ziehen. Das letzte Mal, als das passiert ist, haben wir ihn zwei Tage lang gesucht. Sorry, dass wir so plötzlich gehen!« Er schnappte sich seine Jacke und zog Ruki hinter sich her, der leise Flüche auf ihren blonden Gitarristen ausstieß. Die anderen sahen ihnen mit großen Augen nach, wie sie aus dem Bus verschwanden, bis Hiroto mit einem Mal aufsprang. »Fuck, ich wollte nach der Party bei Ruki campieren und hab meinen Haustürschlüssel in seiner Wohnung. Ich werd sehen, dass ich sie einhole!« Er warf einen entschuldigenden Blick in die Runde und ignorierte Yujis aufgebrachtes »Aber du kannst doch nicht auch noch gehen!«, vollkommen, ehe er aus dem Wagen verschwand und die verbliebenen Fünf allein ließ. Miyavi sah sich irritiert um, nachdem drei seiner Gäste so plötzlich verschwunden waren, zuckte dann jedoch mit den Schultern. »Dann eben mehr Alkohol für uns!«, sagte er trocken und schenkte die nächste Runde aus, um mit Takeru, Yuji und Chiyu anzustoßen, die keine Minute gebraucht hatten, um sich mit der neuen Situation anzufreunden. Saga grinste, als er sah, dass Chiyu beinahe ein wenig erleichtert wirkte, dass der überstürzte Aufbruch der anderen das äußerst unangenehme Thema beendet hatte. Dass dies alles zum Plan gehörte und Saga Hiroto für seinen kleinen Anruf bei Kai zwei Eintrittskarten für Tokyo Diesneyland schuldete, konnte er schließlich nicht ahnen. Gerade wollte der Bassist den Mund öffnen, um etwas zu sagen, da kam ihm Yuji zuvor. »Was ist denn nun besser an einem Kerl?«, wollte er wissen, scheinbar durch den Alkohol überaus motiviert, dieses Geheimnis noch heute aufzuklären. »Einfach besser. Kann man schlecht erklären, muss man ausprobieren!« Saga musste sich zusammenreißen, um nicht triumphierend zu grinsen. Das war ja einfacher als gedacht! »Bist wohl interessiert?« Er schmunzelte, als Yuji empört die Backen aufblies. Ein intrigantes Lächeln schlich sich auf Sagas Lippen, als er auf den frei gewordenen Platz neben dem anderen rutschte und sich so nah zu dessen Ohr beugte, dass seine Lippen beinahe seine Haut berührten. »Soll ich es dir zeigen?«, hauchte er und fühlte sichtlich erfreut, wie Yuji erschauderte und trocken schluckte. Er hörte Miyavi lachen und ein unterdrücktes Husten von Chiyu, doch das geschah diesem ganz recht! Wenn er sich nicht an Yuji ranmachte, musste er damit rechnen, dass es ein anderer tat! »Na, was ist? Willst du’s mal mit mir probieren?« Saga ließ seine Stimme so verlockend klingen, wie es ihm möglich war, selbstsicher, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen würde. So wagte er sogar noch, einen Schritt weiterzugehen, und fuhr sanft mit einer Fingerspitze Yujis Wangenknochen entlang, vorsichtig, um den anderen nicht zu erschrecken, doch mit genug Nachdruck, um ihn deutlich spüren zu lassen, dass er sein Angebot nicht im Scherz gemacht hatte. »Glaub mir, ich würde dich mehr fühlen lassen, als je ein Mädchen zuvor«, flüsterte er so leise, dass es die anderen nicht hören konnten, und strich mit dem Finger Yujis Hals hinab bis auf sein Schlüsselbein, beruhigt registrierend, dass noch immer keine Gegenwehr kam. »Du würdest stöhnen und schreien, bis du heiser bist – und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du so oft gekommen sein, dass du nicht mal mehr die Kraft zum Aufstehen hast. Klingt das gut? Glaub mir, ich wäre um Welten besser als dieses Mädchen!« Der Gitarrist atmete etwas abgehackter als zuvor und seine Hände waren in seine Jeans gekrallt, als müsste er sich an etwas festhalten, um seine Fassung zu wahren. Er war verstört, definitiv, doch er schien ebenso neugierig zu sein, denn er wich nicht zurück, obwohl er es mit Leichtigkeit gekonnt hätte. Saga lächelte und atmete innerlich auf, denn die Tatsache, dass der andere ihn ablehnen könnte, hatte er bisher gekonnt verdrängt. »Hey, nehmt euch ein Zimmer!«, hörte er mit einem Mal Chiyus ärgerliche Stimme, und als er sich zu ihm umblickte, sah er, wie dessen Augen Funken sprühten. Der jüngere Bassist leerte sein Glas mit einem Zug, ehe er Saga beinahe grob von Yuji wegzerrte und gegen die Lehne stieß. »Finger weg von ihm, das ist nicht lustig!« Eine kleine Stimme in Saga sagte ihm, dass er zu weit gegangen war. Chiyu war richtig sauer, und er hatte auch allen Grund dazu. Saga war sich durchaus bewusst, dass der andere es als Verrat sehen musste, wenn er Saga seine heimliche Liebe anvertraute und dieser vor seinen Augen solche Avancen machte. Ein Teil fühlte sich furchtbar schlecht in ihm, doch Chiyu würde ihm danken, wenn der Abend vorbei war. Einen kurzen Moment überlegte er, seine Einladung mit einem Scherz zu entschärfen, da drehte sich Yuji zu ihm und sah ihm mit festem Blick direkt in die Augen. »Ich hab sicher nicht vor, mit irgendeinem Kerl ins Bett zu gehen, nur weil ich mal ein Mädchen nicht bekommen habe!«, stellte er klar und Saga nickte, ehe er sich zurückzog, ein bisschen enttäuscht darüber, nicht noch mehr von der warmen, weichen Haut zu spüren bekommen zu haben. Langsam konnte er nachvollziehen, was Chiyu an Yuji fand. Er nahm einen weiteren Schluck Alkohol, sich bewusst seiend, dass er eigentlich nicht so viel trinken durfte, doch er brauchte den Mut für alles Weitere. Es kostete ihn eine Menge Kraft, sich nicht anmerken zu lassen, unter welcher innerlichen Spannung er stand. Wenn er Chiyu wollte, durfte er keine Fehler machen. Er hatte noch nie jemanden so sehr gewollt, und zu wissen, dass es von anderen abhing, ob er ihn bekam, war beinahe unerträglich. »Leute, Leute, warum redet ihr eigentlich immer gleich von Sex?« Miyavi schüttelte missbilligend den Kopf. »Es gibt auch noch Sachen davor. Wie wär’s mal mit einem Kuss zum Aufwärmen?« Er grinste in die Runde und Yuji weitete die Augen, als Chiyu plötzlich aufstand. »Das wird mir zu dumm, ich gehe!«, sagte er äußerlich gefasst, doch Saga konnte hören, wie seine Stimme leicht zitterte. Panik stieg in ihm auf, als der Bassist seine Jacke griff und sich abwenden wollte. Verdammt, Chiyu durfte nicht gehen! Das würde alles kaputt machen! Die Gedanken in seinem Kopf begannen zu rasen, drehten sich in immer wilderen Kreisen, so dass ihm fast schwindlig wurde, und plötzlich verfluchte er sich dafür, dass er so viel getrunken hatte. »Ja klar, ich versteh schon«, kam ihm unerwartet Takeru zur Hilfe. Der kleine Blonde hatte ein intrigantes Lächeln auf den Lippen, als er Chiyu von oben bis unten musterte. »Ich kann verstehen, dass dir das unangenehm ist. Immerhin bist du hetero und nicht jeder ist so cool, mit einem bisschen Spaß umzugehen. Aber keine Sorge, wir werden nicht schlechter von dir denken. Es ist nicht verboten, prüde zu sein!« Er warf Saga einen kurzen Blick zu und dieser hob die Augenbraue, als er ein kleines Zwinkern zu erkennen glaubte. »Komm, du kannst mich nicht mit den ganzen Schwulen allein lassen!«, meldete sich nun auch Yuji zu Wort, das Glas erhoben und sichtlich bemüht, den anderen richtig zu fixieren. »Ich bin betrunken und am Ende fallen die noch über mich her! Ich erwarte von dir, dass du meinen Arsch beschützt!« Chiyus Brauen waren zusammengezogen und es war ihm deutlich anzusehen, wie unangenehm es ihm war, auch nur eine Minute länger hier zu blieben. Saga wusste nicht, ob er es Takerus Provokation oder schlichtweg dem angetrunkenen Yuji zu verdanken hatte, doch nach einigem Zaudern setzte sich Chiyu wieder. »Na bitte«, jubelte Yuji und stellte sein Glas mit Schwung auf den Tisch, und auch Takeru schien sich sichtlich zu freuen, denn er sprang um den Tisch herum und quetschte sich so nah an Chiyu, dass er beinahe auf dessen Schoß saß. »Sei mal ein bisschen locker, Saga macht doch nur Spaß!«, sagte er und lehnte sich über Chiyus Schoß hinweg zu dem anderen Bassisten, um ihn am Kragen zu packen und zu sich zu ziehen. »So sieht das aus, wenn man Ernst macht!« Ein freches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, ehe er seine Lippen auf Sagas presste. Dieser konnte gar nicht so schnell reagieren, da schlüpfte eine weiche Zunge in seinen Mund hinein und suchte nach der seinen, während sich eine schmale Hand in seinem Schopf vergrub und ihn festhielt, so dass er sich nicht lösen konnte. Das war definitiv nicht so abgesprochen gewesen! Yujis Johlen drang nur von weitem an sein Ohr, doch er nahm es nur am Rande wahr. Viel zu sehr lenkten ihn die weichen Lippen ab, die sich auf seinen bewegten und keine Anstalten machten, von dort wieder zu verschwinden. Sie schmeckten nach süßem Alkohol, verlockend und lange nicht so unschuldig, wie man es von Takeru erwartet hätte. Saga wusste nicht, ob der andere im Laufe des Abends übermütig geworden war, auch nicht, ob er selbst ein bisschen übermütiger war als sonst, doch nach der ersten Überraschung konnte er nicht länger widerstehen. Seine Finger gruben sich in die blonden Haare, zogen Takeru beinah über Chiyu hinüber, während er ihn so stürmisch zu küssen begann, dass der Sänger nach Luft schnappte, ehe er sich ihm mit einem unterdrückten Stöhnen hingab. Sein Körper wurde ganz weich in Sagas Händen, ließ sich biegen wie dieser es wollte, und nicht einmal die seltsame Position, in der sie sich befanden, hinderte ihn daran, sich an den größeren Körper zu schmiegen wie eine Katze. Seine Fingernägel krallten sich in Sagas Arme, kratzen über die nackte Haut, die der Stoff des T-Shirts nicht bedeckte, ehe er ein so anzügliches Keuchen von sich gab, dass Saga ein Blitz zwischen die Beine schoss. Er musste dringend nach Luft schnappen, als Takeru endlich von ihm abließ und sich lasziv über die Lippen leckte, als würde er Sagas Geschmack noch extra auskosten wollen. Dann grinste er Yuji, dessen Augen so groß wie Untertassen geworden waren, breit an. »Genau so was habe ich gemeint!«, ereiferte sich Miyavi und klatschte anerkennend in die Hände, so dass ein leichter Rotschimmer auf Takerus Wangen erschien. »Das ist doch heiß, oder? Gib es zu, Yuji!« Der Gitarrist schüttelte empört den Kopf, doch Miyavi ließ nicht locker, unterstützt von Takeru, der wieder von Chiyu runtergekrabbelt war und seinen alten Platz neben Yuji wieder eingenommen hatte, so dass mit einem Mal zwei Personen auf den armen kleinen Gitarristen einredeten, der sich unter Lachen mit Händen und Füßen zu wehren versuchte. Saga leckte sich über die feuchten Lippen, ehe sein Blick auf Chiyu fiel, der wie versteinert neben ihm saß und die Fäusten so fest geballt hatte, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Saga seufzte leise, durchaus nachvollziehen könnend, dass es für den anderen sicher die Hölle war, zusehen zu müssen, wie alle anderen betrunken flirteten. Und wie schon so oft tat ihm der andere plötzlich leid. »Hey, guck nicht so!«, sagte er leise und rutschte an Chiyu heran, um ihm mit der Hand über die Wange zu streichen. Die weiche Haut war wärmer als sonst und zeigte deutlich, wie viel der andere schon getrunken hatte, obwohl man es an seinem Verhalten nicht wirklich merkte. »Sieh es so, vielleicht ist das deine Gelegenheit! Miyavi und Takeru machen nur Spaß, aber wenn Yuji neugierig ist, warum versuchst du es nicht bei ihm? Nimm dir ein bisschen Nähe und ein paar Küsse – morgen ist alles nur ein Scherz unter Freunden!« Er sah, wie es in Chiyus Kopf zu arbeiten begann, und obwohl alles, was er an diesem Abend getan hatte, auf diesen Moment ausgerichtet gewesen war, konnte er nicht leugnen, dass die Eifersucht unerbittlich in seine Brust biss. »Es ist nur ein bisschen Herumspielen zwischen Freunden«, flüsterte er erneut und koste mit den Fingerspitzen durch die hellbraunen Haare des anderen, dessen Augen starr auf Yuji gerichtet waren. Saga bemerkte es und lächelte gequält, doch er würde sich davon nicht unterkriegen lassen. Ohne Nachzudenken, bog er Chiyus Kopf zu sich und küsste ihn – küsste ihn so stürmisch und leidenschaftlich, dass der andere vollkommen überrascht aufkeuchte, aber Saga konnte nicht aufhören! Er zwang die weichen Lippen mit seiner Zunge auseinander und tauchte in den Mund des anderen ein, ehe er ihn mit seinem Oberkörper an die Lehne drängte, ganz benommen von der Hitze, die sich in seinem Körper in jeder Sekunde, die er ihn fühlen und schmecken durfte, ausbreitete. Dies war nur eine der vielen Taten, die er nach diesem Tag bereuen würde. Er hatte schon viel zu viel getan, was er bereute, und er würde noch viel mehr tun, das wusste er. Doch so kurz vor dem Ziel konnte er nicht aufgeben. Er würde Chiyu früher oder später aufgeben – doch heute war er sein! ************************* tbc. Mir ist in diesem Kapitel aufgefallen, dass ich eine total unrealistische Vorstellung des PSC Gebäudes habe. In meinen Augen ist das ein riesiges Gebäude mit mehreren Stockwerken, Keller, Grünanlage, Hof und noch ner Tiefgarage. Und die Tourbusse sind natürlich Eigentum der Company und werden nicht etwa nur zu Touren gemietet. *drop* In Wirklichkeit sind das vermutlich nur zwei Büros und die Tonstudios bzw Probenräume irgendwo in der Stadt verstreut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)