Vampire? Die gibt es doch gar nicht! von The_Maoh ================================================================================ Kapitel 46: Kapitel 67-68 ------------------------- Kapitel 67: „Die Enttäuschung lässt sich nicht in Worte fassen, welche ich für dich empfinde. Wie kannst du es wagen, hier her zurückzukommen und das ohne sie? Mit was für einem Fluch wurde ich belegt um solch unnütze Söhne zu haben? Erst Juraj und nun du, Villads! Hast du nichts weiter dazu zu sagen?“ Der Drache biss die Zähne zusammen und stand mit gesenktem Kopf vor seinem Vater. Dieser wirkte im Gegensatz zu dem, welcher sich der Blutsaugerin als Reko vorgestellt hatte, einen Kopf größer. Vom Aussehen jedoch erkannte jeder auf den ersten Blick, dass diese beiden Vater und Sohn waren. Sie ähnelten sich mehr, als Villads zugeben wollte. Die Augen seines Vaters konnten die Farbe nicht mehr ändern, waren und blieben sie die einer lodernden Feuersbrunst. „Ich habe dich etwas gefragt, Junge!“ Wie gerne würde er das hier hinter sich lassen, doch noch war nicht die Zeit gekommen. Eines Tages, dann würde er seinem Vater den Kopf von den Schultern reißen und dessen Platz einnehmen. „Verzeih, Vater. Ich konnte sie nicht hier her bringen. Sie war noch nicht vollkommen erwacht und bevor es dazu kam, hat sich der Mörder von Juraj eingemischt.“ „Dann hättest du erst recht dortbleiben sollen! Du Nichtsnutz! Geh mir aus den Augen!“ Sofort drehte er sich um und verließ die alte Festung, welche seit nun mehr über 700 Jahren das Heim seiner Familie war. Die Gänge waren lang und nur Fackeln säumten die kahlen Steinwände. Bisher hatte es sein Vater nicht geschafft, die Bequemlichkeiten des 21. Jahrhunderts hier einziehen zu lassen. Aber was hatte er erwartet? Nicht mal jene des 19. Jahrhunderts waren hier drinnen willkommen. Aus diesem Grund hielt er sich nur solange an jenem Ort auf, wie es von ihm verlangt wurde. Schnellstens wollte er zurück zu seinem Rückzugsort, den niemand kannte, außer seiner Schwester und genau jene stand an einer der Wände gelehnte, grinste ihn an. Ihre weißen Zähne glichen Dolche. Sie war jung und konnte ihre Gestalt nicht lange zur Menschlichen werden lassen. Aus diesem Grund vermischte sich der ihrer Drachengestalt mit der jetzigen. „Was willst du, Antonina?“ Ihm war nicht nach reden zu Mute. Weiterhin quälten ihn die Vorwürfe seines Vaters. Er hatte nichts Falsches getan, als er seine Schuppen rettete. Gegen diesen anderen Blutsauger hatte er kaum eine Chance gehabt und er war nicht lebensmüde um die wenigen auszureizen. „Ich hab gehört, du hast den Schwanz eingezogen wie ein kleiner Welpe, bevor ich ihn verschlinge.“ Als er an ihr vorbei schritt, stieß sie sich von der Wand ab und folgte ihm leicht tänzelnd. Sie liebte es in dieser Gestalt umher zu laufen. Ihre Bewegungen wurden von Tag zu Tag besser. „Ich habe nichts der Gleichen getan und gebe nichts auf Gerüchte. Eines Tages können dir jene den Hals brechen.“ „Ach jetzt komm aber Bruderherz. Sei nicht so grausam zu mir.“ Ein Zischlaut kam von ihm, als er durch eine große Tür auf einen der Balkone schritt. Er musste schnellstens von hier fort, sich einen neuen Plan ausdenken, um an dieses elende Reinblut zu kommen. Aus welchem Grund nur war sie seinem Vater so wichtig? Er sollte einfach irgend einen Blutsauger finden und diesen als sie ausgeben. Sein Vater wusste doch nicht einmal, wie sie aussah! „Villads! Warte!“ Er wollte grade in seine Drachengestalt wechseln, als sie ihn am Handgelenk aufhielt. Ihre Augen strahlten hellblau und ihr leuchtendes, platinblondes Haar wurde durch den Wind nach hinten geweht. „Erzähl mir etwas von ihr. Was macht sie so besonders, dass Vater keine Nacht ruhen will, ohne sie gefunden zu haben?“ „Halt dich da raus! Hast du mich verstanden, Antonina? Halt dich einfach daraus. Das ist nichts, in was du dich einmischen oder auch nur darüber nachdenken solltest!“ Er liebte seine kleine Schwester und wusste genau, dass es sie umbringen konnte, sollte sie sich in diese fanatische Idee mit einbinden lassen. Er hoffte einfach, dass sein Vater klar war, wie jung Antonina war und sie somit nicht mit einbezog. Es reichte schon, dass sie Juraj verloren hatten. Auch wenn er es nicht zugeben wollte und nach außen hin den Unbeteiligten spielte, so hatte es dennoch ein großes Loch in Villads Brust hinterlassen, vom Tod seines jüngeren Bruders zu hören. Schwer atmend legte er die Hand in ihren Nacken und zog sie an sich ran, drückte ihre Stirn gegen die Brust. „Verbessere deine Fähigkeit, um unter den jämmerlichen Menschen zu leben. Es ist von nutzen.“ „Mhh...du behandelst mich noch immer wie ein kleines Kind.“ Weil sie das war, dachte er sich und ließ von ihr ab. Direkt danach sprang er vom Balkon und verwandelte sich während des Fallens in seine wahre Gestalt. Den gesamten Flug bis zu seinem Rückzugsort sinnierte er darüber nach, wie er an diese kleine Blutsaugerin kam, welche ihm durch die Finger glitt. Es gab einige Weitere, die ihm so manchen Gefallen schuldig waren und den einen davon würde er in den nächsten Tagen einen Besuch abstatten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Ich kann nicht mehr! Wie kann es sein, dass ich in meinem eigenen Traum so fertig bin?“ Völlig fix und alle ließ ich mich auf den schneeweißen Boden nieder. Warum auch immer ich von diesem Ort geträumt hatte, ich wusste es nicht. Denn ehe ich richtig in jenen versinken konnte, war mein Peiniger bereits aufgetaucht. „Die selbe Frage habe ich mir die anderen Nächte ebenso gestellt gehabt und bin zu keinem Ergebnis gekommen.“ Genau aus diesem Grund ließ ich mit letzter Kraft, die mir blieb eine Lawine auf ihn stürzen. Zu meinem Bedauern schüttelte er den Schnee wie Puderzucker von seinen Schultern. Ich hasste ihn dafür. Es war mittlerweile der neunzehnte Tag in Folge, an welchem er mich in meinen Träumen heimsuchte. Oh ja, ich sah es nicht mehr als Training, sondern als Heimsuchung an, was er hier mit mir tat! Ich brauchte meinen Schlaf! Also einen ruhigen und keinen, wo ich am nächsten Abend aufwachte und mir vorkam, als hätte mich ein Schnellzug erwischt und etliche Kilometer unter sich mitgeschleift. Das Wort Gnade und Mitleid fehlte eindeutig in seinem Wortschatz, da war ich sicher. „Steh auf. Wir haben nicht mehr viel Zeit, ehe du erwachst. Du solltest länger schlafen.“ „Als wenn ich das beeinflussen könnte!!“ „Du hast Monate verschlafen, warum dann nicht ein paar Stunden mehr?“ Dass ich ihm dies einmal erzählt hatte, ich hätte mich selber Ohrfeigen können dafür. Noch immer zog er mich damit auf. Ich wusste bis heute nicht, wie das geklappt hatte, doch war ich mir zu einem großen Teil sicher, dass dieser Drache einst eine wichtige Rolle dabei spielte. „Warum schlägst du nicht einfach weiter auf mich ein, während ich hier am Boden liege?“ Schlug ich vor und schloss die Augen. Des Öfteren hatte ich mich dabei erwischt, darüber nachzudenken, ob ich vielleicht inmitten eines Traumes einen weiteren haben könnte. Hier einfach einschlafen und eine Ebene tiefer gleiten, wo er nicht hinkam. Wie er es überhaupt jedes Mal schaffte, so leicht einzudringen blieb mir ein Rätsel. Aber sicher lag es mit daran, dass ich meine Fähigkeiten außerhalb dieser Traumwelt nicht nutzen konnte und wessen Schuld war das? Genau. Ich sah zu demjenigen hin, welcher zu mir trat und mir seine Hand reichte. Murrend nahm ich sie an und ließ mich nach oben ziehen. Der Schnee trug keinerlei Spuren von den gesamten Übungen, die wir bis jetzt hinter uns gelassen hatte. Warum nur konnte mein Körper nicht genau so sein, wie dieser? „Lass uns erneut von vorne beginnen.“ „Oh nein, bitte Alucard. Ich brauche echt eine Pause.“ An seinem Blick erkannte ich, dass es ihm kein bisschen gefiel. Dennoch verschwand er kurze Zeit später und Erleichterung breitete sich in mir aus. Endlich hatte ich Ruhe und war alleine, konnte mich Erholen. Hätte es doch nur funktioniert, zu meinem Leid jedoch wurde ich aus diesem Traum heraus gerissen und saß senkrecht im Bett. Sowohl meine Haare, wie mein Gesicht und das Kissen unter mir waren klitschnass. Er hatte es tatsächlich gewagt einen Eimer kaltes Wasser über mich zu gießen. Erst geschockt und danach wütend vor Zorn sah ich zu Alucard. „Wenn du nicht weiter üben willst, solltest du dich um andere Anliegen kümmern.“ Dabei deutete er auf die Bücher, welche er her gebracht hatte. „Eines schönen Tages werde ich dich umbringen. Ganz langsam.“ Sagte ich ihm, während ich aufstand und mir das Wasser aus den Haaren wring. „Auf diesen Tag freue ich mich bereits jetzt.“ Knurrend sah ich zu ihm, als er mir näher kam und eine meiner nassen Strähnen mir hinters Ohr strich. In mir stieg der Impuls hoch, ihm in die Hand zu beißen, aber beließ ich es. „Ich hasse dich.“ „Wie ich bereits sagte, das ist vom Vorteil.“ Und erneut verstand ich das nicht. „Jetzt fang an zu lesen. Die Nächte werden nicht länger.“ Wie schade, dachte ich mir und schnalzte mit der Zunge. Doch anstelle zu den Büchern zu gehen, begab ich mich zu allererst ins Bad, um mich frisch zu machen. Danach wechselte ich meine Kleider. Im Zimmer war er nicht mehr und noch sah ich keinen Grund die Bücher anzurühren. Ich hatte grade genug davon, mir von ihm vorschreiben zu lassen, was ich zu tun hatte. Aus diesem Grund ging ich nach unten. Sorin hatte sich zu meiner Überraschung die letzten Tage etwas von mir distanziert. Zugern hätte ich ihm mein Leid geklagt, doch hielt er sich vermehrt draußen auf und das nicht nur innerhalb dieses Geländes. Des Öfteren streifte er außerhalb des Zaunes umher und zu meist in seiner Wolfsgestalt. Ob etwas mehr zwischen den beiden vorgefallen war, was ich nur nicht mit bekommen hatte? Zugern hätte ich es herausgefunden. Jedoch wollte keiner der beiden mit mir darüber sprechen und sie zwingen tat ich nicht. Zähneknirschend betrat ich die Küche, öffnete den funkturnierenden Kühlschrank und war zumindest Alucard dafür dankbar, dass er von seiner Idee zurückgewichen war, mir kein Blut mehr zu besorgen. Ich setzte mich mit der Flasche in der Hand an den Tisch, und hatte erst überlegt ein Glas dazuzunehmen. Aber aus welchem Grund, dachte ich danach und trank den Inhalt so aus. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Kalender, welchen Sorin angebracht hatte. Alle drei Tage ging er einkaufen. Immerhin brauchte er reichlich frisches Fleisch, jedenfalls behauptete er es. Ich war mir sicher er benutzte die Ausrede nur, um von dieser Trostlosigkeit wegzukommen. Wie gern hätte ich es ihm nachgemacht. Mein Kopf landete auf der Tischplatte. Nicht mal mehr zwei Monate, und mein achtzehnter Geburtstag stand vor der Tür. Früher hatte ich mir immer ausgemalt, wie ich diesen verbringen würde. In keiner der Varianten kam jemals ein Werwolf und Vampir drinnen vor. Bestimmt wussten die beiden nicht einmal, dass ich in 53 Tagen Geburtstag hatte. Dann aber dachte ich darüber nach, was solch ein Geburtstag überhaupt wert war. Immerhin, wozu zählen, wie alt ich werde, wenn ich es eh irgendwann keinem Menschen mehr sagen konnte? Es wäre immerhin merkwürdig, wenn ich eines Tages auf jemanden zugehe, und sage, hey, ich bin übrigens dreihundert und noch ein paar zerquetschte Jahre, und du? Die Zeit strich voran und die Müdigkeit forderte ihren Tribut. Ich hatte es nicht einmal bemerkt, wie ich mit dem Kopf auf der Tischplatte weggedämmert war. Erst als jemand an meiner Hand sich zu schaffen machte, schreckte ich auf und saß senkrecht im Stuhl. „Was??“ Fragte ich verschlafen. Meine Augen brauchten einen Moment, bis ich die Umgebung wahrnahm. „Ich wollte dich nicht wecken, dachte mir nur, ich spüle die Flasche aus, bevor sich der Geruch weiter im Haus verteilt. Es stört meine Nase ganz schön.“ „Hm? ... Ach so... Ja. Schon gut.“ Ich rieb mir über die Augen und anschließend über die Schläfen. Seit einigen Tagen plagten mich des Öfteren Kopfschmerzen und hätte eine Tablette etwas daran geändert, ich hätte eine genommen. Als ich das Erste mal vor einigen Tagen nach einem Aspirin fragte, hatte mich Sorin angesehen, als würde ich von einem anderen Stern kommen. Dennoch hatte er mir einige besorgt und danach rum gejammert, dass es deswegen nicht mehr für zwei weitere Steaks gereicht hatte. Er tat mir in diesem Augenblick ja so leid. Zugern hätte ich ihm die Kopfschmerzen überlassen, auf dass er auf die Tabletten verzichten und sich dafür jenes Fleisch mitbringen konnte. „Brauchst du irgendwas? Ich bin morgen wieder kurz in der Stadt.“ Erstaunt sah ich zu ihm. Mich von sich aus gefragt hatte er die letzten Wochen nicht getan. „Naja, wenn du mich so fragst. Ja. Wie wäre es mit einem Buch? Also einem richtigen? Ein Roman oder so etwas?“ Etwas anderes zu lesen würde mir so gut tun als ständig nur jene Lektüre, die mir Alucard bereitstellte. „Und vielleicht ein Radio?“ Denn hier gab es keines und die Langeweile zerrte an meinen Nerven des Nachts. Viel lieber hätte ich nach einem Fernseher mit DVD-Player gefragt, doch war ich mir sicher, dass er nicht viel Geld bei sich trug, wenn er in die Stadt ging. Es war immerhin schon erstaunlich, dass Alucard ihm überhaupt jedes Mal etwas zukommen ließ. „Ein Buch und ein Radio. Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Er stellte die abgewaschene Flasche in einen Kasten und drehte sich zur Tür um. Bevor er die Küche verlassen konnte, rief ich seinen Namen, woraufhin er stehen blieb, sich aber nicht zu mir umdrehte. Ich kaute auf meinen Lippen herum. „Bist du aus irgendeinem Grund wütend auf mich?“ Brachte ich es endlich heraus. Ich konnte genau erkennen, wie seine Schultern sich verkrampften. Er drehte sich zu mir um und versuchte anscheinend die Verspannung weg zu massieren. „Um ehrlich zu sein, ich bin nicht wütend auf dich. Es ist nur...“ Er sprang von einem Bein aufs andere. Ich konnte genaustens erkennen, dass es ihm unangenehm war darüber zu sprechen. „Es ist was?“ Ich stand auf und kam auf ihn zu. „Was ist los, Sorin?“ Fragte ich erneut und blieb genau vor ihm stehen. „Verdammt Kleines. Du bringst mich echt in Schwierigkeiten.“ Meine Stirn legte sich in Falten. „Seit wann interessiert dich denn so etwas?“ „Seit dem es mein Rudel mit betrifft. Hör zu Kleines. Wenn es nur um mich ginge, würde ich so weitermachen wie zuvor. Da es hier aber ebenso um mein Rudel geht und die Abmachung mit diesem beischlafsunfähigen Blutsauger, muss ich mich an seine Spielregeln halten. So ungern ich die auch einhalten will ... und eine davon ist es nun mal, mich von dir fernzuhalten.“ Bei seinen Worten schloss ich die Augen und rieb mir über die Nasenwurzel. „War er es damals, mit welchem du dich unterhalten hattest? Als wir von den Ruinen wieder kamen?“ Und mit Absicht erwähnte ich nicht den Kuss, welchen er als mies bezeichnete. Das übrigens hatte ich noch immer nicht vergessen. „Ich weiß echt nicht, wo sein Problem liegt. Er scheint keinen hochzubekommen, hat aber dennoch etwas dagegen, wenn ich dir beibringen will, wie es richtig geht. Wäre ja nicht so, als wenn ich dich ins Bett bekommen wollen würde. Dafür fehlen die eindeutig einige Attribute.“ „Ah!! Ist ja gut! Ich weiß! Du musst damit nicht wieder anfangen!“ Ich hob meine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, doch griff er nach diese und drückte sie. „Hör zu Kleine, du verdrehst sicher so manchem Kerl den Kopf. Aber ich stehe echt auf Weiber, die etwas mehr auf den Rippen haben und ich keine Angst haben muss, sie beim Sex zu verletzen.“ „Wer sagt überhaupt, dass ich an dir interessiert sei?“ Ich versuchte, meine Hand, aus seiner Umklammerung loszumachen. „Ich weiß, dass du keinerlei solcher schwärmerein für mich übrig hast. Aber ich weiß ebenso, wann ich dich mit meinen Äußerungen ab und an verunsichere. Das musst du aber nicht sein.“ Jetzt endlich ließ er meine Hand los und ich rieb über diese, da sie etwas schmerzte. Das Thema beließ ich lieber damit. Ich wollte nicht näher drauf eingehen. „Wirst du dich weiterhin von mir distanzieren?“ „Solange er mit dem Schutz meines Rudels die besseren Karten in der Hand hält, bleibt mir wenig übrig. Aber keine Sorge. Das heißt nicht, dass ich ihm nicht weiterhin auf die Eier gehen werde, sollte er tatsächlich welche besitzen.“ Ich stieß ihn mit dem Ellbogen gegen die Seite. „Ich wette, genau aus solchen Gründen hat er dich auf den Kieker.“ „Auf den was?“ Augenrollend huschte ein Lächeln auf meine Lippen. Es tat gut, wieder mit ihm so ungezwungen zu quatschen. „Versuch doch mal, etwas netter zu ihm zu sein.“ „Soll ich ihm vielleicht die Pantoffeln ans Bett bringen?“ Das Lachen konnte ich nicht unterdrücken, als ich es mir vorstellte. „Du kannst es ja mal versuchen.“ Er wuschelte mir durch die Haare. „Aber klar doch. Und kurz danach rolle ich mich vor ihm auf den Rücken und lasse mir von ihm den Bauch kraulen.“ Der Lachanfall verlängerte sich und ich musste mir die Tränen aus dem Gesicht wischen. Er haute noch einige solcher Sprüche raus, bis ich endlich dazu kam, mich wieder zu beruhigen und mich mit der Schulter an den Türrahmen lehnte. „Ich werde mit Alucard sprechen. Immerhin sollte er froh sein, dass du überhaupt hier bist, anstelle mit dem Schutz deines Rudels zu drohen.“ Stellte ich fest und kurz schien es so, als wenn Staunen in Sorins Augen aufblitzen würde. „Meine Rede! Aber verklickere das Mal diesem Sturkopf. Tse! Ich wette der ist einfach nur untervögelt.“ Und wieder stieß ich ihn mit dem Ellbogen an. „Hey..Komm schon, es ist doch wahr. Ich wette, der hat seit Jahrzehnten kein Rohr mehr verlegt... sagt man das überhaupt noch?“ Er rieb sich über das Kinn und ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube schon. Aber da ich schon so lange nicht mehr unter meines Gleichen ... ich meinte, unter Menschen war ... also Teenagern, weiß ich es selber nicht.“ „Es fehlt dir, oder? Ich weiß zwar nicht wieso, aber es ist so, wa?“ Ich konnte nur nicken, denn es fehlte mir wirklich ab und an. „Das schlimmste für mich ist, dass ich nie richtig erwachsen werde. Für immer in dem Körper einer Sechzehnjährigen gefangen bin.“ Seufzend sah ich zum Boden, doch legte er seine Finger unter mein Kinn und hob es an. „Damals im Wald, als ich dich das erste Mal sah, wirktest du wie ein Kind, doch hast du dich in der Zeit danach verändert. Wie es scheint lagen wir damals falsch. Aber damals wusste ich zum Beispiel noch nicht, was du wirklich bist.“ Fragend sah ich ihn an und zwinkerte einige male, bis er mir auf die Nasenspitze stupste und dann mich alleine hier stehen ließ. Ich rieb mir über die Nase und musste lächeln. Hatte er das ernst gemeint? „Anstelle hier sinnlos herum zu stehen, solltest du dich nützlich machen.“ Und schon war meine gute Laune weg. Ich drehte mich nicht zu Alucard um, sondern ging zur Treppe und hoffte einfach, dass er nicht so viel von dieser Unterhaltung mit bekommen hatte. Kapitel 68: Aus irgend einem Grund ahnte ich, warum die Trainingseinheiten in meinen Träumen aggressiver wurden und Alucard zudem sichtbar in meiner Nähe blieb, als ich mit der Nase über den Büchern hing. Er hatte scheinbar doch das Gespräch mit Sorin mitbekommen gehabt. Aber warum nur musste er seinen Frust dann an mir auslassen? Die Beiden sollten vielleicht mal vor die Tür gehen und das mit einander austragen. Doch als ich diesen Gedanken weiter spann, ahnte ich bereits, welcher von den Beiden danach wohl ins Totenreich Einzug hielt. Daher beließ ich meinen Frust bei einem seufzen. Dennoch glitt mein Blick zu einem Buch auf dem nahegelegenen Tisch. Sorin hatte mir tatsächlich eines mit gebracht. Irgendein Roman, dessen Titel ich nicht kannte. Laut der Rückseite sollte es in diesem um irgendwelche Highlander gehen, zur Zeit als einen Zwist zwischen Schottland und England bestand. Irgendwann im Geschichtsunterricht hatte ich davon etwas gehört, doch entsann ich mich kaum noch an die Details. Zudem kam ich eh nicht dazu, das Buch zu lesen. Denn mit dem Vampir in meinem Nacken gestaltete es sich ziemlich schwer. Am vierten Tag reichte es mir schließlich und ich schlug das Buch über Mythen und Legenden zur Zeit des 16. Jahrhunderts zu. Mein Kopf dröhnte erneut und zudem war die Schrift kaum zu entziffern. „Das ist doch Schwachsinn! Zu der Zeit glaubten die ja sogar, dass rothaarige Frauen Hexen seien! Warum muss ich den Mist überhaupt lesen?“ Wollte ich frustriert wissen und war zu einem Teil mehr als froh, nicht in dieser Welt gelebt zu haben. „Es gibt einen schmalen Grad zwischen Wirklichkeit und Imagination. Es wird dir von Nutzen sein, wenn du weißt, was auf dich zukommen kann.“ Murrend sah ich zu ihm und hob dabei den etwa zwei Kilo schweren Koloss an Buch hoch. „Und du glaubst wirklich, dass mir dies hier von Nutzen sein wird? Ich merke mir doch eh nicht alles, was dadrinnen steht. Zudem, woher soll ich wissen, was nützlich ist und was nur in den Köpfen von irgendwelchen Spinnern entstand?“ Ich ließ das Buch zurück auf die Bettdecke fallen und stand auf, streckte mich. „Sera muss das doch auch nicht alles lernen, also warum ich?“ Mein Hals knackte, als ich den Kopf zur Seite drehte. „Weil sie nicht in eine Welt vollkommen Blind umherlaufen wird, wie du es tun wirst und die Bücher kannst du nicht mit nehmen. Geschweige denn später auf sie zurückgreifen.“ Ich hatte meinen Oberkörper zur Seite gedreht und sah dabei zu ihm hin. Dann fiel mir wieder ein, dass ich irgendwann von hier weggehen würde, immerhin hatten wir eine Abmachung getroffen. Doch Sera würde bei ihm bleiben, zumindest in dem großen Anwesen von dieser Verrückten. „Ist ja gut, ich habs begriffen. Aber kannst du dann nicht wenigstens wieder verschwinden, so wie früher? Es macht mich kirre, dass du ständig hier bist.“ „Hab ich solch eine Wirkung auf dich?“ Sein Grinsen wieder, ich musste ihn anknurren und ballte die Faust. „Jeder braucht seinen Freiraum und du schränkst meinen seit geraumer Zeit stark ein. Hast du nichts anderes zu tun?“ „Zur Zeit ist es sehr ruhig, was ich selber bedaure. Doch sollte etwas geschehen, werde ich dich selbstredend für kurze Zeit alleine lassen.“ Ich stieß nach diesen Worten ein Stoßgebet Richtung Himmel und wünschte mir, dass irgendwo etwas geschah, was seine Anwesenheit benötigte. Zumindest für ein paar Stunden. Auch wenn ich es mir nur schwer zugestand, mochte ich seine Gegenwart, aber doch nicht die ganze Zeit, immerhin wollte ich mich von ihm distanzieren. Das hier verursachte aber lediglich, dass ich mich des Öfteren dabei erwischte, wie mein Blick zu ihm glitt. „Ich hab Hunger, als wenn du nichts dagegen hast, gehe ich was trinken.“ Damit konnte ich mich zumindest etwas Abstand zwischen uns bringen. Denn runter in die Küche folgte er mir nicht. Nur wenn ich zulange fortblieb und dann auch nur, um mich dann erneut daran zu erinnern, wie viel Bücher noch darauf warteten von mir gelesen zu werden. Es war erstaunlich, wie viele sich in den letzten Jahrhunderten über diverse Themen angesammelt hatten. Man hätte damit glatt eine ganze Bibliothek ausstatten können. Woher diese Verrückte wohl all diese Bücher hatte? Einige davon mussten sicher ein Vermögen wert sein, nahm ich zumindest an. „Na, hast du eine Pause genehmigt bekommen?“ Mit der Flasche voll Blut in der Hand, drehte ich mich um und schlug den Kühlschrank hinter mir zu. „Hör bloß auf! Der bringt mich noch an den Rand des Wahnsinns! Keine Sekunde lässt der mich in Ruhe! Ich komme mir vor, als wenn ich in ein paar Tagen eine wichtige Arbeit zu schreiben hätte.“ Klagte ich Sorin gegenüber mein Leid, welcher in einen herzhaften Lachanfall versank. Noch immer sprachen wir nicht mehr so viel miteinander wie früher. Ich musste mir selber eingestehen, dass ich es einfach nicht überwand mit Alucard darüber zu reden. „Du schaffst das schon. Kopf hoch und Zähne zusammenbeißen.“ Mit dem Kommentar verschwand er wieder nach draußen. Hoffentlich hatte er recht, denn allmählich wollte nichts mehr in meinen Kopf rein gehen. Es war einfach zu viel Wissen, dass ich mir aneignen sollte und dies in so kurzer Zeit. Die Flasche trank ich in wenigen Schlucken leer und spülte sie danach aus. Mein Blick schweifte dabei zum Kalender und wieder entfloh mir ein Seufzen. Nachdem ich die Flasche in den Kasten gestellt hatte, ging ich zurück nach oben und ins Zimmer hinein. Mein Peiniger saß weiterhin auf seinem Platz und schien mich nicht einmal wahrzunehmen. Seine Augen waren geschlossen. Ob er schlief? Verwundert blieb ich stehen und war nahe dran zu überlegen, was ich machen könnte. „Das Buch ist nicht einmal bis zur hälfte gelesen.“ Von wegen schlafen, der Kerl war hellwach. Ihn anzischend ging ich zurück zum Bett und griff mir das Buch. „Sollte ich jemals einer Hexe begegnen, bitte ich sie, dich zu verfluchen!“ „Hexen bittet man nicht, man handelt mit ihnen. Müsste in dem in blauen Samt gebundenen Buch stehen.“ Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den großen Haufen ungelesener Bücher und ich legte das angefangene zurück. Es dauerte keine paar Minuten, bis ich es entdeckte und aus den Haufen zerrte. Die Seiten waren vergilbt und fühlten sich abgegriffen an. Mit den Fingerspitzen strich ich über den Samt und setzte mich auf die Fensterbank, wo ich es öffnete. Die ersten Seiten waren nicht zu lesen und verwundert blickte ich zu Alucard, welcher mich wieder beobachtete. „Was ist das für eine Sprache?“ „Gälisch.“ Wieder sah ich auf die unbekannten Wörter. „Warum hast du es mitgebracht, wenn ich es nicht lesen kann?“ „Nur die ersten Seiten sind in Gälisch. Es wird lediglich eine Warnung ausgesprochen.“ Nun sah ich neugierig zu ihm hin. „Was für eine?“ „Im Allgemeinen, dass niemand leichtsinnig mit dem enthaltenen Wissen umgehen soll. Der Preis, welcher verlangt wird, durch die Verwendung des Inhaltes, kann größer ausfallen, als jenes Ergebnis des geäußerten Zieles.“ Überrascht sah ich wieder auf das Buch und blätterte weiter durch. Nach einigen Seiten begann der Text wirklich ins Englische überzugehen und ich konnte es lesen. „Wohl ein Thema, dass dich interessiert?“ Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. „Es ist zumindest etwas, dass nicht so eintönig und abstrakt klingt, wie die anderen Sachen, welche ich lesen muss.“ Zumal ich mir bei Hexen sicher war, dass es sie wirklich gab. Dafür musste ich nur an diese eine Frau in der Höhle denken, als mich Reko mitnahm. Irgendwann kam ich bei den verschiedensten Symbolen an und musste dabei an das Amulett dieser Hexe denken. Dort war ein Zeichen drauf gewesen, wenn ich mich recht erinnerte. Ich hatte es nur kurz gesehen, dennoch suchte ich vergebens danach. Vielleicht war es aber auch gar kein solches Zeichen, sondern etwas anderes. Ob ich Alucard danach fragen sollte? Immerhin wusste er eine Menge, auch wenn ich das grade ungern zugeben wollte. Aus dem Grund stand ich auf und stellte mich vor ihm hin. Ich zeigte auf eines der Zeichen, die dem anderen sehr ähnlich war und beschrieb jenes, was ich damals gesehen hatte. Doch zu meiner Überraschung konnte er mir keine Antwort darauf geben und meinte dann, dass es eine abgewandelte Form der Lebensrune sein könnte. Murrend setzte ich mich mit dem Buch zurück auf die Fensterbank und las nun einfach von Beginn an. Zumindest ab der Seite, wo ich verstand, was dort stand. Die Zeit verging und noch immer konnte ich nicht glauben, dass es tatsächlich etwas faszinierendes in dem ganzen Stapel an Papier gab, was in der Ecke gelegen hatte. Es war zumindest bei weitem interessanter als das andere alles, was ich zuvor gelesen hatte. Während ich in dem Buch vertieft war, hatte ich nicht mal mitbekommen, dass Alucard das Zimmer verlassen hatte. Erst als die Sonne aufstieg und ich dessen rötlichen Schimmer am Firmament bemerkte, sah ich von dem Buch auf und bemerkte sein verschwinden. Kurz ließ ich meinen Blick durchs Zimmer schweigen und ging vom Fenster weg. Hätte er nicht zumindest etwas sagen können? Wenigstens wie lange er wegblieb? Nicht das ich ihn vermissen würde, ich hätte es nur gut gefunden zu wissen, wie lange ich Ruhe vor ihm hatte. Die Chance ließ ich wenigstens nicht ungenützt verstreichen. Mit dem Buch in der Hand begab ich mich schnell in das unten befindliche Bad und ließ die Wanne volllaufen. Mit einem wohligen Seufzen genoss ich die Wärme um mich herum und las danach direkt weiter. Ich war grade bei den Beschreibungen angekommen, wie angeblich eine Hexe ihre Nachfolgerin bestimmte. Dass es so funktionierte, war mir nicht klar gewesen. Ich dachte immer, entweder man hat die Fähigkeiten oder nicht. Doch scheinbar gab es unterschiede zwischen den einzelnen Hexen. Als ich den letzten Absatz auf der linken Seite durchlas, wurde mir das Buch aus der Hand genommen. „Ist dir klar, wie alt diese Bücher sind und was geschieht, wenn du sie ins Wasser fallen lässt, beziehungsweise mit nassen Fingern berührst?“ Zu meinem Entsetzen sah ich in zwei rote Augen hinein. „Bist du wahnsinnig??? Du kannst doch nicht einfach hier rein kommen!!“ Schrie ich ihn an und verschränkte die Arme vor meiner Brust, versuchte dabei tiefer ins Wasser zu tauchen und wäre mehr als dankbar gewesen für ein Schaumbad. „Wie du siehst, kann ich das sehr wohl.“ Er schlug das Buch zu und sah mich weiterhin an, während ich nur darauf wartete, dass er endlich verschwand. „Schön, dann kannst du das eben. Aber dann hau wenigstens jetzt ab!“ „Vielleicht gefällt mir der Anblick.“ Ich riss meine Augen weit auf und wurde sicherlich rot wie eine Tomate. Wenn er nicht dieses schalkhafte Grinsen auf den Lippen getragen hätte, ich hätte es ihm eventuell sogar geglaubt. Doch so zischte ich ihm entgegen und fletschte die Zähne. Kurz darauf verschwand er lachen. Erleichtert lag ich noch kurze Zeit in der Wanne. Dann aber stieg ich schnell raus und zog mir sofort etwas an, bevor er doch nochmal her kam. Mit einem Tuch um die Haare verließ ich das Badezimmer. Die kühle Luft schlug mir gradewegs entgegen und ich ging ins Wohnzimmer, wo jemand, wahrscheinlich Sorin das Fenster geöffnet hatte. Nachdem ich es schloss, führte mich mein Weg zurück nach oben ins Schlafzimmer. Von Alucard keine Spur, aber das Buch lag auf dem Nachtisch. Zu erst wollte ich es wieder an mich nehmen, doch dann entschied ich mich eher dafür mein Bett von dem anderen Koloss an Buch frei zu räumen und mich danach auf dieses im Schneidersitz nieder zu lassen. Ich rieb mir über den Nacken und musste an die Situation eben zurückdenken. Ob ich jemals ein Bad nehmen werde, wo er nicht plötzlich auftauchte? Das schlimmere jedoch war, dass ich seinen Blick genossen hatte. Was war nur mit mir los? Ächzend ließ ich mich nach hinten fallen. Ich wusste, was los war. Sorin hatte es des Öfteren schon erwähnt und konnte es angeblich riechen. Es war gefährlich, für mich. Um so oft ich mir auch vorsagte, dass ich mich von ihm fernhalten sollte, fiel es mir schwer, in Gedanken nicht an ihn zu denken, zumindest in bestimmten Situationen. Mein Glück war, dass er in meinen Träumen nicht wieder meinen Gedanken Formen verlieh. Als ich an das eine Mal zurückdachte, wurde mir schon wieder ganz anders zumute. Irgendwann schaffte ich es, mich wieder mit dem Buch auseinander zu setzen und suchte jene Seite, wo ich aufhören musste. Es fehlten nicht mehr viele Seiten, bis zum Ende und es war wirklich interessant. Noch sieben Seiten fehlten und mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich bersten. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, das Buch zu ende zu lesen, schaffte ich es einfach nicht mehr. Die Buchstaben begannen bereits vor meinen Augen zu schwimmen und ich legte das Buch zurück auf den Nachttisch, stand auf und ging zum Fenster, welches ich öffnete. Vielleicht half frische Luft, die ich tief einatmete und mich dabei am Fenstersims abstützte. „Alles in Ordnung bei dir da oben?“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit nach unten und sah Sorin, welcher sich grade die Hose zumachte. Scheinbar war er in seiner anderen Gestalt draußen unterwegs gewesen. Ich wank ihm zu und versuchte mich an einem Lächeln. „Alles Gut.“ Meinte ich und musste mich danach wieder am Fenstersims festhalten, da schwarze Punkte vor meinen Augen begannen zu tanzen. „Ich komm hoch.“ „Nein nein, alles gut. Bin nur müde.“ Ich schloss das Fenster wieder und ging zurück zum Bett. Sicher war ich einfach nur fertig, dachte ich mir und ließ mich Bauchlinks auf die Decke fallen. Ich versuchte einzuschlafen, doch mit diesem Presslufthammer im Kopf gestaltete sich das schwerer als gedacht. Ächzend drehte ich mich auf den Rücken, sah zur Decke hoch und ihr dabei zu, wie sie hin und her schwank, als würde ich auf einem Schiff bei Sturm liegen. Ich nahm alles zurück, es ging mir überhaupt nicht gut. Eine Hand legte sich auf meine Stirn und erst da bemerkte ich die Anwesenheit von Alucard, welcher sich über mich gebeugt hatte. Er sagte irgendwas, ich erkannte es daran, dass seine Lippen sich bewegten. Doch was er sagte, ging in einem Rauschen unter, das in meinem Kopf dröhnte. „Alucard?...Ich fühle mich krank.“ Meine Stimme klang wie gedämpft, so kam es mir zumindest vor. Ich schloss die Augen, damit das Zimmer nicht noch mehr schwankte. Er rüttelte an meiner Schulter, weswegen ich sie kurz wieder öffnete und ihn ansah. Mit der Hand wollte ich nach ihm greifen, seine Hand von mir lösen, fasste jedoch daneben und spürte, wie sie zurück auf die Bettdecke fiel. „Lass mich schlafen.“ Murrte ich, denn das schien das einzige zu sein, was mir einfiel, damit es schnell vorbei ging. Auch wenn ich nicht wirklich schlaf fand. Alleine schon die Augen zu schließen führte dazu, dass ich mich etwas besser fühlte. Ich spürte, dass er weiterhin an mir rum rüttelte und als er mein Kinn griff um es etwas nach oben zu ziehen, wollte ich erneut nach seiner Hand greifen, doch erstarrte ich, als ich etwas weiches auf meinen Lippen spürte. Ich musste die Augen öffnen und sah in seine hinein. Er ließ wieder von mir ab und sagte erneut etwas, das ich nur mit viel Mühe vernehmen konnte. „... nicht einschlafen....“ Drang zu mir durch und meine Gedanken waren dabei noch immer bei dem eben erlebten. Hatte ich das eben nur halluziniert? Doch noch immer fühle es sich wie ein Kribbeln auf meinen Lippen an. Ich nickte ihm unmerklich zu, wobei er mir half, mich aufzusetzen. Das Zimmer drehte sich weiterhin, doch sah ich, wie die Tür aufging und Sorin rein kam. Er sagte irgendwas zu Alucard und dann hielt er mir ein Glas hin. Ich nahm es an und trank es geradezu begierig aus. Sie unterhielten sich, wobei nur Wortfetzen zu mir durchdrangen. Wie es schien, war Alucard nicht sehr erfreut das zu erfahren, was Sorin ihm sagte, seine Miene verfinsterte sich und der Wolf streckte nur die Hände nach oben, als wolle er sich ergeben, beziehungsweise zeigen, dass er nichts wusste. Dann jedoch zeigte er auf mich. Alucard richtete sich auf und sah erst zu Sorin und danach zu mir runter. Was war jetzt schon wieder? Ihre beiden Blicke auf mich gerichtet, fühlte ich mich noch unwohler als bisher. Ich wollte noch einen Schluck trinken, führte das Glas zum Mund und sah dabei auf meine Hand, sofort hielt ich inne. Sie sah gräulich aus und meine Fingernägel wirkten fast bläulich. Selbst ich erkannte, dass es nicht gut war. „Was ist das?“ Fragte ich mit krächsender Stimme und sah wieder zu den beiden zurück, doch beugtte sich Alucard etwas vor und ließ seine Arme sowohl unter meine Knie gleiten, wie unter meinen Rücken. Direkt danach hob er mich an. Ich fühlte mich so komisch in diesem Moment, als wenn er mich nicht nur etwa einen Meter, sondern mehrere hochgehoben hätte. Kurz sah ich zu Sorin, welcher noch irgendwas zu sagen schien. Dann jedoch verschwand er, was daran lag, das Alucard mich sich in die Schatten zog. Das hatte er schon lange nicht mehr gemacht gehabt, dachte ich mir und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Im nächsten Moment waren wie schon wieder aus diesen raus und obwohl sich das Zimmer nur schneller zu drehen schien, erkannte ich schnell, wo wir waren. Wir waren wieder in London, und zwar genau in dem Zimmer, wo diese elende Verrückte sich aufhielt. Sie stand ziemlich schnell auf, und schien wild zu gestikulieren. Ich schloss meine Augen erneut und lehnte die Stirn an Alucards Schulter. Wie eine schwere Decke legte sich die Dunkelheit über mich und obwohl ich wusste, dass ich nicht einschlafen sollte, konnte ich mich nicht mehr wach halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)