Vampire? Die gibt es doch gar nicht! von The_Maoh ================================================================================ Kapitel 45: Kapitel 65-66 ------------------------- Kapitel 65: Die Tür war genau so alt wie der Rest des Hauses und als Sorin sie öffnete, vernahm man ein lautes Quietschen. Es gab keinen Lichtschalter und dennoch tastete der Wolf danach und zog seine Hand zurück, welche mit Spinnenweben überzogen war. Sofort durchzog mich ein Schauer und ich ging etliche Schritte von ihm weg. „Vergiss es! Ich will nicht mehr auf Erkundungstour.“ „Hä? Warum? Nur weil es dort dunkel ist? Ihr könnt doch angeblich so verdammt gut im Dunkeln sehen.“ Um die Finsternis machte ich mir keine Gedanken. Sorin schien zu begreifen und hob seine Hand an, sah auf die Spinnenweben und danach wieder zu mir. „Jetzt sag nicht, ein Blutsauger hat Schiss vor ein paar Kriechtieren. Ich werd verrückt!“ Er musste lachen, während ich mir auf die Lippen biss. „Na und! Es gibt bestimmt auch Sachen, die dir eine Scheißangst einjagen!“ Protestierte ich und lief am anderen ende der Küche auf und ab. „Aber doch keine Viecher, die einem nichts antun.“ „Sie sind ekelhaft! Und zu dem tauchen sie immer plötzlich auf und bewegen sich so schnell! Das ist doch nicht normal!“ „... Wir reden hier aber nicht grade über einen anderen Blutsauger oder?“ Ich blieb abrupt stehen und sah zu ihm hin. Zuerst wollte ich ihm einen blöden Kommentar zurückgeben, dachte aber über seine Worte nach und lächelte. „Nein tun wir nicht. Aber ich hab wirklich Schiss vor Spinnen und mach dich nicht nochmal darüber lustig!“ Ich kam auf ihn zu und tippte mit meinem Finger gegen seine Brust, wohingegen er die Hand, an welcher noch immer einige Spinnenweben klebten, hob. Sofort trat ich einen Schritt zurück. „Okay, pass auf Kleine. Du musst echt keine Angst haben.“ Er schüttelte seine Hand sauber und grinste mich an. „Ich werd dir den Weg frei räumen. Doch vorher bräuchte ich schon so etwas wie eine Lampe.“ „Wölfe können wohl nicht so gut im Dunkel sehen?“ Fragte ich ihn neckisch und kicherte. „Wenn ich mich verwandle schon, aber so, nein, nicht so gut wie deinesgleichen.“ Ich ließ ihn suchen, doch am Ende war es lediglich eine Kerze, welche er fand und anzündete. „Echt mal, keine Taschenlampe zu finden. Nicht sehr besucherfreundlich.“ „Du hast mein größtes Mitgefühl.“ Ich blieb beim Tisch stehen, als er die Treppe hinunter verschwand. „Wenn ich die kleinen Tierchen lebend hochbringen würde, würdest du dann abhauen?“ „Was glaubst du denn?“ Stellte ich ihm die Gegenfrage und zog eine Augenbrauche nach oben. „War nur eine Frage.“ Kam es belustigend von ihm zurück und ich wartete weiter, sah aber genau zur Tür. Sollte auch nur eines von diesen Mistviechern da durch laufen, wäre ich sofort weg von hier. „Das wars. Die ersten paar Meter alles clean und jetzt komm.“ Mir über die Arme reibend kam ich zu ihm und sah vorsichtig zur Treppe. Mein Blick scannte jeden Bereich ab, jederzeit bereit, mich umzudrehen und abzuhauen. „Du bist echt süß, Kleines. Jetzt aber los. Wo bleibt dein Sinn für Abenteuer?“ Ich streckte ihm die Zunge raus und ging die Treppe nach unten. Er hatte recht, ich sollte mich nicht so haben. Die Viecher konnten mir nichts anhaben und dennoch jagten sie mir einen Schauer über den Rücken. Am Fuß der Treppe verlief ein Gang etwa 15 Meter geradeaus mit jeweils einen Raum zur rechten und zur linken. Dann machte der Gang eine Biegung. Sorin ging an mir vorbei und mit der Kerze in der Hand voran. „Ich bin ja mal gespannt, was wir hier unten finden werden.“ „Eingelagerte Gläser? Kohle? Irgendwelches ausrangierte Zeug?“ Vermutete ich drauf los. Bisher war hier nichts, außer die kahle Steinwand und zwei leere Räume. „Verstecke Leichen. Ein geheimer Fluchtweg? Oder eine Folterkammer?“ Rätselte Sorin und wieder schmunzelte ich. Mit absoluter Sicherheit. Für was sonst bräuchte man einen Keller? Wir bogen um die Ecke und standen vor einer Steinwand. „Oder eine Sackgasse. Echt tolles Abenteuer.“ Ich klopfte Sorin auf den Arm und wollte mich umdrehen, als er mein Handgelenk festhielt. „Du glaubst doch nicht echt, dass es hier nicht weitergeht, oder etwa doch?“ Na was vermutete er denn? „Da ist eine Wand vor uns und keine Tür.“ „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen sah ich ihn an, als er mir die Kerze entgegenhielt. Ich nahm diese an mich. „Sorin, wenn da hinter nichts ist, wirst du nur um sonst die Mauer beschädigen.“ Doch auf mich hörte er nicht und nahm etwas Schwung, um mit seiner Schulter gegen die Wand zu stoßen. Von der Decke rieselten kleine Gesteinsbrocken. Als er es nochmal machte, hatte ich schon die Befürchtung, gleich würde über uns alles zusammen stürzen. Doch dem war nicht so, da sich Sorin plötzlich auf der anderen Seite der Mauer befand und hustend zu mir sah. „Na also ... was habe ich gesagt?“ Ich kam auf ihn zu, drückte ihm die Kerze zurück in die Hand und stieg über die Reste der Wand hinweg. Unter diesen befand sich auch etwas Holz, was darauf schließen lies, dass hinter der Steinmauer eine Tür gewesen war. Der Gang ging in der Tat weiter und ich war sichtlich überrascht. Aus welchem Grund hatte man die Tür zugemauert und vor allem, wann? War es zu der Zeit, als mein richtiger Vater hier lebte? Oder war es nach dessen Tod gewesen? Hatte das Alucard oder ein anderer getan? „Na komm Kleine. Nicht stehen bleiben. Wer weiß schon, was wir entdecken werden.“ Er ging weiter, dicht gefolgt von mir, die sich genau umsah und vor allen in die Ecken blickte. Wieder führten ein paar Räume zu den Seiten weg, aber waren jene ebenso leer. Für was die einst genutzt wurden? Eventuell doch, um irgendwas zu lagern. „Hey Kleiner, komm mal her.“ Ich stand in einem der leeren Räume, als Sorin nach mir rief und ich sofort in den nächsten zu ihm kam. „Was ist denn los? Hast du doch ein Einmachglas gefunden?“ Fragte ich witzelnd, während er sich hingehockt hatte und mit der Handfläche über den Boden strich. Ich kniete mich ebenso und sah einige Einkerbungen im Steinboden. „Wie es scheint, befand sich hier eine Tür.“ „Wieder eine zugemauerte?“ Fragte ich und sah zu der Wand vor uns, als der Wolf mit dem Kopf schüttelte. „Nein. Sieh dir die Steine an. Die Fugen dort sind breiter als bei den anderen.“ Ich zuckte nur mit den Schultern, denn es waren nur Millimeter Unterschiede. „Du musst echt noch viel lernen.“ „Deswegen bin ich doch mit dir unterwegs, um was zu lernen.“ Erwiderte ich zwinkernd und richtete mich auf. „Du meinst also, dass die Wand als Tür genutzt wurde?“ „Der Teil der Wand ist eine Tür, ich frage mich nur, wo der Mechanismus ist um sie zu öffnen, denn sie geht nach außen auf und nicht nach innen.“ Ich sah mich um, doch es fiel mir nichts auf, der Raum war vollkommen leer. „Kannst du nicht eine deiner Blutsaugerfähigkeiten einsetzen? Ihr könnt doch durch Wände gehen.“ Ich zog die Augenbrauen hoch und überlegte erst einmal, was er meinte, bis es mir einfiel. Er spielte sicher auf die Fähigkeit an, sich in den Schatten von einem Ort zum anderen zu bewegen. Doch schüttelte ich daraufhin nur mit dem Kopf. „Ne, vergiss es. Das pack ich nicht.“ Erstens schaffte ich es nicht, mich in den Schatten durch Wände zu bewegen und zweitens konnte ich mich nicht mal so in die Finsternis hineinziehen lassen, dank des Sigels in mir. Ich hatte es schon versucht, aber war kläglich gescheitert. Also blieb uns nichts anderes übrig, als auf den herkömmlichen Weg den Raum abzusuchen. Sorin tastete sich an der Wand entlang. „Ich wette, es gibt irgendwo einen Stein, der als Mechanismus dient.“ „Um wie viel willst du wetten?“ Fragte ich lächelnd und sah mich auf der anderen Seite des Raumes um, tastete ebenso die Wand ab. Doch wirklich überzeugt war ich nicht, dass es hier so etwas gab. „Wenn ich recht habe, klau ich mir von dir einen Kuss.“ Und damit hielt ich mitten in meinem Tun inne, drehte mich zu Sorin um. „Was? Aber ... warum?“ „Du kannst noch ziemlich viel Übung gebrauchen beim küssen und so habe ich einen Grund es dir beizubringen.“ Er sagte es so, als sei es das Normalste der Welt und vor allem brachte er mich wieder dazu, rot zu werden. „Woher willst du denn wissen, dass ich Übung beim Küssen brauche??“ Jetzt drehte er sich zu mir um und zwinkerte mir zu. „Du bist echt eine miese Küsserin.“ Seine direkte Art machte mich ab und an wütend und verlegen. „Ich brauche keine Hilfe um das zu lernen! Wenn ich irgendwann mal jemanden gefunden habe, kann ich mit dem üben.“ „Willst du den nicht lieber von dir überzeugen, indem du ihm einen mehr als heißen Kuss aufdrückst, der ihm die Sinne raubt?“ Als wenn ich überhaupt den Mut dazu aufbringen würde, jemanden von meiner Seite aus so zu küssen. Ich biss mir erneut auf die Unterlippe und drehte mich von ihm weg. „Du musst echt lernen, nicht mehr so prüde zu sein. Lebe deine Sexualität aus ... verdammt. Das ich mal mit einem Blutsauger über sowas rede, hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Dachte früher echt, ihr wärt dazu nicht fähig.“ Ja, an die Unterhaltung mit den anderen Wölfen erinnerte ich mich noch lebhaft. Sorin lachte und stand an der Wand links von mir, als er einen der grauen Steine nach innen drückte. „Sieh an. Gefunden und Wette gewonnen.“ Sofort drehte ich mich zu der anderen Wand um, die ein Stück aufging. Sorin ging zu dieser und zog sie weiter auf, wobei der Stein auf dem Boden entlang schabte. Ich hob die Kerze auf, wo er sie hingestellt hatte, und reichte sie ihm, ging dieses Mal sogar vor. Es waren keine Kriechviecher, die mir Angst bereiteten zu sehen, aber dafür etwas, dass mir die Sprache für den Moment raubte. „Hey, was ist mit dem Wetteinsatz?“ Ich ging weiter und fand mich in einem Gang wieder, wo sich mehrere Zellen befanden. Die Gitterstäbe sahen alt aus, dennoch schienen sie robust zu sein. „Was zum...“ Ich blieb vor einer Zelle stehen und umfasste den Gitterstab, rüttelte daran. Er gab kein bisschen nach. „Es riecht nach Blut, verdammt viel Blut.“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit zurück auf Sorin und sah, wie er den Kopf leicht nach oben gestreckt hatte. „Wenigstens kein frisches.“ Kam es von mir und ich ging weiter. Es breitete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen aus. Wollte ich wissen, was hier geschehen war und wozu der Ort unter dem Anwesen meines leiblichen Vaters diente? „Nein, kein Frisches. Aber ich rieche Blut von meinesgleichen.“ Eine der Zellen stand offen und ich betrat diese, als Sorin zu mir kam. „Von deinesgleichen?“ Fragte ich und drehte mich zu ihm zurück. Seine Augen schienen heller zu werden, oder bildete ich mir das nur ein? Er sah erst zu mir und dann in die Zelle, in welcher ich grade stand. Da mir ein Schauer über den rücken lief, kam ich lieber schnell aus jener raus. „Ich hoffe nur, dass meinesgleichen nicht für die Blutsauger hier als Dinner heralten mussten.“ Während er das sagte, vernahm ich ein Knurren im Ton und legte die Hand auf seine. „Selbst wenn, das muss schon eine Ewigkeit her sein.“ „Du bist zu jung, um das zu verstehen. Selbst wenn es Jahrzehnte her sein sollte, betrifft es mich.“ „Doch zu ändern ist es ebenso wenig.“ Ich spürte, dass es ihm nahe ging und er sich nur wegen mir zurückhielt. Sicher hätte er sich am liebsten in seine Wolfsgestalt verwandelt und hier so einiges verwüstet. „Lass uns weiter gehen.“ Ich nickte und folgte ihm. Ob Alucard hiervon Bescheid wusste? Hatte er was damit zu tun gehabt, was auch immer hier abgelaufen war? Und ob er mir die Fragen beantworten würde, wenn ich ihm diese stelle? Wir ließen die letzte der 8 Zellen hinter uns und bogen um die linke Ecke, zu einem größeren Raum, den wir betraten. Selbst ich roch dort drinnen die Verwesung und den Tod. Ketten hingen an den Wänden und ebenso eine von der Decke hinab. „Sorin, lass uns umdrehen und zurückgehen.“ Ich zog an seinem Handgelenk und schaffte es, dass er zu mir sah und nickte. „Dein Blutsauger wird mir dennoch einige Fragen beantworten müssen.“ „Ob er das kann, ist eine andere Frage. Denn das Anwesen soll einst Rian gehört haben ... ich meine Ciprian.“ Wir verließen den Raum und gingen weiter. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, hier hinunter zu kommen. „Ciprian?“ Sorin ging erst neben mir und drückte kurz meine Hand, ließ sie aber wieder los und lief dann vor mir. „Mein Vater, also mein leiblicher. Ciprian Dorset. Das Anwesen soll einst seiner Familie und somit ihm gehört haben. Alucard hat es nach seinem ... durchbrennen mit meiner Mutter behalten, aufgrund der Erinnerungen an sie.“ Ich hoffte, es richtig erzählt zu haben, und rieb mir über die Schläfen. „Aus dem Leben deiner Eltern könnte man glatt eine von diesen Seifenopern machen.“ Ich glaubte, nicht mal nur aus deren Leben. „Was damals genau abgelaufen ist, weiß ich ja selber nicht und ich will es gar nicht wirklich wissen.“ Denn nur zu hören, wie Alucard mit Vladiana irgendwas hatte, oder wie sehr er sie vermisste, würde mich zur Verzweiflung bringen. „Der Blutsauger stand doch auf deine Mutter, hattest du das nicht vorhin gesagt?“ „Lass uns bitte nicht über das Thema reden, ja?“ „Irgendwann wist du dich damit auseinandersetzen müssen. Du solltest eines nicht vergessen, Kleine. Ihr Blutsauger lebt oft länger als ein normales Menschenleben ... außer ihr legt euch mit einem von uns an, dann wird es schon mal kürzer. Aber um zurück zum Eigentlichen zu kommen. Selbst wenn er mal was für deine Mutter gefühlt haben sollte und ja, ich meine wirklich, sollte. Bei dem bin ich mir echt nicht sicher, ob der überhaupt Gefühle hat.“ Sorin schüttelte mit dem Kopf. „Jedenfalls, ist deine leibliche Mutter doch tot und die Liaison zwischen den beiden bestimmt eine Ewigkeit her. Also warum quälst du dich dann mit den Gedanken darum, was einmal war?“ Ich blieb dort stehen, wo ich war, und sah ihm zu, wie er einige Meter weiter lief und sich schließlich zu mir fragend umdrehte. „Warst es nicht du, der vorhin sagte, selbst wenn es Jahrzehnte her sei, betrifft es dich noch immer?“ Jetzt neigte er den Kopf verständnislos zur Seite und letztlich folgte ein Nicken. „Ich sollte mich an die eigene Nase fassen, schon verstanden, meine Kleine. Na gut. Genug Trübsal geblasen! Wir sind hier um was zu erleben! Also los! Ich wette da hinten ist irgendwo die Folterkammer und die verstecken Leichen!“ Es folgte ein herzhaftes Lachen von ihm, als er sich umdrehte und weiter voranschritt. Wieder lief ich hinter ihm her und seufzte. „Ich wäre noch immer für Einmachgläser und ausgelagerten Schrott.“ Denn auf das andere konnte ich verzichten. Dennoch hatte Sorin es geschafft, dass ich wieder lächelte. Die Gänge verzweigten sich und wir folgten den geradeaus, unterhielten uns über dies und jenes. Als wir zu einer Sackgasse kam, drehten wir um und bogen einfach bei einer der Kreuzungen ab. Sorin brachte es fertig, dass sich seine Hand alleine nur verwandelte in eine Klaue und ich musste wieder zusammenzucken, bei dem Geräusch der brechenden Knochen. Mit der Kralle ritzte er ein Zeichen in die Steinmauer, damit wir uns hier unten nicht verliefen. Er hatte zumindest recht behalten, dass es ziemlich groß war, und erneut fragte ich mich, aus welchem Grund? Schlussendlich standen wir beide vor einer Leiter und sahen nach oben. „Okay...wenn die jetzt zu einem Gullideckel führt, dann bin ich echt baff.“ „Du hast zu viele Filme geguckt.“ Gab Sorin lachend von sich und trat zur Seite. „Ladys First.“ „Wie charmant von dir.“ Ich stieg die ersten Sprossen der Leiter hoch, als er die Kerze auspustete, welche fast von selber erloschen wäre. „Na eigentlich dachte ich mir, wenn die Leiter morsch sein sollte, fällst du als Erstes.“ Absichtlich trat ich nach ihm und erwischte seine Schulter. „Hey, pass auf wo du hintrittst, Kleine!“ „Das war mit Absicht!“ Kam es von mir zurück und ich war schließlich ganz oben, drückte gegen die Decke. Sie ließ sich nur schwer bewegen, und dies auch nur ein kleines Stück, wo ich erkannte, dass sie zugesperrt war. Sorin drängelte sich neben mich auf der Leiter, was dazu führte, dass ich mich schließlich an ihm festhielt, um nicht runter zu fallen. „Sag mal, du bist immer noch nicht auf der Höhe seit deiner Verletzung, oder?“ „Nein, aber es wird.“ Log ich und sah ihm dabei zu, wie er die Luke ohne Probleme aus der Verankerung riss und anhob. „Na komm, hoch mit dir.“ Er half mir und ich kletterte zuerst nach oben, strich mir den Staub von der Hose, als Sorin ebenso hinaufkletterte. Wir befanden uns in einer steinernen Ruine, mitten im Wald. „Hm...Interessant. Also doch ein geheimer Gang.“ Ich boxte ihn gegen den Oberarm und ging von ihm weg. „Ist ja gut, du hast gewonnen, einverstanden?“ „Sag das nochmal.“ Er legte sein Kinn auf meine Schulter und grinste dabei dämlich. „Du hast gewonnen. Zufrieden?“ „Noch nicht ganz. Ich glaube da fehlt noch ein Kuss.“ Anstelle dessen zog ich die Augenbraue hoch und schnipste ihm mit den Finger gegen die Nasenspitze. „Du bist zu aufdringlich, Wolf.“ „Ich will nur, dass du etwas mehr aus dir heraus kommst.“ Kopfschüttelnd lief ich an der steinernen Wand der Ruine entlang und blieb stehen, als etwas unter meinen Füßen knirschte. Ich kniete mich hin und hob einen alten Bilderrahmen auf. Es sah aus wie das Bild von einem Baby. Doch war es kein Foto, sondern sah aus wie selbstgezeichnet. Wem es wohl gehörte? Und warum lag es hier inmitten der Ruine? „Dreh es mal um.“ Sorin hatte sich neben mich gestellt und griff nach dem Bild, drehte es selber um und wischte mit den Fingern die restlichen Scherben sowie den Dreck beiseite. „Dakaria, 2000“ als er das vorließ, blieb mir die Luft weg. „Hatte dich Juraj nicht mal so genannt?“ Ja das hatte er, denn es war mein wirklicher Name. Aber ich verstand es nicht. Wieso? „Das... ist sicher nur ein Zufall.“ Brachte ich stockend hervor. „Ein Zufall? Ein Bild mit deinem Namen hinten drauf und.. wie alt bist du nochmal? Siebzehn? Also da würde ich nicht an einen Zufall glauben.“ Wieder schüttelte ich den Kopf und versuchte mich an einem Lächeln. „Ich bin in Frankreich zur Welt gekommen und aufgewachsen, also kann das nicht stimmen!“ „Hast du eine Geburtsurkunde die das belegen kann?“ Verständnislos sah ich zu ihm. „Deine Eltern sind beide tot nicht wahr? Übrigens, dass du ein geborener Blutsauger bist, habe ich mittlerweile auch raus bekommen.“ Stimmte ja, ich hatte ihm nie erzählt, dass meine Eltern Vampire waren, doch da ich vorhin so über die beiden gesprochen hatte, musste er es selber raus gefunden haben. „Das kann nicht sein! Wieso sollten sie hier her zurückkommen, wenn sie doch beide zusammen von hier damals abgehauen waren?“ Wollte ich wissen und langsam machte es bei mir Klick. Was wenn sie damals nach Alucard suchten? Vielleicht um ihn um zu Hilfe bitten? Hatte er diese abgelehnt? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Immerhin bestand er ständig so sehr darauf, sein Versprechen gegenüber Vladiana zu erfüllen. „Hey...Hörst du mich überhaupt?“ Sorin riss mich aus meinen Gedanken und brachte mich dazu, hochzusehen. „Was?“ „Ich hab gefragt, ob es sein kann, dass deine Eltern hier angegriffen wurden. Denn die Ruinen scheinen frisch zu sein.“ Er zeigte auf die Mauerreste und ich sah ihn fragend an. „Würde es länger her sein, hätte sich der Wald mit Sicherheit mehr zurück geholt.“ Da ich keine Ahnung von so etwas hatte, zuckte ich nur mit den Schultern. „Du gibst einem immer größere Rätsel auf, meine Kleine. Bei dir scheint es so schnell nicht langweilig zu werden.“ „Also über Langeweile werde ich mich weder beschweren noch sonst irgendwas. Denn wenn ich das tu, passiert sicher etwas.“ Das hatte ich schon gelernt und strich mir durch die Haare. „Es nützt nichts. Ich muss Alucard fragen, ansonsten mache ich mich nur selber verrückt.“ „Dann bleibe ich aber dabei, denn Zugern will ich wissen, wie das hier alles zusammen passt. Du hast mich neugierig gemacht.“ Er reichte mir das Bild, welches ich an mich nahm und mit den Fingern die Linien nach zeichnete. Es war ein Wunder, das Jenes solange hier überstanden hatte und ich es fand, oder war es Absicht? „Lass uns zum Haus zurückkehren. Dein Blutsauger wird sicher nicht begeistert sein, wenn der mit bekommt, dass wir uns hier draußen aufhalten.“ Ich stimmte ihm zu und machte mich mit ihm auf den Rückweg. Zum Glück wusste der Wolf, wo es lang ging. Seine Nase fand eben doch den Weg zurück zum Anwesen. Wir kamen auf der Rückseite an und Sorin hob mich überraschend auf die Arme. „Was soll das?“ Fragte ich, doch grinste er nur und nahm etwas Anlauf, sprang einfach über den meterhohen Zaun. Auf der anderen Seite ließ er mich wieder runter. „Wow. Na da Frage ich mich echt, wozu der überhaupt was nützt.“ „Er dient vor allem dafür, die Menschen abzuschotten. Denn die sind oft ein größeres Problem als andere.“ Sorin stupste mir auf die Nase und beugte sich zu mir vor. „Also, bevor wir rein gehen und deinen Blutsauger nach Antworten ausquetschen, währe immer noch die Sache mit dem Kuss.“ „Ich dachte das hätten wir geklärt.“ Ich ließ ihn dort stehen und ging an ihm vorbei, doch hielt er mich am Arm fest und drehte mich zu sich um, nahm sich einfach jenes, was er wollte. Ich blieb vor Überraschung wie angewurzelt stehen, bis er ihn beendete. „Kleine. Du bist echt verdammt mies in küssen.“ Ich biss die Zähne zusammen und wollte ihm etwas entgegnen, als er plötzlich vor mir auf den Boden fiel „Sorin!“ Ich kniete mich direkt neben ihm, um zu helfen, doch schüttelte er mit dem Kopf. „Schon gut. Alles in Ordnung. Ich hätte mit sowas rechnen sollen.“ Obwohl er lächelte, hörte ich den Schmerz aus seiner Stimme heraus. „Na los, geh schon mal vor. Ich komme gleich nach.“ „Bist du sicher? Soll ich dir nicht doch helfen?“ „Nein nein, vertrau mir. Du hilfst mir eher, wenn du gehst.“ Das musste ich nun doch nicht verstehen, oder? Widerwillig erhob ich mich und ging in Richtung Haus, sah dabei aber immer wieder zu Sorin zurück, welcher sich langsam von selbst aufrichtete. Ich sah zudem, dass er die Lippen bewegte und mit jemanden zu sprechen schien, aber mit wem oder was er sagte, vernahm ich dank der versiegelenden Kraft des Siegels in mir nicht. Kapitel 66: Bei der Tür des Hauses angekommen, drehte ich mich nochmal zu Sorin um, welcher zu mir sah und nickte, jedoch keine Anstalten tat, her zu kommen. Aus diesem Grund betrat ich das Haus alleine, ließ für ihn aber die Tür offen. Das Bild hielt ich fest in der Hand, während ich über den Flur und ins Wohnzimmer ging. „Alucard, bist du da?“ Ich drehte mich in dem Zimmer einmal um mich selber. „Alucard!“ Mit ihm gedanklich in Verbindung zu treten, brachte ich nicht mehr fertig. Es war eigenartig, wie sehr mir doch einige meiner Fähigkeiten fehlten, seit dem ich sie nicht mehr einzusetzen vermochte. „Alucard! Verdammt nochmal! Ich weiß genau, dass du mich hörst! Ich muss mit dir reden!“ „Das heißt noch lange nicht, dass ich springe, wenn du es willst. Außer ich bekomme dafür etwas, dass ich will. Eventuell würde ich mich dann bereit erklären für einen kleinen Sprung.“ Ich drehte mich sofort in die Richtung, aus welcher die Stimme kam, erschrak aber, als er hinter mir auftauchte. „Ich hab gerade keine Zeit für sowas und ich will Antworten!“ Gab ich ihm zu verstehen und hielt ihm das Bild hin. Doch er nahm es nicht an sich, sondern setzte sich einfach auf einen der Stühle an dem großen Esstisch im Wohnzimmer und schlug die Beine übereinander. „Wir bekommen nicht immer das, was wir wollen.“ Zähneknirschend knallte ich das Bild auf die Tischplatte. „Sag mir die Wahrheit! Wie kommt das hier her, wenn ich doch angeblich in Frankreich geboren bin??“ Wollte ich wissen und fixierte ihn genau. „Wer hat denn jemals behauptet, dass du in Frankreich zur Welt gekommen bist? Habe ich das jemals gesagt?“ Verwirrt sah ich ihn an und schüttelte schließlich den Kopf. Nein, er hatte es nicht gesagt. Seufzend ließ ich mich auf die Couch fallen. „Ich verstehe das nicht. Wieso habe ich das Bild in einer Ruine gefunden?“ „Mich würde mehr interessieren, warum du dort hin gegangen bist, obwohl ich sagte, du sollst in diesem Haus bleiben.“ Er trug zwar ein Lächeln auf den Lippen, doch vernahm ich eine Spur von missfallen und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Sorin und ich haben uns unterm Haus etwas umgesehen. Übrigens, hast du eine Ahnung, was dort unten geschehen ist? Sorin sagte, es rieche nach seinesgleichen.“ Wenn ich schonmal bei dem Thema war, konnte ich ihn auch direkt danach fragen. „Auch ich musste einst aus Fehlern lernen.“ „Das beantwortet mir nicht meine Frage.“ „Es ist die einzige Antwort, welche du von mir darauf bekommen wirst.“ Er schaffte es immer wieder, dass ich ihn am liebsten erwürgen wollte. „Und um zu deiner eigentlichen Frage zurückzukommen.“ Er nahm dabei das Bild in seine Hand und sah es sich an. „Ciprian konnte schon immer gut zeichnen.“ „Also hat das mein Vater gemalt?“ Ich war eher davon ausgegangen, Vladiana hätte es gezeichnet und nicht er. „Ich geh davon aus. Vladiana hatte kein solches Talent. Ihre waren anderer Natur.“ Ich wollte ihn gerade etwas anderes fragen, als er das Bild plötzlich verschwinden ließ. „Was soll das??“ Ich sprang auf und rannte zu ihm hin, doch ehe ich ihn erreicht hatte, war er ebenso verschwunden und ich landete krachend über den Stuhl. „Ahh...Verdammt!“ Der Stuhl lag neben mir und ich rollte mich auf den Rücken, drückte meine Hand auf die Brust und hoffte, dass der Schmerz schnell vorbei ging. „Du bist zu langsam.“ „Woran das wohl liegen mag!“ Zischte ich ihm zu und richtete mich unter Qualen auf. „Was hast du mit der Zeichnung gemacht?“ Wollte ich wissen und sah erstaunt zu seiner Hand, die er mir reichte. Ich nahm sie nach kurzer Bedenkzeit an und wurde von ihm mit Schwung nach oben gezogen. „Deine Gedanken sind nicht bei der Sache, wenn du solchen Hirngespinsten nach jagst.“ „Wieso das denn?“ „Weil es keinen Unterschied macht, wo du geboren wurdest, oder wo deine Eltern sich alles aufhielten, ob mit oder ohne dich. Sie sind tot.“ „Du bist echt gefühllos, ist dir das eigentlich klar?“ Ich sah ihn ernst und durchdringend an, während er mich angrinste. „Ich tu, was ich kann.“ Und deutete dabei eine Verbeugung an. „Alucard!“ Zugern hätte ich ihm noch einiges an den Kopf geworfen, doch atmete ich tief durch, um mich zu beruhigen. Es brachte nichts. „Ich will Antworten.“ „Und ich will, dass du lernst, dich zu kontrollieren.“ Seinem Blick wich ich nicht aus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Also wenn ich es fertig bringe, dieses andere Ich in mir zu bezwingen, dann gibst du mir die Antworten?“ „Du musst dich nicht selber überwältigen, lediglich mit dir ins Reine gelangen.“ „Als wenn das so einfach wäre.“ Nuschelte ich vor mich hin und drehte mich von ihm weg. „Es ist leicht, du machst es lediglich kompliziert, in dem du an deinen menschlichen Wesenszügen festhältst.“ „Was ist so schlimm daran?“ „Du bist und warst nie ein Mensch. Da liegt der unterschied, Kathrin. Du solltest endlich akzeptieren, was du bist und dann lernen damit umzugehen. Sieh dich nicht als etwas, dass du nicht bist.“ „Die erste Grundlage in dem Streit mit seinem inneren Tier.“ Bevor ich etwas sagen konnte, drehte ich mich um und sah hinter Alucard Sorin ins Wohnzimmer kommen. „Was denkst du hier zu machen, Köter?“ „Mich der Unterhaltung anschließen. Beziehungsweise zuhören. Ist immerhin das erste Mal für mich, Blutsaugern dabei zuzusehen, wie sie lernen mit ihrer selbst klar zukommen. Könnte nützlich sein.“ Es war eigenartig, aber ich glaubte zu erkennen, dass Alucard kurz davor stand, Sorin einen Kopf kürzer zu machen. Aus diesem Grund griff ich nach Alucards Arm und drehte ihn zu mir um. „Lass uns mit dem versprochenen Training beginnen.“ Es war ein Themenwechsel meinerseits. „Der Köter schläft draußen.“ „Tut er mit Sicherheit nicht. Außer du willst, dass ich mir die Stadt für einige Stunden ansehen gehe. Hey, ganz ehrlich. Wenn du nicht willst, dass ich hier bin, dann kannst du mich auch wieder nach Hause bringen.“ Ich verstand Sorin überhaupt nicht. Was bezweckte er damit? Und warum sagte er das? Wollte er drauf gehen? „Das Hündchen will spielen?“ „Das Hündchen beißt dir gleich in den Arsch.“ „Ich sollte dich kastrieren.“ „Versuch es Blutsauger. Ich wette, ich habe dir vorher den Schwanz abgebissen.“ „Ich steh nicht drauf, von einem Fiffi einen geblasen zu bekommen.“ Immer wieder sah ich hin und her, wenn einer der beiden etwas von sich gab und drehte mich schnell zwischen sie. Obwohl sowohl Alucard wie auch Sorin ein Lächeln auf den Lippen hatten, war mir durchaus klar, dass sie kurz davor standen sich an die Gurgel zu gehen. Dazu wusste ich weiterhin nicht, aus welchem Grund der Wolf so streitlustig war. „Was auch immer grade euer Problem ist, lasst es gut sein. Wir haben bei weitem andere Sorgen.“ Meine flache Hand ruhte dabei auf Alucards Brust und als ich es bemerkte, nahm ich sie schnell von ihm weg, räusperte mich und sah danach zu Sorin. Zuerst wollte ich etwas sagen, doch stand er bereits auf und neigte seinen Kopf zur Seite, wobei es knackte. „Weißt du, was dein Problem ist?“ „Nein, aber du wirst es mir gleich sagen, nicht wahr Köter?“ „Sorin, lass bitte gut sein.“ Beschwor ich und faltete sogar die Hände zusammen. „Du versteckst dich hinter einer Wand aus Infantilität und Soziopathie. Wenn du so weiter machst, wird das, was du haben willst, bald weg sein.“ Das Grinsen auf Alucards Lippen verschwand und ich sah, wie er eine Faust ballte. „Aber mach was du denkst. Nur jammere nicht irgendwann rum, wenn du nicht das bekommst, was du willst.“ „Sorin!“ „Ist ja gut, ist ja gut. Hab nur meine Meinung gesagt und lasse euch beide schon alleine.“ Damit ging er zur Tür, drehte sich bei dieser jedoch um. „Das heißt aber nicht, dass ich draußen pennen werde. Ich glaube oben ist noch ein Zimmer frei.“ Dabei legte er den Zeigefinger aufs Kinn und tippte drauf herum. „Hab zumindest bisher nie einen dort schafen sehen.“ „Wag es ruhig.“ Mir gefror das Blut in den Adern, als ich Alucards Stimme hinter mir hörte. „Ich kann auch bei ihr im Bett mit schlafen. Sie hat sicher nichts dagegen, oder Kathrin?“ „Was? Wie kommst du jetzt darauf?“ Selbstverständlich hatte ich was dagegen und war kurz davor ihm etwas entgegenzupfeffern, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Oh, jetzt fällt mir doch glatt ein, ich hab draußen noch was zu erledigen. Wir sehen uns später.“ Sorin zwinkerte in meine Richtung und verschwand schnell um die Ecke. Seufzend rieb ich mir über die Stirn. „Warum nur kann ich kein normales Leben haben?“ „Normalität ist nur der Trott der Masse als Maßstab für alles.“ Fragend drehte ich mich zu Alucard. „Und jetzt mit Erklärung. Was?“ „Vergiss es. Du solltest schlafen gehen.“ Murrend verschränkte ich die Arme. „Irgendwie ist meine Lust vergangen, mit dir zu üben. Vielleicht solle ich lieber nach Sorin sehen. Er hat sich eben so komisch aufgeführt.“ Nachdenklich drehte ich mich zurück zur Tür und fragte mich ernsthaft, wie ich hier nur rein geraten war. Warum konnte nicht alles einfacher sein? War das denn zuviel verlangt? „Mh..Wir beide reden noch über das Bild, ich habe es nicht vergessen! Ich will es wieder haben!“ Mit den Worten ging ich in Richtung Tür. Ich musste mit Sorin sprechen. Doch bevor ich überhaupt bei der Eingangstür ankam, wurde um mich herum alles finster und ich fühlte mich, als wenn meine Beine einbetoniert wären. „Ich habe dir viel zu lange Zeit zum Erholen gegeben. Ebenso hattest du genügend Zeit, um mit dem Köter zu spielen. Ich verschwende meine Zeit nicht länger mit warten.“ Von einem Augenblick zum nächsten fand ich mich oben im Schlafzimmer wieder und konnte mich endlich frei bewegen. Jedoch war es nicht das meinige. „Leg dich hin oder schlaf auf dem Boden, es ist mir egal.“ „Ja...Bett ist nicht schlecht. Ich...geh dann mal.“ Und zeigte auf die Tür, um zügig den Raum zu wechseln. „Hoffst du, dass der Köter seine Androhung wahr macht?“ Schnell drehte ich mich um, doch war Alucard nirgends zu sehen. Ich hasste dieses Spiel im Moment. „Das ist doch Schwachsinn. Du müsstest Sorin mittlerweile kennen. Er spielt gerne und sagt Sachen, die er gar nicht so meint.“ Hoffte ich zumindest. „Ihr beide macht mich echt fertig. Ich hätte vorhin einfach im Bett bleiben sollen. Warum nur bin ich aufgestanden?“ Dabei schmiss ich die Arme in die Luft und begab mich zum Bett. Ich hatte genug davon mich mit ihm oder Sorin auseinanderzusetzen. Mit der Hand klopfte ich auf die Decke und hustete. „Weißt du, wenn das dein Bett ist, warum beziehst du es dann nicht mal neu?“ „Weil ich es nicht zum Schlafen benutze.“ „Wozu denn dann? Wofür ist ein Bett sonst gut, außer darauf zu schlafen?“ Ich raffte die Decke hoch und fand untendrunter eine weitere. Verwirrt sah ich auf jene in meinen Armen. „Zwei Decken?“ „Das eine ist eine Tagesdecke.“ „Ähhh...aus welchem Jahrhundert stammst du gleich nochmal?“ So etwas hatte ich bisher nur bei meinen Großeltern gesehen und fand es da nur schrecklich. Aber mir vorzustellen, wie Alucard morgens ... oder eher nachts eine drüber legte. Das Grinsen bekam ich einfach nicht aus meinem Gesicht verbannt. „Um zu deiner vorherigen Frage zurückzukommen. Es gibt einiges, was in einem Bett gemacht werden kann, außer zu schlafen.“ In seiner Stimme schwang Humor mit und sofort ließ ich die Decke zurück aufs Bett fallen. Mir kamen Bilder hoch, wie er mit Vladiana dort drinnen ... „Ich gehe nach nebenan. Sollte Sorin tatsächlich dazu kommen, ist ebenso.“ Ohne mich von ihm aufhalten zu lassen, verließ ich das Zimmer und ging ins benachbarte hinein. Warum nur wurmte mich das jedes Mal so, wenn ich daran dachte, wie die beiden ... Ich hätte mir selber dafür eine verpassen können. Außerdem, was interessierte es ihn denn, wenn Sorin sich zu mir legen sollte? Verdammt. Man bemerkte doch, dass wir beide uns gut verstanden und da nicht das geringste mehr war. Glaubte er etwa, ich sei noch ein Kind? Bei dem Gedanken biss ich mir auf die Lippen und rieb mir über die Brust. Manchmal kam ich mir doch so vor, wenn ich darüber nachdachte, in was für Fettnäpfchen ich alles getreten war. Wenn ich nur von Anfang an der Sache anders gegenübergetreten wäre, ob dann einiges anders gewesen wäre? Das Kopfzerbrechen würde mir nichts bringen. So entschloss ich, mich lang zu legen und schnell einzuschlafen. Um so eher ich das hier alles hinter mir ließ, um so eher konnte ich damit beginnen, ein halbwegs normales Dasein zu fristen. Obwohl ich gestehen musste, dass es auch etwas für sich hatte, dass Alucard meine Fähigkeiten unterdrückt hielt mit diesem Ding in mir. Warum nur hatte er es nicht eher getan? Das hätte mir um einiges an Ärger erspart. Meinen Blick hielt ich zur Decke gerichtet. Das Einschlafen fiel mir schwer, was sicher auch damit zu tun hatte, dass ich die letzten Tage kaum etwas anderes machte, außer nur im Bett vor mich Hinzuwegetieren. Aber es lag nicht nur daran, sondern ebenso an meinen Gedanken. Irgendwann packte ich es dann doch und fand mich im Land der Träume wieder. Dass es einer war, bemerkte ich schnell, denn ich fand mich nah meines alten zu Hauses und saß im Gras am Bach. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich spürte keinen funken Wärme. „Es ist eigenartig. Ich weiß, dass es ein Traum ist und ich bedaure es.“ Seine Anwesenheit fühlte ich. Es hatte lange gedauert, bis er sich mir zeigte. „Warum? Genieße ihn. Hier kann dir nichts geschehen, wenn du deine Gabe richtig einsetzt.“ Rian setzte sich neben mich, mit den Ellbogen stützte er sich ab und sah hoch. „Warum hast du mir nie gesagt, wer du wirklich bist? Und vor allem, wie kannst du hier so mit mir reden? Bilde ich mir das nur ein?“ „Ein wenig tust du das. Doch den Großteil beeinflusse ich.“ Er streckte seine Hand aus und der strahlend blaue Himmel wurde von einem wolkenbehangenen nachtschwarzen Firmament abgelöst. „Lass dich nicht unterkriegen, mein kleiner Mondschein.“ Er stand auf und lächelte zu mir runter. Es war eigenartig ihn anzusehen, jetzt wo ich wusste, wer er wirklich war. Dennoch stand ich auf und kam einen Schritt auf ihn zu. „Er will eindringen. Wenn du es jedoch nicht willst, werde ich ihm den Zugang für alle Zeit versperren,“ „Wem? Alucard? Doch. Ich will, dass er her kommt. Er hilft mir.“ „Er hilft nur sich selbst.“ Bei der Aussage sah ich ihn fragend an, doch löste er sich da in Luft auf. Kurz darauf veränderte sich die Umgebung erneut und der Bach versiegte, trocknete aus. Das Gras wurde strohig und es zog ein heftiger Wind auf. Er peitschte mir ins Gesicht und das konnte ich sehrwohl fühlen. „Du bist nicht in vielen begabt, aber bei dieser Fähigkeit sehe ich Hoffnung.“ „Alucard?“ Ich drehte mich zu ihm und wurde von einer starken Böe erwischt, die mich von ihm wegwehte. „Was machst du da?“ Er rannte mir nach und griff meinen Arm, zog mich an diesen zu sich ran. „Ich habe gar nichts gemacht!“ Schrie ich ihm entgegen und sah Ciprian hinter ihm stehen. „Ich habe dich unterschätzt.“ „Du hattest nur Augen für sie.“ „Und dennoch habe ich sie an dich verloren.“ „Hey! Das hier ist mein Traum, also warum keift ihr euch an?“ Mischte ich mich mit ein und klammerte mich an Alucard fest, als ein erneuter Windzug mich fortreißen wollte. „Was soll das??“ „Das hier ist eine Angelegenheit, für die du zu jung bist, mein kleiner Mondschein. Also überlasse uns das Feld. Das Einzige was du zu tun hast, ist in der nächsten Zeit nicht aufzuwachen. Um den Rest werde ich mich kümmern.“ „Wie du dafür gesorgt hast, aus ihr einen Menschen machen zu wollen?“ „Das war nicht meine Idee gewesen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich sie in die Obhut eines unseres Gleichen gegeben. Doch Vladiana war schneller und bevor ich dazu kam, übergab sie Dakaria bereits diesen Abschaum. Du kanntest sie. Schon immer lag ihr viel an diesen minderwertigen Kreaturen.“ Er sprach doch nicht etwa von meinen Eltern, die mich aufgezogen haben, oder doch? So hatte ich Rian nie über sie sprechen hören. Ich hatte ihn vorher noch nie über einen anderen so reden hören. „Aber anderseits hatte es etwas für sich. Hätte sie gezögert, wäre mein kleiner Mondschein in dieser Nacht mit uns zusammen verblasst.“ „Und das erzählst du mir warum? Denkst du, es interessiert mich?“ „Nein. Tut es nicht. Dich begeisterte schon immer etwas anderes.“ „Aber mich interessiert es! Ich will mehr wissen.“ Dieses Mal stellte ich mich vor Alucard, mit dem Rücken zu ihm. „Ich will mehr über euch beide wissen und auch, was genau vorgefallen war.“ Sein Blick wirkte betrübt. „Das kann ich nicht. Es liegt an dir selber, es herauszufinden.“ „Also jetzt komm aber!! Das ist doch ein Scherz, oder?“ Mir reichte es langsam. „Nein. Eher ein Wunsch deiner Mutter. Sie hat etwas für dich hinterlassen, was viele deiner Fragen beantwortet. Es liegt nur an dir, das zu finden. Ich bin lediglich hier, um dir eine Richtung zu zeigen und dir ein wenig von deinem Erbe mit zu geben. Immerhin glaube ich kaum, dass er dir beibringen kann, deine Fähigkeiten in dieser Welt einzusetzen.,“ „Jetzt bist du es, welcher mich unterschätzt.“ „Ach sag bloß? Ich bezweifle, dass...“ Weiter kam Ciprian nicht, denn unter ihm tat sich die Erde auf und er verschwand. „Zweifel so viel du willst. Ich hatte genügend Zeit, in welcher ich nichts andres zu tun hatte.“ Irgendwas wollte ich dazu sagen, aber mir fiel nichts ein und ich sah weiterhin stumm auf den leeren Fleck inmitten des trockenen Grases. „Solange wir unsere Ruhe haben, sollten wir beginnen. Du wirst bald aufwachen.“ Er trat von mir weg und ich drehte mich zu ihm um. „Ich verstehe das alles nicht! Können wir nicht erst einmal das klären, was eben geschehen ist?“ „Es ist nichts vorgefallen und die Zeit rinnt uns durch die Finger.“ „Wir haben genügend Zeit.“ Widersprach ich, doch stieß ich dabei auf taube Ohren. Zu gern hätte ich ihn angeschrien. Da ich jedoch wusste, dass dies nichts brachte, hob ich mir meine Kraft lieber für später auf. „Ich bemerke, dass du wütend bist. Also komm, und lass es raus.“ Er grinste mich an, streckte die Hand aus und winkte mich mit zwei Fingern zu sich ran. Ja er hatte recht. Ich war zornig. Denn endlich hatte ich gewusst, wer Rian wirklich war und ich konnte mich dementsprechend mit ihm unterhalten. Ich wusste ja nicht, wann es das nächste Mal geschehen würde. Denn bisher hatte es nie geklappt, wenn ich es von mir aus wollte. Genau aus diesem Grund rannte ich auf ihn zu und ließ all meine Wut und den Frust an ihm aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)