Unsere Heimat ist der Himmel von Kathey (Balthier x Fran) ================================================================================ Kapitel 4: Die Garif -------------------- Vier: Die Garif Ffamran betrachtete das Dorf der Garif mit großen Augen. Die Behausungen Jaharas lagen auf verschiedenen Ebenen, einige nah am Wasser und andere wiederum auf den weit auseinander liegenden Hügeln. Er konnte zwei lange Brücken entdecken. Eine davon führte über den Fluss zurück in die wilde Ebene, die andere überbrückte die Schlucht zum Sitz des Häuptlings, von dem der Rauch eines großen Lagerfeuers aufstieg. Überall im Dorf konnte man Stimmen und Schritte hören. Ffamran senkte seinen Blick ein wenig und sah erst jetzt den Garif, der neben dem Zelteingang saß. Er trug eine leichte Rüstung, die die Rippen und die Lunge vor Angriffen schützte, sowie eine übergroße Maske. Die gebogenen Hörner an der Spitze der Maske wirkten ein wenig einschüchternd. „Grom, richtig?“, fragte Ffamran mit unerwartet fester Stimme. „Richtig“, antwortete der Garif und erhob sich. Er schien noch jung zu sein, denn er war nicht viel größer als Ffamran selbst. Normalerweise waren die Garif mindestens einen Kopf größer als die größten Menschen. „Der Häuptling erwartet dich“, sagte Grom knapp. Irgendetwas in seiner Stimme verriet Ffamran, dass ihn der Garif nicht sonderlich mögen würde. Grom zog in einem Stechschritt los, der es Ffamran schwer machte, mit ihm mitzuhalten. Irgendwie dachte er sich, dass es auch sein Plan war, ihn abzuhängen. Doch so leicht wollte er es dem Garif dann doch nicht machen. Als sie an der Brücke angekommen waren, die zur Behausung des Anführers führte, blieb Grom plötzlich stehen und wechselte ein paar Worte mit einem der beiden Garif, die an der Brücke Wache hielten. „Junger Freund“, sagte der Krieger dann zu Ffamran. „Überquere die Brücke und steige dann den Hügel hinauf, um den Ältesten zu treffen.“ Ffamran hob den Blick zu dem Hügel, von dem der Rauch aufstieg. „Okay“, sagte er dann mit einer knappen Verbeugung. „Vielen Dank.“ Er trat an Grom und den anderen beiden Kriegern vorbei und betrat die Brücke, die unter seinen Schritten zu schwanken begann. Mit festem Schritt überwandte er dieses Hindernis und machte sich daran, den Hügel hinaufzusteigen. Oben angelangt, merkte er dann doch, dass noch nicht alle seine Kräfte wiederhergestellt waren. Hinter dem riesigen Feuer sah er die Umrisse zweier Wesen. Er ging in angemessenem Abstand um das Feuer herum und blieb dann vor dem Häuptling stehen. Dessen Erscheinungsbild hob sich in einigen Punkten von dem der anderen Garif ab. Seine Maske war wesentlich prunkvoller als die seiner Artgenossen und obwohl er saß, verströmte er die Aura eines Herrschers, dem man sich besser nicht in den Weg stellen wollte. „Willkommen in unserem Reich, junger Hume“, sprach ihn der Häuptling direkt an. „Neben mir siehst du unseren Dorfweisen Zayar. Mein Name ist Ubal’Ka.“ Ffamran verbeugte sich andächtig, doch der Garif hob beschwichtigend die Hand. „Du bist unser Gast, Hume“, sagte Ubal’Ka. „Wir sind demnach gleichberechtigte Gesprächspartner.“ „Häuptling Ubal’Ka“, sagte Ffamran und ließ sich auf der rechten Seite des Garif nieder. „Mein Name ist Ffamran. Ich war mit meinem Luftschiff unterwegs, als...“ „Fran sagte uns bereits, dass du ein Stück zu weit in die Jakht geflogen sein musst, weswegen der Flugstein versagt haben muss. Es war dein Glück, dass sie dich gefunden hat, bevor der Zagnar oder die Chocobos dich zermalmen konnten.“ Vor Überraschung blieb Ffamran der Mund offen stehen. „Fran hat mich gerettet?“ „Oh ja“, sagte Zayar. „Sie war gerade auf dem Weg zum Golmore – Dschungel, als sie dich fand.“ „Das... das wusste ich nicht“, stammelte Ffamran bedrückt. „Ich habe mich noch nicht einmal richtig bei ihr bedanken können.“ „Nun“, sagte der Häuptling aufmunternd. „Fran ist bekannt dafür, nicht mit ihren Heldentaten zu prahlen. Darum musst du dir dafür keinen Vorwurf machen.“ „Sag, Ffamran, du hattest sicher ein bestimmtes Ziel vor Augen, bevor du hier mit deinem Schiff abgestürzt bist?“ Ffamran überlegte, wie er der Frage des Dorfweisen ausweichen konnte, ohne dabei unhöflich zu werden. „Ich...hatte schon ein Ziel“, begann er schließlich zu sprechen. „Aber ohne mein Schiff werde ich es nicht erreichen können.“ „Es geht uns nicht darum, dein Ziel zu erfahren, mein junger Freund“, sagte der Dorfweise freundlich. „Wir wollten nur wissen, ob wir dir dabei helfen können, dein Schiff wieder zu reparieren.“ Erstaunt blickte Ffamran von einem Garif zum anderen. Sie hatten ihn hier aufgenommen, ihn verpflegt und wollten ihm jetzt auch noch helfen, seinen kaputten Kampfjäger zu reparieren? „Häuptling Ubal’Ka, Dorfweiser Zayar... ich bedanke mich für eure Gastfreundschaft und Hilfe. Ich hatte nicht gedacht, dass ich hier so viel Freundlichkeit erfahren würde.“ Wieder verbeugte er sich vor den Garif und wieder versuchte der Häuptling, ihn aufzuhalten. Ffamran wehrte ab. „Ich glaube nicht, dass ich euch meine Dankbarkeit anders bezeugen kann.“ „Es gibt etwas, dass du für uns tun könntest, junger Freund.“ Ffamran blickte den Häuptling an. Etwas, dass er für die Garif tun konnte? „Worum geht es?“ „Erzähl uns von den Hume. Von ihren Erfindungen, ihren Fehden, ihren Träumen. Hier in der Wildnis erfährt man nicht viel über euch.“ Ffamran setzte sich auf, unschlüssig, ob er ihnen wirklich alles erzählen wollte, was in der Welt der Menschen vor sich ging. Doch letztendlich siegte die Dankbarkeit und er begann zu erzählen. Von den Luftschiffen, die immer stärker und schneller wurden, von den am Himmel schwelenden Zeichen für einen Krieg zwischen Rozzaria und Archadia und von der rasanten Entwicklung der Städte. Die Garif hörten ihm aufmerksam zu, unterbrachen ihn nicht und warteten geduldig, wenn er versuchte, die richtigen Worte zu finden. „Ffamran“, sagte der Häuptling schließlich, als Ffamran nichts mehr zu erzählen hatte. „Wird es Krieg zwischen den Hume geben?“ „Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann wird es soweit kommen, ja.“ Ubal’Ka hüllte sich für einen Moment in Schweigen. Dann sah er in Richtung der Steppe. „Warum nur muss bei den Menschen immer alles in Gewalt enden?“ Seine Stimme klang müde und traurig, aber in den Worten des Häuptlings steckte nur Wahrheit. Ffamran wusste nichts zu erwidern und auch Zayar blieb stumm. „Nun gut, nun gut. Ich danke dir dafür, Hume, dass du uns so viel berichtet hast aus der Menschenwelt. Wenn du unsere Hilfe brauchen solltest, dann zögere nicht, uns zu fragen. Wir werden dir helfen, so gut wir können.“ „Danke“, sagte Ffamran etwas erschöpft durch den langen Monolog. „Ich werde sofort morgen damit beginnen, dass Schiff zu reparieren.“ „Dann sollen dich zwei unserer Krieger begleiten und dir Schutz verschaffen.“ Ein wenig ärgerte es ihn doch, dass die Garif ihn nur für einen schwachen jungen Hume hielten, aber aus Respekt und Dankbarkeit setzte er nichts gegen diese Aussage. Er verabschiedete sich von den Beiden und machte sich wieder auf den Weg zum Zelt. Es war spät geworden, denn die Sonne versank schon wieder hinter den Bergen. Er musste Stunden beim Häuptling zugebracht haben. Erschlagen betrat er das Zelt und ließ sich aufs Bett fallen, während er sich mit dem Rücken an der Zeltwand abstützte. Gerade, als er den letzen Bissen seines Essen herunterschluckte, betrat Fran das Zelt. Sofort saß Ffamran kerzengerade. „Ihr scheint eine gute Unterhaltung gehabt zu haben. Die Garif sagen, dass magische Feuer hätte lange nicht mehr so hoch gelodert.“ „Das Feuer lodert nach der Laune des Häuptlings?“ „Aber ja“, sagte Fran. „Ich habe es einmal an einem Tag gesehen, an dem er schlechte Laune hatte. Es war ganz klein und wirkte irgendwie fehl am Platze.“ Ffamran musste auf einmal laut loslachen. Die Vorstellung, welche minimale Größe sein Feuer annehmen würde, erheiterte ihn. „Ihn scheinen auch Kleinigkeiten zufrieden zu stellen.“ Er erzählte Fran, worüber er sich mit Ubal’Ka und Zayar unterhalten hatte. „Ich habe auch schon davon gehört“, sagte Fran ernst. „die Bürger Rabanastres reden ununterbrochen von dem bevorstehenden Krieg. Sie sorgen sich um ihre Zukunft.“ „Du warst schon in Rabanastre?“ Fran lächelte so geheimnisvoll, dass Ffamran kurz ein Frösteln durch die Glieder fuhr. „Ich war schon an so vielen Orten“, gab die Viera dann bedrückt zu. „Und überall sieht es so aus wie in Rabanastre. Die Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr auf der Straße spielen und viele leiden Hunger.“ Die Leiden der Menschen kannte Ffamran nur zu gut. Oft genug hatte er die Bettler in den Gassen des alten Archadis gesehen, die entweder für einen Hungerlohn schufteten oder aber gar keine Arbeit besaßen. „Was ist mit dir?“ Frans Frage riss ihn wieder aus seinen Gedanken. „Mit mir?“ „Du scheinst viel über die Pläne des Imperiums zu wissen. Wie kommt das?“ Er zog seine Knie ein wenig näher zu seinem Körper. Fran hatte seinen wunden Punkt entdeckt. Er hatte nicht vorgehabt, mit jemandem über seine Vergangenheit zu reden. Jedenfalls jetzt noch nicht. Fran bemerkte sein Zögern und zog ihre Frage zurück. „Tut mir leid“, sagte sie ihm zugewandt. „Das war eine unhöfliche Frage. Es ist nicht nett, in der Vergangenheit anderer herum zu wühlen.“ Ffamran holte tief Luft. „Ich werde es dir erzählen, Fran. Ich werde dir alles erzählen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)