Goldenes Herbstlaub von Awkward-Penguin (Unter Eichen, unter Linden wirst du einen Dämon finden) ================================================================================ Kapitel 9: Noch mehr Gedanken ----------------------------- „So ging er also von mir. Ich stand noch sehr lange dort und sah die Treppe runter und hoffte innerlich, dass Equall sich doch anders entschied und zurück kam, doch egal wie lange ich auf die Stufen starrte, er kam nicht zurück. >Vielleicht bin ich ein Jahr weg, vielleicht aber auch fünf. Oder ich komm gar nicht wieder!<, diese Worte hallen noch immer in meinem Kopf. Ich will Eqi nicht glauben, dass er nicht zurück kommt! Das kann ich nicht! Wenn er nicht wieder kommt, werde ich nicht mehr glücklich sein. Noch nie habe ich solche Gefühle für jemanden...wieso muss mir das jetzt kaputt gemacht werden? Warum, Equall? Warum??? Ich kann nicht aufhören zu weinen... Ich blieb noch einige Sekunden stehen, schaffte es schließlich, meine Tränen fast vollständig zu stoppen und ging zu Papa und Onkel Gorden. Aber ich sagte nichts. Nicht in dieser Stunde und auch nicht in der nächsten und auch nicht, bevor ich nach Hause ging. Es wirkte kalt und einsam alleine in diesem großen Haus.... ohne Eqi hatte ich wieder Angst. Es sah zwar nicht nach Gewitter aus und die Sonne ging grade unter, aber trotzdem war mir nicht ganz wohl bei der Sache. Ich war in all den 12 Jahren noch nie alleine zu Hause.... ob Papa sich Sorgen macht? Zuerst ging ich in die Küche und machte mir was zu Essen. Mir war kalt und schlecht vor Hunger... ich brauchte was zwischen die Zähne. Ich hielt diese Stille nicht aus. Ohne weiter nachzudenken, griff ich nach meinem Handy und wählte Sasa’s Nummer. Ich dachte gar nicht daran, dass er Besuch haben könnte oder schon schläft...ich wollte nur noch mit ihm reden, und das so schnell wie möglich. Nach wenigen Sekunden ging Sasa dran. >Hallo?<, meldete er sich verschlafen und sofort bekam ich Schuldgefühle. >Hey, Sasa-chan! Hier ist Akira.... hab ich dich geweckt?<, fragte ich kleinlaut und wäre am liebsten im Boden versunken.... wie kann ich nur so dumm sein und meinen besten Freund aus dem Bett klingeln, nur weil es mir schlecht geht?! >Ah, Akira...was gibt’s?<, fragte er ruhig und ich hörte ein Knacken, das daraufhin deutete, das er sich grade in seinem alten Holzbett aufgerichtet hat. >Mir...geht es grade ganz schlecht!<, gestand ich ihm, dann überkam es mich wieder. Ich konnte nicht weiter so cool bleiben und fing wieder an zu weinen. Sasa musste wohl deutlich mein Schluchzen hören, denn er fragte sofort: >Was ist denn passiert? Soll ich vorbei kommen?< >Nein, das ist nicht nötig...aber ich wollte deine Stimme hören... ich hab dir doch gesagt, dass es jemanden gibt, den ich sehr mag und dem ich vertraue.... du hattest Recht...ich liebe ihn!<, brachte ich hervor und meine Tränen wurden immer mehr. Wenn Papa mich jetzt so sehen würde, hätte er schon alles getan, um mich aufzumuntern, aber ich war alleine...ganz alleine in diesem Spukhaus. >Aber das ist doch toll?!<, meinte Sasa unsicher, aber es klang mehr nach einer Frage als einer Feststellung. >Nein, eben nicht! Er hat mich eben verlassen....ich werde ihn vielleicht nie wieder sehen!<, schrie ich fast und ich merkte, wie mein ganzer Körper zitterte. Dann, im nächsten Moment zuckte ich zusammen. Ich hatte vor lauter Emotionen nicht bemerkt, dass es regnete..... nein, nicht nur regnete... Gewitter! Es blitzte heftig und ich schrie auf. Sasa musste wohl damit gerechnet haben und wollte was sagen, doch im nächsten Moment war die Leitung tot. Mein Herz begann vor angst zu rasen.... was war passiert? War ein Blitz in die Telefonleitung eingeschlagen? Ich wollte grade aufstehen und das Telefon wieder in die Station stellen, da wurde es auf einmal dunkel. Stromausfall? Mein Herz schlug immer schneller. Jetzt weinte ich noch mehr, aber auch aus Angst. Noch nie war ich bei Gewitter alleine gewesen. Immer hatte Papa mich dann zu Sasa gebracht und Sasa unterstützte meine Angst! Immer wenn es blitzte streichelte er mir über den Kopf und beruhigte mich. Aber jetzt war ich alleine... ganz alleine... in diesem Moment wünschte ich mir nichts mehr, als dass Equall bei mir wäre und mich an sich drückt. Ich wünschte mir, seinen Geruch in der Nase zu haben, von seinen roten Haaren gekitzelt zu werden und vor allem wollte ich sein Lächeln wieder sehen. >EQUALL!!!<, schrie ich vor Panik, als ich im Garten wieder die Umrisse des Mannes sah. Ich war wie gelähmt... ich konnte keinen Schritt machen... er kam immer näher, die Treppe rauf und stand schon an der Tür... Ich wollte hoch rennen, schreien, aber ich war nicht in der Lage dazu. Mein Körper gehorchte mir nicht. Ich sah nur wie gebannt zu, wie der Mann durch die Tür kam und sich mir immer näher kam. Ich zitterte immer mehr. Sterbe ich jetzt? Werde ich dann Equall irgendwann wiedersehen? Was wollte dieser Mann von mir? In einem weiteren Blitzschlag kam ich wieder zu mir. Ich rannte los, hoch in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Ich schloss sie ab, aber wusste, dass das diesen Mann nicht aufhalten würde. Oder doch? Die nächste Zeit passierte nichts.... Ich wartete fast eine halbe Stunde lang, doch nichts geschah... dann auf einmal klingelte es.... Ich hatte Angst, runter zu gehen, aber ich hatte auch die Hoffnung, dass es Equall sein würde.... Langsam ging ich runter. Der Mann war verschwunden. Ich sah mich überall um, doch er war weg. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, ging ich zur Tür und machte auf. Kaum war die Tür offen, sprang mit jemand in den Arm, etwa einen halben Kopf kleiner als ich und klitschnaß. >Sasa...bist du durch den Regen gerannt?<, fragte ich erschrocken und ging mit ihm ins Wohnzimmer. >Ja<, antwortete mein Freund, >ich kann dich doch bei Gewitter nicht alleine lassen!< Wieder fing ich an zu weinen, aber diesmal vor Glück. Sasa war wirklich der beste Kumpel, den man sich wünschen konnte. Ich gab ihm ein Handtuch und frische Kleidung. Und Sasa blieb die ganze Nacht und sie nächsten Tage bei mir, bis Papa wieder aus dem Krankenhaus kam. Danke, Sasa!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)