Secret Society von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Momente der Irritation ---------------------------------- Hi Leute :D Ich hoffe ihr hattet eine tollte Weihnacht und habt demnächst ein guten Rutsch ins neue Jahr X3 ________________________________________________________________________________ Kapitel 15: Momente der Irritation Es existierten etliche Berichte von Menschen über Nahtod-Erfahrungen. Verheißungsvolle Worte von wertvollen oder gar erleuchtenden Momenten, die das Leben in eine ungeahnte positive Richtung schlagen konnten. Alles Nahrung für die Mülltonne, wie Gabriel so eben befunden hatte, denn wenn einer wusste wie sich der Nahtod anfühlte, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, dann war er es. Vielleicht übertrieb er auch, aber in diesem Augenblick fühlte sich Gabriel dem Tod näher als je zuvor. Sein Körper war fern von jeglicher Konsistenz, hatte sich schmerzhaft aufgelöst und war eins mit den Schatten geworden. Den Schmerz konnte man mit nichts vergleichen, also war es auch dementsprechend schwer ihn in Worte zu fassen. Er war zwar erträglich aber unangenehm. Aber welche Form von Schmerz war schon angenehm? Vielleicht der beim Piercen, aber man sollte nicht vergessen, dass Gabriel derzeitig andere Probleme hatte als auch nur einen Gedanken an die Beschreibung seiner Leiden zu verschwenden. Jener undefinierbare Schmerz löste sich allerdings schon nach kurzer Zeit in einem tauben feuchten Gefühl auf und Gabriel kam sich tatsächlich so vor, mehre hundert Meter unter Wasser gezogen worden zu sein. Die Angst nagte in ihm und ein dumpfes Pochen, von dem er nicht sagen konnte ob es von seinem Herzen rührte,war das einzige was er hörte. Dies und die dichte absolute Schwärze die ihm umgab raubten ihm fast den Verstand und er flehte, dass das Alles so bald wie möglich ein Ende finden würde. Just nach wenigen Sekunden, die ihm allerdings wie eine düstere Ewigkeit vorkamen, ging sein Wunsch in Erfüllung und von einen Augenblick auf den anderen verflüchtigte sich der körperlose Zustand. Das Pulsieren und Schmerzen seiner überstrapazierten Muskeln kehrte jedoch leidlicherweise zurück. Das erste was er hörte war Jeromes hektisches Gezeter. Etwas worauf Gabriel gern verzichtet hätte, denn zu seinem bestialischen Muskelkater gesellten sich nun auch noch drückende Kopfschmerzen. „Um Himmels Willen! Was ist geschehen!?“ Kaum das der Lichtbringer vollends aus dem Schatten geglitten war, wurde er auch schon von seinem Geliebten bestürmt. Lucion schüttelte sich mit einer leichten Kopfbewegung einige Strähnen aus dem Gesicht und ließ seinen Blick prüfend über Gabriel gleiten. Erst dann beglückte er Jerome mit seiner Aufmerksamkeit, allerdings nur um ihm Gabriel anzuvertrauen. „Hilf ihm sich zu säubern und kleide ihn neu ein“, sagte er knapp und zupfte zur Verdeutlichung an einen Fetzen von Gabriels Kleidung. Kühl wie ein Fisch, dachte sich Gabriel und fragte sich, ob er sich diese Zärtlichkeit nur eingebildet hatte. Doch dann besann er sich. Nein, es war keine Einbildung gewesen. Noch zu sehr prickelte die Erinnerung an den warmen weichen Kuss auf seinen Lippen und unbewusst presste er den Mund zusammen. Langsam ließ Lucion ihn auf die Füße gleiten, worauf Gabriel leicht wankte, doch Jerome war sofort zur Stelle um ihn zu stützen. Das Jerome angepisst war, war kaum zu übersehen und Gabriel konnte sich denken, was sich in diesem Raum ereignet hätte, wenn er nicht von einem Monstervogel angegriffen worden wäre. Somit hatte er sich wohl wieder unbeabsichtigt eine Woche voller Überstunden auf seinem Lehrplan eingehandelt. Gabriels Blick haftete sich auf Lucions Rücken, der achtlos an einigen kauernden Diener vorbei schritt und sich seitlich auf einem Diwan niedersinken ließ. Ein behagliches Seufzen entwich Lucion, als er es sich bequem machte und sein Blick blieb nichtssagend auf seinen Günstlingen liegen. „Ich hoffe dir ist bewusst, dass dein Dank an mich entsprechend ausfallen wird“, sagte er in einem Ton der sofort klarstellte, dass dies alles andere als eine Frage war und Gabriel sah nach einem kurzem Moment des Nachdenkens stur zur Seite. Wispernd wählt er sorgsam seine Worte. „Ich wüsste nicht was ich mehr tun könnte als Danke zu sagen oder was ich dir geben könnte... I-immerhin... gehöre Ich dir schon, Lichtbringer.“ Die letzten Worte fühlten sich wie Säure an, aber er musste es sich endlich eingestehen. Er gehörte Lucion. Allerdings schon für die Tatsache, dass der Lucion wie selbstverständlich mehr als ein „Dankeschön“ erwartete, hätte Gabriel ihn erwürgen können. Aber das war zu erahnen gewesen. In den Augen des Vampirs funkelte es belustigt, als dieser zu seinem Jüngling aufschaute und sich zwei Finger vor die verhalten lächelnden Lippen hielt. „Ich denke, ich zeige mich heute von meiner bescheidenen Seite und begnüge mich mit deiner Erkenntnis. Aber das war absehbar, dass dein kleines Menschenhirn es irgendwann begreifen wird. Nun müssen wir nur noch etwas an deinen Umgangsformen mir gegenüber arbeiten, dann bist du das perfekte Püppchen.“ Gabriel biss die Zähne zusammen und ballte die Fäuste, soweit es seine müden Muskeln zuließen. Was erwartete dieser arrogante Sack denn noch? Er war so höflich gewesen, wie in seinem ganzen Leben noch nicht und er konnte sich sogar verkneifen Lucion beim Namen zu nennen. Wobei er immer noch nicht ganz verstanden hatte, warum es ihm und einen ganzen Haufen anderer Leute verboten war diesen Namen auszusprechen. Einen entsprechenden Kommentar konnte Gabriel nicht mehr absondern, denn Jerome zog ihn energisch Richtung Tür, was wohl zum Großteil daran lag dass “Seine Vampirische hochwohlgeboren“ sich wichtigeren Dingen widmen wollte... Seinem abgeplatzten Nagellack, der im Gegensatz zu seinen übernatürlichen Fingernägeln nicht dazu ausgelegt worden war, um in Häuserfassaden gerammt zu werden. Nur noch imstande kurz die Augen zu verdrehen, wurde Gabriel von Jerome aus dem Salon bugsiert. Natürlich entging dem Lichtbringer diese Geste nicht und für einen kurzen Moment verbreitete sich sein Lächeln. ♠~♣~♠~♣~♠~♣~♠~♣~♠~♣ Ephras Schritte verhallten dumpf auf dem Gang. Schnell und gradlinig steuerte er auf die Gemächer seines jüngeren Bruders zu. Den Kopf voller umher wirbelnder Gedanken. So bemerkte er Enola nicht, die mit nicht weniger Tempo um die Ecke bog. Nur knapp konnte die vollbusige Vampirin ihrem Bruder ausweichen. „Ah na endlich! Weißt du wie lange ich dich schon suche? Du wirst immer schwerer zu finden, mein Lieber!“, gab sie schnippisch mit verschränkten Armen von sich. „Warte in meinem Büro.“, antwortete er knapp, denn das Letzte was er momentan wollte, war sich mit irgendwelchen Diagrammen herumzuschlagen. Vor wenigen Minuten hatte er Raphael mit der Suche nach Taris beauftragt und nun lag es an ihm Lucion zu beschwichtigen und auch noch mit ihm über diese ungewöhnliche Form des Schattenwandelns zu sprechen. Enola blickte säuerlich auf den schweren schwarzen Mantel, der über Ephras Arm hing. Dunkle Ranken verzierten ihn und der weite Kragen, sowie die Ärmel waren mit dichtem schwarzen Fellbesatz umsäumt. Dieses teure und extravagante Stück konnte nur einem gehören und Enola kommentierte ihre Erkenntnis mit einem frustrierten Zischen. „Du solltest mir zuhören, Ephra. Weil das was ich dir mitteilen will, eventuell etwas mit unserem liebenswerten Brüderchen zu tun hat.“ Ephra, der sich schon abgewandt hatte, hielt abrupt inne und musterte seine Schwester mit einem forschenden Blick. Dann schloss er die Augen und seufzte. „Nun gut. Was gibt es, Enny?“ Die rothaarige Lamia machte keine Anstalten etwas zu sagen, sondern ging einfach an ihrem Bruder vorbei und bedeutete mit einem kurzen wackeln des Zeigefingers ihr zu folgen. Sie führte ihn zu einem kleinen Aufenthaltsraum. „Wir müssen das nicht auf dem Flur besprechen, wo jeder Draugr uns belauschen könnte. Komm setze dich.“ Ungeduldig, wie er war, konnte der Präsident der Styx Society sich ein genervtes, aber leises Stöhnen nicht verkneifen. Kaum das er sich setzte, schlug er die Beine übereinander und legte seine Wange auf seiner Hand auf. „Beeile dich bitte Enny. Weil wir haben gerade – entschuldige den Ausdruck – sprichwörtlich die Kacke am Dampfen.“ Aber Enola ließ sich keineswegs zur Eile drängen und sie setzte sich gemächlich auf die Tischkante vor ihrem Bruder. „Vor etwa einer Stunde hatte sich Polizeipräsident Hopps telefonisch bei uns gemeldet. Es ging nochmals um diesen verzwickten Fall mit den verschwundenen Jugendlichen in Old Babylon's Creek. “ „Was soll das mit Lucion zu tun haben?“, fragte er unwirsch und hob eine Augenbraue. „Ich habe dir doch schon heute Morgen gesagt das deine Verdächtigungen -“ „Es gibt einen Zeugen Ephra...“, unterbrach sie ihn eindringlich. Ephra standen so viele Fragen auf der Zunge und seine vorherigen Probleme rückten für einen kurzen Augenblick in den Hintergrund. „Gab es schon ein Verhör?“ „Natürlich. Nun, bei dem Zeugen handelt es sich um einen illegalen Welpen, der sich öfters im Nachtclub Stargazer aufhält.“ Von Ephras Eile merkte man nichts mehr. Schweigend saß er einfach nur da und lauschte den Worten seiner Schwester mit ausdrucksloser Miene. „In der gestrigen Nacht war er zusammen mit den drei Jugendlichen ein Gespiele des Täters gewesen. Nun, wie wir vermuteten, handelt es sich um einen äußerst mächtigen Vampir... einen uns bekannten mächtigen Vampir... Du kannst dir denken worauf ich hinaus will?“ Wie vom Blitz getroffen wurde Enola von Ephra angestarrt. Er beugte sich leicht vor und seine Augen schmälerten sich zu Schlitzen. „Du wagst es ernsthaft, Lucion zu verdächtigen? Bist du des Wahnsinns? Der Lichtbringer verabscheut die Gesellschaft von Menschen und noch mehr die von Welpen!“ Trotz des bedrohlichen Tons lachte Enola belustigt auf und strich sich mit spöttischem Grinsen einige rote Haarsträhnen hinters Ohr. „Ach ja? Wie kannst du dir da so sicher sein?“ „Ich kenne Lucion wie kein anderer! Ich habe ihn immerhin erzogen!“ Über Enolas Lippen glitt ein feiner Seufzer und sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Du redest dir das noch immer zu gern ein, oder mein Lieber? Erziehung besteht nicht nur aus zwei täglichen Besuch und einem kurzen Gespräch. Vielleicht kann ich ihn ja mittlerweile besser einschätzen als du. Und ich schätze, dass unser Brüderchen mittlerweile ein gefährliches Interesse an der Außenwelt hegt.“ Von Ephra kam nur eine wegwerfende Geste. „Ausgeschlossen! Er weiß, das es außerhalb der Styx Society gefährlich für ihn ist. Von klein auf habe ich ihm das eingetrichtert!“ „Und daran erinnere ich mich noch zu gut. Es war das einzige Verbot, das du ihm je auferlegt hast. Aber wie du mir einst sagtest, du hast ihn so erzogen, das er nur das tut, was ihm im Sinn steht. Ich kann dir gratulieren! Er ist genau so geworden wie du es wolltest. Egoistisch, Selbstherrlich und Ignorant. Vielleicht hättest du ihm damals auch erzählen sollen, welche Gefahren dort draußen lauern.“ Ephra schnappte hörbar nach Luft, denn Enola brachte seine Selbstbeherrschung stark zum Wanken. „Enny! Willst du mir etwa unterstellen, dass meine Erziehung -“ „- falsch war? Nein, Bruderherz.“ Enola erhob sich von der Tischkante und zog sich mit ihren knallroten Fingernägel eine Zigarette aus der Brusttasche ihres knapp sitzenden Blazeroberteils. „Es gab überhaupt keine Erziehung. Deine Liebe zu diesem Balg hat dich blind gemacht, dabei sah es zunächst so aus, als wäre der Kleine dir völlig egal. Zumal sah er damals nicht gerade glücklich aus, als du ihn gezwungen hast -“ „Halt den Mund!“, herrschte der Schwarzhaarige Lamia sie an und auf seinen Schläfen pulsierten dicke Zornesadern. Enola konnte gar nicht so schnell gucken, wie ihr Bruder bei ihr stand und seinen Zeigefinger drohend gegen ihre Schulter drückte. „Ich habe dir schon hunderte Male gesagt, dass du nicht so respektlos reden sollst. Also schweig lieber. Denn du bewegst dich nämlich auf verdammt dünnem Eis.“ Ungerührt blies Enola den Zigarettenqualm in Ephras Gesicht und lächelte beschwichtigend. „Ich weiß wirklich nicht, was du an dem Kleinen findest. Gottheit hin oder her. Ich versteh nicht, wie ausgerechnet du ihm derart in den Hintern kriechst. Wir sind jahrelang ohne eine Göttin oder einen Gott ausgekommen. Ich seh in ihm keinerlei Verwendungszweck, außer das er uns an die Spitze unserer überreligösen Gesellschaft gebracht hat. Die Welt gehört ohnehin so gut wie uns, also ist er nutzlos geworden... Aber du erkennst es einfach nicht. Er ist wie eine Zecke! Er und seine zwei kleinen verwöhnten Schlampen für die wir uns den Arsch aufreißen.“ Ein roter Schleier der Wut legte sich über Ephra, der ihm fast völlig den Verstand vernebelte. Er konnte einfach nicht mehr an sich halten, wollte es auch nicht. Ein lauter Knall erfüllte den Raum, als der Präsident der Styx Society seiner Schwester eine saftige Ohrfeige gab. Mit einem dumpfen Laut kam sie auf den Boden auf, soviel Kraft steckte in dem Schlag. Ihre Zigarette kam nur wenige Zentimeter neben ihr zum Liegen und versenkte die Fasern, des sündhaft teuren Teppichs. Für einem Moment schien die Zeit still zu stehen in dem sich die beiden Geschwister nur anstarren konnten. Ephra war in seiner Position verharrt und atmete zitternd. „Ephraim...“, hauchte sie leise, nahm ihre Zigarette und raffte sich wieder auf. Er schüttelte den Kopf und schien sich nur mühsam wieder unter Kontrolle zu bringen. „Nur jemand der so dumm ist, vermag so zu reden. Unser Vater und auch unsere selige Stiefmutter würden sich im Grab umdrehen, wenn sie deine Worte hören könnten. Lucion wird nicht umsonst der Lichtbringer genannt. Unser aller Leben ist an diese eine Seele geknüpft, die er in sich trägt. Die Anzeichen für unseren Niedergang sind nur schleichend erkennbar, aber sie sind da! Die zunehmende Lichtempfindlichkeit, die verlorene Fähigkeiten uns in Tiere zu verwandeln und das vermehrte auftreten der Strigoi sind nur der Anfang. Wir Lamia werden diese Veränderung als Letztes spüren, aber sieh dir unsere Welpen an... Ihre Lichtempfindlichkeit wird von Jahr zu Jahr höher! Das Alles sind Folgen, weil unser Herr so lange nicht auf dieser Welt wandelte und diese unangenehmen Entwicklungen werden sich bald beschleunigen. Und so lange die göttliche Seele schläft wird sich daran nichts ändern.“, sagte Ephra mit bebender Stimme und in Enolas weit geöffneten Augen stand die Entgeisterung geschrieben. Sie griff hinter sich und zog sich fahrig auf einen Sessel. „W-Was sagst du da?“ „Lucion ist unser Herr. Ob es dir gefällt oder nicht. Wie kannst du ihm da solche Sachen anhängen wollen?“ Enola nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und drückte sie dann im Aschenbecher auf dem kleinen Tisch aus. Ihr Gesicht war so bleich wie Marmor. „Weil der Welpe ihn beschrieben hat... Der Täter war ein charismatischer Vampir mit langen silbernen Haaren, der seit kurzer Zeit im Club Stargazer ein und ausgeht. Und wie es aussieht sind die verschwundenen Jugendlichen tot... Genaueres wollte er jedoch nicht sagen... Es war Zufall das er Mr. Hopps in die Hände gefallen ist... Und er konnte ihn nur unter größtem Druck zum Reden bringen. Der Welpe hat eine Heidenangst, weißt du...“ Ephra setze sich ebenfalls wieder und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. „Es könnte ein Kalyht gewesen sein oder irgendein anderer Vampir, der sich die Haare gebleicht hat...“ „Kalyhten verabscheuen menschliches Blut. Du kennst ihre Philosophie am Besten... Sie ernähren sich eher von älteren Gebissenen. Lucion jedoch ist unberechenbar und in seinen Launen manchmal recht wankelmütig... Denke nur daran, dass sein momentaner Favorit ein vorlautes und ungehorsames Menschengör ist.“ ♠~♣~♠~♣~♠~♣~♠~♣~♠~♣ Jetzt hatte er den Salat. Jetzt war sein Kopf noch voller als vorher und das sollte schon was heißen. Kopfschüttelnd trat Ephra vor die Tür des Salons in dem sich laut eines Dieners, sein Bruder befinden sollte. Nein, er würde Enolas Geschichte auf keinen Fall ansprechen. Nicht so lange sie noch unbestätigt war. Mit einem entschlossenem Klopfen machte er auf sich aufmerksam und als ihm von einem Bediensteten geöffnet wurde, betrat er ohne Verzug den abgedunkelten Salon. Seine Augen glitten durch den kleinen Raum, zu dem großen weit geöffnetem Fenster vor dem der Diwan stand, auf dem Lucion von ihm abgewandt lag. Schlief er? Eine kurzes Gefühl der Angst machte sich in Ephra breit. Was war, wenn das Schattenwandeln mit Gabriel doch zu viel für ihn gewesen war? Seine Sorgen wurden jedoch schon im nächsten Moment zerstreut, als Lucions Stimme erklang. „Du hast mich warten lassen... Ich dachte du würdest mich früher aufsuchen.“, sagte er, ohne sich umzuwenden. Ephra zuckte leicht zusammen und tat eine respektvolle Verbeugung. Noch einmal sortierte er seine Gedanken im Schnellablauf. „Der heutige Vorfall hätte niemals geschehen dürfen... Ich habe bereits alles in die Wege geleitet um die Kreatur zu finden.“ Eine unangenehme Stille trat ein und Ephra hoffte, das dies reichte um seinen jüngeren Bruder zu beschwichtigen. In ihm erblühte der Wunsch, das Gesicht Lucions zu sehen. Er wollte sehen was er dachte. Doch schon im nächsten Moment verwarf er diesen Gedanken, denn im Gesicht des Lichtbringers war ohnehin nur selten eine Emotion zu lesen. „Was war das für ein Wesen?“ Es war eine tonlose Frage gewesen und Ephra schluckte leicht. Was sollte er darauf antworten ohne das er zu viel über die Kalyhten verriet? „Eine besondere Art von Vampir... mit besonderen Fähigkeiten.“, antwortete der hochgewachsene Lamia nach einigen Minuten und fügte noch schnell hinzu: „Wenn er in unserer Gewalt ist, wird er ganz dir gehören und du kannst ihm all seine Geheimnisse entlocken.“ Von Lucion kam nur eine kleine Regung und er war plötzlich verschwunden. Ephra schloss nur die Augen, denn er wusste schon jetzt, das der Lichtbringer hinter ihm stand. Er spürte, wie die schlanken blassen Finger mit seinem langen Haarschopf zu spielen begannen und ein kleines Auflachen ertönte. „Das Zittern in deiner Stimme verrät deine Angst, Ephraim. Du sollst wissen...“ Plötzlich verhärtete sich der Griff in seinem Pferdeschwanz derart, dass sein Kopf schmerzhaft nach hinten klappte und Lucion sprach mit ruhiger kalter Stimme weiter: „... sie ist nicht unbegründet... Bis dieser wertlose Wurm nicht gefunden ist, trägst du die Verantwortung.“ Er hatte es geahnt, dennoch sagte Ephra nichts. „Du weißt, dass ich dich nur ungern bestrafe, aber in letzter Zeit häuft es sich, dass du mich enttäuscht... Zu oft für meinen Geschmack.“ Lucions Stimme war immer leiser und zärtlicher geworden und seine Lippen waren dem Ohr seines Bruder gefährlich nah. „Welch Strafe du auch wählst, ich werde sie tragen. Wenn es dich gelüstet, nimm mein Blut. Es wird die Wirkung der Seelen der Jünglinge verlängern.“, wisperte er schwer atmend und drückte dabei Lucions schwarzen Mantel, den er noch immer bei sich trug, fest an sich. Abrupt ließ der Lichtbringer von ihm ab und lachte auf. „Ach mein lieber Ephra. Du glaubst mich damit besänftigen zu können? Der Geschmack deines Blutest ist mir über, aber ich brauche es ohnehin nicht mehr.“, sagte der Silberhaarige belustigt, während er an seinem Bruder vorbei schritt und ihn dann über die Schulter hinweg spöttisch ansah. „Ich habe etwas besseres gefunden. Etwas das stärker ist als dein Blut und nahrhafter als das Blut jedes Zuchtjüngers. Etwas... das mir sogar die Qualen meines unersättlichen Hungers nimmt.“ Verwirrt schaute der Lamia auf. Die Worte seines jungen Bruders waren mehr als beunruhigend. „Was willst du damit sagen?“ Eine Antwort auf seine Frage erhielt Ephra auch nach langem warten nicht. Lucion lächelte einfach nur geheimnisvoll und ließ seinen Blick dann aus dem weit geöffnetem Fenster gleiten. „Du hast es auch gesehen oder? Die Schatten... Sie beginnen sich meinem Willen zu beugen...“, wisperte der Silberhaarige und schritt dem fahlem Licht, welches durch das Fenster fiel, entgegen. „Erst die Schatten, dann das Licht und zuletzt das Leben selbst... So wie es in den alten Schriften geschrieben steht...“ In seiner Stimme lag ein Klang, der Ephra eine Gänsehaut verursachte. Ein Räuspern entfuhr dem Lamia und er versuchte sich wieder zu beruhigen. Enola hatte ihm einfach zu viele Hirngespinste mit ihrem Geschwafel eingesetzt. Seine Erziehung war richtig gewesen. Basta. Langsam schritt er zu Lucion heran und legte den schweren schwarzen Mantel um die Schultern seines Besitzer. Behutsam zog er die langen silbernen Strähnen seine Bruders aus dem Kragen und lächelte leicht. „Es erfreut mich mitanzusehen, wie du langsam heranreifst. Allerdings stimmt mich eine Sache bedenklich...“ Langsam strich er wie in Trance Lucions Haar sanft zur Seite und fuhr mit den Fingerkuppen über dessen Nacken. Eine Zärtlichkeit, die er seinem Bruder zu lange nicht mehr geschenkt hatte. Warum er es ausgerechnet jetzt tat, konnte er sich nicht erklären. Erstaunt bemerkte er, dass Lucion sich der Berührung sogar leicht entgegen lehnte. Dies gab ihm ein vages Gefühl des Mutes und er räusperte sich knapp um dann mit fester Stimme weiter zu sprechen. „Du gehst mit deinen Fähigkeiten nicht gerade mäßig um, Lucion... Ich weiß, dass dies nicht wirklich ungewöhnlich für dich ist aber... In letzter Zeit bist du geradezu verschwenderisch mit der Kraft der Seelen geworden.“ Der Lichtbringer neigte den Kopf unter genießerischen Summen zur Seite, während sein Bruder weiterhin über den Nacken strich. „Täglich wird dir der Name Bluthund immer ungerechter. Kopflose Glucke trifft es wohl am weitgehendsten. Erfülle lieber deinen einzigen Zweck wozu du geschaffen wurdest und belästige mich nicht weiter mit deinen gedanklichen Unrat...“ Während er den Worten Lucions lauschte, bemerkte er nicht, wie sich eine schwache Kälte in ihm ausbreitete. Erst, als ihm die Bewegungen immer schwerer fielen und er mit einem Keuchen inne halten musste, wurde er sich ihr bewusst. „Was zum-!“ „Deine Sorgen sind völlig unbegründet, mein Lieber... “ Der Silberhaarige wandte sich Ephra zu und legte sich dabei spöttisch glucksend den Zeigefinger auf sein Kinn. „Ich habe sehr viel Zeit, weißt du. Zeit, in der ich lerne mit meinen Kräften umzugehen... Wenn du mich öfter besucht hättest, wäre es dir aufgefallen...“ Lucion Antlitz war unter dem kühlem Blick kaum zu lesen, allerdings glaubte Ephra aus dessen Worten einen Vorwurf zu hören. Ihm kam der Gedanke mehr als unsinnig vor, aber konnte es sein, dass Lucion sich vernachlässigt fühlte? Eine Antwort auf diese Frage würde er wohl nie bekommen. „Genug für heute!“, erhob der Lichtbringer plötzlich seine Stimme. „Diese Nacht war einfach nur grauenhaft und deine Anwesenheit macht es nur noch schlimmer, Ephraim! Du solltest mir weder heute, noch Morgen unter die Augen treten!“ Mit einer schwungvollen Bewegung, sodass sich der Saum seines Mantels leicht bauschte, drehte sich Lucion dem Diener an der Tür zu. „Du da! Geh zu meinen Günstlingen. Ich wünsche sie alle beide noch heute Nacht zu sehen... Ich brauche etwas Ablenkung...“ Kaum das seine Worte verklungen waren glitt er in den Schatten und verschwand. Die Kälte, die schwer wie eine feuchte Decke auf Ephra lag, löste sich so abrupt, dass er aufkeuchte und leicht ins wanken geriet. Langsam ließ sich Ephra auf den Diwan sinken und presste sich die Hand auf sein Gesicht. Warum war es nur so schwierig Lucion klar zu machen, wie ernst diese Verschwendung war. Diese Kälte, die er gespürt hatte, das wusste Ephra nur zu gut, waren die erwähnten Schatten gewesen... Er hatte es genau gespürt, wie sie die Energie aus Lucions Körper verschlungen hatten. Wenn sich nicht bald etwas änderte, würde der Lichtbringer zu einer Gefahr für sich selbst werden... Er musste etwas tun! Er seufzte schwer, denn leidlicherweise war des nicht das Einzige was ihm graue Haare bereitete. Lucion hatte davon gesprochen das er etwas nahrhafteres gefunden hatte, als dass Blut der Zuchtjünger. Hoffentlich... Oh Hoffentlich, so bat er, hatte er nicht sein katalytisches Erbe entdeckt. Es wäre eine Katastrophe wenn der Lichtbringer die Lamia zu seiner Hauptnahrung erklärte. Ephra wurde von einer Gänsehaut überzogen und er presste fest die Lippen zusammen... Nur ein jähes Aufklingeln seines Handys verhinderte, dass er sich noch weitere horrorhafte Albträume zusammen fantasieren konnte. Strapaziert schaute er auf den Display und schnaufte erleichtert als er die Nummer erkannte. „Raphael... Ich hoffe du willst mit mitteilen, dass du Taris gefunden hast und das er sich gleich Morgen Abend mit mir treffen will...“ Am anderen Ende der Leitung ertönte nur ein lautes Luftschnappen. Danach folgte ein verzweifeltes Jammern, welches man unmöglich verstehen konnte. „Raphael?“ „E-es tut mir leid, Meister. A-aber... Ich rufe aus einem anderem Grund an. Es geht um... den Vorsitzenden des Ring der Zeitalter, Lord Argrain... E-er wurde entführt. Vermutlich von einer Kalyhtea.“ Für einen Moment machte Ephras uraltes Herz einen Aussetzer, bevor er ein lautes „WIE BITTE?“ in den Hörer brüllte. „J-ja, ich wurde ebengerade von einem unserer dortigen Spionen kontaktiert. Anscheinend haben sich die verbliebenen Mitglieder des Rings zu einer Krisensitzung eingefunden. Sie debattieren wohl darüber, sich mit der Society gegen die Kalyhten zu verbinden und-“ „Finde Taris.“, schnitt Ephra kühl seinem Welpen das Wort ab. „A-aber der Ring der Zeitalter...“, stotterte Raphael und ein Schauer lief ihm über den Rücken, als sein Meister ihm antwortete. „Der Ring war mir schon lange ein Dorn im Auge... Falls dies ein geplanter Angriff war, machen die Kalyhten nur die Drecksarbeit für mich. Also kümmere dich nicht weiter darum und führe meine Befehle aus, wie es sich für einen braven Sklaven gehört...“ Einzig ein heiseres „Jawohl...“ war zu hören, bevor Raphael auflegte. Ephra zitterte leicht und er ließ sein Handy achtlos aus der Hand rutschen, welches mit einem plumpen Geräusch auf dem Polster aufschlug. Die Hand wanderte zum Gesicht des Schwarzhaarigen und verdeckte es gänzlich. Etliche Sekunden verstrichen, als Ephra leise Töne entwichen. Sie wurden immer lauter und schwollen zu einem hellen Gelächter an. Das durfte doch alles nicht wahr sein, dachte Ephra sich, noch immer zitternd und lachend vor Fassungslosigkeit. Was war nur los mit dieser verdammten Nacht!? Es reichte ihm endgültig. Unter finsterem Blick zog er sich den Knoten seiner Krawatte auf und erhob sich. Nicht nur Ungeduld und unsägliche Anspannung war es was in ihm schwoll, sondern auch ein gieriger Bluthunger, den er zu lange unterdrückt hatte. Viel zu lange. Er gab sich mit voller Absicht der Gier hin. Heute Nacht würde er sich ein Opfer suchen an dem er sich abreagieren würden und dann... dann würde er andere Seiten aufziehen. Enolas Fall und haltlosen Verdächtigungen waren unwichtig. Taris musste gefunden werden. Das stand nun ganz oben auf seiner Liste und würde Raphael versagen, dann... würde er die Sache selbst in die Hand nehmen... Ein grimmiges Lächeln zeichnete sich auf Ephras Lippen ab, denn die Idee endlich wieder aktiver zu zu werden gefiel ihm zunehmend. Lucion hatte Recht... Er war mehr eine kopflose Glucke, als... Es wurde Zeit das der Bluthund wieder von der Kette gelassen wurde. ♠~♣~♠~♣~♠~♣~♠~♣~♠~♣ Jerome schwieg sich beharrlich aus. Genau so, wie er es schon auf den Weg in das Bad getan hatte. Gabriel selbst, hielt es ebenfalls für besser nichts zu sagen, da alles was er zu sagen hatte, die Situation wahrscheinlich nur verschlimmern würde. Mitleid war es, was er für Jerome empfand, allerdings würde er, als ungewollter Rivale, ihn nicht trösten können. So unauffällig wie möglich stand Gabriel neben dem großen Ficus, in dem schweren weißen Topf am Eingang und beobachtete geduldig, wie der Sanguar das Wasser in das im Boden liegende Becken einließ. Nach kurzer Zeit wurde das gesamte große Badezimmer vom Duft kostbarer Öle erfüllt und Gabriel war mit einem grimmigen Brummen seitens Jerome in das Becken beordert worden. Nun saß er dort im warmen Nass und schaute träge auf sein verschwommenes Spiegelbild. Jerome war mit seiner schlechten Laune für kurze Zeit aus dem Raum verschwunden um seinem Schützling neue Anziehsachen zu holen. Diesen Augenblick nutzte Gabriel und gab sich der Wärme des Wasser hin. Natürlich gaben seine gequälten Muskeln noch immer keine Ruhe, doch der Schmerz verwandelte sich bald in einen matten pulsierenden Druck, welcher weit aus angenehmer war. Eine plötzliche Berührung in seinem Nacken, die einen brennenden Schmerz auslöste ließ ihn aufschrecken. Hastig drehte er sich um und blickte genau in das Gesicht von Jerome der gebeugt am Beckenrand hockte. „Auch wenn sie nicht tief ist, sieht die Wunde ziemlich mies aus. Was hast du da draußen nur getrieben?“, fragte der Sang mit noch immer missgelauntem Blick. Verdutzt fasste sich Gabriel in den Nacken und erfühlte die nun raue gebogene Wunde, die quer von einer Schulter zur anderen verlief. „Ah! Der Lichtbringer wird wohl vergessen haben sie zu heilen.“ Kaum das er diese Worte ausgesprochen hatte, verfärbten sich seine Wangen rot. Vielleicht war es ganz gut, dass Lucion nicht weiter an ihm rumgeleckt hatte. Von Jerome kam nur ein Seufzen. „Na wenigstens hat einer von uns seinen Spaß gehabt.“ Gabriel staunte nicht schlecht, als der Sanguar ihm schon fasst liebevoll durch das Haar strich. War Jerome am Ende gar nicht wegen ihm so schlecht gelaunt gewesen? „Auch wenn du ein ziemlich unsympathischer Gnom bist, muss ich sagen das du eine recht hübsche Visage hast. Schade drum. Die Verletzung wird eine hässliche Narbe werden. Leider ist Vampirspeichel nicht mehr wirksam, wenn Blut einmal geronnen ist.“ Nichtverstehend zog Gabriel die Augenbrauen zusammen. „Hab ich was verpasst?“, fragte er stutzig und erntete von Jerome nur ein bitteres Lächeln. „Eben als ich deine Wunde gesehen habe, wurde wieder einmal mehr bewusst, wie viel du durchmachen musstest. Du gehörst einfach nicht hier her.“ Ach, endlich fiel das mal jemanden auf, dachte sich Gabriel sarkastisch, doch sogleich verdüsterten sich seine Gedanken wieder, als er sich an die Worte seines Bruders erinnerte. Langsam ließ er sich zurück in das Becken gleiten und blickte entrückt in die Augen seines eigenen Spiegelbildes. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich weiß selber nicht mehr wer ich bin und wo ich hingehöre. Geschweige davon, was Wahrheit und was Lüge ist.“ Schon beinahe zärtlich strich der Jüngling über die Wasseroberfläche um sein Spiegelbild zu verwischen. „Alles verschwimmt vor mir. Seit ich hier bin hat sich vieles verändert... Ich habe mich verändert. Halte mich nicht für Wankelmütig oder so, aber...“ Er schloss für einen kurzen Moment seine Augen und blickte dann zu Jerome auf. „Ich glaube langsam, dass ich doch hier her gehöre. Mir kommt es selber total krank vor, aber mein Körper spielt seit dem ich hier bin völlig verrückt... Diese sexuelle Affinität zu Vampiren, die ich angeblich besitze, scheint auch nicht das zu sein, was wir zuerst glaubten. Mein Körper hat nie auf andere Vampire reagiert. Ebenso haben andere Vampire nie irgendwelches Interesse an mir gehegt... Es scheint als bestünde dieses Band der Anziehung nur zwischen mir und dem Lichtbringer...“ Eingehend schauten sich die beiden jungen Männer in die Augen, bis Jerome seinem Gegenüber die Hand auf die Schulter legte. „Das ist in der Tat äußerst mysteriös. Aber glaub mir, egal welches Geheimnis dich umgibt. Früher oder später wird es sich lüften. Vielleicht war es Schicksal, dass alles so gekommen ist.“ Bei diesen Worten musste Gabriel schmunzeln. „Du siehst nicht gerade wie jemand aus, der an das Schicksal glaubt.“ Jerome antwortete nur mit einem Lächeln und erhob sich. Gabriel sah ihm nach, wie er zur Kommode ging und einen Schwamm zu ihm ins Wasser warf. „Auch wenn du noch so ein verwöhntes Prinzchen bist. Dich selbst zu waschen wirst du wohl noch hin bekommen.“ Unter einem halbherzigen Knurren schnappte sich Gabriel den Schwamm und begann sich einzuseifen. Die Bahnen die Gabriel mit den Schwamm nahm wurden jedoch nach wenigen Malen sanfter, als er sich dem Geruch des Badewassers bewusst wurde. Leicht süßlich, aber nicht schwer und aufdringlich. Er kannte diesen Duft... aber woher nur? Er kam einfach nicht drauf, aber eines war eindeutig. Der Duft war ihm nicht unvertraut und erfüllte ihn mit einer tiefen Wärme. Seine Atemzüge wurden immer langsamer, als wollte er diesen Duft und das damit verbundene Gefühl in sich aufnehmen. Schon fasst hingebungsvoll ging Gabriel mit dem Schwamm um und verteilte sorgfältig das Aroma auf seinem ganzen Körper. Sogar ein wohliges Seufzen perlte von seinen Lippen. Der Jüngling vergaß alles um ihn herum, auch das er nicht alleine war. Minutenlang beobachtete Jerome seinen Schützling und zog die Stirn kraus. Doch dann kam ihn eine leise Erkenntnis und lächelte ins sich hinein „Dein Bad beinhaltet die favorisierte Ölmischung des Gebieters.“, sagte er und beobachtete vergnügt, wie Gabriel derart heftig zusammen zuckte, das er den Schwamm so stark zusammen quetschte, dass ein Schwall Wasser in sein Gesicht spritze. „W-Was?“, fragte Gabriel verdutzt und sah dabei im wahrsten Sinne des Wortes aus wie ein begossener Pudel. Jerome packte sich den Stapel Handtücher und legte ihn auf die niedrige Ablage nahe des Beckenrandes. „Der Parfümeur, welcher diese Mischung erstellte, war wirklich ein Meister seines Fachs. Er hat es dem Gebieter zum Geschenk gemacht und der Gebieter hatte so sehr Gefallen daran gefunden, dass er den Parfümeur noch am selbigen Tag tötete, damit dieser Wohlgeruch für immer einzigartig bliebe. Selbstverständlich nachdem man ihm das Rezept entlockte.“, meinte Jerome so fröhlich, als würde er von einem Kindergeburtstag erzählen... Bezahl nie den Fährmann, bevor du sicher am anderen Ufer bist, dachte Gabriel beiläufig... Wichtiger war ihm die Antwort auf sein seltsames Verhalten. Vielleicht war die heutige Nacht endgültig zu viel für ihn gewesen, oder aber der Kuss hatte ihn nun komplett verdreht. Lucion konnte verdammt gut küssen, was aber auch nicht verwunderlich war. Immerhin lebte er schon eine halbe Ewigkeit und hatte genug Übung. Gabriel lachte spöttisch in sich hinein. Er musste unzählige Geliebte gehabt haben, aber wer würde jemanden mit solch einem Gesicht schon verschmähen. Es ärgerte ihn das zugeben zu müssen, aber wenn er genau nachdachte war Lucion die fleischgeworde Sünde auf Erden. Dem Verhalten nach zu urteilen, war sich der Lichtbringer dem leider nur zu gut bewusst. Er kam einfach nicht umhin an jede Einzelheit des schönen Gesichts zu denken...Diese durchdringenden kühlen Augen, die hohen Wangenknochen... und diese verführerisch vollen Lippen, die Nächte voller Lust und Leidenschaft versprechen konnten und die gefährlichen weißen Zähne, die unter ihnen verborgen lagen. Eine leichte Gänsehaut bildete sich trotz des heißen Wassers bei Gabriel, als er an das spöttische Lächeln dachte und es lief ihm heißkalt, den Rücken runter. Ja, definitiv “heißkalt“. Anders konnte man es nicht beschreiben. Gabriels geistiger Blick rief sich jedes winzigste Detail des perfekten Körpers in den Sinn und er gab unbewusst ein leises Summen von sich, als er an den drahtigen hochgewachsenen Körper dachte. Breite Schulter... leichte Muskeln, die sich geschmeidig bei den raubkatzenartigen Bewegungen unter der glatten Haut abzeichneten. In einem tiefen Atemzug nahm Gabriel den Duft des Bades auf. Lucions einzigartigen Duft, der überall zu sein schien und ihm das Blut in den Kopf trieb. Dies wurde ihm langsam zu viel, aber der Jüngling konnte einfach nicht aufhören an ihm zu denken. Er sah diese großen schlanken Hände mit den langen Fingernägeln und spürte förmlich, wie sie über seinen Rücken kratzten, bis hinten über seinen Steiß. Die imaginären Hände legten sich auf seinen Hintern, wie es schon einmal passiert war und Gabriel stöhnte auf. Die Augen Jeromes wurden immer größer, als er sich bewusst wurde, dass sein Schützling schon wieder total entrückt war. Was er als nächstes beobachtete, ließ ihn fasst vom Hocker fallen. Die Hände Gabriels wanderten am Körper hinab. Immer tiefer. Dann griffen sie zu und Gabriel sog vor Lust scharf die Luft ein. Jerome wollte etwas sagen, den Jungen in die Wirklichkeit zurück rufen, doch dann hielt er inne. Irgendwie... gefiel ihm dieses Bild. Ein einzigartiger Anblick, der so grenzwertig bei diesem jungen Mann wirkte. Nach einigen Minuten musste sich Jerome etwas auf die Unterlippe beißen und fuhr sich dabei durch das blonde Haar. Gabriels Anblick ließ ihn nicht kalt. Wie er sich dort lustvoll rekelte und immer wieder kleine laszive Laute von sich gab. „Man sieht es dir auf den ersten Blick wirklich nicht an, aber du bist verdammt scharf, Kleiner. Weißt du das...“ , wisperte Jerome mit rauer Stimme und atmete dabei schwer. Abrupt hielt Gabriel inne und schaute verstört an sich herab... auf seine Hand, welche sich fest um sein Gemächt geschlossen hatte. „I-ich-ich-“, stammelte der Jüngling verwirrt und wandte sich zu Jerome um, der mittlerweile aufgestanden war. „Du hast an Ihn gedacht... nicht wahr?“, fragte Jerome mit einem selbstgefälligem Lächeln. Noch bevor Gabriel etwas erwidern konnte, viel der Sanguar ihm ins Wort. „Verdammt~ Jetzt bin ich schon wieder spitz...“, seufzte er gekünstelt. „Das ist deine Schuld. Hmmm~ Was machen wir da nur?“ Gabriel verlor alles an Farbe im Gesicht und war kaum noch in der Lage zu antworten. Jeromes Grinsen wurde immer breiter und er schaute mit halb geschlossenen Augen auf seinen Schützling herab. „Wenn ich es mir so Recht überlege... Du hast in deinem Unterricht noch nicht sehr viel praktische Erfahrung gesammelt...“ tbc ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)