Autobahnlichter von angeljaehyo (One-Shots, LxLight/Raito) ================================================================================ Kapitel 17: Ehrlichkeit ----------------------- Als du zum ersten Mal die Hauptermittlungszentrale betratst - damals war es eines meiner Hotelzimmer - habe ich dich gehasst. Du warst mir schon in den Videoaufnahmen deiner Überwachung so unangenehm aufgefallen. Deine erzwungene Perfektion war so widerlich, selbst deinen Eltern und deiner kleinen Schwester - die, wie du anscheinend nicht wusstest, dich liebte und absolut vergötterte - spieltest du einen falschen Charakter vor. Du warst von der ersten Sekunde an mein Hauptverdächtiger, du lebtest eine Lüge. Ich sah es dir an. Ich verehrte deinen Vater. Natürlich zeigte ich das nie, aber er war ein Ausbund an Ehrlichkeit, Kompetenz und Reinheit. Er liebte dich so sehr. Du spieltest ihm Liebe vor. Ich hasste dich abgrundtief. Das hatte der Mann nicht verdient. Doch ich brauchte deine Nähe, also ging ich in deine Universität, und ertrug deine fürchterlich nasale Stimme, deine arrogante Art, deine vorgegebene Überlegenheit und tat so, als ob ich dich mögen würde. Ich hatte meine Gründe, ich wollte diesen Fall lösen. Ich war schon immer etwas besseres als du. Dann stießt du, wie schon gesagt, zum Ermittlungsteam. Wie du angezogen warst, wie du liefst, alles so antrainiert, alles unnatürlich. Ich fand dich so abstoßend, und es kam mir bei deinem Anblick hoch. Du warst so sehr Kira wie ich zehn Finger besaß. Lächerlich, einfach lachhaft, wie du dachtest, du könntest mir etwas vorspielen, wie du dachtest, du wärst besser als ich. Niemand war besser als ich. Der zweite Kira kam ins Spiel und du warst außer dir, weil dieser ein Stümper war und deinen Namen völlig in den Dreck zog. Du wärest mir dankbar gewesen für die Aufgabe, ein Kira-Video zu produzieren, wenn ich nicht L gewesen wäre. Du stürztest dich voller Freude in deine Arbeit. Du lebtest schließlich für die Arbeit. Wie abstoßend - wir hatten etwas gemeinsam. Oh, du solltest so schnell wie möglich aus meinem Leben verschwinden. Am besten durch eine Exekution. Widerlicher Massenmörder. Doch ich sagte dir, dass du mein erster Freund wirst, und mein Abscheu gegen dich erreichte einen Höhepunkt, als du sagtest, ich wäre auch einer für dich. Du hattest keine Ahnung, was mir das bedeutet hätte, wenn du nicht gelogen hättest. Keine Ahnung hattest du. Hast du. Dann sperrte ich dich auf deinen eigenen Wunsch ein - der Anfang von meinem Ende. Denn als du mich nach dem siebten Tag batest, dich freizulassen, sah ich in deine Augen und verspürte Sympathie. Wer warst du? Du lebtest keine Lüge mehr, du warst ehrlich zu mir. Ich ließ dich in deiner Zelle. Ich hatte Angst vor dir. Irgendwann durfte ich dich nicht mehr weggesperrt lassen, der Druck von außen wurde zu hoch. Ich konnte nicht schlafen, musste dich immer überwachen, und du warst wie ausgewechselt. So unschuldig, so ehrlich. Ich hatte so eine Angst, dich an mich zu ketten. Aber ich sah keinen anderen Weg, dich endlich zu durchschauen, dich endlich zum Schafott zu führen. Je früher du stürbest, desto besser. Stirb, Kira, stirb. Doch das war nicht mehr so einfach. Deine Worte, dein aufrechter, selbstbewusster Gang, deine Gestik, deine Mimik... Alles war so ungespielt, natürlich, ehrlich. Ich konnte meine Augen nicht mehr von dir wenden. Nie wieder. Keine Lügen mehr, keine Intrigen. Du mochtest mich sogar. Ehrlich. Ich merkte es dir an. Du legtest mir deine Hand auf meine Schultern, ohne dass ich Angst haben musste, dass du mir an die Gurgel wolltest. Und dann, nach ein paar Tagen, stolperte ich über unsere Kette, und flog hin. Ich tat mir ziemlich weh, und du musstest mir aufhelfen. Es sah wohl ziemlich lustig aus - du lachtest und hast mir grinsend aufgeholfen. Doch als du sahst, dass ich blutete, hast du dich um mich gekümmert, mich gestützt, mich beruhigend angelächelt, als ich mein Gesicht schmerzhaft verzog. Du spieltest mir nichts vor. Du warst mein Freund. Ich sah dein Lächeln und verlor mich darin. Ich verliebte mich in dich. Und du dich in mich. Oh, und wie wir uns liebten. Mein Hass auf dein früheres Ich war verdrängt worden, ich wollte nicht mehr daran denken. Tagsüber arbeiteten wir wie besessen, nachts waren wir ein Paar. Entweder sprachen wir stundenlang über alle möglichen Themen. Oder wir hielten uns einfach nur in den Armen. Oder ich liebte dich und du liebtest mich, in absoluter Harmonie, entweder zärtlich und liebevoll oder stürmisch wie die zwei Kinder, die wir waren. Monatelang war ich wirklich glücklich. Mit dir. Und du warst auch glücklich, ich weiß es. Ich sah dir immer alles an. Ich wusste, dass das irgendwann mal enden musste. Aber ich war auch nur ein Mensch und ich hoffte, hoffte mit allem, das ich hatte, hoffte, dass unser Glück alles Leid überdauerte. Doch wenn das Leid Kira hieß, hatten wir Menschen keine Chance, denn er hielt sich für einen Gott. Du hast mich kaputt gemacht und dich selbst am meisten. Wir nahmen diesen Pseudo-Kira hoch und wieder warst du so plötzlich wie ausgewechselt. Ich saß neben dir, als es passierte, und konnte nichts dagegen tun. Wieder wurden deine Worte alle zu Lügen, wieder wandelten sich alle meine Gefühle, die ich für dich hatte, in Hass. Puren Hass und Abscheu. Und ich vermisste meine Liebe zu dir. Und deine Liebe zu mir. Ich dachte, wir wären zusammen. Doch ich war dir nicht wichtig genug, dein Wahn war dir wichtiger. Unsere letzte Nacht ekelte mich an. Ich liebte es die letzten paar Monate so sehr, meine Nächte mit dir zu verbringen. Doch nun fühlte sich jede deiner Berührungen an wie Säure, weil sie Lügen waren. Alles Lügen. Du wolltest mich zum allerersten Mal dominieren. Lüge. Lüge Lüge Lüge. Ich ließ dich gewähren, mir war es egal, diese Nacht war sowieso nur eine Qual für mich. Du warst so schön. So wunderschön. Du warst auch von innen her schön gewesen. Doch jetzt, als du wieder auf deine Perfektion achtetest, hattest du sie verloren. Ich starb. Du hieltest mich in deinen Armen, wie du es so oft getan hast. Ich hasste dich. Doch dann hast du mich angegrinst. Mir dein wahres Wesen gezeigt. Du warst wieder ehrlich. Und ich starb in dem Wissen, dass ich dich liebte. Über alles. Ich liebte dich. Ich war glücklich. Ich liebte es, wenn du ehrlich zu mir warst, egal, ob du Yagami Raito oder Kira warst. Ich liebte dich, wenn du mir die Wahrheit sagtest oder zeigtest, als ehrliche Person warst du einfach perfekt. Deine Lügen waren verabscheuungswürdig. Aber du warst meine große Liebe, meine einzige Liebe. Ich bin tot. Ich sehe dich, wie du meinen leblosen Körper hälst und schreist und weinst. Und mit Schreck stelle ich fest, dass ich dich mehr als jemals zuvor liebe. Ich liebe dich in deinem unstillbaren Kummer. Ehrlichkeit. Ende. __________ A/N: Kein Beta, I'm afraid. Hoffentlich sind nicht allzu viele Fehler drin. Endlich mal wieder ein OS, heute hatte ich irgendwie keine Lust auf Searching for Passion ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)