Autobahnlichter von angeljaehyo (One-Shots, LxLight/Raito) ================================================================================ Kapitel 1: Space Dementia ------------------------- Light ging langsam in die Wohnung, die er sich mit L geteilt hat, um sich unter die heiße Dusche zu stellen. Er zitterte vor Kälte - warum ist er auch bitte raus zu L in den Regen gegangen? Was hatte das für einen Grund? Er brauchte keine Freundschaft mehr vorzuspielen. L wird sterben - so einfach. Jedes Wesen ist manipulativ für Light, sogar Todergötter, Shinigami. Woran lag das? Weil er selbst, Light Yagami, sich zu dem Größten aller Götter entwickelte? Weil er klüger war als alle anderen? Naja. L ließ sich nicht von ihm manipulieren, niemals. Irgendwie wusste L schon immer, wer Kira war, rein intuitiv. Light musste zugeben, dass sich sein Gegenspieler auf demselben Niveau bewegte wie er selbst. Er dachte an die Zeit, in der er seine Erinnerungen an das Death Note verloren hatte. Er und der Detektiv hatten wirklich sowas wie eine Freundschaft aufbauen können - die auf nichts anderes auf auf Lügen basierte, aber es war schon eine Art Kameradschaft. Es ist nun mal die Eigenart des Menschen, sich an einen anderen zu gewöhnen, wenn man mit ihm eine Zeit lang alles teilt, sogar das Bett. Obwohl es Light immer aufgeregt hatte, dass er mitten in der Nacht zitternd aufwachen musste, da sich L alle Bettdecken geschnappt hatte. Irgendwie ließ L ihn immer schaudern - auch im übertragenden Sinne. Seine Füße kribbelten immer noch von der guten Durchblutung, die sie nach der... Massage hatten. "Es wird einsam, nicht wahr?" Bevor Light Ryuk kennengelernt hatte, hatte er nie an Übersinnliches geglaubt. Umso mehr verstörte es ihn, gerade den sonst so eiskalt kalkulierenden, pragmatischen Detektiv oben auf dem Dach von Glocken sprechen gehört zu haben, die sonst niemand hören kann. Die Glocken einer Beerdigung. Light zuckte leicht zusammen. Er hatte schon unzählige Leute sterben lassen, aber an die Beerdigungen danach hatte er bis jetzt noch keinen Gedanken verschwendet. Heißes Wasser traf auf seine Haut und Light genoss die Wärme. Warm, es war immer viel zu warm im Bett, als er noch an eine andere Person gefesselt war, dieser Zucker musste wohl in ihm laufen wie Benzin in einem Auto, trotz seiner Blässe war dieser Bastard eine wandelne Heizung. Light stellte sich vor, wie kalt wohl dieser drahtige dünne Körper in ein paar Tagen in einem Sarg liegen würde. Es würde die erste Beerdigung werden, die er besucht. Immer warmgewesene, nun eiskalte Fingerspitzen, die er noch über seine Backe streichen spürte, als er getan hatte, als ob er schläft, in so vielen Nächten. Gebettet auf weißer Seide unter weißen Lilien. Die dunkel umrandeten Augen für immer geschlossen. Alle würden klagen, den effizientesten aller Ermittler verloren zu haben. Aber würde jemand weinen? Nein. Dieses Arschloch hatte es auch gar nicht verdient. Wie sehr sich Light das Lachen verkneifen werden muss, wenn er Ls Grabrede halten wird! Wenn er seinen Platz einnehmen wird und damit seine Herrschaft über die gesamte Menschheit besiegelt sein wird! You make me sick... Wenn das kohlschwarze Haar den grotesken Kontrast gegenüber dem weißen Seidenausschlag des Sarges und Ls noch blasseren Hautfarbe bilden wird. Die langen schwarzen Wimpern werden für immer auf den Wangen liegen. Light seifte seine kribbelnden Füße ein und merkte plötzlich, wie er unbewusst die eben gefühlten Berührungen nachahmte. Wie er dies genoss. Ha, es ist das höchste der Gefühle, wenn der Feind sich vor dich hinkniet und dir dient. Warum war ihm das dann zu Anfang so unangenehm gewesen? Und als er mit dem Handtuch durch das schwarze Haar fuhr, warum war das wieder angenehm? Egal. Höchstwahrscheinlich würde der Besitzer dieser Haare heute Abend nicht mehr leben. Alle Sorgen, die sich Light Yagami jemals gemacht hatte, würden verschwinden. Mit L. Der interessanteste Mensch auf der Welt wäre dann einfach verschwunden. Fadenscheininge Ausreden rannten dem Massenmörder namens Kira durch den Kopf, Ausreden, die eindeutig bestätigten, dass L Kiras Freund war. War es nicht ein Risiko, ihn sterben zu lassen? Würde das den Verdacht auf ihn verstärken? Lächerlich, schnaubte der rationale Teil seines Gehirns. Jaa, ich weiß. L muss sterben. Und er dachte an die Nächte, in denen er das Death Note, vergessen hatte, und sich anderen Dingen zuwenden gewollt... es aber nie getan hatte. Musterschüler Yagami übertritt keine Tabus. Nicht mal wenn er mitten in der Nacht aufwacht und merkte, wie dünne Hände über seine Wangen streiften und, vielleicht war das nur eine Einbildung im Halbschlaf gewesen, warme Lippen seine Stirn berührt hatten. ...because I adore you so. ___________________________________________________________________________ Es kam wirklich selten vor, dass mein Kopf voll abgeschalten war. Eigentlich nie. Naja, mir war aber echt arschkalt und ich hatte so scheißlang nichts mehr gegessen. Außerdem war es ganz angenehm, dass ich nichts gedacht habe... Den Kira-Fall hatte ich doch sowieso schon gelöst, mein einziger Freund war doch Kira. Wie es mir von Anfang an klar war. Ich bin so bescheuert gewesen und habe mich trotzdem emotional mit ihm eingelassen... Es war einfach unmöglich, es nicht zu tun, als er so unschuldig unwissend war. Den Anblick seines Gesichts im Mondlicht werde ich bis zu meinem Tod mitnehmen... Die Ironie dieses Gedankens ließ mich leicht lächeln, da ich ja damit rechnete, jeden Augenblick tot umzufallen. Oh, ich fing doch wieder an, nachzudenken. Oh nein. Ich wollte nicht nachdenken, hör auf, hör auf, hör... Zu spät. Die Glocken überwältigten mich wieder, und ich sah sein Gesicht durch den Regenschleier, wie ich es vor fünfzehn Minuten gesehen hatte. Das Gesicht, dasselbe wie vor einigen Tagen, die Augen jedoch ganz andere. Und immer noch faszinierender, als alles andere, was ich je gesehen hatte. Und ich hatte schon verdammt viel gesehen. Aber die Augen meines Bald-Mörders waren wohl das Verlockendste, das mich je von meiner Arbeit abhalten wollte. Wenn ich Familien auf der Straße sehe oder die normalen Studenten an der Uni, überkommt mich manchmal der Gedanke, wie es wäre, ein normales Leben zu führen. Doch dann denke ich sofort daran, dass es nicht mehr L geben würde, der sie doch alle beschützt. Sah ich mich etwa als Gott der alten Weltordnung? Wieder amüsierte ich mich selbst. Irgendwie war ich heute nicht ich selbst. Wie eine CD mit einem Sprung hörte ich ein- und dieselben Geräusche sich ständig wiederholend: Diese verfluchten Todesglocken und Light (immer Light), wie er fragte: "Ryuuzaki?" Diesmal war ich versucht, ihm "Ich heiße aber nicht so!" entgegenzubrüllen. Wie es wohl wäre, meinen Namen aus seinem Mund zu hören? Zu hören, wie er versuchte, den leicht nasalen Klang nachzuahmen, zu sehen, wie am Schluss meines Namens seine Zunge den oberen Mundbereich leicht berührte, um das "t" zu bilden? Vielleicht sollte ich ihn bitten, mich so zu nennen, bevor ich starb? Vielleicht sollte ich ihn bitten, mich noch mehr anzulügen wie sonst, bevor ich seine Stimme nie mehr hören würde, ihn süße Worte für mich sprechen lassen? Er würde es machen, wenn er wüsste, in was für eine Verzweiflung er mich damit treiben würde, neben dem falschen Glücksgefühl, das ich empfinden würde, wie ich es immer empfinde, wenn ich mir einrede, wir seien Freunde. Wenn er so tut, als wären wir wirklich welche. I love all the dirty tricks, ... Ich hastete in das Stockwerk unserer ehemaligen gemeinsamen Wohnung (oh nein, bitte, ich will nicht an diese Tage denken, Tage der Freundschaft, an die Nächte...), und stieß ungeduldig die Tür auf. Und da stand er, hatte gerade seine Jeans zugemacht und rubbelte sich die Haare trocken, wie er es vorhin bei mir getan hatte. Sofort fiel ich in meine Rolle des L. L, die Maschine. L, der Detektiv für alle. L, der nicht-Mensch. Der Mensch hieß anders. "Hast du geduscht? Gut, dann wirst du wenigstens nicht krank, ich brauche dich noch, um die anderen beiden Kiras zu finden. Wird viel Arbeit werden in den nächsten Tagen." Light hob den Kopf, ich sah, wie sein Gesichtsausdruck sich änderte, als auch er seine Maske aufzusetzen versuchte - doch irgendwie gelang ihm das gerade nicht recht. Ein Beweis mehr, dass ich heute sterben sollte. "Ist was los?", fragte ich ihn ironisch. Er ließ das Handtuch fallen. Ich hob es auf und reichte es ihm. Er nahm es wortlos und berührte dabei kurz meine Fingerspitzen. Normalerweise waren sie warm, doch jetzt... "Deine Fingerspitzen sind schon kalt?", hauchte Light mit groß gewordenen Augen. "Nein..." Sein Gesicht war frei von jeder Maske, sein Mund gezeichnet von Kummer, in seinen Augen leuchtete etwas auf... Wahnsinn? Er sah aus wie ein Irrer. Er sah aus wie ein Kind, das zu stark für sein Alter war und aus Versehen was kaputt gemacht hatte. Mit seinem nassglänzendem Haar, seinen funkelnden Augen und seiner goldenen Haut sah er aus wie ein Gott. "Light-kun?" Er schien sich wieder etwas zu fassen. "Ja", sagte er an, "es wird einsam sein. Sehr sogar." Ich schnaubte. Spar dir deine Lügen. Ich spürte Abscheu in mir aufsteigen, Hass auf das Kind, das nicht weiß wohin mit seiner Macht. Das Kind, das mit solchen Sprüchen meine Hoffnung weckte, verdammt. ...twisted games you play on me. ___________________________________________________________________________ Ls kalte Fingerspitzen projezierten schon wieder das Beerdigungsbild vor Lights Augen, diesmal tausendmal heftiger, da die zukünftige Leiche gerade vor ihm stand. Und ihm wurde klar, dass er traurig sein würde. Einsam. Er spürte seinen Hass auf ihn, er sah seinen Hass auf sich in seinen Augen. Plötzlich fielen alle Masken. "Ich werde heute sterben, nicht wahr?", spie Lights Todfeind aus. Light war nicht im Mindesten geschockt. Nach dem Bild vom toten L konnte ihn nichts mehr schocken. "...ja." Ls Augen verengten sich. "Meine Arbeit ist getan... Ich habe herausgefunden, wer Kira ist. Wusste es schon immer." Er näherte sich Light. "Weißt du schon, wie ich heiße?" Immer noch total gefühllos antwortete Light: "Nein." "Lawliet." Starr, ja verlangend betrachtete L den Mund seines Gegenübers, als dieser den Namen wiederholte... "Lawliet." Ein Bruchteil einer Sekunde, nachdem Lights Zunge den oberen Teil seiner Mundhöhle zufriedenstellend berührt hatte, war sie schon ganz anderweitig beschäftigt. Lawliets rechte Hand krallte sich in die dichten braunen Haare des Achtzehnjährigen, während seine linke Hand Lights Nacken hinunterwanderte. Nichts würde Light mehr schocken? Irren ist menschlich. Was Light aber noch mehr schockte, war die Tatsache, dass ihm das gefiel. Seine Verzweiflung, Ls Verzweiflung... Noch niemals hatte er diese Bandbreite an Gefühlen gespürt (die im Kontrast zu seiner Gefühllosigkeit davot noch viel stärker waren als normal), als er irgendeins der Mädchen geküsst hatte. Lawliet klammerte sich an Light. Der Mensch Lawliet lebte. Und plötzlich machte Light ein paar Schritte vorwärts und stieß den dünnen, eiskalten Körper gegen die Wand. Durch den Aufprall wurden ihre Lippen kurz getrennt, und Lawliet öffnete kurz seine Augen und starrte in die hellbraunen vor ihm. Light biss sich kurz auf die Lippe, im Konflikt mit sich selbst. Hass und Begierde, Macht über den Körper vor ihm zu haben, Abscheu und irgendeine abartige Art von Zuneigung, die Seelenverwandte zueinander haben, kämpften erbittert gegeneinander, bis L sagte: "Ist doch egal. Spiel mir was vor, das ist das Mindeste, was du tun kannst. Ich werde meinen Mund sowieso nicht mehr öffnen können, um danach jemanden was davon zu erzählen. Ich will es so." "NEIN!" Light riss seine Augen auf, wobei er noch mehr wie ein bedrohlicher Irrer aussah. Er stützte beide Hände neben Lawliet an die Wand und ließ ihre Münder, ihre Lippen wieder miteinander verschmelzen. You make us want to die I cut your name in my heart Will destroy this world for you And now you want me to Feel your pain Lawliet umfasste den Unterkiefer seiner Obsession mit beiden Händen, im verzweifelten Versuch, den Kuss, der inniger nicht werden konnte, doch noch zu vertiefen. Ihre Zungen tanzten einen Tanz, ihre Augen waren fest verschlossen. Die Realität war vergessen, außerhalb der Wohnungstür, der verführerische Duft des Paradieses lag auf dem jeweils anderen. Als sie beide keine Luft mehr bekamen, mussten sie notgedrungen ihren Kuss stoppen. Keuchend schauten sie sich an. "Light-kun... Du bist ein verdammt guter Schauspieler." Light lachte. "Was, wenn ich nicht schauspiele?" Lawliets Daumen wanderte wie von selbst zum geschundenen Mund. "Hm... dann ist Light-kun Masochist." Gedankenverloren streichte er mit der linken Hand über den Brustkorb des Jüngeren. "Du musst sterben... ", flüsterte Kira, und küsste seinen Todfeind, "...und du darfst nicht sterben", fügte Light Yagami hinzu und seine Küsse bedeckten Lawliets Gesicht. L kicherte. "Du bist doch noch irrer als ich. Ich darf dich nämlich nicht loslassen, aber du musst leider die Todesstrafe erhalten." Beide grinsten über den Aberwitz dieses Moments, in dem sie sich zum ersten Mal offenbarten, ihre Seele entblößten... Entblößen... Lawliet begann Lights Hals zu küssen, fand eine Stelle, bei der Light leicht aufstöhnte, und saugte sich an dieser fest, während sein gegenüber ihn immer fester an sich presste und sein Gesicht in dichtem schwarzes Haar begrub. Als Lawliet - endlich - viel zu früh - von dem Hals des Brunetten abließ, seufzte er leicht. "Noch viel schöner, als ich gedacht habe. Wenigstens kann ich das fühlen, bevor ich sterbe." Aufregung glimmte in seinen Augen, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete und sagte: "Komm, lass uns Sünden begehen, sodass wir uns in der Hölle wiedersehen!" "Glaube jedoch nicht, dass du nach deinem Tod in den Himmel oder in die Hölle kommst..." Light grinste hochmütig. "Götter kommen weder in den Himmel noch in die Hölle." Lawliet zuckte mit den Schultern und sagte: "Lass uns trotzdem ein paar Sünden begehen", und duckte sich unter Lights Armen weg, auf das Bett zusteuernd... Light stand noch kurz verdutzt an der Wand, bis er dann auflachte und sich umdrehte... ...und Rem sah, die gerade hinter dem Rücken des Detektivs durch die Wand gekommen war, mit dem Death Note in der Hand und Kira resigniert ansah. Wir werden uns nach dem Tod nie wieder sehen...?, fragte sich Lawliet noch. A/N DISCLAIMER: "Space Dementia" ist von Muse, ich habe natürlich weder an den Lyrics noch an Death Note irgendwelche Rechte http://www.youtube.com/watch?v=BrDSMEFJCIM Es gibt kein offizielles Video, aber das Lied ist so verdammt wunderschön :) Kommentare absolut erwünscht Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)