Halloween von Sydney (Der etwas andere Fall der Detective Boys) ================================================================================ Kapitel 1: Halloween -------------------- Ein um ein paar Stunden verspäteter Halloween-One-Shot. Dem Anlass entsprechend auch etwas gruselig. Ich habe noch nie etwas in der Richtung geschrieben, kann also nicht einschätzen wie es ist und wie es ankommt. Wenn etwas sehr s. verbesserungswürdig (also sch...schlecht) ist dann sagt mir das. Halloween – Die etwas andere Detektiv-Geschichte: „Und weil an diesem Abend, an Halloween, wie man es heute nennt, das Tor zur Anderswelt offen steht verkleiden sich die Menschen. Die bösen Geister, die in dieser Nacht in unsere Welt gelangen können, werden durch diese Maskerade getäuscht.“, Ai machte eine bedeutungsschwere Pause bevor sie fortfuhr. „ Man sagt, dass schreckliche Dinge geschehen sein sollen, wenn sich Leute an Samhain nicht daran hielten. Vor allem wenn sie hinaus gingen, in die Dunkelheit...“ Gebannt hing Ais Publikum schon seit einer guten Stunde an ihren Lippen. Zumindest der größte Teil. Die Detective Boys hatten sich alle im Haus des Professors versammelt um Halloween zu feiern. Ayumi, Genta und Mitsuhiko saßen auf Kissen im verdunkelten Wohnzimmer und blickten zu Ai, die sich auf dem Sofa niedergelassen hatte, lediglich vom Schein einer Taschenlampe beleuchtet, der unheimliche Schatten auf ihr lächelndes Gesicht warf. Der einzige, der anscheinend keinen Spaß bei dieser Geschichte hatte war Conan. Mit verschränkten Armen wirkte er eher gelangweilt als unterhalten. Er hatte bereits vor Ewigkeiten verkündet, dass dies doch alles nur Blödsinn wäre und dass er eigentlich keine Lust auf so etwas Lächerliches wie Halloween hatte. Seine Pläne hatten eigentlich vorgesehen, dass er den Abend mit Ran verbringen würde, aber die hatte schon vor Tagen eine Einladung zu einer Party bekommen. Selbst als er nicht kommen wollte, was ja auch der Fall gewesen war, hatte sie ihn einfach gegen seinen Willen zum Professor abgeschoben mit der Begründung es wäre in dieser Nacht zu gefährlich ihn alleine zu lassen, man konnte schließlich nie wissen auf was für verrückte Ideen Leute an diesem Tag kamen. Es war eine Art verkehrte Welt. Shinichi, der sonst dem kindischen Blödsinn doch immer noch etwas hatte abgewinnen können auch wenn er es nicht immer gezeigt hatte, spielte nun die Rolle die sonst Haibara zustand. Nämlich jene, die ihm auferlegte, miesepetrig und etwas erhaben daneben zu stehen und sich zu fragen, warum zum Teufel sie heute so anders war. Bei jedem anderen hätte er sich auch noch gefragt, wie er bei so etwas ernst bleiben konnte, doch wenigstens dies war hinfällig, weil es offensichtlich war. Wenn sie etwas tat, dann nahm sie es auch ernst, komme was wolle. So lächerlich ihm diese Aufgabe auch vorkam und so sehr sie auf den ersten Blick ihrem Charakter zu widersprechen schien, irgendwie war es etwas, das Ai lag. Sie hatte die Fähigkeit Menschen zu beeinflussen und auch zu erschrecken wenn sie es wollte. Auch ohne, dass sie Gruselgeschichten erzählte. Doch so war sie einfach prädestiniert für diese Tätigkeit. Die Kinder waren bereits ohne es wahrzunehmen enger zusammengerückt. Umso größer war dann der Schreck, als plötzlich die Türe geöffnet wurde. Erschrocken fuhren die Detective Boys herum, in der Erwartung irgendeine dunkle Kreatur würde sie nun gewiss verschlingen. Conan verzog nur noch mehr das Gesicht und fühlte sich einmal mehr wie im Kindergarten. Erst als sich die markante Gestalt von Professor Agasa aus dem Türrahmen löste atmeten die Kinder wieder auf. „Essen ist fertig.“, meinte der Professor nur und lächelte in seinen Bart. Die Kinder waren wirklich putzig. Es amüsierte den alten Mann wie sehr sich die Kleinen in Gruselgeschichten hineinsteigern und sich für eine Sache wie Halloween begeistern konnten. Erwachsene verloren diese Fähigkeit mit der Zeit aber es tat gut die Einstellung der Kinder zu sehen und insgeheim freute er sich schon auf ihre Reaktion. Es würde heute noch so einige Überraschungen für die Detective Boys geben… Dieses Stichwort wirkte Wunder auf die jungen Detektive. Vergessen war die Angst und das ungute Gefühl. Nichts war mehr von der Verunsicherung zu sehen, die sich zuvor noch auf den Gesichtern abgezeichnet hatten, als Ayumi, Genta und Mitsuhiko am Professor vorbei in die Küche stürmten. Dieser folgten den dreien. Nur Ai und Conan blieben noch im Wohnzimmer zurück. Das Mädchen schaltete die Taschenlampe aus, brachte die Kissen wieder in ihre ursprüngliche Position zurück und machte sich dann auch auf den Weg zum Essen, allerdings wesentlich gesitteter als die anderen zuvor. Conan schloss sich ihr an. Immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen warf er ihr einen kritischen Seitenblick mit gehobener Augenbraue zu. „Seit wann bist du denn für sowas zu begeistern Haibara? Diese Gruselgeschichten sollten wirklich unter deinem Niveau liegen. Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du deine kostbare Zeit mit sowas vergeudest…“ Ai konnte daraufhin nur sarkastisch lächeln. Dies blieb von ihm nicht unbemerkt. „Echt, also manchmal da bist du wirklich etwas morbide….“, murmelte der Junge weiter vor sich hin. Verwirrt von der Tatsache, dass sie auf seine vorherige Bemerkung keine ironische Antwort gegeben hatte. „Gerade derjenige, der Leichen anzieht wie ein Haufen Mist die Fliegen und dann alles darauf setzt sie zu untersuchen, sagt mir Geschichten über den Tod wären Zeitverschwendung? Oder dass ich morbide sei?“ Das war die Art von Antwort mit der er gerechnet hatte. So kannte er die Wissenschaftlerin, nicht als begeisterte Babysitterin. „Außerdem ist die Geschichte von Halloween ein Stück Kultur. Nur weil die Amerikaner die Bedeutung dieses Festes in den letzten Jahrzehnten so sträflich verkommen haben lassen heißt das nicht, dass es keinerlei Bedeutung hat. Auch wenn es klingt wie ein simples Märchen ist doch ein gewisses Maß an Information darin enthalten und das schadet den Kindern nicht. Im Gegensatz zu dir sind sie noch anderen Sachen als Fingerabdrücken und Blutspuren gegenüber aufgeschlossen. Du hättest nicht kommen müssen, wenn es dich so sehr nervt“, endete sie schließlich. Bevor Conan darauf etwas erwidern konnte erreichten auch sie die Küche. Das Bild, das sich ihnen bot verschlug dem Detektiv kurzfristig die Sprache. Während die drei Kinder artig auf ihren Stühlen saßen stocherte der Professor in einer undefinierbaren neongrün-violett gesprenkelten Masse. Diese verteilte er großzügig über schwarze Spagetti. Die seltsame Masse stellte sich wenig später als eingefärbte Tomatensoße heraus und schmeckte auch nicht anders, als sonst. Trotzdem blieb ein gewisser Ekel. Zu seltsam war diese Art von Essen, als dass sich Conan so schnell daran gewöhnen konnte. Doch ließ er sich seinen Ekel nicht anmerken. „Möchte noch jemand etwas?“, fragte Agasa nachdem sich die Teller geleert hatten. „Ne-Nein, danke…“, Conan hatte das Gesicht verzogen. Jetzt wurde doch deutlich, was ihm durch den Kopf gegangen war. Auch Mitsuhiko schien nicht besonders angetan von der Zubereitung und dem Aussehen dieser Speise zu sein. Doch, wie hätte es auch anders sein können, machte dieser Umstand längst nicht allen am Tisch so zu schaffen wie den beiden. „Oh ja, ich hätte noch gerne eine Portion bitte.“, stellte Genta fest und hielt dem alten Mann seinen Teller hin. „Du isst aber auch wirklich alles, oder?“ Mitsuhiko kannte die Antwort auf diese Frage bereits, doch hatte er sie sich einfach nicht verkneifen können. Gedämpftes Kichern drang durch den Raum. Selbst Agasa konnte es nicht unterdrücken und gluckste leise vor sich hin, als er eine weitere, für einen siebenjährigen gigantische Portion aus dem Topf holte und dem Schüler hinstellte. Einzig Genta, der sich über seinen nun wieder gefüllten Teller hermachte bekam nichts davon mit, oder tat so, als ob er es nicht gehört hätte. Wahrscheinlicher war ersteres. Als sich der Professor wieder setzte fiel sein Blick durch das Fenster auf das Nachbarhaus. Erschrocken erhob er sich wieder. „Kinder, ich muss nochmal schnell etwas erledigen. Anscheinend habe ich bei Shinichi das Licht brennen lassen. Ihr wisst ja, ich kümmere mich ein bisschen um sein Haus solange er unterwegs ist und an diesem schwierigen Fall arbeitet.“, stellte er fest, als er die fragenden Blicke bemerkte, die ihm von allen Seiten zugeworfen wurden. Sich leicht verlegen am Kopf kratzend machte er sich auf den Weg. Conan verdrehte die Augen, als er den Raum verlassen hatte. Auf jeden Fall würde er sich nicht mehr wundern, warum seine Stromrechnung so hoch war, obwohl er doch seit Monaten nicht mehr in dem Haus wohnte, geschweige denn irgendwelche elektrischen Geräte benutzte. Ai bemerkte sein Mienenspiel und flüsterte: „Vielleicht solltest du dir eine qualifizierte Putzfrau suchen anstatt den Professor damit zu beschäftigen, Kudo.“ Sie konnte diese Sticheleien einfach nicht lassen! Insgeheim gab er ihr sogar Recht. Eigentlich war es ja ein Wunder, dass in seinem Haus noch nichts toll „verändert“ wurde oder in die Luft geflogen war. Doch Agasa hatte sich angeboten und hatte sich schon von Anfang an um das Haus seines Nachbarn gekümmert. Shinichi war nie sonderlich talentiert im Putzen gewesen und als er schließlich in dem Kinderkörper wiederfand wurde es für ihn schlicht unmöglich. Bisher hatte er sich auch keine großartigen Gedanken darüber gemacht. „Lasst uns noch das Halloween-Special von Kamen Yaiba ansehen!“ Der Junge wurde aus seinen Gedanken gerissen. Die Detective Boys waren wirklich anstrengender als ein Sack Flöhe. Kaum hatte Genta seine Mahlzeit beendet, schlug Ayumi vor diese kindische Serie anzusehen und schneller als ein vor sich hin philosophierender geschrumpfter Teenager nachkommen konnte waren sie auch schon wieder in das Wohnzimmer verschwunden. „Jetzt hast du die Wahl, Kudo, entweder du hilfst mir beim Abwasch oder du passt auf die Babys auf…“ Shiho war an die Spüle getreten und krempelte sich die Ärmel hoch, nachdem sie sich einen kleinen Schemel unter der Spüle hervorgeholt hatte. Auf diesem stand sie nun und drehte den Wasserhahn auf. „Also, Teller waschen oder Kinder beaufsichtigen?“ „Ich denke es ist wohl besser, wenn jemand aufpasst, dass im Wohnzimmer nichts passiert…“ Bevor ein Gegenargument kommen konnte hatte er sich auch schon verdrückt. So kam er zwar rechtzeitig um den Vorspann der Serie zu sehen, aber verpasste ein diabolisches Lächeln seiner Leidensgenossin, das ihn sicher nachdenklich gestimmt hätte, hätte er es gesehen. 45 Minuten später sah er dann auch den Abspann. Mit einem Gähnen registrierte er, dass die Kinder immer noch aufgeweckt und voller Tatendrang waren. Eigentlich hätten sie schon längst im Bett liegen sollen, aber sie würden heute hier übernachten und nutzen diese Gelegenheit um gegen die Regeln des Alltags zu verstoßen. Draußen war es bereits stockfinster, ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bereits nach halb elf war. Etwas verwirrt sah er noch einmal hin. Hätte der Professor nicht schon längst das Lagerfeuer im Garten angezündet haben sollen und alle zum Marshmallow grillen gerufen haben? Das Ergebnis änderte sich nicht. Es war tatsächlich so spät. So beschloss er der Sache auf den Grund zu gehen. Schlecht gelaunt betrat er die Küche. Vermutlich saß der Alte hier mit Haibara herum und hatte die Zeit vergessen. Diese Verspätung stimmte ihn wirklich nicht gerade fröhlich. Das Lagerfeuer war das gewesen, was ihn dazu bewegt hatte dem ganzen Theater hier zuzustimmen. Eigentlich hätte er den Abend lieber anders verbracht. In der Küche fand er den Gesuchten jedoch nicht vor. Ai, die gerade dabei war Süßigkeiten in eine große Schüssel umzufüllen war die einzige, die sich in dem Raum befand. „Eigentlich sollten die Kinder nicht so viel von dem Zeug essen. Die ganzen künstlichen Stoffe da drin sind nicht nur sprichwörtlich pures Gift…“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu Conan. „Wusstest du, dass einige der Inhaltsstoffe für Säuglings- und Kleinkindnahrung sogar verboten sind? Dafür ist es dann hier in viel zu konzentrierter Form drinnen.“, fuhr sie fort und hielt eine Tüte mit Bonbons hoch. „Elende Schwarzseherin… Hast du den Professor gesehen? Er wollte doch schon längst mit dem Feuer beginnen.“ „Da hat jemand heute wieder ausgezeichnete Laune. Aber nein, ich habe ihn nicht gesehen. Jetzt wo du’s sagst habe ich in seit dem Abendessen nicht mehr gesehen. Ich dachte er wäre bei euch.“ „Ist er aber nicht gewesen. Die ganze Zeit über nicht.“, antwortete Conan. „Wo kann er bloß sein? Er wird doch nicht solange brauchen um das Licht auszuschalten.“ Das Mädchen klang nachdenklich. Ein Hauch Sorge war aus ihrer Stimm zu vernehmen. „Ich werde rübergehen und nachsehen.“, fuhr sie fort und stellte die Schüssel beiseite und sah den Jungen das erste Mal seit er sich hier befand direkt an. „Soll ich dich begleiten, ich habe noch einen Schlüssel da?“ „Nein, nicht nötig, wenn er dort ist, ist die Türe sowieso nicht abgeschlossen.“, antwortete sie. Dies verwirrte ihn doch leicht, aber er machte sich weiter keine großen Gedanken darum. „Na dann viel Spaß.“, meinte er zynisch. Ai gab keine Antwort darauf. Antriebslos schlenderte er in der Küche auf und ab. Auch die junge Wissenschaftlerin trödelte anscheinend ganz schön. Das Bild von zwei Personen die sein Zimmer auf der Suche nach etwas wie einem Tagebuch oder ähnlichem durchsuchten, kam ihm spontan in den Sinn. Das würde Haibara gefallen. Sie würde es nicht zugeben, aber dieses Szenario würde ihr tatsächlich gefallen. Angestiftet von Agasa traute er es dem Mädchen durchaus zu und er wusste was für Blödsinn der alte Mann des Öfteren ausheckte. Vielleicht war seine junggebliebene Persönlichkeit auch der Grund warum er sich mit den Detective Boys so gut verstand und die Kinder immer gerne beaufsichtigte. Langsam machte er sich wirklich Sorgen. Es passte einfach überhaupt nicht zu Haibara, dass sie solange trödelte. „Conan?“ Die kleine Ayumi stand im Türrahmen. „Wo sind denn der Professor und Ai?“ Jetzt war es selbst schon den Kleinen aufgefallen, dass hier etwas ungewöhnlich war. „Die sollten eigentlich schon längst zurück sein. Ai ist nachsehen gegangen wo der Professor so lange steckt, aber jetzt ist sie auch schon circa 20 Minuten weg, langsam mache ich mir Sorgen.“, stellte er wahrheitsgemäß fest. Das zuvor strahlende Gesicht der Grundschülerin verfinsterte sich. Sie wirkte unsicher und ängstlich. „Denkst du es ist ihnen etwas Schlimmes passiert?“ „Wem soll etwas Schlimmes passiert sein?“ Nun waren auch die anderen beiden gekommen. Conan setzte schon an um zu antworten, doch Ayumi war schneller. „Professor Agasa und Ai sind jetzt schon ziemlich lange weg und Conan macht sich Sorgen und ich jetzt auch.“, schniefte die Kleine. Ihre Augen glänzten feucht. Ayumi hatte wirklich eine zu sanfte Natur für solche Sachen, es wunderte den Schülerdetektiv sowieso, wie ausgerechnet dieses kleine, nette Mädchen die Dinge ertrug, die sie manchmal sehen musste. „Ayumi, mach‘ dich nicht so fertig.“, versuchte Mitsuhiko sie zu trösten, während Genta sich zurückhielt und nachzudenken schien, bis er schließlich laut rief: „Das ist ein Fall für die Detective Boys!“ Conan verdrehte die Augen. Das war ja wieder einmal klar gewesen. Doch wenn sie erst mal so enthusiastisch waren, dann konnte nichts die drei stoppen. Selbst wenn er versucht hätte sie zurückzuhalten, hätte das nichts geändert. So konnte er nichts anderes sinnvolles tun, als ihnen zu folgen und darauf zu achten, dass nichts passierte. Er hörte nur mit einem halben Ohr hin, als eine unwahrscheinliche Theorie über den Verbleib der zwei Verschollenen nach der anderen aufgestellt wurde und konzentrierte sich mehr auf die Spuren die er am kurzen Weg zum Nachbarshaus möglicherweise entdecken konnte und die darauf hinwiesen, dass hier tatsächlich die Gesuchten vorbeigekommen waren. Der erste Hinweis der ebenso eindeutig wie offensichtlich war, war die weit offen stehende Eingangstür. Spätestens jetzt war allen klar, dass hier etwas nicht stimmte. Conan beschleunigte seine Schritte bis man nur noch mit sehr viel Fantasie von gehen, anstatt von rennen sprechen konnte. Die anderen folgten ihm auf dem Fuße. „Professor? Haibara?“, rief er in die leere, dunkle Eingangshalle hinein. Es kam keine Antwort. „Ich habe Angst…“, flüsterte Ayumi. „Glaubt ihr, dass waren die bösen Geister aus der Anderswelt?“ „Nein, mach‘ dir keine Sorgen Ayumi. So-Sowas gibt es doch gar nicht.“ Gentas Beruhigungsversuch klang nicht sehr zuversichtlich. „Mach‘ dir nicht in’s Hemd.“, versuchte nun auch Conan sie zu beruhigen. „Ich werde nachsehen gehen und ihr bleibt solange hier und wartet.“ Alle schienen mit diesem Vorschlag zufrieden zu sein. Bis zu dem Zeitpunkt an dem die Türe wie von Geisterhand plötzlich zufiel. Erschrocken fuhren sie herum. Mit diesem Geräusch war untrennbar die Tatsache verbunden, dass nun keiner mehr in der Nähe dieses unheimlichen Dinges bleiben wollte. „Conan, nimm‘ uns mit!“, kam es wie aus einem Mund von allen dreien. „Es könnte gefährlich sein.“, antwortete der Detektiv nur. Er hatte wirklich keine Lust jetzt auch noch die Kinder hinter sich zu haben, die bei jeder Kleinigkeit Angst hatten und außerdem war es wohl wirklich auch gefährlich. Er war sich nun sicher, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. „Geht wieder wenn ihr Angst habt, oder bleibt hier. Mitkommen werdet ihr auf keinen Fall.“ Erstaunlicherweise erhoben sie dieses Mal keinen Einwand. Das Datum, die Geschichten die sie zuvor gehörten hatten und diese gruselige Türe ließen sogar die sonst so couragierten Kinder zögern. Sie schienen einen Moment hin- und hergerissen zwischen den zwei Möglichkeiten. Doch sie wären nicht die Detective Boys gewesen wenn sie nicht beschlossen hätten hier zu bleiben. Einen Kameraden konnten und wollten sie nicht im Stich lassen. Es war schließlich ausgerechnet Ayumi, die diesen Umstand verkündete. Die Kinder hatten sich nicht abgesprochen. Jeder von ihnen wusste auch so, wie die Entscheidung der anderen ausfallen würde. „Gut, dann bleibt ihr hier, ich werde mich umsehen.“ Sein erster Weg führte den geschrumpften Oberschüler in das Zimmer, in dem zuvor das Licht gebrannt hatte. Da es nicht mehr zu sehen gewesen war, als sie sich hier her begeben hatten war es nur logisch, dass jemand hier gewesen war, der es abgedreht hatte. Es stellte sich nur die Frage, wer hier gewesen war. Einfach davon auszugehen, dass es Professor Agasa gewesen war, wäre töricht und entsprach nicht dem kriminalistischen Denken Conans. Tatsächlich war es so, dass die meisten seiner Fälle auch ohne seine Hilfe gelöst werden könnten, wenn die Ermittler einfach anfangen würden anscheinend kausale Zusammenhänge stärker zu hinterfragen. Er war froh darüber, dass er sich hier auskannte. Andernfalls hätte es wesentlich länger gedauert möglichst leise von Zimmer zu Zimmer zu gehen. So schaffte er den Weg in die Bibliothek, dies war der Raum mit der brennenden Lampe gewesen, in wenigen Minuten. Trotz Dunkelheit. Wenn Haibara und Agasa hier wären und alles in Ordnung gewesen wäre, dann hätten sie ihn auf jeden Fall gehört, als er in der Eingangshalle gerufen hatte. Das Haus hatte eine dermaßen gute Akustik, dass es ans Unmögliche grenzte diesen Ruf zu überhören. Auch die Tür zur Bibliothek stand offen. Einige Bücher lagen am Boden verstreut. Ansonsten war nichts ungewöhnlich. Kritisch betrachtete er das Ausmaß der Unordnung und machte eine verblüffende Entdeckung. Statt dem wahrscheinlichen Fall, dass die Bücher alle aus einer Regalreihe gefallen waren beziehungsweise gerissen wurden, war ein anderer eingetreten. Die verstreuten Bände waren nicht nebeneinander gestanden. Es sah so aus, als hätte jemand wahllos einige Bücher gegriffen und herausgerissen. Selbst aus Reihen, die für einen normalen, erwachsenen Menschen ohne Leiter zu hoch waren, fehlten einige. Er rückte die Brille zurecht, die er unnötigerweise trug. Seine Hände suchten eine Beschäftigung während er sich diese Zustände zu erklären versuchte. Es fiel nur wenig Licht durch das Fenster, deshalb betätigte er den Lichtschalter. Es flackerte kurz, doch sonst geschah nichts weiter. Er verfluchte die Tatsache die Taschenlampe, die er Ai für ihre Horrorshow geborgt hatte, nicht mitgenommen zu haben. Erschrocken fuhr er herum als weitere Bücher scheinbar ohne System und vor allem ohne ersichtlichen Auslöser auf den Boden fielen. Eines verfehlte ihn nur knapp. Conan bückte sich und hob den Band auf. „Angst“ von Stefan Zweig stand auf der Vorderseite. Wie passend. Er konnte jetzt nicht mehr verleugnen, dass auch ihn ein Schaudern überkommen hatte. Doch anstatt sich mit seinen Ängsten zufrieden zu geben nahm er das Buch unter die Lupe. Es sah vollkommen normal aus. Er konnte keine Spuren von Manipulation erkennen. Die Regale waren ebenfalls ohne eine einzige Spur. Das würde ihm niemand auf der Welt glauben. Außer die Kinder vielleicht. Mit einem mulmigen Gefühl machte er sich auf den Weg in das Wohnzimmer. Es lag der Bibliothek gegenüber und war der Ort des Hauses, an der es für einen Einbrecher am ehesten etwas zu holen gab. Er beschloss von nun an einfach anzunehmen, dass die Bücher von einem schizophrenen Einbrecher herausgerissen worden waren und war gewillt dieser Ansicht zu bleiben, bis er eine andere plausible, wissenschaftliche vertretbare Theorie oder einen Hinweise hatte. Ein Schrei, ein Kinderschrei ertönte, als er den Flur betrat. Ein weitere folgte dem ersten. Höchste Panik schwang in den Stimmen mit. Der Plan, das Wohnzimmer aufzusuchen war innerhalb eines Herzschlages wieder verworfen. Als ginge es um sein Leben, lief er die Treppe hinab und war wieder einmal frustriert von den Benachteiligungen, die der Körper eines Grundschülers mit sich brachte. Als er die letzte Stufe übersprungen hatte stoppte er. Es war keine Spur von den Detective Boys zu sehen. Die Stelle an der noch vor kurzem drei zwar verängstigte aber sonst nicht weiter bedrohte Schüler gestanden hatten befand sich jetzt eine riesige Lacke. Eine zähflüssige Substanz tropfte von der Decke. Eine Substanz die ihm, von ihrer Konsistenz her, erschreckend bekannt vorkam. Trotz der schlechten Lichtverhältnisse konnte man die Farbe der Flüssigkeit erkennen. Rötlich. Es blieb kaum Zeit das Gesehene zu verarbeiten. Es war nicht normal! Es war schlichtweg einfach nicht möglich, was hier gerade geschah. Das war der einzige Gedanke, zu dem der Geschrumpfte nun noch fähig war. Plötzlich flackerte die Beleuchtung bevor sie ganz zu leuchten begann und das ganze Grauen erhellte. Ein blutroter Schriftzug zog sich über die Wand direkt vor ihm: „Wer die Geister verleugnet, den strafen sie umso härter." Er vernahm ein gedämpftes Klatschen. „Deshalb, wäre es besser für dich kein Miesepeter zu sein!“, wie von der Tarantel gestochen fuhr er herum. Und da standen sie alle. Der Professor, Haibara und die Kinder. Im ersten Moment wollte er auf der Stelle einen Herzinfarkt bekommen, im zweiten wollte er sie einfach nur alle umarmen und im dritten wollte er sie einfach nur noch allesamt erwürgen! „Wie zum Teufel kommt man auf so eine Idee!“, schrie er aufgebracht. Seine Stimme war schrill und hoch. „Weißt du Conan, du warst schon seit Wochen so mies drauf. Immer wieder hast du über Halloween oder über Leute, die eine Freude daran haben gelästert.“, begann Ayumi. Er sah sie entgeistert an. Das war doch jetzt nicht wirklich wahr. „Wenn jemand einfach nur meint, dass wäre nichts für ihn, dann hat keiner damit ein Problem. Aber du kommst mit deiner überheblichen Art und versuchst allen deine wissenschaftlich fundierten Ansicht aufzudrängen.“, setzte Mitsuhiko Ayumis Ausführungen fort. „Eigentlich wollten wir ja nicht so weit gehen und hätten es auch gar nicht gekonnt…“ Genta sah ihn entschuldigend an. „Aber ich, dachte, dass du es schon verkraften könntest, wenn dein Selbstbewusstsein und deine Arroganz etwas reduziert werden. Und weil ich weiß, dass das nicht sanft funktioniert…“ Conan hätte Haibaras Worte nicht gebraucht um sich dies oder etwas verdammt Ähnliches zu denken. Sie war und blieb ein herzloses Miststück mit einem relativ ausgeprägten Geschick sich über bestehende ethische und moralische Werte einfach hinwegzusetzen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er sie anfuhr. „Du! Es war ja so klar. Du…“ seine Stimme zitterte nun vor Wut. „Du!“ „Ach, jetzt gib‘ Ai nicht die ganze Schuld. Ich hatte auch einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag an der ganzen Inszenierung.“, der Professor trat vor. „Nicht ganz ohne Stolz muss ich dir sagen, dass der Großteil der Planung meine Aufgabe war. Es war eine Sisyphusarbeit einen Farbstoff zu finden, der die Farbe und Konsistenz von Blut hat, aber wieder leicht zu entfernen ist, ohne dass er Flecken oder Schäden hinterlässt. Ai hat mich bei der Suche unterstützt, aber um die elektrischen Leitungen musste ich mich selbst kümmern. Da ich ja den Schlüssel zu dei… Shinichis Haus habe konnte ich zwar rankommen aber einfach war es nicht. Und eigentlich hatte ich angenommen, dass du mit deinem brillianten Verstand sofort darauf kommen würdest, dass es ein Streich war.“ Eingeschnappt fixierte er seine „Freunde“. Er wusste nicht wie lange es dauern würde, bis er ihnen das verziehen hatte. Den Kleinen konnte er nicht lange böse sein, dass wusste er jetzt schon und auch das Verhältnis zum Professor würde irgendwann schon wieder werden. So beschloss er vorerst seinen ganzen Unmut in nächster Zeit an einer gewissen Chemikerin auszulassen. Sie konnte man am besten dafür verantwortlich machen. Sie war weder süß, wie die Kleinen, noch so liebenswert exzentrisch wie der Professor. Ihre sarkastische, verletzende Art machte es leicht sie nicht zu mögen. Ihr verletzende Art, die immer die Schwächen der anderen traf und ans Licht brachte… Sie tat nichts ohne Grund… Über Letzteres wollte er nicht nachdenken. Noch nicht. Um über diese Dinge nachzudenken brauchte man Zeit und etwas Abstand von der Situation. Es würde sowieso früher oder später notwendig sein. Der Hauch einer Ahnung, dass vielleicht doch ein Fehlverhalten seinerseits der Auslöser war, nagte an ihm. Doch er verdrängte ihn. Etwas anderes war jetzt wesentlich interessanter. „Professor?“ Der alte Mann drehte sich erstaunt über den Umstand, dass der junge Detektiv so früh wieder mit ihm sprach, um. „Ja?“ „Wie haben Sie das mit den Büchern gemacht?“ Diese Frage hatte ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen und nun stellte er sie. „Das war doch nichts Besonderes. Ich habe einfach eine Leiter genommen und ein paar Bücher aus dem Regal gezogen.“ „Das meine ich nicht, wie haben Sie es geschafft, die Bücher so zu manipulieren, dass sie aus dem Regal gefallen sind, als ich den Raum betreten habe?“ „Ich habe nichts manipuliert.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)