Lovers Love. von Gmork (Auf dieser Bühne gibt es nur uns.) ================================================================================ Kapitel 13: ~Schuldenfalle -------------------------- Um uns herum herrschte nur der übliche Straßenlärm, während ich mich nicht von diesen silbrigen Augen loslösen konnte, die so hell waren, dass sie schon fast blind aussahen und mich in eine neblige Trance versetzten. Doch sein Blick galt nicht mir- er sah Shin fest in die Augen, der genauso fest erwiderte und keinen Ton sagte. Selbst Chain-Yu war verstummt, was für ihre Verhältnisse sehr ungewöhnlich war. Er war offenbar heimatlos. Seine blasse Haut wies sehr viele blaue Flecken auf, wahrscheinlich durch die ganzen Prügeleien um die besten Schlafplätze. Dafür, dass er aber in so schlechten Verhältnissen lebte, sah er ansonsten ausgesprochen gepflegt aus. Noch immer bedachte er Shin mit schon fast bösen Blicken, während er sich an die kalte Mauer hinter ihn lehnte und sich einen Joint anzündete. Ich erkannte sofort was es war, erstmal am Geruch und an der Form. Mal ehrlich: Jeder weiß doch wie so ne Tüte aussieht. Allein der Gestank führte dazu, dass ich taumelte. Ihgitt, wie konnte man sich sowas nur reinziehen? Der Fremde zog ein paar Mal kräftig und beobachtete Shin, wobei er sein rechtes Auge zukniff. "Was ist nun mit meiner Kohle?" Shin wurde etwas unsicher, weil schon die ersten Passanten innehielten und rüberstierten. Sein Blick wanderte immer wieder zum Joint hin und ich bemerkte, dass seine Hände leicht zitterten. Chain-Yu schien das auch mitbekommen zu haben, denn sie umschloss seine Finger schnell mit ihren eigenen, sagte aber noch immer nichts. "Whitey, warum bist du hergekommen?" "Das sag ich dir jetzt zum dritten Mal. Ich. Brauche. Mein. Geld." Ich fragte mich, ob Whitey sein richtiger Name war. Passen würde er ja. Mit seiner Blässe glich er schon fast einen Albino. "Ja tut mir Leid, aber gerade siehts echt nicht gut aus mit dem Geld..." Whitey warf den Stummel bei Seite und drückte ihn mit den nackten Fuß aus. "Dann haben wir ein Prolem." Shin zuckte verunsichert mit den Schultern. "Sieht wohl ganz danach aus." "Weißt du Shin, ich kenn dich schon sehr, sehr lange und ich mag dich richtig gern. Aber bei Geld hört die Freundschaft auf. Schon schlimm genug, dass die Mafia bei mir Schulden hat." "Ja dann vertick doch erstmal den Rest." "Welchen Rest, ich hab schon lange keinen Rest mehr. Ich kann mir nichmal neues Zeug anschaffen, das ich dann verticken kann." "Dann musst du warten, bis ich wieder Geld habe." "Wer weiß, wann das sein wird. Ich brauchs sofort. Sonst wach ich irgendwann nicht mehr auf." Chain-Yu, die, als sie diese Worte hörte, aus ihrer seltsamen Sprachlosigkeit erwachte, trat einen Schritt nach vorn. "Du hast Shin gehört. Er hat die Kohle jetzt noch nicht, du wirst sie schon noch bekommen." Er wandte sich ihr zu und sein Gesichtsausdruck wechselte von gereizt zu ausdruckslos. Er schien sie nicht sonderlich zu mögen. "Das will ich hoffen. Wenn nicht, wird er Bekanntschaft mit der Mafia machen." "Was soll das heißen?" "Na was denn wohl? Dann werd ich meine ganzen Probleme mit denen auf ihn ablagern, so einfach is' das." "Das wagst du nicht." "Lass es lieber nicht drauf ankommen. Wenn ich in einer Woche meine Kohle nicht habe, dann kann dein Freund sich drauf verlassen, bald ein paar sehr nette Leute kennen zu lernen." Shin sah ihn wütend an, drehte sich um und ging zügig das letzte Stück zurück nach Hause. Chain-Yu und ich hatten Mühe mit ihn mitzuhalten. Ich warf noch einen kurzen Blick zurück und sah, wie Whitey den Kopf in den Nacken legte und verträumt vor sich hin lächelte. Offenbar hatte der Joint endlich seine Wirkung gezeigt. "Shin?" Ich hatte die ganze Zeit über keinen Ton heraus gebracht, doch jetzt war Shin derjenige, der nichts sagte. "Shin?" "Was ist?" Er war noch immer sehr abweisend zu mir, was mir ein immer größer werdenes Gewissen bereitete. "Was willst du jetzt tun?" "Das Geld besorgen." "Und wie?" Jetzt meldete sich Chain-Yu. "Ich hoffe nicht indem du irgendwo einbrichst oder Leute überfällst!" Sie hatte noch nicht zuende gesprochen, doch wir alle drei wussten sofort, dass sie etwas Falsches gesagt hatte. Shin blieb stehen und sah sie an, dabei war sein Gesichtsausdruck so bösartig, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. "Schönen Dank auch. Wenn du das wirklich noch von mir denkst, dann bist du ja eine richtig gute Freunden, man was für ein Glück." Inzwischen waren wir bei unseren Haus angekommen. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, schloss er auf und verschwand. Ich drehte mich zu ihr um. Die gute Laune die sie noch hatte, bevor wir Shins Dealer getroffen hatten, war nun komplett verflogen. Sie war am Boden zerstört, weil Shin nun auch noch sauer auf sie war. "Du brauchst gar nichts zu sagen, ich weiß, dass ich gerade Scheiße gebaut hab'." "Wollte ich gar nicht, aber egal. Wir müssen Shin helfen und das Geld irgendwie rankriegen." Der Gedanke, dass sein Dealer was mit der Mafia zu tun haben könnte, machte mich sehr nervös, auch wenn ich die Geschichte nicht ganz glauben konnte, so utopisch wie die klang. Aber bei Dealern wusste man nie. Ich sah wieder zu ihr und merkte, dass sie Tränen in den Augen hatte, die sie sich aber gleich wegwischte. "Ich...ich weiß was zu tun ist." Ich blickte verdutzt. "Was denn?" "Ich werde den Dealer heute noch mal besuchen." "Bist du dir sicher? Ich meine, so bekifft, wie der zum Schluss war?" "Ich muss es versuchen." "Was soll das bringen?" "Ich weiß schon was ich tue." Einen flüchtigen Augenblick konnte ich in Chain-Yus Augen etwas Glitzern sehen, das nichts mit Angst oder Sorge um Shin zu tun hatte. Wenn ich mich nicht täuschte, war es Zärtlichkeit. "Magst du den Dealer?" Das glitzern entschwand augenblicklich. "Wie kommst du nur immer auf so eine Scheiße, Kai?" Ihre Stimme klang sauer, doch komischerweise lief sie bei ihren Worten rot an. "Okay, tut mir Leid." Sie warf einen traurigen Blick auf Shins Zimmer, wo nun schon wieder Musik zu hören war. Wolken zogen am Himmel auf, es roch nach Regen. "Ich werd jetzt auch hochgehen, du weißt schon, Hausaufgaben und so..." "Okay." "Pass ja auf dich auf, wenn du da heute nochal hin willst." "Werd ich." Bevor ich die Tür aufschloss, drehte ich mich noch einmal um. "Sagmal... heißt er eigentlich wirklich 'Whitey'?" "Nein, das ist nur sein Spitzname." "Und sein richtiger ist?" "Kai, das tut jetzt nichts zur Sache, oder? Das lass mal unsere kleinste Sorge sein." Ich war etwas enttäuscht, denn ich konnte nicht verleugnen, dass ich diese Person sehr interessant fand. "Okay. Sei vorsichtig." "Ja doch." Als sie sich entfernte sah ich ihr noch hinterher, mit einem Gefühl das eine Mischung aus Frustration, Angst und Hoffnung war. Ich hatte die furchtbare Ahnung, dass sie, mit dem was sie später tun würde, ein riesigen Fehler begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)