Requiem der Träume von Alaiya (DaiKen ~ Takari ~ Mimako) ================================================================================ Kapitel 5: Einsames Herz ------------------------ Kapitel 05: Einsames Herz Daisuke stand in der überfüllten Straßenbahn, zusammengequetscht zwischen ein paar älteren Herren. Das war nicht weiter schlimm. Schlimm war aber, dass V-mon auf seinen Schultern hing. Immer, wenn die Bahn so voll war, meinte es, auf dem Boden Angst zu bekommen. Dabei taten ihm die Muskeln ohnehin schon weh und er wollte eigentlich nur noch mal in sein Bett und schlafen. Wenn Jun ihn ließ, dachte er und hoffte innerlich, dass sie bereits mit Momoe und ihren anderen Freundinnen weg war. Sie redete ja die ganze Zeit schon irgendeinen Schwachsinn von einer Weihnachtsfeier. Daisuke verzog das Gesicht, ehe ihm einen Moment später wieder Kens Gesicht vor das geistige Auge kam. Dabei wollte er doch genau das vermeiden! Konnte er nicht müde genug sein, um nicht an Ken zu denken? „Argh!“, rief er auf und hätte V-mon von seinem Rücken geworfen, wäre es nicht zu voll dafür gewesen. „Ich bin so ein Idiot!“ Zwei der Erwachsenen sahen ihn überrascht an. Wahrscheinlich wären sie am liebsten von ihm weggerückt, aber auch dafür war ja kein Platz. „Was hast du, Daisuke-kun?“, fragt V-mon missmutig. „Du solltest dich besser beherrschen“, fügte es dann altklug hinzu. „Ach, verdammt“, schnauzte der Junge nur. Am liebsten hätte er sich die Haare gerauft, aber selbst dafür war es hier ja zu eng. Wahrscheinlich hätte er irgendjemanden seinen Ellenbogen ins Gesicht gerammt und auf das Geschrei konnte er verzichten. Umso heftiger raufte er sich die Haare, als er endlich in Odaiba ankam und vor der Station stand. „Argh!“, rief er erneut aus und fuhr sich mit den Händen durchs Haar, ehe er den Kopf an die nächste Wand, beziehungsweise die nächste Straßenlaterne knallte. „Argh!“, rief er erneut aus und hämmerte weiter mit dem Kopf dagegen. „Daisuke, alles in Ordnung?“, fragte V-mon vorsichtig und sah seinen Partner verwirrt an. „Ich mein, was machst du denn da?“ „Ich bin ein Idiot“, jammerte der Junge und ließ den Kopf gegen die eiskalte Metallstange gelehnt. „Ein riesiger Idiot.“ „Von mir aus“, erwiderte das Digimon, das wie er noch ziemlich müde war. „Aber warum?“ „Das hätte ich ihm nicht sagen dürfen“, erwiderte er. „Argh! Ich bin wirklich ein Idiot…“ Wieder schlug er mit der Stirn gegen die Straßenlaterne, obwohl diese – also seine Stirn – schon ziemlich schmerzte. V-mon zuckte mit den Schultern. „Gut, können wir jetzt nach Hause? Ich hab Hunger!“ Daraufhin seufzte Daisuke. „Ja“, murmelte er dann und schlurfte hinter dem Digimon drein, als sich dieses abwandte um nach Hause zu gehen. Es reichte ja eigentlich, sich innerlich anzuschreien, oder? Einem vernünftigen Frühstück war nämlich auch er jetzt nicht abgeneigt, wie er zugeben musste. Aber wieso hatte er Ken nur gesagt, dass er ihn mochte? Oh man, was dieser nun von ihm dachte? Aber vielleicht hatte er es ja auch nur so verstanden, halt auf die harmlose Art. Man ‚mochte’ schließlich auch einen guten Freund oder einen Bruder oder… Daisuke seufzte noch einmal. Er sollte nach Hause. Nicht viel später lag Daisuke in seinem Bett und schnarchte fröhlich vor sich hin. Seine Schwester war wirklich schon bei den Inoues – dabei empfand er eine heimliche Schadenfreude gegenüber Miyako – er hatte ein zweites Mal gefrühstückt und hatte außerdem noch geduscht. Das Beste jedoch war, dass er nach dem Frühstück Ken erfolgreich aus seinen Gedanken verdrängt hatte, so dass er nun in Ruhe schlafen konnte. Ach, war es nicht wunderbar? Es war Weihnachten, sie würden feiern und bis dahin konnte er in aller Ruhe schlafen! Was gab es besseres als einen Tag nach dem anstrengenden Training faul im Bett zu verbringen? Das ebenfalls schnarchende V-mon zu seinen Füßen hätte ihm, wäre es wach gewesen, sicher zugestimmt! Aber was war das für ein merkwürdiger Traum? Es war doch ein Traum – oder? Sicher war er sich da nicht, immerhin hatte er schon komischere Dinge erlebt… „Schnee?“, fragte er und streckte die Hand aus, woraufhin eine Flocke auf dieser zerschmolz. Sie fühlte sich kalt an, recht untypisch für einen Traum, meinte er. Wo war er hier nur gelandet? Zumindest war der Ort kalt und er trug nur seinen Schlafanzug, so dass seine nackten Füße im knöchelhohen Schnee steckten und er sehr schnell zu zittern begann. „Man…“, murmelte er und rieb sich die Oberarme mit den Händen. Obwohl schon jemand im Traum erfroren war? „Daisuke-kun“, erklang auf einmal eine sanfte Stimme hinter ihm. Er drehte sich dorthin um. Da war eine Gestalt, doch sicher zwanzig Meter von ihm entfernt. Er konnte sie nicht wirklich erkennen. Um besser sehen zu können, kniff er die Augen zusammen, doch da kam die Gestalt auf ihn zu. „Daisuke-kun“, sagte sie erneut. Es war ein Mädchen, vielleicht vierzehn Jahre alt und mit schulterlangem, blondem Haar. Genau, er kannte sie sogar! Doch wie war noch gleich ihr Name? Hatte sie überhaupt einen? „Daisuke“, sagte sie nun und sah ihn mit ihren sehr hellen, blauen Augen direkt an, nun nur noch weniger Zentimeter von ihm entfernt. Um ihn so ansehen zu können, musste sie den Kopf etwas heben, ging sie ihm doch nur bis zu den Schultern. „Na…“, begann er. „Na… Natsu! Na-chan!“ Er erinnerte sich wieder an ihren Namen und daran, wo er sie getroffen hatte. Ja, New York vor vier Jahren. Als im Sommer die ganze Nacht im Schnee verschwand. Aber… Hatte sie sich nicht einen Partner suchen wollen? Wieso war sie jetzt hier? Sie war doch eigentlich ein Digimon! Genau! Wie kam sie eigentlich in seinen Traum? „Daisuke“, wiederholte sie seinen Namen. „In der Digiwelt werden bald schreckliche Dinge geschehen. Aber du darfst nicht dorthin, hörst du? Wenn du dort hingehst, wirst auch du verschwinden.“ „Was?“, erwiderte er verwirrt und immer noch zitternd. „Sie wollen sich rächen“, erklärte das Mädchen. „Sie wollen das Licht.“ „Hikari?“, fragte er. „Was wollen sie von Hikari?“ Natsu sah ihn traurig an. „Ja, sie ist auch ein Grund dafür, dass sie hier sind.“ „Aber…“, begann er, doch sie drückte kurz ihre kalten Lippen gegen die seinen. „Geh nicht in die Digiwelt, Daisuke-kun. Egal was passiert, bleib in der Welt der Menschen… Dort sollten sie keine Macht haben.“ „Was ist mit dir?“, fragte der Junge verwirrt und strich sich über die Lippen. „Ich werde allein bleiben“, erwiderte das Mädchen und ihre Stimme wurde auf einmal leiser. „Das ist wohl… Das ist wohl mein Schicksal!“ Traurig lächelte sie ihn an. Da riss ein Piepsen ihn aus dem Schlaf. „Was ist denn…“, murmelte er sich zur Seite rollend, ehe er im nächsten Moment aus dem Bett fiel und V-mon gleich mit sich riss. Sich die Augen reibend, suchte er nach dem Ursprung des Geräusches, dass ihn geweckt hatte, als V-mon schon aufsprang und nach dem D-Terminal griff, dass auf dem Nachtschränkchen von ihm lag. „Eine Email“, meinte das Digimon, als es das Gerät öffnete. „Sie ist von Takeru.“ „Zeig her“, meinte Daisuke noch immer verschlafen und riss seinem Partner das Terminal schon aus der Hand. Einmal rieb er sich noch die Augen, um klar lesen zu können. Dann zuckte er zusammen. „Was ist?“, fragte V-mon und schaute ihm über die Schulter, während er die kurze Nachricht anstarrte, die wohl alle alten Digiritter bekommen hatten. „Hikari ist verschwunden.“ Derweil saß Ken noch immer am Krankenbett Ryou Akiyamas und dachte über das, was Daisuke zuvor gesagt hatte, nach. Was hatte er damit gemeint? War es wieder einer seiner üblichen dummen Sprüche gewesen, über die er zuvor nicht richtig nachgedacht hatte, oder war es doch mehr, das sich hinter den Worten verbarg. Er seufzte. „Ich mag dich“ konnte so viele Bedeutungen haben und er war sich nicht sicher, welche Bedeutung er daraus hören wollte. „Ken!“, rief Wormmon auf einmal und sprang von seinem Schoss auf das Bett Ryous. „Was“, begann Ken, als er sah, wie die Augen des Jungens, der einst älter als er selbst gewesen war, zuckten. Er wachte auf! „Ryou?“, fragte Ken vorsichtig und streckte die Hand nach ihm aus. Doch da riss er seine Augen auf und griff nach der Hand, die eigentlich ihn berühren wollte. „Die Digiwelt…“, begann er und sah dann in Kens Augen. „Ken! In der Digiwelt…!“ ♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥ So, und hier geht es mit DaiKen mehr oder weniger weiter :D Zwei Anmerkungen zu diesem Kapitel: 1) „Ich mag dich“ konnte so viele Bedeutungen haben und er war sich nicht sicher, welche Bedeutung er daraus hören wollte. Hiermit ist gemeint, dass man in Japan selten "Aishiteruyo" sagt, wenn man ein Liebesgeständnis macht. Allgemein ist "Ich liebe dich" sehr ungewöhnlich... Es wird selten genutzt. "Suki dayo" bzw "Daisuki dayo" (Ich mag dich/Ich mag dich sehr) ist hingegen häufig, kann aber durchaus auch für Freunde verwendet werden... 2) Natsu/Na-chan: Diese Figur entspringt der Drama CD "Natsu e no Tobira" die zur zweiten Staffel in Japan erschienen ist. In dem Hörspiel geht es darum, wie Daisuke Mimi und Wallace in New York besucht und dort mit ihnen zusammen in eine Welt gesaugt wird, in der sie ein Mädchen treffen. Daisuke verliebt sich in sie und nennt sie (weil eigentlich Sommer ist) Natsu (=Sommer), bzw Na-chan. Allerdings stellt sich heraus, dass sie ein Digimon ist und Daisuke als Partner haben will. Am Ende will sie sich einen anderen Partner suchen. Da sie einsam ist, hat es in ihrer Welt immer geschneit. Freue mich wieder über Feedback :D Ihr seid toll! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)