Requiem der Träume von Alaiya (DaiKen ~ Takari ~ Mimako) ================================================================================ Kapitel 2: Wiedersehen mit Unbekannten -------------------------------------- Kapitel 02: Wiedersehen mit Unbekannten Auch Ken, der wie immer früh aufgestanden war, sah die Nachrichten über den Jungen, der in der Frühe gefunden worden war. Doch im Gegensatz zu Hikari und Takeru wusste er mehr über ihn, als irgendeiner seiner Freunde, so auch, dass dieser Junge wie sie schon einmal in der Digiwelt war. Auch, wenn er ihn zwischendurch vergessen hatte… „Ken“, erklang Wormmons Stimme neben ihm. „Ken, das ist doch…“ Ja, das war er. Obwohl selbst er angefangen hatte irgendwann zu glauben, dass er tot war. Der Junge, der ihn das erste Mal in die Digiwelt begleitet hatte. Wie war noch sein Name…? „Ri…“, murmelte er. „Ro…“ Wie konnte er das vergessen? „Ryou“, fiel es ihm schließlich wieder ein und er starrte weiterhin auf den Fernseher, obwohl die Nachrichten bereits beim Wetterbericht angelangt waren. Da trat seine Mutter hinter ihn: „Alles in Ordnung, Liebling?“ Er sah sie nur an. „Erinnerst du dich noch an Ryou?“, fragte er dann vorsichtig. Immerhin hatte er früher schon viel mit ihm gemacht, bevor er in die Digiwelt gekommen war. Er ahnte damals nicht, was es mit seinem Freund auf sich hatte. „Ryou?“ Seine Mutter dachte kurz nach. „Nicht das ich wüsste. Wieso?“ „Hast du den Bericht grade gesehen?“, fragte er weiter. „Die Nachrichten?“ „Die Sache mit dem Jungen.“ Vor lauter Aufregung begann sein Körper zu zittern. Daraufhin nickte Frau Ichijouji nur. „Ja, natürlich. Aber was hast du denn, mein Schatz?“ Ken senkte den Blick. Er verstand nicht, warum seine Mutter Ryou nicht erkannte, doch am Ende schüttelte er den Kopf. „Ich fahre zum Aiiku Krankenhaus“, rief er dann und hielt Wormmon den Arm hin, damit das Digimon aufspringen konnte, ehe er sich seinen Mantel schnappte und aus dem Apartment rannte. „Aber willst du nicht zumindest noch fertig frühstücken?“, rief seine Mutter ihm hinterher, doch da hörte er schon nichts mehr. Knapp anderthalb Stunden später saß Ken neben dem Bett des ohnmächtigen Jungen und runzelte noch immer die Stirn. Erst war er von einem Polizisten ausgefragt worden, was er über den Gefundenen wusste und was er mit ihm zu tun hatte. Dann hatte es viel Aufwand gebraucht, das Personal davon zu überzeugen, dass er bei ihm bleiben durfte und dass auch Wormmon sich länger im Krankenhaus aufhalten durfte. Obwohl es immer mehr Kinder und mittlerweile auch einige Erwachsene gab, die Digimonpartner hatten, stand man diesen noch immer mit Misstrauen gegenüber. Vor allem, da es auch immer wieder durch Aktionen der Digimon zu Stromausfällen oder technischen Problemen kam. Erst im letzten Jahr hatten zwei Flugzeuge notlanden müssen, da Digimon an Bord waren und die Navigationsgeräte scheinbar durch die Schwingungen dieser verwirrt worden waren. Anders konnte man es sich zumindest nicht erklären. Wieder starte er in das Gesicht Ryous. Da waren diese Dinge, die er nicht verstand. Lange Zeit, nach diesem „Turnier“ hatte er noch daran geglaubt, dass Ryou wiederkäme doch irgendwann hatte er diesen Glauben aufgegeben. Vielleicht durch die Saat, vielleicht auch einfach aus sich selbst heraus. Diese Explosion – die hätte niemand überleben können. Das hatte er zumindest irgendwann gedacht. Doch immer, wenn er in das Gesicht des Jungen sah. Wie konnte das nur sein? Ryou war damals eineinhalb Jahre älter gewesen als er, doch das Gesicht, in das er sah, war das eines zwölf oder dreizehnjährigen Jungens. Dabei müsste er doch eigentlich sechzehn oder vielleicht sogar schon siebzehn sein. Und da war noch etwas: Ryous Partner damals war V-mon gewesen. Daisukes V-mon. Und jetzt? Hatte der Junge überhaupt einen Partner? Er seufzte. Würde er es erfahren, wenn Ryou aufwachte? „Ken“, murmelte Wormmon nur und sah aus seinem Schoß zu ihm hoch. „Ken-chan...“ „Nicht schlafen!“, riss eine ihm wohl vertraute Stimme Ken irgendwann am frühen Nachmittag aus dem Halbschlaf hoch und als er aufsah, blickte er direkt in das breit grinsende Gesicht Daisukes. Durch den leichten Schlaf noch müder als zuvor sah der schwarzhaarige ihn verwirrt an. „Oh“, war das einzige, was er im ersten Moment hervorbrachte, während er seine Gedanken sortierte und ihm wieder einfiel, dass er im Krankenhaus war. Schnell sah er zu Ryou hinüber, der unverändert und noch immer ohnmächtig im Bett neben ihm lag. „Wer ist das?“, fragte Daisuke und sah verwirrt zu dem Jungen. Ken schüttelte den Kopf und antwortete mit einer Gegenfrage: „Was machst du hier? Hast du nicht Montagmorgens Training?“ Damit nahm er Bezug auf die Fußballmannschaft, die Odaiba A-Jungend, die zur Schule Daisukes gehörte und in der der Junge Stürmer war. Durch den hohen Leistungsstand trainierten sie normalerweise auch in den Ferien zwei Mal die Woche: Montags und Donnerstags. „Oh, ja“, erwiderte der Junge mit den rötlichen Haaren und kratzte sich, weiterhin grinsend, am Kopf. „Wir hatten heute beim Training einen kleinen Unfall… Naja, ich sollte vielleicht vorsichtiger sein.“ Verlegen zuckte er mit den Schultern, während der andere schon verstand. Er hatte selbst bis vor etwas weniger als zwei Jahren Fußball gespielt und kannte Daisukes oft etwas zu energetische und offensive Art zu spielen. Daher nickte er nur. „Ja, du solltest vorsichtiger sein.“ Dabei versuchte er zumindest so etwas wie ein Lächeln zustande zu bringen. „Egal“, meinte der andere. „War ja nur halb so schlimm… Auch wenn Shinji sich das Bein röntgen musste….“ Er unterbrach sich. „Äh, lassen musste“, korrigierte er sich dann. „Hab ihn hergebracht mit Lighdramon. Dann hab ich bei dir angerufen, ob ich vorbei kommen kann. Deine Mutter sagte du seiest hier.“ Nun wurde sein Grinsen wieder breiter. „Ey, das war ganz schön schwer, herauszufinden wo dieser Junge liegt.“ Wieder sah er zu Ryou hinüber auf dessen Decke nun V-mon kniete und sich den Jungen ebenfalls genauer besah. „Wer ist das denn nun?“, fragte Daisuke schließlich. Ken setzte zu einer Antwort an, als V-mon bereits einfiel: „Das ist Ryou!“ Der schwarzhaarige Junge, der obwohl er einen langärmeligen Wollpulli anhatte etwas fror, nickte, um das Digimon zu bestätigen. „Woher kennst du den denn?“ Der Rothaarige reagierte ungehalten. Das Digimon seufzte und druckste dann etwas rum. „Wir waren doch Mal Partner.“ „Was?“, schrie Daisuke empört auf und griff das Digimon bei den Schultern. „Was redest du da für einen Schwachsinn, ich bin doch dein Partner!“ „Ah, Daisuke“, protestierte die blaue Echse. „Du kennst die Geschichte doch…“ „Echt?“ Nun ließ der Digiritter seinen Partner los und überlegte angestrengt. „Wieso… Hö?“ Derweil hatte Ken seine Aufmerksamkeit wieder dem ohnmächtigen Jungen zugewandt und seufzte leise, was auch der andere bemerkte. „Hey, Ken, mach doch nicht so ein Gesicht“, meinte er. „Es bringt dem da auch nichts, wenn du die ganze Zeit daneben sitzt. Komm, lass uns zum Automaten gehen und uns einen Kaffee holen.“ „Aber“, setzte der Dunkelhaarige an. „Kein aber“, widersprach Daisuke. „Komm.“ Damit ergriff er das Handgelenk des anderen und zerrte ihn einfach aus dem Zimmer heraus, während die Digimon ihnen folgten. Der Kaffeeautomat stand in einem momentan leeren Aufenthaltsraum ganz am Ende des Flurs. Die Fenster des kleinen Zimmers, in dem ein paar Stühle an den Wänden standen, waren mit den üblichen Krankenhausgardinen verdeckt, durch die man aber noch den grauen Himmel von draußen sehen konnte. Während Ken, auf einem Stuhl sitzend hinaussah, zahlte Daisuke mit zwei Hundert-Yen-Stücken den Automaten, woraufhin dieser zwei Papptassen mit dampfendem Kaffee füllte. „Hier“, meinte der Jüngere, um dessen Hals wie immer die Fliegerbrille hing, die er vor mehr als fünf Jahren von Taichi bekommen hatte. Ken sah auf den Becher, den er in die Hand gedrückt bekam. „Danke“, murmelte er dann und sog den Duft des Kaffees ein. „Och Mann, ich will auch was“, begann V-mon nun sich zu beschweren. „Du magst doch keinen Kaffee“, erwiderte sein Partner, der selbst einen Schluck des heißen Getränks schlürfte. „Dann kauf mir eben Kakao!“ „Kauf dir selbst was“, antwortete der Junge. „Du weißt genau, dass ich kein Geld habe“, protestierte das Digimon. „Pech gehabt“, grinste Daisuke. „Oh, du bist gemein!“ Ken lächelte matt und nahm schließlich selbst einen Schluck von dem Kaffee, während V-mon ungehalten weiter herumschrie. Nachdem er etwas getrunken hatte, griff er in die Tasche seiner Jacke, wo er noch ein wenig Kleingeld vom Einkauf am Vortag drin hatte. Tatsächlich fand er zwei gelochte Fünzig-Yen-Münzen und warf sie zu dem Digimon hinüber. „Hier.“ „Danke“, jubelte das Digimon und rannte zum Automaten. Daisuke seufzte. „Du bist zu nett“, meinte er und verzog gespielt schmollend den Mund. „Wie soll ich es da erziehen?“ Der andere sah zu V-mon hinüber, das zu klein war, als dass es die Münzen in den dafür vorgesehenen Schlitz werfen konnte. Nach einer Weile war es Wormmon, das mit seinen klebrigen Fäden, einen Stuhl heranzog, auf den das blaue Digimon klettern konnte. Dann nahm Ken einen weiteren Schluck Kaffee. „Woher kennst du den Jungen denn jetzt?“, fragte Daisuke, der nach einer Weile seine Neugierde einfach nicht mehr im Zaum halten konnte. Einen weiteren Schluck nehmend schloss der Gefragte die Augen. „Naja“, meinte er schließlich. „Das ist eine lange Geschichte. Ich war mit ihm befreundet, damals… Wir sind zusammen durch die Digiwelt gereist. Bis…“ „Bis was?“, hakte der Andere nach als der Ältere verstummte. Wieder wandte dieser seinen Blick den Digimon zu, die sich mittlerweile eine Tasse mit Wasser aufgebrühten Kakaos teilten. „Ich war nicht dabei“, erwiderte er. „Ich kenne nicht die ganze Geschichte.“ Auf diese Worte hin verstummte auch Daisuke und ließ ein leises, etwas genervtes Seufzen hören, ehe er augenscheinlich beschloss das Thema zu wechseln. „Hast du heute Abend schon etwas vor?“ „Hmm?“ Nun sah Ken wieder auf. „Na, du willst doch wohl nicht den ganzen Tag hier sitzen bleiben, oder?“, fragte sein Gegenüber. Schweigend wich der Dunkelhaarige seinem Blick wieder aus. „Hey, Ken!“ Daisuke stand auf, damit der Ältere trotzdem gezwungen war ihn anzusehen. „Ken, heute ist Weihnachten!“ „Heiligabend“, korrigierte Ken, der von der abendländischen Kultur doch etwas mehr wusste, als der andere. Aber das war bei den meisten Gebieten der Fall. „Ist doch egal!“, motzte Daisuke. „Du weißt noch, dass wir heute Abend bei Iori eingeladen sind, oder?“ Wieder schwieg der Gefragte. „Man, Ken“, seufzte der ehemalige selbsternannte Anführer der Digiritter, doch dann schüttelte er den Kopf. „Ken, ich hole dich um vier bei dir zuhause ab, klar? Und dann bist du da!“ „Aber“, erwiderte der andere und sah auf den Kaffeerest im Becher. „Mach es nicht unnötig kompliziert“, meinte Daisuke und klopfte dem anderen auf die Schulter. Dieser nickte nur und sah wieder zu den beiden Digimon hinüber, die seit sie das erste Mal eine Jogress gemacht hatten eigentlich prima miteinander klarkamen und auch jetzt wieder zusammen am scherzen waren. Eigentlich war es bei ihm und Daisuke ja nicht anders, zumindest verbrachte er weitaus mehr Zeit mit dem Goggleboy als mit den anderen Digirittern und das, obwohl er auf dieselbe Schule ging wie Miyako. Miyako, seit dem Einkaufsbummel hatte sie sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Vielleicht war das aber auch besser so. Es war ihm immerhin klar, dass er sie verletzt hatte. Daher fragte er sich, ob sie heute Abend überhaupt kommen würde. Am besten würde er das abwarten. An sich wäre es ihm ohnehin lieber gewesen den Tag im Krankenhaus zu warten, bis Ryou aufwachte, doch – er sah zu Daisuke hinüber – da hatte jemand wohl etwas dagegen. Der Junge hatte noch immer Angst, dass er – Ken – in die alten Züge zurück verfiel, auch wenn die Saat der Finsternis nicht mehr in ihm war. „Ich werde nach Ryou sehen“, meinte er schließlich und stand auf, als Daisuke erneut nach seiner Hand griff. „Was?“, fragte er. Daisuke, der nun ebenfalls aufgestanden war, sagte erst nichts und ließ die Hand wieder los. „Ach, nichts“, meinte er dann und grinste wieder, dieses Mal jedoch etwas verlegen. „Versprich mir, dass du heute Nachmittag zuhause bist.“ „Ja, klar“, murmelte er. „Gut!“ Daisuke nickte zufrieden, während V-mon nun zu ihm gelaufen kam und Wormmon wieder, wie so oft, in Kens Arme sprang. „Dann sehen wir uns dann.“ „Ja“, bestätigte Ken und wollte den Raum verlassen, als der andere erneut nach ihm rief: „Ken!“ Er drehte sich wieder herum und sah ihn fragend an. „Ach, vergiss es“, meinte Daisuke nur, grinste und drängte sich an ihm vorbei. „Du weißt…“, murmelte er dabei. „Ich mag dich.“ „Was?“, fragte der andere. „Nichts“, versicherte der Jüngere daraufhin. „Ich… Wir sehen uns heute Nachmittag.“ Damit war er auch schon im Flur und rannte in Richtung des Treppenhauses, wobei ihm eine Krankenschwester noch hinterher rief, dass nicht gerannt werden dürfe. Ken blieb mit Wormmon und noch immer in der Tür stehend zurück. „Ken?“, fragte das Digimon. „Lass uns nach Ryou sehen“, meinte der Junge und ging zu dem Krankenzimmer zurück. ♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥ Anmerkungen: Der Ryou, der hier auftaucht, hat wie gesagt, nichts mit dem Ryou aus "Digimon Tamers" zu tun, außer, dass der Name und das Chara-Design gleich waren. Tatsächlich ist Ryou Akiyama aber ein Charakter, der zuallererst 1999 in dem Spiel "Anode Tamer", bzw "Cathode Tamer" für den Wonderswan auftauchte. Diese Spielreihe ist mit den Adventure-Universum verbunden und im zweiten Teil der Reihe "Tag Tamers" geht es um Kens ersten Aufenthalt in der Digiwelt, da er laut den spielen zusammen mit Ryou dorthin reiste. Das hier ist also kein Staffel-Crossover, sondern reines Adventure Universum, wenngleich ich mir die Games-Timeline ein wenig umbasteln musste, damit sie zu der Main-Timeline der Serie passte ;) Tut mir leid, dass das Kapitel erst jetzt online kommt - heute Nacht hat unsere Netzverbindung gestreikt ^^" Hoffe, es hat euch soweit gefallen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)