Changing emotions von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: ------------ # Reita # Ich lag in Kai’s Gästezimmer im Bett und starrte schon seit einer Stunde die Wand an. Schlafen konnte ich nicht mehr. Inzwischen war ich schon fast 2 Wochen bei Kai. Es war Mittwoch und ab Montag hatten wir wieder Proben. Sonntag war ich bei Aoi gewesen, aber es hatte niemand aufgemacht. Einfach die Tür aufzuschließen und reinzugehen, hatte ich mich nicht getraut. Von einer Nachbarin hatte ich erfahren, dass er anscheinend weggefahren war. Schon wieder etwas, was mir keiner erzählt hatte, denn ich war mir ziemlich sicher, dass zumindest Kai wusste, wo er war. Ich wollte das alles endlich aus der Welt schaffen. Und ich vermisste ihn unheimlich. Auch wenn die Anderen mich weitestgehend ablenkten. Wir waren fast nur unterwegs gewesen in den letzten Tagen. Schwimmen, im Zoo, im Kino, Minigolfen und was weiß ich nicht noch alles. Dennoch war mir die ganze Zeit schmerzlich bewusst, dass jemand fehlte. Wir waren heute morgen erst um 7 Uhr bei Ruki und Uruha abgehauen. Geschlafen hatte ich zwar in etwa 12 Stunden, aber ausgeschlafen fühlte ich mich nicht. Eher wie gerädert. Ok, vielleicht hatte ich es auch ein wenig mit dem Alkohol übertrieben gestern. Und im Schlaf war mir immer wieder das Bild von Aoi erschienen. Aoi, wie er gestrahlt hatte, als ich ihn geküsst hatte. Aoi mit nassen Haaren und nacktem Oberkörper in der Küche. Yuu schlafend an mich gekuschelt. Und Yuu mit traurigen, verheulten Augen, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte… Verdammt… Ich zuckte zusammen, als sich plötzlich die Matratze neben mir senkte. „Grübeln gibt Falten, Rei.“ grinste mir Kai entgegen. Ich murrte nur. „Was ist denn los mit dir? Du verkriechst dich schon den ganzen Tag hier im Bett. Gegessen hast du auch noch nichts…“ Ich spürte seine Hand, die mir durch die Haare streichelte. Das war schön. Normalerweise machte das Aoi immer, wenn ich mies drauf war. Traurig sah ich Kai an. „Jetzt guck doch nicht wie ein ausgesetztes Hundebaby.“ Er nahm die Hand aus meinen Haaren und legte sich neben mich, zog mich in seine Arme. Ich kuschelte mich ein wenig an ihn und er strich mir über den Rücken. „Hey… was ist los?“ Seine Stimme klang besorgt. „Ich vermisse ihn.“ nuschelte ich betrübt. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass er weggefahren ist? Ich hab mir 3 Stunden die Beine in den Bauch gestanden vor seiner Tür.“ „Wann warst du bei ihm?“ fragte Kai überrascht. „Sonntag.“ „Oh. Tut mir leid, Rei-chan. Aber er wollte nicht, dass ich es wem sage. Uru und Ruki wissen es auch nicht.“ „Das ist was anderes. Mir hättest du es trotzdem sagen müssen.“ Ich spürte Tränen aufsteigen und versteckte mein Gesicht an Kai’s Schulter, damit er sie nicht sah. Das war mir hier sowieso alles schon peinlich genug, da musste er nicht auch noch sehen, wie ich heulte. „Er ist in Mie bei seiner Familie und davor war er irgendwo anders. Wo weiß ich auch nicht. Ehrlich.“ Ich hmte nur. War doch jetzt eh egal. „Mensch! Rei sieh mich an.“ Ich schüttelte den Kopf, schluckte die Tränen runter. So lagen wir eine Weile, bis ich ihn dann doch ansah. „Was’n?“ wollte ich wissen. „Du hast ja ganz rote Augen.“ Überrascht fuhr Kai’s Hand zu meinem Gesicht. „Ey, nicht.“ meckerte ich und schnappte nach seinen Fingern. Er grinste schief. „So gefällst du mir schon besser.“ Er beugte sich vor und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Verwirrt sah ich ihn an. „Kai?!“ „Schon gut. Ich wollte dich bloß ein wenig aufmuntern.“ Er streckte mir die Zunge raus und ich pokte ihn in die Seite. „Unfair!“ nölte Kai und kicherte, da er kitzelig war. Ich lachte nur und löste mich dann aus der Umarmung. „Kai, ich möchte morgen wieder nach Hause.“ „Klar, kein Problem. Du bist ja kein Gefangener.“ „Ich weiß. Ich brauch noch ein bisschen Zeit für mich, bevor der ganze Trott wieder los geht. Und bevor Aoi wieder kommt.“ „Sollen wir dann nachher zusammen deine Wohnung sauber machen? Dürfte alles ein bisschen staubig und so sein.“ „Ja, wär lieb. Wir können ja den Besen und den Wischmopp fragen ob sie auch mitmachen wollen. Dann veranstalten wir ne Putzparty.“ schlug ich begeistert vor. „Besen und Wischmopp?“ irritiert sah Kai mich an. „Prinzesschen und Nervzwerg?“ „Uru und Ruki?“ „Ja. Boah Kai, wie alt warst du noch gleich?“ lachte ich und stand auf. „Wie war das vorhin mit dem Essen? Ich hab Hunger.“ „War klar. Du denkst auch immer nur an das Eine, wenn du bei mir bist.“ maulte Kai gespielt beleidigt und kam dann lachend hinter mir her. Nach dem Essen hatte ich mich dann schnell geduscht. Kai hatte währenddessen Ruki und Uru angerufen um zu fragen ob sie uns bei meiner Wohnung helfen wollten, aber die beiden weigerten sich strikt. Sollten sie doch. Dann würden Kai und ich das eben alleine machen. Anschließend warfen wir uns aufs Sofa und schauten fern. Es lief zwar nur Müll, aber zum Abschalten war das genau richtig. Irgendwann zog Kai mich in seine Arme und ich ließ es mir gefallen, brauchte das jetzt einfach. Und? Dann wusste er eben, dass ich nicht halb so stark war, wie ich immer tat. Er war ja ein guter Freund. Zwar nicht mein bester, aber dennoch gut genug. Yuu konnte eben niemand ersetzen und Kai würde es auch sicher nicht versuchen. Mein Nasenband nahm ich in seiner Gegenwart allerdings nicht ab. # Aoi # Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste ich erst einmal überlegen wo ich war. Das Zimmer kam mir bekannt vor. Meine Wohnung war das nicht und auch nicht das kleine Strandhaus… Ich hörte wie die Tür leise geöffnet wurde. „Yuu-chan, aufstehen. Es ist schon Nachmittag und du kannst doch nicht den ganzen Tag verschlafen.“ Ah ja. Meine Mum. Das erklärte auch, warum mir der Raum so vertraut vorkam… „Bin ja wach… Ich steh gleich auf…“ murrte ich und drehte mich noch einmal um. Meine Mum lachte und ließ mich dann wieder alleine. Ich kroch aus dem Bett und holte frische Sachen aus meiner Tasche, bevor ich ins Bad ging. Nach einer halben Stunde war ich fertig, neuer Rekord. Aber auch nur, weil ich mich nicht geschminkt hatte und die Haare waren auch nicht gestylt. War ja schließlich hier zu Hause. Ich stieg die Treppen runter und folgte dem Geruch von Essen und Kaffee in die Küche. Meine Mum saß schon am Tisch und nippte an ihrem Kaffee. Ich setzte mich dazu und bediente mich. Es war schön mal wieder mit meiner Mum in Ruhe zu essen. Früher war immer ein bitterer Beigeschmack da gewesen, nach dem Tod meines Vaters. Aber jetzt konnte ich ihn nicht wahrnehmen. Wahrscheinlich, weil wir beide den Verlust inzwischen verarbeitet hatten. Klar vermisste ich ihn und sie sicher auch. Aber heute konnten wir unbeschwert über die alten Zeiten reden. Nach dem Essen beschloss ich mich mal in der Gegend umzusehen, ein paar alte Plätze abzuklappern und zu sehen, was sich hier verändert hatte. Da war ich in den letzten Tagen nicht zu gekommen. Ich hatte viel Zeit mit meinen Schwestern und ihren Familien verbracht, da ich sie so selten sah. Auch sie schienen anfangs verwundert, dass ich alleine nach Mie gekommen war, aber sie sprachen mich nicht auf Reita an. Wahrscheinlich hatte meine Mum da ihre Finger im Spiel, aber ich war nicht böse deswegen, eher dankbar. Noch einmal wollte ich das ganze Thema nicht durchkauen. Die Kinder der beiden waren echt Wonneproppen, alles Mädchen und in etwa gleich alt. Mir dröhnten immer noch die Ohren vom ganzen Gequietsche und Gekreische, aber süß waren sie trotz ihrer Lautstärke. Und meine Mum und ich hatten viel geredet. Über alles Mögliche. Dad, seinen Tod, meine Schwestern, Torai-san, die Band, Rei. Es hatte gut getan mit ihr zu sprechen. Da sie nun mal in Mie wohnte und ich in Tokio, hatten wir nicht oft die Gelegenheit dazu. Klar, wir telefonierten regelmäßig, aber wenn man zusammen saß und Tee trank, war das schon etwas anderes. Als ich Abends in mein Auto stieg um nach Hause zu fahren, viel mir der Abschied ungewohnt schwer. Schwerer als sonst. Aber ich musste ja so oder so zurück nach Tokio. Es war immerhin schon Mittwoch. Montag würden wir wieder Proben und am folgenden Wochenende war ein Konzert geplant. So würde ich spät in der Nacht in meiner Wohnung ankommen, konnte dann ausschlafen, meine Wohnung auf Vordermann bringen und hatte dann noch ein paar Tage für mich, bevor ich Montag auf Reita treffen würde. Wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, wusste ich nicht. In den Arm nehmen würde ich ihn nicht können, denn ich wollte ihm auf keiner Weise körperlich zu Nahe kommen oder ihn gar berühren. Ich konnte das einfach nicht. Egal. Da konnte ich mir auch morgen noch Gedanken drüber machen. Erschöpft betrat ich spät in der Nacht endlich meine Wohnung. Die Tasche ließ ich an der Garderobe liegen, nachdem ich mich meiner Jacke und der Schuhe entledigt hatte. Auf Socken tapste ich direkt in Schlafzimmer und schloss die Tür hinter mir. Schnell zog ich mich bis auf die Boxershorts aus und ließ mich ins Bett fallen, rollte mich in die Decke und war auch schon eingeschlafen. Gegen Mittag war ich dann aus meinem komaartigen Schlaf aufgewacht. Ich stand auf und öffnete erstmal das Fenster sperrangelweit, da es doch ziemlich muffig war. Das Gleiche tat ich mit sämtlichen anderen Fenstern in der Wohnung. Anschließend hatte mich mein Weg in die Küche geführt, wo ich erst einmal Kaffee aufsetzte. Danach ging ich ins Bad und duschte ausgiebig, bevor ich mich in meine besten Wohlfühlsachen kuschelte. Der Kaffee war inzwischen fertig und so goss ich mir welchen in meine Lieblingstasse und trank einen Schluck. Hunger hatte ich auch, aber mein Kühlschrank war leer. Kai musste hier gewesen sein um nach dem rechten zu sehen. Wahrscheinlich hatte er dann auch gleich die verdorbenen Lebensmittel entsorgt und den Rest mitgenommen. Ich war ja immerhin zweieinhalb Wochen weg gewesen. Naja, dann würd ich mir halt später was bestellen oder so. Ich nahm die halbvolle Kaffeetasse mit ins Wohnzimmer und schaltete dort den Fernseher an, setzte mich aufs Sofa. Und jetzt? Ich musste auf jeden Fall nachher mal Kai anrufen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)